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01.07.2020: Treffen mit Schöllkopf vor Deutschem Krebsforschungszentrum
Оглавление8:02 Uhr, pünktlich wie fast immer, fährt der Bus ins Tal in Richtung Heidelbergs Knotenpunkt Bismarckplatz. Dort nimmt Bernecker den Bus Nr. 32 zur Chirurgischen Klinik. Wie immer genießt er den kurzen Spaziergang von der Haltestelle Chirurgie rechts ab, entlang der Vorderseite des Botanischen Gartens, zum DKFZ. Kurz vor der biomedizinischen Forschungsinstitution mit solch großem Ruf begegnet er einem seit vielen Jahren bekannten Geschäftspartner eines mit ihm kooperierenden Pharmaunternehmens.
>>Hallo, Herr Schöllkopf. Wie kommt es, dass wir uns jetzt um diese Zeit hier sehen?<<
>>Hallo, Herr Bernecker<<, entgegnet ihm der 1,85 Meter große Mann.
Er vermittelt auf seine Mitmenschen einen mit seinem eigenen Leben unzufriedenen Eindruck, also auch auf Bernecker. Für den Professor des DKFZ ist das Verhältnis zu ihm aber schon seit vielen Jahren zur Normalität geworden.
Schöllkopf antwortet:
>>Ich bin heute sowieso in Heidelberg. Ich weiß von Ihrem aktuellen Projekt, weiß auch, dass Sie kurz vor der zweiten klinischen Versuchsreihe stehen. Ihre Erkenntnisse kämen einer bahnbrechenden Neuerung in der Krebsforschung gleich. Unsere Wissenschaftler haben Ihren Ansatz etwas weiterentwickelt. Wir meinen, einen Wirkstoff nicht nur gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs, vielmehr gegen Krebs an sich gefunden zu haben. Ich finde aber, Ihr Arbeitsplatz ist nicht geeignet, über solche Dinge zu sprechen. Über solch weitreichende Dinge spricht man besser an einem neutralen Ort.<<
Bernecker zögert, geht aber mit in das 10 Gehminuten entfernte Parkhaus des Zoos.
>>Mein Auto steht hier links<<, sagt Schöllkopf, als sie im Parkhaus angelangt sind.
Der hochkarätige Wissenschaftler misstraut seinem alten Kooperationspartner.
>>Was soll das werden? Wohin will er mit mir fahren?<<, denkt sich Bernecker. Am Auto angekommen - einem weißen Audi A6 – stößt Schöllkopf sein Knie mit voller Wucht in Berneckers Solarplexus, die empfindlichste Stelle des menschlichen Körpers, direkt unter dem Rippenbogen. Bernecker bricht wie ein Klappmesser zusammen. Schöllkopf öffnet seinen Rucksack, holt im darknet organisierte Handschellen heraus und legt sie dem bewusstlosen Prof. Bernecker an. Auch drückt er ihm ein Klebeband über den Mund und eines über beide Augen, so dass sichergestellt ist, dass Bernecker nichts sehen oder sagen kann. Mit hartem Stoß wirft der Mann ihn daraufhin in den Kofferraum. Berneckers rechte Augenbraue platzt auf, da er mit genau dieser auf der inneren Seitenwand des Kofferraums aufkommt. Blut tropft auf den Boden.
>>Entschuldige<<. sagt Schöllkopf. Er zieht Berneckers Handy aus seiner Hosentasche heraus. Der gewalttätige Kooperationspartner verändert die Einstellungen so, dass es nicht mehr geortet werden kann. >>Wir wollen ja die nächste Zeit unter uns bleiben<<, erwähnt der Pharma-Mitarbeiter.
>>Das ist nun einmal eine andere Autofahrt für dich.<<
Schöllkopf lacht höhnisch vor sich hin.
Er weiß wohl, dass Bernecker ihn nicht bewusst wahrnehmen kann. Das ist ihm aber auch vollkommen egal.
>>Ich muss dir sagen, dass die Fahrt für dich nicht so angenehm sein wird, weil du dauernd mit dem Kopf anstößt, aber es muss sein<<, sagt der Fahrer. >>Soll ich das Radio für dich anmachen?<<
Schöllkopf dreht das Radio an. >>Walking on the moon<< wird gespielt.
>>Wir fahren jetzt zu der Firma, für die ich arbeite.
Ehrlich gesagt, habe ich dich vorhin belogen, als ich dir gesagt habe, dass unsere Wissenschaftler einen Universalwirkstoff gegen Krebs gefunden haben. Das war aber eine Notlüge, und Notlügen gehen ja, wenn es sein muss, nicht wahr?<<
Wenig nach Schöllkopfs Monolog kommt Bernecker nach und nach wieder zu sich. Über seine Situation ist er aber alles andere als erfreut.
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