Читать книгу Das Herz Der Zeit - Amy Blankenship, Amy Blankenship - Страница 4

Оглавление

Kapitel 1 "Zerbrochene Erinnerungen”

„Kyoko!!!!!!"

Toyas wütenden Schrei konnte man durch den umgebenden Wald hören. Als das Geräusch seines verzweifelten Rufes verklang, wurde alles totenstill während alle Augen warteten, Hyakuheis nächste Handlung zu sehen.

Niemand hätte es aufhalten können. Alles war zu schnell passiert, als dass jemand reagieren hätte können. Was passiert war, hatte alle fünf Beschützer vor Angst gelähmt. Sie konnten nicht glauben, dass sie gemeinsam als die Bewacher des Beschützenden Herzkristalls gekommen waren, um Hyakuhei zu bekämpfen... nur damit er dann gewann. Nur um die eine Person zu verlieren, die sie alle geliebt und beschützt hatten.

Dort, schwebend über dem Zentrum des Schlachtfelds... nahm ihr schlimmster Albtraum Gestalt an.


Hyakuhei hielt Kyoko fest bei sich während er hinunter in ihr entsetztes Gesicht sah. Die untere Hälfte ihres Körpers hatte begonnen, mit dem seinen zu verschmelzen, genauso wie er es geplant hatte. Er versuchte langsam, sie und den Beschützenden Herzkristall in seinen Körper und in die Leere in seiner Seele aufzufressen. Alle die zusahen, konnten die Verderbnis des Kristalls sehen, der mit Dunkelheit glühte, die nur aus dem Bösen stammte.

Kyokos Hände lagen auf Hyakuheis Brust, als sie verzweifelt versuchte, sich von ihm zu trennen, mit all ihrer Kraft probierte, sich von diesem Beschützer, der zu einem Dämonen geworden war, zu befreien, nur um sich von ihm auslachen zu lassen.

Hyakuhei war nun in der Hochstimmung die ihm die Macht, die durch sein Fleisch und Blut strömte, verlieh, und ihre schwachen Versuche, ihm zu entkommen, belustigten ihn außerordentlich. Sein langes, tiefschwarzes Haar schwamm um sie beide herum, als ob es lebendig wäre. Die seidigen Enden der nachtschwarzen Locken bahnten sich ihren Weg um Kyokos Rücken, wie eine Eisenkette, die half, ihren kleinen Körper an ihn zu fesseln.

Kyoko fühlte sich hilflos, als sie gegen den Zug ankämpfte, der ihren Körper mit dem seinen verschmelzen ließ. Sie wollte nicht in die kalte, dunkle Leere, die seine Seele war, fallen. Sie spürte, wie alle Dämonen dort warteten... auf sie warteten. Je weiter sie in seinen Körper hinein gezogen wurde, umso kälter wurde dieser Teil ihres Körpers. Ihre Beine schmerzten, als wenn sich eine Eisschicht über ihrer Haut formte und eine Million Nadeln sie alle auf einmal stachen.

Sie wusste, wenn sie nicht schnell etwas machen würde, wären sie alle verloren. Sie konnte die fünf Brüder sehen, die sie die letzten Jahre über beschützt hatten... wie sie dort standen und zusahen. Jeder von ihnen wollte ihr helfen, aber sie hatten Angst anzugreifen, solange sie als Schutzschild gehalten wurde.

Sie wollte nicht gegen diesen Verräter der Beschützer verlieren. Er war deren eigener Onkel... wieso hatte er sich vor so langer Zeit gegen seine Neffen gewendet? Kyokos smaragdgrüne Augen kehrten wieder zurück um den Blick des Feindes in angstvollem Ärger festzuhalten. Dies konnte nicht passieren... Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte. Es war alles ihre Schuld.

Ihre Augen stachen in Hyakuheis dunklen, ruhigen Blick. Sie hatten den Kristall in seine Welt gebracht und sie würde ihn wieder aus seiner Welt zurückholen, und wenn sie ihn mit in die Hölle nehmen musste.

Kyou stand gut fünf Meter von ihr entfernt und zog in blinder Wut schnell sein Vernichtungsschwert 'Hakaisha'. Es gefiel ihm nicht, dass sein Onkel... sein Feind, die einzige menschliche Frau, die er je respektiert hatte, berührte. Sie sah so schrecklich zerbrechlich aus, in den Armen eines verrückten Mannes, und der Kampf wurde nun Unverdorbenheit gegen das Böse.

Der Herr des Reiches der Beschützer... Kyou, der älteste der fünf Geschwister, konnte nichts tun, ohne Kyoko dabei zu verletzen. Insgeheim wusste er, dass die Macht des Kristalls ihn nicht verletzen konnte, denn er hatte vor dieser Schlacht einen Zauber verwendet, um alle Zauber von ihm abzuhalten. Er war darauf vorbereitet gewesen, sollte Hyakuhei versuchen den Beschützenden Herzkristall gegen ihn zu verwenden.

Aber dies... hatte er nicht vorhergesehen. Er wollte nicht, dass Kyoko verletzt wurde... nie, nicht, solange er die Macht hatte, es zu verhindern.

Er wehrte sich nicht, als die dunklen, dämonischen Geister, die Hyakuhei geschickt hatte, aus dem Boden wuchsen, als würden sie aus irgendeinem verborgenen Albtraum hervorkommen und sich um seinen sterblichen Körper wickelten, um ihn bewegungsunfähig zu machen. Kyou blickte hinüber zu Toya und sah die Wut, die in den silbernen Augen seines jüngeren Bruders brannte.

Hyakuhei hatte Toya in einem Ansturm aus dämonischen Geistern eingewickelt und versuchte, ihn im Zaum zu halten, aber Toya kämpfte noch immer energisch gegen sie an. Insgeheim war Kyou sogar dankbar für die Fesseln, die seinem Bruder umgelegt worden waren... denn ohne sie würde Toya bestimmt angreifen, ungeachtet aller Konsequenzen. Nur der Anblick von Kyoko in solcher Gefahr hatte Toya schon rasend gemacht.

Kyou konnte fühlen, wie sich Toyas Beschützermacht mit jedem Herzschlag verstärkte, ebenso wie seine eigenen Kräfte und die ihrer Brüder.

Nur drei Meter entfernt weiteten sich Kotaros eisblaue Augen ungläubig. Er wollte nicht sehen, wie Kyoko Schmerzen zugefügt wurden, aber er konnte nichts tun, um es zu verhindern. Beide seiner Arme waren blutüberströmt von der Schlacht und seine Beine waren in keinem besseren Zustand. Er war kraftlos jetzt auch nur anzugreifen, er kämpfte schon um nur auf den Beinen zu bleiben und die Schmerzen auszustehen. Sein Geist war noch gelähmt durch die Angst um die Frau, die er mehr liebte als alles.

„Wage es nicht, ihr weh zu tun, oder ich werde dich bis in die Hölle jagen, Hyakuhei“, fauchte Kotaro mit kratzender Stimme und zeigte seine scharfen Klauen während in seinen eisblauen Augen der Wunsch nach Vergeltung brannte. Selbst die Luft um ihn herum schien durch die Rachegelüste lebendig zu werden, als welkes Laub in seinem Umkreis durch seine mächtigen Winde verblasen wurde.

Kamui war verängstigt, aber als er Kyoko sich in den Armen von Hyakuhei winden sah, brannte bei ihm eine Sicherung durch. Vielfärbiger Staub glitzerte in seinen wütenden Augen. Ohne an die Folgen zu denken, rannte Kamui geradewegs auf Hyakuhei zu, seine Klauen ausgefahren, mit unglaublichem Mut, den die Liebe für seine Priesterin ihm verlieh, und alle sahen es.

Hyakuheis Schattendämonen warfen ihn zurück und schmetterten seinen Körper in den harten Staub, sodass Laub und Zweige in alle Richtungen davon wirbelten.

Kaen, der den jüngsten Beschützer in der Schlacht immer im Auge behielt, packte Kamui mit einem festen Griff und Feuer sprühte aus seinem Bein, als er in Sicherheit sprang, Nachdem er den schlaffen Kamui außerhalb der Gefahrenzone auf den Boden gelegt hatte, drehte sich Kaen mit feurigen Augen um zu Hyakuhei und stand zwischen dem jüngsten Beschützer und der Gefahr.

Suki war auf die Knie gesunken, sie hielt ihren Vater noch in ihren Armen. Sein Körper war nun leblos und ihr Hass auf Hyakuhei brodelte in ihr für den Mord an Sennin. Ihr Blick wanderte nun auf Kyoko und sie wünschte sich, dass sie ihre beste Freundin retten könnte, um ihr das Schicksal von diesem weisen, alten Mann zu ersparen.

Shinbe stand schützend vor Suki und deckte ihren Körper vor Hyakuheis Blick ab. Der Wind von Kotaros Ärger blies Shinbes dunkelblaues Haar in sein Gesicht... was seinen wissenden, violetten Augen einen verzauberten Ausdruck verlieh. Seine Sorge um Kyoko vertiefte sich, als er fühlte, wie die Macht des Kristalls wuchs.

„Nein...“, das Wort entkam ihm, als ob ihm plötzlich die Luft weggeblieben wäre. Shinbe wusste, wenn Hyakuhei die gesamte Macht des Beschützenden Herzkristalls erhalten würde, dann würden beide Welten in ernsthafter Gefahr sein. Eine brühend heiße Träne rann über seine Wange, als er sein Herz zerbrechen fühlte, aufgrund der Gewissheit, dass er nichts tun konnte. „...Kyoko.“

Hyakuhei sah sich nach den Feinden um, die ihm so lange im Weg gestanden hatten... die Nachkommen seines eigenen Bruders. Er wusste, dass sie Angst hatten, ihn anzugreifen, weil er nun Kyoko als einen Schutzschild hielt und er spürte, wie sich die Wut um ihn aufbaute.

Seine tiefschwarzen Flügel breiteten sich aus und erschufen einen dunklen Hintergrund hinter sich, als er mit seinen ebenso schwarzen Augen die Frau in seinen Armen fixierte. „Sie versuchen, dich zu schützen.“ Er stellte es in einer ruhigen, beruhigenden Stimme fest, als ob sie sich nicht mitten in einer Schlacht befänden, sondern nur von der Tribüne aus zusähen.

Er konnte den heiligen Beschützenden Herzkristall fühlen, der inmitten seiner nackten Brust noch sichtbar war. Ihre Liebe für die Beschützer, die kämpften, um sie zu schützen, war das einzige, was noch verhinderte, dass der Kristall weiter in seinen Körper sank und ihm die ersehnte Macht verlieh.

Die Unverdorbenheit dieser Liebe war ihre Kraft und sie versuchte sie dafür zu verwenden, den Kristall von ihm weg zu ziehen... er konnte es fühlen. Aber er konnte auch die Macht fühlen, die schon durch seine Adern strömte, und sie schmeckte nach mehr.

Seine Augen wurden einen Moment lang sanft, als er flüsterte, als würde er zu einer Liebhaberin sprechen: „Es ist nicht genug.“

Hyakuhei entschied, die Macht, die er schon von dem Kristall gewonnen hatte, gegen Kyoko zu verwenden, um das Band der Liebe, das die kleine Gruppe umschloss, zu zerstören. Er wusste, er musste sie aufhalten... denn schon ihre Macht alleine war ebenso stark wie der Kristall, den sie früher in sich gehabt hatte. Derselbe Kristall, der ihm früher ermöglicht hatte, zu lieben... nur um ihm diese Liebe dann grausam zu entreißen.

Er zog Kyokos Gesicht hoch zu sich und setzte einen sanften Kuss auf ihre unschuldigen Lippen. Während er in ihre stürmischen, smaragdgrünen Augen starrte, betrat er mithilfe der Macht des Beschützenden Herzkristalls ihr Bewusstsein.

Hyakuhei suchte nach ihren Erinnerungen an die Beschützer, die sie so sehr liebte... er würde sie ihr wegnehmen. Wenn er die Erinnerungen von den Menschen, für die sie kämpfte, stahl, dann würde er damit ihre Macht schwächen und seine stärken.

Kyoko konnte nicht blinzeln. Sie fühlte seine bösartigen Klauen in ihrem Bewusstsein, die versuchten, ihre Erinnerungen zu zerstören und ihr den Sinn dieses Kampfes zu entreißen... versuchten, ihr ihre Liebe wegzunehmen. Ihre Freunde, jeden von ihnen, sie würde es nicht zulassen.

Kyoko fühlte, wie ihre Kontrolle brach und sie nichts mehr hatte, was sie gegen ihn verwenden konnte, als nur genau die Sache, die er ihr wegnehmen und zerstören wollte. Ihre Augen glühten nun vor nicht mehr unterdrückter Wut. Sie fasste mit ihren Händen in seine seidigen pechschwarzen Locken und stieß seine Stirn hart gegen die ihre, zitternd unter einer Flutwelle der Macht.

Ihre Stimme durchbohrte die Stille auf dem Schlachtfeld als sie schrie: „So sehr willst du sie. HIER!! Nimm sie!!!!“

Kyous goldene Augen glühten intensiv als die Angst sich in ihn bohrte, wie die Klinge eines heißen Messers. Was hatte die Priesterin vor? Er wusste, dass etwas schrecklich falsch lief, und er fühlte seine physischen Kräfte, die ihn riefen... die ihn dazu drängten, zuzuhören und zu sehen, bevor es zu spät war! Er beschränkte diese Macht und drang in Kyokos Bewusstsein ein, um zu sehen, was passierte. Er wäre auf seine Knie gefallen, durch das, was er sah, wären die Schattendämonen nicht so fest um ihn gewickelt gewesen... dass sie ihn unbeweglich machten.

Die Bilder und Geräusche würden für immer in sein inneres Auge gebrannt sein und Kyou wusste irgendwie, dass er nie in der Lage sein würde, die Gefühle, die über ihn hinweg spülten, abzuschütteln. Denn er erkannte, als er in ihr Bewusstsein sah, dass Kyoko Gefühle der Liebe für ihn und seine Brüder gehegt hatte. Er konnte jede Berührung sehen, jede Empfindung fühlen, wie sie ihn streichelte und jede verborgene Träne ihn zerbrechen fühlen, so wie sie es erfahren haben musste.

Kyou war auch zutiefst erschüttert als die Erkenntnis über ihn hereinfiel, dass Kyoko mehr Macht hatte, als je jemand gedacht hatte... Macht, derer sie sich selbst nicht bewusst war. Er konnte jede Erinnerung sehen und fühlen, als sie von ihrem Bewusstsein in das von Hyakuhei über gingen als ob sie direkt in sein Herz fliegen würde, wo er sie für immer gefangen halten würde.

Jahre der Liebe, des Herzschmerzes, der Opfer... alle auf einmal übergeben.

Wütende Tränen liefen über Kyokos Wangen, als sie jede Erinnerung der Liebe und Freundschaft, Schmerzen und geheime Gefühle, die sie für alle, die mit ihr kämpften, gehegt hatte, in Hyakuheis Bewusstsein schleuderte. Es war die einzige Waffe, die sie noch hatte.

Sofort wurde Hyakuheis Bosheit ins Wanken gebracht. Jeder fühlte die Verschiebung der Macht, als das Blinken des Kristalls sich von einem dunklen Leuchten in ein blendendes, weißes Licht verwandelte und die Schatten-Erscheinungen, die Toya und Kyou festhielten sich in Luft auflösten.

Kyoko sah zu, wie der Engel der Dunkelheit überrascht wurde, sein perfektes, blasses Gesicht sich vor Schmerzen verzog.

Gerade als sie spürte, wie sie weg sackte, streckte Kyoko ihre beiden kleinen Hände nach dem Kristall aus und zog ihn aus seinem Fleisch heraus. Sie wusste, was getan werden musste, denn sie konnte schon fühlen, dass ihr Geist den Kampf um die Erinnerungen, die sie nicht vergessen wollte, verlor. Kristallene Tränen strömten über ihre schon feuchten Wangen.

Sie hatte ihre Erinnerungen geopfert um sie alle zu retten. Schnell, bevor sie den Gedanken verlor, hielt sie den Beschützenden Herzkristall gegen ihre eigene Brust... parallel zu ihrem Herz.

Als sie sich umsah und erkannte, dass Toya und Kyou genau auf sie zu sprinteten, flüsterte sie: „Vergesst mich nicht... bitte... findet mich.“

Das Letzte, was Kyoko noch erkennen konnte, als sich ihr Blickfeld einzuengen begann, war sowohl das Rufen ihres Namens und die Gestalten, die sie festhalten wollten. Eine mit flüssig goldenen Augen und die andere mit geschmolzenen silbernen Augen... dann wurde ihre Welt schwarz.

Kyou konnte fühlen wie Kyoko verblasste und er dachte, sie würde sterben. Er sprang gleichzeitig mit Toya in dem verzweifelten Versuch, sie zu erreichen, als alles sich veränderte, als wäre ein Tropfen Wasser in sein Sichtfeld gefallen. Wellen kräuselten sich von Kyokos Herz ausgehend und sie verschwand einfach. Dann schrie Hyakuhei vor Wut als auch er verschwand.

Kyous Gedanken rasten, als der Schrei seines Bruders, der sich unter den seinen gemischt hatte, plötzlich endete, als wäre das Geräusch mit einem Augenzwinkern abgeschnitten worden, und er wusste, dass auch Toya verschwunden war. Kyou landete elegant auf dem nun leeren Fleck, wo vor nur einer Sekunde sein Ziel gestanden hatte. Sein verärgerter Blick schweifte hektisch umher, er wollte es nicht wahrhaben. Alle waren verschwunden.

Kyou fühlte, wie das Adrenalin, das durch seine Adern pulsierte, sich mit seinem blauen Beschützerblut vermischte. Er hatte alles gesehen und gefühlt. Er besaß nun alle ihre Erinnerungen. Kyoko hatte alles gegeben, was sie war, um sie zu retten, und im letzten Moment hatte er ihren Wunsch gehört. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal, was sie getan hatte... aber sie hatte alle mit sich mitgenommen, und nur ihn zurück gelassen.

Der Zauber, den er sich selbst aufgelegt hatte, um zu verhindern, dass der heilige Kristall gegen ihn verwendet wurde, hatte ihn davon abgehalten, dorthin zu gehen, wo die anderen nun waren. Mit nur ein paar geflüsterten Worten, hatte sie ihm alles genommen.

Sein Körper stand aufrecht und stolz. Sein knielanges, silbernes Haar wallte um ihn und die weiße Seide seines Hemds zitterte im leichten Wind als würde er im Auge eines unsichtbaren Sturms stehen, der den Sturm, der in seinem gequälten Herzen tobte, nach außen abbildete.

Seine Erscheinung war die eines Engels... königlich, mächtig und perfekt, als er sich auf dem verlassenen Schlachtfeld umsah. Bis er eine Hand zu seiner Wange hob und die einsame, blutrote Träne auffing, die nicht einmal er aufhalten hatte können.

Kyous Sichtfeld erzitterte, als goldene Federn um ihn wirbelten, von Flügeln, die gewachsen waren, wodurch er von einem prächtigen, goldenen Leuchten umgeben wurde, das zum ersten Mal in seinem zeitlosen Leben seine wahre Identität offenbarte.

Die einzige Wunde, die die Schlacht hinterlassen hatte, war ein klaffender Schnitt in seinem Herzen... einem Herzen, von dem niemand gedacht hatte, dass er es besaß. Sein Blick streifte die Statue der Jungfer, die nur ein paar Meter von ihm entfernt stand, und er flüsterte: „Kyoko, ich lasse dich nicht im Stich. Eine Entfernung von über tausend Jahren reicht nicht aus, um mich davon abzuhalten, dich wieder zu finden...“


Kapitel Zwei “Die Andere Seite“

Auf der anderen Seite des Herzens der Zeit, zwei Jahre später... und über tausend Jahre in der Zukunft.

Der Brief war adressiert an den Hogo-Schrein. Opa Hogo sah den eleganten Umschlag an, den der Bote ihm gerade übergeben hatte, während er ihn zurück zu dem Tisch trug, wo er gerade seinen Tee getrunken hatte. Bevor es an der Tür geklopft hatte, hatte er die Ruhe und Stille des meistens hyperaktiven Hauses genossen.

Alle anderen waren am Abend ausgegangen. Tama war mit Freunden in der Spielhalle in der Stadt und Kyoko war in die Bibliothek gegangen um zu lernen, während Frau Hogo zum Einkaufen los gezogen war.

Opa hob ein kleines Messer vom Tisch auf und schlitzte mit der scharfen Klinge sorgfältig den Gold-umrandeten Umschlag auf. Er griff hinein, zog einen beglaubigten Brief auf schwerem, Gold-umrandetem Papier hervor und begann, ihn zu lesen. Je mehr er las, umso größer wurden seine Augen. Es war ein Stipendium, ein komplettes Stipendium für eine sehr teure Uni in einem Außenbezirk am anderen Ende der Stadt.

„K.L. University.“ Seine alte Stimme klang zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder überrascht, als er las, dass alles zur Gänze bezahlt werden würde, auch die Kosten für das Studentenheim, wo sie untergebracht werden sollte. Der Brief war unterschrieben vom Gründer der Universität mit den Initialen K.L.

Opas gealtertes Gesicht erhellte sich mit dem strahlendsten Lächeln seit langer Zeit. Kyoko würde überglücklich sein. Er wusste, dass sie Angst gehabt hatte, dass sie dadurch, dass sie so viel von der Schule verpasst hatte, überhaupt keinen Studienplatz bekommen würde, und nun würde sie auf eine Universität gehen, die alle anderen in der Region übertraf.

Er runzelte nachdenklich die Stirn... Es war die Uni wo es am schwersten war, hinein zu kommen, denn er kannte niemanden, der sich dort jemals mit Erfolg beworben hatte. Es wurde auch erzählt, dass sie nur sehr wenige Studenten hatte, aufgrund der extrem hohen Bewerbungsanforderungen. Wie hatte sie es geschafft, an einer Uni angenommen zu werden, wo sie sich nicht einmal beworben hatte?

Seine Gedanken wanderten zwei Jahre zurück in die Vergangenheit. Kyoko hatte eine Weile gebraucht, bevor sie sich wieder richtig eingelebt hatte, nachdem sie so völlig desorientiert von dem Schreinhaus zurückgekommen war. Sie waren alle verwirrt gewesen, als sie plötzlich zurückgekehrt war, denn sie hatte kaum Erinnerungen an die Zeit gehabt, in der sie weg gewesen war.

Die Hogo-Familie wusste ungefähr, wo sie hingegangen war, denn sie war schon früher durch das Zeitportal gegangen und wieder zurückgekommen... Kyoko war die einzige, die dadurch plötzlich einen Gedächtnisverlust erlitten hatte.

Sie hatte sich nicht einmal an Toya erinnert. Aber für Opa war das in Ordnung, denn es war das Beste, wenn sie diesen Beschützer, der durch die Zeit reiste, einfach vergaß. Es war das Beste, wenn sie alles von der anderen Seite vergaß, und von den Gefahren, die sie brachte.

Seine Augen wurden einige Sekunden lang traurig. Ja, die Familie hatte beinahe alles gewusst, was passiert war, denn Kyoko war regelmäßig zwischen den Welten hin und her gegangen. Und wenn sie auf dieser Seite war, dann hatte sie ihnen alles erzählt, was gerade passiert war. Er hatte auch bemerkt, dass sie eine Menge Dinge, von denen sie nicht wollte, dass die Familie sie kannte, verschwiegen hatte. Dinge, die sie nun nie erfahren würden, denn Kyoko hatte diese Geheimnisse vergessen.

Selbst nachdem ihr jüngerer Bruder, Tama, ihr viel von dem erzählt hatte, was er wusste; sie hatte nur ihren Kopf geschüttelt und zu Boden geschaut. Sie erinnerte sich nur daran, in der anderen Welt alleine gewesen zu sein. Eine Welt voller Monster.

Opa biss sich auf die Lippen, als er nachdachte. Er wusste, dass alles gut gegangen war, denn Kyoko hatte gesagt, sie erinnerte sich daran, dass der Schützende Herzkristall wieder in sie zurückgekehrt war, und dass es vorbei war. Nach ein paar Wochen hatte sie sich wieder in ihre Schularbeiten vertieft und hatte ausgezeichnete Noten bekommen, und nun machte sich das bezahlt. Opa hörte, wie sich die Haustür öffnete, und sein Lächeln wurde breiter.

Nachdem er den Brief geküsst hatte, als wäre er ein heiliger Glücksbringer, sah er seiner Enkelin zu, wie sie in die Küche kam... Kyoko würde sich so freuen.

Drei Wochen später...

Goldene Augen beobachteten die Frau aus der Vergangenheit, als sie sich der Akademie näherte. Er hatte sie gefunden und irgendwie würde er alles wieder in Ordnung bringen. Er fühlte, wie sein menschlicher Schutzschild einen Moment lang verblasste, als seine Augen in flüssigem Gold glänzten, in der Erinnerung an alles, was an jenem beängstigenden Tag mitten auf dem tödlichen Schlachtfeld passiert war.

Die Strahlen der Morgensonne, die durch das Fenster schien, warfen einen eigenartigen Schatten in der Form von Flügeln hinter ihn. Er hob seine Klauen-besetzte Hand und zog seine Augen zu Schlitzen zusammen, sein Blick wachsam, als seine Klauen sich wieder in seinen menschlichen Mantel zurückzogen.

Als er seine ruhelosen Augen wieder auf die Priesterin richtete, beruhigte er seine inneren Mächte. Es war Zeit, und mit der Reinheit von Kyoko fühlte er auch, wie das Böse um ihn herum erwachte. Der noch nicht beendete Krieg würde bald beginnen. Dieses Mal... würde er nicht denselben Fehler machen.

Kyoko starrte hinauf zu dem riesigen Gebäude. Für sie sah es beinahe wie ein gewaltiges Schloss aus einer unbekannten Vergangenheit aus. Sie lächelte in sich hinein. Sie konnte es nicht verhindern. Sie war noch immer erfüllt von dem Glück seit sie von dem Stipendium erfahren hatte, und der Tatsache, dass sie nun tatsächlich hier leben würde.

Sie drehte sich zu Tama um. Er war eine große Stütze gewesen, hatte ihr mit ihren Taschen und dem Einzug geholfen. Kyoko war froh, dass sie ihre Mutter und ihren Opa dazu überreden hatte können, dass sie zuhause blieben, und sich dort von ihr verabschiedeten. Nun fühlte sie sich fast leichtsinnig durch diese riesige Freiheit, atmete tief durch und genoss sie.

„Kyoko, wirst du hier den ganzen Tag stehen, oder wollen wir dein Zimmer suchen gehen?“, knurrte Tama, obwohl auch ihn der Anblick beeindruckte. Er sah überrascht hoch zu dem gigantischen Torbogen, der zu den Eingangstüren führte.

Kyoko hielt den Plan in ihrer Hand hoch und wies auf das gewaltige Gebäude, das an der rechten Seite der Universität angebaut worden war. „Das müsste das richtige Gebäude sein.“ Sie drehte sich um und zwinkerte Tama zu. „Danke, dass du mir heute hilfst.“

Tama grinste ein wenig verlegen. „Klar doch, Kyoko, schließlich werde ich dich so ja eine Weile los, das ist schon Belohnung genug.“ Er duckte sich und rannte davon, während er vor Lachen kaum Luft bekam.

Kyoko machte sich auf um die Verfolgung aufzunehmen, aber blieb plötzlich mitten im Schritt stehen, als sie Augen auf sich fühlte.

Als ein Windhauch ihr kastanienbraunes Haar aus ihrem Gesicht blies, sah sie hoch zu dem Gebäude und fragte sich, welche Augen sie so streichelten, aber sie konnte niemanden sehen. Sie hatte in den vergangenen paar Jahren die Fähigkeit entwickelt, komische Dinge wahrzunehmen, und sie hatte keinerlei Zweifel, dass jemand da war... und sie beobachtete. Es fühlt sich an, als würde jemand sie berühren.

Sie bildete sich ein, eine Bewegung in einem Fenster weit oben zu sehen, aber als sie genauer hinsah, war dort nur Leere. Kyoko seufzte innerlich als sie bemerkte, dass das komische Gefühl nun weg war. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und wartete, dass die Enttäuschung verging. Schließlich gab sie auf und erreichte Tama gerade, als er durch die Türen schritt. Sie beide erstarrten, als sie sich umsahen.

„Dieser Ort ist fantastisch“, flüsterte Tama als er hinauf sah und sich dann ihr zuwandte und mit ernster Stimme hinzufügte: „Du solltest den Plan wohl behalten... So wie ich dich kenne, wirst du dich hier verlaufen.“

Kyoko schien ihn nicht zu hören, so sehr waren ihre Augen beschäftigt die Innenausstattung der Eingangshalle zu betrachten. Der Raum, in dem sie standen, war zumindest drei Stockwerke hoch, mit Treppen, die in Spiralen nach oben zu den anderen Etagen führten. Auf einer Seite gab es eine riesige Bibliothek, während die andere Seite aussah wie der Freizeitbereich, und direkt in der Mitte war ein gigantischer Armleuchter, der von der hohen, gewölbten Decke hing.

„Ja, ich hoffe wirklich, dass der nicht herunter fällt“, bestätigte sie der Luft mit einem Nicken.

Unten gab es einige Sofas und Polsterstühle. Es waren schon Studenten auf und geschäftig an der Arbeit, obwohl es sehr früh am Morgen war. Sie hatte so früh wie möglich hier sein wollen, und nun war es 7:30 Uhr früh. Sie sah schnell wieder auf das Papier um herauszufinden, wohin sie gehen sollte.

Stöhnend sah sie über ihre Schulter auf Tama und deutete auf die Wendeltreppe vor ihnen. Sie hatten insgesamt vier Koffer, da Kyoko hier fest einziehen würde, und sie waren sehr schwer.

Tamas Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Du machst Scherze.“ Er ließ den Griff des größten Koffers los, in dem Wissen, dass die Räder an dessen Unterseite ihm diesmal nicht helfen würden. „Ich bin doch erst 12.“

Mit Überzeugung richtete sie sich hoch auf.

Kyoko erschrak als eine männliche Stimme hinter ihr fragte: „Bist du Fräulein Kyoko Hogo?“

Sie drehte sich sofort um und sagte: „Ja.“

Ihre Augen wurden groß, als sie direkt in das Gesicht eines sehr gutaussehenden Mannes sah. Er hatte auffällige, eisblaue Augen und langes, dunkles Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Als sie ihn ehrfürchtig anstarrte, fühlte sie einen merkwürdigen Luftzug, der ihr Gesicht streichelte. Die Spitzen ihres weichen Haares kitzelten ihre Wangen, als die Brise sie erfasste.

Er schenkte ihr ein sehr charmantes Lächeln. Dann schnippte er zu ihrer Überraschung seine Finger und zwei Männer erschienen fast wie aus dem Nichts, nahmen ihre Koffer und machten sich damit auf den Weg die Treppen hoch. Kyokos Augen wurden noch größer, als sie ihnen zusah, aber bevor sie etwas sagen konnte, hatte der andere Mann ihre Hand in die seine genommen und, indem er sie zu seinen Lippen führte, gab er ihr einen hoheitlichen Kuss.

„Mein Name ist Kotaro, und ich möchte jemanden, der so schön ist wie du, nicht etwas so Schweres tragen sehen. Nun, wenn Sie mir folgen möchten, dann zeige ich dir dein Zimmer.“ Mit ihrer Hand immer noch in der seinen, drehte Kotaro sich selbstbewusst um und begann, die Treppen zu erklimmen.

Die plötzliche Hitze, die durch seine Finger strömte und sich über seinen Arm auf seinen ganzen Körper ausdehnte... erweckte sein Beschützerblut. Es war sein Geheimnis, das er bewahren musste. Kotaro drückte ihre Hand sanft, wissend, dass sie diejenige war, auf die er so geduldig gewartet hatte. Er hatte es in dem Moment gefühlt, als sie den Raum betreten hatte.

Kyoko hob eine dünne Augenbraue und sagte zu sich selbst: 'Ihr Götter, schützt mich vor ritterlichen Männern. Wo bin ich hier nur gelandet?'

Sie drehte sich mit einem Schulterzucken zu Tama um, der mit offenem Mund dastand. Kyoko legte ihren Kopf schräg und zwinkerte kurz. „Tama, pass auf, du könntest eine Fliege verschlucken.“ Dann, bevor er sich erholen konnte, drehte sie sich zurück und folgte der geschmeidigen Form des Mannes, den sie nur als Kotaro kannte.

Auf ihrer imaginären Kreidetafel, auf der sie insgeheim ihre und Tamas Punkte zählte, machte sie einen Strich für sich selbst. Sie hörte, wie er hinter ihnen her schnaubte, als sie die Treppen hoch gingen und wusste, dass sie den Wettkampf nun gewinnen würde.

Sie passierten einen anderen Mann, der auf seinem Weg hinunter war, und als sie an ihm vorbei kamen, fühlte sie, ohne dass er sie auch nur ansah, einen Blitz in ihrem Herzen und ihr blieb der Atem weg. Jedes Geräusch erlosch, als er beinahe in Zeitlupe vorüber kam. Dann wurde alles wieder normal, während ihr Herz einen Schlag aussetzte und dann schneller schlug.

Ein Gefühl der Verunsicherung kroch über ihre Haut, als würde sie etwas vermissen... oder noch eher als hätte sie etwas verloren und vermisste es schrecklich. In dem Versuch, die merkwürdige Reaktion abzuschütteln, drehte sie sich nicht einmal um, um zu sehen wer an ihr vorbei gegangen war. Sie dachte, dass es im Moment besser war, wenn sie es nicht wusste.

„Nun, zumindest gibt es hier genug Jungs, denen du nachsabbern kannst“, flüsterte Tama und ließ Kyoko innerlich knurren.

Oben an der Treppe angekommen, folgte sie Kotaro entlang eines langen Ganges mit vielen Türen an beiden Seiten. Sie nahm an, dass dies die Studentenzimmer waren, aber er blieb vor keiner von ihnen stehen. Am Ende des Korridors gab es eine Doppeltür auf der stand BETRETEN VERBOTEN. Sie war etwas verwirrt, als Kotaro und die beiden, die ihr Gepäck trugen, selbstbewusst durch sie durch gingen, als würden sie dorthin gehören, nur um dann wieder auf ein Treppenhaus zuzusteuern.

Tama schloss zu Kyoko auf und stichelte: „Ich glaube, sie schicken dich in den Kerker.“

Kyoko grinste über ihre Schulter zu ihm: „Wir gehen hinauf, du Dummkopf.“

„Ein leeres, kaltes Zimmer in der Turmspitze dann“, warf ihr Tama von hinten an den Kopf.

'Nun, zumindest werde ich fit bleiben', dachte sie, als sie das obere Ende von wieder einer eleganten Treppe erreichten, dann bogen sie in noch einen Korridor, aber dieser war wunderschön. Es sah aus, als wäre selbst der Boden aus Marmor. Die Türen waren weit voneinander entfernt. Es gab in diesem Gang nur drei Zimmer und sie machte sich im Stillen Sorgen, dass Kotaro vielleicht doch gar nicht wusste, wo er hin musste.

Kotaro ging zur letzten Tür, wissend, dass sie sehr speziell sein musste, denn nicht vielen Menschen war es überhaupt gestattet, diesen Gang zu betreten und er wusste, dass dies das beste Zimmer am gesamten Campus war. Er blieb vor der Tür stehen und wartete auf sie und ihren jungen Freund.

Kotaro grinste, sie war nervös. Er konnte es riechen. Er sah in ihre stürmischen, smaragdgrünen Augen und fühlte schon, wie sein Herz aussetzen wollte, aber im Moment musste er tun, was ihm aufgetragen worden war.

Er streckte seine Hand mit der Fläche nach oben aus. „Ich werde dich nun alleine lassen, aber wenn ich noch etwas für dich tun kann...“ Er gab ihr den Schlüssel zu ihrem Zimmer und schenkte ihr einen Blick, der sie erröten ließ. Er verbeugte sich tatsächlich galant und bedeutete den beiden Männern, ihm zu folgen.

Kyoko und Tama drehten sich beide um und sahen ihnen mit erhobenen Augenbrauen nach, bis sie außer Sichtweite waren, dann blickte Kyoko zurück auf die Tür und sog scharf die Luft ein. Hier, an der Tür, hing ein Namensschild mit dem Namen Kyoko Hogo in goldenen Lettern.

Tama tippte seiner Schwester auf die Schulter und kicherte: „Weißt du... so könntest du eine Fliege verschlucken.“

Kyoko verdrehte die Augen während sie in Gedanken den Punkt, den sie sich vorhin gegeben hatte, wieder löschte. Sie sperrte die Tür mit dem Schlüssel auf, öffnete sie zaghaft und blickte vorsichtig hinein.

Tamas Augen wurden so groß wie Untertassen, als er sie vor sich herschob, um etwas zu sehen. „Nicht wahr! Dieses Zimmer ist fast so groß wie unser ganzes Haus.“ Seine ehrfürchtige Stimme erzeugte ein Echo in der Stille. „Du könntest hier ernsthaft einen Tanzclub eröffnen.“

„Also gefällt dir mein Kerker?“ Kyoko fügte den Punkt wieder hinzu, wo er hin gehörte.

*****

Zwei Stunden später, lange nachdem sie Tama gedankt und ihn nach Hause geschickt hatte, stand Kyoko im Badezimmer und ordnete ihre Sachen in die Regale ein. Sie blickte noch einmal zu der Badewanne hin, die groß genug für fünf Menschen wäre.

Stöhnend machte sie die Worte ihres kleinen Bruders nach: „Nicht wahr!“

Sie konnte die Haare in ihrem Nacken zu Berge stehen fühlen, als sie sich wieder einmal fragte, ob es nicht einen Fehler gegeben hatte. „Ja“, flüsterte sie vor sich hin. Jemand würde jeden Moment auftauchen und ihr sagen, dass sie wieder ausziehen musste. Sie wusste einfach, dass dies das falsche Zimmer sein musste.

Kyoko kam wieder aus dem Bad und sah sich im Schlafzimmer um. Das Bett war das größte, das sie jemals gesehen hatte, und war schon perfekt gemacht, inklusive flaumiger Steppdecke und allem. Das Zimmer war hübsch mit weichen Lila-und Blautönen, die den Wollteppich und das Bett bestimmten. Es gab hier und da tiefrote Farbtupfer und einen Schrank, der so groß war, dass man sich darin verlaufen konnte.

Sie ging in das Wohnzimmer, das ganz schwarz und golden war, ausgestattet mit allem, was sich ein Mensch nur wünschen konnte. Sie hatte die Küche schon begutachtet. Sie war voll mit Vorräten. Kyoko schüttelte zum x-ten Mal ihren Kopf. „Nicht wahr.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe und fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Es war Samstagmorgen und ihr Unterricht begann erst am Montag.

„Nun, ich kann mich hier nicht den ganzen Tag verstecken“, murmelte sie vor sich hin.

Mit dem Gefühl, wo herumzustöbern, wo sie nicht sein durfte, machte sich Kyoko auf den Weg zur Tür und streckte ihren Kopf hinaus in den Gang. Nachdem sie niemanden sehen konnte, trat sie auf den Korridor und schloss die Tür hinter sich, dann lief sie leise zurück zu den Treppen, die nach unten führten.

Wieder hatte sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurde, und es jagte ihr Schauer über den Rücken, aber sie blieb nicht stehen, hatte Angst, sich umzudrehen.

'Sie kann mich fühlen', dachte Kyou innerlich. Vielleicht waren ihre Mächte nicht so tief vergraben, wie er befürchtet hatte. Er hatte es sofort gewusst, als sie ihr Zimmer verließ und er atmete den Geruch, der zurückblieb, ein... kostete ihn aus.

Die Erinnerung an ihren Geruch schien andere Erinnerungen aufzufrischen. „Bald, Priesterin, werden wir deine Mächte wieder ausgraben. Du kannst sie verstecken wollen... aber nicht zu lang.“ Er lehnte sich an die Wand des Korridors, seine goldenen Augen folgten ihr bis sie außer Sichtweite war.

*****

Kyoko konnte etwas leichter atmen, als sie wieder in der Eingangshalle stand. Sie erkannte, dass diese nun voll mit Leuten ihres Alters war, die dort hin und her liefen, standen und plauderten. Seufzend und indem sie das letzte Bisschen Merkwürdigkeit von oben abschüttelte, stand Kyoko da noch einige Sekunden gedankenverloren.

Sie hasste es, wenn ihre Gefühle sie so plötzlich übermannten. Manchmal wünschte sie sich, dass sie diese Dinge überhaupt nicht fühlen könnte. Sie schob es zurück in ihren Hinterkopf, als sie sich im großen Parterre des Gebäudes umsah. „Ich brauche einen Schalter, um dies aus-und einzuschalten“, murmelte sie und dachte immer noch an die seltsamen Vibrationen, die sie eine Sekunde zuvor gefühlt hatte.

Sie sah zu der Bibliothek und drehte sich dann schnell in die andere Richtung, nachdem sie entschied, dass sie erst diesen Bereich besser kennenlernen wollte. Sport zu treiben war schon immer ihre Angewohnheit gewesen, und sie wollte das beibehalten. In den letzten beiden Jahren hatte sie Kampfsportarten jeder Art betrieben und ihr gefiel die Bewegungsfreiheit, die sie ihrem geschmeidigeren Körper verliehen.

Als sie durch die Aufenthaltsräume ging, fielen ihr verschiedene Turnhallen auf. In eine der größeren Hallen konnte sie durch das Glas sehen. Sie konnte nicht widerstehen und blieb stehen, um einen Moment zuzusehen. Zwei Menschen kämpften mit Schwertern. Als sie das Klingen von Metall auf Metall hörte, hob sie eine Augenbraue. Sie näherte sich der Tür der Halle, schaute hinein und lauschte.

„Du konzentrierst dich nicht, Suki.“ Die Gestalt, die in Schwarz gekleidet war, sprach in einer stichelnden, männlichen Stimme als er parierte, und der anderen Gestalt lachend auf das Hinterteil klatschte.

Kyoko konnte keines der beiden Gesichter erkennen, da sie Schutzmasken trugen.

„Shinbe!“, kam eine sehr verärgerte aber weibliche Stimme. Dann, ohne jede Warnung, schoss die Person vorwärts und klopfte ihm auf den Kopf, na gut, schlug ihm eher auf den Kopf mit dem Fechtschwert, dann riss sie ihre Gesichtsmaske herunter.

Kyoko war überrascht, als sie langes, braunes Haar auf den Rücken der Frau fallen sah, während sie auf den anderen zu marschierte und ihm mit einem Augenzwinkern hart mit dem Finger in die Brust stieß. „Es ist nicht einfach, ernsthaft zu kämpfen, wenn du so ein Lustmolch bist.“

Shinbe nahm grinsend seinen Gesichtsschutz ab. In gespielter Kapitulation warf er beide Hände in die Luft und machte zwei Schritte zurück. „Es tut mir leid, Suki, aber es war da... und du hast es nicht geschützt.“ Als er ein kitzelndes Gefühl spürte, das sich in Wellen über seine Haut ausbreitete, runzelte er die Stirn, dann richtete er seinen violetten Blick langsam auf die Frau, die in der Tür stand. „Ähm, es scheint, wir haben eine Besucherin.“

Kyoko sah zu, wie die Frau mit dem Namen Suki tatsächlich errötete und dann, während sie noch wütend auf ihren Gegner starrte, sich von ihm weg drehte und mit einem breiten Lächeln auf sie zu kam.

„Männer“, sagte sie und verdrehte dabei die Augen, bevor sie ihre Hand freundlich ausstreckte. „Hallo, ich bin Suki, und diese armselige Andeutung eines Mannes ist Shinbe.“ Sie zeigte mit dem Daumen auf den Mann, der, immer noch grinsend, zu ihnen kam.

„Suki“, rief der junge Mann namens Shinbe aus. „Du brichst mein Herz.“ Er verlieh seinem Ausruf Nachdruck, indem er beide Hände vor die Brust schlug.

Suki runzelte die Stirn: „Shinbe... wenn ich dich verletzen könnte, würde dein Gehirn mittlerweile aus deinen Augen tropfen nach all den Schlägen, die du mich gezwungen hast, auszuteilen.“

Shinbe zwinkerte: „Du weißt, ich mag die derbe Liebe, mit der du mich verehrst.“

„Ich würde dir derbe Liebe hier und jetzt zeigen, aber ich möchte die Neue hier nicht verängstigen“, gab Suki barsch zurück.

Kyoko mochte sie schon, und ergriff ihre Hand und schüttelte sie fest. Sie lächelte: „Hallo, ich bin Kyoko Hogo, aber bitte nur Kyoko.“

Sie wandte sich zu dem Mann, der hinter Suki stand. „Es freut mich sehr, euch beide kennen zu lernen.“ Es lag etwas in seinen Augen, das Kyokos Aufmerksamkeit beanspruchte. Sie waren von einer erstaunlich violetten Farbe und sehr atemberaubend. Sein Haar reichte ihm etwas über die Schultern und war sehr dunkel mit blauen Strähnen. Er erinnerte sie irgendwie an einen Sänger von einer dieser Rockbands aus den 80ern.

Suki strahlte von einem Ohr zum anderen. „He, ich habe von dir gehört. Ja, ich wusste, dass du heute kommen würdest. Ich wollte dich nachher suchen und dich herumführen.“ Auf ihrem Gesicht erschien plötzlich ein angespannter Ausdruck und sie drehte den Kopf zur Seite und starrte Shinbe böse an: „Ich würde das nicht tun, wenn ich du wäre.“

Kyoko senkte ihren Kopf um zu sehen, was geschah. Und siehe da... die Hand des Mannes war mitten auf dem Weg zu Sukis Hinterteil stehen geblieben und er grinste mit einem verträumten Blick.

Shinbe seufzte und ließ seine Hand fallen. „Eines Tages werde ich herausfinden, wie du das weißt, selbst wenn du nicht hinsiehst.“

Suki stöhnte nur. „Ich weiß es einfach, das genügt!“ Und mit einem freundlichen Lächeln zu Kyoko sagte sie: „Komm mit mir und ich ziehe mich schnell um.“ Sie nahm Kyoko an der Hand und zog sie weg von der Tür.

Kyoko blickte noch einmal zurück zu Shinbe und sah ihn winken. 'Mit diesen beiden werde ich viel Spaß haben', dachte sie innerlich, als sie in die Frauenumkleidekabine gezogen wurde.

Suki wusste schon, dass sie Kyoko mochte, und irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde sie sie schon kennen, ohne sie je getroffen zu haben. „Kyoko, erzähl mir ein wenig von dir, während ich mich umziehe“, sagte sie und verschwand hinter der Trennwand.

Kyoko setzte sich auf eine Bank und fühlte sich völlig ungezwungen neben Suki. „Nun, ich komme aus einem kleinen Dorf am anderen Ende der Stadt. Und aus irgendeinem Grund, völlig unerwartet, erhielt ich einen Brief, in dem stand, dass ich hier ein Stipendium bekam.“ Kyoko konnte Sukis „Ja, das kommt vor“, hören, also redete sie weiter. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich ein Stipendium bekommen habe, wofür ich mich nicht einmal beworben habe.“

Suki konnte die Frage in der Aussage hören und streckte lächelnd ihren Kopf um die Ecke. „Mach dir keine Sorgen darüber. Du bist genauso hierhergekommen, wie ich.“ Sie verschwand wieder hinter der Wand als sie noch hinzufügte: „Ich habe mich hier auch nie beworben.“

Kyoko runzelte die Stirn: „Aber wieso? Es muss einen Grund geben. Kennst du ihn?“

Suki kam wieder zurück, nun ganz umgezogen. Sie setzte sich hin um ihre Turnschuhe anzuziehen. „Ja, ich habe es herausgefunden. Nun, einen Teil davon zumindest. Der Mann, der diese Uni besitzt, sucht Menschen mit...“, Suki zögerte und legte ihren Kopf etwas zur Seite, „...einzigartigen Fähigkeiten.“ Sie zuckte die Schultern und fügte hinzu: „Du wirst dich an einiges gewöhnen müssen, wenn du beginnst, die anderen, die hier leben, kennen zu lernen.“ Sie grinste in dem Wissen, dass sie recht hatte.

Plötzlich stand Suki auf, warf einen Schuh gegen die Tür der Umkleidekabine und feixte triumphierend als sie das leise Fluchen von der anderen Seite hörte. Sie holte ihren Schuh wieder und setzte sich wieder, um ihn anzuziehen. „Also, welche einzigartige Fähigkeit hast du?“

Kyokos Atem schien auszusetzen, als ihre Gedanken zu rasen begannen. Es war absolut unmöglich, dass jemand hier wissen konnte, dass sie eine Priesterin war. Sie sah Suki entschuldigend an und schaute schnell wieder weg, als sie antwortete: „Keine, von der ich wüsste.“

Suki hob eine Augenbraue aber zuckte die Schultern in dem Wissen, dass sie es früher oder später herausfinden würde. „Komm, lass uns gehen. Shinbe wird wahrscheinlich schon auf uns warten.“ Sie öffnete die Tür und tatsächlich, Shinbe stand nah genug an der Tür, dass er sie belauschen hatte können. Er lächelte sie unschuldig an, während er ein paar Schritte rückwärts machte.

Suki schloss die Tür hinter sich und zeigte auf das Türschild. „Shinbe, kannst du nicht lesen? Hier steht Umkleideraum Frauen.“ Sie schenkte ihm einen vielsagenden Blick.

Shinbe zuckte die Schultern: „Ja, daher stand ich auch davor.“ Er sprang schnell außer Reichweite, als sie mit der Hand nach ihm schlug. „Suki... Ich bin ein Mann... Ich brauche Zuneigung. Wie könnte ich diese besser bekommen, als dadurch, dass ich lerne, wie der weibliche Geist arbeitet?“

„Du kannst deine Nachforschungen in der Bibliothek betreiben“, meinte Suki mit zusammengebissenen Zähnen.

Shinbe grinste. „Meine liebste Suki, jedes Buch über den weiblichen Geist in der Bibliothek ist... leer.“

Suki lächelte zurück: „Das kommt daher, dass alle diese Bücher in der Bibliothek von Männern geschrieben wurden.“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue lehnte sich Shinbe zu ihr hin: „Genau. Ich habe vor, der erste zu sein, der eines schreibt, das für die von uns, die Testosteron besitzen, verständlich ist.“

Suki warf Kyoko einen resignierenden Blick zu und sah dann auf ihre Uhr. „He, bist du hungrig? Lass uns erst in die Mensa gehen und essen.“

Kyoko nickte. Sie war am Morgen zu nervös gewesen, um zu essen, aber mit ihnen fühlte sie sich richtig entspannt und nun war sie am Verhungern.

Shinbe bedeutete ihnen mit einer Handbewegung vor zu gehen: „Ladies first.“ Er schrie auf, als Suki ihm nun doch einen Klaps auf den Kopf gab.

„Diesmal war ich nicht zu langsam, nicht wahr... nun, geh vor.“ Suki schenkte ihm einen beschuldigenden Blick. Als Shinbe sicher vor ihnen her ging, flüsterte sie Kyoko mit einem wissenden Grinsen ins Ohr: „Vergiss nicht, ihn immer vor dir zu halten, es sei denn, du willst begrapscht werden.“

Kyoko konnte nicht verhindern, dass sie in lautes Lachen ausbrach und sie konnte sich nicht mehr einkriegen, bis sie in die Mensa kamen, die für sie mehr wie ein edler Speisesaal aussah. Ihre Augen wurden groß und sie blieb dichter bei Suki. „Weißt du, jedes Mal, wenn ich mich hier umdrehe, habe ich das Gefühl, am falschen Ort zu sein.“

Shinbe führte sie zu einem Tisch weit hinten im Raum. Suki und Kyoko setzten sich auf eine Bank. Während Shinbe sich gegenüber setzte und aussah, als wäre er der unschuldigste Mann der Welt. „Weißt du, es gibt vieles, woran du dich hier gewöhnen musst“, lächelte er Kyoko zu und seine violetten Augen leuchteten auf. „Ich bin schon seit einem Jahr hier, und kenne mich immer noch nicht aus.“

Suki zwickte Kyokos Arm. „Er kam auch so an wie du und ich. Eine offene Einladung.“ Sie zuckte die Schultern, als wolle sie Kyoko sagen, dass sie es einfach annehmen und genießen sollte.

Kyoko lehnte sich mit einem verwirrten Blick nach vorne: „Ich verstehe es nicht. Wieso würde jemand so etwas tun?“

Shinbe nickte, wissend, dass ihr jemand die Wahrheit erzählen musste. „Ich habe bestimmte Fähigkeiten und Suki auch.“ Er zuckte die Schultern und zwinkerte ihr zu. „Jeder mit einem Stipendium hier, hat das.“ Er zögerte und suchte nach dem richtigen Ausdruck. „Wir alle haben eine bestimmte Begabung.“ Er sah fragend zu Suki: „Hast du es ihr schon gesagt?“

Suki schüttelte kurz ihren Kopf und drehte sich dann zu Kyoko in dem plötzlichen Wunsch, das Thema zu ändern: „He, willst du Hamburger und Pommes?“

Kyoko nickte und Suki stand auf, als wollte sie der Frage um die unerwarteten Stipendien ausweichen wollen. „Bleib hier, ich komme gleich zurück, keine Sorge. Für die, die Stipendien haben, ist das Essen gratis und sie bringen es sogar.“ Suki ging, um die Bestellung aufzugeben und ließ sie alleine mit Shinbe.

Kapitel 3 "Toya Kennenlernen"

Shinbe beugte sich mit einem ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht zu ihr, seine violetten Augen glühten beinahe. „Es gibt hier einige normale Menschen, und dann gibt es die, die Stipendien haben, wie ich und Suki. Es gibt noch andere, die Stipendien haben, aber wir alle haben eine spezielle Fähigkeit... wie eine Kraft, die normale Menschen nicht haben.“

„Meine ist Telekinese. Ich kann Objekte mithilfe meiner Gedanken bewegen.“ „Und Telepathie, was bedeutet, ich kann zu anderen mit meinen Gedanken sprechen.“ Er sagte die Worte, ohne ein Geräusch von sich zu geben und wusste, dass sie ihn in ihrem Bewusstsein hören konnte.

Kyokos Lippen öffneten sich, als sie sah, dass sich seine Lippen nicht bewegten, aber doch konnte sie seine Stimme in ihrem Kopf hören. Sie fühlte sich plötzlich warm und sicher, als gehörte seine Stimme dorthin, oder... so. Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich und ihre Augen wurden weich, als sie ihn ansahen.

Shinbe versuchte, sein überraschtes Stirnrunzeln zu verbergen... als er sein Bewusstsein mit dem ihren vereinigt hatte, gerade eben... hatte er alle seine Kraft gebraucht, um die Verbindung wieder zu schließen. Es war als wollte seine Macht von ihm, dass er bei ihr blieb. In dem Versuch, das Gefühl abzuschütteln, fuhr er fort: „Ich kann auch anderen Zauber auferlegen und ich komme aus einer langen Linie von Mönchen.“ Er brach ab, als Kyoko in Lachen ausbrach.

Suki glitt zurück auf die Bank neben Kyoko und warf übergangslos ein: „Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber er kommt wirklich aus einer langen Linie von Mönchen.“ Sie grinste, dann wurde ihr Blick wieder ernst. „Und ich habe gesehen, wie er Dinge geworfen hat, ohne sie zu berühren, und er ist fantastisch in allen Sorten von Kampfsport.“

„Vielleicht sollten wir die liebe Kyoko über alle meine Talente aufklären“, meinte Shinbe anzüglich.

Suki drehte sich um und starrte Shinbe böse an: „Nein, ich werde ihr nicht erzählen, dass du DARIN gut bist!“ Sie gab ihm einen Klaps auf den Kopf, nur aus Prinzip.

„Aber er benimmt sich trotzdem so, als wäre er nur ein Mensch.“ Eine sarkastische Stimme kam aus dem Nichts und Shinbe richtete sich auf und rutschte weg, um der Stimme Platz zu geben.

Kyoko sah auf und ihre Augen trafen tief goldene. Der Besitzer der Stimme sah besser aus, als alles, was sie je gesehen hatte. Lange, schwarze Haare mit silbernen Strähnen fielen in einer langen Mähne von seinem Kopf. Seine sonnengebräunte Haut schien mit einem gesunden Teint zu scheinen und sein Körper war einfach köstlich. Seine Augen aber, schienen sie festzuhalten, obwohl er sie nicht einmal direkt ansah.

Suki schnaubte und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, wobei sie dem neu Hinzugekommenen einen verärgerten Blick zuwarf. „Sehr gut, dich haben wir jetzt gerade noch gebraucht, um sie zu verjagen.“

Shinbe grinste Suki zu und drehte sich dann zu Kyoko um vorzustellen: „Das ist Toya. Toya, das ist Kyoko. Es ist ihr erster Tag hier.“

Toya drehte den Kopf um Kyoko anzusehen, und aus irgendeinem Grund störte sie die Art, wie er sie ansah, als würde er sie abschätzend taxieren. Kyoko zog die Augen zusammen, ihr erster Eindruck von ihm ging nach hinten los.

„Also bist du die Priesterin?“, schnaubte Toya und drehte den Kopf als wolle er sie wegschicken, als er sich hinsetzte.

Kyokos Augen wurden groß und sie schnappte nach Luft. Niemand hier wusste, dass sie eine Priesterin war. Tatsächlich wussten das nur ihre nächsten Familienmitglieder. „Woher zum Teufel, weißt du das?“ schrie sie ihn an, plötzlich stinksauer.

Toya zuckte zusammen und fühlte sein Blut stechen. „Verdammt, schrei doch nicht wie eine Verrückte. Ich kann dich auch so hören“, brummelte er.

Suki und Shinbe kauerten sich beide unglücklich in ihre Stühle als Kyoko und Toya sich gegenseitig mit Blicken zu erdolchen schienen.

Toyas Sinne begannen, eine Welle von Macht, die mit Kyokos Wut kam, wahrzunehmen und er spannte sich an, dachte, dass sie vielleicht doch ein wenig Macht in dem kleinen, süßen Körper hatte, aber er hätte ihr das nie im Leben gesagt.

Schweigend nahm er ihre Erscheinung in sich auf. Ihr braunes Haar glänzte in dem Licht um ihr hübsches, herzförmiges Gesicht. Sie hatte lebhafte, smaragdgrüne Augen, die ihn nun verärgert ansahen, was sein Blut etwas erhitzte. Er mochte Frauen mit Mumm und sie war offensichtlich voll davon, aber aus irgendeinem Grund brachte es ihn auf die Palme. Was er nicht mochte, das war die Art, wie sie ihn anstarrte... das würde er schnell richten.

Er starrte sie noch fester an und versuchte sie, einzuschüchtern. „Du hast ein Stipendium bekommen, nicht wahr... und ER sagte, du bist eine PRIESTERIN!“, knurrte Toya in ihr Gesicht, wobei er bei jedem Wort näher kam, bis seine Nase beinahe, die ihre berührte. Er überkreuzte die Arme in seinen weiten Ärmeln und schnaubte. „Ich wette, du weißt nicht einmal, was ein Dämon ist“, brummte er, wobei er sich darüber klar wurde, dass sie immer hübscher wurde, und das ärgerte ihn.

Kyoko wich zurück, ihre Gereiztheit erreichte den Gipfel. Sie wusste, was Dämonen waren. Sie hatte sie ihr ganzes Leben lang studiert, und wenn ihre Familie recht hatte, dann hatte sie auch einige getroffen... aber sie konnte sich nicht erinnern. Dennoch, ihr gefiel Toyas Arroganz nicht, also zog sie nur eine Augenbraue hoch als würde sie still fragen, ob er darauf wetten wollte.

Suki schien Kyoko zu Hilfe kommen zu wollen: „Toya, kannst du dich nicht eine verdammte Minute lang normal benehmen? Sie ist gerade mal seit ein paar Stunden hier, und bevor du sie wegjagen kannst, möchte ich sie überzeugen, zu bleiben.“ Sie sah richtig traurig aus bei dem Gedanken, Kyoko so schnell zu verlieren.

Toya hob verärgert eine Augenbraue und schenkte Suki einen schnellen Blick. „Nun, sie hat noch nicht einmal meine Frage beantwortet. Meinst du, sie kommt dagegen an?“ und starrte wieder Kyoko an.

„Ich komme gegen alles an, was du dir ausdenken könntest, mir in den Weg zu werfen, Arschloch“, erklärte Kyoko mit eiskalter Stimme.

Suki und Shinbe warfen einander einen Blick zu. Sie hatten nie jemanden außer sich selbst und den Besitzer der Universität Toya so die Stirn bieten sehen, außer vielleicht Kotaro. Dann grinsten sie beide, wissend, dass sie dieses Mädchen namens Kyoko sicher mögen würden.

Ein Kellner tauchte mit einem Tablett voll Essen am Tisch auf, und Kyokos Aufmerksamkeit wanderte von Toya auf ihn. Der Mann starrte Kyoko ein bisschen zu lange an, und ihre Sinne begannen zu prickeln, sie wusste, irgendetwas war seltsam. Sie sah hoch in die dunklen Augen, die nicht in das jugendliche Gesicht des jungen Mannes zu passen schienen.

Etwas an ihm zog Kyoko an... obwohl sie nicht sicher war, ob ihr das Gefühl wirklich gefiel. Sicher, er war hübsch anzusehen, aber irgendetwas an ihm machte sie nervös. Sie blinzelte und versuchte, sich von dem Zauber, den der junge Mann ohne es überhaupt zu wollen ausstrahlte, zu befreien. Die Stimmung war endgültig zerstört, als sie ein leises Knurren neben sich hörte.

Toya fühlte Kälte über seine Haut krabbeln und knurrte den Mann an, was ihn scheinbar aus seiner Erstarrung weckte. Als die Augen des Jungen sich wieder auf Toyas richteten, schienen sie sich von pechschwarz in silbern-blau zu verwandeln, als er sich umdrehte und floh.

Kyoko sah Suki Erklärung suchend an, aber Suki zuckte nur die Schultern und begann zu essen. Neben ihr hustete Shinbe hinter vorgehaltener Hand, als er versuchte, seinen gewöhnungsbedürftigen Sinn für Humor zu verbergen, als er dem Mann zusah, wie er durch den Raum rannte. Kyoko fühlte sehr seltsame Schwingungen von dem Mann 'Toya' ausgehen und würde nicht ruhen, bevor sie wusste, was das Problem war. Sie lehnte sich zurück und taxierte ihn einige Sekunden.

Sein langes Haar war ein seltsames Nachtschwarz, mit dicken silbernen Strähnen, die es unbändig durchzogen, und seine Augen waren schön... ER war schön. 'Gedanklich notieren: schlag dich später selbst, dafür, dass du das dachtest.' Seine Augen waren brennender Goldstaub, kein Zweifel. Er wäre gut aussehend gewesen, wenn er ihr nicht diesen Blick geschenkt hätte, den sie nun erhielt.

Suki seufzte. Sie musste mit Kyoko darüber sprechen, dass sie Toya nicht zu wütend machen sollte. Er hatte seine Grenzen, und es war nicht gut, sie zu übertreten. Und es war nicht fair, dass Kyoko nicht wusste, dass sie einen Beschützer verärgerte.

„Ich habe herausgefunden, dass, wenn man mit Feuer spielt... man sich oft verbrennt“, erklärte Shinbe der Stille am Tisch und wurde von allen Seiten mit einem wütenden Blick belohnt, bevor alle entschieden, ihn zu ignorieren.

Toya blickte noch einmal auf Kyoko. Also das war diejenige, auf die er aufpassen sollte? Kyou musste Scherze machen. Kyou hatte ihm gerade diesen Morgen davon erzählt, dass sie kommen würde, verbunden mit einer dringenden Warnung, dass er sie im Auge behalten sollte, und dafür sorgen musste, dass sie zu jeder Zeit sicher war.

Er zog seine Augen zusammen und fragte sich nun, was mit dem Jungen, der am Tisch gestanden hatte, war. Die Art, wie er Kyoko angestarrt hatte, hatte ihn verärgert. War die Priesterin wirklich in Gefahr? Wieso sollte Kyou so sehr daran interessiert sein, einen einfachen Menschen zu beschützen? Kyou behandelte niemanden mit Respekt, also was machte diesen Hauch eines Mädchens anders?

Manchmal hasste Toya die Tatsache, dass Kyou der Vormund war, der ihm zugeteilt war, aber er musste zugeben, dass er ihm viel dafür schuldete, dass er ihn aufgenommen hatte. Er wusste auch, dass es immer einen guten Grund gab, wenn Kyou etwas tat, und schon allein das führte dazu, dass er mehr über die Frau mit dem Namen Kyoko wissen wollte.

Shinbe, der die schneidende Spannung am Tisch brechen wollte, sah mit den größten Hündchen-Augen zu Suki hinüber. Wissend, dass er Kyoko mit seinen Streichen wieder zum Lachen bringen konnte, trug er dick auf.

„Also Suki, du kommst heute Abend doch mit mir in den Club, ja? Es ist Samstagabend und ich würde ungern anstatt mit dir mit zwölf völlig Unbekannten tanzen.“ Shinbes Augen wurden verträumt, als dachte er daran, mit einer Horde anderer Frauen zu tanzen, um seinen Punkt zu unterstreichen.

Suki warf ihm einen Blick zu und fragte sich, ob sie den dummen Ausdruck aus seinem Gesicht schlagen sollte. Dann wandte sie sich an Kyoko: „Kyoko, ich brauche eine Anstandsdame“, grinste sie. „Du wirst mit mir kommen, nicht wahr? Es ist zu gefährlich alleine zu gehen mit nur... ihm.“ Sie warf Kyoko einen bittenden Blick zu.

Kyokos Mundwinkel zuckten als sie sah, dass Shinbe aus seinem verträumten Blick erwachte und ihr wieder zuzwinkerte. „Suki, ich komme sehr gerne mit euch. Dann können wir Shinbe gemeinsam unter Kontrolle bringen, wenn er durchdreht.“

Sie beiden warfen Shinbe einen ausdrucksstarken Blick zu und dieser grunzte. Kyoko konnte nicht verhindern, dass sie wieder in Lachen ausbrach. Sie mochte die beiden wirklich.

Toya beobachtete Kyoko aus dem Augenwinkel. Verdammt, sie war hübsch, wenn sie so lachte. Er stöhnte innerlich. Woher, zur Hölle, kam das? Er sackte in seinem Stuhl zusammen, verärgert über seine eigenen Gedanken. 'Verdammt!' Nun würde er heute Nacht in den Club gehen müssen, nur um auf sie aufzupassen. Sie lächelte noch immer über Shinbe und Suki, als sie ihn wieder ansah.

Als sich ihre Blicke trafen, setzte sein Herzschlag kurz aus, und die Temperatur seines Blutes stieg um einige Grad. Toya erkannte, dass sie nun, wo sie glücklich war, mehr Macht ausstrahlte, als gerade eben, als er sie verärgert hatte. Er war zum ersten Mal seit langem nervös.

Als Kyokos Lachen erstarb, drehte sie sich zu Suki: „He, ich weiß nicht einmal, welche Kurse ich am Montag besuchen muss, oder wo ich überhaupt hin muss. Weißt du, wo ich das herausfinden kann?“

Bevor Suki antworten konnte, beantwortete Toya die Frage wobei er sie genau beobachtete. „Alle Stipendiaten folgen demselben Lehrplan. Also du, Suki und Shinbe, gemeinsam mit all den anderen, werden dieselben Kurse besuchen. Den einzigen Kurs, den du alleine hast, hast du beim Besitzer.“ Seine Stimme klang gelangweilt, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte.

Kyoko runzelte die Stirn: „Welchen Kurs unterrichtet der Besitzer?“

Shinbe lieferte diesmal die Antwort, wobei seine violetten Augen geheimnisvoll aufleuchteten: „Es ist für jeden von uns etwas Anderes. Daher unterrichtet er uns separat. Er hilft uns mit unseren speziellen Fähigkeiten.“ Er lehnte sich nachdenklich zurück und fügte dann mit einem Schmunzeln hinzu: „Also du würdest wohl deine Priesterinnen-Mächte verstärken.“

Kyokos Wut wuchs wieder und sie fragte sich, wie, um alles in der Welt, der Besitzer wissen hatte können, dass sie eine Priesterin war. Das Stipendium hatte das mit keinem Wort erwähnt. Sie hatte die letzten beiden Jahre damit verbracht, genau die Mächte, für die ihr der Besitzer das Stipendium gegeben hatte, zu vergraben. Sie wollte so schnell wie möglich, die Hintergründe von allem erfahren.

An ihren Teller gewandt sagte Kyoko mit angespannter Stimme: „Vielleicht gibt es hier einen Fehler. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich jetzt mit dem Besitzer der Akademie sprechen kann?“

Toya zog seine Augenbrauen zusammen. Kyou hatte ihm gesagt, dass sie ihn vielleicht sehen wollte, und obwohl Kyou niemals jemanden außerhalb der Kurse sehen wollte, hatte er Toya aufgetragen, sie direkt zu ihm zu bringen, wenn sie irgendwelche Fragen hatte.

„Was ist los, hast du Angst?“, zog er sie auf und wurde belohnt, als ihre stürmischen Augen ihre genervte Wut direkt in die seinen schossen. Also, dieses Mädchen dachte, dass sie mit ihm fertig werden würde. Nun, es könnte lustig werden, zuzusehen, wenn sie diesen Blick an Kyou ausprobierte. Er hatte die Furcht gesehen, die Kyou augenblicklich in jemandem erzeugen konnte, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.

„In Ordnung, ich werde dich zu ihm bringen, sobald du fertig bist“, sagte Toya herausfordernd und fragte sich, ob sie anbeißen würde.

Kyokos Wut ließ ein wenig nach, als sie das hörte. Indem sie ihren Teller zur Seite schob, nickte sie, bereit, die Herausforderung anzunehmen: „Ich bin fertig wenn du es bist.“ Sie wölbte eine Augenbraue in seine Richtung.

„Wozu die Eile?“ Toya stand mit einem Feixen auf. „Du solltest vielleicht einen Deckel auf dieses Temperament geben, denn er wird es fühlen“, kicherte er in ihre Richtung und dachte, sie hatte keine Ahnung, wo sie so landen würde.

Kyoko zog ihre Augen zusammen, stand auf und mit einem Blick auf Suki und Shinbe meinte sie: „Ich rede mit euch, wenn ich dort fertig bin, wenn ihr mich holt. Ich werde in meinem Zimmer sein und auf euch warten, dann können wir Pläne für heute Abend machen.“ Sie zwinkerte Suki zu und sah dann wieder Toya an worauf sie todernst hinzufügte: „Also, wenn ich mich entscheide, zu bleiben.“

Er drehte sich mit einem Schnauben von ihr weg und sie beobachtete seinen Rücken, wie er sich entfernte, dann winkte sie den anderen über die Schulter zu, als sie ihm folgte. Sie bemerkte schnell, dass andere Studenten vor Toya flohen, als er vorbeikam und war darüber verwundert. 'Was war er? Der Schul-Tyrann?'

Kyoko würde ihm nicht die Genugtuung lassen, zu rennen, um mit ihm Schritt zu halten, also nahm sie sich Zeit als sie ging und fiel absichtlich zurück. Immer noch ein wenig verärgert errötete sie beinahe, als ihre Augen über Toyas Hinterende streiften. Sie beobachtete sein Haar, wie es über die Sitzfläche seiner Hose strich und ihr einen Anblick auf die feste Rundung, die darunter lag, gönnte, die sie noch mehr irritierte. Wut auslösend und süß war einfach eine schreckliche Kombination.

In Gedanken schüttelte sie ihren Kopf und folgte ihm, wobei sie ihren herumschweifenden Blick verdammte. „Nur ein völlig verblödeter Idiot könnte denken, dass jemand, den du nicht ausstehen kannst... süß ist“, murmelte sie vor sich hin. „Nervig... feindselig... und arrogant vielleicht... aber nie süß“, grinste sie und fühlte sich besser.

Ein seltsames Bewusstsein kroch über ihren Rücken und ihre Augen schossen nach oben und trafen dunkle Augen, die in ihre stachen. Der Mann lehnte an der Wand am oberen Ende der Treppe und beobachtete sie. Er hatte schwarze Wellen von Haar, das über seine Schultern und seinen Rücken strömte und seine nachtschwarzen Augen waren intensiv. Er war sehr attraktiv, aber sie fühlte sich... bedroht.

Sie sah von ihm weg. 'Kyoko reiß dich zusammen. Hör auf damit, jeden, den du siehst, zu analysieren', sagte sie streng zu sich selbst, während sie versuchte, ihre grünen Augen wieder nach oben auf ihn zu richten.

„Hier ist das hübscheste Mädchen am Campus.“

Kyoko fühlte einen starken Arm, der sich um ihre Schultern legte, und drehte sich um, wobei sie die Stimme als die des Mannes erkannte, der ihr am Morgen ihr Zimmer gezeigt hatte. Sie fühlte wieder, wie die Spitzen ihrer Haare ihr Gesicht kitzelten, als ein Luftzug aus dem Nichts ihre Wangen zu streicheln schien.

Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, aber gleichzeitig duckte sie sich und schüttelte seinen Arm ab. „Kotaro, wie schön, dich wieder zu sehen. Danke für deine Hilfe heute Morgen“, sagte Kyoko mit nervöser Stimme und wünschte sich, dass er sie nicht so vertraut behandeln würde. Sie fand, dass er nett war und alles, aber sie hatte nie gesagt, dass er seinen Arm um sie legen durfte.

Kotaro zeigte sich ungerührt, als er ihre Hand in die seine nahm: „Kann ich dich sonst irgendwohin begleiten, Kyoko?“ Er sah tief in ihre smaragdgrünen Augen, wusste, dass er sie früher schon einmal gesehen hatte... irgendwo. Und er hatte ein unbestimmtes Gefühl, dass er früher einmal freudig in ihnen ertrunken war.

Kyoko sah die Treppe hinauf, und bemerkte, dass Toya stehen geblieben war und sich umgedreht hatte, und wieder verärgert aussah. Sie hätte geschworen, dass sie ihn knurren gehört hatte, zu ihr oder Kotaro, das wusste sie nicht.

Toya wusste nicht, was Kotaro vorhatte, aber ihm gefiel die Tatsache nicht, dass er so vertraut mit Kyoko umging. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Brust, als er eine Warnung ausgab: „Ich kann das schon alleine, Kotaro, es sei denn, du möchtest sie zu Kyou bringen.“ Er warf Kotaro einen harten Blick zu, wissend, dass Kotaro nicht zu Kyou ging, außer für seine Kurse, oder wenn er gerufen wurde.

Kotaro ließ Kyokos Hand los. „Ich hoffe, es ist alles in Ordnung, Kyoko.“ Er warf Toya einen bösen Blick zu und drehte sich dann zu ihr zurück: „Nimm dich bloß in Acht vor Gefrier-Feuer hier. Wenn er außer Kontrolle gerät, dann kümmere ich mich um ihn.“ Kotaro schenkte Toya noch einen arroganten Blick, dann nickte er Kyoko zu und drehte sich um, um die Treppen wieder hinunter zu gehen.

Kyoko hörte Toya schnauben und sie sah zu ihm hoch, als er sich umdrehte und den Gang hinunter marschierte, den gleichen Weg, den sie an diesem Morgen gegangen war.

Diesmal beeilte sie sich, um zu ihm aufzuschließen gerade rechtzeitig um ihn durch die Türen gehen zu sehen, auf denen BETRETEN VERBOTEN stand. Kyoko fragte sich, wohin sie gingen. Als sie seinem steifen Rücken folgte, kam ihr der Gedanke, dass er sie in ihr Zimmer zurück brachte. Als Toya tatsächlich vor ihrer Tür stehen blieb, sich umdrehte und sie ansah, schenkte sie ihm einen verärgerten Blick, bis er die Hand nach der Tür genau gegenüber von ihrer ausstreckte, und anklopfte.

Kyoko stand unter Schock. Der Besitzer hatte sein Zimmer genau gegenüber von ihr? Wieder kamen die Worte ihres Bruders zurück, um sie heimzusuchen. 'Nicht wahr!' Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete Toya die Tür und schob sie vor sich durch.

Sofort drehte Kyoko sich zu ihm um. „Ich weiß nicht, was dein verdammtes Problem ist, aber würdest du mich bitte nicht schubsen“, sie wollte ihn wegschubsen, „oder auch nur anfassen. Ich habe dir nichts getan.“ Das Haar in ihrem Nacken stand ihr wieder zu Berge, als sie bemerkte, dass Toya auf einen Punkt hinter ihr starrte.

Kyokos Schultern sanken. Nun hatte sie es getan. Musste sie immer so aufbrausen, ohne nachzudenken, wo sie war, oder wer zusehen könnte?

Toya sah, wie sich Kyoko anspannte und grinste, wobei er seine Augen auf das Mädchen senkte, das plötzlich so klein erschien. „Wolltest du nicht mit jemandem sprechen?“ Als Kyoko sich nicht umdrehte, sah Toya wieder hoch zu Kyou und zog seine Augenbrauen zusammen, als er erkannte, dass Kyou im Türrahmen des Wohnzimmers lehnte und wie in Trance auf Kyoko starrte.

'Was zur Hölle?' dachte Toya innerlich. Wieso sah Kyou sie an, als wäre sie ein Geist? Irgendwie wollte er die Eifersucht, die der Blick in ihm verursachte, nicht als solche klassifizieren. Es schickte ein mulmiges Gefühl durch seinen Magen und er wollte sich zwischen die beiden stellen und Kyoko vor Kyous Blick verdecken. Er wollte sie beschützen.

Kyou fehlten einen Moment lang die Worte, nachdem er Kyoko zum ersten Mal seit über tausend Jahren aus der Nähe sah. Selbst in der Luft um sie summte die Kraft, an die er sich erinnerte... dieselbe unbestreitbare Kraft, die ihn früher zu ihr hingezogen hatte, war nicht verschwunden.

Seine goldenen Augen sahen den Beschützer hinter ihr mit einer Art abgehobener Gleichgültigkeit. „Toya, geh.“ Ein gefährlich drohender Unterton war in seiner Stimme zu hören.

Ein Knurren formierte sich hinten in Toyas Hals und seine Fäuste ballten sich wütend als irgendein Gefühl ihn zu übermannen schien, das aus irgendeinem unbekannten Ort tief verborgen in seinen Erinnerungen hoch kam. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Toya um und stürmte zur Tür hinaus, wobei er sie hinter sich zuschlug.

Kyoko sah Toya weglaufen während ihre Gedanken sich in chaotischen Kreisen um sich selbst drehten. Plötzlich fühlte sie den Impuls, ihm nachzulaufen. Sie entschied sich, kein Feigling zu sein, hob ihr Kinn an und fand den Mut, sich endlich umzudrehen, nur um ihren Augen nicht zu trauen.

Anstelle eines älteren Mannes in Anzug, den sie erwartet hatte, befand sie sich Angesicht zu Angesicht mit... Seine goldenen Augen brannten sich in ihre und gaben ihr das Gefühl, dass sie nicht mehr wegschauen konnte. Sein silbernes Haar fiel über seine Schultern und seinen perfekt geformten Körper. Er war groß und gut aussehend, und sein königlicher Körper und das Gesicht, das nur ein Geschenk des Himmels sein konnte, wurden umgeben von einer leicht arroganten Aura.

Kyoko schloss sofort ihre Augen. Was war nur mit ihr los? Sie war hierhergekommen, um Fragen zu stellen, nicht um zu sabbern. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war er ihr viel näher. Sie machte sofort einen Schritt zurück vor der Hoheit und der Überlegenheit, die ihn umgaben aber dann fühlte sie die massive Tür in ihrem Rücken... die sie gefangen hielt.

Ohne zu merken, was er machte, hatte Kyou begonnen, auf sie zu zu gehen. Aber als er merkte, dass sie vor ihm zurückwich, hob er eine elegante Augenbraue und deutete mit der Hand Richtung Sofa. „Möchten Sie sich nicht hinsetzen, Fräulein Hogo?“ Er wusste, dass sie Fragen für ihn hatte. Er wäre enttäuscht gewesen, wenn das nicht so gewesen wäre.

Kyoko schluckte nervös aber hob ihr Kinn überheblich, während sie sich vorsichtig Richtung Sofa bewegte, indem sie so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen beibehielt, in erster Instanz nur in der Hoffnung, dass ihr Gehirn dann wieder normal arbeiten würde. Innerlich lachte sie unsicher.

„Das erste, was ich wissen will ist: wieso denken Sie, dass ich eine Priesterin bin?“ Sie sah argwöhnisch hoch zu ihm und drehte beinahe durch, als er sich neben sie auf das Sofa setzte, anstatt auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Kaffeetischchens Platz zu nehmen. Kyoko rutschte weg und drehte sich um ihn anzusehen, wobei sie sich zwang, sich nicht noch weiter von ihm zu entfernen und ihre Angst zu zeigen.

'Also möchte sie spielen', überlegte Kyou ruhig aber ebenso schnell schüttelte er den störenden Gedanken wieder ab. „Wieso denkst du, dass ich nicht wissen sollte, dass du eine Priesterin bist?“, gab er in einer unnatürlich ruhigen Stimme zurück. Sie war im Vergleich zu ihm so klein, als er sich zu ihr hinüber lehnte und in ihr herzförmiges Gesicht sah.

Kyoko betrachtete die Ebenen seines perfekten Gesichts in der Suche nach irgendeinem Anzeichen auf eine Emotion und war überrascht, dass sie keines fand. Er war wie eine Skulptur der Perfektion und Ruhe und das irritierte sie am allermeisten.

„Beantworten Sie eine Frage immer mit einer Frage, Herr...?“, sie stammelte, da sie noch nicht einmal seinen Namen kannte.

Kyou lächelte, aber nur innerlich, sodass sie es nicht sehen konnte. Nun, er konnte erkennen, dass sie noch genug Leben in sich hatte, und war darüber nicht enttäuscht. Er wollte nur noch mehr sehen. „Herr Lord, aber du darfst mich Kyou nennen, es sei denn Lord gefällt dir besser.“ Er nagelte sie mit einem hitzigen Blick fest.

Kyoko erwiderte den hitzigen Blick: „Wieso...bin... ich... hier?“ Sie sagte die Worte langsam, als spräche sie mit einem Kind. So, lass uns sehen, wie er hier heraus kommt. 'Herr Lord, von wegen', schnaubte Kyoko in sich hinein, ohne ihren Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen.

Kyou hatte ihre Gedanken gelesen und seine goldenen Augen glühten, als sie sich in ihre smaragdgrünen bohrten. Er beugte sich noch ein wenig näher zu ihr, wissend, dass er sie auf diese Art einschüchtern würde. Er konnte es riechen.

„Deine Priesterinnen-Mächte sind schwach und untrainiert, oder du würdest wissen, wieso ich weiß, dass du eine Priesterin bist“, fauchte er fast und verlor seine Fassung nur für einen Moment, ehe seine ruhige Fassade wieder zurück auf ihren Platz rutschte. „Ich werde dir Kampfkunst beibringen und dir helfen, das zu stärken... was dir fehlt.“

Für Kyoko klang das, was er zuletzt sagte, beinahe wie eine Beleidigung. Der kleine Hitzkopf, der sie war, lehnte sie sich vor bis ihr Gesicht fast das seine berührte, und der Sarkasmus triefte aus ihrer Stimme: „Vielleicht verstecke ich meine wahre Macht nur, und wenn ich ein Ziel finde, das es verdient, kann ich sie freilassen.“ Die Wut machte sie furchtlos, oder dumm, im Moment wusste sie nicht, welches von beiden.

Kyous Gesicht näherte sich ihrem noch mehr, sodass sein heißer Atem ihre Lippen streichelte. Er flüsterte mit einer dunklen Stimme: „Priesterin.“

Kapitel 4 "Pass auf"

Kyoko schreckte vor ihm zurück, plötzlich fühlte sie Schwingungen von ihm ausgehen, die sie nicht fühlen sollte. Etwas ging hier vor und sie hatte das Gefühl, dass sie die letzte war, die davon erfuhr.

„Ich brauche Antworten“, flüsterte sie mit nervöser Stimme und biss auf ihre Unterlippe in der Hoffnung, das kribbelnde Gefühl, das Kyou erzeugt hatte, zu vertreiben. Sie wünschte sich für einen Moment, dass sie das atemberaubende Schaudern, das beschlossen hatte, im Schnellzugtempo durch ihr Nervensystem zu fahren, loswerden könnte.

Ihren Geruch einatmend, fühlte Kyou sein Blut sofort kochen und lehnte sich zurück. Er hatte den kleinen Körper der Frau erzittern gesehen, aber nicht vor Abscheu. Als er hinunter sah, wollte er beinahe grinsen, als er eine Gänsehaut auf ihren Armen erscheinen sah.

„Wieso unterdrückst du deine Macht? Du musst dir deiner Umgebung bewusst werden, bevor sich die Vergangenheit wiederholt“, erklärte ihr die etwas arrogante Stimme.

Kyoko schluckte schwer. „Was meinen Sie damit?“ Sie spannte sich an.

„Du bist dir dessen bewusst, dass es in dieser Universität Unsterbliche gibt, nicht wahr?“ In seinen Augen glitzerte etwas, das Kyoko noch nie gesehen hatte, und seine Stimme war barsch, als wolle er sie bestrafen. „Dämonen nähern sich, während wir uns hier unterhalten.“

Kyokos Augen weiteten sich und zogen sich dann zusammen. Spielte er mit ihr? „Woraus wollen Sie schließen, dass es hier Beschützer und Dämonen gibt?“, fragte sie mit empörtem Spott.

Blitzschnell ergriff Kyou sie an den Armen und riss sie hoch, sein Kopf beugte sich zu ihr hinunter, sodass sein Gesicht beinahe das ihre berührte. Er knurrte verärgert: „Pass auf!“

Kyoko blinzelte und konnte nicht glauben, was sie sah. Vor ihr stand nicht der, mit dem sie gerade eben noch gesprochen hatte. Sie schaute in unnatürlich helle, verärgerte, goldene Augen und darunter waren die weißesten kleinen Fangzähne zu sehen, und sie konnte die Klauen fühlen, die sich in diesem Moment unwissentlich in ihren Arm bohrten.

Sein Haar hatte sich um das Doppelte verlängert und schien beinahe um ihn zu schweben als würde es auf Anerkennung warten. Mit einem erschrockenen Schrei riss Kyoko sich los und machte schnell einen Schritt zurück, nur um zu sehen, wie er einen bedrohenden Schritt näher kam.

„Sie sind ein Beschützer?“ stotterte sie lahm.

„Und du bist die Priesterin, die das schon wissen hätte sollen“, zischte er, während er sie noch anstarrte, wobei sein Ärger schon verrauchte.

Sie drehte sich um, um aus der Tür hinaus zu rennen und schrie sofort auf, als sie fühlte, wie sich starke Arme von hinten um sie schlossen.

Kyous Körper spannte sich um sie an, als sie sich wehrte. Er hob sie vom Boden hoch, als sie mit den Füßen um sich trat, in dem Versuch, ihm zu entkommen. Nachdem er ihr genug Zeit gegeben hatte, um einzusehen, dass es hoffnungslos war, zu versuchen, sich zu befreien, näherte er seine Lippen ihrem Ohr und flüsterte: „Du wirst so lange bleiben, bis du stark genug bist, dich aus diesen Armen zu befreien, Priesterin.“

Dann warf er sie in die Luft um sie dann auf das gut gepolsterte Sofa fallen zu lassen, wo sie mit einem leisen Aufprall landete. Nun, wo sie ihm wieder Angesicht zu Angesicht gegenüber saß, schenkte Kyoko ihm einen bitterbösen Schrei und blinzelte dann wieder, als seine Erscheinung sich wieder in den Mann verwandelte, zu dem sie vorhin gesprochen hatte.

Sie starrte ihn wütend an und ballte eine Faust: „Was zur Hölle, geht hier vor?“

Kyou stand ruhig vor ihr, der einzige Unterschied zu vorhin war, dass seine Augen immer noch glühten. „Du wirst hierbleiben.“ Er beugte sich zu ihr hinunter: „Du wirst von mir lernen.“ Er legte seine Hände auf die Rückenlehne des Sofas, sodass sie eingeschlossen war. „Und dieses Mal wirst du ohne Opfer gewinnen.“ Seine Nase berührte ihre beinahe, als er diese letzte Feststellung fauchte um seine Unzufriedenheit zu zeigen.

Kyoko lehnte sich im Sofa so weit zurück, wie es nur ging, und erwiderte seinen hitzigen Blick, aber sie fühlte immer noch keine Bedrohung von ihm. Selbst wenn er kein Mensch war, er hatte keine Intention, sie zu verletzen. Sie runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, was er gerade gesagt hatte.

„Dieses Mal?“, fragte sie mit weicher Stimme, „Was meinen Sie... Dieses Mal?“

Kyou atmete tief ein: „Du hast vielleicht vergessen, aber ich nicht.“ Ihr Geruch umgab ihn und er fühlte den bekannten Schmerz um sein vergessenes Herz, aber sie musste die Wahrheit erfahren: „Wir haben in der Vergangenheit gemeinsam gekämpft, Priesterin, und die Zeit naht, wo wir es wieder tun werden müssen.“

Kyokos Augen wurden einen Moment lang weich. „Wer sind Sie?“

„Dein Beschützer, Kyoko, ich weiß, dass du es vergessen hast, denn du hast deine Erinnerungen von uns geopfert, um den Schützenden Herzkristall zurück in diese Welt zu bringen.“ Sein Blick suchte den ihren und seine Stimme wurde zu einem leisen Flüstern: „Du musst mir vertrauen.“

Obwohl er gerade versucht hatte, sie zu verängstigen, befahl ihr alles in ihr, ihm zu vertrauen. „Ich... vertraue dir.“ Sobald sie die Worte geflüstert hatte, befand sie sich selbst wieder in seiner Umarmung. Erst spannte sie sich an, dann fühlte sie die Wärme, die sie umgab, und überließ sich selbst der Umarmung, entspannte sich bei ihm in gelassener Verwirrung.

Kyou konnte nicht anders. Er hatte die Angst vor ihrer Zurückweisung viel zu lange mit sich herum getragen und als er diese Worte hörte, verschwand das ganze Gewicht der Welt von seinen angespannten Schultern. Er presste sie an sich, umgab sich mit ihrem Geruch, als er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub.

„Bleib dieses Mal“, flüsterte er in einem Moment der Schwäche.

Kyoko konnte die Sanftheit in seinen Worten und in seinen Armen fühlen, aber trotzdem, er hatte sie gerade vor ein paar Minuten zu Tode erschreckt und nun hielt er sie fest, als wäre sie seine Lebensretterin. Sie fühlte sich gefangen zwischen der Angst vor ihm und dem Drang, mit ihrer Hand über seine weiche Wange zu streichen.

Sie war voller Fragen und murmelte in seine Brust: „Ich möchte mich an das erinnern, was du sagst, das ich vergessen habe. Was muss ich wissen?“

Kyou schloss seine goldenen Augen, er wollte noch nicht in die wirkliche Welt zurückkehren... sie war genau dort, wo sie hingehörte... in seinen Armen. Mit einem Seufzen ließ er sie widerwillig los und setzte sich neben sie auf das Sofa.

Während er mit einer Hand durch seine überlangen Locken fuhr, holte Kyou tief Luft um seine tobenden Instinkte zu beruhigen. Um sein Verlangen zum Schweigen zu bringen, konzentrierte er sich auf die Wand vor ihm und begann, ihr zu erzählen, was er wollte, das sie wusste. Etwas erzählt zu bekommen war nicht dasselbe als sich daran zu erinnern.

„Du wirst helfen müssen. Alle Leute hier, die so angekommen sind wie du, mit den Stipendien, habe ich für dich versammelt. Sie erinnern sich nicht an dich und du erinnerst dich nicht an sie, aber sie haben damals mit dir gekämpft und sie werden wieder mit dir kämpfen, wenn die Zeit reif ist“, seine Stimme klang ein wenig verträumt als er von den Erinnerungen aus der Vergangenheit sprach.

Kyokos Augen wurden groß. „Suki und Shinbe?“, fragte sie und wunderte sich, wieso sie ihm so einfach glaubte.

Kyou nickte. „Ich sehe, du hast sie schon getroffen. Ja, du standst ihnen sehr nahe, ebenso wie Toya, der dich wie kein anderer beschützte.“

„Toya?“ Sie hob eine fragende Augenbraue. „Du machst Scherze.“ Und in Gedanken fügte sie hinzu: 'Er mag mich nicht einmal.'

Kyou seufzte zögernd: „Toya ist in diesem Leben unverändert, er ist immer noch der unausstehliche, dickköpfige Junge aus der Vergangenheit. Aber ja, er beschützte dich rachsüchtig und wäre für dich gestorben, wenn das nötig gewesen wäre.“

Kyoko runzelte die Stirn: „Er erinnert sich nicht daran?“ Sie hatte das Gefühl, dass er ihr die Wahrheit sagte, und es ergab Sinn, dass er wusste, dass sie einen Teil ihrer Erinnerung verloren hatte. Ihre Augen suchten die seinen, sie wollten das Wissen zurück.

Kyou schüttelte leise seinen Kopf: „Ich bin der einzige, der nicht mit dir zurückgekommen ist. Daher bin ich der einzige, der die Erinnerungen von dem, was passierte, in sich trägt. Toya weiß nicht einmal, dass er mein Bruder ist.“

Kyoko holte bei dieser Offenbarung Luft: „Brüder? Was ist passiert, dass du der einzige bist, der sich erinnert?“ Sie musste es wissen.

„Du hast im Kampf all deine Erinnerungen gegeben, um das Böse in unserer Welt zu zerstören und den Schützenden Herzkristall zu retten. Im gleichen Moment hast du dir auf den Kristall gewünscht, alle wieder zu sehen. Du wolltest sie nicht verlieren. Als du in jenem Moment verschwandst, verschwanden auch alle anderen... inklusive des Feindes. Du hattest sie unbewusst hierher... mitgenommen.“

Er seufzte bedauernd. „Ich hatte mir selbst einen Zauber auferlegt, der mich vor solchen Wünschen schützte.“ Sein Blick verlor sich in der Ferne als er die Erinnerung wieder erlebte.

„Du hast alle mit dir mitgenommen, und wusstest es nicht einmal. Sie wurden alle hier, in deiner Zeit, wieder geboren und ließen mich alleine in der Vergangenheit zurück.“ Sein Blick kam zurück in die Gegenwart und suchte den ihren. „Nun, ich überlebte und wartete auf dich. Als es an der Zeit war, versammelte ich alle, die mich verlassen hatten. Nun hast du den Kristall mit dir gebracht, und das Böse, das ihn will...“ Seine Stimme wurde finster: „...das Böse hat die Suche nach dir schon aufgenommen und ich werde es nicht zulassen.“

Kyoko nickte, versuchte zu verstehen. „Also jedem, der auf dieselbe Art hier ist, wie ich, kann ich vertrauen?“ Er nickte und Kyoko fuhr fort: „Wissen sie etwas hiervon?“

Kyou schüttelte den Kopf: „Sie werden eine Verbindung mit dir spüren und sie wird zunehmen, aber sonst kenne ich die Zukunft nicht, nur die Vergangenheit. Sie werden dich beschützen, so wie sie es damals taten. Dafür wurden sie geboren... es ist der Sinn ihrer Existenz.“

Er sah schnell weg von ihren suchenden Augen, wissend, dass die Wahrheit seiner Worte auch auf ihn zutraf. „Wir haben noch etwas Zeit, aber für jetzt möchte ich, dass du aufhörst, deine Priesterinnen-Kräfte zu verstecken, und dir deiner Umgebung bewusst wirst. Ich werde auf dich aufpassen und ich habe Toya gesagt, dass er dich ebenfalls im Auge behalten soll.“

Kyoko beobachtete ihn genau und versuchte sich in irgendeiner Weise an ihn zu erinnern. Er schien sie so gut zu kennen. Mit einem tiefen Blick in seine Augen flüsterte sie neugierig: „Wie nahe standen wir uns?“

Ein Anflug von verborgener Liebe durchfuhr seine goldenen Augen bevor Kyou sich versteifte und von ihr weg rückte. Sein kühles Äußeres wieder zurück an seinem Platz, grummelte er mit einem kurzen Blick zur Tür und dann schnell wieder zu ihr: „Wiederhole nicht, was ich dir gesagt habe, denn sie werden sich von selbst erinnern.“

Kyoko schrak hoch als von der Tür ein festes Klopfen zu hören war, bevor sich diese ohne Einladung öffnete.

Toya hatte begonnen, sich um die Sicherheit der Frau zu sorgen und wollte unterbrechen, und sei es nur um sie vor der Kälte, von der er wusste, dass Kyou sie zustande brachte, zu schützen. Sein Blick fiel sofort auf sie als er eintrat.

„Nun, ich sehe, sie hat ihr Gespräch überlebt.“ Seine Iris blitzten silbern, immer noch mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. „Wenn du mit Kyoko fertig bist, Suki wartet auf sie.“ Toya richtete seine goldenen Augen auf Kyou, nicht wissend, dass silberne Flecken darin zu sehen waren.

Kyou schenkte Toya seinen üblichen, nichts sagenden Blick und nickte schweigend.

Kyoko sah Toya warmherzig an, denn nun, wo sie ihre Sinne gebrauchte, konnte sie fühlen, dass er sich um sie gesorgt hatte, auch wenn er sich nicht so benahm.

'Wäre für dich gestorben.' Kyous Worte suchten sie wieder heim.

Kyou beobachtete ihre Ungezwungenheit mit Toya und spürte ein fernes, aber bekanntes Verlangen, das seinen Blick verdüsterte. Er erinnerte sich gut an dieses Gefühl, und seine Augen konzentrierten sich auf den silbernen Beschützer. Würde sie immer eine spezielle Verbindung mit seinem Bruder haben, die sie nicht mit den anderen teilte?

Kyoko stand auf, nickte Kyou grüßend zu und schenkte ihm ein kurzes, geheimes Lächeln, das Toya nicht sehen konnte, dann drehte sie sich zu Toya und zeigte ihr süßestes Lächeln. „Komm, wir wollen Suki nicht warten lassen.“ Sie verließ das Zimmer und ließ Toya mit einem warmen Gefühl darin zurück. Ein Gefühl, das nur ihr Lächeln hervorrufen konnte.

Er schüttelte den Kopf in dem Versuch, die Wärme abzuschütteln und sah dann finster zu Kyou als er merkte, dass dieser ihn scharf beobachtete. „Was?“, fragte Toya mit harter Stimme, wissend, dass er keine Antwort bekommen würde. Er entschied, dass es den Aufwand nicht wert war und so trat auch er durch die Tür und warf sie hinter sich zu. Er beeilte sich, Kyoko einzuholen.

Toya betrachtete Kyokos Rücken als sie eilig den Gang hinunter ging. Sie musste in Eile sein, von Kyou weg zu kommen. Er grinste in sich hinein und eilte, um zu ihr aufzuschließen, was kein Problem war, angesichts der Tatsache, dass er ein Beschützer war. Seine Gedanken verfinsterten sich ein wenig, als er sich fragte, ob sie überhaupt wusste, was er war. Er bezweifelte, dass sie es wusste, sonst hätte sie ihn nicht so angelächelt.

Oben an der Treppe wusste Kyoko, dass Toya zu ihr aufgeschlossen hatte, da sie ihn hinter sich fühlen konnte. Ja, sie konnte seine mächtige Aura spüren, aber das Gefühl war ein wenig anders als bei Kyou. Sie schloss ihre Augen nur für eine Sekunde. Während sie die Aura durchsuchte, entschied Kyoko dass, egal wie gemein er sich benahm, seine Aura tatsächlich sehr warm war und ihr das Gefühl... neben vielen anderen Dingen... der Geborgenheit gab.

Sie hatte verstanden, dass Toya jünger sein sollte als Kyou, aber sie konnte auch eine verborgene Macht in ihm wahrnehmen. Eine Macht, mit der, wenn er sie anzapfte, Toya seinen Bruder in nur einem Herzschlag übertreffen konnte... obwohl sie bezweifelte, dass sich einer der beiden dessen bewusst war. Kyoko fand Gefallen an ihren Wahrnehmungen, nun, wo sie ihre Sinne wieder angeschaltet hatte.

„Also...“, wandte sie sich ihm zu, „... wo sind Suki und Shinbe?“

Toya sah sie scharf mit zusammengezogenen Augen an, nun, wo ihm seine Lüge aufgetischt wurde. Wie zum Teufel, sollte er wissen, wo Suki und Shinbe waren? Er war nur zurückgekommen, um sie von Kyou weg zu holen.

„Ich weiß es nicht“, meinte er gelangweilt.

Kyoko runzelte die Stirn: „Aber du sagtest...“

Toya unterbrach sie: „Du solltest mir danken dafür, dass ich dich gerettet habe“, erklärte er und beugte sich vor zu ihr, als wollte er sie einschüchtern.

„Gerettet wovor?“, knurrte ihm Kyoko ins Gesicht, der sein Benehmen gar nicht gefiel. Tsss, manchmal erschien er wirklich wie ein Arschloch.

„Vor Kyou“, knurrte Toya laut zurück in ihr Gesicht, Fäuste geballt. Sie konnte ihn mit diesem hübschen Mund wirklich in den Wahnsinn treiben. 'Hübscher Mund?' Wo zum Teufel kam das her? Er machte in seiner Verwirrung einen überraschten Schritt zurück.

Sprachlos starrte Kyoko ihn einfach eine Minute lang ausdruckslos an. Dann, erst leise, aber beständig lauter werdend, begann sie ihn auszulachen. „Hast du?“, fragte sie, zwischen dem Lachen kaum zu Luft kommend. „Wieso solltest du...“ sie verstummte, verlangsamte ihr Lachen und blieb schließlich bei einem breiten Grinsen stehen, obwohl ihre Augen immer noch Schalk widerspiegelten.

„Das war sehr lieb von dir. Ich wusste nicht, dass du dich um mich sorgst“, sie rümpfte ihre Nase in seine Richtung und bemühte sich, ernst zu bleiben.

Toya starrte sie böse an, er fühlte, dass sie ihm einen Streich spielte. „Also, hast du dich entschieden, trotzdem zu bleiben, 'Priesterin'?“, er spuckte das letzte Wort aus, als würde es in seinem Mund einen schlechten Geschmack hinterlassen.

Kyoko verlor ihr Lächeln und schob ihr Gesicht in das seine, wobei sie ihren Blick genau in seine goldenen Augen bohrte. „Ja, habe ich, 'Beschützer'“, sie blinzelte ihm zum dann drehte sie sich um und rannte lachend die Treppen hinunter.

'JA!', rief Kyoko still und in Gedanken machte sie einen Strich auf ihrer Seite der Tafel: 'Kyoko eins... Toya null.'

Toyas Augen weiteten sich für einen Moment bevor er begriff, dass die kleine Hexe ihn reingelegt hatte. „Verdammt!“, zischte er und rannte ihr nach.

Kyoko war beinahe am Fuße der Treppe angekommen, als ihre Priesterinnen-Sinne sie überrumpelten. Sie fühlte einen anderen Beschützer, außer Toya, und sah sich um. Die einzige Person, die nahe genug war, um dieses Gefühl zu verursachen, war ein Student, der unten an der Treppe stand und sie interessiert beobachtete.

Als sie ihn genauer ansah, wurde sie verzaubert von den violetten Strähnen, die sich durch sein ungezähmtes Haar zogen, und den schönsten Augen. Als sie diese Augen betrachtete, hätte sie schwören können... ein Glitzern jeder Farbe in den Iris erscheinen zu sehen.

Toya stand nun hinter Kyoko. Als er ihr plötzliches Stehenbleiben sah, erkannte er, dass sie Kamui anstarrte. 'Also kann sie die Unsterblichen nun erkennen', dachte Toya insgeheim. Er griff hinunter und packte ihren Arm: „Komm, ich werde euch vorstellen.“

Toya hatte seit dem Moment, wo er Kamui getroffen hatte, eine Schwäche für den Jungen. Alles, was er wirklich über ihn wusste, war, dass er keine Eltern hatte, und dass er bei Pflegeeltern aufgewachsen war, bis ihm Kyou den Platz hier angeboten hatte.

Kyoko ließ zu, dass sie von Toya halb gezogen, halb geschleift, die Treppe hinunter zu dem Fremden befördert wurde. Sie wusste, dass er auch unsterblich war, aber sie fühlte auch eine überwältigende Güte. Sie ließ ihre Sinne seine Aura erkunden und fand dort Wärme und... eine verborgene Unschuld, die nur ein Kind haben konnte.

„Hallo Toya, wen hast du denn da?“ Kamuis glitzernde Augen beobachteten sie fasziniert. Er hatte ein Gefühl, als hätte er schon so lange auf sie gewartet... obwohl er keine Ahnung hatte, wer sie war. Es war, als hätte er sie schrecklich vermisst. Er fühlte sich, als könne er nun endlich wieder atmen und er atmete ein, um sich das zu beweisen, aber als er das tat, nahm er ihren Geruch war, und erkannte, dass er ihm bekannt zu sein schien.

An Toya gewandt fragte er: „Was hast du gemacht... hast du dir eine Freundin gefangen?“ Kamui feixte, als seine Augen vor Spaß aufleuchteten.

„Natürlich nicht“, brummte Toya. „Sie ist überhaupt nicht mein Typ.“

„Woher willst du das wissen? Du hattest noch nie eine Freundin.“ Kamui lachte laut über seinen eigenen Witz.

Kyoko versuchte, nicht zu kichern, aber als sie die Heiterkeit in Kamuis Augen gepaart mit dem finsteren Ausdruck in Toyas Gesicht sah, konnte sie es nicht verhindern.

„Das ist Kyoko“, Toya wandte sich ihr zu, wobei er ihren Arm los ließ, als würde ihm dabei erst auffallen, dass er sie noch festhielt. „Kyoko, das ist Kamui. Er ist auch mit einem Stipendium hier und wird in denselben Kursen sein, wie du.“

„Ja, ich bin einer der Sozialschmarotzer hier“, sagte Kamui mit einem ernsten Gesicht, was dazu führte, dass Kyokos Lachen, das sie kaum mehr zurückhalten hatte können, nun endgültig ausbrach.

Sie drehte sich zu Kamui und streckte ihre Hand aus. Mit einem sehr freundlichen Lächeln, wobei sie das Geheimnis, dass, wenn er ein Stipendium hatte, sie wusste, dass er in der Vergangenheit ein Freund gewesen war, für sich behielt, sagte sie: „Hallo Kamui, schön dich kennen zu lernen. Wie lange bist du schon hier an der Uni?“

Kamui mochte die Frau sofort. „Ungefähr zwei Jahre. Und was macht Hitzkopf hier? Dich herum führen?“, er sah grinsend auf Toya, dann wieder zurück zu ihr, wobei sein Lächeln wärmer wurde. Die schelmische Seite seiner Persönlichkeit kam zum Vorschein, und er nahm Kyokos Hand in die seine. Mit einer leisen Verbeugung brachte er ihre weiche Hand zu seinen Lippen und setzte einen sanften Kuss auf ihre Finger.

Kamui musste beinahe lachen, als er den wütenden Blick sah, den Toya ihm zuwarf. Nur ein Idiot konnte die offensichtliche Anziehung übersehen, die die liebliche Kyoko auf den anderen Mann ausübte.

Kyoko errötete ein wenig und kicherte über den Begriff 'Hitzkopf'. Als sie Toya Kamui anstarren sah, grinste sie. „Eigentlich waren wir gerade auf der Suche nach Shinbe und Suki. Hast du einen der beiden...“

Bevor Kyoko auch nur ausreden konnte, ergriff sie jemand am Arm und zog sie zwischen Toya und Kamui hervor. Nachdem sie ihren Kopf schnell drehte, fand sich Kyoko in das besorgte Gesicht von Suki sehen.

„War alles in Ordnung, Kyoko? Du bleibst hier, nicht wahr?“, Suki klang äußerst bittend.

Kyoko nickte und hörte plötzlich wieder Kyous sanfte Stimme, die ihr zuflüsterte, dass sie bleiben sollte. „Ich gehe nirgendwo hin.“ Sie nickte über Sukis Schulter Shinbe zu und erkannte, dass er ebenso glücklich mit ihrer Antwort war, wie Suki.

Toya hob eine Augenbraue als er Kyokos Worte hörte. Er fragte sich, was genau Kyou ihr erzählt hatte, um sie so sehr zu überzeugen. Sie benahm sich nun so anders, sie schien beinahe glücklich zu sein. Normalerweise, wenn Kyou mit jemandem alleine sprach... war er danach stundenlang gereizt. Der Mann konnte sogar ihm ab und zu Angst einjagen.

Kyoko nahm Sukis Arm und zog sie zur Treppe: „Du musst mir helfen, etwas zu finden, was ich heute Abend anziehen kann, wenn wir tanzen gehen.“ Die beiden Frauen gingen dicht nebeneinander die Treppen hoch, während sie plauderten. Sie benahmen sich, als würden sie sich schon ewig kennen.

Shinbe, Kamui und Toya sahen den beiden Mädchen nach. Shinbe fragte Toya mit besorgter Stimme: „Weiß sie, was hier wirklich vor sich geht?“

Toya beobachtete, wie sich Kyokos Lippen bewegten, während sie mit Suki redete. „Ja, ich glaube schon.“ Dann wandte er sich wieder zu ihnen zurück und wechselte das Thema: „Kamui, kommst du heute Abend mit uns mit?“

Shinbe riss erstaunt die Augen auf. „Toya? Kommst du ernsthaft mit zum Tanzen?“, seine Stimme klang schockiert. 'Das hört sich gar nicht nach Toya an', dachte er innerlich.

„Hey, mir wurde aufgetragen, sie wie ein Adler im Auge zu behalten, also habe ich wohl keine Wahl, oder?“ Toya tat so, als wäre er darüber verärgert, sodass die anderen glauben würden, dass er es gegen seinen Willen tat. Aber in Wirklichkeit wollte er sie plötzlich wirklich nicht mehr aus den Augen lassen.

Sein Herzschlag pochte unter seiner Haut, als wolle er ihn dazu anweisen, sie um alles in der Welt zu beschützen, egal, ob ihm das aufgetragen worden war, oder nicht. Es war keine große Hilfe, dass in seinen Gedanken nun Kyoko sich zu einem donnernden Rhythmus auf einer vollen Tanzfläche bewegte. Seine Beschützerinstinkte bohrten sich an die Oberfläche und er wollte beinahe, dass sie nicht ging.

Ein leises Knurren bahnte sich den Weg aus Toyas Kehle und er schüttelte seinen Kopf, versuchte, den Gedanken an so viele Augen auf ihr zu vertreiben... Augen, die dort nicht hingehörten.

„Ja, hört sich gut an. Ich komme mit“, meldete sich Kamui zu Wort. „Wir müssen am Wochenende etwas tun, um uns von diesem Ort abzulenken.“ Er fühlte sich beinahe übermütig durch die Erleichterung, die das Wissen, dass Kyoko von nun an hier sein würde, ihm gab. „Außerdem müssen wir eine Freundin für Toya finden“, bemerkte er unschuldig.

„Wer sagt, dass ich eine Freundin brauche, du kleiner Dummkopf?“, brummte Toya, und gab Kamui einen Klaps auf den Kopf. „Du wüsstest noch nicht einmal, was eine Freundin ist, wenn sie dich in den Hintern beißen würde.“

Shinbe grinste: „Ich glaube, ich bin der einzige hier, der weiß, was eine Freundin ist, aber ich kann euch zwei Jungfrauen zeigen, wenn ihr es ausprobieren wollt.“ Er machte schnell einen Schritt zurück, als sich beide nach ihm umdrehten und ihm bitterböse Blicke zuwarfen.

Schnell wechselte Shinbe das Thema, nickte und kam ein wenig näher zu Toya. „Kyou hat dir aufgetragen, Kyoko im Auge zu behalten?“ Sein Blick wanderte in die Richtung, in die sie verschwunden war. „Weißt du... in letzter Zeit habe ich hier eine Verschiebung im Gleichgewicht bemerkt, als würde etwas bald passieren wollen. Das Böse kommt näher. Ich frage mich, ob sie etwas damit zu tun hat.“ Shinbes Instinkte hatten fast immer recht, und er machte sich Sorgen.

Toya hatte das auch gefühlt, und er wollte Antworten. „Nun, es gibt keine bessere Zeit als das Jetzt. Wieso gehe ich nicht einfach hoch und frage Eismann um die Wahrheit?“ Er wusste, dass Kyou etwas versteckte und er würde herausfinden, was es war.

Bevor Shinbe in aufhalten konnte, war Toya schon am Weg die Treppen hinauf. Shinbe erschauderte: „Ich hasse es, wenn sie im selben Raum sind. Ich habe es gesehen, es ist nicht schön. Sie benehmen sich wie Brüder oder so.“ Seine violetten Augen streiften die Sterne, als er Toya zwei Stufen auf einmal nehmend hoch laufen sah.

Kamui nickte, wissend, dass Kyou ihn manchmal zu Tode ängstigte. „Besser er als ich. Wir sehen uns heute Abend.“ Er ging weg und ließ Shinbe zurück, der immer noch die Treppen beobachtete.

Tief in Shinbes Geist, wo seine Beschützerkräfte sich in seinem Selbst spiegelten, wunderte er sich über das vertraute Gefühl, das ihm die Priesterin, die soeben zu ihnen empor gestiegen war, gab. Er suchte tief in seiner Seele nach der Antwort, als er seine Augen schloss.

Als er seine violetten Augen wieder öffnete, glitzerten sie voller Geheimnisse, die nur er wissen würde.


*****

Kyou machte sich darüber Gedanken, wie er mit Kyoko umgehen sollte, nun dass er sie dort hatte, wo er sie wollte. Er wurde abrupt unterbrochen, durch ein Klopfen an der Tür. Er blinzelte einige Male und unterdrückte den Drang, seine goldenen Augen zu verdrehen, wissend, dass es nur Toya sein konnte. Kyou schenkte der Tür einen bösen Blick, gerade als diese sich ohne Einladung öffnete.

Toya marschierte geradewegs herein und suchte sofort nach seinem Ziel. Er sah Kyou zurückgelehnt auf dem Sofa. „Was zum Teufel geht mit Kyoko vor?“, kam er sofort zur Sache.

Kyous Augen richteten sich schnell auf Toya, aber sein Gesicht zeigte kein Interesse an der Frage.

Toya kannte Kyous Launen besser als jeder andere, und er wusste, er hätte ihn nicht einmal angesehen, wenn er nicht schon einen wunden Punkt getroffen hätte. Kyou zu lesen war seine Wissenschaft. Sogar ein Blinzeln hatte eine Bedeutung, wenn es von Kyou kam. Toya umrundete den Tisch um ihm gegenüber auf einem gepolsterten Stuhl Platz zu nehmen.

„Komm schon, ich bin nicht dumm. Wenn du willst, dass ich sie beschütze, musst du mir sagen, wieso. Schließlich sind wir anderen auch alleine, wieso ist sie anders?“ Er pfauchte, als würde ihn der Gedanke anwidern: „Sie ist nur ein schwaches Menschen-Mädchen.“

Toya ergriff die Klauen-besetzte Hand, die sich plötzlich um seine Kehle schloss und sah in das sehr wütende Gesicht von Kyou.

„Du wirst tun, was ich dir sage“, Kyous Stimme zitterte vor Zorn.

Toyas Augen zogen sich zusammen. Nun wusste, er dass etwas los war. „Gut“, zischte er, und wurde zur Belohnung frei gelassen. Er sah zu, wie Kyous Wut sofort verschwand, als er sich wieder auf den Platz ihm gegenüber setzte, seine kalte Maske wieder zurück auf ihrem Platz erschien und alles verbarg, was dahinter war. Toya schüttelte den Kopf. „Du musst mir sagen, wieso sie so wichtig ist, für 'dich'.“ Er betonte das letzte Wort.

Kyou stimmte ihm halb zu. Er hatte Toya aufgezogen, seit dem Tag, an dem er geboren wurde. Er hatte gewusst, dass sein Bruder in der Nähe war, in dem Moment, als dieser seinen ersten Atemzug getan hatte, und er hatte ihn seinen Eltern gestohlen, die ihn nicht verstanden hätten. Mit seinen anderen Geschwistern war es dasselbe gewesen, aber er hatte sich entschieden, sie eine Weile aus einiger Ferne zu beobachten.

Er hatte gehofft, Toyas Persönlichkeit irgendwie ändern zu können, aber es schien, dass sie ihn bis in dieses Leben begleitete, egal, was Kyou versuchte, um das zu ändern. Im Endeffekt war Toya immer noch Toya, egal welches Leben er lebte. Er hatte gedacht, dass das Treffen mit Kyoko vielleicht Erinnerungen an die Vergangenheit hervorrufen hätte können, aber sein Bruder zeigte bisher keine Anzeichen dafür. Nur Interesse. Kyous Augenbrauen runzelten sich bei dem Gedanken.

„Du fühlst nichts für sie?“, fragte er in einem Ton, der Toya zum Winseln brachte.

„Sollte ich das?“, schoss Toya zurück, wissend, dass er sehr wohl etwas für sie fühlte, aber das nie zugeben würde. Er verschränkte die Arme vor sich und erschien verärgert wie immer, sich nicht des Silbers bewusst, das in seinen goldenen Augen tanzte.

„Ja“, kam die leise Antwort.

„Verdammt! Was macht sie für uns so besonders?“ Toya warf verzweifelt seine Hände in die Höhe.

Kyous Blick forderte seinen heraus: „Sie ist diejenige, auf die wir gewartet haben.“

Toyas Augen wurden groß. Seit er sich erinnern konnte, hatte Kyou ihm immer gesagt, dass sie sich vorbereiten mussten, auf denjenigen, der den Schützenden Herzkristall in sich trug. Er wollte doch bestimmt nicht sagen... wieso sollte so ein mächtiger Kristall in so einem schwachen Mädchen sein? Er hatte irgendeine Art von Krieger erwartet... nicht ein einfaches Mädchen.

„Sie ist der Grund, weshalb du sie alle hier versammelt hast?“ Seine Augenbrauen hoben sich fragend.

Kyou hatte immer davon abgesehen, Toya von seiner Vergangenheit zu erzählen, aber er hatte ihn vor seiner Zukunft gewarnt. „Du musst sie beschützen, koste es, was es wolle.“

Das Zimmer war still als Toyas Gedanken sich wie ein Wirbelwind im Kreis drehten. In letzter Zeit hatte er begonnen, eine Zunahme von dämonischen Schwingungen in der Gegend wahrzunehmen, als ob mehr von ihnen geboren werden würden und die Seite des Bösen stärker wurde.

„Also sie ist es. Was muss ich sonst noch wissen?“ Er fühlte sich beinahe erleichtert, mit dem Wissen, dass das der Grund war, wieso er so ein Interesse an Kyoko zeigte, aber in diesem Moment wollte er diese Gefühle, die Eifersucht verrieten, nicht weiter erkunden.

Kyou hatte die Wahrheit so lange versteckt, dass er sich nicht sicher war, ob er bereit war, die Erinnerungen zu teilen. Der Gedanke an Toyas Nähe zu Kyoko in der Vergangenheit half auch nicht weiter. Vielleicht sollten manche Dinge besser vergessen werden. Die beiden waren manchmal unzertrennlich gewesen. „Du wurdest wieder geboren, um sie zu beschützen und ich habe über Tausend Jahre gelebt und auf sie gewartet. Vorerst... ist das alles, was du wissen musst.“

Toya schnaubte leise und lachte dann finster. „Das ist alles, was ich wissen muss, ja?“ Er fuhr mit seinen Fingern durch sein langes Haar und fühlte einen überwältigenden Drang, sinen versteckten Zorn los zu lassen, dessen er sich nicht einmal bewusst war. „Ist das der Grund, wieso du sie mit so hitzigen Augen ansiehst? Du sagst, wir standen uns nahe... bist du in Wirklichkeit eifersüchtig wegen etwas, das vor langer Zeit passiert ist, mit einem Mädchen, das dich wahrscheinlich nicht einmal von der Seite ansehen würde?“ Toyas Augen blitzten... nun in geschmolzenem Silber.

Kyou fletschte über Toyas Mutmaßung beinahe die Zähne. Es gab Momente, wo das Wahrnehmungsvermögen des Jungen fast unerträglich wurde.

„Übersteigere nicht meine Geduld, Toya. Kristall oder nicht, ich werde deine Anschuldigungen oder Verblendung eigener Größe nicht akzeptieren, wenn sie die Priesterin betreffen. Du wurdest auserwählt um sie zu beschützen... es ist mir egal, ob dir das gefällt. Dein Temperament wirst du im Zaum halten, und du wirst davon absehen, dich an ihre Person heran zu machen. Ist das klar?“ Sein Blick war nun tödlich, als er sich auf seinen jüngeren Bruder richtete.

Eiszapfen hätten auf Kyous Worten wachsen können und Toya erkannte, dass die Unterhaltung beendet war, vorerst zumindest. Er stand auf und verließ den Raum, ohne ein Wort und ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er vor der Wohnung seines Bruders war, blieb er stehen und betrachtete Kyokos Tür. Er konnte sie in dem Zimmer vor sich fühlen.

Er hob eine Hand um anzuklopfen, er wollte bei ihr sein, doch er wusste, dass er im Moment keinen Grund dazu hatte. Er steckte seine Hand tief in seine Hosentasche und drehte sich um, um den Korridor hinunter zu gehen.

Wäre jemand anders im Gang gewesen, hätte er einen schimmernden Umriss von silbernen Flügeln zu sehen bekommen, die auf Toyas Rücken erschienen, ehe sie wieder verschwanden, ohne dass der nun silber-äugige Beschützer sie bemerkte.

Kapitel 5 "Geknurrte Warnung”

Kyoko nahm ein Gummiband von ihrem Badzimmertischchen und band einen Teil ihres unbändigen, braunen Haares in einen Pferdeschwanz, der sich dann in einer kurzen oberen Schicht über die längere untere Schicht, die offen über ihren Rücken floss, legte. Sie beugte sich nach vor, um ein kleines Bisschen Puder aufzutragen, stand dann auf und ging hinüber zu dem mannshohen Spiegel, um ihr Aussehen zu begutachten. Suki hatte sie dazu überredet, ihre Kleider zu tragen, und Kyoko fühlte sich anders.

Das schwarze Minikleid wehte hinaus, als sie sich drehte, und zeigte gut geformte Beine, aufgrund des vielen Sports, den sie trieb. Das enge, pinke Oberteil hatte im Rücken schwarze Spitzen und vorne einen Spitzen-V-Ausschnitt, der beinahe bis zu ihren Brüsten ging. Kyoko schüttelte den Kopf über die entblößte Haut.

Sie fragte sich, ob Suki denn nicht genauso hinter Shinbe her war, wie er hinter ihr. Als sie ihre Ohrringe befestigte, fragte sie sich, wieso sie sich dazu überreden hatte lassen, wie ein wildes Mädchen auszusehen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand zögerlich an der Tür klopfte.

Mit einem Ohrring immer noch in der Hand, öffnete sie die Tür und strahlte da sie sich sofort besser fühlte, als sie sah, dass Suki noch wilder angezogen war, als sie. „Oh Suki, du wirst sie heute alle umwerfen“, sagte sie, als sie ihre Freundin von Kopf bis Fuß betrachtete.

Suki trug schwarze Lederhosen und ein blaues, durchsichtiges Top mit langen, weiten Ärmeln, das ihre Figur betonte. Kyoko schüttelte den Kopf, als sie daran dachte, wie oft Shinbe heute Nacht eine Klatsche bekommen würde.

„Du fragst ja richtig darum, dass Shinbe dich begrapscht“, meinte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, ihre grünen Augen strahlten vor Fröhlichkeit.

Suki betrachtete Kyoko und nickte zufrieden. „Ja, ich habe so ein Gefühl, dass heute Nacht das letzte Mal für einige Zeit sein könnte. Ich habe von Shinbe das Gerücht gehört, dass wir ab Montag noch härter trainieren müssen als bisher.“ Ihre Augen leuchteten: „Aber für heute, lass uns Spaß haben. Dir wird dieser Club gefallen, wo wir hingehen. Er ist riesig, und die Band, die heute spielt, wird richtig Gas geben.“

Suki sah sich in Kyokos Zimmern um, wobei ihre Augen groß wurden. „Wow! Ich war hier noch nie“, ihr Blick fiel wieder zurück auf Kyoko. „Niemand außer Toya darf hier eigentlich hin. Ist dir das klar, nur er, du und Kyou sind in dieser Etage?“ Sie hatte so viel Angst gehabt, hier hoch zu kommen, dass sie erst Toya um Erlaubnis gefragt hatte, bevor sie zu Kyokos Zimmern ging.

Kyoko wusste, Kyou musste sie in seiner und Toyas Nähe gewollt haben, um besser auf sie aufpassen zu können. Sie erinnerte sich an alles, was er gesagt hatte, und wusste, dass er recht gehabt hatte, als er meinte, sie und Suki waren Freundinnen gewesen, denn aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, als kenne sie sie schon ewig.

Sie schluckte den Klumpen, der sich plötzlich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter: „Vielleicht waren alle anderen Zimmer schon besetzt, wer weiß.“ Sie steuerte auf die Tür zu: „Aber ich weiß, dass ich heute Abend Spaß haben will, denn du hast wohl recht, vielleicht ist es das letzte Mal für eine Weile.“

Die Hand am Türgriff erstarrte sie und runzelte die Stirn: 'Jemand ist dort draußen.' Sie fühlte, wie sich bei dieser Erkenntnis ein kalter Schauer über ihren Rücken wälzte.

Kyoko öffnete langsam die Tür und sah hinaus auf den Gang. Nachdem sie niemanden sehen konnte, öffnete sie sie ganz und Suki folgte ihr hinaus. Sie drehte sich um, um die Tür hinter sich abzuschließen und wirbelte dann sofort wieder herum, um Suki anzusehen, als sie ein überraschtes „Aargh“ von ihrer Freundin kommen hörte. Da, in seiner Tür, stand Kyou und sah sie an... und er sah nicht glücklich aus.

Kyou sah Kyoko nur kurz an und fühlte, wie seine Wut wuchs. Er warf seine Augen auf Suki, Ärger deutlich sichtbar auf seinem Gesicht.

„Lass uns alleine“, forderte er mit einer gefährlich kalten Stimme.

Suki schenkte Kyoko einen entschuldigenden Blick aber tat schnell wie ihr geheißen, wissend, dass es besser war, nicht zu zögern. Sie wollte sich nicht schlecht stellen mit Kyou, und außerdem fürchtete sie sich vor dem Mann. Seit sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte, war sie sich dessen bewusst, dass er ein sehr mächtiger Unsterblicher war, und dass man sich besser mit ihm gut stellen sollte. Sie war froh, dass er auf ihrer Seite war, und kein Feind.

Kyoko verschränkte ihre Arme vor sich, enttäuscht, als sie Suki weglaufen und verschwinden sah. Sie drehte sich zurück um zu erkennen, dass sie nun das Ziel von Kyous Aufmerksamkeit war, und in diesem Moment sah er nicht glücklich aus. Sie hob eine Augenbraue und wartete. Als er einfach nur dastand und sie mit seinen verärgerten, goldenen Augen durchbohrte, fühlte sie, wie ihre Wut aufkochte. 'Verdammt seien er und seine stechenden Augen.'

„Was habe ich getan?“, fragte sie schließlich, als sie aufgegeben hatte, zu warten, dass er es ihr von selbst sagte.

Kyou war verärgert gewesen, als er Sukis Anwesenheit auf dieser Etage gefühlt hatte. Dann, als er sie in diesem Aufzug das Zimmer verlassen gesehen hatte, wusste er, es war nicht klug, Kyoko so gehen zu lassen. Nicht nur war dann der Feind eine Gefahr für sie, sondern auch jeder Beschützer, Dämon, oder Mensch, der sich mit ihr paaren wollte. Kyou drehte schon bei dem Gedanken daran fast durch.

„Niemand außer dir und Toya soll jemals auf diese Etage kommen, ohne meine Erlaubnis, verstanden?“, seine Stimme klang als beschimpfte er sie.

Kyoko wollte aufbrausen aber erinnerte sich schnell daran, dass dies sein Gebäude war, und also er die Regeln machte. „Es tut mir leid, ich wusste das nicht“, sagte sie ihm wahrheitsgemäß. Als sie fühlte, wie ihre Wut verrauchte, begann sie vor sich mit ihren Fingern zu spielen. Sie begann zu zappeln, denn er sah um nichts fröhlicher aus, nun, dass sie sich entschuldigt hatte.

Kyou kam einen Schritt auf Kyoko zu. Als er auf sie hinunter sah, erkannte er, dass er beinahe in ihr T-Shirt sah. „Ich wurde nicht darüber informiert, dass du für heute Abend Pläne hattest.“ Er fühlte, wie ihr Gemüt sich bei diesen Worten verdüsterte und ihre Augen blitzten ein wenig heller, aber es war ihm egal. Wenn er sie beschützen sollte, dann musste er wissen, wo sie hin wollte. Er wusste, wie die Mädchen an der Uni sich benahmen, aber er konnte riechen, dass Kyoko noch unberührt war, anders als die anderen... unschuldig.

Kyoko kaute auf ihrer Unterlippe und fragte sich, ob sie ihn über jeden ihrer Schritte informieren musste. „Ich wusste nicht, dass ich es dir sagen muss, wenn ich ausgehe“, sie versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen, aber sie wusste, dass sie sich gegen ihn behaupten musste, wenn sie noch ein wenig Freiheit haben wollte.

„Ich gehe heute mit Suki und Shinbe aus“, sagte sie mit fester Stimme, in der Hoffnung, dass er sie nicht davon abhalten wollte.

Kyou kam einen Schritt näher, nur damit sie einen Schritt zurück wich, sodass sie nicht zu ihm hoch sehen musste. Er grinste innerlich, als er noch einen Schritt nach vorne ging. Sie stand buchstäblich mit dem Rücken an der Wand und er umgab sich mit ihrem Duft.

„In diesem Aufzug?“, seine Stimme klang wütend.

Kyokos Augen wurden groß, nun, dass er nur Zentimeter von ihr entfernt war und sie zu ihm hoch sehen musste. Er war so groß. Was hatte er gesagt? Ihre Augen fokussierten wieder. Aufzug...?

„Was ist das Problem damit?“ Sie kauerte sich gegen die Wand, als er sein Gesicht zu ihr hinunter beugte. Sie konnte seinen warmen Atem in ihrem Nacken fühlen.

„Suchst du nach einem Sex-Partner?“, flüsterte er gefährlich in ihr Ohr.

Kyoko hatte plötzlich Angst vor dem Beschützer, der vor ihr stand. Die Worte, die er von sich gegeben hatte, hätten sie unter normalen Umständen zornig gemacht, aber nun wollte sie nur einen schönen, dunklen Winkel finden, in dem sie sich verkriechen konnte. Wenn eine Stecknadel gefallen wäre, es hätte wie ein Donner in der Stille geklungen. Sie fuhr beinahe aus der Haut vor Schreck, als sie eine andere Stimme, so nahe, hörte.

„Kyoko, bist du fertig?“ Toya lehnte an der Wand und sah ihnen zu. Er konnte Kyokos Angst aus fünf Metern Entfernung riechen. Er schenkte Kyou einen bösen Blick als er zusah, wie Kyoko sich unter dessen Arm duckte und schnell zu ihm lief.

Kyou richtete sich wieder auf und sah wieder völlig gleichgültig aus, als er Toya zwischen ihn und Kyoko treten sah, sodass er sie vor seinem Blick schützte.

Nun, wo habe ich das früher schon einmal gesehen, dachte er verärgert, dann stellte er kalt fast: „Wenn sie geht, dann bleibst du immer an ihrer Seite.“ Die Muskeln in seinem Kiefer spannten sich an, als er seine Zähne zusammen biss, es gefiel ihm gar nicht, dass Toya sie so sparsam bekleidet sah.

Toya wusste, dass Kyou es ernst meine, und der Blick in seinen Augen schickte ihm beinahe kalte Schauer über den Rücken. „Das weiß ich schon“, schnappte er, dann drehte er sich um und nahm Kyokos Hand. „Komm“, bat er sanft.

Kyoko hatte nichts dagegen einzuwenden und es störte sie noch nicht einmal, dass Toya sie praktisch vor sich her fliegen ließ. 'Je schneller, desto besser', dachte sie. Im Moment wollte sie nichts lieber als sich zu beeilen, nun wo sie völlig außer sich war, segelte sie beinahe die Treppen hinunter.

Toya ließ ihre Hand los, sobald er wusste, sie waren außerhalb von Kyous Sichtweite. Er sah zu, wie sie einen Zahn zulegte und runzelte die Stirn. Er hatte gehört, was Kyou zu ihr gesagt hatte. Nachdem er ein Beschützer war, funktionierte sein Gehör ausgezeichnet. Er war gekommen, um Kyoko zu suchen, als Suki die Treppen praktisch hinunter geflogen war und ihn dabei beinahe umgerannt hatte.

Es hatte ihn sehr verärgert, als er die Worte gehört hatte, die Kyou in Kyokos Ohr geflüstert hatte und er fand es schwer, so zu tun als hätte er sie nicht gehört. Er hatte nie daran gedacht, Kyou zu verletzen, aber... der Gedanke, dass Kyou solche Dinge zu Kyoko sagte, trieb ihn zur Weißglut. Sie hatte nichts getan, womit sie eine solche Behandlung verdiente.

Toya versuchte, das Gefühl, das er hatte, zu verdrängen, als sie sich mit den anderen trafen.

*****

Als sie das Lokal betraten, merkte Suki, dass Kyoko immer noch ungewöhnlich still war und fand schließlich den Mut zu fragen: „Was wollte Kyou überhaupt von dir?“

„Nichts Bestimmtes“, antwortete Kyoko, die nicht wirklich darüber reden wollte, und dann, als ihr einfiel, was er noch gesagt hatte: „Er hat gesagt, dass von nun an, niemand außer mir und Toya diese Etage betreten darf.“ Sie zuckte traurig die Schultern und bemerkte dann, dass Toya sie noch immer beobachtete.

Sie fragte sich, ob er gehört hatte, was Kyou gesagt hatte, dann errötete sie und sah schnell wieder weg, sie wollte die Antwort auf diese Frage gar nicht wirklich wissen. Dies war wohl ihre letzte Nacht in Freiheit, also verwarf sie alle anderen Gedanken und sah sich um, sie wollte hier diese Nacht Spaß haben.

Sukis Augen wurden groß, als sie Arme fühlte, die sich von hinten um sie schlossen, und sie gegen einen starken Körper zogen. Als sie ihren Hals so verdrehte, dass sie sehen konnte, trafen ihre Augen auf violette.

Shinbe beugte seinen Kopf hinunter, liebkoste mit seinem Gesicht ihren Nacken und grinste. „Komm, tanz mit mir“, forderte er mit verführerischer Stimme.

„Aber wir sind doch gerade erst hergekommen“, versuchte Suki sich halbherzig los zu reißen.

„Ich weiß“, Shinbe zwinkerte Kyoko zu. „Ich will dich begrapschen, bevor es sonst jemand tun kann. Er ließ seine Hand verführerisch über ihren Bauch gleiten, bevor er sie in seinen Armen drehte, sodass sie in sein Gesicht sah. Mit einem verschmitzten Blick zu Kyoko erklärte er: „Sie kommt vielleicht zurück.“

Suki nickte und versuchte, das Rot, das sich sofort über ihre Wangen ausbreitete, zu verstecken. Shinbe führte sie weg zur Tanzfläche und ließ Kyoko mit Toya alleine stehen.

Kyoko wusste, ihre Nerven hielten nicht viel mehr aus, und sie machte sich auf den Weg zur Bar in der Hoffnung, dass ein wenig Alkohol sie ein wenig lockerer machen würde. Sie sah nicht einmal zurück um zu sehen, ob Toya ihr folgte. Sie wusste, er hatte den Befehl bekommen, auf sie aufzupassen. Es war nicht so als wären sie auf einem Date. Er tat ihr beinahe leid.

Sie wandte sich an den Mann hinter der Bar und sagte mit einem Schulterzucken: „Was auch immer eure Spezialität ist.“ Sie lächelte und er nickte. Sie legte einen Zwanziger auf die Bar. Sie hatte keine Ahnung, was sie bestellen sollte, angesichts der Tatsache, dass dies das erste Mal war, dass sie überhaupt in eine Bar ging. Sie gab vor, dass sie es schon tausendmal gemacht hatte, weil sie es schon so oft im Fernsehen und in Filmen gesehen hatte... sie hoffte nur, dass niemand ihre Nervosität bemerken würde.

Toya kam und stellte sich neben Kyoko nachdem er bemerkte, dass der Barmann sie beobachtete, während er ihr Getränk zubereitete. Er fing den Blick des Mannes auf und knurrte warnend, um ihn abzuwehren. Toya konnte mehr Augen als nur die des Barmanns auf Kyoko fühlen, und das gefiel ihm nicht.

Kyoko drehte sich um, als ihr Drink fertig war, und versuchte, dem Barmann noch einmal zuzulächeln, als sie sich bedankte, aber er wich ihrem Blick aus. 'Das ist komisch', dachte sie, aber als sie jemand anders ihren Namen sagen hörte, schaute sie über ihre Schulter, und sah Kamui kommen. Sie lächelte ihn an, dann nahm sie einen Schluck von ihrem Glas und würgte beinahe aufgrund des starken, brennenden Geschmacks.


Kamui beobachtete sie, als sie ihren Drink wieder auf die Bar stellte, wobei sie ihn beinahe verschüttete. Er grinste als sie nach Luft schnappte. „Du musst aufpassen, Kyoko, die Getränke hier sind sehr stark.“ Er warf dem Barmann einen bösen Blick zu und lächelte dann als sie offenbar wieder atmen konnte.

„Ja, wirklich“, keuchte Kyoko und wischte eine Träne aus ihrem Auge. „Dieser Drink kann dich glatt umbringen, pfft“, murrte sie blinzelnd.

Toya nickte Kamui zu, als gäbe er ihm die Erlaubnis, mit Kyoko zu sprechen. Sein Blick wanderte durch den Raum und erkannte, dass Beschützer und Menschen nicht die einzigen Bewohner unter den zuckenden Lichtern des Clubs waren. Seine Lippen wurden schmal, als er die Dämonen fühlte, die sich in den Schatten verbargen.

Kamui beobachtete wie Kyoko lächelte als sie Shinbe und Suki beim Tanzen zusah. Als die Lichter von rot zu grün und dann blau wechselten... das elektrisch blaue Licht schien sie einen Moment zu umgeben, wodurch Kamuis Blick schwarz wurde, und ein anderes Bild tauchte vor seinen Augen auf.

Im Geiste sah er Kyoko, wie sie vor einem riesigen Dämonen weglief. Als er die Umgebung absuchte, erkannte er, dass das Feld, auf dem sie war, zu einer sehr tiefen Felswand abfiel. Er schrie ihren Namen um sie zu warnen, aber dadurch, dass sie sich nach ihm umdrehte... sah sie die gefährliche Kante des Steilhangs nicht einmal, als sie den nächsten, tödlichen Schritt machte.

Kamui konnte das Adrenalin fühlen, dass ihn durchströmte als seine Flügel sich mit einem farbenfrohen Funkenregen aus seinem Rücken schälten. Als er über den Dämonen flog, schoss er einen wütenden Lebensenergiestrahl, der den Dämonen bei seinem Auftreffen zerplatzen ließ. Indem er seine Flügel einzog, ließ er seinen Körper an der Felswand hinunter tauchen, in einem Sturzflug um sie noch zu erreichen.

Gerade als sich der Boden ihr in alarmierender Geschwindigkeit näherte, umfasste er Kyoko, ließ seine Flügel sich wieder ausbreiten, und segelte sicher zu Boden. Als ihre smaragdgrünen Augen die seinen trafen, fragte Kamui: „Du wolltest nur, dass ich dich rette... nicht wahr?“

Als er aus seiner leichten Trance erwachte, wusste er, es konnte nicht einfach nur ein Tagtraum gewesen sein... irgendwie, irgendwo, war dies wirklich passiert. Seine Augen konzentrierten sich auf sie und er wollte sie noch einmal in seinen Armen spüren, genauso wie in dieser merkwürdigen Erinnerung.

Kamui streckte die Hand aus und ergriff ihre: „Komm, Kyoko. Tanz mit mir.“ In dem Moment, wo seine Hand die ihre berührte, fühlte er, wie sein Herz mit einem unbekannten Gefühl anschwoll. Glitzernder Staub aller Farben sprang in seine leuchtenden Augen.

Sie nickte, ihr gefiel das Lied, das gerade gespielt wurde, und sie merkte schon, wie der Rhythmus sie dazu anregte, sich dazu zu bewegen. Sie steuerten direkt auf Suki und Shinbe auf der überfüllten Tanzfläche zu.

Das Herz Der Zeit

Подняться наверх