Читать книгу Wege und Umwege - Annette Kolb - Страница 3
TORSO
ОглавлениеGedanken, Meinungen und Überzeugungen drängen nach Äußerung, lange bevor wir noch wissen, welchen Ausdruck wir ihnen verleihen, in welche Form wir sie bringen können. Den einen treiben sie zur Gestaltung, zur Ausführung oder zur Tat, den minder Glücklichen zwingen sie zur Schrift.
Leopardi nennt die so verbreitete Meinung von der Seltenheit der Originale einen großen Irrtum, denn bei näherer Betrachtung erweise sich fast ein jeder als ein ganz einziges, noch nie dagewesenes Exemplar! Einem solchen Begriff der Originalität fehlt freilich jedes Prestige. Aber tatsächlich ist es mit den geistigen Physiognomien der Menschen wie mit den äußerlichen. Könnten wir jene mit den Augen sehen, wir würden da genau dieselbe Mannigfaltigkeit, aber auch dieselben Mißverhältnisse wahrnehmen, wie an den sichtbaren Gestalten; nur daß sich auf geistigem Gebiete der Wahn so bemerkbar macht, als sei hier eine Unterschiebung der eigenen Identität durch eine schönere oder bedeutendere leichter möglich, die Gesetze der Unveränderlichkeit leichter zu täuschen oder zu umgehen, als in der körperlichen Welt. Wie wenige sind denn wirklich schöne oder vollendete Typen! Und wie viele gleichen jenen Bruchstücken antiker Statuen, deren Wirkung durch einen ergänzten Kopf, eine fremde Bewegung verdorben oder gestört wird, statt daß sie bleiben, was sie sind, nämlich meist ohne Kopf und Fuß, aber echt.
Marie stand mit fünf Jahren eines Morgens unter einem Baum, dessen Laub im Winde rauschte und den blauen Himmel durchblicken ließ. „Das Leben ist schön!“ dachte sie.
Da flog ein Blatt von den Zweigen herab in ihre Hand, und während sie seine groben Adern und Fasern langsam auseinanderriß, wurde sie unsäglich verstimmt. Nicht der frohbewegte Wipfel in der Höhe, das einzelne langweilige Ding in ihren Händen war die Wirklichkeit! —
Der Grundakkord ihres Wesens schlug da zum erstenmal an ihr Bewußtsein an; denn es gibt nichts Neues im Menschen. Das fin mot eines Ich’s ist ein Motiv, und was hinzutritt, sind Amplifikationen.
Schon ein Jahr darauf lernte sie im Kloster die Langeweile kennen, zu der sie neigte wie ein anderer zu Gichtschmerzen oder Rheumatismen, und die sie anwehen konnte, plötzlich, unvermittelt wie ein Wind, der um die Ecke fährt.
In ihrem Kloster blies sie durch das ganze Haus, um alle Mauern, und durch den ganzen Garten, die Stelle ausgenommen, an der eine reizende Brücke über den Wildbach bog, Libellen unklösterlich schwirrten und die Bäume parkähnlich zusammenstanden. Aber alles andere war häßlich. Zwei hohe plumpe Berge versperrten wie Riesentore nach Norden hin die Welt, und die Monatsrosen standen, meist verwelkt und verweht, um ein mächtiges Kreuz vor dem Haus. Alles, was sie sah, mußte sie zugleich empfinden, doch ohne auch nur entfernt die Fähigkeit zu haben, sich dies zum Bewußtsein zu führen. Wie schmerzlich schien ihr im Frühjahr das Licht, wenn die Furchen der Berge so rauh aus dem Schnee hervorstachen und die grünenden Bäume im Scheine eines regnerischen Tages fröstelten. Ach wie öde der Ackergeruch im Winter, die Stoppeln und Maulwurfhügel auf dem Felde, der schwere, fette Flug der Raben!
Zu ihrer Unterhaltung verfiel sie da auf ein höchst seltsames Gedankenspiel: sie setzte sich abseits, stützte die Arme auf, schloß die Augen und dachte mit immer beschleunigterem Tempo und eingezogenem Atem: „Ich bin Ich“. An diesem Gedanken konnte sie nämlich, wie an einem Seil, immer dunklere Schlünde hinabgleiten, bis sie ein Schwindel erfaßte und ihr Ich ihrem Bewußtsein entsank.
Wie sie das zusammenbrachte, wurde ihr später selbst ein Rätsel: ihr Geist hatte damals eine jongleurartige Geschwindigkeit, als sei er transparenter und zugleich schärfer gewesen, lösbarer von ihr? — Sie wußte es nicht. Aber sie fand es „spannend“, sich selbst zu jagen, bis zu einer Wurzel, die sie nicht mehr war. — „Ich bin gefangen!“ dachte sie da wohl. „Auch nicht für eine Stunde kann ich jemals von mir fort, und wenn mir andere Menschen noch so sehr gefallen werden, kann ich sie nie sein!“
Aber einmal, als ihr diese geistige Rutschpartie besonders gut gelungen war, faßte sie ein Entsetzen, als hätte sie sich verloren, als hinge das Seil ihrer Identität in der Luft, — als harrten ihrer Gespenster in den Tiefen, in die sie geraten war, — und mühsam, wie ein Ertrinkender, so rang sie seufzend zur Oberfläche ihres Bewußtseins zurück.
Ein Instinkt riet ihr jedoch, dies unheimliche Spiel zu lassen, und die Fähigkeit verlor sich auf diese Weise sehr rasch. Dafür fingen andere Probleme, deren Lösung sie keinen Augenblick gewachsen war, an sie zu quälen.
Starb eine Klosterfrau und wurde es den Zöglingen freigestellt, sie auf der Bahre noch einmal zu sehen, so ließ Marie alles liegen und stehen, und marschierte zwei Schuhe hoch, allen voran. Dann starrte sie forschend in das fahle Gesicht, dem der Geist schon zu lange entschwunden war, und das ausdruckslos, ja sinnlos vor ihr lag. Und nichts schien ihr gerade auf das Klosterleben ein so trauriges Licht zu werfen als der Tod.
Aber es kamen immer mehr Dinge, die ihr mißfielen.
Eines Sonntags fand sie in einem Bilderbuch eine Palmengruppe abgebildet, einen sprungbereiten Tiger und ein Mädchen, das mit tödlich entsetzter Miene sich vor ihm zu verbergen suchte, aber vergebens, denn er hatte sie schon fast erreicht und mußte sie unfehlbar zerreißen.
Empört und außer sich, rannte Marie im Zimmer umher. Sie blickte zu den gemalten Inschriften auf, die an den Wänden hingen, und die ihr so gut gefielen: „Siehe, so sehr hat Gott die Welt geliebt . . .“ „Er aber liebt die Seinen bis in den Tod . . .“ „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört . . .“ Über ihren Schrank breitete ein Pelikan seine Flügel aus mit einem ähnlichen gefühlvollen Spruch. Wie reimte sich dies? — Und sie verbiß sich von neuem in das schreckliche Bild. — Wie konnte Gott dies ertragen, wenn wir sein Ebenbild waren?
Ein anderes Mal hatte die Feuerglocke wegen eines in der Nähe brennenden Anwesens wohl eine Stunde hindurch geläutet. Endlich kam fliegenden Schrittes eine Klosterfrau den Gang heraufgeeilt und sagte: „Gottlob Kinder, es ist kein Menschenleben zugrunde gegangen, nur sechzehn Kühe sind verbrannt“.
In der Nacht sah Marie die Tiere heulend durch die Flammen jagen und fuhr erschrocken aus ihren Träumen empor. Sie schlief nahe am Fenster, und der Wildbach rauschte mit düsterem Schwalle, ewig stöhnend, schwarze Klagen herauf. Was war dies für eine Welt, in der die Kinder ihre Eltern begruben, und der Herr der Schöpfung zur Beute eines niedrigen Tieres entehrt werden durfte? Schöne Menschen, die sie kannte oder gesehen hatte, und die schwerlich je in Kollision mit einem Tiger oder einer Boa constrictor kommen würden, schwebten ihr vor Augen. Allein gewisse Möglichkeiten genügten, um da ihren Weltschmerz zu einem unerhörten Fortissimo zu steigern. Es gab ja kein Entrinnen aus einer solchen Welt, keinen Tod, keine Bewußtlosigkeit mehr für unsere unsterblichen Seelen! „O wie ist das?“ dachte sie erschrocken: „Ich kann Gott nicht lieben!“
Am nächsten Morgen waren Geschenke für sie angekommen, und sie bezeigte eine solche Gier, sie alsbald in Empfang zu nehmen, daß die Oberin sie zurechtwies: „Du genußsüchtiges Kind,“ sagte sie streng. Marie hörte dies Wort zum erstenmal und vernahm es mit Interesse. In der Tat: Warum haßte sie nichts so sehr auf der Welt als den Schmerz? Warum ging sie stets mit abgewandtem Gesicht den unteren Gang entlang, wo die Apostel der Reihe nach in schlecht gemalten Bildern hingen, mit Kreuz, Nägeln und Stricken, all den furchtbaren Zutaten ihres Sterbens? Warum erfaßte sie jede Freude mit so peinvoller Hast und entbehrte sie mit solcher Heftigkeit? Und warum waren selbst ihre schwärzesten Stimmungen so seicht, wie Wolken, die ein leichter Windstoß wieder zerreißt?
Aber ihre Grübeleien brachten ihr nur Überdruß, und sie war froh, sich ihrer zu entschlagen. So fing sie mit acht Jahren an zu schwärmen, und wenn Orgelklänge und Weihrauchdüfte die Kirche erfüllten, dachte sie nur mehr an Rosa Flatz, Paula Baselli, Irene Angermaier und Livia Gelmini.
Es gibt Wesen, die in früher, unwahrscheinlicher Vollendung ins Leben hineinleuchten, gleich jenen vereinzelten Tagen inmitten langer Regenzeiten, an denen das Licht so zärtlich, das Laub so golden, der feuchte Blick der Sonne so kristallen leuchtet! Aber tags darauf haben Regen und Wind ihre trüben Lieder wieder aufgenommen . . . Flatz war von hohem Wuchs, hatte goldenes Haar und den Kopf einer Sirene. Da sie fast schon erwachsen war, wagte Marie nur im Winter, wenn die Zöglinge schweigend spazieren gehen mußten, sich zu ihr zu gesellen, ergriff ihre Hand und sah stillbeglückt von der Seite zu ihr auf. Kein Frost konnte die liebliche Röte dieser Wangen beeinträchtigen, so schön und blühend war ihr Flaum. Aber sie blühte so königlich! Wo sie ging, war kein Winter, heftig Rosensträuche blühten an allen Wegen, und an den Frühling gemahnte selbst ihr sicherer, zerstreuter Blick.
Baselli hatte einen zu tiefen Teint und ungeschmeidiges Haar. Aber der Schnitt war rein wie der eines Ägineten, und ihr stolzer Blick flammte in unbewußter oder in Zaum gehaltener Trauer. Marie hielt sich gern in ihrem Umkreis, um die edlen Augenhöhlen, die köstliche Zeichnung ihrer Lippen in der Nähe zu sehen, und wie über einen heiligen Wald schwärmte ihr inneres Auge über sie hin.
Aber Irene Angermaier war die schönste! Mit braunem, weichfließendem Haar, ruhig und müd wie eine Nymphea im Mondlicht. Sie lehnte in ihrer harten Schulbank mit jener überlegenen Grazie, welche die Menge anjubelt und vor der die Maler knien. In prunkvoll ausgeschlagener Gondel, in Palästen hätte sie ruhen sollen; ein Antlitz für Perlen und unschätzbare Schleier, ein Wesen, zu schön um zu leben, zu leicht, um im Grabe zu ruhen.
Gelmini war aus Salurn, und melodisch wie ein Glockenspiel. Ihre Achseln schienen wie mit Blütenfäden an ihren Körper gefügt, und an der Art, wie sie den Arm nach der Stiegenrampe ausstreckte, und an ihrem Gang konnte Marie sich nimmer satt sehen. So schritt wohl Julia, als Romeo sie zum erstenmal erblickte. Und wenn Livia: „il gallo, la primavera, la catena“ sagte, dann schwärmte Maries Herz wie ein bunter Schmetterling in der Sonne. Mit Livien, die erst neun Jahre alt war, hätte sie verkehren können, aber sie gefiel ihr zu gut, und wo sie bewunderte, zerfloß sie in Verehrung. In Wirklichkeit wollte sie weder von Puppen, noch von Freundinnen etwas wissen, und mit Vertraulichkeiten war ihr nicht gedient. Sondern sie wollte höhere Wesen, die sie ihrer enthoben. Und angesichts jener vier reizvollen Gestalten, die sie so früh verlieren und sterben oder scheiden sehen mußte, war sie viel mehr einem Zustand als Gefühlen hingegeben. Sie sprach nie mit ihnen und suchte nie von ihnen beachtet zu werden, nur in der Nähe, im selben Zimmer mußten sie sein; sie mußte sie alle vier sehen können, wenn sie den Kopf wandte; dann war ihr Kloster ein gar schöner, gewählter und träumerischer Ort.
Mit ihnen schwand alle Poesie aus Maries klösterlichem Leben; sie stak von neuem in Grübeleien, wie in ödem, verwirrendem Sande, langweilte sich und sehnte sich fort. Zudem wurden alle ihre Bücher, die sie gerne vorschriftswidrig in ihrer Schublade aufgeschlagen hielt, der Reihe nach konfisziert, und ehe sie sich versah, stand sie als Verkörperung der Insubordination von allen Zöglingen abseits. Alljährlich feierte man in ihrem Kloster das sogenannte Königsfest, bei dem sich das ganze Pensionat in einen Hofstaat umwandelte, und jeder Zögling, von der Königin herab zu den Köchen und Kaminkehrern, je nach Verdienst, seine Charge erhielt. Die ersten Jahre stand Marie als Page, in Korkzieherlocken und Goldreif, einen ganzen Tag hindurch stumm, doch voll Entzücken in der Königin Dienst. Es war Irene Angermaier, in Silbergaze und königlicher Krone. Aber später wurde ihr dies reizende Fest verleidet: In einem schief aufgesetzten, viel zu kleinen Schäferinnenhut und einem zu engen grünen Tarlatankleid (denn es hatte als ehemalige Balltoilette eine Taille, und sie noch lange nicht) spazierte sie als „königliche Lectrice“ mit einem Riesenbuch, allein und tödlich verlegen, hinter den Landgräfinnen einher, und wenn im cortège die Reihe an sie kam, tanzte der Bouffon in seiner roten Schellenkappe vor ihr her und verkündete ihre Streiche. Nun pflog sie zwar über die Weltordnung allerlei Separatanschauungen, doch für das Maß ihrer eigenen Missetaten fehlte ihr jedes persönliche Gutdünken, und sie schämte sich über Gebühr.
Aber dafür war die freie, herrliche Welt der Tummelplatz aller Freiheiten, und ihr Herz schlug hoch, als die schweren Klosterriegel auf immer hinter ihr zufielen.
Das Leben präludiert meist anders, als es verläuft. In der Tat: so unglaublich es ihr selber erschien: einen Monat später durchschwärmte sie, frei wie ein Waldestier, eine Mondnacht um die andere in den Bergen und kampierte am offenen Feuer wie ein Zigeuner. Was hätte sie gesagt, die würdige Mère Supérieure, die ihre Uhr nach den Hühnern richtete? — Da hing Maries Disziplin am hohen Klostergiebel, als leeres Fähnchen zurückgeblieben.
Folgendes müssen wir ihren eigenen Aufzeichnungen entnehmen:
„Es war zur Sommerszeit in den bayrischen Bergen, als uns vier Kinder die Wanderlust zum erstenmal ergriff. Aber der Tag ließ uns nicht weit genug gelangen; so rüsteten wir uns sorglich auf einen längeren Streifzug aus. Daß uns gerade nur soviel Geld bewilligt wurde, um vierundzwanzig Stunden fernzubleiben, kümmerte uns nicht.
Erst als der späte Nachmittag golden verglühte, traten wir vor. Bald rauschte dann im Mondlicht der Fluß uns zur Seite, und schneeweiß zog sich die Straße den schwarzen und bewaldeten Felsen entlang. Jeder Stein, der im Flusse die Wellen zurückwarf, die Kiesel am Wegesrand, ja das zertretene Gras am Ufer schienen verklärt. Und wenn sich in dem mondlichen Schweigen der Schrei eines Tieres entrang, durchzitterte ein ewiges Glück die schimmernden Mulden.
Immer leichter trugen uns unsere Schritte voran! Immer eifriger berieten wir die Möglichkeiten einer einstigen großen Erbschaft, und in der großen Bergesstille schallte unser lautes Gelächter.
Als die Lichter der „Fall“ vom anderen Ufer herüberleuchteten, hielten wir Rat: denn aller Spaß wäre zu Ende gewesen, hätte unserem Auftreten etwas von dem hohen Ansehen gefehlt, von dem wir selbst so sehr überzeugt waren. So betraten wir, stets fremde Sprachen untereinander führend, das alte Gasthaus, bestellten ein wohl ausgeklügeltes, sehr zimperliches, aber sehr billiges Essen, gaben dann vor, einer Wette halber, die Nacht in keinem Hause verbringen zu dürfen, und griffen, mitten in der Nacht, mit großer Eile nach unseren Stöcken. Der Eindruck war nach Wunsch: die paar Reisenden und das Personal standen neugierig an der Türe, eine alte Dame protegierte, die Wirtin bewunderte uns, der Förster zog seine Pfeife weg und wies uns den Weg, und von freundlichen Zurufen verfolgt, von der alten Dame gewarnt, drangen wir in den Wald, und weiter hinein in die Riß. Den Tag verschliefen wir auf Almen oder Bergeskanten. Kamen Stürme, so äfften wir sie. Von den Felsen geschützt, apostrophierten wir das finster fliegende, grandiose Gewölk und begrüßten die Donnerschläge mit dröhnendem Gelächter.
In der Folge dehnten wir unsere Touren immer stattlicher aus. An einem Herbsttag kamen wir vom Achensee und wollten über den Schildenstein zurück. Die Alm war geschlossen. Da liefen wir in der Dämmerung den Kanten des Blauberges entlang, drangen durch das Fenster in eine leere Hütte und machten uns Feuer. Aber draußen lockte die Nacht, lockten die im Monde getauchten Tiefen des Achentales und der silberne See. Unbeweglich wie Berggeister saßen wir, in unsere Mäntel gehüllt, vor unserer Alm. War es Ahnung oder Müdigkeit, die uns verstummen ließ? Die Welt mit ihrem Spiel riesiger Schatten und frohlockender Höhen atmete Gesang, aber die Leier unserer Freuden schwebte zerrissen über uns.
Bald standen wir wie ein Häuflein, das ohne den Führer trübe zerfällt. Der große Zauber jener Wanderungen hing an einem romantischen, 19jährigen, höchst merkwürdigen Wesen, in dem kein Raum war für Pandorens Trug. Reinste Vernunft gebot hier jeder Unruhe, und die Erkenntnis überstrahlte den Wunsch. Aber nie vorher hatte sich so hohe Weisheit mit solcher Grazie umkleidet und die Taue eines so unschuldigen Lebens gelockert. In dieser fast morbiden Erscheinung mit dem unbeschreiblichen Relief ihrer bangen Umrisse, blieb alle Schwäche ausgeschieden, war alles Schönheitssinn und Stil. Zuletzt sind Linien, die uns fesseln, solche, an die wir uns nicht gewöhnen, und stete Neugier erregte diese schmale, ernste Stirne mit den hochgezogenen Brauen, die fast leichtsinnige Anmut des kleinen Ovals, das eitel gesteckte Gold der Haare, und dabei die männliche Zurückhaltung in den durchdringenden Augen. So glich die Mischung ihrer psychischen Elemente der Stimmung eines herrlichen, aber zu zarten Instrumentes; und so ließen sich ihre Anforderungen an ein Leben, an das sie nicht glaubte, nicht herabdrücken, und mit allen Fasern zog sie sich von ihm zurück.
„La mort est bête“ sagte Gambetta. „Aber der Tod überblickt Zusammenhänge, und das Leben ist befangen. In unserer Existenz wähnen wir unser Wesen erschöpft, währenddem die Grundlagen neuer Individualitäten schon in uns dämmern, neue Lebensformen unserer harren mögen. Allein einzig ist der Mensch als Kunstwerk! Und mit Grauen erfahren wir, daß es Wesen gibt, die, köstlichen Schalen gleich, einmal zerschlagen, der Natur nicht wieder gelingen.“
Wie der Seekranke vom Schiff im ersten Morgengrauen nach der Küste späht, so sehnt man sich oft nach dem Tode — man weiß, daß man den Gang und die Richtung seines Schiffes nicht verändern kann.
Nietzsche. Nachgelassene Werke.
Ob wir wollen oder nicht, wir werden am Ende alle katholisch.
Moltke.
Als Marie heranwuchs, wurde ihr der Ernst so widerwärtig wie früher das Leiden. Von den beiden Philosophen, von welchen der eine die Welt ewig weinenswert, der andere sie ewig komisch fand, hatte nur der letztere ihren Beifall. Denn wer sich über eine Welt, gegen die er nichts vermochte, Sorgen machte, der war in ihren Augen ein Narr. Man lebt nicht lange, also lebe man, ohne zu denken. Allein ihren Theorien zum Trotz erhoben sich die Gedanken wie ein brennender Wüstenwind in ihrem kindlichen Gehirn. Da faßte sie eine tiefe Abneigung zu Menschen ihrer Art. Mädchen ihres Alters umging sie in weitem Bogen, aber das Zusammensein mit schönen verwöhnten Frauen, im Kreise weltgewandter Männer, wurde ihr Paradies. So geriet sie sehr früh in eine Clique welterfahrener, mächtiger und verfeinerter Leute, die sich täglich sahen, in deren Vertraulichkeit, die keine war, das Herz fast keine Rolle spielte, sondern mehr das Behagen, und deren Denkprozeß bei oft interessanter Begabung ein geringer blieb. Aber gerade dies fand sie bezaubernd. Das Leben war es wohl wert, zur Kunst erhoben, erheitert zu werden, und die Sorglosen waren die Lieblinge, die Nachdenklichen nur die Frondiener der Götter.
Jene also waren die überlegenen und vollkommeneren Menschen. Ach und das ferne, freundliche Mitgefühl, mit dem sie eine eben ereignete große Katastrophe, einen Brand, ein Eisenbahnunglück besprachen, vollends die Art, mit der sie dann das Thema wieder fallen ließen, entzückte, ja betäubte Marie. Und die Ironie, mit der sie gesprächsweise die Erbärmlichkeiten des Lebens streiften, — nur streiften! schien ihr das non plus ultra seelischer Eleganz.
Diese siegreichen Typen schieden in ihren Augen alle entwürdigenden Grausamkeiten, alle Häßlichkeiten aus, alles, was sie haßte, woran sie nicht erinnert werden wollte, und keine verzehrenden, keine erniedrigenden Schmerzen gelangten je zu diesen lachenden Höhen.
Und es lag ihr so sehr am Leben! Es schien ihr so kostbar, so begehrenswert. Sie liebte, ja in dem höher potenzierten Menschen vergötterte sie es; aber die Freude war das Gesetz, nach dem er wandeln sollte.
Aber ach! die Freunde ihrer Wahl, in deren Oberflächlichkeit sie schwelgte, deren Lächeln sie beruhigte, an deren Leichtsinn sie ihr Gemüt sonnte wie ein Kranker im Mittagsscheine, sie hinderten ja nicht, daß ihre Gegensätze bestanden. Ihr Genuß löschte keine Qual, war nur ein Kontrast, — kein Ersatz, — nur ein Widerspruch mehr! Empfindungen von solcher Mannigfaltigkeit konnten sie da überwältigen, und der Andrang ihrer Gedanken im Verhältnis zu ihren noch kaum entwickelten Fähigkeiten sich so mächtig steigern, daß vor innerer Erregung ihre Zähne zusammenschlugen, und ein lauerndes Angstgefühl sie immer deutlicher beschlich.
Zu ihren Freunden hatte sie indes eigentümlich Stellung genommen: zu jung, um noch zu zählen, störte sie niemanden; die Frauen litten sie gern, ja die schönste von ihnen zog sie zu den Zusammenkünften, die täglich bei ihr stattfanden, und hielt sie wie eine Art von Pagen. In der Tat hatte Marie der Schönheit gegenüber eine huldigende Art, ein Gefühl des Ausgefülltseins und Verlorengehens, ein Stillstehen ihres Selbst zu einem Atom, das nicht Schwärmerei war, sondern Glück.
Eines Tages hatte sie sich verspätet, die Besucher waren fort und ihre Freundin allein.
Durch das alte, gemalte Scheibenfenster umwob sie der goldene Staub der sinkenden Frühlingssonne. Sie lag, den Kopf zurückgeworfen, ausgestreckt und rauchte eine Zigarette. Nichts dächte man, was in diesem Anblick klassische Erinnerungen weckte. Was hielt nun Marie vor einer der schönsten Gestalten ihrer Zeit, unbeweglich, wie geblendet, an der Schwelle zurück? Sie sah Helden verbluten, Troja im Schutt und Hektor erschlagen, und wie von einem plötzlichen Schein entrückt, faßte sie das ewige Relief dieses flüchtigen Lebens.
Aber der Mensch war ihr, was dem Künstler die Kunst, und ihr Wohlgefallen war ein Meer der Ruhe. Und dieser eine göttliche Funke in ihr schuf ihr Beziehungen, baute ihr Brücken, die lustig funkelten wie Regenbogen.
Allein nicht nur vergessen und sich verlieren wollte sie, sondern die Art ihrer Salon-Olympier sich aneignen und nachahmen. Stets schwärmend, haßte sie Exaltation, und Kälte des Herzens war in ihren Augen Weisheit.
Es ist ja eine Tatsache, daß nicht die Eigenschaften selbst, sondern ihr Reflex es ist, der uns besticht, und nicht der Wert, den man besitzt, sondern den man verausgabt. Hierin beruht der Reiz gewisser typischer Genußmenschen. Sie erwecken Illusionen, weil wir ihnen mehr zugute halten, als sie veräußern, manchmal mit Recht, und manchmal nicht. Es sind die Reichen, die kein dunkler Stachel der Entbehrung hindert, ihre Empfindsamkeit ohne Rest auszuleben, und von denen geschrieben steht, daß sie das Himmelreich so schwer erlangen, denn es leidet Gewalt.
Und doch konnte sie nicht umhin, das Leiden als einen Mißstand, die Entsagung nicht als eine Bestimmung des Menschen zu betrachten, und wenn sie glückliche Naturen so sehr liebte, so war es, weil sie ihre Berechtigung anerkannte. Dieser Glaube saß ihr im Blute, er wuchs und lebte, er zehrte an ihr. In ihrer eigenen Zerrissenheit erblickte sie einen untergeordneten Zustand, weil sie fühlte, wie dies Übergreifen ihrer Individualität nichts anderes aus ihr schuf, als einen heiseren Mißton, der jede Saite erzittern ließ, der keinen Klang ausschied und keinen unvermischt behielt. Die Röte stieg ihr dann wohl auf, wenn sie der eigenen Maßlosigkeit gedachte, ihres übertriebenen Gebahrens, noch vor einer Stunde, als sie in Voltaires Geschichte Karls XII. von Peter dem Großen las, der seine Kosaken so unentwegt, nach Tausenden rädern ließ. Gleich einem scheugewordenen Tiere war sie da mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen, wie um eine solche Tatsache aus ihrem Bewußtsein zu löschen. Denn aller Jammer, der solche Greuel deckt, war da vor ihren Blicken aufgestiegen, und ungestüme Todessehnsucht ergriff sie vor dem Bilde einer so schmerzbefleckten Welt.
Bei solcher Gemütsart mag es eigentümlich erscheinen, daß sie die Religion so ganz abseits ließ. Allein sie war ihr durch das Kloster zu sehr entfremdet worden. Das Breittreten großer Mysterien hatte nur ihren Widerwillen, später ihre Gleichgültigkeit hervorgerufen, und weiter ging das Senkblei ihrer Messungen nicht. Es ging ihr wie so vielen. Daß wir einem Glauben, in dessen tiefste Geheimnisse wir als kleine Kinder eingeweiht werden, eines Tages ungeduldig den Rücken kehren, ist ja ungefähr das Naheliegendste, was es gibt und erfordert spottwenig Geist. Und wie tief drang jener Rat Goethes in Wilhelm Meister, den Knaben die Mysterien des Neuen Testaments bis zum Jünglingsalter vorzuenthalten, um der notwendigen Verstümmelung ihrer Eindrücke vorzubeugen? Christus wählte reife Männer zu seinen Zuhörern, und wie summarisch verstanden ihn selbst die!
Jene Verstümmelung ihrer Eindrücke nun hatte Marie erfahren. Christus war ihr ein furchtbares Rätsel geworden, eine unverständliche Gestalt, der Widersprüche voll, der Umrisse bar, zu der sie keine Fühlung gewinnen konnte und die sie bedrückte.
Und jene dunkle, unbestimmte Furcht umzingelte sie immer näher mit unruhigen, peinigenden Schatten. Bald mied, bald erforschte sie im Spiegel ihre scheuen trostlosen Blicke. In den Dissonanzen ihres Innern sah sie keine Lösung, keine Lichtung für einen Strahl des Gleichgewichts, und wie der Sturm auf schwarzem Geball, so jagte das Gespenst des Wahnsinns auf dem Getürme ihrer Gedanken und Empfindungen, die ungeschieden ineinander wogten; wie ein im Stimmen begriffenes Orchester, in dem Violinen, Hörner und Baßgeigen die unzusammenhängendsten Läufe und Motive wirr ineinandertönen. Nur indem sie stets zu den heiteren Seiten des Daseins flüchtete, glaubte sie Ruhe und Rettung zu finden, und glich so einem in Brand Gesteckten, der vor der Flamme davonläuft und sie dadurch nur entfacht. Sie las grundsätzlich keine ernsten Bücher mehr und ging nie in ein Konzert. Einzig französische Musik vermochte sie zu zerstreuen. Ihr entströmten, wie Wohlgerüche aus unnachahmlicher Phiole, die Kundgebungen nationalster Grazie und Form, und sie schlürfte den Tau französischen Geistes, wie durchsickert von seiner Vollendung. Denn sie liebte feste Umrisse, und der Zauber einer Rasse lag für sie in deren Geschlossenheit, aber das Feine gewährte ihr mehr Befriedigung als das Große, weil sich in ihm das Wohlgefallen ohne Stachel erschöpfte. So abhold sie jedoch dem Leben gegenüber jeder Gründlichkeit war, in der Kunst verletzte sie die Oberflächlichkeit, ja sie erschien ihr gemein. Und hierin allein mochte sie es nicht mit ihren Freunden halten, deren Stellungnahme gewissen Dingen gegenüber sie verdroß. Denn sie fühlte die gänzliche Bezugslosigkeit der Frivolität zu allen höheren Gebieten. Aber hier wie da gelangten nur flüchtige und heftige Stimmungen bei ihr zu Atem, und es lag etwas Chaotisches in der Gleichzeitigkeit ihrer oft ganz entgegengesetzten Empfindungen.
Übrigens mußte sie doch bald einsehen, daß ihr alles nichts half. Sie mochte ihre Freunde noch so sehr bewundern, die Ansichten des einen, den Tonfall und das blasierte Lachen eines anderen, die Persiflage eines dritten nachahmen, schwärmen und kopieren, kopieren und schwärmen, sie wurde ihnen nicht ähnlich. Zwar wollte auch sie zu denen gehören, welche ihre Herzen abrichten, ihre Eindrücke assimilieren, nicht ihnen nachhängen — ja, aber sie stürmte nicht, wie ihre Freunde, in die weite Welt! Für sie segelte kein Schiff auf die herrlich freien, hohen Wogen des Lebens, sie stand am Gestade, und der Gedanke an ein ruhiges gleichförmiges Dasein erfüllte sie mit Verzweiflung.
Denn das Element, die Atmosphäre, in der ihre Seele lebte, war die Welt der Eindrücke; wo diese fehlten, stagnierte ihr Inneres wie ein Sumpf, und ihre Züge wurden stumpf und leblos vor den Augen derer, die entweder kein Gefühl oder kein Interesse in ihr erweckten.
Ein einziger in jener Gesellschaft, die ihr El Dorado war, hatte sie durchschaut. — Er trug seiner romantischen Erscheinung halber den Spitznamen Alfred de Musset. Sein Gesicht war en face gesehen schön und zauberhaft jung, das Profil niederträchtig, die Gestalt bei äußerlicher Eleganz von schlechter Rasse, die Hände unsympathisch. Seine Begabung, in ihrer Art ungewöhnlich, war à fleur de peau. Dabei gehörte er zu jenen Menschen, welche den Geist der anderen auf das lebhafteste anregen und in Schwung versetzen. In seiner Gegenwart beherrschte sich die schüchterne Marie vollkommen. Sie drückte sich frei und unbefangen aus, und die Worte standen ihr für alle ihre Einfälle zu Gebot. Dies erhöhte nur ihre Gereiztheit, denn genau so, wie sie sich im Zwiegespräch mit ihm zeigte, wäre sie gern vor ihren anderen Freunden erschienen, die nur beiläufig auf sie achteten und die ihr so gut gefielen. Sie glaubte sich an ihm rächen zu müssen, indem sie es ihm ins Gesicht sagte, und ihm alles vorwarf, was ihr an ihm mißfiel: von seinem Profil bis zu seinem dekadenten, mehr in die Tiefe als in die Breite gehenden Verstand. Er ließ sie reden, — ihr aber schien ihr eigenes merkwürdiges Verfahren höchst angebracht und loyal, und indem sie ihm ihre Abneigung gestand, ja klagte, glaubte sie den so anregenden Verkehr mit ihm aufrechthalten und nach Wunsch gestalten zu können.
Aber die Nachwirkung blieb stets dieselbe, die Abneigung für ihn steigerte sich ins Unerträgliche, denn genau so ehrlich, so akut, wie sich sehr junge Leute verlieben, war sie in ihn verhaßt.
Eines Tages brachte er ihr die frühen, verträumten Lieder Debussys auf Gedichte Beaudelaires, und von der schwülen Atmosphäre dieser Musik halb gehoben, halb betäubt, sprach sie sich da so manche Last so leicht vom Herzen: ihre Scheu vor tiefen Problemen, und die heimliche Qual großer Musik. Und wie von fernem Ufer sah sie ihn da aus der Tiefe ihrer Verlassenheit an und lächelte ihm zu, weil er ihr vom Hauche des Frühlings umweht erschien wie ein blühender Zweig.
Er aber sagte ihr tröstliche, schmeichelhafte Dinge, für welche sie, aufatmend, naiv genug war, ihm zu danken; denn er wollte einen Einfluß über sie gewinnen, nicht aber sie erfreuen. In demselben Tone weiterredend, änderte er da auf der Stelle seine Taktik; ohne daß sie seine Absicht merkte, entstellte, verzerrte er das Bild, das er noch eben von ihr malte. Sie horchte entsetzt und sah nicht, daß er es war, der sich nun rächte. Ihr war als stürzten die Balken eines Gerüstes über sie zusammen, als hörte sie den endlichen Schlag einer lang lauernden, elenden Stunde, den Wehruf finsterer Vögel.
„Den Wahnsinn, dem Sie verfallen sind, ahnen Sie ja längst,“ sagte er. — Aber ein mutigeres, stärkeres Wesen schien da plötzlich in ihr zu erstarken, sie von seinen Drohungen freizusprechen, zu beschützen. Dieselbe Fähigkeit, aus dem Stegreif zu erfassen, zu überblicken, sich auszudrücken, verlieh er ihr auch jetzt; doch als er lächelnd, mit begütigenden Worten, Abschied von ihr nehmen wollte, hielt sie ihn schnell zurück: „Dies Haus gaben Sie mir ein Recht, Ihnen zu verbieten,“ flüsterte sie, und wie Liebende in ihrer ersten Umarmung, so war sie durch die endgültige Trennung von ihm an das Ziel ihrer Wünsche gelangt, und Haß und Widerwille waren erloschen.
Es gibt Momente, in welchen der Mensch den Charakter seines Lebenslaufes so klar und nüchtern erschaut, daß, Maeterlincks kühner Hypothese gemäß, die Zukunft mit der Klarheit der Vergangenheit an ihn herantritt. Warum erkannte da Marie gerade jetzt, als sie dem Manne nachblickte, daß auf Jahre hinaus alles, was sich ihr bieten, sich verkehrt zu ihr stellen mußte, und daß sie alle Früchte verdorren sehen oder zur Unzeit brechen würde?
Indessen stand das Haus, in dem alle Freuden ihres Lebens blühten, unversehens leer, ihre Freunde zogen fort, und ihr Zaubergarten versank. Ach auf so winzige Veranlassungen hin konnte dort die Schale ihres Glückes überströmen, denn mächtiger als in allen Mandelblüten des Südens, als in allen Fliederbüschen des Nordens rauschte der Frühling in ihrem Herzen. Sie sah nun zu den verödeten Fenstern empor, und litt um so mehr, als sie nicht leiden wollte, nicht fliehen, an toter Stätte nicht vergessen konnte.
Daß unser Leben zwar lange nicht so spannend, aber in seinem eigentümlichen Verlauf unwahrscheinlicher ist als der kühnste Roman, diese Bemerkung ist ja nicht mehr neu. Aber was uns in unsere Bahn lenkt, tritt in der Regel nicht ominös, sondern leicht und mit nichtssagender Miene in unseren Weg. Die Wendepunkte des Lebens liegen im Tal, im aussichtslosen Dickicht und Gestrüpp. Marie erhielt Besuch aus New-York, in Gestalt eines jungen, reichen und verwöhnten Mädchens. Es war eine jener zu rasch erfolgten, atemlosen und überhitzten Kulturen, ohne Verweilen, ohne Gemütlichkeit und ohne Humor. Ihr Geist war stärker als ihre Persönlichkeit. Sie kampierte auf einer weißen, großartigen Wolke und schien mit ihrem stets in die Ferne gerichteten Blicke über ideelle und allgemeine Interessen das Einzelne und Persönliche aus den Augen verloren zu haben. Dabei aber war dieser „spiralähnlichen“ Begabung ein ausgesprochener Stich ins Erhabene zu eigen. Und wie sich sehr hervorragende psychische Veranlagungen oder Eigenschaften häufig in einer körperlichen Linie widerspiegeln und nach sichtbarer Gestaltung drängen, so verriet sich die hohe Unterscheidungsgabe dieses zu farblosen und abstrakten Geistes in einer eigentümlichen Hoheit der Haltung und der Gestalt, in einer unvergleichlich edlen Kurve ihrer Achseln, und — man lache nicht — in dem idealen Glanz ihrer träumerischen Flechten. Äußerlichkeiten waren es denn auch, die Marie mit ihr versöhnten.
„In jeder Menschenseele wohnt das Bedürfnis, sich groß zu machen, und auch das Bedürfnis, sich klein zu machen.“ Marie, welche Verherrlichungen ihrer eigenen Person mit fast kindischer Freude entgegennahm, trieb eine gewisse Bescheidenheit wiederum so weit, daß es ihr unmöglich wurde, ein ihr dargebrachtes Gefühl sich wirklich vorzustellen, noch zu begreifen. Entweder suchte sie den Grund dafür in irgend einer Lücke, einer untergeordneten Beschaffenheit des Betreffenden, oder sie fand überhaupt nicht den Mut, daran zu glauben. So verwirrte sie jetzt die entschiedene Gunst, die ihr von der jungen Fremden zu teil wurde, um so mehr, als sie viel zu unerfahren war, um sie richtig zu taxieren. Die wenigen Tage ihres Aufenthaltes gestalteten sich übrigens für Marie auf die denkbar angenehmste Weise. Sie kam zum erstenmal mit den berühmtesten Leuten ihrer Zeit zusammen und saß stumm, doch hoch erregt, mittags mit ihnen zu Gaste und abends im Theater. Zwischendrin allerdings wurde sie von Honorien, ihrer neuen Freundin, in Zwiegespräche hineingezogen, die ihr gar nicht entsprachen. Hohen, übersichtlichen Besprechungen war Marie nicht gewachsen, und selbst wo sie diese zu verfolgen vermochte, geschah es mit Widerstreben. Denn philosophische und künstlerische Probleme schienen ihr zu so gewohnheitsmäßiger Erörterung nicht geeignet, Honoria aber besprach nie Alltägliches, selten und nur von ferne Personalien. Bei aller Herzlichkeit lag etwas so Unnahbares, Unpersönliches in ihrem Wesen, etwas so Indirektes und Ferngerücktes in ihrem Blick, daß Marie immer den Eindruck hatte, als sähe sie jene nicht selbst, sondern statt ihrer ein Schemen, das ihr gefiel.
Am Morgen der Abreise ging Marie zu ihr. Es war ein lauer Sommertag, die Bayreuther Festspiele eben zu Ende. Honoria empfing sie mit offenen Armen und schickte den Wagen fort, um die Strecke zur Bahn zu Fuß mit ihr zurückzulegen. Alsbald war denn auch eines jener Gespräche im Gange, die Marie so sehr langweilten. Sie seufzte und sah zerstreut auf die staubigen Bäume, zum weichen, herbstlichen Himmel empor. „Gott sei Dank,“ dachte sie, „sie geht“.
Aber schon am folgenden Morgen kam ein fingerdicker, in der Eisenbahn geschriebener, französischer Brief, der nichts weniger enthielt, als die Fortsetzung der allzu umfassenden Philosopheme, welche Honoria auf dem Weg zur Bahn entworfen hatte. Nicht einen Augenblick länger wollte jedoch Marie eine solche Komödie aufrechthalten. Das „Du“ ignorierend, das in jenem Briefe geführt wurde, schilderte sie sich selbst so, wie sie war, mit ihrem wirklichen, mit ihrem grundsätzlichen Mangel an Interessen, und die gänzlich verschiedene Richtung, welcher sie ihrer Natur nach angehörte. Somit galt ihr diese Episode als beendet, und sie war nicht wenig überrascht, als Honoria, welche die Dinge von oben nahm, sie in einem noch dickeren Briefe eine Spartanerin nannte und nunmehr den Verkehr so rege gestaltete, als lebten die beiden Mädchen in benachbarten Städten, nicht in getrennten Erdteilen. Marie wurde der Gegenstand fortwährender Sendungen und Geschenke. Bald kamen persische Lieder in köstlichem Pergamenteinband, mystische und philosophische Werke, eingerahmte Gravuren in hohen Kisten, und sie hatte vollauf zu tun, um nur die Zeitschriften durchzusehen, auf die sie sich mit einemmal abonniert sah, und sich von all den Büchern in Kenntnis zu setzen, die ihr bald direkt, bald durch Buchhandlungen zukamen. — Sie tat es denn auch mehr aus Erkenntlichkeit, denn aus Neigung.
So verging ein Jahr. Da erhielt sie in den letzten Septembertagen unerwartet einen Brief mit dem Homburger Stempel. Honoria war infolge einer durch Überanstrengung erfolgten Krankheit zur Erholung dorthin befohlen worden und sollte nach beendeter Kur schleunigst nach dem Süden. Da ihr der Umweg zu Marie nicht gestattet war, bat sie nun dringend um ihren Besuch. Marie sah diesem Wiedersehen mit Interesse entgegen; besonders freute sie sich auf das Treiben eines so berühmten Kurortes und ließ sich durch die Jahreszeit in ihren Erwartungen nicht beeinträchtigen, denn in Homburg, wollte sie wissen, gab es das ganze Jahr hindurch schöne und interessante Leute.
Honoria, die ihr einige Tage später auf dem Frankfurter Bahnsteig entgegeneilte, erschien ihr noch höheren, noch edleren Wuchses als vordem. Trotz der großen Modernität ihrer Kleidung war die Zeichnung ihres Kopfes, die Linien ihrer Gestalt erhebend wie ein antiker Fries. Ihr Anblick rührte die leichtbewegte Marie. Sie freute sich, den heißen, staubigen Zug zu verlassen und die letzte Strecke in dem offenen Wagen zurückzulegen, der vor dem Bahnhof in der Sonne wartete, durch Frankfurt, das sie nicht kannte und in der frischen, schimmernden Luft nach Homburg zu fahren, und sie freute sich, daß sie gekommen war. Allein schon unterwegs empfand sie die alte Ungemütlichkeit, die alten Strapazen dieses Verkehrs. Honoria schien in ihrem Element, wenn ihre Gedanken gleichsam in der Luft hingen; Marie hingegen war gänzlich real, und ihr Idealismus galt dem Leben. O wie erschrak sie über den Anblick, den ihr Homburg gewährte! Von Massen welkenden Laubes bedrückt, starrten die leeren Alleen, starrten verödete Gärten und Villen. Honoria rühmte ihr die große, wohltuende Stille des sonst so geräuschvollen Ortes. Die Villa, welche sie ganz allein mit ihrer Gesellschafterin und einer Kammerfrau bewohnte, war die Dependance des einzigen Hotels, das, wahrscheinlich ihr zu Ehren, noch nicht geschlossen war. Marie erblaßte. Ihr Herz sank. Sie haßte das ausschließliche Zusammensein mit Damen! Sie sah keine Anregung, keinen Sinn in einem einschichtigen Verkehr, und er langweilte sie auf die Dauer zu Tränen. Ein Leben, das auf ein Weilchen das Ideal eines geistig und gesellig überanstrengten Menschen sein mochte, war nur ein Alp für das zerstreuungssüchtige Mädchen.
Honoria lag des Morgens meist mit schon ganz erschöpften Zügen zu Bett; hatte vor Tagesanbruch ihre Korrespondenz erledigt und Emersons Essays oder die Briefe des hl. Paulus gelesen. Sobald sie aufgestanden war, ging sie unverzüglich an eine, aus Gefälligkeit unternommene, Übersetzung, und Stunden hindurch drang der hartnäckige Lärm der Schreibmaschine durch die stillen Zimmer. Vor dem öden Klippklapp floh Marie ins Freie und strich durch die toten Straßen Homburgs, oder verlor sich in einer Anwandlung von Schwermut in den großen Park. Früh am Nachmittag harrte dann die leichtgeschirrte Viktoria und Marie freute sich der langen Fahrten durch den goldenen Taunus. Aber als der Oktober seinem Ende zuneigte, litt sie bei dem Anblick des sterbenden Laubes, der finster welkenden Natur. Ihr war, als fielen ihr die gelben Blätter aufs Herz, und ihr Auge lechzte nach einem grünen Zweig, nach einem blühenden Fleck inmitten des ungeheuren Grabes, das sich bereitete. Sie begriff die Schönheit des Herbstes, Honoriens Freude daran nicht. Was der Augenblick verhieß, nicht was er bot, nicht der Sonne zärtliches Verweilen, ihren Scheidegruß vernahm sie allein. Und wenn der Wagen in der Dämmerung durch einen Dom welker seufzender Bäume fuhr, so umlauerten sie, wie einst die Elfen des Erlkönigs Sohn, des Verfalles grausame Schatten, und entwanden ihr das Herz.
Zu Hause kam dann der lange Abend mit Shakespeares und Brownings Gedichten; aber sie fing an, alle Bücher zu hassen. Wohl konnte sich ihr Blick flüchtig beleben, wenn Honoria duftend und geschmückt, gleich einer hellen Wolke, ihrem Zimmer entschwebte, sonst aber saß sie oft stundenlang mit ihrer Stickerei still am Fenster, und nach den einfältigsten Bemerkungen mußte die sonst so Gesprächige ringen. Gern folgte sie Honoriens Aufforderung zu musizieren. Allein die Töne brachten das Echo ihrer Langeweile mit quälender Steigerung zu ihrem Bewußtsein, und schlaff und zerstreut endete ihr Spiel.
In dieser Zeit hörte Marie, die sonst alle Wagner-Opern kannte, in Frankfurt zum erstenmal den Rienzi, und obwohl Aufführung wie Besetzung zu den minderen gehörten, so war sie von dem Drang, dem titanischen Gären, ja gerade von dem Unvermögen dieses Werkes heftig ergriffen. Hier war Ikarus, dessen ewiger Mut sich Flügel über Welten hin, Flügel, die nicht brachen, schmieden sollte.
Mächtig angeregt fuhr sie im offenen Wagen durch das mondumhauchte Land und weiße Dörfer nach Homburg zurück, und Wagners Schaffen als eines Wunders gedenkend, lehnte sie den Kopf weit im Wagen zurück, und verlor sich in der stillen bethlehemischen Pracht. Vergessen und verweht schien ihre Schwermut, die doch schon tags darauf, gleich einem Nebel, ihr Gemüt von neuem umschleierte. Besonders auf die Schreibmaschine wurde sie zuletzt erbittert, und als diese eines Morgens wieder so geschäftig das stille Stockwerk durchdrang, fing Marie in einem Paroxysmus von Langeweile in ihrem Zimmer stürmisch zu weinen an. Das Leben war so reich, so mannigfach und schön! Es gingen auf der Welt so typische, reizende Menschen einher! Ach! warum lebte sie von ihnen getrennt! Wer war für des Lebens Genüsse königlicher geartet? Mochte sie zeitlebens entbehren, bis in alle Fibern blieb sie verwöhnt.
Und obwohl nur mehr drei Tage ihres Bleibens waren, schien ihr gerade der heutige nicht mehr erträglich. Rasch zu Honoria tretend: „Ich kann heute keine gelben Bäume sehen und fahre nach Frankfurt,“ sagte sie lachend und drückte ihr den Arm. Sie sah noch Honoriens überraschten, aber so freundlichen Blick, dann stürmte sie die Treppe hinab und zur Bahn, der Schreibmaschine und Homburg davon!
Wie ein Füllen, das sich auf freiem Rasen tummelt, so behaglich war es Marie am selben Nachmittag auf der bewegten, im lieblichsten Lichte getauchten Zeil. Die üppigen Töchter der Stadt, die mit ihren Müttern erwartungsvoll einherzogen, die eiligen Geschäftsleute, die Müßigen und die Lebensfrohen, die gemeinen, die aufgeputzten, oder die sympathischen Leute, alle schufen ihr Kurzweil, und wie ein Kind in Bilderbücher, war sie ganz in den Anblick der vielen Spaziergänger versunken; überall von dem Zauberkreis eines selben Lebens gebannt, ruhte, sich selber verlierend, ihre gehaltlose Seele, die dem Mann ohne Schatten glich, von der Einsamkeit aus.
Sie hatte die Stadt der Kreuz und Quere nach durchstreift, an Brücken, stillen Plätzen und verlorenen Straßen geweilt, und schon erblaßte der Himmel. Gänzlich ihrer Stimmung hingegeben, war ihr Bewußtsein wie umflort, von der Atmosphäre des alten und des neuen Frankfurt durchdrungen, und von der sterbenslauen Luft, in der ein Klang lag ewiger Ermattung, von ewiger Vergänglichkeit.
In einer kleinen verträumten Sackgasse machte sie Halt, um ihren Weg zur Bahn zu erfragen; und von einem entstellten Profil Richard Wagners, das dort in der Auslage eines Musikladens prangte, wandte Marie, die ungern Häßliches sah, im Vorübereilen den Blick.
Den Abend verbrachte sie mit Honorien in aufgeräumtester Laune, erzählte, was sie gesehen, gehört, gegessen hatte, und unterbrach die Browningsche Lektüre mit allerlei Späßen.
Dies war ihre vorletzte Nacht in Homburg, und entmutigt schlief sie ein. Wann endlich würde sich ihr Leben bewegter gestalten? — Sie gedachte der vergnügten kleinen Konditorsfrau in Frankfurt, an die sie heute so viele Fragen gestellt, die über ihren schmucken Laden nicht hinausdachte und inmitten ihrer Glasglocken, ihrer Schokoladekrapfen und Schaumrollen ein Dasein lebte, vor welchem Marie erschauerte.
Aber was hatte sie denn selbst von ihrem klein bißchen Bildung, als daß sie für die Alltäglichkeit auf immer verdorben, auf immer beunruhigt blieb. Heiß schoß ihr das Blut zu Kopfe: was wußte sie denn? — und was sollte sie von Honorien halten, die über ihre Theorien zu leben verlernte?
Es war finster und still in ihrem Zimmer, als Marie erwachte. Sie besann sich nicht sogleich, was dies wilde Klopfen ihres Herzens verursacht, was sie geweckt, was sie gesehen hatte. Dann stürzte sie ans Fenster und riß es auf. Östlich dämmerte ein heller Streifen durch die Nacht, allein den Tag in ihrem Herzen begrüßte sie mit einer Flut immer neu hervorbrechender Tränen, daß ihr Gesicht erblindete wie eine Scheibe unter dem Regen.
Jenes selbe Profil, von welchem sie gestern im Vorübereilen den Blick abwandte, hatte sie, verherrlicht, zwei Schritte vor sich, mit unbewegtem, gerade ausschauendem Auge gesehen. Aber es war ein vergöttlichtes Auge, weltenstrahlend, weltenspiegelnd und von unvergeßlicher Größe; ein individuelles und doch gänzlich entrücktes Auge. Kein Auge, mit dessen Blick der ihre sich hätte kreuzen können. Es waren die ewigen Augen Wagnerschen Geistes.
Wie ein Erdboden durch plötzliche Erschütterung, so hatte ihre Gesinnung durch ein so ungeahntes Bild eine Umgestaltung erfahren. Es war seltsam, es war spaßhaft genug, und sie wußte, welchen Hohn die Tatsache gerade in ihrem Herzen finden, sie verfolgen würde! Hier war sie: ein junges, bis ins Mark vergnügungssüchtiges Mädchen, das nichts mehr zur Ruhe bringen, in dem nichts den einen brennenden Wunsch mehr betäuben konnte: die Wahrheit zu suchen.
Denn sie wußte in dieser stillsten Stunde ihres Lebens, daß Unwissenheit es war, die jenen Gram in ihr erzeugte, weil Gedanken hinter jenen unruhigen Schatten ruhten, die sie schreckten, und daß nichts sie retten konnte, als ein hellerer Kreis des Wissens, der sie schützend umschloß, als ein Glaube, um den sie selber rang.
Tags darauf verließ sie Homburg.
Golden flogen im Nachmittagscheine Brücken, Felder und Wiesen vor ihrem Zug vorbei, aber vor dem Glanz dieser sonnenerfüllten Welt schloß sie bekümmert die Augen; denn immer schwerer wurde da wieder, auf der langen Fahrt, ihr einsam entschlossenes Herz. Sie sah sich wie vor einem Berg, den nur Geübte und Wetterkundige mit einem Arsenal von Werkzeugen wohlausgerüstet zu besteigen wagen und denen sie nun barfuß und allein folgen wollte. Was sie erstrebte, war ja zu schwer: Nichts was Gleichgewicht und Disziplin des Geistes betraf, lag in ihr vorbereitet noch vererbt, und zu einem systematischen Denken war sie weder veranlagt noch geschult. Kein Pegasus, die traurigste aller Rosinanten stand ihr zu Gebote. Aber weniger glücklich als der an Illusionen reichste Don Quichote, verglich sie unerbittlichen, fast feindlichen Auges ihre Unzulänglichkeit mit ihrem Wagnis. — Was hatte ihr stumpfes kindisches Gehirn mit jenen Rätseln zu schaffen, die es von jeher mühten? Nun war sie erwacht. Mit weitgeöffneten Augen, die nicht sahen.
Als sie bei ihrer Ankunft in München Glucks Oper „Iphigenie in Tauris“ auf dem Zettel sah, ging sie noch selben Abends hinein. Es war eine der letzten Vorstellungen, die unter Levis eminenter Leitung und einer Besetzung alternder aber trefflicher Leute dort stattfanden, und Marie atmete auf in der Atmosphäre dieses edlen Werks.