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1. Die Zwischen-Paar-Kommunikation

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(Genannt auch „Paarlog“, wichtige Untergruppe des Dialogs)


Bei diesem Typ des verbalen Austauschs empfiehlt es sich die Teilnehmerzahl zwei (2) zu erreichen, aber nicht zu überschreiten. Die Gesprächspartnerdefinition „Paar“ schränkt die mögliche, freie Auswahl des Weiteren deutlich ein, da sie sich bedingungslos und ausschließlich auf die bessere Hälfte bezieht. Wobei „Hälfte“ hier nur im übertragenen Sinn, also hin zum Ganzen, verstanden werden muss und in keinem Falle abwertend gemeint ist.

Die folgenden 5 Paarlogbeispiele nehmen willkürlich gewählte Formen der Zwischen-Paar-Kommunikation unter die Lupe. Es handelt sich zumeist um lebhafte Dialoge, wie alltägliche Frage-Antwortspiele, Monolog gegen Monolog (also jeder erzählt, was er möchte und der andere geht nicht darauf ein) und los geht’s.


Paarlog 1:

Zum Einstieg fangen wir positiv und somit mit dem Wochenende an.

Nach anstrengenden Arbeitstagen konversieren mein Lieblingsgegenüber und ich besonders gerne und ausschweifend über unsere Träume, Wünsche und Hoffnungen. Welches Strandhaus in Perth oder Landschloss in Frankreich es sommers zu beziehen gilt, wo der nächste Antik-Flohmarkt in Moskau stattfindet oder wie wir unseren ersten Achttausender zu besteigen gedenken. Wann wohl die günstigste Zeit für eine Antarktis-Kreuzfahrt wäre und ob uns die hart erkämpfte 592. Lottokombination jetzt endlich die heiß ersehnte, finanzielle Freiheit garantieren wird. Schon damit Träume, Wünsche und Hoffnungen nicht weiterhin nur solche bleiben.

Herrlich - so vom Herzen herunter ins Blaue reinzureden und im Himmel der Imagination zu schweben.

Besonders am Sonntagnachmittag, wenn sowieso keiner so recht weiß, was er machen soll. Ja, dann sprechen wir die gleiche Sprache, lassen die Woche im Einklang ausklingen, in hohen Tönen.


Oh Mann!“… bis Montag eben!


Paarlog 2:

Im Alltag. Sagen wir mal zum Wochenbeginn. Also ganz genau eben ab Montag verblüfft mich die allgemeine Gesprächsqualität dann doch, - so ein ums andere Mal. Ich meine immer wieder festzustellen, dass mein Herzblatt mich ganz offensichtlich doch nicht richtig kennt oder versteht (nach der Zeit?) oder kennen und verstehen will (Treffer).

Auf eine, so ganz nebenbei gestellte Frage, deren Antwort eigentlich eindeutig in mein Aufgabengebiet fällt, wie z. B. „Meinst Du der Fisch ist durch?“, erhalte ich zunächst natürlich überhaupt keine hilfreiche Antwort, sondern lediglich eine spitzmündige Gegenfrage. „Ist das dein erster Fisch?“ Pantomimisch wirkungsvoll untermalt durch seine typisch unleidige Gesichtsmimik, wenn ihm etwas nicht passt.

Klar, was macht die Frau, also ich, auch stundenlang im Küchenbereich, wenn sie die Garzeiten immer noch nicht drauf hat.

Wobei ich doch weiß, dass er nicht weiß, wann der Fisch durch ist und in Wirklichkeit will ich auch gar nicht wissen, ob er weiß, wann der Fisch durch ist. Ich benötige keine Entscheidungshilfe - obwohl das Thema mit dem Fisch schon relativ heikel ist - sondern versuche schlicht einen Ansatz zum viel gelobten Teamwork zu schaffen. Angeblich sollen Gemeinsamkeiten und Zusammenarbeit ja eheerhaltende Wirkung haben.

Manchmal möchte ich auch einfach nur die Stille durchbrechen. Großer Einsatz, vergebliche Mühe! Na, vielleicht kann er die Stille ja gar nicht hören?

Darüber hinaus besteht jetzt noch die Gefahr (!), dass er glaubt, dass ich tatsächlich nicht weiß, wann der Fisch durch ist. Und es gibt nichts, was er mehr hasst, als verkochte Speisen.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn bereits unwillig und mit der Gabel bewaffnet am Tisch sitzen. Mit meinem Finger beschreibe ich dann in der Luft die übertriebene Ausholbewegung seines Armes vor dem Zustechen. Mit roher Gewalt wird er die Gabel in den Fisch jagen, um den Garungsgrad zu beurteilen. Gut, dass sich der Fisch längst in einem Status absoluter Schmerzunempfindlichkeit befand.


Oh Mann!“ Hände weg von Kompetenz übergreifenden Fragen.


Paarlog 3:

Diese freundliche Alltags-Szenerie wird lässig übertroffen, wenn echte Gefahr im Verzug ist, nämlich bei negativen Wetterumbrüchen.

Also plötzlichen Umschwüngen von Sonne auf Regen (a), von Sonne auf saukalt mit Wind (b) und von Sonne auf Regen, Wind, saukalt und früh dunkel (c). Alternative (c) wird meist bereits am frühen Morgen deutlich und lässt die Stimmung umgehend auf ein strenges Klima sinken, was man unschwer am Nebelaustritt beim Öffnen des Mundes im Haus erkennt. Da, bei einer geschätzten Regenschwere von 60 l/m2, dann meist auch noch die Hauptsicherung rausfliegt, im Garten liegt immer gerne irgendein Kabel offen, ist der Familienkern sofort nervös. Wenn der Strom wegbleibt, funktionieren Telefon und Internet nicht (sehr sehr schlimm), der Kühlschrank taut ab und der Boiler produziert nur kaltes Wasser. (Nein, wir leben in Europa, … vielleicht ein wenig sehr südlich!). Also soweit nur zu den Gesprächsrahmenbedingungen.

Plllumpssss!!!!“

Mit viel Krach setzt sich mein Mann nun am frühen Nachmittag auf das Sofa. Sicher, um zu vermeiden, dass ich ihn eventuell nicht höre. Bewegungslos verharrend gibt er dann ein Wort oder einen Satz, für mich leider völlig aus dem Zusammenhang gerissen und mit reichlich wenig Inhalt (aber von Brisanz), von sich.

Wie zum Beispiel „Sechsundsiebzig!!!“. Diesmal dramaturgisch angereichert durch einen starren Blick (auf mich) und ohne jegliche, eventuell interpretierbare Gemütsregung im Gesicht.

Sechs u n d siebzig …“, wiederhole ich. Jetzt ist es an mir, fieberhaft den schwarzen Tag zu überdenken und mit dieser Zahl in Zusammenhang zu bringen. Ich lasse gleich mal ein bestätigendes „Hmh“ hören und hoffe auf mehr Information von der anderen Seite.

Kommt nicht. Also was jetzt?

Wird der Patenonkel 76 Jahre alt, ist der DAX auf das Niveau von 1976 gefallen, kostet der Strom jetzt 76 % mehr, hat er sein Traumgewicht von 76 kg erreicht und/oder sind es etwa noch 76 Tage bis Weihnachten?

Siehst du, ich hatte recht!“, sagt er.

Spätestens jetzt steht echt alles auf der Kippe. Er hat Recht, ergo muss es etwas Wichtiges sein, etwas - was mir aber leider total abgeht.

Habe ich dir ja gleich gesagt“, kontere ich. Er erhebt sich und verlässt kommentarlos den Raum. Meine Flucht nach vorn scheint zu wirken (?).

Ob er jetzt zufrieden ist, weil ich es vor ihm wusste, ist schwer deutbar.

Ob ich je erfahren würde, was es tatsächlich mit der Zahl 76 auf sich hatte?


Oh Mann!“ Um was ging es eigentlich?


Paarlog 4:

Jeglicher Rahmenbedingung zum Trotz kommen auch die sogenannten “Plus-Tage“. An den Plus-Tagen kann ich gerade machen was ich will, alles ist hochwillkommen. Darüber hinaus wird meine Nähe gesucht, ungezählte Worte fließen dann aus seinem Mund und umschwirren, einem sommerlichen Mückenschwarm gleich, meinen Kopf. Alles muss mit mir besprochen werden, alles super, Harmonie pur.

Ganz nebenbei ist zu bemerken, dass die Plus-Tage immer auftreten, wenn ich gar keine Zeit habe. Aber, ach egal, ich freue mich.

Mit viel Glück wird sogar das TWH-Programm (Träume, Wünsche, Hoffnungen) auf heute, Donnerstag, vorgezogen und spätestens ab jetzt genieße ich die Zweisamkeit in vollen Zügen.

Denn so wird es so schnell nicht wieder sein! Plus-Tage im normalen Wochenverlauf führen zur totalen Erschöpfung sämtlicher Batterien meines Frühstücksgefährten. Um diese wieder aufzuladen, werden wir sicher den kommenden schönen Sonntag opfern müssen.


Oh Mann!“ Alles so vorhersehbar.


Paarlog 5:

Häufig passiert es auch, dass ich, ganz abgesehen von der Gesprächsmitte, das Ende der Unterhaltung irgendwie verpasst zu haben scheine.

Während ich weiterhin auf einem Thema herumhacke - und das kann ich -, dreht er sich einfach weg und/oder geht davon. Schwenkt ruckartig zur Seite aus und/oder starrt einfach in den Fernseher, macht gar den Ton lauter und lässt so alle meine schönen Argumente mit Filmmusik absaufen.

Fällt es mir dann endlich auf, - was sich manchmal durchaus hinziehen kann, weil ich einer manuellen Beschäftigung nachgehe und er somit ‚gezwungenermaßen‘ hinter meinem Rücken agiert. Also fällt es mir endlich auf - spätestens im Falle einer Absenkung der körperlich präsenten Beteiligten auf eins, sprich ich bin auf einmal alleine -, dann wird mir klar, dass wir unsere Gesprächsziele wohl unterschiedlich definieren.

Ich habe immer tausend unmögliche Fragen, Hypothesen und Vorschläge, möchte mich austauschen, Neues erfahren, meine Stimme hören, kann in Themen einfach so rein- und rausrutschen und bilde mir dann eine Meinung. Er baut auf bloße Fakten (wenn überhaupt), schmeißt sie mir dann fressfertig vor die Füße, will sie also faktisch nur loswerden, weil er eine Meinung ja schon hat.


Oh Mann!“ Meistens freue ich mich montags schon wieder auf Sonntag.



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