Читать книгу Das Erwachen - Ana Catarina Lopes - Страница 7

Kapitel 3

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Veränderungen vollziehen sich

Mandy

Wenn man denkt, dass man schon alles auf dieser Welt kennt, dann wird man mit Sicherheit erstaunt sein, wenn dies nicht zutrifft.

Es hätte ein Satz aus einem Lehrbuch sein können oder auch aus einer Zeitschrift, aber so war es nicht. Es war ein Gedankengang, der mich nicht mehr losließ und sich dazu noch festgebissen hat. Dieser Satz würde wohl für mein ganzes, restliches Leben seine Spuren hinterlassen. Denn alles, was ich seit diesem Tag an erfahren habe, hat meine Welt verändert. Vielleicht hätte ich auf Xenas Warnung hören sollen, aber daran hatte ich nicht gedacht, denn warum sollte man schon auf der Hut sein, wenn man keine Gefahr erkennt. Doch eine Woche konnte alles verändern. Ein Moment allein konnte alles verändern.

Es ist zwei Uhr morgens und ich torkle durch einen Waldweg. Nicht das, dass in irgendeine Art und Weise gruselig ist, überhaupt nicht. Ich schüttle benommen meinen Kopf und versuche etwas klarer zu denken. Also kann mir einer sagen, was genau ich um zwei Uhr morgens hier mache? Was ich überhaupt draußen tue? Es wäre vielleicht ganz hilfreich, wenn ich noch ganz genau wüsste wie ich überhaupt hierherkam. Vielleicht wusste ich es sogar ganz tief im Inneren, aber irgendwann war alles ziemlich verschwommen und dabei hatte ich nicht einmal getrunken. Ok, die Cola ist es auch nicht Wert genannt zu werden. Es war schließlich Xenas Geburtstagsparty in einem Club, da erwartet man eher etwas Mehrprozentiges, auch wenn sie selbst das wahrscheinlich nicht so sieht.

Also was mache ich hier? Ich weiß noch, dass ich auf Xenas fantastischer Party war und ausgelassen getanzt und gelacht hatte. Ich bin jedoch wie immer zu früh gegangen, wenn man zwei Uhr morgens als früh bezeichnen konnte. An einem Freitagabend im Clubbing-Modus zu sein war mehr als gut, wenn man am nächsten Tag nicht wieder früh rausmusste. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich hatte Glück gehabt und war nicht alleine in meinem Leid, zwei andere Mädels, die ich auf der Party kennengelernt habe, sind auch mit mir unterwegs. Sie waren super lustig und schon kicherte ich wieder, ohne einen besonderen Grund. Warum mache ich das? Ich habe doch nicht doch aus Versehen etwas getrunken oder? Und halte im Kichern inne.

>>Alles gut, Mandy? <<, fragt mich die eine mit den strahlenden blauen Augen, die sogar jetzt im Dunklen zu leuchten scheinen. Wie hieß sie nochmal? Es war irgendwas mit L oder E. El? Elisa? Lisa? Liz? Sie schaut mich ein wenig besorgt an, atmet aber wohl erleichtert durch als ich nicke.

Wir wollten alle gleichzeitig nach Hause, deshalb haben wir wohl gemeinsam den Club verlassen und anscheinend wohnen wir wohl auch in der Nähe voneinander, aber ich konnte mich nicht erinnern, den beiden gesagt zu haben, wo ich überhaupt wohne oder dass sie mir gesagt hätten, wo sie wohnen. Ich runzle die Stirn.

>>Wir sind fast da. <<, sagt nun die andere dunkelhaarige mit den funkelnden grünen Augen und ich erkenne durch meine Gabe die Wahrheit darin, während sie mir tief in die Augen schaut und dann fühlt sich alles wie in einer Wolke an. Ich vergesse völlig wohin ich mich bewege, das liegt wahrscheinlich auch an meiner Orientierung, die seit jeher zu bemängeln gewesen ist.

In meinen Gedanken sehe ich verschwommen wie wir in Münster in den Bus gestiegen waren. Ich habe mich gar nicht von Xena verabschiedet. Das ist doch gar nicht normal und dann sind wir an der Bushaltestelle nahe der alten Kirche ausgestiegen, wo der gruselige Spielplatz ist. Wir laufen jetzt wohl im Wald hinter dem Spielplatz. Das ist die eine kleine Abkürzung, die nur die Einheimischen kennen und es sieht gespenstig hier aus. Plötzlich überkommt mich ein Eisschauer und ich lege die Hände um die nackten Schultern. Großmutter Margareth meinte immer, ich sollte doch nicht hierher. Schon ruft eine Eule in die Nacht und ich erschrecke mich. Überall ist plötzlich Nebel und dabei ist nicht einmal die Geisterstunde. Eigentlich dürfte es doch nicht so nebelig sein und eiskalt dazu, es ist doch Sommer. Doch ich kann mein Atem vor der Nase kondensieren sehen. Das fühlt sich nicht so gut an. Ich drehe mich um die eigene Achse und frage mich, warum nochmal ich mit den beiden losgezogen bin. Das scheint mir im Moment keine so gute Idee gewesen zu sein.

Und wo bitteschön bin ich eigentlich gerade noch mal? Ein Ast knackt in die Stille hinein und plötzlich sehe ich aus der Ferne ein Kerl aus dem Dunkeln auf uns zukommen. Der Nebel umgibt seine Gestalt, als würde er ihn umarmen. Ich sollte wahrscheinlich Angst haben, aber ich bin ja nicht allein, nicht dass es hilfreich ist mit zwei weiteren jungen Frauen um diese Uhrzeit unterwegs zu sein, wenn möglicherweise ein Serienkiller unterwegs ist, aber daran sollte ich jetzt lieber nicht denken.

Der Vollmond leuchtet kurz hinter den wenigen Wolken auf uns herab und ich kann kurz einen gutproportionierten Körper erkennen, als dabei das Mondlicht auf sein Gesicht trifft, blitzen dabei kurz seine Gesichtszüge auf. Er ist ein sehr gut aussehender Kerl und er hatte etwas Bekanntes an sich, aber im gegebenen Mondlicht kann ich es nicht eindeutig erkennen. Er kommt zielgerichtet auf uns zu, als habe er nur auf uns gewartet, während ich meine Augen nicht von ihm abwenden kann. Es fühlt sich wie ein Zwang an. Er könnte locker in meinem Alter sein. Siebzehn, Achtzehn. Wohlmöglich auch schon zwanzig Jahre alt sein, aber wer will das schon so im Mondlicht raten? Je näher er kommt, desto mehr zeigt sich wie gut er gebaut ist. Wie attraktiv er wirklich sein muss, aber spätestens im Moment, wo er vor mir steht, weiß ich es. Mir stockt der Atem, mein Herz rast. Mein Mund öffnet sich voller Erstaunen. Er kommt, sieht und zieht mich auch schon in seine Arme. Umklammert mich mit seinen muskulösen Armen und drückt mich an seine stählerne Brust. Mir bleibt der Atem im Hals stecken und ich kann nicht anders als zu ihm hochschauen. Ein Teufelsengel, der mich gerade in seinen Bann zieht.

Und wo sind die anderen? Ich versuche nach ihnen zu sehen, aber da sind sie nicht mehr. Sie sind einfach verschwunden. Seltsam! Dabei muss ich die Stirn runzeln. Doch bei solchen Armen, die um einen gelegt sind und auch noch solch einem Kerl, ist es irgendwie auch nicht komisch, wenn man an nichts anderes mehr denken kann. Starke schützende Arme. Jeder Gedanke wird wohl eher Zuckerwatte. Doch dann schlagen wie Blitze Gedanken und Klarheit auf mich ein. Mein Bauch verkrampft sich und ich werde starr. Etwas stimmt hier nicht. Kann gar nicht stimmen. Wie heißt es so schön:

Halt dich von der Schattenheide fern, wenn dein Leben ist dir wert.

Darum war Großmutter nie damit einverstanden, dass ich jemals auf die Schattenheide ging! Am liebsten hätte ich mir mit der Hand auf die Stirn geschlagen. Wie konnte ich nur all diese Legenden vergessen haben. Die Schattenheide, ist das Terrain, das kein Wesen betreten darf, ohne vorher ausdrücklich eingeladen worden zu sein. Meine Warnsirenen schrillen nun laut nach Gefahr. Jeder Mann wäre auf einem dunklen Weg oder Pfad ein mögliches Problem, dass man als Frau bewältigen musste, aber auf der Schattenheide? Auf der Schattenheide gibt es kein Problem, dass man bewältigen kann, sondern nur darauf hoffen kann nicht hineingezogen zu werden.

Die Schattenheide ist nämlich kein harmloses Terrain. Dieses Gebiet ist der Inbegriff von Gefahr. Gefahr für jedes menschliche Wesen. Für wirklich jedes Wesen. Nicht die übliche Gefahr eines normalen Menschen, der ohne Fähigkeiten auf diese Welt kommt und ein solcher ahnt diese Gefahr nicht einmal. Die Sagen, die die Menschen haben, begannen genau hier und nicht in Transsilvanien. Dieses eine Gebiet ist in ganz besonderem Maße dafür mitverantwortlich, denn hier leben die Wesen, die niemals schlafen. Denn wenn die Nacht wach ist, kann keiner seines Lebens sicher sein.

Daher weiß auch eigentlich jeder mit ein bisschen mehr Verstand und Magie in sich, dass man sich von diesem Gebiet fernzuhalten hat, ganz besonders in der Nacht und am Morgengrauen. Alle die das nicht beherzigen müssen dafür bezahlen. Und ich? Ich befinde mich gerade mitten darin.

Denn die Schattenheide ist das Hoheitsgebiet der Vampire.

Und Vampire spielen gerne mit ihrem Essen. Daher kann dieser Kerl, der mich gerade in seinen Armen hält, nichts anderes sein als ein Vampir. Als habe er meine Gedanken gehört, hält er mich plötzlich fester in seinen Armen. Hält mich so stark wie ein Schraubenstock und erst da sehe ich seine Augen. Augen, die in der Dunkelheit so hell leuchten. Kann es sein? Ist er es wirklich? Nur Jay hat solche Augen! Er sieht mir ebenfalls tief in die Augen und genau in diesem Moment sehe ich noch etwas anderes in seinen Augen, denn plötzlich glimmen sie rot auf. Rot wie Rubine. Rot wie Blut. Er ist ein Vampir! Ich wusste es! Ganz tief im Innern habe ich es gewusst. Ich wusste, dass es Vampire gibt, aber es laut zu sagen, würde mich immer nur in Schwierigkeiten bringen. Ich schüttle den Kopf. Das ist doch alles abstrus. Hatte ich mir dieses Glimmern nur eingebildet? Kann ich es mir im Mondlicht eingebildet haben? Denn jetzt sehe ich es nicht mehr. Ich kann mir nicht mehr völlig sicher sein, denn in der nächsten Sekunde ist es nicht mehr da. Er senkt seinen Kopf zu meinem Ohr und murmelt etwas, was für mich unverständlich ist. Dann schaut er mir kurz in die Augen bevor er seinen Mund auf meinem legt. Er küsst mich. Erst zart und leicht, dann fest. Fester. Seine Zunge stürmt in meinen Mund, mit solch einer Leidenschaft, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Will ich es denn überhaupt? Meine Lippen kribbeln. Meine Beine zittern. Mein Herz rast. Und atmen kann ich nur, weil er das wohl für uns beide übernimmt. Es ist als hätte er einen Bann über mich gesprochen. Ich mag seinen Kuss oder sind es bereits mehrere? Ich kann nicht anders als zu fühlen und es berauscht mich.

Es fühlt sich anders als alle anderen Küsse, die ich gewohnt bin und doch kommt mir alles an ihnen und dem Kerl, der mich gerade küsst, so schmerzlich bekannt vor. Es ist ein wenig, als würde ich Jays Küsse, auf meinen eher unerfahrenen Lippen spüren.

Doch gerade eben dieser Kuss, denn ich gerade bekomme, hat etwas Magisches und Schmerzvolles an sich, als sollte er mich gleichzeitig vor etwas warnen und wegen etwas trösten. Als würde eine Gefahr auf ihren günstigsten Moment lauern und gleichzeitig nicht so schlimm sein. Es hatte keinen Sinn und doch empfinde ich es tief im Innern als richtig. Vielleicht aber finde ich das ganze hier magisch und romantisch wegen der Dunkelheit und dem Mondlicht. Oder sind das gar nicht meine Gedanken? Ich kann es nicht richtig beschreiben. Der Kuss ist fantastisch. Besser als das! Es ist nicht nur ein Aneinanderreiben von Lippen, sondern lässt den Sturm dahinter erkennen. Ich fühle mich als würde ich in tausend Stücke explodieren und anschließend wieder zusammengefügt werden. Doch dann löst er sich abrupt von mir und beendet damit den schönsten Kuss meines Lebens, während mein Magen einen Salto rückwärts macht und meine Beine wie Espenlaub zittern und Angst sich in mir breit macht. Ich habe gerade nicht nur einen Unbekannten geküsst, sondern wohlmöglich auch noch mit einem Vampir rumgemacht.

Oder kann hinter all dem Jay stecken? Ist es wohlmöglich sogar Jay?

Aber wer ist dieser Kerl? Ich zerbreche mir den Kopf und trotzdem weiß ich gar nichts. Ich habe nur eine einzige Hoffnung und das ist nicht einmal, dass ich hier heil herauskomme, sondern nur, dass ich diesen Kerl kenne. Hoffnung, kann so ein mieser Verräter sein. Ich hoffe, dass wir uns wirklich kennen, während in meinem Kopf Fragen Karussell drehen:

Was hat er sich dabei gedacht, mich so schamlos auf die Lippen zu küssen? Kennt er mich?

- Möglich -

Dieser Einfall scheint gar nicht von mir zu kommen, in meinem Kopf hört sich die Stimme dazu viel zu männlich und bekannt an.

Ist er vielleicht ein Verrückter, der mich vergewaltigen und dann töten wird?

- Vampir -

Kann er das tatsächlich sein? Ist das der Grund, warum ich mich gar nicht bewegen kann? Oder gar wehren? Oder will ich mich gar nicht wehren?

Meine Gedanken fahren Karussell und der Kerl fängt mit einer Spur aus Küssen. Erst auf meinem Mund, dann auf meinem Kinn hoch zu meinem Ohr. >>Du bist mein. <<, haucht er, bevor er mit seiner Spur aus Küssen fortfährt, hinunter zu meinem Hals. Auf meiner Haut bildet sich eine Gänsehaut und das Kribbeln in meinem Bauch nimmt weiter zu. Immer mehr bin ich in einem Strudel aus Gefühlen gefangen und finde keinen Weg raus. Ich kann mich nicht bewegen. Vielleicht will ich das auch nicht, denn mein Körper scheint seinen ganz eigenen Willen zu haben. Meine Arme umschlingen den fremden Kerl. Ich ziehe ihn sogar noch tiefer zu mir herunter. Meine Hände krallen sich in sein weiches Haar und ich schnurre. Ich schnurre! Das tue ich doch nie! Es gefällt mir einfach zu gut. Er soll nicht aufhören. Es kribbelt überall in meinem Körper und ich will dieses Gefühl einfach nicht verlieren. Er soll niemals damit aufhören. Es fühlt sich so gut an. Es ist himmlisch. Wie der Himmel auf Erden. Wie die Sahne auf der heißen Schokolade. Er knabbert und leckt an meinen Hals und ich stöhne auf. Das ist einfach viel zu gut. Er raunt etwas an meinem Hals und meine Haut kribbelt und vibriert dort, wo er mich berührt. Alles fühlt sich viel zu gut an. Ich will mehr. Alles in mir schreit nach mehr.

Bis er zubeißt und meine Welt verschwimmt und dunkel wird.

***

Jay

Blut.

Blut ist alles.

Das Elixier des Lebens ist Blut, bleibt Blut und Mandy bekommt Blut. Nur nicht irgendwelches Blut, sondern mein Blut. Vampirblut!

Mein Blut ist ihre einzige Chance in diesem Krieg zu überleben. Ein Krieg, das schon viel zu lange besteht. Von nun an ist sie kein Mensch mehr, sondern eine Vampyr! Nicht irgendeine Vampyr, sondern meine Vampyr, meine Seelengefährtin, aber sie sollte nicht von mir abhängig sein, daher muss sie sehr bald die Regeln erfahren, denn jedes Wesen hat seinen eigenen Regeln zu befolgen. Regeln, die für unser aller Überleben wichtig sind.

Ich liebe sie. Ich liebe Mandy schon wirklich sehr lange. Sie weiß nur nicht, wer ich wirklich ich bin!

Was ich wirklich bin!

Noch nicht! Und doch wird dieser Moment viel zu schnell da sein und meine Liebe zu ihr möglicherweise alles sein, was mich an sie bindet, sowie mein Blut.

Ich habe sie schon immer geliebt und liebe sie immer noch. Ich hatte nicht vor, sie auf die Schattenheide zu locken, aber mir war keine andere Wahl geblieben. Man hätte sie sonst vor meinen Augen getötet, hätte ich nicht dieses Manöver zustande gebracht. Ich streiche mir nervös über die Haare und versuche mir wieder einmal vor Augen zu führen, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Ich will doch nur, dass sie mich am Ende nicht noch dafür hasst. Trotz meiner Liebe für sie, die schon so lange geht, sind wir immer nur Freunde gewesen. Hin und wieder gab es diese Küsse, die es unter Freunden eigentlich nicht geben soll. Ihre Küsse waren immer voller Leidenschaft, aber wann immer die Nacht dem Morgen gewichen war, traute sich keiner von uns zu sagen, was wir in unseren Herzen trugen. Gefühle sind gefährlich. Für mich ist es zu gefährlich, weil ich zu starke Feinde habe, die sie leicht umbringen können, wenn ich auch nur einen kleinen Fehler mache, indem ich zeige wie viel sie mir bedeutet. Es ist eine sehr schwere Entscheidung für mich gewesen und auch nicht ohne Risiken, aber sobald sich der Nebel lichtet sind sie beide auf beständigem Terrain. Ich muss sie nur zurückbringen, denn solange der Morgengrauen und der Nebel anhalten ist es für jeden gefährlich, denn die Vampire sind auf der Jagd. Ich stelle keine Ausnahme da. Ich rase mit Mandy in meinen Armen und kann nur noch auf das Beste hoffen. Die Wandlung ist nicht für jeden leicht, weder für den Wandler noch für den Gewandelten. Ich bin bereits als Mischwesen auf dieser Welt geboren worden, aber gewandelt habe ich noch niemanden zuvor. Ich hätte wahrscheinlich Vater bitten sollen, mir zu helfen.

Mandy ist weiterhin ohnmächtig. Es ist etwas, das einigen Menschen bei der Wandlung passieren kann. Ich musste mir nicht mehr Sorgen um sie machen als üblich.

Sie war schon häufiger in schlimme Situationen hineingeraten, ohne sich der Lebensgefahr bewusst zu sein. Mandy war schon immer leichtfüßig und leichtsinnig ins Leben gegangen. Ich hatte mich deswegen auch in leichtsinnige Situationen gebracht, die nicht nur mir sondern auch meiner Familie das Leben gekostet hätte haben können. Jetzt konnte ich anfangen mir weniger Sorgen um Mandy zu machen. Wenn dies nur so einfach wäre…

***

Ich kontrolliere mit meinem ausgeprägten Gehörsinn ihren Puls. Alles läuft normal, auch wenn ihr Puls kurzzeitig nur sehr schwach ist. Es bedeutet, dass alles richtig läuft und gut gehen wird.

Das Vampirblut vermischte sich mit dem verbliebenen menschlichen Blut. Die Organe würden weitermachen wie bisher als Mensch, aber Mandy wäre nicht mehr nur menschlich. Sie wäre schneller, stärker und alle ihre Sinne würden schärfer ausgeprägt sein, sobald sie wieder aufwachte. Was nur ein bisschen Vampirblut alles ausrichten kann. Wenn die Menschen das wüssten, dann hätten sie wohl mehr Angst vor dem Übernatürlichen als jetzt schon und wie sie ihre Jäger auf uns losließen, das ist etwas, was ich nicht noch einmal erleben will.

Ich halte Mandy die ganze Zeit in meinen Armen. Sie sieht so schön aus mit ihren langen blonden Locken. Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Ein weiches Gesicht, dass nach Wildblumen riecht. Das ist der Geruch ihrer weichen Haut und genauso riecht ihr Haar. Wenn ihre Augen erst offen wären, würde das natürliche blau ihrer Augen durchscheinen. Augen die tief in die Seele eines Mannes blicken können. Sie schienen auch noch etwas anderes erkennen können, wenn ich das Prickeln richtig deute, dass ich immer hatte, wann immer sie mir eine Frage stellte. Ich küsse sie auf die Stirn. Was wäre mein Leben nur ohne sie? Ich bette sie auf meinen Armen, damit wir hier heil aus der Schattenheide herauskommen. Denn obwohl dieses Gebiet relativ klein ist, ist er tückisch und auch viel zu weit von zuhause. Als der Nebel sich weiter lichtet renne ich mit höchster Geschwindigkeit zu meinem Haus. Glücklicherweise erreiche ich unser Haus ohne Zwischenfälle. Rase in mein Zimmer. Ziehe ihr die Schuhe aus und lege sie in mein Bett. Mein Bett! Dort gehörte sie jeden Tag und jede Nacht hin. Sie sollte sich genügend erholen.

Der nächste Tag würde schon genügend Überraschungen mit sich bringen.

Denn nun ist sie die Meine.

Das Erwachen

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