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Gibt es auch „gesunde“ Viren?

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Bei den Bakterien gibt es viele, die gesund sind, etwa die Darmbakterien, oder direkt gesunde Nahrungsmittel für uns produzieren, z. B. die Milchsäurebakterien. So enthält ein Gramm Salami eine Milliarde Bakterien, die uns nicht schaden, sondern sogar gut für unsere Gesundheit sind. Von Viren kennt man dies nicht.

Zukunftsmusik sind Therapien, bei denen man Viren zur Heilung von Krankheiten einsetzen kann. Man forscht an Methoden, um mithilfe von Viren Krebs zu bekämpfen. Dafür will man Viren in den Körper einschleusen, die den Tumor auflösen können. Weitere Impfstoffe zur Vorbeugung und Therapie von Infektionskrankheiten sowie die Gentherapie, um Erbkrankheiten verhindern zu können, wären sicher interessant. Ob es dazu kommen wird, zeigt die Zukunft.

Einige Methoden, die mit Viren arbeiten, kennt man schon. So will man spezielle Bakteriophagenviren – das sind Viren, die auf spezielle Bakterien spezialisiert sind – einsetzen, um eine Waffe gegen multiresistente Keime zu haben. Der NDR berichtete in diesem Zusammenhang von einem ungewöhnlichen Therapieerfolg. Das Brisante daran war, dass die entsprechenden Bakterien einer jungen Frau fast ihr Bein gekostet hätten, denn sie hatte eine Wunde am Bein, die nicht abheilte. Kein Antibiotikum half, da die Bakterien gegen alle angewendeten Wirkstoffe resistent waren. Doch die Bakteriophagen befielen diese Bakterien und töteten sie ab. Inzwischen ist die Patientin wieder gut zu Fuß und ihre Wunden sind Geschichte.

In den früheren Ostblockstaaten wird schon lange auf Bakteriophagen gesetzt. Und das funktioniert so: Trifft ein Phage auf „sein“ spezielles Bakterium, heftet er sich an dessen Zellwand und injiziert sein Erbgut. Dieses programmiert die Bakterienzelle um, und sie muss Phagen-Erbsubstanz produzieren. Es entstehen zahlreiche neue Phagen. Schließlich sind so viele dieser Viren im Bakterium enthalten, dass es platzt. So werden die neuen Phagen freigesetzt und diese attackieren wiederum ihre Wirte, bis alle Bakterien abgetötet sind, auf die das Virus spezialisiert ist. Das ist dann das Aus der Bakteriophagen, denn sie haben keinen Wirt mehr. Um diese Viren als Medikament nutzen zu können, sind allerdings noch viele Studien erforderlich, die auch finanziert werden müssen. Das Leibniz-Institut in Braunschweig verfügt über die größte Phagensammlung in Deutschland. Dort lagern mehr als 450 verschiedene Phagen zu Forschungszwecken. Leider wird die entsprechende Therapie in Deutschland bisher nur in Ausnahmefällen eingesetzt – als individueller Heilversuch –, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Auch da wird man selbst zur Kasse gebeten und die Krankenkasse zahlt nicht. Der Arzt trägt dabei außerdem das Risiko, ein nicht zugelassenes Medikament einzusetzen.

Völlig verblüffend sind Viren, die im Fruchtkörper des Shiitake-Pilzes in großen Mengen vorkommen. Man kann sie leicht aus den Pilzen gewinnen. Tatsächlich stellten Forscher anhand künstlich hervorgerufener Leukämie an Versuchstieren fest, dass die Tumorhemmung mit einem virushaltigen Pilzextrakt 80,7 Prozent betrug. Die Wissenschaftler folgerten, dass der antitumorale Infekt genauso hoch ist wie bei Lentinan, einer antitumoralen Substanz, die ebenfalls in Shiitake (s. Teil V) vorkommt. Möglicherweise verstärken sich die Viren und die Substanz gegenseitig.

Eine weitere Virusanwendung ist für den Menschen hilfreich: Man setzt Viren gegen Pflanzenschädlinge ein. Im biologischen Pflanzenschutz sprüht man zum Beispiel Viren auf die Blätter der Pflanzen, die man schützen will. Über die Nahrung der Larve gelangen die Viren in das Schadinsekt, kommen in dessen Darm, vermehren sich hier und töten das Insekt ab.

Durch das sehr enge Wirtsspektrum eignet sich diese Methode im biologischen Pflanzenschutz zur spezifischen umweltfreundlichen Bekämpfung von Schadinsekten. Eines der weltweit bedeutendsten Viruspräparate ist das Apfelwicklergranulovirus (CpGV), das seit Anfang der 1990er-Jahre spezifisch gegen die Larven des Apfelwicklers Cydia pomonella eingesetzt wird.

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