Читать книгу 4 1/2 - Arna Aley - Страница 5
ОглавлениеToteau und der Autodieb
Der Besuchsraum einer Haftanstalt.
Samuel sagt, ich wäre wie ein erwachsen gewordenes Rotkäppchen: Das Lunchpaket hätte ich bei der Oma längst abgegeben, aber eine neue Aufgabe hätte ich von keinem zugeteilt bekommen. Ich wüsste nicht, wohin mit mir, sagt Samuel. Samuel ist ein Intellektueller.
Er sagt, ich hätte immer noch Angst vor dem Wolf.
Der, der mir gegenüber sitzt, heißt Joe, wenn er nicht isst, raucht er. Die Nichtraucherhand hat er auf seinen Sack gelegt. Ich habe es ihm verboten, mit seiner Raucherhand mein Gesicht anzufassen. Davon kriege ich Ausschlag. Wenn wir zu Hause wären, würde er meine Hand für seinen Sack benutzen. Er würde sich zurücklehnen, die Beine auseinander klappen und ein komisch weiches Gesicht machen.
- Was hast du?
Ich habe an Ray gedacht. Ray war vor Joe.
Meine Mutter sagt, sie kann sich nicht für meine Probleme interessieren, weil sie die Männer, über die ich mit ihr reden möchte, nicht auseinander halten kann. Ich habe ihnen Beinamen gegeben, um es für sie einfacher zu machen. Sie interessiert sich trotzdem nicht für mich.
Ray, der Fotograf.
Kennst du Man Ray, Mam? Er war auch ein Fotograf. Ich dachte, so könntest du es dir besser merken.
Ray ist ein Haute-Couture-Fotograf. In seinen Visionen aber nur. An die guten Couturiers käme er nicht ran, sagt er, und an die schlechten wolle er seine Zeit und die Materialien nicht verschwenden. Er würde gerne mit Yves Saint Laurent zusammenarbeiten, Yves Saint Laurent arbeitet aber nicht mehr.
Am Anfang, als ich ihm zugelaufen bin, wie er sagte, habe er gedacht, ich wäre sein Engel, seine Rettung, ich würde ihm den Durchbruch bringen. Er hat mich auf einen Gipssockel gesetzt, Bruckners fünfte Sinfonie aufgelegt und wollte mit der Fotosession beginnen. Dann stellte sich heraus, mein Gesicht wäre nicht Brucknerreif. Es müsse reifen.
Ich blieb auf dem Gipssockel, ohne das Recht abzustürzen. Nicht mal im Schlaf. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: by Ray.
Ist ein gefallener Engel nicht auch ein Engel, Ray?
- Ein gefallener Engel passt nicht zu Bruckner, warum heißt du eigentlich Toteau?
Passt das auch nicht zu Bruckner?
Das passt aber zu meiner Mutter.
Toteau.
Ich habe den Gipssockel zu weißem Mehlpulver zerschlagen. Am gleichen Abend noch habe ich Joe kennen gelernt.
Joe, der Tätowierte, Mam. Erinnerst du dich an ihn?
Sie hat den Hörer neben das Telefon gelegt und wäscht das Porzellan-Kaffeegeschirr ab. Dafür braucht man die volle Konzentration. Dabei kann man nicht reden. Das wusste ich schon als Kind.
Was ist mit ihm?
Joe bewegte sich zwischen Bett und Herd. Zwischen Sex und Gekochtem. Egal was, Hauptsache gekocht. Hauptsache heiß und viel.
Ich habe das Gekochte satt, Joe.
Wir sitzen im Biergarten des Prater Restaurants. Ich und Joe. Es ist unser Abschiedsessen. Joe isst, ich will heulen. Oder zu dem Dicken im ärmellosen T-Shirt vom Nebentisch rübergehen und ihn anschreien: Es ist peinlich, Mann, deine auseinander gespreizten Beine sind peinlich, dein Lachen ist peinlich, deine Hand am Schenkel deiner Frau ist peinlich, deine ganze peinliche Familie ist peinlich: Frau, Kinder, Hund und du selbst! Du bist einfach peinlich!
- Schmeckt es dir nicht, Toteau?
Ich stehe auf, ich gehe zu dem Dicken an den Nebentisch rüber. Er lacht immer noch. Seine Kindern lachen auch, als Gegenleistung für die riesigen Eisbecher, die sie gerade aufgetischt bekommen.
Seine Frau lacht auch.
Ich bleibe vor ihm stehen.
Was ist?
Ich beuge mich langsam zu ihm und stecke meine Visitenkarte in seine Hosentasche. Darauf steht in farbiger Großschrift: Toteau und unten steht die Adresse.
Das Lachen hat aufgehört. Von selbst.
Mit einem auffordernden Gang verlasse ich den Biergarten.
- Kennst du sie, Bo? Woher kennst du sie? Wer ist sie? Bo! Bo!
Jetzt heult die Frau.
Bo zerreißt die Visitenkarte, bezahlt die Rechnung, sie gehen. Mann und Hund vorne, Frau hinterher, die Jungs drehen sich schon zum dritten Mal nach den halbvollen Eisbechern um, die gerade abgeräumt werden.
BOKomisch, dass du unter dem weißen Rock eine rote Unterhose anhast.
TOTEAU Du hast keine Ahnung. Von nichts.
BOIch weiß, wie man Autos klaut.
TOTEAU Anscheinend nicht, sonst wärest du nicht hier.
BOSag das nie wieder! Verstanden?
TOTEAU Das war ein Scherz.
BODas ist kein Scherz. Du darfst mit so was nicht scherzen.
TOTEAU Schon gut.
BONichts ist gut. Jetzt werde ich wieder eine Woche brauchen, um mich abzuregen. Machst du das absichtlich mit mir?
TOTEAU Was?
BOMich aufzuregen! Hast du Zigaretten mitgebracht?
TOTEAU Eine Stange.
BOHaben wir nicht ausgemacht, dass du mir zwei Stangen mitbringst?
TOTEAU Ich habe diese Woche wenig verdient.
BOHast du einen Liebhaber, mit dem du schläfst?
TOTEAU
(schweigt)
BOKaufst du ihm auch Zigaretten?
TOTEAU
(schweigt)
BOIch kann dir im Moment nicht mehr anbieten, als dass du meinen Schlitz aufmachst und deine Hand durchschiebst. Machst du das für mich?
TOTEAU Weißt du, ich glaube, dass das Kind mit der Muttermilch auch den seelischen Zustand der Mutter in sich einsaugt. Meine Unsicherheit würde dem Kind nicht gut tun.
BOBist du schwanger?
TOTEAU Nein, aber falls ich einmal schwanger wäre.
BO(nimmt ihre Hand) Davon wirst du nicht schwanger, komm. Was machst du?
TOTEAU Nichts.
BOWomit verdienst du dein Geld, meine ich.
TOTEAU Ich unterrichte Klavier. Fünf Stunden in der Woche zu zwanzig Euro.
BODas sind hundert Euro.
TOTEAU Ich muss aber meine Wohnung bezahlen und auch andere Sachen, die ich brauche. Den ganzen alltäglichen Mist: Wattepads, Gesichtsreinigungslotion,Toilettenpapier. Gestern habe ich mir mit kochendem Wasser den Rücken verbrannt, siehst du die Blase? Die wird noch aufgehen, hat die Apothekerin gesagt. Dafür habe ich sechs Euro fünfundzwanzig bezahlt.
BOWas ist das?
TOTEAU Das sind Kompressen, Brandgel und Heftpflaster für die Wunde. Damit es zu keinen Entzündungen kommt.
BOWo siehst du die Wunde?
TOTEAU Habe ich dir doch gezeigt. Auf dem Rücken.
BOEine Blase ist doch keine Wunde. Die Blase kann sich doch nicht entzünden. Eine Blase ist eine hermetisch verschlossene Angelegenheit. Da kommt keine Luft rein. Wie soll sich eine Blase entzünden?
TOTEAU Die Apothekerin hat gesagt, ich darf die Blase keinesfalls aufmachen, weil darunter eine offene Wunde ist. Wenn sich darunter eine neue Haut gebildet hat, wird die Blase von selbst aufgehen.
BOAbsolut. Deswegen braucht man auch kein Brandgel.
TOTEAU Aber das ist auch Wundgel zugleich. Es wirkt kühlend, desinfizierend und schmerzlindernd.
BOHast du Schmerzen?
TOTEAU Heute tut es nicht mehr weh, aber gestern hat die Stelle ganz schön wehgetan.
BOWeißt du was? Du bringst diese Tüte zurück in die Apotheke und verlangst, dass sie dir die sechs Euro fünfundzwanzig zurückgeben. Dafür kaufst du mir Zigaretten.
Samuel sagte, ich hätte Angst vor einer ernsten Beziehung. Ich würde mich immer für eine Beziehung entscheiden, die nach einer Rennstrecke mit möglichst vielen Hindernissen aussieht, um nach einer Fahrrunde sagen zu können, ich hätte es versucht, es hat aber nicht geklappt.
Samuel wollte ein Buch über Don Juan schreiben. Einen Roman. Er hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen und ich habe an der Tür des Zimmers geklebt. Das war wohl das Falscheste, was ich hätte tun können, ich konnte aber nicht anders. Ich wollte alles mit ihm zusammen machen. Mit ihm zusammen aufstehen, mit ihm zusammen frühstücken, mit ihm zusammen den Tag verbringen, mit ihm zusammen ins Bett gehen, mit ihm zusammen schlafen. Die gleichen Bücher lesen wie er, die gleiche Musik hören wie er, am liebsten hätte ich ihm beim Schreiben über die Schulter geschaut, auf den Bildschirm und mich über jedes Wort gefreut, das er geschrieben hat.
Ich wollte seine Muse, seine erste Leserin sein. Ich wollte, dass er alle seine Romane mir widmet.
„An Toteau.“ Oder „Toteau gewidmet.“ Er hätte es auch getan, aber wir sind in einen Teufelskreis geraten. Wenn ich ihm nicht ständig nachgelaufen wäre, hätte er den Roman längst geschrieben und mir gewidmet. Ich würde aber immer dazwischen stehen, zwischen ihm und seinem Buch, sagte er. Deswegen würde er nichts schaffen.
Es ist sehr frustrierend, wenn man merkt, dass die Zeit vergeht und man nichts schafft.
BODas ist kein Mehlsack, drück nicht so doll.
TOTEAU Entschuldigung.
BOHast dich ein wenig reingesteigert, was? Macht nichts.
TOTEAU Weißt du, was ich als Kind sehr sehr mochte?
BOWeiß ich nicht.
TOTEAU Eine Plastiktüte gefüllt mit Kartoffelstärke in der Hand zu zerdrücken. So ein komisches Gefühl zwischen den Fingern. Es fühlt sich an wie das Knistern des Schnees untern den Füßen oder wie wenn man eine Hand voll Schnee zu einem Schneeball knetet.
BOMusst du schon gehen?
TOTEAU Wie spät ist es?
BOKeine Ahnung.
TOTEAU Ist heute Sonntag?
BO(schaut hoch) Es scheint so.
TOTEAU Sonntags unterrichte ich nicht. Ich habe den ganzen Abend frei. Möchtest du, dass ich gehe?
BOMir ist es egal. Was sind das für Leute, die bei dir Klavier lernen wollen? Gibt es auch Männer dabei?
TOTEAU Zwei.
BOWie alt?
TOTEAU Mitte zwanzig, schätze ich.
BOBeide?
TOTEAU Der eine könnte auch Ende zwanzig sein.
BOSind die gut?
TOTEAU Meinst du musikalisch?
BOJa, musikalisch.
TOTEAU Darauf achte ich nicht. Ich brauche nur das Geld, das sie mir zahlen. Ich denke nur an die zwanzig Euro, die ich nach der Stunde in mein Portemonnaie stecke.
BOEs ist gut so.
Samuel sagte, wenn ich eine sozial intakte Familie gehabt hätte, wäre ich ein Genie geworden, egal in welchem Fach. Samuel hielt sehr viel von mir. Ich hielt auch sehr viel von ihm. Er meinte nur, ich bin viel zu früh fallen gelassen worden.
Ray kam nach Samuel. Genauer gesagt, ich habe nur die Zimmertür gewechselt. Sie waren WG-Freunde, Ray und Samuel. Ich habe mir nicht mal einen Bademantel übergezogen, ich bin, so wie ich war, im Nachthemd, einfach rüber gegangen. In Rays Zimmer.
Ich habe mich auf den Gipssockel gesetzt und ihm den fleckenlosen Engel vorgespielt. Er hat mir die Rolle voll abgenommen. Ich habe mir selbst manchmal die Rolle abgenommen. Ich ließ mich anbeten, ich ließ mich mit der Tiefe der Bruckner Sinfonien vergleichen. Ray bestand nur aus einer Fassade, er war das Cover einer billig produzierten Bruckner-CD.
Ich habe Ray verlassen, genauso wie ich gekommen bin: in einem Nachthemd. Ich habe ihn verlassen, weil ich mich nach einem Sturz gesehnt habe und nach einem Inhalt, auch wenn er Dreck ist. Ich bin auf die Straße hinaus, der Erste, der mich angesprochen hat, war Joe.
Joe, der Tätowierte, der Orang-Utan, der Vielfraß.
Joe hat mich direkt in sein Bett mitgenommen. Da war noch eine Monsterkatze in der Wohnung. Mein erster Gedanke war, die Katze wäre seine verzauberte Geliebte. Nach dem Aufwachen habe ich noch mehr von den verzauberten Geliebten entdeckt. Jeder Gegenstand in seiner Wohnung schien eine verzauberte Geliebte zu sein. Alles, was da rumstand, hatte keine Funktion, alles schaute mir zu, wie ich durch die Wohnung schlich.
Joe war weg. Seine Geliebten passten auf mich auf.
Ich überlegte, in welchen Gegenstand er mich verwandeln würde. Es war dunkel. Die Fenster wurden mit Bettlaken zugedeckt. Der Herd war noch warm, das Geschirr nicht abgewaschen.
Oben übte jemand Klavier.
Ich war sehr schlecht auf dem Klavier. Ich erzählte gerne überall von meiner großen Pianistinnenkarriere und wusste ganz genau, dass daraus nichts werden würde. Das einzig Traurige für mich daran war, dass ich mich nie in einem langen dunkelblauen Samtkleid vor dem tobenden Publikum des vollgefüllten Philharmoniesaals, mit einem zurückhaltenden Lächeln im Gesicht, bescheiden verbeugen würde. Das oben offene Kleid sollte mit seidenen Spagettiträgern gehalten werden, damit es nicht zu eng an der Brust geschnitten werden muss, wegen des freien Atmens während des Spiels. An dem zugespitzten Brustteil des Kleides, an dem der linke Spagettiträger befestigt wird, sollte eine dunkelviolette Stoffblume angebracht werden. Die Blume hatte ich schon, die lag auf meinem Schreibtisch aufbewahrt, in einer durchsichtigen Plastikschale von französischen Bonbons, eine dunkelviolette Lilie. Die Bonbons habe ich im Klavier versteckt. Unten im Klavier ist ein kleiner Raum, in dem ich auf Empfehlung des Klavierstimmers zwei mit Wasser gefüllte Gläser aufstellte, wegen der Feuchtigkeit, den übrigen Platz habe ich als Versteck genützt. Für Bonbons, für Schmuck, für Schminke, später für Zigaretten, Alkohol, Geld.
TOTEAU Wo war ich stehen geblieben?
BOIch weiß es nicht, ich habe dir nicht zugehört.
TOTEAU Meine Mutter hört mir auch nie zu. Du hast mich etwas gefragt und ich fing an, zu erzählen.
BOEs ist egal, es war bestimmt nicht so wichtig, was ich gefragt habe.
TOTEAU Du hast mich nach meinen Klavierschülern gefragt.
BOWas gehen mich deine Klavierschüler an.
TOTEAU Nur so viel, dass ich dir für deren Geld Zigaretten kaufe.
BOWie du zu deinem Geld kommst, ist mir völlig egal. Mir ist es generell egal, wo Leute ihr Geld hernehmen. Geld ist Geld. Wie es an seinen Besitzer gelangt, das ist die Sache des Besitzers, niemanden sonst geht das was an. Niemanden geht es was an, dass ich mein Geld mit gestohlenen Autos verdiene. Job ist Job. Nicht mal den Besitzer des gestohlenen Autos geht es was an. Er macht seinen Job, ich mache meinen Job. Er verdient mit irgendetwas Geld und kauft sich ein Auto, ich verkaufe sein Auto und verdiene damit Geld. Ein Kreis, der sich schließt, ganz nach den Naturgesetzen. Alles was den Naturgesetzen gemäß ist, ist automatisch richtig.
TOTEAU Ist es auch den Naturgesetzen gemäß, dass wir so miteinander sitzen und uns überhaupt nicht im Klaren sind, was wir voneinander wollen.
BODu hast mir nicht genug Zigaretten mitgebracht.
TOTEAU Ist das alles, was du von mir willst?
BOVon dir will ich gar nichts. Zigaretten kann mir auch meine Schwester besorgen.
TOTEAU Hast du eine Schwester? Du hast mir von ihr noch nichts erzählt. Wie alt ist sie?
BOUngefähr so alt wie du, sieht aber viel besser aus. Sie sieht viel frischer aus als du, viel weniger verbraucht, verstehst du, was ich meine. Wenn man einen Vergleich machen würde, würde ich sagen, sie ist eine Edelnutte und du bist eine Autobahnnutte. Eine polnische Autobahnnutte. Eine weißrussische Autobahnnutte. Eine tschechische Straßenrandnutte rumänischer Abstammung. Die sind die billigsten.
TOTEAU Ich gehe jetzt.
BOWirst du das für mich tun?
TOTEAU Was?
BODu weißt schon.
TOTEAU Was?
BOGehst du zu dem Staatsanwalt und sagst ihm, dass du falsch ausgesagt hast?
TOTEAU (schüttelt entschlossen den Kopf) Nh-h.
BOGleich morgen früh, ja?
TOTEAU (lächelt ihn frech an) Ich habe nicht falsch ausgesagt.
BOEs war keine sexuelle Nötigung! Du hast mich eingeladen. Du hast mir deine Visitenkarte zugesteckt.
TOTEAU Du hast sie gleich zerrissen.
BODas war ein grober Fehler von mir, jetzt hätte ich Beweismaterial gegen dich.
TOTEAU
Für die Fehler muss man zahlen.
BOWie viel willst du?
TOTEAU Ich will gar nichts. Doch. Ich will meine Mutter sprechen, ich will, dass sie mir zuhört.
BODenk an meine Jungs, sie glauben, sie hätten mich als Autodieb geschnappt. Es ist nicht gut für die Jungs, wenn sie denken, ihr Vater wäre in seinem Beruf kein Profi. Ich bin aber ein Profi. Sie kriegen mich nicht.
TOTEAU Erzähl ihnen die Wahrheit.
BOWas für eine Wahrheit? Dass ich der Wahnsinnigen, die mir ihre Visitenkarte zugesteckt hat, nachgelaufen bin? Dass ich ihr in ihre Wohnung gefolgt bin?
TOTEAU (stolz) Mir bist du gefolgt.
BOWir wollten aber alle zusammen ins Kino. Wir waren noch nie zusammen im Kino: ich, meine Frau und die Jungs.
TOTEAU Was ist mit dem Hund?
BOIch habe den Jungs gesagt, ihr geht mit Mama ins Kino, Papi muss arbeiten.
TOTEAU Arbeiten.
BOJa, arbeiten. In vier Sekunden knacke ich ein Autoschloss. Das ist das Beste, was es gibt. Eins, zwei, drei, vier, knack! Ich muss hier raus!
TOTEAU Das Gefühl habe ich auch. Ich muss hier raus.
BODas wirst du für mich tun. Toteau.
TOTEAU Toteau? Woher kennst du den Namen?
BOStand auf deiner Visitenkarte. Du gehst gleich morgen früh dahin.
TOTEAU (schüttelt den Kopf) Morgen früh gehe ich zu meiner Mutter. Ich kaufe eine ganze Schoko-Trüffel-Torte und besuche sie. Danach kann sie in Ruhe das Porzellangeschirr abwaschen. Ich werde sie dabei nicht mehr stören.
BOWenn ich hier raus bin, bringe ich dich um.
TOTEAU Das schaffe ich allein, Bo. (geht)
Wer ist Bo? Ich habe dir von ihm schon erzählt, Mam! Bo, der Autodieb, der Familienvater.
BOToteau!
TOTEAU Ja, Toteau.