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Vierundzwanzigmal Lust

Es ist Sonntagabend, der dreißigste November. Mit einem Grummeln im Bauch stehe ich vor dem Kalender und starre die fette Dreißig an, kann mich aber einfach nicht dazu überwinden, das Blättchen abzureißen. Morgen ist der erste Dezember ...

»Es ist auch nur ein Monat«, murmle ich vor mich hin, reiße das Blatt des Tageskalenders kurz entschlossen ab und nicke zufrieden. Jetzt liegen nur noch ein paar Wochen vor mir, dann habe ich dieses beschissene Jahr hinter mir. »Na also«, brumme ich zufrieden mit mir selbst und zerknülle den dreißigsten November. Als ich mich umdrehe, um das Papier im Mülleimer zu entsorgen, bleibe ich jedoch abrupt stehen. Wann ist Cal denn in die Küche gekommen? Versunken in meine Gedanken über das hinter mir liegende Jahr und den kommenden Weihnachtsmonat bemerke ich ihn erst jetzt.

»Sag mal, was hast du eigentlich immer damit, das Kalenderblatt schon am Abend vor dem neuen Tag abzureißen?«, fragt er mich und nickt in Richtung meines Kalenders. Dass Cal, mein Mitbewohner, mich so direkt darauf anspricht, ist mir ein wenig peinlich. Er muss mich für total spleenig halten ...

»Ähm, ist so ein Motivationsding ... Dieses Jahr ist nicht besonders gut für mich gelaufen und ich will es so schnell wie möglich hinter mich bringen. Irgendwie scheint das auf diese Weise schneller zu gehen«, antworte ich, kehre Cal den Rücken zu und durchquere die Küche, um zum Mülleimer zu gehen. Mehr über mich und dieses Chaosjahr will ich Cal nicht verraten. Ich wohne erst seit einem guten Monat bei ihm zur Untermiete, und ich kenne ihn noch viel zu wenig, um ihm die persönlichen Angelegenheiten auf die Nase zu binden, die mein Leben im Laufe der letzten Monate ziemlich durcheinandergebracht haben – gipfelnd darin, dass ich meine Wohnung aufgeben und mir eine kostengünstige Unterkunft suchen musste.

»Und was macht dieses Jahr so übel, dass du sogar die Adventszeit beschleunigen willst? Ich meine: Weihnachten – sich zu Hause unter einer Wolldecke vergraben, lesen und Orangen-Zimt-Tee trinken – liebt ihr Frauen doch«, hakt er jedoch nach, anstatt sich mit meiner Antwort zufriedenzugeben. Unwillkürlich muss ich schmunzeln.

»Du bist ein Frauenversteher, hm?«, frage ich, werfe die Überreste des dreißigsten Novembers in die Tonne und drehe mich immer noch grinsend zu Cal herum. Mal sehen, wie mein hübscher Mitbewohner – Schrägstrich Vermieter – auf die Andeutung, dass ich bereits bestens über seinen Ruf informiert bin, reagiert. Tatsächlich habe ich auf dem Campus der University of Wisconsin, wo ich Mikrobiologie studiere und Cal kurz vor meiner Zeit anscheinend als Informatikstudent sein Unwesen getrieben hat, schon so manche wilde Aufreißerstory über ihn zu hören bekommen, kaum dass ich seinen Namen genannt habe.

»Ich gebe mir Mühe, aber ich weiß nicht, ob ich mich wirklich einen Frauenversteher nennen darf«, windet Cal sich heraus, grinst halb amüsiert, halb verlegen und zuckt mit den Schultern. Oh Mann, ist das niedlich ... Diese spitzbübische Geste bringt mich schier zum Schmelzen. Dabei kenne ich Cal wie gesagt kaum und bin eher schwer zu vereinnahmen.

Cal macht mich jedoch neugierig. Irgendetwas hat er an sich ... Das hat natürlich überhaupt nichts damit zu tun, dass er unverschämt sexy ist und ich mir sehr gut vorstellen kann, dass er mit seinen warmen braunen Augen so manche Frau ziemlich schnell ins Bett bekommt. Vielmehr frage ich mich, wie er zu dem widersprüchlichen Ruf kommt, ein knallharter Aufreißer und gleichzeitig hingebungsvoller Liebhaber zu sein. Obwohl er seine Affären angeblich so jäh beendet, wie er sie angefangen hat, habe ich noch nie eine Beschimpfung wie »Arschloch« oder »mieser Bastard« im Zusammenhang mit seinem Namen gehört. Irgendwie passt das für mich nicht zusammen und ich habe das Gefühl, dass ich mehr darüber in Erfahrung bringen sollte. Schließlich wohne ich mit ihm zusammen unter einem Dach ...

Ich lehne mich an die Arbeitsplatte der Küchenzeile und nicke ihm herausfordernd zu. »Ich habe gehört, dass mein neuer Mitbewohner ein ziemlicher Frauenheld sein soll. Ich weiß allerdings nicht, ob man das im weiteren Sinne so auslegen kann, dass du besonders gut über die Gefühle von uns Frauen Bescheid weißt. Was meinst du?«

Für einen Moment zucken Cals Augenbrauen überrascht nach oben, dann verändert sich sein Grinsen und ich begreife zu spät ... – Oh mein Gott, was stelle ich ihm überhaupt für Fragen? Im Prinzip will ich von ihm wissen, ob er seinem Ruf als rücksichtsvoller, fantasievoller und leidenschaftlicher Liebhaber auch gerecht wird! Meine Wangen brennen, Cals Augen verdunkeln sich. Scheinbar entspannt gesellt er sich zu mir und lehnt sich neben mich an die Küchenzeile, doch seine Schultern sind zu verkrampft, um ihn wirklich locker wirken zu lassen. Und dann erst dieser Blick ...! Mein Herz klopft schneller. Noch nie hat Cal mich derart intensiv angeschaut.

»Bei diesem Gespräch ging es doch eigentlich um dich, Melody. Wie sind wir überhaupt bei mir gelandet?«, fragt er leise und neigt sich ein wenig herunter, bis er auf Augenhöhe mit mir ist. Unwillkürlich halte ich den Atem an, als sein verführerisches Aftershave mir in die Nase steigt. Mmh – maskulin und aufregend ... Ich blinzle, um gegen den entrückten Zustand anzukämpfen, in den Cals Nähe mich unweigerlich versetzt. Noch nie war er mir so nah.

»Egal ...«, beantwortet Cal sich seine Frage einfach selbst und fährt fort: »Wie beschreibe ich es nur am besten, damit es nicht falsch rüberkommt?« Nachdenklich tippt er sich auf seine sinnlichen Lippen, als wollte er ganz bewusst meine Aufmerksamkeit dorthin lenken. »Ich liebe Frauen einfach. Ich weiß, dass das ziemlich abgedroschen klingen muss, aber das ist die Wahrheit. Ich will, dass sie sich mit mir wohlfühlen, wenn du verstehst, was ich meine ...« Seine Lippen verziehen sich zu einem hinreißenden Lächeln und mir dämmert, dass er ein ziemlich guter Verführer sein muss. Auf mich wirkt jedenfalls schon diese einfache Geste erotisierend. Meine Lippen kribbeln, wie in den erwartungsvollen Millisekunden kurz vor dem ersten Kuss. Wie es sich wohl erst anfühlen muss, Cals sinnlichen Mund an den Brüsten zu fühlen, wenn es schon derart berauschend ist, nur von ihm angelächelt zu werden? Meine Knospen ziehen sich erregt zusammen.

»Klingt gar nicht so abgedroschen, wie du vielleicht denkst«, antworte ich Cal rau. Ist es naiv, dass ich ihm jedes Wort glaube? Ich muss mich jedenfalls ziemlich leichtgläubig anhören. Schnell räuspere ich mich und straffe die Schultern, um an Haltung zurückzugewinnen. »Jedenfalls habe ich bisher keine Beschwerden über dich gehört, was ziemlich beruhigend ist, wo ich ja direkt im Zimmer neben dir schlafe ...« Oh mein Gott, geht es noch dämlicher? Ich muss über mein unsicheres Gestammel lachen und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Für Cal muss das nur noch mehr danach klingen, dass ich sexuell an ihm interessiert bin. »Denk einfach nicht darüber nach, was ich da rede. Normalerweise bin ich nicht so durch den Wind ...«

»Was unser Gespräch wieder auf dich zurückbringt«, ergänzt Cal und lacht leise. Was für ein angenehmer Ton. In meinem Nacken beginnt es zu kribbeln. »Also, Melody, erzähl mir doch, warum du so durch den Wind bist und dieses Jahr schnell hinter dich bringen willst«, fährt Cal fort, beugt sich noch weiter zu mir herüber und lächelt mich gespannt von der Seite an. Sein muskulöser Oberarm berührt mich an der Schulter, das Kribbeln breitet sich in meinem ganzen Körper aus.

»Angefangen hat es damit, dass irgendein Idiot oder eine Idiotin – ich weiß nicht, ob Mann oder Frau – Silvester zu heftig gefeiert hat, mein am Straßenrand geparktes Auto dann derart hart gerammt hat, dass der Rahmen verzogen und es reif für den Schrottplatz war, und dann abgehauen ist. Im Februar ist mein Hamster gestorben, im März habe ich meine Schlüssel verloren und musste das Schloss meiner Wohnungstür auf eigene Kosten austauschen lassen. Im April hat es nur geregnet. Im Mai bekam ich übelsten Heuschnupfen, der sich bis zum Juli hinzog. Im August habe ich plötzlich eine Sonnenallergie entwickelt, im September lag ich zwei Wochen mit einer Grippe im Bett und habe an der Uni jede Menge verpasst. Den Schnupfen wollte ich gar nicht mehr loswerden, also habe ich ihn gleich bis Anfang Oktober behalten, was es mir auch nicht gerade erleichtert hat, den Lernstoff nachzuholen. Und am Ende des Monats musste ich meine Wohnung aufgeben«, sprudelt es aus mir heraus. Warum ich plötzlich so redselig bin, verstehe ich selbst nicht. Aber Cal rührt irgendetwas in mir an.

»Klingt nach einem wirklich beschissenen Jahr«, erwidert dieser trocken und stößt sich von der Arbeitsplatte ab. Dabei war das nur die Softversion, denke ich und beobachte ihn neugierig dabei, wie er mir den Rücken zugewandt in einem Küchenschrank herumkramt. Tatsächlich haben mich diese vielen kleinen Schläge viel härter getroffen, als ich Cal mit meinem lockeren Tonfall vermuten lasse. Aber immerhin hatte die ganze Sache auch was Gutes: Dieser Weg hat mich zu dem wohl heißesten Mann geführt, dem ich jemals begegnet bin ...

»Was wird das?«, frage ich Cal, als ich mich wieder ganz auf ihn konzentriere. Das Jahr ist bald vorbei und ab jetzt geht es wieder bergauf. Das habe ich mir fest vorgenommen.

»Abwarten ...«, murmelt Cal, zieht eine Salatschüssel aus Kunststoff aus dem Schrank und nickt zufrieden. Will er sich jetzt ernsthaft was zu essen machen, nachdem ich gerade offener mit ihm geredet habe, als ich eigentlich vorhatte? – Um genau zu sein, bin ich zum ersten Mal richtig aufrichtig mit ihm. Er hatte nämlich eigentlich nach einem männlichen Mitbewohner gesucht. Also habe ich ihn über mein Geschlecht im Unklaren gelassen und mich bei meiner Bewerbung um das Zimmer im Chat als Mel ausgegeben. Zu meinem Glück scheint er aber nicht nur zu wollen, dass Frauen sich mit ihm wohlfühlen, sondern ihnen gegenüber auch einem gewissen Helferkomplex zu unterliegen. Obwohl ihm klar sein musste, dass ich ihn absichtlich getäuscht habe, hat er mir das Zimmer ohne zu zögern überlassen. Anscheinend sorgt er sich tatsächlich aufrichtig um das Wohlbefinden seiner weiblichen Mitmenschen. Und damit komme ich unweigerlich wieder bei meiner Grübelei um seinen Ruf und dieser seltsamen Spannung an, die sich in den letzten Minuten zwischen uns ausgebreitet hat.

Cal scheint sie auch zu spüren, denn als er zum Küchentisch hinübergeht, wirkt seine Haltung deutlich angespannter als gewohnt. Sein Blick ist konzentriert und er beißt sich geistesabwesend auf die Unterlippe, während er die Salatschüssel umdreht, in die Mitte des Tisches schiebt und mich dann anschaut. »Perfekt«, verkündet er und strahlt mich erwartungsvoll an.

»Hm, wenn du auf bizarre Weihnachtsdekoration stehst, dann ja.« Ich lege irritiert die Stirn in Falten. Was soll das?

»Das, liebe Melody«, teilt Cal mir mit belehrendem Tonfall mit und klopft auf den Boden der Salatschüssel, »ist ab morgen dein Adventskalender.«

»Was?!« Ich muss lachen. Verrückter Kerl! Doch so leicht lässt Cal sich nicht beirren. Er schenkt mir ein zauberhaftes Lächeln, bei dem sich alles in mir sehnsüchtig zusammenzieht, und kommt wieder zu mir herüber. »Ich finde den Gedanken grauenvoll, dass du dieses Jahr genauso beschissen beenden willst, wie es verlaufen ist. Lass mich dir die Adventszeit ein bisschen versüßen ...«

Oh mein Gott, wie niedlich ist das denn? Ein erwartungsvolles Kribbeln breitet sich in mir aus und wandert langsam durch meinen Körper nach unten. Ich kann mir nur allzu bildreich vorstellen, wie ein Kerl wie Cal mir das Leben versüßen könnte, und ich muss mich wieder einmal – wie so oft, seit Cals Ruf mir an die Ohren gedrungen ist – fragen, ob ich mich auf heißen Sex mit ihm einlassen würde.

»Okay ...«, antworte ich schließlich gedehnt. Es kann zumindest nicht schaden, herauszufinden, ob er sich auf mich einlassen würde. Wie gesagt, wir wohnen immerhin unter einem Dach ...

***

Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was Cal unter die Salatschüssel gelegt hat. Dieser Gedanke treibt mich den ganzen nächsten Tag voran und ist der einzige Grund, weshalb ich mir die Stimmung trotz der anstrengenden Büffelei nicht endgültig verhageln lasse. Erwartungsvoll stürme ich am Abend in die Wohnung, schleudere die Winterstiefel von den Füßen und renne in die Küche.

»Fuck!« In meiner Ungeduld stoße ich mir den kleinen Zeh am Türrahmen an. »Scheiße, tut das weh!«

»Was ist passiert?«

Ich zucke zusammen, als Cal plötzlich hinter mir steht. Für gewöhnlich arbeitet er bis in die Abendstunden und kommt viel später als ich nach Hause. »Hab mir den Zeh angestoßen«, brumme ich leise. Wie soll ich ihm auch erklären, dass seine gut gemeinte Jahresrettungsaktion mich völlig aus der Bahn wirft?

»Na, dann wird es wohl endgültig Zeit, die Pechsträhne zu unterbrechen.« Er legt mir eine Hand in den Rücken und schiebt mich in die Küche. Meine Haut scheint an der Stelle, die er berührt, in Flammen zu stehen. Heiß flackert das Gefühl durch mich hindurch und sammelt sich in meiner unteren Körperregion zu glühendem Verlangen. Ich hätte gar nicht erst anfangen dürfen, darüber nachzudenken, dass Cal an etwas anderem als meiner regelmäßigen Mietzahlung interessiert sein könnte. Dafür, mir einen Kerl für einen One-Night-Stand zu suchen, hatte ich während der letzten aufreibenden Monate übrigens auch keine Zeit. Aber, verdammt, mich an einem Mann festzubeißen, für den ich vermutlich tabu bin – schließlich will er die Sache mit uns sicher nicht verkomplizieren, um womöglich bald wieder nach einem neuen Untermieter suchen zu müssen – kann ich jetzt schon gar nicht gebrauchen.

»Ich hoffe, du hast gute Noten unter die Salatschüssel gelegt«, grummle ich. Das ist es nämlich, was ich wirklich brauche, wenn ich nicht will, dass das nächste Jahr so mies wird wie dieses.

»Läuft es im Studium nicht gut?«, hakt Cal sofort nach und hört auf, mich nach vorn zu schieben. Ich muss seufzen. Zum einen, weil es eine wahre Wohltat ist, mit jemandem über meine Situation zu reden, zum anderen, weil er beginnt, mit sanften Kreisen über meinen Rücken zu streicheln.

»Wenn ich die Abschlussprüfungen verpatze, werde ich ein paar Kurse wiederholen müssen. Und dann heißt es erst richtig buckeln, damit ich mein Stipendium nicht verliere«, schnurre ich und lehne mich auffordernd gegen die Berührung. Ich war so sehr mit meiner dementen Grandma, ihrem Umzug ins Pflegeheim – dank dessen ich mir ein Zimmer suchen musste, weil ich die Wohnung, die wir gemeinsam bewohnt haben, mit meinem knappen Einkommen nicht allein halten konnte – und nicht zuletzt dem Auszug aus meiner Wohnung beschäftigt, dass ich das Studium total habe schleifen lassen. Und davor war ich ja auch noch krank.

»In diesem Fall habe ich vielleicht genau das Richtige für dich ...« Plötzlich verschwindet Cals Hand von meinem Rücken und ich begreife, was ich da eigentlich tue. Ich biedere mich Cal ja regelrecht an!

»Na, dann wollen wir doch mal sehen«, erwidere ich, um von mir und meinem beschämenden Verhalten abzulenken, und gehe zum Küchentisch hinüber. Zum Glück steht er immer noch hinter mir und kann mein brennendes Gesicht nicht sehen.

»Massageöl?«, frage ich, als ich die Salatschüssel anhebe und ein unscheinbar wirkendes Fläschchen hervorhole, auf dem in verführerisch geschwungenen Buchstaben »Rosmarinöl« geschrieben steht. Meine Stimme klingt rau, aber das wundert mich nicht, nachdem mir beim Anblick des Öls eine wahre Flut an heißen Bildern durch den Kopf schießt: Ich liege nackt auf dem Bauch. Cal kniet mit gespreizten Beinen über mir und bearbeitet hingebungsvoll meinen Körper. Sein Oberkörper ist nackt, er trägt nur noch seine Jeans, die verboten tief auf seinen Hüften hängt. Kerzenlicht flackert über meine ölige Haut und Cals ausgeprägten Sixpack ... Das Brennen in meinem Unterkörper sickert tiefer und ballt sich zu einem harten Klopfen in meinem Kitzler zusammen. Fuck, schon der Gedanke, dass Cal meine nackte Haut berühren könnte, bringt mich zum Glühen.

»Um genau zu sein, ist es Körperöl, also wie eine Bodylotion zu verwenden. Rosmarin soll gut gegen Stress sein und Erschöpfungszuständen entgegenwirken, und ich dachte, nach so einem harten Jahr musst du unheimlich erschöpft sein. Aber du hast recht: Wir könnten es genauso gut als Massageöl verwenden«, erwidert Cal, tritt hinter mich und beginnt ganz beiläufig, meinen verspannten Nacken zu kneten.

Ich blinzle verwirrt. Will er mich jetzt massieren, weil ich ihn praktisch dazu aufgefordert habe oder weil er bemerkt, dass ich durchaus offen bin für den Gedanken, seine Hände auf mir zu fühlen – auf meiner nackten Haut? Immerhin erfordert eine Massage mit Öl doch nackte Haut ... Fuck, was soll ich jetzt bloß antworten?

»Danke«, erwidere ich möglichst neutral und hoffe, dass Cal mir ein wenig eindeutiger zu verstehen geben wird, was er von mir erwartet, ehe ich hier vor Sehnsucht vergehe. Ich lächle. Hoffentlich ist mir meine Erregung nicht anzusehen. Ich meine: Oh mein Gott, ich werde Cals kräftige Hände auf meiner glühenden Haut spüren! Aus welchen Beweggründen auch immer ...

»Ähm, du ... Willst du mich wirklich massieren? Ich meine, es macht dir nichts aus ...?«, stammle ich unbeholfen und spüre, wie meine Wangen zu glühen beginnen.

»Ganz im Gegenteil«, erwidert Cal. Für einen Moment bilde ich mir ein, ein dunkles Blitzen in seinen Augen zu sehen, doch dann zuckt er lässig mit den Schultern. »Warum sollte ich dich nicht massieren? So verspannt wie du bist, tue ich dir den Gefallen gern. Geh doch schon mal ins Wohnzimmer vor und mach dich frei, ich wärme solange das Öl etwas an«, erwidert er, nimmt mir das Fläschchen mit dem Öl aus der Hand und wendet sich von mir ab.

Mein Herz rast und mein Körper kribbelt vor Aufregung. »Frei machen?«, murmle ich, während ich ins Wohnzimmer hinübergehe. Was verdammt noch mal meint Cal genau mit »frei machen«?!

Jede Zelle meines Körpers vibriert vor Aufregung, als ich ans Sofa trete und mir den Pullover über den Kopf ziehe. Und jetzt? Nervös nage ich auf meiner Unterlippe herum. Meine Hose auszuziehen wäre wohl eindeutig etwas zu eindeutig – immerhin bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, welche Richtung Cal bei dieser Massage einschlagen will –, aber den Büstenhalter ...? In der Küche kann ich das Piepsen der Mikrowelle hören, Cal wird gleich zu mir kommen. Ich greife in meinen Rücken und hake entschlossen den BH auf. Wenn Cal mich wirklich nur zur Entspannung massieren will, kann ich mich immer noch damit herausreden, dass das Öl meinen teuren Spitzen-BH ruinieren würde. Und ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen kann schließlich nicht schaden, oder?

Mein Nacken kribbelt, zwischen meinen Schenkeln pocht heftig aufflackernde Begierde. An den näher kommenden Schritten kann ich erkennen, dass Cal gleich bei mir sein wird. Hastig streife ich die Träger von den Schultern, werfe den weinroten BH auf den Couchtisch und lege mich bäuchlings aufs Sofa. Zu eindeutig sollte ich mich schließlich auch nicht anbieten, wenn ich mir die Peinlichkeit einer Abfuhr ersparen will. Mein Herz rast. Gehe ich zu weit?

»Oh«, bemerkt Cal überrascht, als er ins Wohnzimmer tritt, und bleibt abrupt stehen. In den Händen hält er eine kleine Schale, in der er wohl das Rosmarinöl angewärmt hat. Schon wieder beginnt mein Gesicht zu brennen. Fuck, er hat nicht erwartet, dass ich mich derart entblößen würde ...

»Na, das sieht schon ganz gut aus«, brummt Cal jedoch zu meiner Erleichterung. Sein Blick flackert über meinen nackten Oberkörper und verharrt einen Moment auf der zarten Spitze meines BHs auf dem Sofatisch. Bilde ich es mir ein oder sieht er überrascht aus?

»Ich will nicht, dass er mit Öl eingesaut wird. Außerdem will ich eine ordentliche Massage, ohne umständliches Herumgefummel um das Rückenteil und die Träger!«, sage ich schnell. Ja, Cal sieht eindeutig überrascht aus, wie er einfach nur dasteht und meinen Büstenhalter begutachtet. Verdammt, ich wohne mit ihm unter einem Dach und will das schließlich noch länger tun, ohne jedes Mal fast vor Scham zu vergehen, wenn wir uns in der Küche begegnen!

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