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Der Professor beim Ballett
ОглавлениеAm ersten Schultag ging Prinzessin Wunderlich an der Hand ihrer Mutter und mit dem leeren Schulranzen auf dem Rücken in die Schule. Die Mutter brachte sie in ihr Klassenzimmer, winkte und verschwand.
Da saßen die Kinder aus dem Kindergarten und noch einige mehr, die die Prinzessin noch nie gesehen hatte.
„Guten Tag. Ich heiße Fräulein Otto“, sagte eine Frau mit blonden Haaren und einer schwarzen Brille. „ Ich bin eure Lehrerin. Ich möchte gern, dass ihr sagt, wie ihr heißt und was ihr gern werden wollt. Oder sagt einfach, was euch einfällt.“
Die Prinzessin rutschte auf dem Stuhl hin und her und überlegte, was sie sagen sollte.
„Ich heiße Martin und möchte gern Kapitän werden“, sagte ein Junge und setzte sich schnell wieder hin. Die Lehrerin machte in ihrem Buch ein Bleistifthäkchen.
„Ich heiße Tina und mein Vater ist Professor und hat viele Mäuse im Labor.“
Das Mädchen setzte sich wieder und die Lehrerin machte ein Häkchen in ihr Buch.
„Ich heiße Andrea und ich habe eine kleine Schwester, die gerade einen Zahn bekommt.“
Bald war die Reihe an Prinzessin Wunderlich.
„Ich bin Sascha und habe eine ganz große Eisenbahnplatte. Wenn ich groß bin, möchte ich einmal mit der Eisenbahn um die ganze Welt fahren.“
Die Prinzessin überlegte, was sie sagen sollte, überlegte und überlegte, aber ihr fiel nichts ein. Eine Schwester, die eine Maus bekommt, einen Professor, der eine Eisenbahnplatte hat – so etwas konnte sie nicht bieten. Sie hatte auch noch nie daran gedacht, was sie machen wollte, wenn sie groß war. Als sie noch im Kindergarten war, hatte sie am liebsten Verstecken gespielt.
„Ich heiße Marie und gehe zum Ballett.“
Das Mädchen setzte sich, die Lehrerin machte ein Häkchen in ihr Buch und nun war die Prinzessin dran.
„Ich bin Prinzessin Wunderlich.“
Ehrlich gesagt, die Lehrerin hatte bisher gar nicht richtig zugehört. Aber jetzt kicherten die Kinder und die Lehrerin sah prüfend durch ihre neue Klasse und dann kuckte sie wieder in ihr Buch.
„Wunderlich gibt’s hier nicht“, sagte sie. Da fiel der Prinzessin nichts mehr ein. Die Lehrerin sah sie durch ihre schwarze Brille nachdenklich an und machte ein Bleistifthäkchen in ihr Buch.
„Na, was hast du denn an deinem ersten Schultag gelernt?“, wollten die Eltern beim Abendbrot wissen.
„Ich habe gelernt, wie die anderen Kinder heißen und dass ein Mädchen einen Professor beim Ballett hat und einer eine Maus, die gerade einen Zahn bekommt, und eine hat eine kleine Schwester, die fährt mit dem Schiff um die halbe Welt.“
„So, so“, sagte der Vater und biss in sein Leberwurstbrot.
„Ah..., dann wirst du tüchtig Hunger haben, nach so viel Lernen“, sagte die Mutter und legte der Prinzessin eine halbe Tomate aufs Brot.