Читать книгу Sauf ruhig weiter, wenn du meinst! - Annette Weber - Страница 6

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Die Cola war schneller getrunken, als Meike lieb war. Die anderen knobelten weiter. Trotzdem schienen sie nicht mehr so viel Spaß zu haben.

„Mensch, ich geb’s auf!“, stöhnte Kalle.

„Hab sowieso verloren. Also, die nächste Runde geht auf mich!“

„Ich nehm noch ’n Weizen!“, rief Tom und hob sein leeres Glas.

„Tom“, zischte Meike leise. „Du hast schon sechs Striche. Das ist viel zu viel.“

Und sie knabberte an seinem Ohrläppchen. „Komm, lass uns hier verschwinden.“

Tom verzog das Gesicht. „Lass mich!“

Stulle grinste. „Wisst ihr was, meine Süßen? Ich glaube, ihr wollt mal ein bisschen allein sein, was?“

Sein Grinsen wurde breiter. Jetzt streifte sein Blick Meikes Busen. Nur ganz kurz. Aber es war Meike ziemlich unangenehm. Ihr Busen war irgendwie nichts, auf das sie besonders stolz war. Ziemlich klein und unterentwickelt. „Hier! Macht euch mal ein paar hübsche Stunden.“ Stulle warf Tom lässig seinen Hausschlüssel zu. „Ein Kasten Bier steht auch da!“ Tom griff ungeschickt in die Luft. Aber er verfehlte. Der Schlüssel fiel Meike vor die Füße. Stulle zwinkerte Meike zu.

„Grubenstraße 9, dritter Stock.“ Er grinste. „Und viel Spaß!“

Viel Spaß! Das klang gleichzeitig wie das Wort zum Sonntag. Meike stand auf. Sie war hier nicht mehr gefragt. Die Jungs wollten allein weiterfeiern. Und wenn Meike mit Tom zusammen sein wollte, mussten sie eben beide loswerden – Tom und Meike. Irgendwie war Meike das recht. Sie konnte die Clique sowieso nicht ausstehen.

„Danke“, sagte sie.

Aber eigentlich fühlte sie sich ziemlich unwohl. Natürlich wollte sie lieber mit Tom allein sein. Aber in einer fremden Wohnung?

Das war ein bisschen zu nah.

Tom kletterte von der Eckbank und ging zur Theke. Den Bierdeckel in der Hand.

Dabei schwankte er leicht.

„Wollte den Deckel zahlen.“

Der Wirt kassierte. Meike legte das Geld für ihre Cola auf den Tisch. Dann hakte sie sich bei Tom unter. „Komm, gehen wir.“ „Tschüssi, ihr Süßen!“, rief Kalle.

Tom lallte eine Antwort. Meike sagte nichts.


Die Grubenstraße lag in der Altstadt, nicht weit von der Kneipe Alles-Ist-Gut entfernt.

Tom schwankte nun stärker, und Meike hatte Mühe, ihn in die richtige Richtung zu lenken. „Warum musst du bloß immer so viel trinken?“ Tom stolperte.

„Das ist nun mal so“, murmelte er mühsam. „Ich bin so. Das musst du akpez – akpez -“ „Akzeptieren“, fauchte Meike genervt.

Tom wiederholte das Wort nicht. Er war damit beschäftigt, einigermaßen gerade zu gehen. Endlich waren sie in der Straße angekommen, in der Stulles Wohnung lag. Stulle war schon 18 und machte eine Ausbildung zum Maler. Als er die Ausbildung angefangen hatte, war er sofort zu Hause ausgezogen.

„Bei meinen Alten kriege ich ’n Koller“, hatte er immer gesagt.

„Nett, dass wir in Stulles Wohnung dürfen“, sagte Meike, nur um etwas zu sagen.

In Wirklichkeit aber war ihr mulmig zu Mute. Sie stiegen die Treppen hinauf. Tom polterte ziemlich laut. Das war Meike peinlich.

„Kannst du nicht leiser sein?“

Aber Tom konnte nicht. Er war froh, die Richtung zu kriegen. Das Treppengeländer an der einen Hand, Meike an der anderen, so ging es einigermaßen.

„Markus Krüger“, stand in Druckbuchstaben am Klingelknopf. Das war Stulles bürgerlicher Name.

Der Schlüssel passte. Tom und Meike betraten die Wohnung.


Es roch nach Bratkartoffeln, Biomüll und Zigaretten.

Meike ekelte sich ein bisschen.

Auf dem Tisch stand noch das Geschirr vom Mittagessen. Überall waren volle Aschenbecher, und auf dem Sofa und auf dem Boden lagen dreckige Jeans, T-Shirts und Socken. „Bah, stinkt das hier!“, stöhnte Meike.

Sie öffnete ein Fenster.

Tom ließ sich mit einem Plumps auf die Matratze fallen, die in der Ecke des Zimmers lag. Er breitete die Arme aus.

„Komm her!“

Meike zögerte. Dann setzte sie sich neben Tom auf die Matratze. Sofort griff Tom nach ihr und zog sie neben sich.

„Schön, mal mit dir ganz allein zu sein.“

Sein Atem roch nach Bier. Er küsste sie. Seine Zunge fuhr in ihren Mund. Der Biergeschmack ekelte Meike nur noch mehr.

Sie machte sich gewaltsam los und stand auf. „Lass mich mal, Tom. Ich will nicht.“

Doch Tom hatte jetzt Lust bekommen.

„Aber ich“, sagte er. Seine Arme griffen wieder nach ihr. Er zog an ihrem T-Shirt.

„Vorsicht. Du reißt es kaputt!“

„Na und!“ Er lachte.

Meike ließ sich wieder neben ihn fallen.

Sofort umarmte er sie. Seine Hände glitten unter ihr T-Shirt.

„Lass das!“ Meike versuchte, seine Hände zu greifen. Aber sie schienen überall zu sein.

„Komm, hab dich nicht so“, keuchte er.

„Wir sind endlich mal allein. Komm schon!“ Jetzt fummelte er an ihrem BH herum. Sein Atem stank widerlich. Meike würgte. Mit einem Satz fuhr sie auf und sprang aus dem Bett.

Er versuchte, hinterher zu kommen. Aber er schaffte es nicht. Mit einem dumpfen Knall fiel er auf den Boden. Ungeschickt versuchte er, sich aufzurichten.

„Komm doch, Meike“, lallte er. „Ist doch schön mit uns. Komm doch!“

Meike hatte Mühe, ihre Panik zu unterdrücken. Jetzt hatte sich Tom aufgerichtet. Er drehte sich zu ihr um und ging ein paar Schritte auf sie zu.

Mit einem Satz war Meike an der Tür.

„Du willst es doch auch!“, hörte sie ihn noch rufen.

Dann war sie auf dem Flur, dann auf der Treppe, dann an der Haustür.

In der Wohnung über ihr klirrte etwas. Egal! Was kümmerte es sie.

Andererseits, vielleicht lag Tom jetzt mitten in der Wohnung. Vielleicht hatte er sich verletzt. Meike zögerte einen Augenblick. Dann hörte sie, wie sich die Wohnungstür öffnete.

„Meike!“, brüllte Toms Stimme durch das Treppenhaus.

Das genügte! Meike riss die Haustür auf und stürmte aus dem Haus.

Sie rannte, so schnell sie konnte.

Sauf ruhig weiter, wenn du meinst!

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