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Fips

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Der kleine Spatz, von dem ich dir erzählen will, kam in einem Nest zur Welt, das seine Eltern in einem Mauerloch des Kirchturmes gebaut hatten.

Es gab viele solcher Löcher, und jedes war besetzt. Eine ganze Spatzenkolonie hatte sich hier eingenistet. Wenn zur vollen Stunde die Kirchturmglocke schlug, schwiegen alle Spatzen still. Kaum aber war der letzte Ton verklungen, da hörte man sie wieder schwatzen und tschilpen, streiten und piepsen.

Unser kleiner Spatz hatte noch drei Geschwister. Außer ihm waren gestern noch zwei Schwestern und ein Bruder aus den Eierschalen gekrochen.

Nun lagen sie alle vier nackt und zitternd in dem kleinen Nestchen und drängten sich erschrocken aneinander. So groß war auf einmal die Welt um sie herum! In ihrem Ei hatten sie sich ausgekannt, aber leider war es zu eng geworden. Als die Schalen schließlich zerbrachen, fanden sie sich plötzlich in diesem riesigen Nest wieder!

Der Spatzenpapa und die Spatzenmama hatten das Nest kunstvoll aus kleinen Zweigen und Gräsern geflochten. Innen war es mit weichen Daunenfedern gepolstert, die sich die Eltern aus dem Bauchgefieder gezupft hatten.

Mit der Zeit gewöhnte sich unser Spatzenjunge an das Nest. Es war ja auch warm und gemütlich darin, besonders, wenn die Mama über ihm saß. Da konnte es draußen stürmen, es störte ihn nicht!

Einmal hörte er im Halbschlaf ein Gespräch seiner Eltern mit an, wo es um ein herausgefallenes Spatzenkind ging.

Drüben, im Baum gegenüber, wo sie ihre Nester in den Astgabeln bauten und kein Dach über dem Kopf hatten, war ein kleines Spatzenmädchen zu nahe an den Rand gekrochen und heruntergefallen! Das war freilich sehr traurig.

„Warum legen sie auch so viele Eier!“, empörte sich die Mutter. „Es sollen sieben Stück gewesen sein! Es ist doch klar, dass es dann zu eng wird, wenn die Kinder wachsen. Statt dass sie zweimal brüten, wie unsereins ...!“

Kopfschüttelnd plusterte sie sich auf und setzte sich bequemer über ihren vier Sprösslingen zurecht, als wolle sie sie vor dem Herausfallen schützen.

„Nur gut, dass wir in dieser sicheren Höhle wohnen und nicht in so einem windigen Nest, wo einen der Sturm zaust und die Katze hinaufklettern kann!“

„Warum wohnen nicht alle in einer Höhle, Mama?“ ließ sich piepsend unser Spatzenjunge vernehmen.

Verwundert hob die Spatzenmutter einen Flügel und schaute nach, welches ihrer Kinder so neugierig war.

„Schau an, der Fips! Was für ein vorwitziges Kerlchen! Warum nicht alle in einer Höhle wohnen? Na, du stellst Fragen! Weil nicht genug da sind, deshalb! Ja, ja, so ist das! Nur die stärksten und mutigsten Spatzenmännchen können sich im Frühling eine solche Höhle erstreiten! Euer Vater ist so einer, deshalb habe ich ihn auch als Ehemann gewählt!“

Die Mutter plusterte sich stolz und tschilpte noch eine Weile vor sich hin.

Fips staunte. Wie schnell sie schwatzen konnte! Kaum ein Wort hatte er verstanden.

Aber eines hatte er doch herausgehört: Er hieß Fips! Er hatte einen Namen!

Das war freilich eine tolle Sache! Fast hätte er vergessen, seinen Schnabel aufzusperren, obwohl gerade der Vater mit einem dicken Regenwurm im Eingangsloch erschien.

Mit der Zeit bekam Fips mit, dass auch seine Geschwister Namen hatten. Der Bruder hieß Hops und die Schwestern Piep und Pick.

Zusammen mit ihnen verbrachte er die folgenden Wochen im elterlichen Nest und ließ sich mit leckeren Fliegen, Käfern und Würmern füttern. Am besten schmeckten ihm die dicken, blau und grün schillernden Fliegenbrummer, doch natürlich riss er jedes Mal den Schnabel auf, egal, was die Eltern brachten.

Die waren sehr fleißig. Kaum hatten sie ihre Beute in die Schnäbelchen gestopft, verschwanden sie auch schon wieder, um erneut zu jagen.

Fips wuchs, wurde kräftiger und bald sprossen erste Federn auf den kahlen Flügelchen.

Und dann kam der Tag, an dem er das erste Mal aus der Höhle schauen durfte!

FIPS, der kleine Spatz

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