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Worum geht es?

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Die Situation ist durch eine Wahlbeteiligung unter 50% für die politische Elite unseres Landes hinreichend peinlich beschrieben. Allein hieraus folgt, dass eine sich wie auch immer konstatierende Regierung, von deutlich weniger als der Hälfte der Bürger beauftragt wird. Verschärfend kommt hinzu, dass ca. 10% der Wähler Parteien wählen, die ein gewisses Protestpotential realisieren (AFD, Piraten, Pegida), und dass die Mehrzahl der restlichen 45% Wählenden sich ja auch nur denkbar unwillig von seiner Stimme trennt. Selbst wenn sich also eine robuste Regierung wie die derzeitige Bundesregierung mit einer Zweidrittel-„Mehrheit“ bildet, kann sich diese auf nur etwa jeden vierten Bundesbürger berufen, der sie mit einer halbwegs so zu nennender Überzeugung und Zufriedenheit gewählt hat. 75% der Bürger sind ganz und gar nicht begeistert. Und das Schlimmste: die meisten werden in absehbarer Zeit auch nicht zurück gewonnen werden. Zuviel Vertrauen ist leichtfertig oder halt auch gut bezahlt verspielt worden. Worin liegt die Ursache hierfür?

Soviel kann man vorweg sagen, ohne dass man dieses multikausale Problem gelöst hat: Der Bürger trägt die geringste Schuld an der Misere. Selbst wenn man davon ausgeht, dass ein Phlegma mit ursächlich ist, das zum Teil selbst zu verantworten ist, die entscheidenden Gründe sind doch woanders zu suchen, wenn wir wieder zu einer funktionierenden Demokratie werden wollen.

Fest zu stellen ist jedoch, dass die Situation seit vielen Jahren allseits beklagt wird. Im Wochentakt werden Lippenbekenntnisse zu Einsicht und Änderungswillen abgegeben. Sich ändern tut sich in Wirklichkeit jedoch nichts. Im Gegenteil, die Lage verschlechtert sich weiter. Die allgemeine Unzufriedenheit, die angeblich so unerklärlich ist, steigert sich täglich weiter und mündet nur wegen der noch auskömmlichen wirtschaftlichen Situation noch nicht in einem Aufstand, den wir in anderen Ländern bereits beobachten können. Die Fässer füllen sich. Der intellektuelle wie auch mentale Zustand der Bevölkerung ist desaströs und nicht mehr hinnehmbar. Wenn sich eine Mehrheit ausgeschlossen von gesellschaftlichen Prozessen fühlt und wirtschaftlich zunehmend auch ausgeschlossen ist, ist dringender Handlungsbedarf gegeben.

Tagebuch der Nichtwähler

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