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VORWORT

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Arik Brauer interviewt Professor Brauer.

ARIK: Herr Brauer, sind Sie tatsächlich a Jud und keck a no?

PROF. BRAUER: Auf jeden Fall keck a no! Meine Jüdischkeit hat der Herr Schicklgruber erkannt, und da muss es ja wohl stimmen. Ein weiser Rabbi hat mich einmal Bezug nehmend auf meine sportlichen Talente folgendermaßen eingestuft: »Er hot a jiddischen Kop, a jiddische Nischume (Seele), goische Fis.«

ARIK: Mussten Sie in der Nazizeit öfters mit »Heil Hitler« grüßen?

PROF. BRAUER: Ich habe oft in meinem Leben »Berg Heil« oder »Ski Heil« oder »Petri Heil« gesagt. »Hitler Heil« war nicht üblich, und »Heil Hitler« ist ein grammatikalischer Unfug.

ARIK: Sind Sie eigentlich stolz, Österreicher zu sein?

PROF. BRAUER: Also bitte, man ist ja Tochtersohn der Heimat, wie uns die Bundeshymne lehrt. Und ich fege gerne mozartkugel- kauend über die Pisten der Amadé-Skischaukel. Auch behaupte ich immer stolz, dass Mozart und Beethoven Österreicher sind, Adolf Hitler hingegen Deutscher.

ARIK: Sind Sie eigentlich stolz, Jude zu sein?

PROF. BRAUER: Wenn ich nicht stolz bin, muss ich ja trotzdem leiden, und da möchte ich natürlich stolz leiden.

ARIK: Sind die Juden ein auserwähltes Volk?

PROF. BRAUER: Wir haben uns selber auserwählt und es schon oft bedauert.

ARIK: Sind Juden besonders intelligent?

PROF. BRAUER: Wir sind teilweise besonders intelligent und teilweise besonders blöd. Und so gleicht sich das wieder aus.

ARIK: Haben die Juden den Monotheismus erfunden?

PROF. BRAUER: Gefunden und erfunden, aber nicht ausgehalten. Denn auch der jüdische Himmel ist ja voll von Engeln, Seraphim und dergleichen unsterblichen Wesen.

ARIK: Leiden Sie in Österreich unter Antisemitismus?

PROF. BRAUER: In Österreich leiden unter Antisemitismus besonders die Antisemiten. Denn es gibt ja zu wenig Juden, um ein verwendbares Feindbild abzugeben.

ARIK: Sind die Einwanderer jetzt dieses Feindbild?

PROF. BRAUER: Viele Leute können ohne Feinde nicht zufrieden sein, und je mehr Damen von einem Ausländer belästigt werden, umso mehr Antisemiten sitzen in der österreichischen Regierung.

ARIK: Hassen Sie die Araber?

PROF. BRAUER: Wie könnte ich, da es doch unsere nächsten Verwandten sind, nach der Bibel unsere Cousins. Es hätte ja leicht sein können, dass ich als Araber das Licht der Welt erblickt hätte.

ARIK: Spielen Witze in der Politik eine Rolle?

PROF. BRAUER: Ganz sicher. Diktatoren fürchten keine Demonstranten, Terroristen und Revoluzzer. Aber Sie zittern vor einem guten Witz. Demonstranten, Terroristen, Revoluzzer und Witze-Erzähler kann man hängen, aber der Witz bleibt und rüttelt leise, aber unbarmherzig am Prestige und an der Macht des Diktators.

ARIK: Erinnern Sie sich zum Beispiel an einen Witz aus der Zeit des Sowjetregimes?

PROF. BRAUER: Moskau, 4 Uhr Früh: Wind, Schneegestöber. Vor einer staatlichen Bäckerei eine lange Menschenschlange. Die Tür geht auf, ein Funktionär erscheint und verkündet: »Genossen, Sowjetbürger! Brot ist unterwegs, aber für alle ist nicht genug da. Die Juden können nach Hause gehen.«

5 Uhr Früh. Die Tür geht auf, der Funktionär verkündet: »Der Brottransport ist bereits in Moskau, aber für alle ist nicht genug da. Wer nicht in Moskau ansässig ist, kann nach Hause gehen.« Die Menschenschlange wird wesentlich kleiner.

6 Uhr Früh. Die Tür geht auf, der Funktionär verkündet: »Genossen, Sowjetbürger! Brot ist bereits im Laden, aber es ist nicht genug für alle da. Jene Anwesenden, die nicht dabei waren, als der Genosse Stalin 1918 den Kapitalismus in die Knie zwang, können nach Hause gehen.« Die Menschenschlange löst sich auf, es bleiben zwei Greise stehen.

7 Uhr Früh. Die Tür geht auf, der Funktionär bittet die beiden Alten in die Bäckerei und verkündet: »Genossen, ihr, die ihr Schulter an Schulter mit dem Genossen Stalin den Kapitalismus in die Knie gezwungen habt, könnt auch heute die Wahrheit vertragen: Es ist überhaupt kein Brot da.« Die beiden Alten gehen hinaus in den grauen Moskauer Morgen, und der eine sagt zum anderen: »Du kannst sagen, was du willst, aber die Juden werden immer bevorzugt.«

ARIK: Erinnern Sie sich auch an einen Witz aus der Nazizeit?

PROF. BRAUER: Ein Mann fährt mit seinem Fahrrad übers Land, da springt aus einem Haus ein Hund heraus. Es kommt zu einem Zusammenstoß, bei dem der Hund stirbt. Der Mann betritt mit unangenehmen Gefühlen das Haus und meldet der anwesenden Familie die traurige Nachricht: »Heil Hitler, der Hund ist tot.« Daraufhin bricht die anwesende Familie rätselhafterweise in Jubel aus: »Der Hund ist tot, der Hund ist tot!«

ARIK: Empfinden Sie obszöne Witze als Schweinerei?

PROF. BRAUER: Wenn Sie gut sind, auf jeden Fall.

ARIK: Beispiele?

PROF. BRAUER: Ein Hotel am See, zwei Gäste. »Frau Fischer, wollen wir nicht zusammen Fischen gehen?« – »Aber sehr gerne. Nur ich heiße nicht Fischer, sondern Vogler!« – »Ich weiß, aber ich wollte nicht so direkt sein.«

ARIK: Noch ein Beispiel?

PROF. BRAUER: Ein Berliner kommt nach Wien, stellt seinen Mercedes ab und geht in die Oper. Die Oper ist aus, er findet seinen Mercedes nicht. Er sieht eine elegante Wienerin aus der Oper kommen und spricht sie an: »Tschuldigung, gnädje Frau. Haben Se mal wo ’n Wachn stehen gesehen?« Die Wienerin denkt kurz nach und sagt: »Na, noch nie.«

ARIK: Wie erfindet man einen Witz?

PROF. BRAUER: Man muss für eine allgemein bekannte Situation eine unerwartete Lösung finden.

ARIK: Verwenden Juden ihren Witz auch gegen sich selber?

PROF. BRAUER: Hauptsächlich und auf unbarmherzige Weise. Und zwar vor allem gegen die Auswüchse religiöser jüdischer Rituale und absurder Regeln.

ARIK: Hätten Sie auch einen solchen auf Lager?

PROF. BRAUER: Warum nur einen? Ich habe auf den nächsten Seiten zwölf solcher Witze verdeutscht, gereimt und vertont – und gezeichnet.

A Jud und keck a no

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