Читать книгу Jetzt bin ich schwanger - Angela M. T. Reinders - Страница 8

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Brief vom kleinen Hügel unter deinem Nabel

Liebe Mama – und, ich hoffe, du hörst mich auch, lieber Papa – o ja, ich weiß, die Anrede ist neu für euch. Ich bin neu bei euch. Wir werden uns daran gewöhnen.

Du bist mir am nächsten, Mama. Darum schreibe ich diesen Brief in erster Linie an dich.

Wir beide sind gemeinsam auf Berg- und Tal-Fahrt. Ich habe jede noch so kleine deiner Empfindungen gespürt, das Auf und Ab: die bohrende Ungewissheit, ob ich nun da bin oder nicht. Die Überraschung über meinen beharrlich klopfenden Herzschlag. Die Freude. Und auch den Kummer: Gerade jetzt, gerade ich, gerade er, muss das denn sein. Und dann kam die große Welle, in der ich seither bade: Du liebst mich schon so sehr. Ich freue mich darauf, dass wir uns kennen lernen.

Schwanger! Höhen und Tiefen eines Untersuchungsergebnisses

Ich bin schwanger! Das kleine Herz klopft! Wie groß die Freude über den positiven Schwangerschaftstest oder das Untersuchungsergebnis in der Frauenarztpraxis sein kann, hängt von eigenen Plänen ab, vom Alter, von der Gemeinsamkeit mit dem Kindsvater.

Die immense Hormonumstellung tut ihr Übriges: Wenn sich der Körper auf die Schwangerschaft einstellt, ist die werdende Mutter häufig müde und abgespannt. Schwangere haben besonders in den ersten Wochen manchmal „nah am Wasser gebaut“. Die Umgebung zeigt davon unberührt – ausgesprochen oder durch unausgesprochene Signale – die Erwartung, dass eine schwangere Frau stets ausgeglichen und vor Vorfreude auf das Kind schier überströmend zu sein hat. Viele sind irritiert, wenn stattdessen Tränen strömen. Doch wichtiger, als sich immer fest im Griff zu haben, ist, jemanden zu haben, der während der Schwangerschaft sicheren Halt gibt.

Alle Zweifel, alle Ängste, alle Unsicherheiten dürfen zugelassen werden. Am Anfang jeder Schwangerschaft gehören sie dazu und bedeuten auf keinen Fall, dass man eine schlechte Mutter wird. Wenn das Kind in solchen Momenten durch den Bauch gestreichelt und liebevoll angesprochen wird, spürt es: Meine Mutter ist besorgt, aber sie liebt mich.

In manchen Kulturen ist es Sitte, einer schwangeren Frau nur Schönes und Gutes zu erzählen, sie von schlechten Neuigkeiten fernzuhalten. Doch es gibt kaum Schwangere, bei denen das vierzig Wochen lang gelungen wäre. Wer schwanger ist, ist nicht „aus der Welt“. Das Zusammenleben mit dem Kind wird noch häufig genug vor die Entscheidung stellen, wie man ihm die bedrückenden Seiten der Realität vermittelt – nicht einmal, ob. Denn Kinder muss man auch auf Gefahren hinweisen, damit sie die Welt im Ganzen kennen lernen und darin lebensfähig werden. Die Schwangerschaft lässt Raum, bewusst die eigene Einstellung dazu zu entwickeln.

Vor Leistungsdruck in der Schwangerschaft bewahrt, was die Theologin Christiane Bundschuh-Schramm sagt: „Die Schwangerschaft hängt nicht von uns ab.“

Ja zum Kind

Das „Ja“ zum Kind kann spontan und tief erfreut geäußert worden sein, kann erkämpft und gegen Widerstände durchgesetzt worden sein, kann ein Ja mit mehr Fragezeichen als Punkten, geschweige denn Ausrufezeichen sein – das eigene Ja zum Kind ist immer ein bestimmtes Ja. Es ist ein Ja zum Leben mit Verantwortung.

Ob das Geld reicht, ob die Wohnung groß genug ist, wie es beruflich weitergehen wird, das fragen sich die meisten Mütter gleichermaßen, unabhängig davon, ob sie jetzt von allem viel oder wenig „zu bieten“ haben. Wie stabil ist die Partnerschaft? Die Stabilität der eigenen psychischen und körperlichen Verfassung – hält sie aus, dass das Kind in den ersten Lebensmonaten fast unvorstellbar viel Zuwendung fordert? Die Veränderung des eigenen Lebens durch das Baby – wird es eher als Bereicherung oder als Einschränkung empfunden? Sorge macht auch die zukünftige Rolle als Mutter: Wie geht „erziehen“? Mache ich alles richtig mit dem Kind?

Wenn das Ja zum Kind schwerfällt, die Ängste groß sind und die Hindernisse auf dem Weg unüberwindbar scheinen, darf jede Schwangere von ihrem guten Recht (laut § 2 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes) Gebrauch machen, kostenlos eine Schwangerenberatung aufzusuchen.

Die Autorin Angela Voß zitiert in ihrem Buch „Ein Baby – jetzt, später oder nie?“ die Mut machende Erfahrung von Katja, die mit Ende 30 zum ersten Mal schwanger wurde und mittlerweile zwei Kinder hat: „Ich glaube, wir sind irgendwie alle geborene Mütter, wenn wir erst ein Kind haben und wenn die Umstände uns nicht erdrücken. Vorher und Nachher haben wenig miteinander zu tun.“

Fundgrube

www.schwanger-info.de – Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, mit Beratungsstellensuche.

Jetzt bin ich schwanger

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