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Schneewittchen

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Theaterstück frei nach den Gebrüdern Grimm

Erzähler:

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: Hätte ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen! Bald darauf bekam sie ein Töchterchen, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Frau. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, dass sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie besaß einen wunderbaren Spiegel wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete der Spiegel:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

Da war sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es dreizehn Jahre alt war, war es so schön, wie der klare Tag und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete er:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr."

Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Schneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum.

Da rief sie ihren Jäger und sprach:

Königin:

"Bringt das Kind mir aus den Augen,

schafft es in den finstren Wald,

ich kann dem Spiegel nicht mehr glauben,

schießt, dass laut die Büchse knallt!

Jäger:

Königin seid ihr von Sinnen,

Schneewittchen in den Wald zubringen?

Königin:

Schweig!

Jäger:

Niemals werd ich schweigen,

denn Unrecht war noch niemals gut!

Du kannst sie nicht vertreiben!

Königin sei auf der Hut!

Erzähler:

Doch gegen die Königin hatte der mutige Jäger keine Macht. Widerwillig fügte er sich, Schneewittchen hinaus in den finsteren Wald zu führen. Schneewittchen lief bis zum Abend, da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, um sich etwas auszuruhen. In dem Häuschen stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäbelein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüse und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein. Danach war es so müde, dass es sich in eines der Bettchen legte und sofort einschlief. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren des Hauses, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Zimmer ward, sahen sie, dass jemand ihre Ordnung zerstört hatte.

Die Zwerge:

Der erste sprach:

"Mein Name ist Zwerg Naseweis! Ich bin´s, der alles besser weis! Übrigens: Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?'

Der zweite:

"Mein Name ist Zwerg Buddelflink! Ich buddle viel, bin schnell und flink! Übrigens: Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?"

Der dritte:

"Mein Name ist Zwerg Purzelbaum! Ich stolpere viel, man glaubt es kaum! Übrigens: Wer hat von meinem Brötchen genommen?"

Der vierte:

" Mein Name ist Zwerg Hasenfuß! Die andern sagen: ich werd nie groß! Übrigens: Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?"

Der fünfte:

"Mein Name ist Zwerg Singefein! Ich sing so in den Tag hinein! Übrigens: Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?"

Der sechste:

" Mein Name ist Zwerg Sorgenlos! Bin lustig, tanz und spiele bloß! Übrigens: Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?"

Der siebente:

"Mein Name ist Zwerg Leberecht! Die andern arbeiten- ich leb nicht schlecht! Übrigens: Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?"

Erzähler:

Dann sah sich der erste um und sah, dass auf seinem Bett eine kleine Vertiefung war, da sprach er: "Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die anderen kamen gelaufen und riefen: "In meinem hat auch jemand gelegen!" Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen, das lag darin und schlief.

Da erwachte Schneewittchen und erzählte den Zwergen ihre Geschichte.

Zwerg Naseweiß:

"Willst du uns allen den Haushalt versehen,

kochen, stricken, waschen, nähen?

Willst du uns alles ordentlich halten,

so kannst du gerne bei uns bleiben!"

Schneewittchen:

Ja, von Herzen gern

ihr kleinen, drolligen, bärtigen Herrn!

Erzähler:

Doch den ganzen Tag über war das Mädchen allein; da warnten es die guten Zwerge und sprachen:

Zwerge:

"Hüte dich vor der bösen Stiefmutter, die kommt dich bestimmt bald besuchen!"

Erzähler:

Die Königin aber, nachdem sie nichts mehr Schneewittchen gehört hatte, dachte nun sie wäre wieder die Erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach:

"Spieglein, Spieglein. an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete der Spiegel:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Da erschrak sie, kleidete sich wie eine alte Krämerin und machte sich total unkenntlich.

In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief:

Königin:

"Schöne Ware feil!"

Schneewittchen:

"Guten Tag, liebe Frau!

Was macht ihr nur für ein Radau?

Habt ihr euch verlaufen?

Oder Ware zu verkaufen?"

Königin:

"Gute Ware, schöne Ware"!

Schnürriemen in allen Farben,

sind nur hier bei mir im Angebot zu haben"!

Schneewittchen:

"Die Frau ist ehrlich und allein,

die lasse ich jetzt einfach rein!

Königin:

"Kind, wie du aussiehst!

ich will dich schnüren.

Laß uns das mal ausprobieren!"

Erzähler:

Schneewittchen hatte keine Angst, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, dass es Schneewittchen den Atem verschlug und hinfiel.

Königin:

"Ha, du eitles, stolzes Wesen

nun bist du die Schönste gewesen“!

Erzähler:

Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus; aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen, und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei; da fing es an ein wenig zu atmen und ward nach und nach wieder lebendig.

Die böse Königin ging vor den Spiegel und fragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete er wie sonst:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, dass Schneewittchen lebte.

Königin:

„Nun werd ich was ersinnen

und mein Werk zu Ende bringen!

Hier, mit diesem großen Kamm

lebt sie wirklich nicht mehr lang!“

Erzähler:

So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief:

Königin:

"Gute Ware feil!

Schneewittchen:

"Geht nur weiter liebe Händlerin,

sonst falle ich wieder ganz toll hin!"

Königin:

"Das Ansehen wird doch erlaubt Dir sein?

Drum lasst mich geschwind ins Häuschen hinein!“

Erzähler:

Doch der Kamm gefiel Schneewittchen so gut, dass es sich verleiten ließ und die Türe öffnete. Plötzlich sprach die Alte:

Königin:

"Nun schau dort zu dem Spiegel hin,

bist schön wie eine Königin!“

Erzähler:

Das arme Schneewittchen dachte an nichts Schlimmes. Bei dem Wort „Königin“ hatte die Alte den Kamm so heftig in die Haare gesteckt, dass das Mädchen ohne Besinnung zu Boden fiel.

Königin:

"Du Ausbund an Schönheit und Eleganz

jetzt ist's um dich geschehen, doch diesmal ganz!"

Erzähler:

Zum Glück war es bald Abend und die sieben Zwerge kamen nach Hause. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die böse Stiefmutter im Verdacht, suchten nach und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen.

Die Königin stellte sich im Schloß vor den Spiegel und sprach:

"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete er wie vorher:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn.

"Schneewittchen soll sterben", rief sie, "und wenn es mein eigenes Leben kostet!"

Und sie ging, mit einem vergifteten Apfel, verkleidet als Bauersfrau zu Schneewittchen und rief mit süßer Stimme:

Königin:

Ein Apfel gefällig? Rot und gut im Saft!

Der löscht den Durst, verleiht Euch Kraft!

Schneewittchen:

"Bleibt fern von mir, ich öffne nicht!"

Königin:

Fürchtest Du Dich etwa vor Gift?

Erzähler:

Doch der Apfel war vergiftet. Kaum hatte Schneewittchen einen Bissen davon im Mund, so fiel es zur Erde nieder.

Königin:

"Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.

Spiegel, dein Spott soll dir vergehen,

Schneewittchen als Schönste anzusehen!"

Erzähler:

Und als sie daheim den Spiegel befragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete er endlich:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe!

Die Zwerge fanden Schneewittchen wieder auf der Erde liegen. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind rührte sich nicht.

Zwerg Sorglos:

Wir bauen ihr ein Sarg aus Glas

und stellen ihn aufs grüne Gras!

Zwerg Singefein:

Dort hinten an dem Bache

und jeder von uns hält mal Wache!

Erzähler:

Nun geschah es, dass sich ein Königssohn im Wald verirrte und zu dem Haus der Zwerge kam. Er sah den Sarg aus Glas und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war.

Prinz:

Was tust Du hier,

du stiller Zwerg?

Ja, sag es mir,

gleich hier am Berg!

Zwerg Leberecht:

Für Schneewittchen stehen wir auf Wache,

die Königin war böse und gemein,

sie erfüllte ihre Rache!

Nun wir sind traurig und allein!

Prinz:

Schenkt mir das arme Kind

und folget meinem Ross,

kommt mit, dass wir zusammen sind

auf meinem großen Schloss!

Erzähler:

Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerge Mitleid mit ihm und willigten ein. Die Zwerge trugen den Sarg aus Glas.

Zwerg Hasenfuß:

Purzelbaum gib acht!

Erzähler:

Doch Purzelbaum stolperte und der Sarg zerbrach in tausend Scherben!

Zwerg Buddelflink:

Was hast Du nur gemacht!

Erzähler:

Welch Wunder! Schneewittchen richtete sich auf und war wieder wach.

Schneewittchen:

Ach Gott, wo bin ich?

Prinz:

Ihr seid bei mir, Schneewittchen!

Ihr seid so morgenschön,

so lieblich, reizvoll anzusehen.

Ihr seid wie heller Sonnenschein.

Schon Morgen soll die Hochzeit sein!

-ENDE-

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