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Im Namen der Unfehlbarkeit

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Du gingst die Straße entlang. Menschen begegneten Dir und Du sahst sie an. Manchmal kamen sie Dir vor wie Zombies, die überhaupt nicht mehr wußten, was sie da eigentlich taten. War es nicht so, daß es nicht nur eine Welt gab, sondern unendlich viele Welten, denn jedes Lebewesen erlebte die Welt anders. „Du mußt die Menschen dort abholen, wo sie gerade stehen“, kam Dir in den Sinn, denn entscheidend war nicht, wie die Welt objektiv war, sondern wie die/der Einzelne sie subjektiv sah. Und so stiegst Du hinab in den Abgrund der Existenz und fingst ganz unten an. Deine Mission war nicht impossible, aber auch nicht gerade ein Zuckerschlecken, was wiederum einen Diabetiker kaum gestört haben dürfte. Auch Du hattest in Deinem Leben schon allerhand durchgemacht, doch nun ging es darum, einen Schritt auf die Menschheit zuzugehen und ihr Dein Ohr zu leihen. Würdest Du es jemals zurückbekommen? Möglich, doch darum ging es letzten Endes ja auch gar nicht. Milliarden von Menschen streunten auf jenem Planeten namens Erde (übrigens ein sehr einfallsreicher Name, noch dazu, da die vermeintliche „Erde“ zu großen Teilen aus Wasser besteht; vielleicht sollte man mal über eine Namensänderung nachdenken) herum und jede/r von ihnen hatte seine eigenen Ziele, Pläne und Vorstellungen. Tja, irgendwie ganz schön kompliziert, die ganze Scheiße. Du lebtest im 21.Jahrhundert, im Zeitalter des Selbstmordattentäterterrors. Überall wartete man bewußt unbewußt auf einen neuen Anschlag und war dann fast ein bißchen enttäuscht, wenn keiner kam. Es war irgendwie merkwürdig, denn im Grunde profitierten sowohl die Mächtigen als auch die Terroristen von der schönen neuen Welt und wenn man sich dann vor Augen führte, daß die Amerikaner gigantische Geschäfte mit der Familie des Oberterroristen abwickelten, die dann wiederum ihren Sprößling finanzierte, dann bekam das alles schon einen leicht anrüchigen Charakter. Damit waren wir auch schon beim systemischen Ansatz angelangt, der uns Folgendes nahebrachte: Das ganze Leben ist ein Quiz und besteht aus Interaktion. Auf eine Aktion folgt fast immer eine Reaktion. Was hatte das zu bedeuten? Man war für sich und sein Schicksal selbst verantwortlich. Wer trat, wurde zurückgetreten. Schon waren wir bei Edmund Stoiber angetroffen, der einfach nicht verstehen konnte, warum man ihn entmachtet hatte. Dabei war er es gewesen, der die Seinen viele Jahre lang in Gutsherrenmanier unterdrückt hatte. Der Blick von außen half dabei, die Welt zu verstehen und Handlungsstränge nachzuvollziehen. Ich schaute dabei nur zu, Du aber warst mittendrin und nur dabei. Oft konntest Du nicht glauben, was Du da zu Gesicht bekamst, die grausame, blutige Geschichte der Welt entsetzte Dich und widerte Dich an, doch wem klar war, daß sich Diktatoren gegenseitig ein Para no ia wünschten, der wunderte sich nicht darüber, daß Millionen von unschuldigen Menschen ihr Leben verloren hatten, weil ein Mann niemandem trauen konnte und wollte.

Du saßest in einer Kneipe an der Bar, als plötzlich jener Mann neben Dir auftauchte und Dich auffällig musterte. „Is was?“ fragtest Du. „Nein danke, ich habe keinen Hunger“, entgegnete er. Damit war das Eis gebrochen und Ihr gingt zusammen unter. Er sah aus wie die Typen, denen man ohne Weiteres zutraut, daß sie daheim jede Menge Damenunterwäsche im Kleiderschrank liegen haben und die auch des Öfteren mal anziehen. Trotzdem war er Dir irgendwie sympathisch, auch wenn er Dir etwas merkwürdig vorkam. „Was machst Du in dieser Geschichte?“ erkundigte er sich direkt. Du stutztest. So eine verrückte Frage hattest Du noch nie gehört. Er schaute Dich eindringlich an und Du versuchtest, seinem Röntgenblick standzuhalten. Derweil arbeitete Dein Gehirn auf Hochtouren und suchte fieberhaft nach einer passenden Antwort auf jene ungewöhnliche Frage. Zu gerne hättest Du vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben bekommen, doch der Mann war definitiv nicht Walter Gauch und es wäre außerdem sehr fraglich gewesen, ob Dir der Publikumsjoker in jener Spelunke sonderlich viel geholfen hätte. Wie immer stellte man, wenn man nicht weiter wußte, eine Gegenfrage und Deine lautete: „Was machst Du eigentlich in dieser Geschichte?“ Da nahm der Kerl Haltung an und verkündete voller Stolz: „Ich bin Edgar, der Buchtürsteher. Nur very important people kommen zwischen die Buchdeckel, also hier herein.“ „Oh, das ist aber blöd, denn ich bin leider, oder zum Glück, nicht very impotent“, stelltest Du klar. Das fand er wiederum überhaupt nicht witzig, vielleicht juckte ihn auch seine Reizwäsche. Jedenfalls erläuterte er streng und bestimmt: „Das hier soll ein wirklich großes Buch werden, da können wir nicht jeden dahergelaufenen Spinner reinlassen. Weißt Du, der, der das schreibt, will etwas so Geniales schaffen, daß darin wirklich alles stimmen muß.“ „So so. Und ich bin wohl nicht wichtig genug, um in diesem Meisterwerk vorzukommen.“ „Du hast es erfaßt, alle Achtung.“ Schön langsam begannst Du wirklich sauer zu werden, denn zum Einen war Edgars Arroganz nur schwer auszuhalten und zum Anderen war Dein Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen. „Weißt Du was? Ich will gar nicht in diesem blöden Buch vorkommen, denn ohne mich ist es eh stinklangweilig!“ riefst Du wütend aus, kipptest dem Buchtürsteher den Inhalt einer Blumenvase über den Kopf und stapftest mißmutig davon. „Wow! Was für ein Auftritt!“ dachte sich Edgar beeindruckt und lief Dir hinterher. „Halt! Warte doch mal! Ich habe es mir anders überlegt! Du darfst doch ins Buch mit rein!“ schrie Edgar aus Leibeskräften und war plötzlich von allen möglichen Leuten umringt. „Nein, Euch meinte ich nicht, Ihr Spackos, das hier soll schließlich kein Gossenreport werden“, machte Edgar energisch deutlich, woraufhin sich die Angesprochenen murrend und enttäuscht wieder verzogen. Du aber gingst schnurstracks weiter. Er lief Dir hinterher und holte Dich ein. „Was ist jetzt?“ wollte er wissen. „Ich schreibe jetzt mein eigenes Buch“, erzähltest Du nicht ohne Stolz. Da holte Edgar einen Schlagstock hervor und zog Dir den Knüppel über den Kopf. Danach schaffte er Dich ins Buch zurück und als Du aufwachtest, lagst Du in einem riesengroßen Bett.

Du befandest Dich in einem wunderschönen Zimmer und fragtest Dich etwas verdattert, wie Du dort hingekommen warst. Auf einmal klopfte es und eine Frau in der Kleidung eines Dienstmädchens trat ein. „Guten Morgen. Die Herrschaften lassen anfragen, ob Sie ihnen die Ehre erweisen, mit ihnen zu frühstücken.“ Nun schautest Du noch blöder, dachtest Dir aber nach wenigen Sekunden: „Na ja, wenn die mich hier schon pennen haben lassen, dann kann ich auch mit denen brunchen.“ So begabst Du Dich ins Eßzimmer, wo man Dich bereits erwartete und willkommen hieß. „Hallo! Schön Dich zu sehen!“ begrüßte Dich eine hübsche Frau. „Kennen wir uns?“ forschtest Du überrascht, denn Du hattest sie noch nie zuvor gesehen. „Jetzt schon“, lautete ihre Antwort. „Willkommen in unserer bescheidenen Hütte!“ ließ ein etwas älterer Mann von sich hören. Du schautest ihn an und dann blicktest Du auf die Frau. „Wir sind verheiratet. Zwar nicht glücklich, aber immerhin“, waren ihre Worte. „Euer Privatleben ist Eure Sache“, wiegeltest Du ab. „Schön wär’s. Jedenfalls freuen wir uns sehr darüber, daß Du uns besuchst“, sprach die Frau. Danach wurde erst mal gebruncht und nachdem Ihr Euch vollgefressen hattet, wolltest Du einige Sachen wissen. „Wie könnt Ihr Euch so eine prachtvolle Villa leisten?“ „Indem wir andere Leute ausbeuten. Wir sind Kapitalisten“, offenbarte sich der Mann. Du bekamst einen gehörigen Schreck und hättest Dich am liebsten sofort verdrückt, aber das wäre viel zu auffällig gewesen. Er fuhr fort: „Weißt Du, ich bin kein schlechter Mensch, jedoch auch kein guter. Ich habe als Kind gelernt, immer zuerst an mich zu denken und das hat sich bezahlt gemacht. Geld ist das Wichtigste im Leben, denn wenn Du genug Geld hast, dann kannst Du Dir alles leisten.“ Dir war die Zweideutigkeit seiner Bemerkung nicht entgangen, doch dann trat Ruhe ein. Ruhe war ein großer, stattlicher Mann und er hatte sogar etwas Aristokratisches, nämlich eine alte Taschenuhr, die er vor etlichen Jahren einem Adeligen gestohlen hatte. „Wäre es nicht besser, wenn alle Menschen die gleichen Rechte und Chancen hätten?“ wolltest Du wissen. Die Anderen starrten Dich leicht pikiert an. „Zweifellos, aber das funktioniert alles nur in der Theorie. Außerdem kann es uns nur besser gehen, wenn es den Anderen schlechter geht“, stellte die Frau fest. Du wußtest nicht so recht, ob Du noch bleiben und was Du dazu sagen solltest. Klar, am einfachsten wäre es gewesen, sich zu entfernen und jene Leute sich selbst und ihrer Gier zu überlassen. Aber so leicht wolltest Du es ihnen nicht machen, wenigstens zum Nachdenken wolltest Du sie bringen. Deshalb ließt Du verlauten: „Ich finde es nicht gut, daß anderswo Menschen verhungern und Leute unter Brücken leben müssen, während Ihr hier viel zu viel Platz und Futter habt.“ „Mach’ Dich doch nicht lächerlich! Du gehörst doch auch zu uns. Dein Geschwafel ist nur pseudo“, behauptete der ältere Mann. Danach herrschte Ruhe. Jener verkündete: „Wir werden in eine ungerechte Welt hineingeboren und landen an einem Ort, den wir uns nicht aussuchen können. Wir können die Welt nicht verändern, nur uns selbst.“

Jene weisen Worte eines Idioten oder Narren machten auf Dich einen gewaltigen Eindruck. Du dachtest darüber nach, doch plötzlich kam es über Dich und Du entleertest Dich aus einigen Deiner Körperöffnungen. Das war nicht unbedingt höflich und erst recht nicht schön anzusehen, aber irgendwie hattest Du damit Deine Einstellung deutlich gemacht. Die Frau schrie entsetzt auf und das Personal kam sofort herbeigeeilt, um die übelriechenden Spuren zu verwischen. „Es tut mir überhaupt nicht leid, denn wenn ich Euch sehe und höre, dann muß ich kotzen“, waren Deine Abschiedsworte. Der Kotzgeruch würde irgendwann verduften, Du dagegen hattest einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Draußen angekommen begannst Du frei zu atmen.

Du versuchtest, Dich an Deine Kindheit zu erinnern, aber es tauchten nur Bruchstücke aus Deiner Vergangenheit vor Deinem inneren Auge auf. Da waren Deine Verwandten und Bekannten, Deine Freunde und Feinde, alle sauber etikettiert und in eine Schublade gesteckt. Alles so lange her und gut verdrängt. Was war eigentlich aus Deinen Idealen geworden? Gab es die noch und wenn ja, welchen Sinn hatten sie? Lauter anstrengende Fragen, doch Du gingst ihnen aus dem Weg, indem Du Deiner Wege gingst. In der Ferne hörtest Du Musik, die relativ ansprechend klang, so daß Du Dich aufmachtest, um zu ihr zu gelangen. Auf einmal tauchte neben Dir ein Hund auf, der Dir irgendwie komisch vorkam. Das änderte sich sehr schnell, als er zu sprechen anfing: „Hallo, ich bin Rawlow, man hat mich in einen Hund verwandelt, nachdem ich einen konditioniert hatte.“ „Dumm gelaufen“, meintest Du dazu nur. „Hey, was soll diese Gleichgültigkeit? Das habe ich nicht verdient.“ „Jeder bekommt was er verdient“, gabst Du zurück. „So ein Blödsinn! Darüber könnte ich mich tierisch aufregen! Willst Du damit etwa behaupten, daß ein Kind, das mißbraucht und getötet wurde, dieses Schicksal verdient hat?“ „Äh, nein, wohl eher nicht. Sorry, war halt nur so ein blöder Spruch, der mir da ausgekommen ist.“ „Hüte Dich vor Verallgemeinerungen und Pauschalurteilen!“ warnte Dich der Rawlowsche Hund, bevor er davonraste. „Donnerwetter, der hat aber eine tolle Kondition oder doch vielleicht eher Konditionierung?“ dachtest Du Dir beeindruckt. Derweil warst Du bei der Musikquelle angelangt. Eine Band stand auf einem Gehsteig und spielte mit tollen Instrumenten, vor den Musikern lagen Hüte, in die man Geld schmeißen konnte und wohl auch sollte. „Geht es denn in dieser verrückten Welt nur um die Kohle?“ dachtest Du Dir leicht verärgert, doch danach wurdest Du depressiv, denn Du kanntest schließlich die Antwort. „So eine Scheiße! Ganz gleich ob First, Second oder Third Life, dem schnöden Mammon entkommt man nirgends“, ärgertest Du Dich. Aber so war das Leben. Irgendwer hatte sich dabei ganz bestimmt etwas gedacht und wenn nicht, dann war das alles halt ein riesengroßes Mißverständnis. Du warst irgendwie angenervt von dem ganzen Materialismus und so begabst Du Dich in ein Meditationszentrum, wo Du nach der Erleuchtung strebtest. Doch es passierte nichts. „Hab Geduld!“ flüsterte Dir jemand zu. „Nein, damit kann ich leider nicht dienen“, dachtest Du Dir und gingst weiter. Vor Dir lag die belebte Innenstadt.

Na ja, eigentlich fängt die Geschichte erst hier an und endet auch sogleich wieder, denn es befanden sich viele Leute in der Fußgängerzone und sie standen um einen jungen Mann herum, der sie irgendwie zu faszinieren schien. „Ich bin eine Wiedergeburt! Wir alle sind Wiedergeburten, viele von Euch wissen es nur noch nicht!“ rief er in die Menge. Du warst sowohl verwirrt als auch beeindruckt und bliebst stehen. Rein äußerlich hob sich der Mann nicht unbedingt von der breiten Masse ab, aber seine Botschaften gingen scheinbar unter die Haut. „Ich bin ein Bär ... liebhaber und das, was sie in Bayern mit diesem randalierenden Braunbären gemacht haben, das war nicht sehr nett. Der Roiber und der Klappauf können froh sein, wenn sie nicht als Bären wiedergeboren und erlegt werden.“ Einige der Umstehenden lachten, ein paar Leute machten sich Notizen und irgendwie hattest Du das Gefühl, die ganze Chose wäre eine Aktion von „Verstehen Sie Spaß?“ oder der Mann, der da redete, wäre der verkleidete Dape Merkeling. Doch dann fiel Dein Blick in das Schaufenster einer Buchhandlung und darin erblicktest Du ein Buch mit dem Titel irgendwas mit Jakobsweg und ein Bild mit Dape darauf. Nun war Dir alles klar, doch anstatt darüber nachzudenken, wer und was Du in Deinem früheren Leben gewesen warst, richtetest Du Deine Augen auf die Menschen, die da um den jungen Mann herumstanden. Es handelte sich um Leipziger Allerlei, hoffnungsvolle und verzweifelte Gesichter, vergilbte Mienen und freche Jungfratzen, alles war dabei und Du versuchtest, Dich in jene Leute hineinzuversetzen, jedoch gelang es Dir nicht. Deshalb beschlossest Du, dem Typen noch eine Weile zuzuhören, während die Menge seinen Worten schon längst ergriffen lauschte. „Wir befinden uns in einem Kreislauf, aus dem wir nur entrinnen können, indem wir gute Taten vollbringen. Nehmen wir uns doch das gute alte Pfadfindermotto zu Herzen, lieber jeden Tag eine gute Tat als jeden Tag ein Attentat“, machte der krasse Typ deutlich. Da hatte wohl jemand im Rhetorik-Seminar gut aufgepaßt, jedenfalls fesselte der Mensch seine Zuhörer und es wäre höchstens noch interessant gewesen zu erfahren, ob er in früheren Leben auch schon so bewandert geschwallt hatte. „Alle Achtung, Sie wären ein ausgezeichneter Versicherungsvertreter“, lobtest Du ihn nach seiner Rede. Er erschrak. „Erinnern Sie mich bloß nicht an mein letztes Leben! Das war wirklich grauenvoll“, kam ihm in den Sinn und das sagte er Dir auch. „Ich verstehe. Und Sie glauben wirklich an das Zeug, das Sie da eben von sich gegeben haben?“ erkundigtest Du Dich. „Darauf kommt es doch gar nicht an. Einzig und allein entscheidend ist es, etwas zu haben, woran man glaubt; selbst wenn es das Nichts ist.“ Jene Antwort fandest Du äußerst bemerkenswert und deshalb gingst Du mit ihm in eine Kneipe, wo Du Dein Gespräch mit ihm in der „Undank-Bar“ fortsetzen konntest. „Für wen arbeitest Du?“ wolltest Du wissen. „Ich bin bei Mc Lindsay angestellt. Wir versuchen, die Menschen zu erreichen, die unsere Wirtschaft nicht mögen und dem kapitalistischen System gegenüber kritisch eingestellt sind. Auf diese Art und Weise fangen wir Spinner ein und manipulieren sie genauso wie den dummen Rest. Hoch lebe die entfesselte Marktwirtschaft!“

„Wenn Du jetzt schon so redest, dann will ich erst gar nicht wissen, was Du von Dir gibst, wenn Du besoffen bist“, gabst Du zu. „Meine Magensäfte“, lautete seine Antwort. Das war ehrlich sowie direkt und imponierte Dir, doch andererseits konntest und wolltest Du nicht vergessen, wes Geistes Kind der Typ war. „Jetzt mal ehrlich: So Kunden wie Du, die würden doch, wenn es hart auf hart käme, sogar ihre Großmutter verkaufen“, provoziertest Du ihn, doch er reagierte ganz ruhig und besonnen: „Meine Großmutter habe ich an ein Heimarbeitsunternehmen verkauft, als ich acht Jahre alt war, meine Mutter habe ich auf den Strich geschickt und meinen Vater habe ich in meiner Firma ausgebeutet“, erinnerte er sich mit einem Glänzen in den Augen. Du wandtest Dich angewidert ab, doch irgendwie ließ Dich jene Person nicht los, was daran lag, daß er Dich bereits an den Barhocker angekettet hatte. „Das Leben als solches gehört zu den Mysterien, die ich irgendwie nie begreifen werde. Nicht nur, daß es keinen einzigen vernünftigen Grund dafür gibt, daß wir auf der Welt sind, nein, wir verhalten uns auch noch wie die allergößten Ignoranten“, lamentierte der Mann. „Äh, was? Tut mir Leid, aber ich habe Dir gerade nicht zugehört“, gestandst Du verlegen. Auf einmal fixierte Dich der Wirt und starrte Dich mit seinem Glasauge an. „Wer hat Dich überhaupt hier hereingelassen?“ forschte er mit einem finsteren Blick, der zu der Vermutung Anlaß gab, daß in seinem Leben relativ wenig Sonnenschein existierte. „Edgar“, antwortetest Du. Er nickte befriedigt und widmete sich wieder seiner Aufgabe, die darin bestand, das Flaschenbier in Gläser zu füllen und dabei war jede Konzentration erforderlich. „Wer ist Edgar?“ wollte der Mc Lindsay-Typ wissen. „Edgar ist der Buchtürsteher.“ „Und warum kenne ich den nicht?“ „Vermutlich, weil Du von Anfang an in der Geschichte dringewesen bist. Ich bin erst reingekommen.“ „Ich verstehe. Du, nur mal so unter uns: Dieser Autor hier hat echt von nichts einen Schimmer.“ „Das mag sein, aber das solltest Du wohl lieber für Dich behalten.“ „Warum?“ „Was ist, wenn der das liest?“ „Na, wenn er die Wahrheit nicht verkraftet, dann kann ich ihm auch nicht weiterhelfen.“ „Auch wieder wahr. Jedenfalls war es schön und obszön, Dich kennengelernt zu haben“, gabst Du ihm zu verstehen. Er schaute Dich überrascht und betroffen an. „Wie meinst Du das? Ich dachte, wir bleiben noch für ein paar Seiten zusammen.“ „Wozu?“ „Na ja, da gibt es schon noch so einige Sachen, über die wir reden könnten.“ „Es lebe der Konjunktiv. Hätte, wenn und aber, es bleibt der Küchenschaber.“ Nach jenen Worten verschwandest Du aus dem Leben des jungen Mannes, den Du zunächst für einen buddhistischen Missionar und später für einen neoliberalen Wirtschaftsfuzzi gehalten hattest. „Was es doch für merkwürdige, interessante Menschen gibt, die es tatsächlich würdig sind, daß man sie sich merkt“, sinniertest Du und begabst Dich in eine kleine Pension. Zu Deinem Glück fandst Du in Deiner Tasche etwas Geld, mit dem Du bezahlen konntest. Jener Autor war wenigstens nicht völlig weltfremd, allerdings träumtest Du von verlorenen Dinosaurierknochen und hattest am nächsten Tag keine Lust auf einen Dino-Burger, den sie beim Bürgermeister (also beim Burger King) anboten. Ich dagegen überlegte fieberhaft, wohin ich Dich als Nächstes schicken sollte.

Wieder einmal hatte sich Joachim Selkendorst verfahren und so irrte er fluchend in seinem Taxi durch die Stadt. Die alte Frau in seinem Auto hatte schon wieder vergessen, wohin sie eigentlich wollte und so checkte sie überhaupt nicht, daß der Mann neben ihr genausowenig Ahnung hatte wie sie selbst. Im Grunde liebte Joachim jene alten, verkalkten Weiber, weil die einem fast immer glaubten und noch mal bezahlten, wenn man ihnen überzeugend genug eingeredet hatte, daß sie noch nicht gelöhnt hätten. Allerdings hatte sich das alles merkwürdigerweise ein wenig rumgesprochen und so hatten die örtlichen Taxifahrer einen ähnlich schlechten Ruf wie ihre Prager Kollegen, denen man nachsagte, daß sie beschissene Touristen gerne beschissen, zu verteidigen beziehungsweise zu verlieren. „Na, ist es denn wenigstens schön im Altenheim?“ versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen, damit ihm die alte Schachtel nicht noch während der Irrfahrt abkratzte. „Nein, heute gab es keinen Haferschleim, sondern Buchstabensuppe, aber ich bin mit dem Puzzle nicht fertig geworden“, krächzte die Alte. „Ja, Ihr alten Leute habt halt immer so wenig Zeit“, bemerkte Joachim, woraufhin ihm die Oma energisch widersprach: „Wie kommen Sie denn auf so einen hanebüchenen Unsinn? Ich langweile mich zu Tode, aber ich sterbe einfach nicht. Vielleicht hätten wir im Krieg verrecken sollen, denn der Hundling hat uns so zäh gemacht, daß wir unsere Treffen mit dem Sensenmann regelmäßig verpassen.“ „Apropos verpassen: Wir befinden uns gerade auf der Autobahn und haben soeben die Ausfahrt verpaßt“, vermeldete Joachim. „Ach ja, die guten alten Autobahnen, da muß ich doch gleich an unseren geliebten Führer denken. Der war halt noch ein echter, anständiger, deutscher Mann“, schwärmte die Alte. „Hitler war Österreicher.“ „Das ist doch praktisch dasselbe. Ach, waren das noch Zeiten, als die Minderheiten unterdrückt wurden und wir alle froh waren, nicht im KZ zu landen.“ „Mußten die Deutschen damals eigentlich eine Kfz- oder eine KZ-Steuer zahlen?“ „Das weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall war ich damals unsterblich in Adolf Hitler verliebt, habe jedoch nur so einen SS-Typen abgekriegt. Irgend so ein Dichter, glaube ich.“ Selkendorst hielt plötzlich und starrte die alte Frau verdutzt an. „Sie wollen mir jetzt aber nicht sagen, daß Sie mit dem krassen Günter zusammen waren?“ hakte er nach. „Doch, aber darauf bin ich nicht unbedingt stolz. Der war ja sowas von verblendet. Na ja, später wurde er klüger, jedoch leider auch häßlicher. Wirklich schade, daß die meisten äußerlich schönen Menschen dumm sind.“ „Gute Frau, wenn es danach ginge, dann müßten Sie ja eine richtige Intelligenzbestie sein.“ Nach jenen Worten stieg sie aus, denn sie dachte, sie wären am Ziel angekommen. „Moment, Sie haben vergessen zu bezahlen!“ schrie Joachim, was in ihrem Fall tatsächlich stimmte. „Mist, jetzt haben Sie mich tatsächlich erwischt. Schade, meistens funktioniert der Trick“, ärgerte sich die Frau. Der Taxifahrer staunte. Die alten Leute durfte man wirklich nicht unterschätzen, die waren mit allen Abwassern gewaschen. Deshalb verlangte er das Doppelte.

Sieglinde war eine junge Frau und da es nun mal nur zwei Geschlechter gab und die Chancen 50:50 gestanden hatten, war sie damit relativ zufrieden. Daß ihr einige ihrer rechtsradikalen Bekannten „Sieglinde heil!“ hinterherriefen, störte sie nicht sonderlich, denn sie mochte die frechen Gören mit den bunten Haaren nicht und bezeichnete sich als unpolitisch, obwohl sie die Verkehrsregel „rechts vor links“ über alles liebte. Demzufolge überraschte es kaum, daß sie schlechten Geschlechtsverkehr eher mit den Rechten pflegte. Wieder einmal stand sie in einer Gruppe von Jungs mit pflegeleichten Haarschnitten und hörte denen bei ihren „politischen“ Diskussionen zu. „Wenn ich mir Babyöl auf die Glatze schmiere, dann glänzt sie wie neu“, verkündete ein Aufrechter strahlend. „Augenblick mal! Wenn wir aus unseren Babys Öl gewinnen können, dann verstehe ich nicht, warum der Bush den Irak angegriffen hat“, gestand sein rechter Nachbar. Plötzlich tauchte ihr Anführer in ihrer Mitte auf, hob den rechten Arm zum Gruß und meldete Folgendes: „Sieg heil und Sieglinde heil! Wir haben gesiegt! Das durchgestrichene Hakenkreuz wird nicht verboten.“ Seine Untertanen schauten ihn verständnislos an. „Und was bringt uns das?“ traute sich dann doch ein Rechter zu fragen. „Sehr viel, meine Dummians. Es ging ja bei dieser Klage um unsere Freunde vom anderen Ufer, also um die linken Zecken, mögen sie alle bald verrecken. Na ja und jetzt hat der Bundesgerichtshof klargemacht, daß Anti-Nazi-Symbole nicht verfassungswidrig sind.“ „Na und?“ wunderte sich Sieglinde. „Das heißt, daß unsere geliebten Nazisymbole verfassungswidrig sind. Ist das nicht großartig? Wir sind verfassungswidrig!“ frohlockte der Anführer. Die Begeisterung seiner Anhängerschar hielt sich in den Grenzen von 1925. „Ihr kapiert mal wieder gar nichts. Wenn uns dieses System als „verfassungswidrig“ einstuft, dann ist das so etwas wie ein Ritterschlag. Wir sind echt gut.“ „Hurra!“ riefen die Anderen. „Und warum haben wir damals gefeiert, als die NPD nicht verboten wurde?“ bohrte Sieglinde nach. „Das war wieder was ganz Anderes. Wenn die NPD verboten wird, dann haben wir niemanden, den wir wählen können“, erklärte er. „Und was ist mit der DVU und den Republikanern?“ „Mädel, schön langsam beginnst Du zu nerven. Das sind doch Altherrenparteien, viel zu bürgerlich und spießig.“ „Aber das mit der NPD habe ich immer noch nicht kapiert.“ „Egal, darum geht es auch überhaupt nicht. Wir brauchen doch nur einen Grund zum Saufen!“ rief ein gerechter Kamerad und holte den ersten Bierkasten herbei. Daraufhin begann das übliche Dauersaufen und Sieglinde überlegte sich, ob es noch länger Sinn machte, bei jenen Typen rumzuhängen, die gar keine Revolution, sondern nur niedrige Bierpreise wollten. Drei Hitlerbiographien hatte sie mit ihren 23 Jahren schon gelesen und der kleine Mann mit dem bösen Bart hatte sie so fasziniert, daß sie viele Stunden ihres Lebens mit seinen vermeintlichen Nachfolgern zugebracht hatte. Doch nun hatte sie eine Stalinbiographie durchgelesen und war zu der Überzeugung gelangt, daß Diktatoren größenwahnsinnige Spinner waren, die mehr Blut an den Händen hatten als ein Schlächter. So verließ Sieglinde ihre dauerberauschten Bekannten, die ihren Abschied im eigenen Vollrausch gar nicht mitbekamen.

„Was ist Glück?“ fragte Dich eine junge Frau. „Oh nein! Nicht auch das noch! Eine Lotterieverkäuferin!“ riefst Du entsetzt aus. „Jetzt machen Sie mir hier mal keine Szene! Wir sind schließlich nicht im Theater!“ stellte sie klar. Du verdrehtest die Augen und wolltest weitergehen, aber sie packte Dich an der Schulter und hielt Dich fest. „Millionen, vielleicht sogar Milliarden Menschen wünschen sich einen Lottogewinn“, behauptete sie. „Und was hat das mit mir zu tun?“ entgegnetest Du. „Sehr viel. Wenn das hier jemand liest und mitbekommt, daß Du von staatlichen Lotteriespielen nichts hältst, dann können wir Bandwurma und das Lernen am Modell vergessen.“ „Ich bin doch nicht Euer Maskottchen. Das ist immer noch mein Leben.“ Sie schaute Dich ungläubig an, rümpfte ihre Nase und legte dann los: „Jetzt paß mal gut auf! Freiheit ist eine Illusion. Du bist ständig fremdbestimmt und von Deinen Bedürfnissen getrieben. Das System hat uns doch alle unter Kontrolle und jetzt wird es noch besser. Denn von nun an nimmt der Staat den Müttern die Kinder gleich nach der Geburt weg und schickt sie in die Produktion.“ „Wen? Die Kinder oder die Mütter?“ „Alle. Kinderarbeit ist ein Markt mit Zukunft und einem enormen Wachstumspotential. Deutschland darf nicht länger Schlußlicht bei der Kinderarbeit sein. Genau darin liegt doch das eigentliche Problem: Kinder, die nicht arbeiten müssen, werden oft verwöhnt und das führt dazu, daß sie später nicht arbeiten wollen. Solche Drückeberger kann ein kapitalistischer Staat wie der unsere nicht gebrauchen. Kinderkrippen für die Kleinen, Arbeitsplätze für die Mütter, so muß es sein und dann wird die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen auch wieder einwandfrei funktionieren.“ „Und was hat das alles mit der Lotterie zu tun?“ „Sehr viel. Du kennst ja den amerikanischen Traum: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Na ja und in unserem Land ist das nur mit Lotto möglich.“ „Alles unschön und ungut, aber mich können Sie damit nicht beeindrucken“, gabst Du ihr zu verstehen und wolltest gehen. „Hiergeblieben! Wir manipulieren die Kinder von Anfang an. Wir machen sie zu Konsumisten, erzeugen in ihnen Bedürfnisse und Wünsche, für deren Erfüllung sie Geld brauchen. Wir instrumentalisieren sie für unsere Zwecke und machen sie zu willfährigen Vollstreckern. Sie glauben unseren Lügen, weil sie es nicht anders gelernt haben und werden nie verstehen, daß sie ihr Leben unserem System geopfert haben. Sie funktionieren und vegetieren und dann hoffen sie auf den großen Lottogewinn, der niemals kommen wird.“ Du sahst die Frau etwas mitleidig an, denn ihr Gesicht hatte sich ziemlich verzerrt und sie sprach voller Haß und Verachtung über die Leute. „Bevor ich gehe, wollte ich noch Ihre Frage beantworten: Glück ist, in unserem System ignoriert zu werden“, sagtest Du voller Überzeugung und gingst davon. Sie schaute Dir ungläubig hinterher und überlegte kurz, ob sie nachdenken sollte, entschied sich jedoch mehrstimmig dagegen und ließ es dann bleiben. „Kaufen Sie und werden Sie glücklich! Es gibt Millionen Euro, die nur darauf warten, von Ihnen gewonnen zu werden!“ rief sie mit einer zuckersüßen Stimme, die nicht die ihre war. Du aber hörtest gar nicht mehr hin, sondern gingst glücklich Deiner Wege.

Da hatte ich nun den Salat, denn der Mann vom Verlag stellte mir die Mutter aller Fragen: „Wo ist die Handlung?“ Ich kam ins Schwitzen. Gute Frage. „Na ja, äh, also, ich weiß auch nicht, wo sie sich versteckt hat“, gab ich leicht geknickt zu. „Ohne Handlung geht es nicht“, stellte er kategorisch fest. „Aber früher hat das immer sehr gut geklappt. Außerdem befindet sich bei mir die Handlung in den Dialogen“, verteidigte ich mich. „Das ist doch Blödsinn! Entweder, Du bringst jetzt Handlung rein oder wir vergessen das Ganze“, machte er deutlich. Danach gingen wir getrennte Wege und ich schlenderte gedankenverloren durch meine Vergangenheit. „Verdammte Scheiße! Warum legen die so viel Wert auf eine Handlung? Bisher bin ich immer gut ohne ausgekommen“, dachte ich mir und grübelte so lange, bis ich einen Geistesblitz hatte. Leider erwies sich der als Schlaganfall und nachdem ich einen unbeteiligten Passanten verprügelt hatte, ging es mir besser. Was hatte ich in jener beschissenen Geschichte eigentlich zu suchen? War ich schon so tief gesunken, daß ich als Autor eine Nebenrolle einnehmen mußte, um den Karren endgültig an die Wand zu fahren? Anscheinend, jedenfalls gelang es mir nicht, mich mit meinen vier verschiedenen Persönlichkeiten auf einen Handlungsstrang zu einigen und so verwarf ich alle Handlungskonzepte, die mir in den Sinn gekommen waren. Ich sah keinen Ausweg mehr, nahm mir ein Elektrokabel mit und ging auf den Speicher. Vor knapp 18 Jahren hatte dort mein Vater sein Leben beendet und ich wollte es ihm gleichtun. Aber ich stellte mich wieder mal einfach zu blöd an und so wurde nichts daraus. „Na toll! Zu blöd zum Suizid, aber ein Buch ohne Handlung schreiben wollen“, dachte ich mir verärgert. Da half nur noch Beten. Ich also schnell in die Kirche und ein paar fromme Sprüche runtergeleiert. Keine Reaktion. „Hey, Du da oben, was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ schrie ich wütend. „Ich repariere die Orgel“, antwortete eine Stimme, die sich ziemlich menschlich anhörte. „Oh, Entschuldigung“, murmelte ich verlegen und wollte gehen. Auf einmal hörte ich Schritte auf Treppen, der Mann kam tatsächlich zu mir herunter, schaute mich mit festem Blick an und sprach: „Ich habe Deine Gebete gehört. Vielleicht solltest Du einfach mal eine Geschichte erzählen, so wie Homer damals.“ „Na ja, ich war schon immer ein großer Simpsons-Fan“, meinte ich verlegen. „Doch nicht das, Du Vollidiot! Ich meinte die griechischen Sagen, die Mythen und Abenteuer.“ „Ach so. Na ja, ich bin nicht so der Kriegsfan und irgendwelche Ungeheuer erfinden möchte ich auch nicht.“ „Du mußt über Deinen Schatten springen“, bemerkte er, bevor er sich wieder nach oben begab. Der redete sich leicht. Ich war mein eigener Schatten. Zwar hatte ich erwiesenermaßen einen Schaden, aber mit einem Schatten konnte ich nicht dienen und demzufolge auch nicht darüber springen. Kurz überlegte ich, ob ich vom Kirchturm springen sollte, stimmte dann aber doch mit 3:2 dagegen. Der Weg zur Golden Gate Bridge, dem Mekka aller Selbstmörder, war mir zu weit und so beschloß ich, gezwungenermaßen, am Leben zu bleiben. „Weißt Du, das Problem von dem Spinner ist, daß er einfach viel zu wenig Alkohol trinkt“, erläuterte meine Leber meiner Milz. „Das sehe ich ähnlich. Dann wäre er nämlich viel lustiger und anspruchsloser“, glaubte sie. Und so begann ich von Neuem.

Du und die Anderen

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