Читать книгу Das große Buch der Nagelerkrankungen - Anke Niederau - Страница 19
Nagelwachstumsstörungen
ОглавлениеBei der Nagelbildung kann es durch zahlreiche äußere und innere Einflüsse zu einem verzögerten Wachstum kommen. Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Formen der Nagelbildungsstörungen.
Nagelbildungsstörungen durch
•exogene (äußere) Faktoren (Abb. 2.8)
Die exogenen Nagelwachstumsstörungen sind physikalische Traumata, die durch Verletzungen, chemische Gifte, Medikamente sowie Fuß- und Zehendeformitäten hervorgerufen werden.
•endogene (innere) Faktoren (Abb. 2.9)
Bei dieser Form betrifft die Nagelbildungsstörung in den meisten Fällen nicht nur einzelne, sondern alle Nägel. Hauterkrankungen und viele weitere Grunderkrankungen können diese Form der Nagelbildungsstörung auslösen. Ein Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen kann auch die Ursache sein.
•Vererbung
Bei der sogenannten Dystrophia unguium mediana canaliformis ist der Nagel in der Mitte längs gespalten. Auch Sandpapiernägel beruhen auf erblichen Faktoren.
Abb. 2.8Zehendeformitäten (Hallux rigidus, Krallenzehen D2 bis D4, Digitus superductus D2)
Abb. 2.9Psoriatrischer Nagel
Abb. 2.10Patientin: „Die Schuhe waren früher so schön und ich wollte doch meinem Mann bis zu Schulter gehen … Heute weiß ich es besser und würde es nicht mehr machen, denn jetzt kann ich nicht mehr richtig laufen.“
Abb. 2.11Patientin, auch heute noch Trägerin von Pumps mit 5 cm Absatz
Podologen und Fußpfleger dürfen keine Diagnostik durchführen, sollten aber die Hintergründe und Erscheinungsformen der Nagelerkrankungen erkennen, um eine frühzeitige Abklärung und eine darauffolgende Therapie durch den Arzt zu veranlassen.
Um eine wichtige Ursache für Nageldeformitäten zu beseitigen, sollte eine genaue Beratung für den Kauf der Schuhe und Strümpfe erfolgen. Dabei habe ich in meiner Praxis gute Erfolge erzielt, sodass die Patienten in Zukunft Strümpfe passend kauften und beim Schuhkauf nicht nur die richtige Länge berücksichtigten, sondern auch die Breite des Schuhs und Höhe des Obermaterials. Worauf zu achten ist, verdeutliche ich immer unter Zuhilfenahme der Innenschuhmessung mit dem Messgerät 12plus (Abb. 2.14 bis 2.18) und einer Schieblehre. Mit dem 12plus werden nicht nur Kinderfüße, sondern auch Erwachsenenfüße und die Innenlänge gemessen (in Millimetern, von Größe 18 bis Größe 45). Man misst die Länge der Füße. Das Messgerät fügt automatisch 12 mm Fußlänge als Spielraum für den Bewegungsablauf hinzu, damit die passenden Schuhe zu den Füßen ausgesucht werden können.
Abb. 2.12Zehenmessung
Mit der Schieblehre messe ich die Höhe der Zehen sowie die Breite des Fußes und vergleiche sie dann mit dem Schuh. Hier stellt sich oftmals eine mangelnde Passgenauigkeit des Obermaterials in Höhe und Breite heraus.
Warum ist eine solche Prüfung für Erwachsene genauso wichtig wie für Kinder? Da sich die mediale und laterale Längswölbung des Fußes unter statischer Belastung und Bewegung um ca. 4 mm absenkt, wird der Fuß bis zu 17 mm länger und ca. 12 mm breiter. Wenn wir dies nicht beachten, kommt es zu Fuß-, Zehen- und Nagelveränderungen. Zusätzlich verändern sich die Statik und das Abrollmuster der Patienten. Es kommt zu Gang- und Standunsicherheit und zu einem erhöhten Sturzrisiko.
Abb. 2.13Schuhhöhenmessung abzüglich Stärke von Obermaterial und eventuellen Einlagen
Abb. 2.14Innenschuhmessung
Abb. 2.15Innenschuhmessung
Abb. 2.16Das Messgerät aus dem Schuh entfernen, ohne die Messskala zu verschieben
Abb. 2.17Richtiges Innenmaß des Schuhs
Bei der Schuhberatung sollten wir daran denken, dass unsere älteren Patienten die meiste Zeit zu Hause in Hausschuhen laufen. Diese sind meist noch ausgetretener als ihre normalen Schuhe. Daher empfehle ich, dass die Patienten auch ihre Hausschuhe zur Schuhberatung mitbringen, damit die Beratung vollständig ist.
Auch die Kontrolle der Strümpfe ist ein sehr wichtiges Thema. Denn häufig wird daran nicht gedacht, schließlich dehnen sich die Strümpfe ja. Aber was bedeutet das? Wenn der Strumpf eigentlich zu kurz ist, aber gedehnt wird, will er immer in die Ausgangsstellung zurück (siehe Abb. 2.22 bis Abb. 2.27).
Abb. 2.18Kontrolle, nachdem das Messinstrument den Schuh am Patienten ausgemessen hat
Abb. 2.19Zu kleiner Schuh
Abb. 2.20Gestauchter Nagel durch zu kleine Schuhe
Abb. 2.21Plantaransicht eines zu kleinen Schuhs
Abb. 2.22Strumpf neben Fuß legen
Abb. 2.23Strumpfmessung an der Hand. Dafür eine lockere Faust machen
Abb. 2.24Strumpfmessung, einen Fingerbreit über den Knöcheln der Mittelhand
Abb. 2.25Beispiel für zu kleine Strümpfe
Abb. 2.26Zehenfehlstellung und Nagelverformung durch zu kleine Strümpfe
Abb. 2.27Zehenfehlstellung durch zu kleine Strümpfe
Abb. 2.28Fuß barfuß und in Alltagssocke © kinderfuesse.com
Abb. 2.29Pes transversus mit Hallux valgus und Digitus flexus
Abb. 2.30 Passender, richtig angelegter Strumpf
Abb. 2.31 Richtig angelegter Strumpf
Bei den Strümpfen halte ich den Strumpf ohne zu ziehen medial (innen) am Fuß. Wenn der Strumpf nicht passt, erkläre ich, worauf beim Einkauf neuer Strümpfe geachtet werden sollte.
Wenn man die Hand zu einer lockeren Faust macht und den Strumpf von der Ferse bis zur Zehenspitze, ohne zu ziehen, locker um die Fingergrundgelenke legt, sollte der Strumpf fingerbreit übereinander liegen, dann passt er auch (Abb. 2.22 bis 2.25).
Ähnliches gilt für die Kontrolle von Kompressionsstrümpfen (Abb. 2.32 bis 2.35).
Abb. 2.32Kompressionsstrumpfkontrolle
Abb. 2.33Kompressionsstrumpf mit Softspitze
Abb. 2.34Richtig ausgemessener Kompressionsstrumpf
Abb. 2.35Nicht passende Kompressionsstrumpfhose
Kompressionsstrümpfe und Strumpfhosen müssen richtig ausgemessen werden. Hier ein paar Tipps, worauf die Patienten beim Ausmessen in Fachgeschäften achten sollten: