Читать книгу Von Engeln und Bullis - André M. Schier - Страница 3
Vorspiel
ОглавлениеAhhhhh, es ist schon wieder Samstag und es ist schon wieder diese Bar!
An Tagen wie diesen bin ich wie ein Jung, der hüpft und springt und von Hamburg singt – denn die im Süden essen Stinktier und ich esse Lachs.
Danach geht’s mit Sack und Pack ab mit Rückenwind auf zum Tag am Meer, wo wir Picknicken.
Dann weck` ich mich endlich auf aus diesem Albtraum – wenn ich morgens in meinem oder einem anderem Bett wach werde.
Nackt.
Nicht alleine.
Der Geruch fleischlicher Lust, gepaart mit dem Duft einer berauschtversoffenvielzuvielgerauchten Nacht, erfüllt den Raum und ich lebe! Oder bin doch nur leer? Schöne Körper und Gesichter liegen da.
Nicht immer, aber oft.
Und manchmal erwache ich auch neben einem Engel – mit 17 geschah dies zum ersten Mal, dann mit 23 und dann mit 30, da schon mehr als einmal (zumindest dachte ich dies in einem ersten Anflug überschäumender Euphorie).
Zweimal war es ein Fiasko. Wie das nächste Mal wird? Wir werden´s sehen. Vielleicht ist es diesmal keine Brünette! Vielleicht bringt das ja was, an Sternzeichen liegt es nicht – das hab ich schon geklärt. Die Haarfarbe? Wer weiß, oder liegt es doch letztlich an beiden (also Personen), dass es nicht funktioniert? Ja, „es gehören immer zwei dazu!“ und ich versuche ja schon meinen Teil durch Erfahrungen dazu beizutragen, dass „es“ mal klappt. Nicht mehr zu viel zu grübeln (oder zu wenig? oder nur für sich?), mich mitzuteilen und überhaupt nicht immer so apathisch zu werden, bloß weil ein Engel in meiner Nähe ist. Aber das mit Engeln ist auch schwierig – diese Wesen sind nicht von dieser Welt, so besonders, so einzigartig, so wundervoll, und ich kann glücklich sein, ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Aber locker bleiben, sonst fliegen sie wieder weg!
Ich bin wieder in der großen Stadt, erwache wie gesagt nicht alleine, ui, wo bin ich? Ah, „zuhause“? Wer ist sie?
Oh ja richtig, gestern, da auf´m Platz vor der Kirche. Eigentlich nur ein paar Bier mit den Jungs waren angedacht und da waren auch andere, und auch sie. Wir hatten interessante Gesprächsthemen und ich konnte ihr offenbaren, dass auch wir Jungs Orgasmen vortäuschen und das auch nicht zu selten. Tja, da waren wir dann irgendwann alleine, sie roch an meinem Hals, ein leichtes Frühlingsgewitter setzte ein, es wurde schnell kalt, irgendwann waren wir dann bei mir, mit mehr, eigentlich allem.
Und jetzt muss ich weg.
Sie liegt da noch, aber ich muss meinem Bruder beim Umzug helfen – alte Familienbande wieder aufleben lassen, son scheiß.
Wie gern würde ich jetzt einfach mit ihr hier liegen, nen lecker Kaffee aufsetzen und den ganzen Sonntag halb verkatert, gemütlich bis wild rumvögelnd im Bett verbringen... So wie damals. Aber es ist nicht damals, heute ist auch nicht Sonntag und ich muss los!
Na gut! Du bleib hier liegen, wir telefonieren später. Ja?
Nun, es ist nicht Sonntag, sondern Samstag oder Freitag oder wann auch immer.
Ich stolpere aus meiner Haustür, also der Tür meiner WG in den Flur. Falle fast die Treppe runter beim Versuch, einigermaßen gesittet eben diese hinunterzuschreiten.
Dann raus ins Freie!
Ui, frische Luft is super, aber die Sonne brennt fies im Gesicht und vor allem in den Augen. Zum Glück gibt es ja Sonnenbrillen. Nun ab zur Bahn mit dem Fahrrad. Der Weg ist sonst zu weit. Ich wage es, trotz meines, gelinde gesagt, angeschlagenen Zustand.
Schlangenlinienfahrend erreiche ich ohne größere Zwischenfälle die Station.
Nun sitze ich in der Bahn zu meinem Bruder und blicke auf das, was umher passiert:
War einige Zeit nicht hier und sehe nun vieles anders, vieles verändert.
Vielleicht auch nur wegen meines Alters vieles anders und abgeklärter?
Naja, ich bin ein 80er Baby und 80er Kind,
ein 90er Teenie, der hüpft und der springt,
2001er rastlos und depressiv,
um als 2012er endlich klar zu kommen.