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Kapitel 1 - Ein verführerisches Angebot

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Immer noch fühlte es sich nicht ganz richtig an.

Ich war wie ein Fremdkörper in dieser Stadt, kannte nur wenige Leute und die Abende verbrachte ich allein. Alles für die Karriere, die mir so lieb und teuer war, dass ich beinahe alles andere vergessen hatte.

Seit ein paar Wochen war ich nun hier und dafür extra von München nach Berlin gezogen. Die neuen Kollegen waren nett und die Arbeit machte Spaß, aber so richtig hatte ich mich noch nicht in meiner neuen Umgebung eingelebt. Meinen Aufgabenbereich im Institut bearbeitete ich allein.

Als einzige Unterstützung war mir eine technische Assistentin zugeteilt, die ich mir mit den Kollegen vom Labor nebenan teilte. Die Arbeit mit Mia, meiner Assistentin, war eigentlich sehr angenehm, obwohl sie ein sehr zurückhaltendes und schweigsames Wesen hatte. Mehrmals hatte ich sie schon gebeten mich einfach nur Andreas zu nennen. Doch nach ein paar Stunden schien ihr schüchternes Nicken vergessen zu sein und wir waren wieder beim Sie.

Eigentlich hatte ich mich schon damit abgefunden, dass unser Verhältnis für immer distanziert, um nicht zu sagen kühl sein sollte. Doch das machte mir nicht aus. Ihr Fleiß und ihre Sachkenntnisse waren herausragend. Das reichte mir für den Moment. Obwohl ich natürlich des Öfteren schon daran gedacht hatte...

Im Grunde war Mia eine bildhübsche Frau, etwa in meinem Alter, aber sie machte wenig aus sich und über persönliches hatte ich in der ganzen Zeit noch keine fünf Sätze mit ihr gesprochen. In den Kaffeepausen, wenn sich alle im Aufenthaltsraum trafen, war sie zwar stets mit anwesend und folgte schüchtern lächelnd den Unterhaltungen, sagte aber selbst fast nie etwas, es sei denn sie wurde direkt angesprochen.

Ihr Kleidungsstil war brav, beinahe schon ein wenig bieder: Lederslipper, altmodische Jeans, hellblaues oder pinkfarbenes Sweat-Shirt und darunter ein Bluse, deren Kragen hochgeschlossen war. Dazu hatte sie ihre hellblonden Haare stets zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt. Über Freunde oder gar einen Mann in ihrem Leben war mir nichts bekannt.

***

Es war an einem Freitagabend und ich wollte noch auf ein Getränk oder zwei in eine Kneipe. Blöder Weise hatte ich meinen Geldbeutel im Labor vergessen und musste noch mal zurück ins Institut. Als ich unseren Flur betrat, bemerkte ich noch Licht in meinem Labor. Ich öffnete die Tür und sah Mia. In ihrem weißen Laborkittel stand sie vor mir und fütterte ein Analysegerät mit Proben. Ich blickte auf die Uhr.

»Sag mal, was machst du denn noch hier? Es ist 21 Uhr, glaubst du nicht es wird langsam Zeit hier mal den Löffel fallen zu lassen und nach Hause zu gehen?«

Mia lächelte mich freundlich an und sagte: »Ich habe doch ein paar Tage Urlaub nächste Woche und deshalb wollte ich das eben noch fertig machen!«

»Mensch Mia, das hat doch noch Zeit. Komm lieber mit auf ein Gläschen Wein!«

Ich dachte nie, dass sie einwilligen würde und sagte diese Floskel mehr als Höflichkeit. Ihre Antwort überraschte mich jedoch.

»Eigentlich bin ich ja auch fertig. Ja, warum nicht? Ich komme mit. Lass mich nur noch ein paar Sachen wegräumen!« Etwas verdutzt blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich benötigte ein paar Sekunden, um mich aus der Starre zu lösen, schließlich half ich ihr und zehn Minuten später standen wir draußen auf der Straße.

»Lass uns einfach hier in den Laden ums Eck gehen. Der ist zwar ein bisschen schummerig, aber ganz lustig!«, schlug ich vor und reichte ihr meinen Arm zum Einhaken.

Der Laden hatte kein spezielles Publikum. Vom einsamen Thekensäufer, über Krawattenträger bis hin zu Studenten war alles in der Kneipe vertreten. Wir setzten uns an einen Tisch in der Ecke und bestellten Wein. Die erste Zeit erzählte eigentlich nur ich. Mia redete nur, wenn ich sie etwas fragte. Das war manchmal etwas anstrengend, aber ich kannte sie ja auch nicht anders. Aber, als aus einem Gläschen Wein langsam aber sicher vier oder fünf Gläser wurden, wurde auch sie etwas redseliger.

Irgendwann setzte sich ein Pärchen an den Tisch neben uns und zog die Aufmerksamkeit von Mia auf sich. Die Frau war groß und stämmig, hatte hennarot gefärbtes, langes Haar und trug Lederjeans und einen langen Ledermantel. Ihr Typ war mindestens ein Kopf kleiner und spindeldürr.

»Kennst du die Beiden?«, fragte Mia.

Ich schüttelte mit dem Kopf.

»Sie geht mal wieder Gassi mit ihm!«, flüsterte sie mir zu. »Sie macht was?«, fragte ich verwundert.

»Ja Andreas, ist doch klar. Sie ist eine Dom und er ein Sub und sie führt ihn aus!«

Ich verstand nicht ganz, was sie so sicher machte. »Kennst du die denn?«

»Nicht wirklich, aber das sieht man doch auf den ersten Blick!«

Ihre plötzliche Offenheit verblüffte mich. In diesem Moment schien sie selbstbewusst, als würde es das graue Mäuschen aus dem Labor gar nicht geben. Interessiert ließ ich meinen Blick schweifen. Ich konnte an den Beiden nichts erkennen, was ihre These bestätigen würde.

»Wenn es ihnen Spaß macht ist doch schön!«

Mia schaute mir interessiert in die Augen. »Findest du das nicht abstoßend?«

»Warum sollte ich?«, fragte ich zurück und erklärte ihr ausführlich meine Position. So lange alle Beteiligten einverstanden und vor allem erwachsen sind fand ich überhaupt nichts dabei. Außerdem hatte ich selbst schon erlebt wie erregend Rollenspiele sein können. Immerhin war ich was das Thema anging bestimmt kein unbeschriebenes Blatt. Und überhaupt, Leute mit einem Fetisch räumen ihrer Sexualität deutlich mehr Raum und Zeit in ihrem Leben ein und das ist doch gut. Mia hing mir während meiner Ausführungen förmlich an den Lippen.

Zu ihrer Meinung gefragt, antwortete sie nur: »Ich erzähl es dir mal die Tage in aller Ruhe!«

Das fand ich zwar ein wenig unfair, aber es war inzwischen auch spät genug und wir beide waren ziemlich müde. Kurz darauf bezahlten wir und ich begleitete sie noch zum Taxistand.

***

Anfang der nächsten Woche hatte Mia Urlaub und ich sah sie erst am Mittwoch wieder. Kurz vor Feierabend kam sie zu mir ins Büro.

»Du wolltest doch wissen, was ich darüber denke«, sagte sie und überreichte mir einen dicken Brief. Ich hatte unser Kneipengespräch fast vergessen und brauchte einen Augenblick, um ihre Anspielung zu verstehen.

»Mach es dir gemütlich heute Abend und ließ ihn dir in Ruhe durch. Du bist der erste der es erfährt. Ich hoffe du kannst es für dich behalten!«, sagte sie sichtlich nervös. Ohne auf eine Antwort zu warten drehte sie sich um und ging. Ich war etwas verwundert. Aber da ich eigentlich auch nichts mehr zu tun hatte, packte ich meine Sachen und ging nach Hause. Dort angekommen nahm ich mir ein Bier und öffnete den Brief. Es waren acht handgeschriebene Seiten.

Ich überflog das Papier und konnte fast nicht glauben, was ich da las. Mit roten Ohren fing ich wieder von vorne an. Der Brief war ein einziges Geständnis ihrer devoten sexuellen Fantasien und gleichzeitig eine fast flehende Bitte an mich sie zu dominieren. Sie wollte gefesselt und geknebelt werden und sich einem Mann völlig ausliefern. Nur so könne sie Lust empfinden, schrieb sie.

»Ich suche keine Beziehung, nur einen Mann der mein Wesen respektiert, dem ich vertrauen kann und der bereit ist, mir meine Wünsche und Fantasien zu erfüllen. Nimm mich und mach mit mir was du willst!«

Da saß ich nun und wusste nicht recht, wie ich reagieren sollte. Zwar war ich Single und hatte ein Faible für Latexklamotten und Fesselspiele, aber ein Dom war ich nun wirklich nicht.

Trotzdem hatten mich ihre Gelüste mächtig in Wallung gebracht und einen Versuch war es allemal wert, fand ich.

***

Am nächsten Tag hatte ich den ganzen Tag eine Konferenz und kam erst spät am Nachmittag ins Institut. Mia grüßte mich mit gesenktem Blick und hochroten Wangen. Ich flüchtete mich erst mal in mein Büro. Ich war so aufgeregt, dass ich minutenlang keinen klaren Gedanken fassen konnte. Aber irgendwann musste ich zu ihr gehen und mit ihr reden, soviel war klar. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging rüber ins Labor. Mia zog gerade ihre Jacke an und schien im Begriff zu gehen.

Schüchtern fragte ich: »Mia hast du einen Moment Zeit?« Sie nickte und sah mich an. Mir zitterten die Knie und ich stotterte irgendwas von gefreut über den Brief, danke fürs Vertrauen, hab so was noch nie gemacht usw. Mias Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Erst sah sie mich traurig an, dann versteinerte sich ihre Mine. Mir war klar, dass ich alles versaut hatte.

»Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«, fragte sie. Ich war wie gelähmt und glotzte sie nur hilflos an. Sie wandte sich ab und griff nach ihrer Tasche, bevor sie das Labor verließ.

Mein Hirn brannte wie Feuer und mir war klar, dass ich jetzt etwas sagen musste, sonst war alles vorbei. Irgendetwas war in mir entfacht. Ich wollte sie nicht verlieren, wollte die Chance beim Schöpf packen. Alles in mir begehrte auf, als ich einmal tief durchatmete und alles auf eine Karte setzte. Mein Blick folgte Mia auf ihrem Weg durch den langen Flur. Dann erst schlug bei mir die Erleuchtung ein. Blitzartig verknüpften sich in meinem Hirn die richtigen Neuronen und mir war klar was ich zu tun hatte.

»Mia!«, brüllte ich hinter ihr her. »Bleib stehen!«, sie hielt inne. »Dreh dich um!«, befahl ich genauso laut. Sie tat es mit gesenktem Kopf. »Komm her!«, rief ich ohne mich darum zu kümmern, ob es unsere Kollegen hören konnten oder nicht.

Sie zögerte einen Augenblick, aber dann kam sie langsam auf mich zu. Ich lotste sie ins Labor und schloss die Tür hinter uns. Sie blickte zu Boden, aber ich glaubte ein Lächeln über ihre Lippen huschen zu sehen. Anscheinend war ich auf dem richtigen Weg.

»Ich habe es mir überlegt.«, sagte ich mit harschem Ton. »Dein Angebot könnte doch interessant sein. Ich erwarte dich Freitag um 20 Uhr bei mir. Du besorgst alles, was wir für einen spannenden Abend brauchen. Und sei bloß nicht schüchtern, was dein Outfit angeht.

Die Sammlung weißer Spitzen-BHs und Strapse kannst du getrost zu Hause lassen. Wenn ich auch nur die geringste Lust verspüren soll mich mit dir zu beschäftigen dann wirf dich richtig in Schale! Mit reichlich Latex, Lack oder Leder kannst du mich vielleicht beeindrucken. Nimm dir morgen frei und bereite dich gewissenhaft vor! So und jetzt geh!«

Sie blickte mich an und antwortete dann mit leiser Stimme: »Freitag 20 Uhr. Ich werde da sein!«

Wieder huschte ein Lächeln über ihre Lippen, dann wandte sie sich ab und verließ das Labor. Mir fiel eine Zentnerlast vom Herzen und ich jubelte innerlich, ob meines genialen Einfalls buchstäblich in letzter Sekunde. Schaudernd vor Vorfreude verließ ich das Institut und ging beschwingt nach Hause. Seit Wochen schon arbeiteten wir nebeneinander her. In all dieser Zeit hatte ich nicht bemerkt, was sie eigentlich wollte. Und nun stand ich hier und wusste nicht so recht, wie solche Treffen eigentlich auszusehen haben. In brauchte einen Plan – und zwar schnell!

Die Büromaus wird erzogen!

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