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Insel der tausend Schrecken

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„Skully Island“

Es war ein kalter, nebliger Freitagmorgen, als sich sechs Jugendliche mit einem kleinen Motorboot auf den Weg machten. Sie wollten das Wochenende auf Skully Island verbringen, einer kleinen idyllischen Insel in der Nähe der Küste. Zelte und Proviant hatten sie gut verstaut. Das Meer war an diesem Tag etwas unruhig, doch konnte sie dies nicht erschüttern. Es dauerte zwei Stunden, dann hatten sie die Insel erreicht. John und Peter sprangen als Erste ins Wasser und zogen das Boot ans Ufer. An einem alten Baumstamm machten sie es fest.

„Los Peter! Zieh noch etwas fester!“, rief John.

„Ich mache ja schon. Wenn Carl seinen Hintern mal hierher bewegen würde, ginge es schneller“, murrte Peter.

„Selber schuld. Ich springe doch nicht ins Wasser. Ihr wolltet ja unbedingt hier her“, tönte Carl aus dem Boot.

„Typisch Männer. Wenn du dich so anstellst, werde ich helfen“, kam es jetzt von Susi, die über die Reling ins Wasser sprang. „Brr … ist das kalt. Warte Peter, ich helfe dir.“

„Danke Susi. Wenigstens einer, der sich nicht so anstellt.“

Susi watete durchs Wasser und mit vereinten Kräften zurrten sie das Boot fest. Während sich langsam der Nebel lichtete, entluden alle gemeinsam das Boot und brachten die Sachen auf einen kleinen Hügel in Strandnähe. John übernahm die Führung der Gruppe und teilte jedem wichtige Aufgaben zu. Susi und Tasha sollten das Essen vorbereiten, Marlene sollte nach einer geeigneten Badestelle Ausschau halten, Carl wurde zum Holzholen verdonnert und er selbst würde mit Peter die Zelte aufbauen.

Drei Stunden später hatten alle bis auf Carl ihre Arbeit erledigt.

„Verdammt noch mal, wo ist denn Carl? Wir brauchen das Holz“, murrte John.

„Wahrscheinlich hat der Depp sich verlaufen“, witzelte Peter, „Ich glaube, wir sollten ihm mal eine Abreibung verpassen. Was meinst du, John?“

„Ganz deiner Meinung. Hast du eine Idee?“

„He, he. Und ob ich die habe.“

Peter lachte höhnisch.

„Komm schon, spann mich nicht auf die Folter. Was hast du vor?“

„Nicht hier. Die Mädchen müssen davon nichts mitbekommen. Lass uns hinter das Zelt gehen. Da erkläre ich dir alles.“

Gesagt, getan. John und Peter verschwanden hinter einem der Zelte. Abseits vom Geschehen erläuterte Peter, was er vorhatte. Johns Augen begannen zu funkeln.

„Genial. Gib zu, das hast du schon länger geplant!“, grinste John.

„Da kannst du aber Gift drauf nehmen. Dieser Carl hat sich an meiner kleinen Schwester vergriffen. Jetzt bekommt er die Quittung dafür. Bist du dabei?“, fragte Peter.

„Mann, auf mich kannst du dich verlassen. Das wird ein Spaß. Heute Abend geht es los.“

„Komm mit, sonst vermissen die Mädchen uns noch.“

So begaben sich die beiden wieder zurück, einen teuflischen Plan im Gepäck.

Zur gleichen Zeit verschwand ein Augenpaar aus einer nahegelegen Hecke, das sie die ganze Zeit beobachtet hatte.

Wer war das? Was hatte diese Person mitbekommen?

„He Tasha, ist das Essen fertig?“, fragte John.

„Guter Witz. Wie sollen wir denn was kochen, wenn immer noch kein Holz da ist“, entgegnete Tasha.

„Der Typ soll sich mal beeilen. Wir haben Hunger“, warf jetzt Marlene ein.

Da erklang von hinten eine wohlbekannte Stimme.

„Hört auf zu meckern. Ich bin ja schon da. Hier ist euer Holz.“

Carl kam näher und warf einige Äste, die er gesammelt hatte, in die Mitte des Lagers.

„Was? Für die paar Äste hast du so ewig gebraucht?“, erboste sich Peter.

„Du hättest ja mitkommen und beim Tragen helfen können“, funkelte Carl ihn an.

„Schluss jetzt! Lasst uns Feuer machen, damit wir endlich etwas zu essen bekommen“, beendete John den Streit.

Nach einem relativ entspannten Abendessen setzten sich alle noch um das Lagerfeuer herum. Funken erhoben sich in die Luft, das Holz knisterte, und gab eine wohlige Wärme ab. Langsam zog erneut der Nebel auf und tauchte die Umgebung in eine schaurige Szenerie. Da erhob Peter das Wort.

„Soll ich euch eine Geschichte über diese Insel erzählen? Doch ich warne euch. Gebt mir nicht die Schuld, wenn ihr nicht schlafen könnt.“

„Ich gehe dann mal ins Bett“, sagte Marlene

„Was bist du denn für ein Angsthase?“, stichelte Tasha.

„Das ist nichts für mich. Ich leg mich hin.“

Damit verschwand Marlene auch schon in ihrem Zelt.

„Noch jemand, der gehen will“, fragte Peter und schaute sich um. „Nein? Dann geht es los.“

„Habt ihr von Matt ‚The Butcher‘ Killigan gehört? Nein? Vor genau 100 Jahren hat er hier in der Gegend sein Unwesen getrieben. Sein Lieblingsziel waren Jugendliche. Er hat sie entführt und hier auf diese Insel gebracht. Zuerst hängte er sie an einem Fleischerhaken an den Bäumen im Wald auf, bevor er ihnen bei lebendigem Leibe die Herzen entfernte. Am Ende fand man nur noch ihre Schädel. Deshalb nennt man die Insel auch ‚Skully Island‘. Als die Insel untersucht worden ist, fand man 100 Schädel. Doch von Matt Killigan fehlte jede Spur. Man erzählt sich, dass die Toten keine Ruhe finden und hier um Mitternacht ihr Unwesen treiben …“

Während Peter so die Geschichte weiter erzählte und ausschmückte, nahm sich John Carl beiseite.

„Carl, komm mal kurz mit“, sagte John leise.

„Was ist denn los?“

„Nicht hier. Komm mit mir mit. Da hinten im Wald sind wir ungestört.“

Beide gingen tiefer in den Wald hinein und der Nebel wurde immer dichter.

„Wie weit müssen wir denn noch, John?“, wollte Carl endlich wissen.

„Peter will dir einen Streich spielen. Ich habe aber keine Lust auf weitere Streitereien. Deshalb will ich dich warnen.“

„Was hat er denn vor?“

Da knackte es im Unterholz.

„Was war das?“, wollte John wissen. „Bleib hier ich schau mich kurz um.“

Carl wollte ihn noch zurückhalten, aber da war er auch schon im dichten Nebel verschwunden.

„John? Wo bist du? Komm wieder her …“

Keine Antwort. Carl irrte durch den immer dichter werdenden Nebel.

„John, wo bist du?“, rief Carl erneut, als sich eine Gestalt näherte.

„John? Bist du das? Mann, mach keinen Scheiß.“

Carl konnte nicht erkennen, um wen oder was es sich handelte. Er vernahm erst nur ein leises, dann immer lauter werdendes Stöhnen. Dann blicke er in das entstellte Gesicht eines Jugendlichen. Sein Aufschrei hallte durch die Nacht.

In panischer Angst rannte er durch den Nebel davon. Sein Weg führte ihn direkt in die Richtung der Klippen. Gefolgt von der Gestalt.

Plötzlich hörte man Carl schreien …

„Verdammt … was ist passiert?“, schrie John, der jetzt aus dem Unterholz gesprungen kam.

Gerade noch rechtzeitig stoppte Carls Verfolger vor den Klippen und riss sich eine Horrormaske herunter. Fassungslos starrte er hinab in die Dunkelheit. John packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich herum.

„Verdammt noch mal Peter, was ist hier passiert?“

„Carl … Carl ist die Klippen heruntergestürzt. Ich konnte nichts mehr machen. Das wollte ich nicht …“

„Scheiße, wir müssen runter und ihm helfen.“

„Spinnst du? Er ist tot. Das überlebt keiner …“, antwortete Peter.

Nach einer kurzen Pause.

„Wir verlieren kein Wort darüber. Ist das klar John?“

„Aber, was ist wenn …“

„Kein aber!“, fiel Peter ihm ins Wort. „Wir können jetzt eh nichts mehr ändern. Es war ein tragischer Unfall. Morgen fahren wir aufs Festland zurück. Lass uns jetzt wieder zu den anderen gehen. Wir müssen ihnen von Carls Unfall erzählen.“

John schaute noch einmal über die Klippen in die Dunkelheit. Doch sehen konnte er nichts und zu hören waren nur die Wellen, die gegen die Felsen schlugen.

John nickte und beide machten sich auf den Weg zurück ins Lager. Vorher versteckten sie noch schnell die Horrormaske in einem alten Holzstamm.

Das Entsetzen war groß, nachdem die beiden zurückgekehrt waren und die Geschichte vom tragischen Unfall erzählten. Angeblich hatten sich Carl und John im Nebel aus den Augen verloren und bei der Suche kam Carl zu nah an die Klippen heran. Er musste unglücklicherweise hinabgestürzt sein. Niemand konnte mehr etwas für ihn tun.

„Habt ihr unten nachgesehen? Vielleicht lebt er ja noch“, fragte Tasha.

„Unmöglich!“, warf Peter ein. „Das kann keiner überleben. Da unten sind nur Felsen und Wasser. Glaubt mir, er ist tot. Morgen früh machen wir das Boot klar und fahren zurück ans Festland. Jetzt sollte jeder ins Bett gehen und versuchen zu schlafen.“

Er duldete keinen Widerspruch.

Mit einem flauen Gefühl im Magen gingen alle in ihre Zelte und legten sich schlafen. Keiner bemerkte das Augenpaar, welches jetzt wieder im Unterholz verschwand.

Es war eine unruhige Nacht, in der sie von Albträumen geplagt wurden.

Ein neuer Tag brach an. Beim Frühstück herrschte eine bedrückende Stimmung. Keiner der Anwesenden sprach auch nur ein Wort. Anschließend hatte jeder seine Aufgaben bekommen. Die Mädchen packten die Sachen, Peter sollte die Zelte abbauen und John wollte das Boot vorbereiten.

Zehn Minuten später kam John aufgeregt ins Lager zurückgelaufen.

„Peter! Peter!“, brüllte John schon von Weitem.

„Was ist denn los“

„Frag nicht, komm sofort mit zum Strand.“

„Warum?“, wollte Peter wissen.

„Das musst du dir selber ansehen.“

John schnappte sich Peters Arm und zog ihn zum Strand runter. Am Boot angekommen, konnte er seinen Augen nicht trauen.

„Aber das … das … kann doch nicht sein? Wie ist das möglich?“, fragte Peter ungläubig.

„Ich weiß es nicht. Aber da es wohl kaum einer von uns gewesen ist, kann es nur eines bedeuten … Wir sind nicht alleine auf der Insel.“

Fassungslos starrten beide auf das riesige Loch, welches im Rumpf des Bootes klaffte. Irgendwer hatte das Motorboot versenkt. Der Motor befand sich jetzt unterhalb der Wasseroberfläche und war damit völlig unbrauchbar geworden.

„Wie sollen von hier wegkommen?“, fragte Peter, „Das Boot können wir ja wohl vergessen. Unsere Handys funktionieren hier draußen auch nicht.“

„Ich kann es dir nicht sagen. Doch es gibt eine viel wichtigere Frage. Wer ist hier noch auf der Insel und was will er von uns?“

„Also zum Kaffeekränzchen wird er uns nicht einladen wollen“, sagte Peter.

„Das war ein schlechter Witz. Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. Wir haben im Moment keine Ahnung, wie wir hier wegkommen sollen. Wir …“, antwortete John.

„Nein, stopp! Er muss ja schließlich auch zur Insel gekommen sein. Da er sicher nicht geschwommen ist, muss hier irgendwo ein Boot liegen.“

„Die Idee ist nicht schlecht. Wir sollten schnell zurück zum Lager und mit den anderen reden. Wer weiß schon, was er vorhat. Los, beeil dich!“

Ohne Umweg rannten die beiden zum Lager zurück. Tasha und Susi nahmen sie in Empfang.

„Was ist los?“, wollte Susi sofort wissen.

„Wir sitzen auf der Insel fest. Jemand hat unser Boot zerstört. Wir sind gestrandet“, antwortete ihr Peter.

„Wie kann das sein?“, wollte Susi wissen. „Wir sind doch alleine auf der Insel.“

„Eben nicht. Es muss noch jemand hier sein“, entgegnete ihr Peter.

„Was, wenn das mit Carl gar kein Unfall war?“, warf jetzt Tasha ein.

Peter schluckte im ersten Moment und die Farbe wich aus seinem Gesicht.

„Es könnte doch sein, dass der Unbekannte ihn die Klippen heruntergestoßen hat. Vielleicht sind die Geschichten um diese geheimnisvolle Insel doch wahr und Matt Killigan treibt noch sein Unwesen“, sagte Tasha ängstlich.

„Spinn nicht rum. Er hat vor einhundert Jahren gelebt. Dann wäre er einhundertvierzig Jahre alt. Das ist unmöglich … Trotzdem könnte ein Verrückter auf der Insel sein und er müsste mit einem Boot hergekommen sein. Wenn wir das finden, können wir zurück aufs Festland. Solange sollten wir uns vorsichtshalber nicht voneinander trennen“, ermahnte sie Peter.

John schaute sich im Lager um.

„Wo ist Marlene?“, fragte er dann entsetzt.

„Sie wollte noch mal etwas Wasser aus der Quelle holen, die sie gestern entdeckt hat. Oh Gott …!“, kam es aus Tashas Mund.

„Schnell. Wir müssen sie suchen gehen. Wir bleiben alle zusammen“, trieb John die anderen zur Eile an.

Sie wollten gerade alle das Lager verlassen, als ein Schrei sie erzittern ließ.

„Marlene! Schnell, wir müssen sie finden“, schrie John.

Sie rannten in die Richtung, aus der der Schrei kam.

„Marlene?“

„Marlene, wo bist du?“

Verzweifelt auf der Suche nach ihrer Freundin, erreichten sie nach einiger Zeit eine kleine Lichtung. Tasha betrat sie als Erste.

„Ahhhhh!“, Tasha schrie vor Entsetzen auf.

Nachdem die anderen ebenfalls die Lichtung erreicht hatten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Marlene hing gefesselt in einem Baum. Unter ihr befand sich eine riesige Blutlache. Der Mörder hatte ihr die Kehle durchgeschnitten.

„Mein Gott, Marlene. Warum?“, weinte Susi.

Auch Tasha konnte nicht hinsehen und vergrub ihr Gesicht weinend an Peters Schulter.

Stille ...

Als Erster fasste sich John wieder.

„Wir müssen hier weg. Sofort!“

„Aber wir können doch Marlene hier nicht so hängen lassen“, sagte Susi.

„Jetzt nicht. Wir müssen von hier verschwinden und uns in Sicherheit bringen“, entgegnete ihr John, „Los zurück ins Lager. Auf keinen Fall geht jemand alleine. Lasst uns dort überlegen, was wir machen können.“

John, Susi, Peter und Tasha gingen zurück in ihr Zeltlager. Auf jedem Meter fühlten sie sich beobachtet. Jedes kleine Geräusch ließ sie hochschrecken und sei es noch so harmlos. Zurückgekommen machten sie ein Feuer an und saßen vorerst stumm um das Feuer herum.

„Wir müssen etwas unternehmen!“, sagte Peter.

„Und was, bitte schön?“, schrie Susi. „Zwei unserer Freunde sind tot, wir kommen von der Insel nicht herunter und ein Wahnsinniger versucht, uns auch umzubringen. Was sollen wir deiner Meinung nach tun?“

Peter sprang auf.

„Jetzt werd nicht hysterisch!“, brüllte er, „Wir müssen einen klaren Kopf bewahren. Er kann uns nicht kriegen, wenn wir zusammenbleiben. Also jetzt setz dich hin.“

Tasha begann zu zittern.

„Ich kann nicht hierbleiben. Ich muss hier weg. Ihr könnt mich nicht zurückhalten. Niemals!“

Völlig unerwartet stand sie auf und rannte in Richtung Strand.

„Halt! Bleib hier ...“, rief Peter.

Er wollte ihr hinterher laufen, da wurde er von John festgehalten.

„Stopp!“, sagte er, „Darauf wartet der Typ doch nur. Wir müssen zusammenbleiben!“

„Willst du Tasha ihrem Schicksal überlassen? Lass mich los! Ich hole sie zurück. Du passt auf Susi auf.“

Mit diesen Worten riss er sich von John los und folgte Tasha. Sie war schnell und ihr Vorsprung war groß.

Tasha erreichte den Strand und sah das Boot, welches noch zur Hälfte aus dem Wasser ragte. An der Reling waren doch noch Schwimmwesten befestigt. Schnell griff sie sich eine und zog sie an. Den einzigen Gedanken, den sie noch hatte, war so schnell wie möglich von der Insel zu kommen. Selbst wenn dies bedeutete, zu schwimmen.

Von Weitem hörte sie plötzlich Peter nach ihr schreien. Ohne Umschweife zog sie noch schnell ihre Schuhe aus und ging dann ins eiskalte Wasser.

Als Peter den Strand erreichte, sah er, wie Tasha eine Schwimmweste anzog und ins Wasser ging. Sie wollte zurückschwimmen. Verrückt bei der Entfernung zum Festland. Er rief ihren Namen.

„Tasha! Bleib hier! Tasha! Komm zurück!“

Sie war bereits gut zwanzig Meter weit geschwommen, als er das Wasser erreichte.

„Tasha, ich bitte dich komm zurück!“

Da sauste wie aus dem Nichts ein Geschoss an ihm vorbei und verfehlte Tasha nur knapp. Blitzschnell drehte sich Peter um und sah eine Gestalt oberhalb der Felsen stehen. Er hatte eine Armbrust im Anschlag und zielte erneut auf das im Wasser schwimmende Mädchen.

„Tasha! Schnell, komm zurück!“, schrie Peter.

In diesem Moment drehte sie sich um und sah zurück. Da sauste erneut ein Geschoss auf sie zu. Diesmal aber traf es. Ihre Brust wurde von einem Bolzen durchbohrt.

Blut quoll aus ihrem Mund, als sie bereits vom zweiten Bolzen getroffen wurde.

Mitten ins Herz.

Es sah so aus, als streckte sie noch flehend ihre Hand nach Peter aus, bevor ihr Körper in den Fluten versank.

„Tashaaaa!“

Peter sank auf seine Knie, ungeachtet der Tatsache, dass hinter ihm der Mörder stand und ihn ins Visier nehmen konnte. Daran hatte dieser aber momentan kein Interesse und verschwand, wie er gekommen war. Wut und Verzweiflung machten sich in Peter breit. Er musste zurück zu Susi und John. Nur wenn sie zusammenbleiben würden, hätten sie vielleicht noch eine Chance zu überleben.

Auf dem schnellsten Weg rannte Peter zurück zu seinen Freunden. Schon am Gesichtsausdruck erkannten sie, was passiert sein musste.

„Was ist passiert?“, wollte Susi wissen.

„Er hat sie erwischt. Tasha ist ins Wasser gegangen und wollte wohl zurückschwimmen. Der Kerl stand oben auf den Felsen und hat sie mit einer Armbrust erschossen. Ich konnte nichts mehr für sie tun. Er will uns nacheinander erledigen. Sonst hätte er ja auch gleich auf mich angelegt. Aber er ist einfach verschwunden“, erzählte ihnen Peter.

„Konntest du erkennen, wer es ist?“, fragte John.

„Nein, dafür war er zu weit entfernt. Hast du einen Plan, wie es weitergehen soll?“

„Er darf uns nicht trennen. Nach wie vor müssen wir sein Boot finden. So viele Möglichkeiten gibt es dabei ja schließlich nicht. Da es gleich dunkel wird, sollten wir uns hier verschanzen und morgen früh das Boot suchen. Schaut nach allem, was man als Waffe benutzen könnte und dann lasst uns ein Lagerfeuer machen. Einer hält Wache, während die anderen etwas schlafen“, orderte John an.

„Wie du meinst. Susi, du setzt dich dort erst mal hin. OK?“

Susi zitterte am ganzen Leib und nickte nur bedächtig. Es war einfach zu viel für sie. Drei ihrer Freunde waren tot. Wer würde der Nächste sein?

Schnell verschwand die Sonne hinter dem Horizont. Alles, was sie hatten, waren ein Jagdmesser und eine kleine Axt. Das musste reichen. Die erste Schicht wollte Peter übernehmen. Er setzte sich, bewaffnet mit der Axt, ans Feuer. Susi und John legten sich derweil hin, um eine Weile zu schlafen. Vorher gab John Susi noch das Jagdmesser, damit sie sich verteidigen konnte, wenn es hart auf hart käme. Die Nacht brach herein. Nur das Knistern des Feuers und die Wellen, die gegen die Felsen schlugen waren zu hören.

Mitternacht ...

Peter kämpfte bereits gegen die Müdigkeit, da hörte er Geräusche aus dem Unterholz. Fest umklammerte er den Stiel seiner Axt. Es war zu duster, um irgendetwas in der Ferne zu erkennen.

War der Mörder in ihrer Nähe? Sollte er nachsehen gehen? Nein, das wäre Wahnsinn gewesen. Er durfte das Lagerfeuer nicht verlassen. Langsam hob er die Axt zur Verteidigung, da kam ein surrendes Geräusch auf ihn zu.

Der Bolzen einer Armbrust durchschlug seine Kehle. Peter brachte kein Wort mehr heraus und fiel tödlich getroffen ins Lagerfeuer. John und Susi schreckten hoch.

Als Susi den leblosen Körper von Peter entdeckte, fing sie an zu schreien. John schnappe sich ihre Hand und rannte los.

„Schnell, wir müssen hier weg!“, rief er.

Er hatte keine Ahnung, wohin sie laufen sollten. Nur weit genug weg, in der Hoffnung sie könnten den Mörder fürs Erste abschütteln.

„Lauf Susi! Lauf so schnell du kannst!“

Sie liefen um ihr Leben. Doch wo konnten sie sich verstecken, Zuflucht vor diesem Verrückten suchen? Bei ihrer Flucht gerieten sie gefährlich nah an die Klippen heran. Susi stolperte über einen Ast und stürzte zu Boden. John rannte noch ein Stück weiter, bevor er bemerkte, dass Susi ihm nicht mehr folgte. Instinktiv blieb er stehen und drehte er sich um.

„Susi! Steh sofort auf. Komm zu …“

John verstummte und sein Blick wurde starr. Blut quoll aus seinen Mundwinkeln. Er blickte an sich herunter und sah, wie eine Speerspitze aus seiner Brust ragte. Sie hatte ihn von hinten durchbohrt.

Er sackte in sich zusammen und landete auf dem Boden. Die vermummte Gestalt hinter ihm lachte höhnisch, während Susi zu ihm aufblickte.

„So Susi, jetzt sind nur noch wir zwei übrig. Kannst du dir vorstellen, was jetzt geschieht?“, fragte die Gestalt.

„Woher kennst du meinen Namen?“

Susi erinnerte sich daran, dass sie noch das Jagdmesser besaß, welches sie mit ihrer rechten Hand fest umklammerte.

Die Gestalt kam näher heran, damit sie ihn im Mondschein besser erkennen konnte. Susi blickte in sein Gesicht und erschrak fürchterlich.

„Carl?“, fragte sie ungläubig, „Du bist doch tot. Peter hat erzählt, dass du die Klippen heruntergestürzt bist!“

„Ha, ha, ha. Ja, das hat er geglaubt. Dieser Mistkerl wollte mir eine Lektion erteilen. Er hat nicht geahnt, dass ich sein kleines Spiel durchschaut hatte. Den Sturz von den Klippen hatte ich nur vorgetäuscht. Du musst zugeben, alle dachten ich wäre tot.“

„Warum das Ganze? Warum mussten alle sterben?“

„Oh, das ist eine gute Frage“, Carl grinste, „Ist es dir wirklich noch nicht aufgefallen? Peter hat ja sogar die Geschichte erzählt.“

Susi dachte krampfhaft nach, was er wohl meinen könnte.

„Meinst du die Gruselgeschichte über Matt ‚The Butcher‘ Killigan?“

„Wow, doch nicht so dumm, wie ich dachte.“

„Du bist wahnsinnig ... Was hat dieser Verrückte mit dir zu tun. Killigan lebte vor einhundert Jahren.“

Carls Blick verfinsterte sich.

„Matt Killigan war mein Urgroßvater! Er war nicht verrückt!“, sprach er in festem Ton, „Er sagte immer, das Beste kommt zum Schluss! Deshalb habe ich mir dich auch aufgehoben. Du wirst mein Glanzstück. Es hat mir ehrlich gesagt richtig Spaß gemacht, euch nacheinander zu erledigen. Schade nur, dass es gleich zu Ende ist.“

„Wie willst du das alles hier erklären?“

„Muss ich überhaupt nicht. Ich bin nie hier gewesen. Weshalb sollte der Verdacht also auf mich fallen? Die Leichen wird man hier auch nicht finden, dafür sorge ich schon.“

Susi fasste jetzt einen riskanten Plan. Er musste einfach gelingen, denn sonst würde sie ihm auch noch zum Opfer fallen.

„Du kommst nicht einfach so davon! Deinen Urgroßvater haben sie schließlich auch gefasst.“

„Mich kriegen sie nie im Leben. Ich weiß auch schon, was ich machen werde, wenn ich zurück auf dem Festland bin ... Ich werde deine kleine Schwester besuchen und Peters auch. Das wird ein Spaß. Daran werde ich meine wahre Freude haben.“

Carl blicke für einen Moment zu Boden, was Susi sofort ausnutzte. Sie sprang blitzschnell hoch und stürzte sich auf Carl. Dabei rammte sie ihm das Jagdmesser in die Brust.

„Arrrg! Du Miststück ...“, schrie Carl auf.

Die Wucht des Aufpralls ließ ihn rückwärts torkeln. Er kam den Klippen gefährlich nah. Susi schlug ihren Nutzen daraus. Sie schnappte sich einen am Boden liegenden Ast und schlug mit allerletzter Kraft zu.

Carl fiel über die Klippen in die Tiefe.

„Du wirst niemanden mehr umbringen ...“, mit diesen Worten sank Susi erschöpft zu Boden.

Vier Wochen Später ...

Ausschnitt aus einem Artikel der hiesigen Presse

... Mysteriöser Fall auf „Skully Island“ bleibt ungeklärt. Vier Jugendliche wurden auf grausame Art und Weise ermordet. Einzig und allein ein junges Mädchen hat überlebt. Oder war sie gar die Täterin? Nach Aussage des Polizeisprechers war ihre Schilderung der Tathergänge nicht nachvollziehbar. Ihrer Aussage nach war es die Tat eines Schulfreundes, der mit ihnen auf dieser Insel das Wochenende verbringen wollte. Bei diesem Jugendlichen soll es sich angeblich um einen Nachfahren von Matt ‚The Butcher‘ Killigan handeln, der bereits vor hundert Jahren auf dieser Insel gewütet hatte. Die Polizei gab an, dass keine Anzeichen für die Anwesenheit dieser Person auf der Insel gefunden werden konnten. Da man dem Mädchen die Taten nicht zweifelsfrei nachweisen konnte, wurde sie vom Gericht freigesprochen. Das Gericht nahm aber ihre unglaubwürdige Geschichte, ihre Wutausbrüche und Panikattacken zum Anlass und wies sie in eine geschlossene psychiatrische Klinik ein.

Thrill before you die

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