Читать книгу Spuren - Armin Aubler - Страница 2

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In meinem früheren Leben, als ein geachteter Bürger, war es für mich und alle, die von mir wussten, undenkbar gewesen, dass ich mich einst in einer Gefängniszelle wieder finden würde. Trotzdem überraschte es mich nicht, als sie kamen um mich abzuholen. Denn nie hatte ich mich der Illusion hingegeben, dass mich ihr Hass vergessen könnte. Zu schreckliches ist geschehen.

Allein mit mir in der Zelle, eine schwarz verhüllte Zukunft vor Augen, überschwemmt mich das ganze Ausmaß meiner Misere. Auf Gnade oder gar Gerechtigkeit darf ich nicht hoffen und das Trost spendende Gebet ist mir verschlossen. Dunkelste Phantasien wetteifern mit zermürbender Ratlosigkeit über das Schicksal, das ich zu erleiden haben werde. Nur quälend langsam befreien sich meine Gedanken aus dem kreisendeden Mahlwerk fruchtloser Grübelei und machen sich auf die Suche nach etwas, das mir Halt und Zuversicht geben könnte. Bei meiner Familie werden sie fündig.

Schon als Kind genoß ich das wärmende Gefühl des liebevollen Geborgenseins, das sie mir gab, später das Wissen in allen denkbaren Nöten einen bedingungslos zuverlässigen Zufluchtsort zu haben und bis heute erfüllt es mich mit Stolz dieser, meiner Familie anzugehören. Alles Gute hat seinen Preis. Die Familie erwartet von ihren Mitgliedern die Verinnerlichung ihrer Maßstäbe, bei allem was sie gibt und was sie fordert. Sich auf angemessene Weise durchs Leben zu bringen, gehört dazu, und auch, sich in den Wechselfällen des Lebens als tapfer zu erweisen, so wie die Ahnen es uns immer wieder vorlebten.

Wie ich sinnend durch das Gitterfenster in den nächtlichen Sommerhimmel blicke, weicht die Enge der Zelle und ich betrete das weite Feld der Geschichte und Geschichten meiner Familie.

Als erstes tritt der Zimmermann Hanns aus der Tiefe der Zeit hervor.

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