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18 | Gesellschaftliche Regeln

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Aus einer diffusen Angst heraus hören wir zu wenig auf die klaren Botschaften unseres Herzens. Selbstbestimmtes Querdenken ist in unserer Gesellschaft oftmals nicht erwünscht, dabei wäre alles Leben reicher und bunter, wenn wir viele der vorgegebenen Normen vergessen würden. Laozi rät uns dazu, dass wir wieder mehr unserer Intuition vertrauen sollen. Er empfiehlt jedem, die eigenen »Mut-Muskeln« zu trainieren und sich nicht bedingungslos umformen zu lassen!

Jeder Mensch hat schon einmal die Erfahrung machen müssen, dass er den Erwartungen eines anderen Menschen entsprechen sollte. Manchmal passiert dies unausgesprochen, häufig werden Verhaltensweisen aber auch laut eingefordert. Am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Partnerschaft, überall wirst du mit den Erwartungen und Forderungen anderer Menschen konfrontiert. Zu den stärksten Bindungen zählen die Eltern-Kind-Beziehungen. Eltern erwarten von ihren Kindern, dass sie sich ihren Wünschen unterordnen. Selbst wenn die Nachkommen schon erwachsen sind – und sehr gut für sich selbst sorgen und entscheiden können –, werden von Eltern noch Aufträge erteilt. Kinder ergreifen die Berufswünsche ihrer Eltern, heiraten in Wunschfamilien ein, führen das Familienunternehmen fort, leben an Wohnorten, an denen sie nicht wohnen möchten, oder trauen sich nicht, ihre Lebensträume zu verwirklichen. Etliche Menschen arbeiten so die Erwartungen ihrer Eltern ein Leben lang ab. Als soziale Fesseln dienen dabei oftmals Traditionen, eine falsch verstandene Loyalität oder das Statusdenken der heutigen Zeit.

Laozis Position hierzu ist eindeutig: Niemand sollte sich von einem anderen Menschen den Lebensweg vorschreiben lassen. Du bist als freier Mensch zur Welt gekommen! Die Mehrzahl der Menschen traut sich trotz dieser grenzenlosen Freiheit nicht die geringste Abweichung von der gesellschaftlich vorherrschenden Strömung zu. Vielleicht ergeht es dir ähnlich, und du magst noch nicht einmal einen Pullover deines Geschmacks tragen, sofern dieser als altmodisch gilt – von größeren und wichtigeren Taten ganz zu schweigen.

Im Laufe des Lebens verlieren wir durch eine übertriebene Anpassung viele unserer positiven Eigenschaften. Wir erleben uns aufgrund von Vorschriften und Modediktaten nicht mehr als kreativ und selbstbestimmt, sondern verfügen nur noch über die Eigenschaften eines Industrieproduktes. Wir sind angepasst, reproduzierbar, austauschbar!

Laozis Ziel, die Freiheit des Individuums zu verwirklichen, unterscheidet sich übrigens von vielen anderen Lehren, so auch von der großen fernöstlichen Tradition des Konfuzianismus. Die Lehre von Meister Konfuzius versucht, durch Anstandsformen und feste Regeln die Bildung einer sozialen Harmonie zu fördern. Konfuzius ersann sehr viele Normen und Pflichten, die vom einzelnen Menschen ein großes Maß an Anpassung erfordern. Wichtige Eckpfeiler seiner Lehre bilden die Hierarchie innerhalb der Familie, die gesellschaftliche Ordnung und eine starke Gesetzgebung. Der Daoismus sieht – trotz vieler anderer gemeinsamer Ziele – das konfuzianische Korsett der Pflichten und Vorschriften zuweilen kritisch. Nach Auffassung von Meister Laozi führen viele konfuzianische Regeln nur zu einer unangebrachten Unterordnung und Passivität, so dass der einzelne Mensch das natürliche und herzliche Leben verlernt. Das Ziel von Meister Laozi ist eine Gesellschaft, innerhalb welcher jeder einzelne ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben führen darf.

Sei ein individueller Mensch. Finde deinen eigenen Weg.

Das DAO heute

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