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Fall 2

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Kommissar Theo Kitzmüller, der kleine, unscheinbar wirkende Kriminalist im schlotternden Anzug, stieg etwas schwerfällig aus seinem altersschwachen Wagen. Die zahlreichen Beulen und Roststellen ließen das ehemals silbergraue Gefährt nicht gerade attraktiv erscheinen.

Doch das war Kitzmüller egal. Er hing an dem guten, alten Stück wie ein Baby an seiner Flasche.

Mit unbeholfen wirkenden Schritten bewegte sich der kleine, stummelbeinige Mann auf die Villa zu, die zum Schauplatz eines Mordes geworden war.

Bruno Mangold, der schwer reiche Industrieboss, hatte durch eine tödliche Kugel ein jähes Ende gefunden.

In der großen Vorhalle arbeiteten die Experten der Spurensicherung.

Dieter Mangold, der Bruder des Toten, empfing den Kommissar mit düsterem Gesicht. „Ich kann es einfach nicht fassen! Gestern noch habe ich mit Bruno gesprochen ...“

„Wo ist Frau Mangold?“, erkundigte sich Kitzmüller und ließ seine himmelblauen Augen in die Runde schweifen.

„Oben in ihrem Schlafzimmer! Hertha ist mit ihren Nerven völlig am Ende. Sie hat getobt und geschrien. Mit mir hat sie überhaupt nicht sprechen wollen, nachdem sie mich beschuldigt hatte, Bruno erschossen zu haben.

„Und? Haben Sie?“

„Was für eine Frage! Natürlich nicht! Ich bin doch kein Mörder ...“

„Schade!“

„Wie – wie bitte?“

„Nun, dann wäre der Fall bereits jetzt geklärt“, lächelte Kitzmüller und schob seine Brille auf die Nasenwurzel zurück.

„Ich habe nie in meinem Leben an Mord gedacht ...“

„Auch, wenn Sie sich mit Ihrem Bruder nicht so besonders gut verstanden haben?“

„Wer sagt das?“

„Nun, ich bekomme so meine Informationen“, lächelte „Die Nase“ und kramte gedankenversunken einen zerknautschten Zigarrenstummel aus seiner Sakkotasche.

„Von wem?“

„Tja...“

„Heraus mit der Sprache!“, wurde Dieter Mangold nun grob. „Ich möchte wissen, wer so einen Schwachsinn behauptet!“

„Eigentlich stellt die Polizei für gewöhnlich die Fragen!“, erinnerte Kitzmüller den Mann an alte, anscheinend längst vergessene Sitten. „Wer kommt Ihrer Meinung nach denn für diesen Mord in Frage, Herr Mangold?“

„Bin ich Hellseher?“, gab der Gemaßregelte barsch zurück. „Es ist wohl Ihre Aufgabe, den Fall zu klären, oder fahre ich da mit dem falschen Zug?“

„Sie sind äußerst kooperativ, guter Mann!“, seufzte Kitzmüller und spuckte einige Tabakkrümel.

„Mit Ihnen kann man wirklich eine Freude haben. Ich werde mich gleich anschließend mit Ihnen weiter unterhalten. Zuvor aber möchte ich noch mit Frau Mangold sprechen ...“

„Muss ich mich jetzt fürchten?“

„Nur, wenn Sie Dreck am Stecken haben ...“

„Habe ich aber nicht!“, erwiderte Mangold mit breitem Grinsen und Kitzmüller stieg nun die breite Treppe in den ersten Stock hinauf.

An einer beigefarbenen Tür klopfte er. Ein leises „Herein“ ließ ihn eintreten. Kitzmüller blickte sich im geschmackvoll eingerichteten Schlafzimmer um. Fast die gesamte westliche Front wurde von einem riesigen Panoramafenster eingenommen, das einen herrlichen Ausblick auf die herrlichen Blumenarrangements im Garten ermöglichte.

Hertha Mangold saß mit verweinten Augen auf der Kante ihres Bettes und blickte voll Verzweiflung auf den kleinen, ledergesichtigen Kommissar, der seinen Zigarrenstummel in die Tasche zurückschob.

Kitzmüller drückte der Witwe sein Beileid aus. Dann rückte er seine verrutschte Brille zurecht und sagte: „Fühlen Sie sich stark genug, ein paar Fragen zu beantworten, Frau Mangold?“

„Wenn ich Ihnen damit helfen kann, den Schuft zu finden, der ...“

„Dann würde ich vorschlagen, dass Sie hinunter in den Wohnraum kommen. Der Bruder Ihres Mannes und die Sekretärin warten bereits.“

Wenig später saß „Die Nase“ der bedauernswerten Frau in einem tiefen Ledersessel gegenüber, während Dieter Mangold links von ihr Platz genommen hatte. Zur Rechten flegelte sich eine grell geschminkte Blondine in die Sitzgarnitur – die Beine angezogen, die Arme lässig über der Brust gekreuzt. – Anke Staup, die Sekretärin.

„Wer von Ihnen hat eigentlich den Toten gefunden?“, stellte Kitzmüller seine erste Frage in den Raum, und Hertha Mangold antwortete mit gebrochener Stimme: „Ich, Herr Kommissar! Ich stand heute Morgen sehr zeitig auf, nachdem mir die Sonnenstrahlen ins Gesicht geschienen sind, und wollte mir in der Küche einen Kaffee kochen. Dabei sah ich dann meinen Mann ... Es war schrecklich! Diesen Anblick werde ich nie vergessen!“

„Hertha hat mich dann sofort verständigt“, berichtete der Bruder. „Ich war gerade auf der Autobahn und kehrte natürlich sofort um.“

„Mitten auf der Autobahn?“

„Natürlich nicht!“, grunzte Mangold. „Bei der nächsten Ausfahrt, Herr Kommissar.“

„Und ich bin mit dem Taxi gekommen, als ich in der Firma gehört habe, was passiert ist“, murmelte Anke Staup.

„Ich habe natürlich dort angerufen“, erklärte die Witwe und fuhr sich mit ihrem Taschentuch über die geröteten Augen. „Die Leute sind total verzweifelt. Keiner weiß nun, wie es mit dem Unternehmen weitergehen wird ...“

„Ich werde es übernehmen“, kam Dieter Mangold der schmerzgeplagten Witwe zu Hilfe. „Vorausgesetzt der Kaufpreis stimmt. Aber aus der Firma könnte man was machen ...“

„Was Ihr Bruder anscheinend weniger gut verstanden hat?“, klopfte Kitzmüller auf den Busch, doch der Mann war nicht so leicht aus der Reserve zu locken. „Das habe ich nicht gesagt, Herr Kommissar. Ich spüre förmlich, wie Ihre kleinen grauen Zellen voller Hektik ein Mordmotiv für mich zusammenbasteln wollen. Doch daraus wird nichts werden, Mr. Oberschlau! Mir können Sie nichts anhängen!“

„Wie bedauerlich!“

„Versuchen Sie’s bei Frau Mangold oder bei Frau Staup!“

„Ja, ich würde gerne einmal einen richtigen Polizisten kennenlernen“, säuselte die grell geschminkte Sekretärin und warf Kitzmüller einige schmachtende Blicke zu.

Der kleine Kriminalist lächelte. „Allzu viele Tassen schien die junge Frau nicht im Schrank zu haben. Doch das war dem Detektiv jetzt eigentlich egal. Er wusste nämlich, wer den Mord begangen hatte ...


Auflösung:


Hertha Mangold, die Witwe, hat ihren Mann ermordet. Sie erzählte dem Kommissar, sie wäre durch die Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt worden. Das Fenster ihres Schlafzimmers richtet sich nach Westen. Die Sonne aber geht im Osten auf!




Kommissar Kitzmüller, Teil 2

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