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DAS ENDE VOR DEM ANFANG

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Wieder einmal war ich geflohen. Dieses Mal war es Australien. Ganz spontan hatte ich mich für ein Praktikumssemester in Sydney entschieden. Mein chaotisches Leben in Berlin überforderte mich derart, dass ich beschloss, alles hinter mir zu lassen. »Fight or flight«, sagt man in der Psychologie – eine instinktive Entscheidung in Gefahrensituationen. Kämpfen war für mich zu diesem Zeitpunkt noch keine Option, weshalb ich mich für die Flucht entschied.

In Sydney angekommen, ließ ich mich zum ersten Mal seit Jahren wieder fallen. Die Sonne, der Strand und tolle neue Freunde – alles schien perfekt. Trotzdem oder vielleicht genau deshalb begann meine Gefühlsfassade zu bröckeln.

Es war auf dem Nachhauseweg von einer Party, als plötzlich alles aus mir herausbrach und mich meine Gefühle wie ein Tsunami überwältigten. Stundenlang weinte ich und erinnerte mich an alles, was ich verdrängt hatte. Das war der Wendepunkt, an dem mir klar wurde, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: untergehen oder die Reißleine ziehen. Ich beschloss, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen und mich meinen Problemen zu stellen.

Zurück in Deutschland begann ich meine erste Therapie. Am Anfang war es mir sehr unangenehm, mit einem wildfremden Menschen über meine Gefühle und Herausforderungen zu sprechen. Doch von Mal zu Mal wurde es leichter und ich war endlich wieder in der Lage, klare und für mich wichtige Entscheidungen zu treffen. Die Auseinandersetzung mit meiner seelischen Gesundheit bildete den Grundstein für meinen beruflichen Werdegang. Nach meinem Bachelor in Kommunikationsmanagement entschied ich mich für einen Master in Wirtschaftspsychologie mit dem Schwerpunkt Training und Coaching. Ich schloss noch zwei weitere Therapien ab und nahm selbst Coachings wahr, um mehr über positive Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung zu lernen. Nach dem Studium fand ich einen Job im Bereich Human Resources und Teambuilding.

Eigentlich lief alles ganz okay. Aber eben nur eigentlich. Und auch nur ganz okay. In mir spürte ich eine wachsende Unzufriedenheit. Mein Leben fühlte sich an, als würde es auf Sparflamme laufen – nichts Halbes und nichts Ganzes.

Kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag schenkte mir mein Bruder einen Aufräumratgeber und ich fragte mich, was er mir damit sagen wolle. »Bin ich unordentlich? Oder warum schenkst du mir das?« »Lies es einfach, dann wirst du schon verstehen, warum.« Gesagt, getan. Ich begann zu lesen und blätterte durch die ersten Seiten des Buches. Plötzlich überkam mich ein merkwürdiges Gefühl, eine Mischung aus Kribbeln und Nervosität. Einige würden es als Bauchgefühl bezeichnen, andere als Intuition. Jedenfalls war da eine geheimnisvolle Stimme in mir, die sagte: »Hier ist etwas. Hier passiert gerade etwas, das dein Leben gewaltig auf den Kopf stellen wird.« Um ehrlich zu sein – ich las das Buch nicht einmal zu Ende. Ohne lange zu überlegen, meldete ich mich bei einem Ordnungsseminar in New York an.

Räum dich glücklich!

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