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Kapitel 1 "Gefährliche Küsse"
ОглавлениеâIch muss einfach nur für ein oder zwei Tage nach Hause gehenâ, seufzte Kyoko vor sich hin, während sie ihren Rücken an einen riesigen Baum lehnte. Sie zog ihre Beine an und legte ihr Kinn auf ihre Knie, als sie so zwischen den ausgestreckten Wurzeln des Baumes saÃ. Zu sagen, dass sie sich kläglich fühlte, wäre eine Untertreibung gewesen.
Sie war müde, schmutzig und verärgert, weil sie in den letzten Tagen keinen einzigen Talisman gefunden hatten. Durch diese Tatsache war Toya eingeschnappt. Ihre kleine, zusammengewürfelte Gruppe hatte entschieden, sich für ein paar Tage zu trennen. Kyoko hob eine Augenbraue, wissend, dass das die letzte Chance war, um zu verhindern, dass sie einander an die Kehlen sprangen. Sie blies ihr Haar aus ihrem Gesicht und stimmte im Stillen zu.
Suki war in eine nahe gelegene, kleine Stadt gegangen, um sich dort mit einem Bekannten zu treffen, der ihr mehr Drachentöter-Waffen besorgen wollte. Shinbe war hinter ihr her spaziert, seine Hand leicht erhoben, als wollte er ihren Hintern begrapschen. Die Klatsche, die darauf gefolgt war, war der Höhepunkt von Kyokos Tag gewesen. Sie grinste, wissend, dass Shinbe einfach nicht gewollt hatte, dass Suki alleine im Land herum spazierte. Er wollte sie nur schützen, aber anstatt das zu sagen, benahm er sich wie der Lustmolch, den sie alle kannten und liebten.
Als sie sich umsah, erkannte sie, dass Kamui wieder mit Kaen unterwegs sein musste. Das hatte er in letzter Zeit oft getan. Kyoko lächelte innerlich und wünschte sich, dass sie diese Freiheit auch hätte. Kaen war ein Feuerkobold und konnte seine menschliche Gestalt wann immer er wollte in einen Drachen verwandeln. Kamui konnte dann auf seinen Rücken klettern und sie konnten herumfliegen und waren oft mehrere Tage lang weg.
Als sie hinüber zu Toya sah, der an den Baum neben ihr gelehnt saÃ, bemerkte Kyoko, dass sein Kopf sich schnell senkte, als er merkte, dass sie in seine Richtung sah. 'Er beobachtet mich schon wieder', dachte Kyoko und fühlte, wie Hitze in ihre Wangen stieg. Er hatte sich in den letzten paar Wochen merkwürdig benommen⦠aber andererseits... wann benahm sich Toya nicht merkwürdig? Sie grinste über ihren eigenen Scherz.
Sie sah wieder weg und ihre Hand hob sich zu dem kleinen Beutel, der an dem langen Lederriemen, den sie um ihren Hals trug, befestigt war. Sie konnte die kleinen Kristallsplitter, die in dem dünnen Leder verborgen waren, fühlen. Ihre Gedanken wanderten sofort zu Hyakuhei, ihrem Feind. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand, der so übermäÃig schön war, so unvorhersehbar und grausam sein konnte. Kyoko zog eine Augenbraue hoch, als sie sich selbst darauf aufmerksam machte, dass man Leute nicht nach ihrem ÃuÃeren beurteilen sollte⦠und schon gar nicht in einem Land, das von Dämonen überschwemmt wurde.
Je mehr Bruchstücke des Talismans Hyakuhei sammelte, umso mächtiger wurde er, obwohl er schon von Anfang an extrem mächtig gewesen war. Durch die Fähigkeit, die schwächeren Dämonen in sich aufzunehmen, und von ihrer Macht zu trinken, wurde er mit jeder Schlacht gefährlicher. Wenn er je alle Teile des Talismans gewinnen würde, dann könnte er die Barriere zwischen der Welt der Dämonen und der der Menschen durchbrechen. Wenn das passierte, würde er die Dämonen in ihre Welt lassen, und die Menschen hätten keine Chance.
Toya lehnte mittlerweile schon seit fast einer Stunde an dem Baum und tat so, als würde er schlafen, wartete ab, was Kyoko machen würde. SchlieÃlich hatte er im Moment nichts zu tun, nachdem er überstimmt worden war, in der Frage, ob die Jagd nach den Talismanen fortgeführt werden sollte. Sein Atem blieb in seiner Lunge stecken, als er zusah, wie ihr Gesicht sich zur Sonne hoch hob und er fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte.
Es schien, dass alles, was sie in letzter Zeit tat, seine Gedanken daran⦠sie zu behalten, verstärkten. Toya fragte sich insgeheim, ob, wenn all dies vorbei war, sie einfach zurück in ihre Welt gehen würde, und ihn völlig vergessen. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich wünschte, dass dieser Krieg nie enden würde, und das war ein weiterer Grund dafür, dass er letztendlich zugestimmt hatte, und die Pause erlaubte. Seine goldenen Augen wurden weich und darin versteckt lag eine Sehnsucht, als sie aufstand und ihr langes, seidiges, nussbraunes Haar in der Brise zu flattern begann.
Kyoko war noch nie gut darin gewesen, lange still zu sitzen, und ihre Nerven begannen sie schon fertig zu machen, vor Langeweile. Sie brauchte etwas, was ihre Gedanken von diesem Chaos ablenken würde, das sie in dieser Welt erzeugt hatte, und so stand sie auf und ging zu einem kleinen Weg in der Nähe.
âToya, ich werde ein wenig spazieren gehen, ja?â, rief Kyoko über ihre Schulter, als sie los marschierte⦠wohin, das wusste sie nicht. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, als sie nicht hörte, dass er ihr folgte. Gut⦠sie wollte sowieso nicht, dass er mit ihr spazierte. Sie hob eine Augenbraue über die stille Lüge. Sie waren tagelang immer gegangen, also wieso, um alles in der Welt, tat sie es, wenn sie es nicht musste? Kein Wunder, dass er nicht angeboten hatte, mit ihr zu kommen.
Sie wurde langsamer und schmollte. Toya hatte sich in letzter Zeit so komisch benommen. Sie bekam schon langsam ein Schleudertrauma von seinen plötzlichen Gemütsänderungen und war es satt, sich so viele Gedanken darüber zu machen. Kyoko entschied, dass sie einfach weiter gehen würde, bis sie so müde war, dass sie die nächsten paar Tage einfach schlafen würde.
Toya stand auf, wollte nichts mehr, als ihr zu folgen. Er drückte sich kräftig von dem Baum ab und machte einen Schritt, um genau das zu tun, dann hielt er mitten im Schritt inne. Er schnaubte und lehnte sich wieder an den Baum. âOh nein, ich bleibe genau hier⦠wo ich sicher bin.â Er atmete durch zusammengebissene Zähne und zwang sich selbst, ihr nicht wie ein Stalker nachzulaufen.
Sich von ihr fern zu halten, war sowieso das einzige, was er tun konnte. Er fühlte keine Dämonen in der Nähe und dachte, dass sie für eine Weile schon sicher sein würde. Der silberne Beschützer holte tief Luft und sank wieder an dem Baum hinunter und lehnte sich zurück. Kyokos Duft hing noch immer über der Lichtung und er machte ihn verrückt.
Es passierte jedes Mal, wenn er zu lange mir ihr alleine war. Er benahm sich merkwürdig und sie wurde wütend, dann sagte er etwas Dummes, und machte es nur noch schlimmer. Wenn er sicher wäre, dass sie ihn nicht zurückweisen würde, dann würde er ihr den Hof machen, so wie er es tun wollte, seit dem Moment, wo er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Toya starrte hinunter auf seine Hände und fragte sich, wieso jedes Mal, wenn er es versuchte, etwas passierte, und es kaputt machte.
Kyoko spazierte eine lange Weile und dachte dunkle Gedanken über die männliche Population in dieser Welt und in ihrer eigenen. Die plätschernden Geräusche eines Wasserfalls brachten ihre Aufmerksamkeit wieder zurück zu ihrer Umgebung. Als sie sich umsah, sah sie einen Teich mit kristallklarem Wasser und einen kleinen Wasserfall, der ihn füllte.
âEs ist erstaunlich, wie in einem Land der Monster, manche Dinge so wunderschön sein könnenâ, flüsterte sie beeindruckt. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten auf, als sie es alles ausführlich betrachtete. Nachdem sie in dem Wasser nichts fühlte, was sie verletzten könnte, oder kämpfen wollen würde, begann Kyoko, sich auszuziehen, denn sie wusste, sie war weit weg von jeder Art menschlicher Ansiedlung.
Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass sie ganz alleine auf dieses Bad stieÃ, und sie würde die Chance nicht verstreichen lassen. Sie streckte ihre Zehen ins Wasser, um die Temperatur zu fühlen, und wäre vor Glück beinahe dahin geschmolzen, als sie herausfand, dass es schön warm war.
Kyoko watete in das Wasser und spritzte sich selbst an, genoss das saubere Gefühl, dass sie davon bekam. Sie war in ihrer Welt so verwöhnt gewesen, hatte es immer als selbstverständlich hingenommen, dass sie eine heiÃe Dusche haben konnte, wann immer sie wollte. Diese Welt war eine ganz andere Sache. Sie ging zu dem Wasserfall und lieà ihn über ihr Haar spülen und fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig entspannt.
Sie war froh, dass sie für eine Weile etwas Anderes als Toya hatte, worüber sie nachdenken konnte. Sie hatte es satt, immer nervös zu sein wegen seiner Gemütswandlungen. In letzter Zeit war die Art, wie er sie manchmal ansah, schon genug, um sie erröten zu lassen. Das machte sie wütend. Er sollte sich doch darum kümmern, dass sie die Talismane fanden, und Dämonen töteten.
Wenn Toya den Dämonen gegenüberstand, konnte er manchmal beängstigender sein, als das Böse, das er bekämpfte. Die Wahrheit war, dass die meisten Leute dachten, dass Toya jeden hasste⦠das war einfach seine Persönlichkeit. Sie musste sich selbst ständig daran erinnern, dass er bei Weitem kein Mensch war, und nicht nach ihren Regeln lebte⦠keiner der Beschützer tat das.
Aber manchmal erhaschte sie einen kurzen Blick auf den Mann hinter dem Beschützer. Es war in diesen seltenen Momenten, dass er anders erschien⦠weicher. Er tat manchmal unabsichtlich etwas, was bezeugte, dass er sich mehr um sie sorgte, als er zugab. Er war der einzige der fünf Beschützer, der durch das Herz der Zeit in ihre Welt gehen konnte, und sie fragte sich, wieso. Hatte das eine Bedeutung? Hatten sie im Geheimen eine Verbindung, die weiter ging, als die zwischen ihr und den anderen Beschützern?
Kyoko schnaubte, enttäuscht über sich selbst, weil sie immer noch an Toya dachte, nachdem sie beschlossen hatte, es nicht zu tun. Sie rieb ihre Haut und ihr Haar, bis sie glänzten und legte sich dann auf die Oberfläche des Wassers. Sie war noch nicht bereit, einen so wundervollen Ort zu verlassen. Sie konnte nicht wissen, ob sie ihn je wiedersehen würde.
Sie leerte ihre Gedanken und hörte dem Plätschern des Wassers zu. Ihre Augen geschlossen, entspannte sich Kyoko und lieà das Wasser sie streicheln.
*****
Kyou war seinen Brüdern aus der Ferne gefolgt⦠hatte oft die Gegend um sie von Dämonen gesäubert, die jede Bewegung des Mädchens verfolgten. Er war zu dem Schluss gekommen, dass entweder seine Brüder faul wurden, oder der Feind stärker. Die Dämonen, die sie jagten, wurden immer mächtiger.
Er konnte fühlen, dass sich die Gruppe auftrennte und knurrte missbilligend. Er atmete tief ein und folgte dem Geruch, der ihn rief. Gleich darauf erreichte er sein Ziel. Kyou schaute hinunter auf das kristallklare Wasser, während er in der Luft schwebte, und wandte sein engelsgleiches Gesicht dem Mädchen zu, das im glitzernden Wasser lag.
Keine Emotion wurde in seinem Gesicht sichtbar, als sein Blick sanft über ihren Körper glitt. Sein silbernes Haar wehte sanft in der leichten Brise, während schimmernde Strähnen über seinen Rücken bis zu seinen Oberschenkeln hingen. Er konnte ihren süÃen Duft bis hinauf in die Baumwipfel riechen, wo er regungslos schwebte.
Kyou war süchtig nach dem Geruch dieses Mädchens, das zu schützen sein Schicksal war. Seine goldenen Augen beobachteten sie, wie sie im Wasser lag, wie eine nackte Wassergöttin, als locke sie ihn zu ihr. Sie war diejenige, die den Schützenden Herzkristall zurück in seine Welt gebracht hatte, was nichts als Chaos und Gefahr verursacht hatte. Das Zersplittern des Kristalls hatte ihr Schicksal schnell entschieden. Sie gehörte nun zu den Beschützern, obwohl er bezweifelte, dass sie diese Tatsache begriff.
Seine Lippen öffneten sich leicht, als er die Frau beobachtete, die er anfangs versucht hatte zu töten, aber es nie übers Herz gebracht hatte. In Wirklichkeit, hätte er sie ernsthaft tot gewollt⦠dann wäre sie tot. Stattdessen beschützte er sie aus der Ferne, während seine Brüder in ihrer Nähe blieben. Eine solche Unschuld sollte nicht alleine und schutzlos gelassen werden. Sein Blick verfinsterte sich über die Unfähigkeit seiner Brüder. Vielleicht sollte er derjenige sein, der sie aus der Nähe bewachte.
Kyou lächelte; etwas, was er fast nie tat. Ihm gefiel das Katz-und-Maus-Spiel, und die Priesterin musste ihre Lektion lernen, dass sie nicht alleine in einem so gefährlichen Land sein sollte.
Langsam schwebte er hinunter zu ihr und sah, dass ihre Augen geschlossen waren. Kyou lag ausgestreckt über ihr, ohne sie zu berühren, schwebte einfach nur in der Luft und lieà sein Haar einen Vorhang um sie beide erzeugen. Der weiche Fächer ihrer dunklen Wimpern über ihren cremigen Wangen lieà ihn den Atem anhalten. Sein Blick senkte sich auf ihre vollen, wunderbaren Lippen. Er legte seine eigenen Lippen an ihr Ohr und atmete seinen heiÃen Atem hinein.
Kyokos Augen öffneten sich schockiert und sie warf ihren Kopf herum, wodurch Kyous Lippen über ihre Wange streiften⦠und genau an ihren Lippen hielten. Sie sah geradewegs in Kyous goldene Augen. Sie waren hypnotisierend. Es war, als würde sie von einem Engel geküsst, aber⦠dies war Kyou. Toyas Bruder war kein Engel. Er war der gefürchtetste und mächtigste Beschützer dieser Welt. Er war auch einer ihrer Bewacher, obwohl sie ihn kaum je zu Gesicht bekam.
Sie verlor ihre Fähigkeit an der Oberfläche zu treiben und begann, ins Wasser zu sinken, aber es war ihr egal, solange es sie weg von diesen hypnotisierenden Augen brachte. Sie unterdrückte einen Schrei, als er plötzlich die Arme nach ihr ausstreckte und sie um ihren Rücken schlang, sie aus dem Wasser hob, bis sie über die gesamte Länge an ihn gedrückt war.
Kyou konnte ihre Angst vor ihm riechen und entschied, dass er diese Angst nicht wollte. Alle hatten Angst vor ihm⦠sogar seine Brüder. Seine goldenen Augen glühten, als er sie fest an sich presste, bis sie aufhörte, sich zu wehren. Der Schützende Herzkristall hatte vor langer Zeit entschieden, dass ihr Schicksal sie zu Verbündeten machte, und er wollte nicht haben, dass diejenige, die er beschützte, vor seinem Schutz Angst hatte. Kyou verwendete seine Fähigkeiten, in ihre Gedanken einzudringen und fand heraus, dass die Priesterin noch nie geküsst worden war⦠bis jetzt. Seine Augen wurden einen attraktiven Ton dunkler bei diesem Wissen.
Kyoko war so schockiert, dass sie nichts tun konnte, als in die flüssig goldenen Teiche seiner Augen zu sehen, und warten⦠Sie wusste nicht, worauf sie wartete, aber⦠Oh Gott, er war wunderschön. Sie bildete sich ein, dass sie ein leises Lächeln an seinen Mundwinkel ziehen sah. Sie blinzelte und fragte sich, ob er gerade ihre Gedanken gelesen hatte. Jetzt wusste sie, wieso sie dem goldenen Beschützer noch nie so nahe gewesen war⦠er war eine Gefahr für die Sinne.
Als er einen Drang, den er nicht kontrollieren konnte, fühlte, presste Kyou in einem kräftigen Kuss seine Lippen auf ihre, als würde er einen unbekannten Handel besiegeln. Es dauerte nur einige Sekunden, aber sie fühlten sich an wie eine Ewigkeit und als er den Kuss langsam beendete, fragte er sich, welchen Zauber sie ihm auferlegt hatte, dass er solch unbekannte Gefühle und Sehnsüchte fühlte. Kyou hielt sie fester⦠wollte sie nicht gehen lassen, noch nicht. Er betrachtete sie mit einem merkwürdigen Blick⦠fast verwundert, seine goldenen Augen schienen durch die Reflexion des Wassers als würden sie zerbrechen.
Er hatte die Priesterin lehren wollen, was passieren konnte, wenn sie alleine und ohne Schutz erwischt wurde, aber irgendwie war es mehr geworden. Er hätte es besser wissen, und sie nicht anfassen sollen. Seine Sinne öffneten sich und er fühlte, wie sich sein Bruder mit schnellem Schritt näherte. Er knurrte still über den Eindringling. Kyou schwebte über das Wasser zum Ufer, richtete sie beide auf und stellte sie sanft auf ihre FüÃe.
Als er sah, dass sie noch immer in einer Trance war, streckte er seine Hand aus und stricht mit seinem Daumen sanft über ihre weiche Wange, ihm gefiel die besitzergreifende Hitze, die sein Beschützerblut aufkochen lieÃ. Dem Drang noch einmal nachgebend, hob er ihr Gesicht wieder zu dem seinen hoch um ihr einen letzten glühenden Kuss zu geben, ehe er verschwand und nur eine einzelne, flatternde, goldene Feder zurücklieÃ, die verschwand, als sie auf das Wasser zu ihren FüÃen auftraf.
Nachdem Kyou verschwunden war, stand Kyoko noch einen Moment da, versuchte, sich zu erklären, was gerade passiert war. Dann holte sie geräuschvoll Luft und sah an sich selbst hinunter. Sie war nackt und er hatte sie berührt, sie festgehalten. Sie konnte nicht verhindern, dass etwas in ihrer Magengrube begann⦠Hitze. Etwas, das sie bisher⦠nur in diesen seltenen Momenten mit Toya gefühlt hatte.
Als ihr Verstand endlich wieder zurückkam, hob sie ihre Kleider auf und hielt sie vor sich hoch. âWie kann Kyou es wagen, das zu tun!â Sie fühlte, wie ihr Temperament aufglühte und sie sich über den hohen, mächtigen Herrn Kyou ärgerte. âWer zum Teufel meint er, dass er ist?â Ihr Gesicht hob sich Richtung Himmel, als ihre Finger sich hoben, um ihre leicht kitzelnden Lippen zu berühren.
Sie spannte sich an, als sie Toyas Stimme hörte, die ihren Namen rief. âGroÃartig.â Kyoko schüttelte ihr T-Shirt aus und zog es schnell über ihren Kopf. Als es an seinem Platz saÃ, und sie wieder sehen konnte, starrte sie geradewegs auf Toya, keine zwei Meter vor ihr. Während sie ihr T-Shirt so weit wie möglich hinunter zog, lief ihr Gesicht tiefrot an.
âToya, dreh dich um!â, forderte sie und jammerte dann innerlich: 'Mann, hat denn keiner der Beschützer ein wenig Anstand?'
Als Kyoko zu lange weg gewesen war, war Toya durch den Wald gerast und hatte seine eigene Sturheit verflucht, dafür, dass er ihr nicht von Beginn an gefolgt war. Er war ihrem Geruch gefolgt, aber nichts hatte ihn auf das vorbereitet, was er fand⦠sie stand da wie eine Göttin. Ihre Brust erhoben, während ihre Arme sich über ihren Kopf hoben um ihr T-Shirt über ihren nackten Körper hinunter zu ziehen. Toya war erstarrt.
Natürlich hatte er sie sagen gehört 'dreh dich um', aber das bedeutete nicht, dass er dazu fähig war. All sein erhitztes Blut war gerade in Flutwellen zu seiner Mitte geströmt und er konnte sich nicht bewegen. Als sein Blick sehr langsam über ihren Körper nach oben glitt, kam er endlich an ihrem Gesicht an. Oh verdammt, er hatte diesen Blick schon mal gesehen. Wissend, dass sie den Zähmungszauber anwenden wollte, wirbelte Toya herum. Er konnte hören, wie sie hinter ihm etwas murmelte, etwas über⦠Beschützer ohne Manieren.
Während er das Bild in sein Gedächtnis einbrannte, erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Er konnte Kyokos Geruch stark riechen, aber ein weiterer Geruch klammerte sich daran. Silberne Flecken erschienen in Toyas goldenen Augen, als er sich langsam herum drehte und sich versicherte, dass sie angezogen war, und er sich bewegen durfte. Er ging auf sie zu und hoffte, dass er falsch lag. Je näher er zu Kyoko kam, desto stärker wurde der Geruch.
Kyoko stand ganz still, wartete, dass er fertig wurde. Sie wusste, dass er seinen Bruder an ihr roch. Alle Beschützer hatten besonders gut entwickelte Sinne und nach all dieser Zeit hatte sie immer noch Probleme damit, sich an diese gespenstische, kleine Tatsache zu gewöhnen. Sie spannte sich an, als Toya ihr näher kam, fühlte sich ein wenig panisch, als er seine Wange an ihre legte und tief einatmete. Dann ergriff er ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu dem seinen, starrte auf ihren Mund.
Toya sah, wie sie zitterte und er konnte noch ein wenig von ihrer Angst fühlen. âKyoko, war Kyou hier bei dir?â Als sie nickte, sah er wieder hinunter auf ihren Mund und zog seine Augenbrauen zusammen. âHast du ihn gebissen?â
Kyoko war so überrascht von dem, was er sagte, dass⦠ihre Knie beinahe nachgaben. Dann, als sie sich in ihrem Kopf die Frage bildlich vorstellte, wie sie den gefürchtetsten Beschützer des Landes biss, begann sie zu lachen.
âNein, Toya, ich habe ihn nicht gebissen! Ich habe ein Bad genommen und trieb am Wasser mit geschlossenen Augen. Als ich sie öffnete, war er da, lag praktisch auf mir undâ¦â Ihre Stimme wurde ganz leise, nur mehr ein Flüstern als sie ihre Schultern hob. âEr küsste mich.â Kyoko hörte auf zu lachen, als sie sah, wie das Silber in Toyas Iris das Gold vertrieb.
Toya ergriff sie an beiden Schultern und schüttelte sie, musste wissen, was genau passiert war. âKyoko, hat er sonst noch etwas getan? Sag es mir jetzt!â Er konnte fühlen, wie sich Panik in ihm breit machte, bei dem Gedanken an Kyou, wie er Kyoko küsste⦠was, zum Teufel, hatte er sich dabei gedacht?
Sie war schockiert darüber, wie böse Toya plötzlich war. Kyoko zuckte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck ihre Schultern und nickte. âJa, er hat mich aus dem Wasser gehoben und mich ans Ufer gebracht, hierher gestellt und dann⦠verschwand er.â Nervös hob sie eine Hand und strich durch ihr nasses Haar, während sie seinem Blick auswich. Insgeheim fragte sie sich, wo Kyou jetzt war, und ob er sie noch beobachtete. Normalerweise wurde die Gegenwart von Kyou gefühlt, nicht gesehen. âEr hat kein Wort gesagtâ, fügte sie dann noch hinzu.
âKyoko, hat er dich irgendwo markiert?â, fragte Toya mit einer ruhigen Stimme, während er die Tatsache verbarg, dass seine Eingeweide empört aufschrien. Er strich ihr Haar zurück, um ihren Hals sehen zu können, noch bevor sie auch nur die Möglichkeit hatte, zu antworten. Er konnte sein Herz stark schlagen fühlen und ein Pulsieren unter seiner Haut, als er nach versteckten Zeichen suchte, die Kyou zurückgelassen haben könnte.
Kyoko versuchte, seine Hand weg zu schlagen, aber er lieà es nicht zu, also rief sie: âNein, hat er nicht! Wieso?â Langsam begann sie auszuflippen. Was meinte Toya überhaupt mit 'markiert'? Sie fühlte, wie ihre Haut kribbelte, als sie sich in ihrem Kopf eine Vampir-Szene aus einem alten Schwarz-WeiÃ-Film vorstellte. Dann verwandelte sich die Szene in einen neueren Film, wo Vampire sexy waren und⦠und sie löschte den Gedanken schnell wieder.
Toya lieà ihr Haar los, nachdem er keine Markierung gefunden hatte, aber betrachtete sie sehr intensiv. Sein Herz hämmerte immer noch wie verrückt in seiner Brust. âDas gefällt mir nicht.â Er sah zu, wie sie ihre Arme um sich selbst schlang, als wäre ihr kalt. Toya knurrte leise, tief in seiner Kehle, wie er da vor ihr stand und in ihre smaragdgrünen Augen sah.
âVon jetzt an bleibst du in meiner Nähe.â Er beobachtete ihre Lippen lange, ihm gefiel die Tatsache nicht, dass Kyou sie geküsst hatte, und er nicht. Es ärgerte ihn, und die Tatsache, dass es ihn ärgerte, ärgerte ihn noch mehr. Er atmete ihren Geruch wieder ein, roch die störende Anwesenheit seines Bruders, und das machte ihn auch nicht glücklicher.
âKyoko, geh dich waschenâ, sagte Toya etwas barsch, überraschte Kyoko damit und lieà ihr Temperament wieder aufkochen.
âDas habe ich gerade getan!â Ihre grünen Augen blitzten ihn an.
Toya lächelte innerlich. Nichts gefiel ihm mehr, als sie wütend zu machen, denn sie sah so süà aus, wenn sie ihn so ansah. Aber er schnüffelte noch einmal und informierte sie: âDu stinkst!â
âToya!â, rief Kyoko während sie ihre Fäuste an ihren Seiten ballte.
Toya fühlte, wie sein Körper schwer wurde, und er stürzte zu Boden. Oh Gott, er hasste es, wenn sie den Zähmungszauber gegen ihn verwendete. âKyoko, hör auf!â Er starrte sie böse an. âVerdammt!â
âNun⦠du bist ungezogen! Ich stinke nicht!â Kyoko schenkte ihm einen bösen Blick und wünschte sich, dass er noch stünde, damit sie es noch einmal tun konnte.
Als er fühlte, wie die Wirkung des Zaubers abnahm, stand Toya langsam wieder auf und hoffte, dass sie den Zähmungszauber nicht gleich wieder anwenden würde. âKyoko, hör zu, bade noch einmal. Du kannst es nicht riechen, aber ich kann esâ, versuchte er zu erklären, aber sie schnitt ihm das Wort ab.
âToya!â, zischte Kyoko, und er fiel wieder zu Boden. Er konnte froh sein, dass sie ihn nicht auch noch trat.
Er lag eine Minute da und Kyoko starrte böse auf ihn hinunter. Langsam wandte er ihr seinen Blick zu und flüsterte: âDu riechst nach ihm.â Dann stand er auf, seine silbernen Augen verborgen unter seinem dunklen Haar, deren silberne Strähnen im Sonnenlicht glitzerten. Verstand sie nicht, dass die Tatsache, dass Kyous Geruch auf ihr lag und nicht seiner, ihn in den Wahnsinn trieb?
Toya drehte sich um und ging zurück in den Wald, weg von ihr⦠lieà sie verwirrt stehen. Er hatte so traurig ausgesehen, als er das gesagt hatte. Kyoko lieà ihren Kopf hängen, fühlte sich wie der gröÃte Idiot der Welt, beider Welten. Sie wusste, von allen seinen Geschwistern war Kyou derjenige mit dem er am wenigsten auskam⦠auch wenn sie beide auf der gleichen Seite kämpften. Sie hatten immer Streit wenn sie einander nahe genug waren, um einander zu sehen.
âOh Toya, es tut mir leid.â Sie flüsterte in die leere Luft, die er zurück gelassen hatte. Sie wandte sich wieder zum Wasser um, zog sich noch einmal aus und ging wieder hinein um Kyous Geruch von sich zu schrubben.
Sie lächelte, als sie dachte⦠ihm gefällt Kyous Geruch nicht. War er vielleicht eifersüchtig? Sie seufzte, und überlegte es sich wieder anders⦠Oder war es nur, weil er Kyou nicht leiden konnte? Als sie sich daran erinnerte, was vorhin passiert war, als sie alleine war, beeilte Kyoko sich, wusch sich schnell, wollte nicht noch weitere unwillkommene Besucher, während sie sich badete. Sie kam schnell wieder aus dem Wasser, zog sich an und ging zurück zum Lager.
Kyoko trat auf die Lichtung, wo sie wusste, dass Toya auf sie warten würde, und da war er. Sie wollte im Moment wirklich nicht alleine mit ihm sein, nach dem, wie die Dinge an dem Teich gelaufen waren. Sie sah sich schnell nach Kamui um, aber konnte ihn nicht erblicken.
âToya, wo ist Kamui?â, fragte Kyoko nervös.
Toya hatte darauf gewartet, dass sie zurückkam, obwohl er nur wenige Minuten vor ihr angekommen war, denn er hatte sie im Auge behalten⦠um sicher zu gehen, dass Kyou nicht wieder auftauchte, um zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte.
Er zuckte die Schultern, als wäre es ihm egal, als er ihre Frage beantwortete: âEr ist Sennin besuchen gegangen. Er wird am Morgen zurückkommen, damit wir los können.â
Tatsächlich hatte er Kamui zu dem alten Mann geschickt, um ihn zu fragen, ob er noch mehr Informationen hatte, wo Talismane zu finden wären. Irgendwo in seinem Hinterkopf wusste Toya, dass es nur eine Ausrede war, um eine Weile mit Kyoko alleine sein zu können⦠aber das würde er ihr natürlich nicht sagen.
Kyoko seufzte, als sie sich wieder hinsetzte, ihre Augen schloss und sich an einen Baum lehnte. Verdammt, sie war wieder in genau derselben Position, die sie vermeiden hatte wollen, als sie spazieren gegangen war. Als sie versuchte, sich abzulenken, war das Erste, was in ihrem Kopf auftauchte, Kyou, seine glühend goldenen Augen, die einen Hauch von Gefühl zeigten. Es war das erste Mal, dass sie gesehen hatte, dass er jegliche Emotion gezeigt hatte, abgesehen von dem ausdruckslosen, gelangweilten Gesicht, dass er sonst zur Schau stellte, oder der Wut, die er in der Schlacht trug. Und er hatte sie geküsst.
Wieso hatte er sie so geküsst? Und wieso hatte sie nicht versucht, ihn aufzuhalten? Es war, als wäre sie unfähig gewesen, zu denken, nur fähig zu fühlen. Obwohl sie immer noch viel Angst vor ihm hatte, hatte sie sich gleichzeitig doch sicher gefühlt. SchlieÃlich war er einer ihrer Beschützer. Er würde sie nicht verletzen⦠oder? Es war ihr erster Kuss gewesen, und sie würde ihn bestimmt nie vergessen. Sie schielte hinüber zu Toya und ertappte ihn wieder dabei, wie er sie anstarrte.
Toya hatte die Emotionen beobachtet, die über ihr Gesicht geflimmert waren, und hatte sich gefragt, worüber sie nachgedacht hatte. Sie sah aus, als hätte sie ein Geheimnis, und dann bemerkte er die leichte Röte auf ihren Wangen und wusste, dass er recht hatte. Sie dachte an Kyou! Er konnte das Knurren laut in seinem Kopf hören. Als sie den Kopf drehte und zu ihm herüber sah, starrte er sie böse an. Er wandte sich ab und sah von ihr weg, verschränkte seine Arme vor sich, sodass sie verwirrt seinen Rücken anstarrte.
Kyoko runzelte die Stirn und rief zu ihm hinüber. âWas habe ich getan?â Er zuckte, aber drehte sich nicht um, um ihr zu antworten. Worüber regte er sich jetzt auf? Plötzlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und ihr Herz pochte laut in ihrer Brust⦠das Böse. Sie hob ihr Gesicht und schloss ihre Augen, fühlte die Dunkelheit, die auf sie zukam. Es war böse, ja, und es hatte ein Bruchstück des zerbrochenen Schützenden Herzkristalls in sich.
Toya hörte, wie Kyokos Herzschlag schneller ging und drehte sich schnell um, um sie anzusehen. âKyoko, was ist los?â Seine Stimme war voller Sorge, als er sofort vergaÃ, dass er sauer auf sie war.
âEin Talisman, sehr stark und durch das Böse verdorben. Er bewegt sich schnell⦠auf uns zu.â Sie zeigte nach links und sie beide sprangen auf und rannten in diese Richtung. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie etwas durch die Bäume stürmen hörten, geradewegs auf sie zu.
Toyas Körper bewegte sich von selbst, seine Unterarme pulsierten an seiner Seite, als wollten sie seine Aufmerksamkeit auf die Macht richten, die dort verborgen lag. Mit einer schnellen Handbewegung glitt der Feuerdolch aus seinem Fleisch und er sprang vor Kyoko, schob sie mit der anderen Hand hinter sich. Er stemmte sich fest in den Boden als der Wald vor ihnen zum Leben erwachte. Die Bäume und Blätter fielen um sie zu Boden, als ein riesiger Dämon auf sie zu donnerte.
Kyoko schluckte den Klumpen in ihrer Kehle hinunter, als sie zu dem Dämon hoch sah. Er war etwa zehnmal gröÃer als sie beide und sah sehr unsympathisch aus. Sie konnte den schönen Himmel darüber sehen und fragte sich, ob sie sich je daran gewöhnen würde, dass hier Dämonen lebten. Sie duckte sich, als sich seine schrecklichen, roten Augen auf sie und Toya richteten.
Toya schnüffelte an der Luft und verzog das Gesicht. Das Ding roch, als wäre es vergraben worden und viel zu lange verrottet, ehe es aus seinem Grab herausgekrochen kam. Er würde sein Leben darauf verwetten, dass Hyakuhei dieses Ding kontrollierte, denn er hatte schon lange nicht mehr so viel Macht in einem Dämon gespürt.
âNoch eine seiner verdammten Ausgeburtenâ, knurrte Toya, dann hörte er das hämische Lachen, das tief aus der Brust des Dämons kam.
Er sprach mit einer dröhnenden, tiefen, zitternden Stimme, die an den Nerven rieb. âTöte Toya!â Der Dämon grunzte und machte einen Schritt nach vorne, mit einer verrottenden Hand mit langen Klauen ausgestreckt.
Mit unmenschlicher Geschwindigkeit hob Toya Kyoko in seine Arme und sprang aus dem Weg. Als er auf einem nahe gelegenen Felsen landete, der aus der Erde ragte, wünschte er sich sofort, dass Kyoko im Lager geblieben wäre, auÃerhalb der Reichweite der Gefahr. Seine Lippen waren gleich neben ihrem Ohr, als er hastig fragte: âDieses hässliche Ding ist viel zu groà um keinen Talisman zu haben. Siehst du ihn?â
Sie wirbelte ihren Kopf herum, um den Dämon zu betrachten, aber er bewegte sich so schnell, dass sie alles nur verschwommen sah. Er sprang und landete genau vor ihnen, warf Toya mit einem schrecklichen Krachen zu Boden. Kyoko schrie, als sich das Monster ihr zuwandte und sie von dem Felsen hob. Seine riesige, fleischige Hand drückte ihre Lungen zusammen und brach ihren Schrei sofort ab.
Sie hob ihre Hände gegen die Fessel, versuchte, sich gegen den Griff zu wehren, aber sie hatte keine Chance. Ein glühendes Licht erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie war gefangen und konnte nicht mehr atmen wodurch ihr schwindlig wurde, also schrie sie mit dem letzten Bisschen Atem, das sie noch herausbrachte: âDer Talisman⦠Hals!â
Toya sah, wie der Dämon Kyoko ergriff und sie in der Luft hielt, sodass sie kaum noch Luft bekam. Er drückte sich vom Boden hoch und fühlte, wie das Adrenalin durch seinen Körper strömte und in den Feuerdolch, der noch in seiner Hand pulsierte.
âLass sie los, du Miststück!â, brüllte er und versuchte, seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. âDu wirst noch bereuen, dass du sie angefasst hastâ, knurrte Toya, während seine Augen zu geschmolzenem Silber wurden.
Er schwang seinen zweiten Arm nach auÃen und hielt nun in jeder Hand einen Dolch als er das hässliche Biest herausforderte. Der Dämon lieà ein schreckliches Lachen hören, als er Kyoko hoch hielt, als wollte er sie als Schutzschild verwenden. âVerdammt!â, fluchte Toya. Er konnte die Macht der Dolche nicht verwenden, ohne Kyoko dabei zu verletzen. Das Biest war nicht so dumm, wie es aussah. âDu dreckiger Hurensohnâ, knurrte Toya, der fühlte, dass sein Blut sich auf ein gefährliches Niveau erhitzte.
Kyoko versuchte, zu ihrem Bogen zu kommen, aber der Dämon hatte ihn zwischen ihr und seiner Handfläche eingezwängt. Das Licht um sie wurde schwächer, warnte sie davor, dass sie bewusstlos wurde. Sie suchte mit ihrem Blick nach Toyas Gestalt, fand ihn dort unten stehend den Dämon anschauen. Sie wusste, dass er wütend war, denn sie hatte ihn fluchen gehört. Seine zornigen, silbernen Augen richteten sich auf sie und das Letzte, was sie sah, ehe sie bewusstlos wurde, war Toya, der in die Luft sprang, als wollte er geradewegs zu ihr.
Toya hatte genug gehabt. Wie konnte dieses grässliche Monster es wagen, Kyoko anzufassen? Er fühlte, wie sein verfluchtes Dämonenblut an die Oberfläche trat und das Beschützerblut verdrängte, als sein Zorn wuchs. Er sprang in die Luft und mit einem Schwung seiner messerscharfen Klauen, durchschnitt er den Arm des Dämons. Als der Arm zu Boden fiel, stieà sich Toya von dem Dämon ab und fing Kyoko in der Luft auf, als sie aus dessen nun schlaffen Fingern fiel.
Sie schützend an sich haltend, sprang Toya aus dem Weg, als das Monster seine andere Hand nach ihm ausschlug. Er landete hart, gönnte sich nur einen Moment um sicher zu gehen, dass Kyoko wieder atmete, obwohl sie bewusstlos war. Er legte sie auf den Boden und wirbelte herum. Die Zwillingsdolche erschienen wieder aus seiner Haut und glitten mühelos in seine Hände.
âWie kannst du es wagen!â Toyas Stimme hob sich auf ein gefährliches Niveau. Rasend vor Zorn ging er auf den Dämon los und mit einem einzigen Schlag köpfte er ihn. Er sah mit morbider Faszination zu, als der Kopf gut fünf Meter von dem noch zuckenden Körper entfernt landete.
Bevor der Staub wieder zu Boden gesunken war, wandte sich Toya wieder zurück zu Kyoko, um sich um sie zu kümmern, und bemerkte, nicht, dass der Dämon noch nicht tot war. Er hatte vergessen, den Talisman aus seinem Hals zu holen und er sah die riesigen Klauen nicht, die ihn von hinten angriffen. Als er ein Brüllen hörte, fühlte Toya, wie die tödlichen Klauen durch seinen Rücken schnitten und ihn in einen nahen Felsen schmetterten, wobei er seine Dolche verlor.
Kyoko kämpfte gegen die Dunkelheit. Sie öffnete ihre Augen und ihr Blick klärte sich schnell, aber der Anblick, den sie dafür erhielt, lieà sie erschrocken aufschreien. Toyas Blut spritzte durch die Luft hinter ihm, als er durch die Luft geschleudert wurde, und mit einem riesigen Felsen kollidierte. Als sie ihren Blick ruckartig auf den Dämon richtete, sah sie schockiert zu, wie er seinen Kopf aus dem Staub aufhob und ihn wieder dorthin setzte, wo er hingehörte. Der Dämon wandte sich ihr zu und ein rumpelndes Geräusch erklang aus seiner Brust, wie ein verrücktes Knurren, während er mehrere Reihen scharfer Zähne zur Schau stellte.
Der Geruch von Kyokos Angst holte Toya aus seinem Delirium und er öffnete seine Augen, sein Blick verschwommen vor Schmerzen. Den Schmerz ignorierend stand er auf, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der Dämon auf sie losging. Er konnte fühlen, wie sein Dämonenblut übernahm⦠und diesmal⦠lieà er es zu. Toyas Körper begann mit einer eigenen Kraft zu summen. Der einzige rationale Gedanke in seinem Kopf war, dass niemand sie anfassen durfte⦠und wenn er es tat, würde er sterben.
Kyoko griff nach ihrem Bogen aber sie wusste, es würde zu spät sein, denn das Biest war schon fast bei ihr. So nah, dass sie seinen stinkenden Atem riechen konnte, der auf sie zu strömte. Sie schrie, hob einen Arm, um ihr Gesicht abzuschirmen, dachte, dass das Ende gekommen war⦠aber nichts passierte. Sie hörte ein Grunzen und der Boden erzitterte. Kyoko öffnete ihre Augen, aber konnte nichts sehen, hinter all dem Staub und Dreck, der aufgewirbelt worden war, wo der Dämon zu Boden gestürzt war.
Als die Luft sich wieder klärte, sah sie Toyas Rücken, wie er vor dem Dämon stand. Sie atmete zischend ein, als sie drei lange, ausgefranste Schnitte in seinem Rücken sah. Sein nachtschwarzes Haar mit silbernen Strähnen wehte noch in dem Luftzug, den der Sturz des gefallenen Dämons erzeugt hatte. Sie schielte zu dem Dämonen, um zu sehen, dass sein Kopf wieder verletzt war, und seine Arme ein gutes Stück von seinem Körper entfernt lagen.
Sie runzelte die Stirn, als er wieder seine blutroten Augen öffnete, versuchte, die Macht des Talismans zu verwenden, um sich selbst zu heilen. In dem Versuch, dies zu verhindern, griff Kyoko nach ihrem kleinen Bogen, ein Gedankenpfeil formte sich schnell aus ihrer Priesterinnenmacht. Sie legte ihn in die Sehne ein, spannte sie und flüsterte âTriffâ, als sie die Sehne loslieà und den Gedankenpfeil geradewegs auf den Talisman schoss und ihn aus dem Körper des Dämons riss.
Der Dämon fiel langsam in sich selbst zusammen, wurde zu Staub und vom Wind verweht. Nur vergilbte Knochen blieben zurück. Nachdem sie immer noch das Böse in der Nähe fühlte, sah Kyoko hoch und erkannte einen von Hyakuheis dämonischen Verwandlern. Er schlängelte sich vom Himmel, wie eine gespenstische Schlange, hob den Talisman mit seinen spitzen Zähnen auf, ehe er so schnell davon raste, dass Kyoko nicht einmal sagen konnte, in welche Richtung er gegangen war.
Sie wollte aufstöhnen, wissend, dass sie den Dämon gerade umsonst bekämpft hatten, nachdem der Talisman gestohlen worden war. Kyoko drückte sich langsam vom Boden hoch um aufzustehen, aber hielt plötzlich inne, als sie erkannte, dass Toya sich noch nicht umgedreht hatte, seine Klauen besetzte Hand noch immer wütend an seiner Seite geballt.
Sie spannte sich an, als sie erkannte, was los war⦠er war in seiner verfluchten Gestalt. Ein Fluch, den Hyakuhei ihm auferlegt hatte, lange bevor sie in diese Welt gekommen war. In diesem Zustand war er unvorhersehbar, auÃer Kontrolle⦠und sehr gefährlich.
Mit zitternder Stimme flüsterte Kyoko: âToya?â
Sie richtete sich ganz auf, als er sich herumdrehte, seine blutroten Augen sie anstarrten. Seine Brust hob und senkte sich noch immer schnell, durch sein schweres Atmen, das durch die Macht kam, die er gebraucht hatte, um den Dämon zu töten. 'Die Dolche', dachte Kyoko und versuchte, ruhig zu bleiben. 'Sie musste ihm die Dolche zurückgeben.' Sie sah zu dem Felsen, gegen den er geschmettert worden war und sah einen der Dolche dort liegen. Langsam begann sie, sich in die Richtung der Klinge zu schleichen, ohne Toya aus den Augen zu lassen.
Toya machte einen Schritt vorwärts und knurrte. Er fühlte einen verblendenden Zorn für den Dämon, den er gerade getötet hatte, und wartete, um zu sehen, ob es mehr geben würde, die er umbringen konnte, oder ob der Dämon wieder aufstehen würde. Dann hörte er jemanden hinter sich seinen Namen flüstern. Er drehte sich zu dem Geräusch und sah das Mädchen dort, wie es langsam aufstand. Er roch die Angst, die sie ausstrahlte, als sie sich langsam von ihm weg stahl.
Er lieà ein leises Knurren hören, um sie zu warnen, sich nicht zu bewegen, und machte einen Schritt auf sie zu. Sie stand einen Moment lang still und starrte ihn an, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob er ein Freund oder Feind war. Er konnte fühlen, wie ihre Angst zunahm, und das machte ihn wütend. Er knurrte wieder, und sie rannte los.
Kyokos Herz hämmerte. Er hatte sie angeknurrt. Wollte er sie umbringen? Die Dolche, sie musste zumindest einen davon erreichen. Sie waren ein Teil von ihm und halfen ihm, das Dämonenblut, mit dem Hyakuhei ihn verflucht hatte, wegzusperren. Kyoko rannte so schnell, wie nie zuvor in ihrem Leben.
Sie musste ihm den Dolch bringen. Ihr Haar flog hinter ihr und sie wusste, er war ihr auf den Fersen. Das Haar in ihrem Nacken stand zu Berge, als hätte er sie schon gefangen. Noch zwei Meter⦠beinahe da. Ein Schatten schob sich vor sie, zwischen sie, und das, was sie so verzweifelt versuchte, zu erreichen.
Nein. Sie würde nicht vor ihm weglaufen. Sie gehörte ihm. Er blieb vor ihr stehen, um ihre Flucht aufzuhalten, und sie rannte mit einem erschrockenen Ausruf direkt in ihn hinein. Als sie ihn berührte, konnte er fühlen, wie sein Blut sich beruhigte und er knurrte weicher, damit sie wusste, dass sie dieses Mal bleiben sollte. Als sie immer noch versuchte, von ihm los zu kommen, drückte er sie fest an sich, wollte, dass diese Frau wusste, dass er alles zerstören würde, was ihr zu nahe kam.
Er sah hinunter in die groÃen smaragdgrünen Augen, die seinen Blick erwiderten. Toya konnte fühlen, wie sie versuchte, unter seinen Armen hindurch zu schlüpfen. Nein, er würde sie nie gehen lassen⦠das Dämonenblut in ihm hatte sie schon für sich beansprucht. Er beobachtete, wie eine Träne von ihren Wimpern auf ihre cremig weiÃe Wange tropfte. Er beugte sich nach vorne und leckte die Träne mit seiner Zungenspitze ab, ein erschrockener Ausruf erklang von dem Mädchen.
Sie wehrte sich wieder, wand sich aus seinem Griff und sank zu Boden, warf sich an ihm vorbei und griff nach etwas, was dort lag. Er knurrte über ihren Trotz, als er sich umdrehte und auf sie fallen lieÃ, sie zu Boden drückte. Er hielt ihre Hand über ihrem Kopf und das Gewicht seines Körpers machte den Rest von ihr unbeweglich. Sie versuchte, ihn abzuwerfen, aber er wollte, dass sie wusste, wo sie hingehörte.
Er senkte seinen Mund auf ihren und knurrte tief in seiner Brust. Das Mädchen hielt still, als seine Lippen sich mit einem besitzergreifenden Kuss auf ihre pressten. Mit seiner Zunge drückte er ihre Lippen auseinander und wurde noch besitzergreifender. Er wollte sie, und sie würde ihm gehören. Seine Hände glitten hoch von ihren Handgelenken und er nahm ihre Finger in seine, als er fühlte, wie seine Hand das berührte, was sie vom Boden aufgehoben hatte.
Er leckte das Innere ihres Mundes, wollte alles schmecken, was sie war. Er konnte fühlen, wie seine Gedanken langsam zurück zu ihm kamen, Dinge, die er vergessen haben sollte. Er beruhigte sich, aber der Kuss nicht. Seine Gedanken flimmerten. Er konnte die Hitze in seinen tieferen Regionen fühlen und er rieb hungrig seine Hüften an ihr. Dann machte etwas in ihm klick und der rote Nebel in seinem Kopf verschwand.
Toya wurde sich allem wieder bewusst, des weichen Körpers unter ihm, des Geschmacks von Honig und des verblendenden Verlangens, das durch seine Adern strömte. Wie sehr er es auch nicht wollte, er lieà ihre Lippen los und hob seinen Kopf ein paar Zentimeter hoch, um in Kyokos Augen zu starren. Er hatte sie soeben geküsst und er wollte wirklich weitermachen.
Kyoko konnte nicht verhindern, dass feurige Blitze durch ihren Körper schossen. Sie hatte aufgehört, sich zu wehren, als er seinen Kuss vertieft hatte. Das Gefühl seiner Lippen, die ihre mit solch einer Leidenschaft beherrschten, war fast zu viel für sie. Dann fühlte sie den Beweis seiner Erregung hart gegen ihren Oberschenkel drücken und eine weitere Hitzewelle schoss durch sie.
Sie fühlte, wie er sein Gewicht langsam verlagerte und seinen Kuss beendete. Was sie sah, lieà ihr Herz aussetzen. Seine Augen waren golden, alle Spuren dämonischen Blutdurstes waren weg. Sie schielte auf den Dolch, den sie noch mit ihren Fingern umklammerte, und erkannte, dass er ihn berührte. Sie seufzte erleichtert, als ihr klar wurde, dass Toya zurück war.
Toya beobachtete Kyoko, wie sie zu der Klinge schielte und sein Blick folgte dem ihren. Also das war passiert. Er hatte sich verwandelt, und dann hatte er versucht⦠Er wusste, sie würde wütend auf ihn sein, für das, was er beinahe getan hatte. Sogar die Seite von ihm, die auÃer Kontrolle war, hatte sie als seine Partnerin gewählt.
Er setzte sich auf und versuchte, sie nicht anzusehen, als er von ihrem Körper rollte. Erst als er ganz von ihr unten war, wagte er es, sie wieder anzusehen. Das erste, was seine Aufmerksamkeit erregte, waren ihre Lippen, die durch den Kuss angeschwollen waren. Er fühlte, dass seine Wangen rot wurden, als er sich an den Kuss erinnerte, das Gefühl ihrer Lippen auf den seinen.
'Also so fühlt sich der Himmel an', überlegte er innerlich und rieb sich seine Augen mit einer Hand, nur um seine Reaktion vor ihr zu verstecken.
Kyoko drehte sich von ihm weg, als sie langsam aufstand. Sie wusste, dass er sie nicht hatte küssen wollen, und dass es ihm jetzt wohl leid tat. Sie suchte die andere Klinge und gab ihm beide Dolche zurück.
Toya stand auch auf, sagte kein Wort. Die Stille war ohrenbetäubend.