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Andreas Malm. Der Fortschritt dieses Sturms
Der Fortschritt dieses Sturms
Inhalt
Einleitung. Theorie des Erwärmungszustands. NIEMALS IN DER HITZE DES MOMENTS
EIN PAAR AUFGABEN FÜR DIE THEORIE
KOHLEFUND AUF LABUAN
1. Über den Bau der Natur. Wider den Konstruktivismus. EIN GEHÖRIGER FALL VON MISERABLEM HISTORISCHEM TIMING
DIE PRODUKTION DER NATUR?
DAS ENDE DER NATUR?
IST JEDE UMWELT GEBAUTE UMWELT?
WAS KONSTRUIERT IST UND WAS NICHT
2. Über kombinierte Entwicklung. Wider den Hybridismus. DAS HYBRIDISTISCHE GEFLECHT
DER HYBRIDISMUS ALS KARTESIANISMUS
HISTORISCHER MATERIALISMUS ALS EIGENSCHAFTSDUALISMUS
DIE DRINGLICHKEIT DES EIGENSCHAFTSDUALISMUS
EINIGE PROBLEME INNERHALB DES EIGENSCHAFTSDUALISMUS
DAS PARADOX HISTORISIERTER NATUR
3. Über das Wirken der Materie. Wider den Neuen Materialismus. EINE ASSEMBLAGE VIELGESTALTIGER SCHWARMMATERIALAKTANTEN
HAT EIN FLUSS EIN ZIEL?
DAS PROBLEM UNBEABSICHTIGTER KONSEQUENZEN
WIRKUNG AUF FOSSILE BRENNSTOFFE
DIE LEHRE VOM HOLPRIGEN PROZESS
EINE BEMERKUNG ZUM POSTHUMANISMUS
4. Über Einhörner und Paviane. Für einen Klimarealismus. BRUNO LATOUR IN DER KRISE
FÜR EINEN EPISTEMOLOGISCHEN KLIMAREALISMUS
WORIN WIR ERTRINKEN
FÜR EINEN SOZIALISTISCHEN KLIMAREALISMUS
EIN WEG ZUR MILITANZ
5. Über die Gefahren des Eigentums. Entwurf für die Fahndung nach dem Sturm. HISTORISCHER MATERIALISMUS ALS ALTERNATIVE
WIE MENSCHEN KAPITAL AUSBRÜTEN KONNTEN
ÜBER DIE PROLIFERATION VON KOMBINATIONEN
MIT DER NATUR ALS KÖRPER GESCHICHTE SCHREIBEN
6. Über den Nutzen der Unterschiede. Lob der Polarisierung. ZUR VERTEIDIGUNG DER THEORIE DES METABOLISCHEN BRUCHS
DER WERT BINÄRER STRUKTUREN
DIE LICHTER VON GOLDMAN SACHS
7. Über widerspenstige Natur. Ein ökologischer Autonomismusversuch. DIE AUTONOMIE VON ARBEIT UND NATUR
EURE KRIEGE, UNSRE TOTEN
FÜR DIE BEFREIUNG DER NATUR
AUTONOMIE IM SIEG
8. Schluss.Ein Schritt zurück, zwei Schritte vor. VON EINEM TAG VOR MORGEN
EINE REISE ZURÜCK IN DER ZEIT
UTOPIE, SIMULACRA, DYSTOPIE
FORMEN DER RETROGRESSION
WIDER DIE AFFIRMATION
JA ZUR PANIK
EIN SCHLECHTER ZEITPUNKT, UM AUFZUGEBEN
RÄUMT DEN POSTEN
THEODIZEE
FORTSCHRITT WIDER FORTSCHRITT
INDUZIERT DIE IMPLOSION
Dank
Anmerkungen. Einleitung. Theorie des Erwärmungszustands
Über den Bau der Natur. Wider den Konstruktionismus
Über kombinierte Entwicklung. Wider den Hybridismus
Über das Wirken der Materie. Wider den Neuen Materialismus
Über Einhörner und Paviane. Für einen Klimarealismus
Über die Gefahren des Eigentums. Entwurf für die Fahndung nach dem Sturm
Über den Nutzen der Unterschiede. Lob der Polarisierung
Über die widerspenstige Natur. Ein ökologischer Autonomismusversuch
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Andreas Malm
Natur und Gesellschaft in einer sich erwärmenden Welt
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Das Zeitalter des allgegenwärtigen Bildschirms kann selbstverständlich als die höchste Stufe der Postmoderne betrachtet werden, als ein stetig wachsendes Spiegelkabinett, in dem sich, frei von jeglichem Außen, Schatten, Gedächtnis und jedweder langfristigen Erwartung, beleuchtete Oberflächen gegenseitig reflektieren. Permanente Konnektivität setzt »die kapitalistische Endzeitvision eines Posthistoire« um, schreibt Jonathan Crary in seinem scharfzüngigen Buch 24/7. Schlaflos im Spätkapitalismus: Darin zeigt sich die Vollendung einer homogenen Gegenwart, ein Raum, in dem die Vergangenheit ausgelöscht wurde und alles auf Abruf unverzüglich zugänglich ist. Nicht nur negiert dieser Raum natürliche Rhythmen, etwa das Bedürfnis nach Schlaf; er bietet zugleich ein klösterliches Leben abseits der neuen temps. »Je mehr man sich mit den elektronischen Surrogaten des physischen Selbst identifiziert, desto mehr scheint man seine persönliche Freiheit gegenüber dem planetarisch voranschreitenden Biozid zu beschwören.«30 Das heißt, je mehr man sich in den virtuellen Kokon zurückzieht, desto mehr sondert man sich von den Dingen ab, die in der Natur geschehen. Sollte diese Einschätzung zutreffen, und sollten die elektronischen Immersionstechnologien weiterhin Fortschritte machen, was gewiss zu sein scheint, dann wird der postmoderne Zustand durchaus weiterhin in der Lage sein, sein Territorium zu verteidigen und sogar auszuweiten.
Es fällt schwer, die Plage, die im Sommer 2016 auf die westliche Welt niederging, nicht als mustergültigen Beleg dieses Umstands zu verstehen. Es gab Momente, in denen man keinen Abendspaziergang durch einen Park machen konnte, ohne das Gefühl zu bekommen, dass nahezu jede:r – mit ausdruckslosem Gesicht, den Blick aufs Handy geheftet – umherirrte, auf der Jagd nach einem Ziel, das allein im virtuellen Raum existierte. Wie viele Wanderungen wurden auf diesem sich erwärmenden Planeten nun auf der Suche nach Pokémons unternommen, auch in New York und anderen von steigenden Meeren bedrohten Städten? Selten war der Zustand des digitalen Lebens – eine Sphäre ohne Zeit und ohne Natur – so weit in den öffentlichen Raum vorgedrungen, dass selbst Märsche, Massenanstürme, Zusammenkünfte und andere Formen kollektiver Pseudoaktionen losgetreten wurden, nur aus Freude daran, in der Welt zu sein, ohne tatsächlich an ihr teilzuhaben. Unter dem dichten, an Theodor W. Adorno angelehnten und entsprechend düsteren Titel »Media Moralia. Reflections on Damaged Environments and Digital Life« schreibt Andrew McMurry, dass »die neue Medienökologie hereinplatzt, um die Leere zu füllen, die die alte Natur hinterlassen hat«. Indem er dem »Schlafwandeln« neue Bedeutung verleiht, sei der postmoderne Zustand, Schritt haltend mit der Erwärmung, tiefer als je zuvor in das Denken eingesickert. »Die Außenwelt«, also der Ort, an dem die Erwärmung stattfinde, fährt McMurry fort, »ist mittlerweile zweifelhaft, größtenteils irrelevant und, sofern sie überhaupt noch wahrgenommen wird, nur von fern auszumachen«: Zwischen ihr und uns liegen die undurchdringlichen »Schleier« der digitalen Medien.31 Oder in den Worten von Kae Tempest: »Wir starren auf den Bildschirm / so müssen wir nicht sehen, wie unser Planet stirbt.«32
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