Читать книгу Serva III - Arik Steen - Страница 3
Prolog
ОглавлениеKönigspalast Hingston,
Gemächer der Prinzessin
Einige Jahre zuvor ...
Es war draußen bereits dunkel und zwei der sieben Monde strahlten durch das kleine Fenster in die Gemächer der Prinzessin Katharina von Manis. Das siebenjährige Mädchen lag auf ihrem Bett. Eine Kerze brannte auf ihrem Nachttisch. Katharina schaute gespannt auf ihre Großmutter, die neben ihr auf dem Bett saß. Wie so oft erzählte sie Geschichten. Sagen, Legenden und Märchen. Manchmal waren die Geschichten so verrückt und unglaublich, dass sie recht leicht zu durchschauen waren. Ab und zu jedoch enthielten sie zumindest ein kleines Stück Wahrheit und erzählten aus der wirklichen Geschichte der Mani.
«Es war lange bevor du geboren wurdest, mein Liebes!», erzählte Katharinas Großmutter: «Eine Zeit in der die Drachen von den Höhen der Berge und aus den Tiefen der Wälder hervorkamen um auf Frauen und Männer unseres Volkes Jagd zu machen. Sie stürzten sich wahllos auf unschuldige Bauern, nahmen sie mit sich und keiner ihrer Opfer wurde jemals wiedergesehen!»
«Das ist ja schrecklich!», sagte Katharina leise. Die kleine siebenjährige Königstochter lauschte gerne den Geschichten ihrer Großmutter. Auch wenn sie manchmal unheimlich waren.
«Ja, das war eine schlimme Zeit! Wir, deine Großeltern, waren noch nicht einmal geboren. Und dein Urgroßvater, der Vater deines Großvaters, war noch jung. Er war gerade mal vierzehn Jahre alt!», sie stupste ihrer Enkelin auf die hübsche Nase und erzählte dann weiter: «Aber er war ein mutiger junger Mann. Eines Tages ging er auf die Jagd. Mit einer Armbrust ging er hinaus in den Wald um einen Hasen zu erlegen!»
«Ich will auch schießen lernen!», sagte Katharina.
«Oh, mein Schatz. Das wirst du noch früh genug. Ich kenne doch meinen Sohn. Er wird es dich schon lehren lassen. Aber nun hör weiter zu!», sie deckte ihre Enkelin ein wenig besser zu: «In jedem Fall ging dein Urgroßvater alleine durch den Wald!»
«Alleine?»
«Ja, alleine. Er ging den Fluss entlang, bis er zu einer Lichtung kam. Der Wind war günstig und er hoffte dort auf der freien Fläche Hasen zu finden. Doch er hatte kein Glück. Alle kleinen Häslein hatten sich versteckt. Vielleicht hatte einer ihn bemerkt und es den anderen erzählt. In jedem Fall war kein Hase zu sehen!»
«Hasen können doch nicht miteinander reden!», sagte Katharina ein wenig beleidigt. Sie mochte es nicht, wenn die Geschichten zu albern wurden.
«Nun, weißt du es? Vielleicht reden sie miteinander. Oder geben sich Zeichen!»
«Es sind Hasen!», sagte Katharina: «Sie können nicht reden!»
«Nun gut. Dann haben sie eben alle mitbekommen, dass ein junger Jägersmann, ein Königssohn, über die Lichtung schlich und alle haben sich versteckt.»
«Sie haben ihn gerochen!», meinte Katharina und war stolz etwas über die Jagd zu wissen.
«Ja, vielleicht. Vielleicht hatte der Wind gedreht!», die Großmutter räusperte sich geräuschvoll und erzählte dann weiter: «Mein Vater, also dein Urgroßvater, war enttäuscht. Er setzte sich auf einen Felsen und ruhte sich aus. Doch es war kein Fels ...»
«Sondern?», fragte Katharina leise. Ihre Großmutter konnte perfekt die Spannung erhöhen, in dem sie mit ihrer Stimme spielte.
«Es war ein Drache. Ein Urwesen aus einer alten Zeit.»
«Wirklich?», Katharina schaute ihre Großmutter ein wenig unsicher an.
«Ja. Ein Drache. Und er erhob sich, richtete sich auf und stand groß und stark vor deinem Urgroßvater. Ein mächtiges gigantisches Wesen!»
«Bei den Göttern. Er hat ihm doch nichts getan?»
«Nein. Er war ein guter Drache. Und er wollte dem jungen Königssohn nichts tun. Er erzählte ihm sein Leid. Dass die Drachen einen neuen Führer hatten. Einen Mani aus unserem Land. Und das viele Drachen vom rechten Weg abgekommen waren!»
«Und deshalb haben sie getötet?», Katharina lief es eiskalt den Rücken hinunter.
«Und der Drache verriet deinem Urgroßvater ein Geheimnis. Wenn er die Worte „Draco Labi“ aussprach, so konnte er jeden Drachen vom Himmel holen! Diese Worte alleine reichten aus um ihnen die Kraft zu nehmen zu fliegen!»
«Und?», fragte Katharina neugierig: «Was hat Urgroßvater getan?»
«Erst einmal nichts. Er ging nach Hause. Er erzählte die Geschichte seinem Vater, dem König. Aber der glaubte ihm nicht. Niemand würde es jemals überleben, wenn er einem Drachen begegnete!»
«Aber er hat ihn doch gesehen!», sagte Katharina: «Warum glaubten sie ihm nicht?»
«Nun ja. Weil man immer nur Geschichten hörte. Weil aus dem Volk Leute verschwanden und nie wiedergesehen wurden. Aber keiner jemals einen Drachen gesehen hatte und noch lebte.»
«Das ist nicht nett!»
«Würdest du jemanden glauben, dass er einen Drachen gesehen hat?»
Katharina überlegte und schüttelte dann den Kopf: «Nein!»
«Nun. Der Geschichte nach ging dein Urgroßvater viele Jahre später als Soldat durch das Land der Shiva!»
«Die auf der anderen Seite des Meeres!», sagte Katharina.
«Ja, du hast gut aufgepasst!», meinte ihre Großmutter.
Katharina grinste: «Ich habe eine Karte. Die hat mir Vater geschenkt!»
«Dein Urgroßvater wollte in die Wüste, weil er glaubte, dass es dort große Schätze gab. Doch er und seine Männer wurden, so erzählt die Geschichte, von einem Drachen angegriffen.»
«Bei den Göttern, wirklich?»
«Ja. Sie flohen vor ihm, doch sie hatten keine Chance. Er tötete alle Männer und schwebte dann vor deinem Urgroßvater, bereit auch ihn zu töten!»
«Da ist ja schrecklich!»
«Dein Urgroßvater erinnerte sich an die Worte des Drachen, den er als junger Mann getroffen hatte. Und er sprach die Worte aus. „Draco Labi“, sagte er und es geschah wirklich. Der Drache stürzte vom Himmel. Er versuchte sich wiederaufzurichten, aber sofort, wenn er sich in die Lüfte erhob, sprach dein Urgroßvater die Worte. Und so konnte er sich retten. Er rannte davon und versteckte sich!»
«Aber er hat den Drachen nicht getötet, oder?»
«Nein, das hat er nicht. Zumindest glaube ich das nicht!», sagte die Großmutter der Prinzessin: «Und nun schlaf, mein Kind!»
«Was ist denn weiter passiert?», fragte Katharina.
«Nichts. Er konnte sich retten. Er versteckte sich und dann floh er zurück in die Heimat. Es ist eine Geschichte, die gut ausging!»
«Aber die Männer die verstarben?»
«Ja!», nickte die alte Frau: «Da hast du wohl recht. Ganz so gut ging es dann doch nicht aus. Aber der König konnte sich retten. Und das für unser Land wichtig. Vor allem gäbe es dich sonst nicht!»