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„ICH … chrrrrrr … BIN … chhhrrrrrrr … DEINE … chhhrrrrrrrrr … KATZE!“

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Christiane Müller

„Auuuua!!!!“

Ich erwache, jäh aus den Träumen gerissen, mit einem grellen Schmerzensschrei, völlig desorientiert im Dunkeln. Mein rechter Fuß steht in Flammen. Sekundenbruchteile später weiß ich jedoch zum Glück, wer und wo ich bin. Die Leuchtzifferanzeige des Radioweckers zeigt 5 : 47 Uhr. Heute ist Samstag. Ich befinde mich im Schlafzimmer des Pfarrhauses der Lutherkirche zu Lauerstadt an der Laber. Ich bin seit knapp einem Jahr die Pfarrerin dieser Gemeinde. Und Jessy, meine völlig bescheuerte rotbraune Tigerkatze, hat soeben im frühmorgendlichen Jagd-und Spieltrieb meinen rechten Fuß attackiert. Wahrscheinlich habe ich mich im Halbschlaf geräkelt. Dabei hat sich meine große Zehe unvorsichtigerweise unter der Bettdecke hervorgeschoben. Und dann gab es für Jessy kein Halten mehr. Was sich im Dunkeln bewegt, wird attackiert! Auf ihn mit Gebrüll! Wo ist die Übeltäterin jetzt? Vermutlich unterm Bett. Ich beuge mich vorsichtig über die Kante und luge darunter. Ein grünes Augenpaar leuchtet mir entgegen.

„Doofes Vieh!“, knurre ich heiser.

Noch leicht benommen, stehe ich leise fluchend (der Herr möge mir verzeihen) auf, humple ins Badezimmer und betrachte die Misere. Vier feine blutige Striemen zieren meinen Fußrücken. Es könnte schlimmer sein. Ich streiche etwas Wundsalbe darauf, lege mich wieder hin und döse ein wenig ein.

Doch bald hat es mit der Ruhe ein Ende.

„Chrrr …“ macht es unter dem Bett. Ein kehliger, asthmatischer Laut.

Und dann noch einmal etwas lauter: „Chrrr …“

Es klingt wie Darth Vader vor dem ultimativen Showdown: „Chrrrrrrr … ICH … chrrrrrr … BIN … chhhrrrrrrr … DEINE … chhhrrrrrrrrr … KATZE … chhhhrrrrrr …!“

Meine, pardon, Jessys Tierärztin Frau Dr. Gabler hat auch keine Ahnung, was mit der Stimme sein könnte: „Es klingt seltsam, Frau Müller. Aber ich glaube, bei Ihrer Jessy ist irgendwie die Schnurrfunktion kaputt. Im Röntgenbild sieht man nichts. Das ist sehr eigenartig, aber offenbar geht es ihr gut damit. Vielleicht hat sie irgendetwas mit der Luftröhre, aber solange sie normal frisst und munter ist, würde ich da mal nichts weiter machen.“

Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. Andere Katzen schnurren. Jessy macht mit halboffenem Maul „Chrrr“. Zumindest kann ich dank dieses „Chrrr“ immer sehr genau orten, wo sie gerade steckt. Nun nähert sich das Geräusch. Und ich weiß genau, was jetzt kommt. Gleich wird sie zu mir ins Bett springen und es sich auf der Bettdecke bequem machen. Erst am Fußende. Dann wird sie sich immer weiter nach oben arbeiten, sich auf meiner Brust niederlassen, mir tief in die Augen schauen und mir dabei ihren Pestodem ins Gesicht blasen. Dem entkomme ich, ihrer Majestät ergebene Dienerin, nur dann, wenn ich mich von meinem Lager erhebe und ihr das Frühstück bereite.

Es hat also alles keinen Sinn. Die Nacht ist vorbei. Ich seufze ergeben, werfe mir den Bademantel über und tappe kurzsichtig in die Küche. Ein schwarzer Tee und Müsli für mich. Whiskas für Madame. Ich setze Teewasser auf und will mich eben auf dem Sofa niederlassen. Da höre ich aus der Küche ein leider nur allzu vertrautes Geräusch.

Bitte nicht. Bitte nicht vor sieben Uhr am Samstagmorgen!

Es klingt etwa wie: Hhhhhnnnnggggggg … hhhhhnnnnggggg …

Ich stürze zurück in die Küche, packe meine würgende Katze im Nackenfell und manövriere sie ins Badezimmer.

Und noch einmal macht sie HHHHHNNNNGGGG-GGG … …

Und dann: HHHUUUUÄÄÄÄÄÄHH!!!

Mein Chef, der Dekan von Coburg, selbst Besitzer eines stattlichen Katers (eines vierpfotigen) meinte einmal: „Das Wort Katze ist eine Krasis aus Kratzen und Kotzen.“

Ziemlich angewidert wickle ich den hochgewürgten Haarballen in mehrere Lagen Klopapier und versenke ihn in der Biotonne. Der Appetit ist mir vergangen, als ich endlich zu meinem merklich abgekühlten Tee und meinem Müsli zurückkehre. Ich frühstücke.

Jessy kommt ins Wohnzimmer, kratzt an der Terrassentür, und wirft mir einen auffordernden Blick zu. Ich öffne die Tür. Madame schlendert in den Garten. Drei Minuten später will sie wieder rein. Tür auf. Katze rein. Tür zu. Ich widme mich der Zeitung. Zwei Minuten später dasselbe Spiel: Jessy sitzt vor der Terrassentür und guckt auffordernd.

„Nein.“

„Mau.“

„NEIN!“

„MAAAUU!“

Also gut. Tür auf. Katze raus. Tür zu.

Kurz darauf will sie wieder rein.

Mir reicht es. Ich lasse die Jalousie so weit herunter, dass eine Katze gerade eben hindurch schlüpfen kann, und öffne die Terrassentür. Zu dumm, dass man in eine Glastür keine Katzenklappe einbauen kann.

Ich fahre einkaufen. Da wir hier auf dem Land sind, ist das immer ein größerer Akt. Mal schnell eine Tüte Milch oder ein Stück Butter holen geht nicht. Anschließend mache ich noch kurz zwei Geburtstagsbesuche bei älteren verdienten Gemeindemitgliedern.

Wieder zu Hause, erwartet mich eine böse Überraschung. Die Küche schwimmt in einem dreiviertel Liter H-Milch. Ich habe wohl vorhin nach dem Frühstück vergessen, den angebrochenen Tetrapack katzensicher im Kühlschrank zu verstauen. Madame hat ihn von der Anrichte gefegt und sich einen kleinen Drink genehmigt. Nun sitzt sie mitten in der weißen Pfütze, duckt sich schuldbewusst und macht große Augen, während ich mein Donnerwetter loslasse. Mit dem Bauch am Boden und hängendem Schwanz schleicht sie betreten von dannen, und ich habe sofort ein schlechtes Gewissen.

Immer noch leise schimpfend, putze ich die Küche. Dann widme ich mich der Predigt für den morgigen Sonntag. Gedanklich ganz vertieft in das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, will ich eben meinen Laptop aufklappen und loslegen, da höre ich von draußen ein ungemein triumphales, hohes und helles „MIIIIAUU-UUUU!!!!“

Zu Deutsch: „Guck mal, was ich hier Tolles habe!“

Ich springe auf, renne zur Terrassentür und hoffe, dass es mir gelingt, sie zu schließen, bevor …

Es ist leider schon zu spät. Die Mörderin im Tigerfell ist schon im Wohnzimmer. Sie trägt ein zappelndes Etwas im Maul, ganz vorsichtig, um es ja nicht zu beschädigen, und setzt es mir vor die Füße. Es ist eine Wühlmaus, die sofort in heller Panik unter das Sideboard flitzt. Jessy schaut ihr hinterher. Dann sieht sie mich vorwurfsvoll-resigniert an. Wenn sie könnte, würde sie genervt die Augen verdrehen und sagen:

„Du ungeschickter, plumper Zweibeiner! Nicht mal, wenn ich sie dir frei Haus liefere, bist du schnell genug, sie zu fangen!“

Ich weiß, dass ich sie nicht schimpfen darf. Sie meint es ja so gut und ist immer so stolz. Also lobe ich sie überschwänglich, was bleibt mir auch anderes übrig. Jessy schmiegt sich begeistert schnurrend an meine Beine und folgt mir ins Arbeitszimmer. Irgendwann heute Abend muss ich halt sehen, wie ich die Maus einfange und wieder an die Luft setze. Möglichst so, dass die Katze es nicht merkt und sie mir gleich wieder zurückbringt.

Wieder am Schreibtisch, vertiefe ich mich in den Wust an Notizzetteln, der bei mir jedes kreative Arbeiten begleitet. Jessy setzt sich mir zu Füßen und stößt einen zärtlichen gutturalen Laut aus, wie ein hohes Gurren oder Zirpen: „Brrrp!“

Dann nimmt sie einen kurzen Anlauf und springt auf die Rückenlehne meines Schreibtischstuhls. Behaglich schmiegt sie sich an mich, wie eine lebendige Nackenrolle. Und dann, direkt in mein linkes Ohr: „Chrrr … chrrr … chrrr …“

Diese Momente seliger Zweisamkeit sind es, die mich für hochgewürgte Haarballen, Mäuse unterm Sideboard und stinkendes Katzenfutter in der Küche entschädigen.

Und so eine schlafende Katze im Genick hat auch ganz konkrete Vorteile. Für die Dauer des Katzennickerchens bin ich nämlich am Schreibtisch festgenagelt. Dank meiner Mieze schaffe ich es, mich zwei bis drei Stunden auf meine Predigt, meinen Unterrichtsentwurf oder meinen Haushaltsplan zu konzentrieren, ohne der Versuchung zu erliegen, in der Wohnung herumzuwandern oder mal schnell mit einer Freundin zu telefonieren. Nur, dass ich nicht aufs Klo gehen kann, ist manchmal etwas hinderlich.

Heute komme ich gut voran. Es ist Samstag, 16 Uhr 30. Und ich bin, dank kätzischer Unterstützung, fast fertig mit meiner Predigt. Jetzt merke ich, dass sich etwas rührt in meinem Genick. Madame ist aus dem Schlafe erwacht. Gähnt und räkelt sich und springt dann in einem anmutigen Satz auf den Schreibtisch.

„Na, Süße? Ein bisschen muss ich noch arbeiten.“

„Brrrp …“, macht sie zärtlich.

Dann legt sie den Kopf schief, lagert sich elegant neben meinen Laptop und beobachtet interessiert meine tippenden Hände. Ich halte beim Tippen inne und bemerke die verräterisch zuckende Schwanzspitze und das gesträubte Nackenfell. Sie lauert! Und die arme ahnungslose Beute sind diesmal meine Finger.

„Jessy! Untersteh dich!“

Zu spät. Mit ausgefahrenen Krallen wirft sich das Raubtier auf den Laptop und auf meine armen Hände, begeistert von der für sie so eindeutigen Aufforderung zu dem heiteren Gesellschaftsspiel „Zehn kleine Mäuschen hüpfen auf und ab“.

Ich schreie und springe auf. Während ich nach Heftpflastern suche und meine malträtierten Hände verarzte, bricht der Wahnsinn sich Bahn. Meine Katze heißt eigentlich Jessy. In Momenten wie diesem nenne ich sie Lady Gaga. Gaga im Sinne von total bekloppt.

Wie eine wild gewordene Hummel fegt sie miauend durchs Haus, rast treppauf, treppab, rauf auf den Kleiderschrank, runter vom Kleiderschrank, einmal quer durch die Küche, rauf auf den Küchentisch, haarscharf am Rotwein vorbei, runter vom Küchentisch, mit irrem Blick unterm Sofa durch. Es folgen ein halbes Dutzend Luftsprünge. Einfach so, mit allen Vieren gleichzeitig, aus dem Stand über einen Meter hoch. Mit einem Riesensatz wirft sie sich schließlich auf den Flickenteppich in der Diele und schlittert damit drei Meter übers Parkett, bevor die geschlossene Schlafzimmertür ihren wilden Ritt zum Stoppen bringt. Die verrückten fünf Minuten enden genauso abrupt, wie sie begonnen haben. Wie aus einer Trance erwacht, sieht sie sich blinzelnd um. Ganz erstaunt, als könne sie selbst nicht fassen, was da eben mit ihr passiert ist. Schüttelt nacheinander alle vier Pfoten kurz aus, springt auf den Laserdrucker im Arbeitszimmer, rollt sich zusammen und schläft ein. Manchmal bin ich fest überzeugt: Meine Katze spinnt. Aber angeblich haben alle Katzen ab und zu diese Anfälle von Raserei. Nur nicht jeden Tag, so wie meine.

Von dem Schreck muss ich mich erstmal erholen. Meine Hände hat es leider ziemlich erwischt. Ich mache mir noch einen Tee, setze mich aufs Sofa und telefoniere mit meiner Mutter in München.

„Na“, will sie wissen, „was macht dein Kind?“

„Naja, ganz so ist es ja nicht. Jessy ist immer noch meine Katze. Und nicht mein Kind. Und manchmal kann sie einfach tierisch nerven.“ Ich erzähle von der Attacke am Schreibtisch.

„Ich weiß ja, dass sie nur spielen will. Aber ich habe nun mal kein dickes Katzenfell. Manchmal würde ich sie echt am liebsten verwursten!“

Meine Mutter lacht.

„Komm, tu doch nicht so. Wenn du die nicht hättest, würdest du aber ganz schön alt aussehen, so allein in diesem Riesenhaus in deinem Käsenest da oben!“

Und im Stillen muss ich ihr Recht geben.

Als Pfarrerin in den ersten Amtsjahren konnte ich mir meinen Einsatzort leider nicht aussuchen und landete ganz im Norden von Bayern. Und meine wenigen Möbel, die eine Zwei-Zimmer-Wohnung in München-Englschalking gut gefüllt hatten, wirkten auf den 135 Quadratmetern des Pfarrhauses genauso verloren, wie ich mich fühlte.

Die einzige Konstante war Jessy. Mein Seelenzwilling im Katzenfell. Gemeinsam haben wir unser neues Revier erobert. Und während ich langsam von der Theologiestudentin zur gestandenen Pfarrerin mutierte, wurde aus dem zahmen Stubentiger eine halbwilde Freigängerin, die jetzt lebendige Beute mit nach Hause bringt, obwohl sie vorher nur Stoffmäuse gejagt hatte.

Außerdem wurde sie für jedermann am Ort zur Pfarrkatze. Sonntags folgt sie mir bis zur Kirchentür. Dort wartet sie, bis der Gottesdienst vorbei ist, und nimmt anschließend die Huldigungen meiner Gemeindeglieder gnädig entgegen, die ihr ab und zu eine Kleinigkeit zustecken, zum Beispiel eine Kieler Sprotte oder ein Katzenleckerli.

Einmal jedoch ist es ihr gelungen, hinter mir in die Kirche zu schlüpfen. Diese Predigt war im wahrsten Sinne des Wortes für die Katz. Kein Mensch kann sich auf eine Predigt konzentrieren, während eine braune Tigerkatze mit geschäftiger Miene im Altarraum hin und her läuft und neugierig jeden Winkel erkundet.

Als liebsten Schlafplatz hat sie sich inzwischen meinen Talarkoffer erkiest, der innen wie außen liebevoll eingehaart wird. Auf Schwarz machen sich rotbraune Katzenhaare ganz wunderbar. Ich besitze zwar inzwischen drei Fusselrollen, die auch eifrig zum Einsatz kommen, aber die Katzenhaare sind einfach überall: In der Wohnung, auf meinen Kleidern, auf dem Talar, in meiner Beerdigungsagende, sogar am Aufgang zur Kanzel, weil sie sich da immer mit besonderer Hingabe reibt.

Im Konfirmandenunterricht will ich am Dienstag das Thema Schöpfung behandeln. Jessy liegt immer noch anmutig zusammengerollt auf dem Laserdrucker. Ein Bild völliger Entspannung. Ich lächle und fahre den Laptop wieder hoch.

„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“, steht in den Psalmen.

Heiter und gelassen, trotz brennender Hände, mache ich mich an meinen Unterrichtsentwurf. Ich werde die Konfirmanden wohl von ihren Haustieren erzählen lassen. Und leite dann über zum Lob des Schöpfers bei Franz von Assisi.

Inzwischen ist es Zeit für das Abendessen. Schwester Katze hat das Nickerchen auf dem Laserdrucker beendet. Sobald ich mich in der Küche zu schaffen mache, steht sie auf der Matte. Jedes Mal.

„Jessy, das ist Menschenfutter. Kein Katzenfutter. Dein Napf ist noch halbvoll.“

„Mau.“

„Ach, du arme, arme Mieze! Den ganzen Tag noch nichts gefressen. Dein böses Frauchen lässt dich bei lebendigem Leibe verhungern. Was für eine Gemeinheit.“

„Mau.“

„Also gut. Aber nur aus reiner Gnade!“

Ich werfe ihr also ein Stück Hühnchen hin, das – chrrr … – sofort dankbar verschlungen wird.

Es ist dunkel geworden. Ich schließe die Terrassentür und lasse die Jalousien herunter. Überflüssig zu erwähnen, dass Lady Gaga trotz später Stunde alsbald wieder an der Tür kratzt und raus will. Und dann wieder rein. Und wieder raus. So wird es gehen bis zum Jüngsten Tag. Katzen sind immer auf der falschen Seite der Tür.

Ich mache es mir gemütlich, zünde eine Kerze an, lege die Brandenburgischen Konzerte von Bach auf und setze mich mit einem guten Buch und einem Glas Rotwein aufs Sofa. Morgen ist Gottesdienst, gut, den Tag besinnlich ausklingen zu lassen.

Schrapp, schrapp, schrapp.

Ich stehe auf, das offene Buch in der Hand, und öffne lesend die Terrassentür. Katze rein. Gefühlt zum 97. Mal am heutigen Tag. Sie springt aufs Sofa, putzt sich und kratzt sich dann lange und hingebungsvoll hinterm Ohr. Dann setzt sie sich ganz aufrecht hin und legt den Schwanz in einem ordentlichen Kringel um sich herum. Sie schaut mir direkt in die Augen und blinzelt ganz langsam. Ich lege das Buch zur Seite, schaue ihr meinerseits tief in die Augen und blinzle zurück. Das Blinzeln ist das Lächeln der Katze. Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie viel Intensität im Blick einer Katze liegt. Einem Menschen freundlich und direkt in die Augen schauen, das macht, soweit ich weiß, kein anderes Tier.

So langsam erreiche ich Bettschwere. Ich bestücke eine Lebend-Mausefalle, die ich extra für solche Anlässe gekauft habe, mit zwei Rosinen aus meinem Müsli und stelle sie neben das Sideboard. Morgen werde ich die Wühlmaus auf freien Fuß setzen. Heute Nacht ist sie sicher, vorausgesetzt, sie geht in die Falle. Jessy beobachtet diese Aktion höchst interessiert. Dass Mäuse in diese Fallen gehen, weiß sie. Wie man so eine Falle öffnet und an den Inhalt kommt, zum Glück nicht.

Der Prophet Jesaja prophezeit ja, dass eines Tages im Reich Gottes die Löwen bei den Lämmern liegen und Kalb und Bärenjunges friedlich nebeneinander weiden werden. Wie das wohl für Katz und Maus ausgehen wird? Vielleicht gibt’s im Neuen Jerusalem Plantagen, auf denen vegetarische Mäuse angebaut werden? Karottenmäuse oder Kohlrabimäuse?

Ich spreche mein Abendgebet und gehe ins Bett. Und ja, ich gebe es zu: Ich bete nicht nur jeden Abend für die Nöte dieser Welt, sondern auch darum, dass Gott mir meinen Stubentiger noch möglichst lange erhält. Denn ohne ihn sähe ich wirklich ganz schön alt aus in diesem Käsenest und allein in diesem riesigen Pfarrhaus.

Ich knipse das Licht aus. Dann schlage ich meine Bettdecke sorgfältig um meine Füße, bevor ich sanft ins Reich der Träume gleite.

Das Leben ist ein Ponyhof

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