Читать книгу JOY - So beschenkt bist du - Anne Löwen - Страница 12
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Du bist gekrönt
3. DEZEMBER
Er rettet dich mitten aus Todesgefahr,
krönt dich mit Güte und Erbarmen.
Psalm 103,4
In der flirrenden Mittagshitze schleppt sie den schweren, noch leeren Krug den Weg entlang. Staub wirbelt bei jedem Schritt auf. Die Trockenheit des Bodens erinnert sie an die Dürre, die ihr Herz erfüllt. Wie sehr sie sich nach Wasser sehnt. Irgendetwas in ihr ist so ausgetrocknet wie der staubige Pfad unter ihr. Es hat schon länger nicht mehr geregnet – draußen, aber auch in ihrem Inneren.
Alles in ihr sehnt sich nach Liebe und Angenommensein. Nach Worten, die nicht verurteilen und kritisieren, sondern freundlich Gnade über ihr aussprechen.
Ihre Schulter beginnt unter dem Druck des schweren Kruges zu schmerzen. Wenn das doch der einzige Schmerz in ihrem Leben wäre.
Während sie auf den Brunnen zugeht, wirbeln ihre Gedanken weiter. Das Wasser wird gleich ihren leeren Krug füllen. Wenn es doch nur etwas gäbe, das auch ihr leeres, schmerzendes Herz füllen könnte.
Vielleicht kennst du diese Geschichte. Wir können sie im 4. Kapitel des Johannesevangeliums nachlesen. Sie erzählt von einer Frau, die sich so sehr nach Liebe und Erfüllung sehnte und doch unglaublich viel Ablehnung erleiden musste. Die Leere in ihrem Herzen versuchte sie durch menschliche Liebe irgendwie zu füllen. Sie stürzte sich von einer Beziehung in die nächste und lebte fern von Gott.
Dann begegnet sie Jesus am Brunnen. Er, ein Jude, spricht sie, eine samaritische Frau, an – zu damaliger Zeit ein echtes No-Go. Und obwohl Jesus von all den Dingen weiß, die in ihrem Leben nicht gut laufen, verurteilt er die Frau nicht. Er sieht tiefer – er sieht ihren Schmerz. Und dann erzählt er ihr vom Wasser des Lebens, das ihren brennenden Durst stillen kann.
Das Gespräch mit Jesus verändert sie für immer. Bei ihm findet sie die Gnade, die sie bisher so schmerzlich vermisst hat. Durch ihn wird alles anders. Er bringt wirkliche Freude in ihr Leben.
Weißt du: Ich glaube, wir alle waren einmal diese Frau, die mit einer schweren Last beladen und mit einem leeren Herzen auf einem ausgetrockneten Weg einen Brunnen mit Lebenswasser gesucht hat. Kannst du dich noch daran erinnern, wie es war, als du diesen Brunnen endlich gefunden hattest? Als das Erbarmen Gottes dein Leben verändert hat? Wie dein Lebensdurst durch seine Güte gestillt wurde? Und wie sich eine nie gekannte Freude den Weg durch deine schmerzende Seele gebahnt hat?
Es ist gut, daran zurückzudenken. Warum? Weil es dich dankbar und glücklich macht. Weil du dadurch wieder ganz frisch spürst, was du durch Jesus geschenkt bekommen hast. Denn wenn wir die gute Nachricht von Weihnachten verstehen wollen, müssen wir begreifen und fühlen, wie schlimm die Situation vorher war. Wir müssen uns unserer dunklen Vergangenheit stellen. Uns erneut sehen, wie wir früher waren. Ohne ihn. Und wie wir von Gott beschenkt wurden, als er uns gerettet hat. Um unser Glück zu sehen, hilft es, uns neu bewusst zu machen, wie groß und gut Gott ist und was für ein Geschenk es ist, zu ihm zu gehören.
Die Bibel zeigt uns sehr genau, wie unser Zustand früher war. In Epheser 2 können wir noch einmal einen deutlichen Throwback erleben. Dort steht, dass wir aufgrund von unseren Verfehlungen und Sünden, die unser früheres Leben bestimmten, tot waren. Dass wir uns nach den Maßstäben dieser Welt gerichtet haben und sogar unserem Feind gefolgt sind. Dort steht, dass wir alle früher so gelebt haben und uns von den Begierden unserer eigenen Natur leiten ließen und einfach nur hoffnungslos egoistisch waren. Und mit diesem alten Wesen hatten wir alle nichts anderes verdient als Gottes Zorn.
Ganz schön heftig, wenn man sich diese Worte wieder neu ins Gedächtnis ruft, oder? Wie schnell ist man dabei, die Ursprungssituation zu verharmlosen. Allerdings ist das fatal. Denn wenn wir das tun, betrügen wir uns selbst. Wir machen uns etwas vor. Ja, es ist nicht besonders schmeichelhaft, was da über uns gesagt wird. Wir hören so etwas überhaupt nicht gern. Allerdings ändert das nichts daran, dass diese Worte die Wahrheit sind. Und die Wahrheit tut manchmal weh. Aber sie schenkt auch Befreiung.
Und damit sind wir wieder genau bei der Freude angekommen. Denn wirklich freuen können wir uns nur, wenn wir verstanden haben, woher wir kommen. Wir müssen uns unsere missliche Lage vor Augen malen, um Gottes Gnade und Vergebung verstehen und wertschätzen zu können. Solange ich mir selbst einbilde, nicht soooo sehr verloren und am Ende gewesen zu sein, werde ich auch nie die Fülle von Freude erleben können, die Jesus mir anbietet. Je deutlicher mir die Schere zwischen meiner Schuld und seiner Gnade bewusst wird, desto glücklicher und dankbarer werde ich.
Im Licht unserer zweifelhaften Vergangenheit scheint das Wunder von Weihnachten umso heller und erfüllt unsere Dunkelheit mit umso strahlenderem Hoffnungslicht. Denn Jesus kam zu uns, um uns zu retten, obwohl wir doch eigentlich nur Zorn, Strafe und Tod verdient hätten. Einfach nur aus Liebe. Seine unglaubliche Liebe ist so groß, dass er uns von allem befreit. Statt Tod gibt er Leben. Statt Einsamkeit seine Liebe. Statt Verlorenheit in dieser Welt einen Platz in der himmlischen Welt, weil wir mit Jesus Christus verbunden sind. Und statt Ketten, die uns halten, eine glänzende Krone auf unserem Kopf.
Ja, es ist wahr: Du bist gekrönt! In Psalm 103,4 heißt es: „Er rettet dich mitten aus Todesgefahr, krönt dich mit Güte und Erbarmen.“ Was für ein wundervolles Bild, oder? Wir sind nicht nur aus Verlorenheit und Sünde gerettet wie ein freigekaufter Sklave, sondern darüber hinaus haben wir auch noch die Würde von Königskindern erhalten und dürfen entsprechend gekrönt sein.
Ist dieser Gegensatz nicht unglaublich? Von Liebe suchend zu Liebe findend. Von Durst und Leere zu frischem lebendigem Wasser in Fülle. Vom Waisenkind zum Königskind. Von staubigen Füßen und gesenktem Blick zu strahlender Königswürde.
Du bist gekrönt! Fühlst du das glatte Gold deiner Gnadenkrone? Während du über die Schönheit der glitzernden Edelsteine des Erbarmens staunst, kannst du dich daran erinnern, was Jesus in deinem Leben getan hat und wie er dich beschenkt hat. Wie er dein verdurstendes Herz mit seiner Liebe und echtem Leben gefüllt hat. Dadurch zeigt er, wie überwältigend groß seine Gnade und seine Güte sind.
Wir haben uns nicht selbst gerettet, unsere Rettung ist ein Geschenk an uns. Das größte Weihnachtsgeschenk.