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|31|Tour 4: Stein auf Stein Entdeckungsreise auf der Alten Weinsteige und dem Schimmelhüttenweg

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Diese relativ kurze und steile, aber sehr schöne und aussichtsreiche Route führt durch Garten- und Wohngebiete und einen der ältesten Weinberge Stuttgarts. Von der Alten Weinsteige geht es über den Pfaffen- und Schimmelhüttenweg – auf dem man Stuttgarts alte Weinbautradition real erleben kann – bis zum „Heslacher Dom“.

Kurzinfo

Tourenlänge: ca. 3 km

Höhenunterschied: ca. 190 m

Gehzeit: ca. 1,5 Stunden

Tourenstart: Stadtbahnhaltestelle „Marienplatz“, Linien: U1, U14

Tourenende: Stadtbahnhaltestelle „ Schreiberstraße“, Linien: U1, U14, Zahnradbahn

|32|Die Tour beginnt am belebten Marienplatz (1) mit seinen kleinen Geschäften und Kneipen (siehe Tour 2). Man geht in südlicher Richtung, an den steil nach oben führenden Gleisen der Zahnradbahn rechts vorbei, bis man an die Filderstraße kommt. Links des 1902/03 nach Plänen der Gebrüder Kärn im französischen Barock erbauten monumentalen Prachtbau Filderstraße 61–65 führen die Liststaffeln aufwärts. Vorbei an schönen alten Bürgerhäusern, wie dem herrlichen Jugendstilhaus Nr. 2, geht es entlang der Zahnradbahn die Alte Weinsteige hinauf, bis sich auf der linken Seite beim Haus Nr. 15 ein kleiner Weg zwischen Häusern und Gärten zum Mühlrain hochschlängelt. Man folgt der kleinen Straße bergauf, bis sie in den Pfaffenweg mündet, und hält sich nun rechts. Auf diesem Weg hat man bald zwischen Hecken, alten Steinmauern und Zäunen immer wieder freie Ausblicke auf Heslach und den Hasenberg. Der alte Weinbergweg führt nach wenigen hundert Metern aus dem bebauten Stadtbereich heraus und windet sich durch alte, heute meist verwilderte Weinberge und Gärten. Immer wieder bieten sich zwischen Gestrüpp und Gartenzäunen |33|freie Blicke ins Tal. Nach mehreren Windungen kommt man schließlich oben auf die Straße Am oberen Berg. Ihr folgt man nach rechts in die Leonorenstraße mit ihrer freien Aussicht (2) auf den darunterliegenden Weinberg und die Waldhänge um Degerloch und Heslach. Man wandert zwischen schön eingegrünten Wohnhäusern und neuen Villen mit großen Glasfronten nach rechts durch |34|den Elsaweg zum darunterliegenden Schimmelhüttenplatz. Ab hier führt der alte Weinbergweg Schimmelhüttenweg erst geradeaus, dann nach links wieder ins Tal. Der Wegname geht auf ein damals weit außerhalb der Stadttore stehendes mittelalterliches Haus (Schimmelhütte) zurück, das heute nicht mehr steht. Ob der Name durch den Zustand der Hütte oder die Nutzung als Pferdestall entstanden ist, bleibt uns heute ein Geheimnis. Vorbei an buckligen Weinbergmäuerchen mit krummen Treppenaufgängen gelangt man durch eine bemerkenswert zerklüftete Landschaft allmählich talabwärts (3). Hier, am Degerlocher Scharrenberg, fühlt man sich plötzlich weit weg von der Großstadt, wie in einer beschaulichen Weingegend irgendwo am Main. Meist sieht man einzelne Weingärtner in ihrem Wengert beim Arbeiten. Die alten Weinberge mit ihren betagten Weinbergmauern brauchen ständige Pflege und kosten viel Schweiß.

Cafés, Gartenlokale

Bar Mosquito, Wolffstraße 3 (Tel. 6 20 00 88): Terrasse mit schönem Ausblick auf die Matthäuskirche, Pastaküche, warme Crèpes, tägl. geöffnet;

Schmid’s Salon, Böblinger Straße 86 (Tel. 9 12 18 55): kleines Café mit Terrassenbewirtschaftung, tägl. geöffnet;

Gastronomie am Marienplatz.


Im Frühling verwandeln unzählige Primeln in allen Farben sowie Scilla und Blaukissen besonders die Obstgärten im unteren Wegabschnitt in ein einmaliges Blütenmeer. Nach mehreren Wegbiegungen drängt sich wieder die Großstadt in das Blickfeld. Es geht oberhalb der modernen Funktionsbauten des Marienhospitals vorbei, bis links Treppen zur Böheimstraße hinunter nach Heslach führen. Die Böheimstraße geht man nach links und kommt am Marienhospital (4) vorbei. Das alte Krankenhaus sollte in den 80er-Jahren einem Neubau weichen. Eine Bürgerinitiative hatte dies jedoch erfolgreich verhindert, sodass man sich auch heute noch an diesem imposanten Bau erfreuen kann. Nach dem Klinikbau |36|biegt man rechts in die Eierstraße zur Matthäuskirche (5) am Erwin-Schöttle-Platz hinunter.

Der Name „Heslach“ entwickelte sich aus dem Namen des heute verdolten Haselbachs. Einer Sage nach wurde der württembergische Herzog Ulrich von Württemberg auf seiner Flucht aus Stuttgart anno 1518 von den Heslachern verraten. Als er zurückkehrte, mussten die Heslacher zur Strafe sonntags zum Kirchgang blaue Strümpfe tragen – daher werden sie seither auch als Blaustrümpfler bezeichnet. Heslach stand lange im Schatten von Stuttgart. Aus einem kleinen Bauern- und Weingärtnerdorf hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bau zahlreicher Fabriken plötzlich ein Arbeiterstadtteil mit billigen und schlechten Wohnquartieren entwickelt. Allerdings bestand bis zur Jahrhundertwende der Südhang des Hasenberges aus drei großen Weinbergslagen, die heute nur noch in Straßennamen fortleben: Afternhalde, Wanne und Gebelsberg. Einzelne prächtige Gebäude wie das 1887–90 erbaute Marienhospital oder der weithin sichtbare „Heslacher Dom“ – die 1876–81 in wuchtigen romanischen und gotischen Formen erbaute Matthäuskirche mit ihrem 65 m hohem Turm – sollten dem Stadtteil, der vorübergehend auch Karlsvorstadt genannt wurde, das nötige neue Selbstbewusstsein geben. In der Nachkriegszeit stand diese lange wie auf einer abgetrennten Insel im brandenden Verkehr der Möhringer Straße, doch seit dem Bau des Heslacher Tunnels haben sich die Möhringer Straße und der Platz um die Kirche wieder zu einer harmonischen Einheit zusammengefügt. Lediglich einige rußgeschwärzte Fassaden zeugen noch von den einstigen Blechkolonnen. Auch heute gilt das alte Zentrum von Heslach als eher günstiges Wohnquartier.


Weinbergidylle mitten in der Großstadt: der Degerlocher Scharrenberg

Gegenüber fällt besonders das Gebäude der alten Feuerwache, mit seinem kunstvoll gestalteten Steigerturm zum Trocknen der Schläuche, ins Auge. Die Anlage wurde 1881 in Stilformen der deutschen Renaissance erbaut. Nach dem Rückbau der Durchgangsstraße ist sie zu einem Zentrum für allerlei Veranstaltungen umgebaut worden. Von der Stadtbahnhaltestelle „Schreiberstraße“ kann man von hier aus mit den Linien U1 und U14 wieder zurückfahren oder zu Fuß durch die Böblinger Straße zum Marienplatz gehen (6).

Stadtwanderführer Stuttgart

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