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Ihr Kinderlein kommet

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen! Maria sprach die Worte mit zusammengepressten Lippen. Dabei legte sie ihre rechte Hand behutsam auf ihren noch flachen Bauch. Sie versuchte gleichmäßig zu atmen, ein und aus.

Die Besucher des Gottesdienstes erhoben sich langsam von den Bänken, man nickte sich zu, hielt ein erstes Schwätzchen, um sich dann auf den jungen Pfarrer an der Kirchentür zu konzentrieren.

Maria ließ alle an sich vorbeiziehen. Niemand bemerkte, dass sie sich schnell dem Aufstieg zum Glockenturm zuwandte. Vorsichtig bewegte sie sich auf den schmalen Stufen bis zur alten Leiter. Hier gönnte sie sich eine kleine Verschnaufpause, zog den Hammer aus ihrem Stoffbeutel und schlug mehrmals gegen die obersten Holztritte, ohne sie nach außen hin ernsthaft zu beschädigen.

Als sie rückwärts die Sprossen wieder hinab stieg, zitterte sie am ganzen Körper. Wieder zwang sie sich, gleichmäßig zu atmen.

Unten angekommen, schlich sie in die Sakristei, von hier führte eine kleine Tür nach hinten hinaus in den Pfarrgarten.

Sie nahm den Weg am Fluss entlang, wo sie sich wie unauffällig zum Wasser bückte und kurz verharrte. Dann stopfte sie den leeren Beutel in ihre Jeansjacke und lief zügig weiter.

Sieben Monate später. Der neue Pfarrer kam schnaubend und mit gerötetem Gesicht in die Küche seines neuen Hauses.

Es war ihm anzusehen, dass ihn jede Bewegung anstrengte, sein Talar wirkte abgetragen, seine Nase schimmerte verdächtig rot.

Bei jedem Morgengebet haderte er, warum er nur kurz vor dem Ruhestand diese Stelle übernehmen musste. Herr, wo warst du?

Gerade stellte Maria einen Teller mit Suppe, frisches Brot und natürlich ein Glas Rotwein auf den Tisch.

„Sagen Sie mein Kind, mein Vorgänger, der Kaplan Weiß, Gott hab ihn selig, ließ es sich einfach nicht nehmen und wollte das Geläut unbedingt selbst reparieren?"

„Ja, Hochwürden, er ließ sich nicht abhalten."

„Na, jung und sportlich war er ja. Und – wie sagt man – attraktiv auch."

„Ja."

„Einfach ein bedauerlicher Unfall."

„Hochwürden, Ihre Suppe wird kalt."

Der Alte schaute auf Marias weites Kleid und fragte: „Wann ist es denn soweit, ihr Bauch kann ja mit meinem fast mithalten."

Sie lächelte. „In zwei Wochen."


Eine offene Rechnung

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