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Kapitel 1

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Der unbekannte und gesichtslose Engel hatte die Bücher nicht mal gehört, er hatte nur eine Mission zu erfüllen und so entfernte er sie und verschwand mit ihnen. Er war froh, dass alles so reibungslos klappte und dass die Wachen ihm geglaubt hatten als er ihnen gesagt hatte, dass Gott ihn persönlich für die jetzige Stunde Wache eingeteilt hatte.

Er hatte jeden Teil seiner Flucht schon im Vorfeld geplant, alles musste schnell und verdeckt gehen, bevor Gott oder die Wachen seinen Plan durchschauten.

Er rechnete schon für sein Handeln mit der Verbannung, aber das interessierte ihn nicht, er wollte nicht länger nur ein unbekannter und gesichtsloser Diener sein.

Wenn er seinen Auftrag nur vollständig erfüllte, wartete ein Leben als einflussreicher Fürst auf ihn. Er träumte davon, wie jeder ihn hofieren und bewundern seinen Namen kennen würde. Er wollte sie im Auftrag mit sich in die tiefen Gefilde der dunklen Hölle nehmen.

Während die Bücher schon fast mit ihrem eintönigen Leben abgeschlossen hatten und doch errettet wurden, gab sich der, der sie befreien ließ, zu erkennen, denn der Entführer war nur ein Mittelsmann. Luzifer, der auf seinem Thron aus lodernden Feuer saß und sich doch nicht verbrannte, war der eigentliche Drahtzieher.

Der Teufel, der mit seinen blauen Augen, dunklen Haaren und ebenmäßigem Gesicht immer noch wie der Engel wirkte, der er einst gewesen war, hatte schon sehr früh Kenntnis über die mächtigen Bücher erhalten, noch bevor sie in das Himmelreich gekommen waren.

Asmodeus war in dem Fall sein Informant gewesen. Dieser hatte ihn damals versucht für seine Apokalypse zu rekrutieren und ihm von den Büchern und der damit verbundenen Macht erzählt, allerdings hatte er damals nicht an das bevorstehende Ziel, der Apokalypse, geglaubt und so ein Instrument und lehnte eine Zusammenarbeit ab. Außerdem, war ihm die Welt der Menschen ohnehin egal. Warum sollte er sich erst ein neues Reich formen, wenn er mit der Hölle doch zu Frieden war? Wenn er schon in eine andere Welt gehen sollte, wollte er nur in seine alte Heimat zurück.

Außerdem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass die vampirischen Werke auch nur dort, wo sie geschaffen wurden, funktionierten, also würden sie ihm auch in der Hölle nichts nutzen.

Er hatte damals außerdem von den Widersachern, die gegen die Apokalypse kämpften gehört und er wollte sich nicht von Engeln, Halbteufeln und Vampiren, die ein mächtiges Teufelsschwert, gefertigt aus einem seines Gleichen, besaßen, besiegen und vom Thron stoßen lassen, schließlich hatte sein Vater ihn diesem überlassen.

Außerdem getraute er sich auch nicht, sich so offen gegen den Wunsch seines Vaters zu stellen, schließlich liebte er die Menschen und er wiederum ihn, auch nach der ganzen Zeit, immer noch.

Der Teufel wollte zwar seinen Thron immer noch nicht verlieren, hoffte aber insgeheim, wenn er nicht mehr der König sein musste und trotz seiner Fehler, in das Heilige Reich seines Vaters zurückkehren zu dürfen.

Jedoch dachte er, nachdem die Bücher in seiner ehemaligen Heimat angekommen waren, anders.

Der ehemalige Engel freute sich immer mehr über seinen Erfolg, denn alles schien nun so real und nachdem er solche Feinde nicht mehr vor sich hatte und genügend Verbündete auf seiner Seite, konnte er nun seine eigenen Pläne verfolgen.

Da er als Herrscher in der Hölle keine Aufmerksamkeit mehr bekam und immer unzufriedener wurde, plante er nun, die Menschen, die so viel davon bekamen, was er sich wünschte, zu vernichten. Danach waren alle anderen Wesen an der Reihe, die ihm auch die Liebe seines Vaters stahlen.

Er wollte seinen Vater auf diese Weise zeigen: Ich bin noch da und wenn du mich ignorierst, kann Schlimmes mit denen, die du liebst, geschehen.

Luzifer begann auch, nachdem er von seinem Mitwirken bei der Apokalypse erfahren hatte, sich mit dem Halbteufel Tarot anzufreunden, da dieser bei dem Aufstand von Amodeus nicht nur mit dabei gewesen war, sondern auch auf der anderen Seite tätig gewesen war. Nach all dem war er gestorben und von seinem Vater Asteroth geheilt und in die Hölle geholt worden.

Tarot war über diese aufkommende Freundschaft zwar misstrauisch, erzählte ihm aber trotzdem, alles, was er über die vereitelte Apokalypse und die Bücher wusste, allerdings erwähnte er nichts über seine Freunde, die Monsterjäger oder den Engel, der ihnen geholfen hatte.

Eigentlich wollte er sich zuerst weigern, weil er eine Falle vermutete, leider hatte er besonders, da er halb Mensch und halb Teufel war, keine guten Voraussetzungen, er wurde sogar gemieden und er glaubte, wenn sein Vater nicht wäre, schon nicht mehr am Leben zu sein.

Aus diesem Grund freute sich Tarot nun doch etwas über die Aufmerksamkeit des Höllenkönigs und merkte wiederum aber auch nicht, dass Luzifer bei ihrer Freundschaft nur daran interessiert war, an Informationen zu kommen. Des weiteren wollte er sich die Loyalität seines Vaters ebenfalls sichern, da er ein Aufstrebender für den Thron war, den er nicht aufgeben wollte.

Er sollte aber in den Augen seines Volkes abtreten, da er seine Aufgaben nicht mehr erfüllte.

Tarot wiederum vertraute ihm mit fortschreitender Zeit immer mehr und hielt ihn für seinen ersten Freund im Höllenreich und sah schon die Kehrtwende für seinen Stand in der Hölle, wenn er sich für ihn einsetzte.

Luzifer wiederum hatte zeitgleich einen ehemaligen, guten Bekannten von sich, der ihn immer noch verehrte, einen unzufriedenen himmlischen Engel, mit Versprechungen gelockt, ihm die Bücher aus der Bibliothek zu bringen.

Der namenlose Engel, der nicht mehr aufgehalten werden konnte, bevor er seine einmalige Heimat verlassen konnte, landete mit der Hilfe von Luzifer schließlich sofort in der Hölle, Nachdem er seines Vaters Reich hinter sich gelassen hatte übergab der Engel die Bücher an den Höllenfürsten.

Der Teufel stand sofort mit überrascht weit aufgerissenen Augen mit seiner schlanken und grazilen Gestalt von seinem Thron, der aus Feuer und, bei genauer Beobachtung, darunter aus roten Schädeln bestand, auf und schritt nun zu dem Engel.

Dieser fürchtete sich schon etwas in der für ihn ungewohnten Umgebung. Um sich herum schien alles aus Feuer und Dreck zu bestehen und sein einstiges Idol wirkte völlig verändert und wahnsinnig geworden.

Luzifer, der anfing geisteskrank zu lachen, aber trotzdem immer noch aussah wie der ehemalige Engel, der er einst gewesen war, nahm die gelobten Bücher an sich und drückte sie mit voller Inbrunst an seine kalte Brust. Er strich seine schwarzen lange Haare, die weit über die Brust reichten, aus dem Gesicht. Seine Augen hatte sich verändert, nachdem, er seinen Verstand verloren zu haben schien. Feuerrot waren sie nun, in einem fast noch jugendlichem Gesicht. Außerdem waren ihm nun lange Hörer am Haaransatz auf der Stirn gewachsen und auch seine Haut wirkte mit jedem Moment roter.

Gekleidet war er wie ein sterblicher Hardrocker in Lederhose und Weste mit nackter Brust. Er schritt auf seinen Handlanger zu. „Endlich sind sie mein. Danke nein Lieber, dass du mir gebracht hast, was ich wollte.“

Der Engel, der in eine himmlische Tunika gekleidet war, lächelte und erwartete nun seinen Lohn, zumal er nun als gefallener Verräter galt und nie wieder nach Hause zurückkehren konnte. „Deine Freude ist auch meine Freude mein König und nun gib mir, was du mir versprochen hast, alter Freund.“

Der Teufel legte die Bücher auf seinen Thron, der nun nicht mehr zu brennen schien und schlenderte gemütlich zu seinem Verbündeten und sprach etwas überheblich auf seinen Untergebenen ein. „Sicher doch, mein Freund. Du musst natürlich für deinen Dienst belohnt werden.“

Sobald der Teufel vor dem Engel stand, umfasste er diesen mit beiden Händen, an den schmalen Schultern und begann diese mit dem Feuer zu erhitzen, was in seinem Inneren war. Er ließ seine Hände immer heißer und heißer werden, bis der Teufel heißer als alles um sie herum war. Der Engel wandte sich unter enormen Schmerzen um und versuchte zu fliehen, aber dem Teufel, den er versuchte loszuwerden, konnte er nicht entkommen.

Der Engel schrie nun immer lauter vor Schmerz, da seine Schultern schon zu brennen begonnen hatten. Dies ging so weit bis der Engel schließlich völlig in Flammen stand und nur noch, „Warum“ schreien konnte, bis er sich letztendlich in Asche auflöste und starb.

Der Teufel lachte aus Leibeskräften und wirkte nun nicht mehr wie ein schöner Engel. „Hier ist die Belohnung für deinen Verrat. Ich kann mit denen, die zu schnell nur wegen Nichtigkeiten ihre Ideale verraten, nichts anfangen.“

Himm(el)reich

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