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Ist Sex zu dritt auch etwas für mich?

Selbst als du das vorangegangene Kapitel über die vielen Vorzüge des Sex zu dritt gelesen hast, sind dir womöglich Gedanken durch den Kopf gegangen wie »Na, ob das wirklich alles so toll ist wie in diesem Werbeprospekt?« Und du hättest recht mit deiner Skepsis. Solange man sich nur eine Seite der Medaille anschaut, erhält man eher eine Art Reklametext als eine realistische Einschätzung. Selbst wenn Sex auch mit anderen Menschen als dem festen Partner für viele Menschen geil und erfüllend ist, muss das deshalb noch lange nicht auch auf dich zutreffen. Wir alle sind sehr verschieden gestrickt, wenn es darum geht, was uns im Bett guttut und was nicht. Was den einen zur Ekstase bringt, lässt den anderen kalt oder stößt ihn sogar ab, bringt ihn durcheinander oder ruiniert ihm anderweitig den Spaß im Bett.

Wenn Sex zu dritt immer problemlos und großartig wäre, dann wäre das vermutlich die vorherrschende Art und Weise, mit der sich Menschen in den Laken vergnügen. Sie ist es aber nicht – eben weil sich viele Menschen Sorgen machen, die absolut berechtigt sind. Schauen wir uns also auch die wesentlichen Ängste und Probleme an, die mit Sex zu dritt verbunden sind:

 Die wohl häufigste Sorge vieler Menschen: Was ist, wenn die Person, die wir uns zum Sex dazuholen, mir in irgendeiner Weise überlegen ist und wir das ausgerechnet im Bett auf peinliche Weise feststellen? Was, wenn er körperlich attraktiver ist, mehr Finessen drauf hat, länger kann oder mich auf andere Weise aussticht? Was, wenn mein Partner feststellt, dass er es wesentlich geiler findet, mit diesem Menschen Sex zu haben als mit mir? Was, wenn er sich in diesen Menschen im Lauf der intimen Begegnung verliebt?

 Aber selbst wann man sich seiner eigenen Qualitäten sicher und davon überzeugt ist, dass die dritte Person damit nicht mithalten kann, könnte man Angst vor einer peinlichen Situation wie dieser entwickeln: Nummer drei im Bett ist neu und zieht deshalb die Aufmerksamkeit deines Partners stark auf sich. Die beiden vertiefen sich so lange und innig ineinander, dass du für eine Zeitspanne, die dir unerträglich lange erscheint, ganz vergessen scheinst und dich wie das fünfte Rad am Wagen fühlst. Kurzfristig weißt du nicht, wie du damit umgehen sollst, langfristig schießen doch noch Ängste in dir auf, dass dich dein Partner ganz im Stich lässt oder dass zumindest deine Bedürfnisse zu kurz kommen.

 Womöglich verlierst du aber auch den Respekt vor deinem Partner, wenn du siehst, wie sehr er sich den Liebkosungen eines anderen Menschen hingibt. Oder du hast Angst, selbst den Respekt deines Partners zu verlieren, wenn du das tust, und lässt es deshalb lieber gar nicht erst zu. Statt dass ihr alle fröhlich drauflosvögelt, wirst du oder dein Partner plötzlich neurotisch und macht sich einen Knoten in den Kopf.

 Vielleicht fängt das Problem aber auch schon viel früher an, lange bevor ihr zu dritt auf der Matratze landet – dann nämlich, wenn ihr nach einer dritten Person zu suchen beginnt. Schließlich ist es alles andere als einfach, jemanden aus seinem Bekanntenkreis zu fragen, ob er mitmachen möchte, weil man meint, er könnte für so etwas aufgeschlossen sein. Wenn man sich irrt und auf dieses Angebot hin nur fassungslos angestarrt wird, ist eine ungezwungene Beziehung zu der entsprechenden Person kaum noch möglich.

Wenn man solche Dinge betrachtet, erscheint Sex zu dritt alles andere als ein einfacher Weg zum grenzenlosen Liebesglück, sondern als ein Minenfeld. Zahlreiche Risiken scheinen auf dich zu lauern, die zu gefährlichen Explosionen in deinen privaten Beziehungen führen können. Wenn sich die Geschichte aber erst einmal unschön entwickelt hat, weißt du nicht einmal, an wen du dich wenden kannst, um Hilfe, gute Ratschläge oder wenigstens Verständnis zu erhalten. Ein Fiasko beim Dreiersex ist für die meisten von uns nichts, was wir mit unseren Kumpels in der Bar besprechen können – und es hat auch nicht jede Frau so offene Gespräche mit Freundinnen wie die Mädels in »Sex and the City«. Dein Partner ist aber auch nicht mehr da, um dich aufzufangen, denn der ist ja selbst in die Sache verwickelt und zentraler Teil deines Problems.

Wenn du dir diese Gefahren vor Augen führst, kannst du schon recht gut absehen, ob Dreiersex etwas für dich ist oder nicht.

Eher für Zurückhaltung würde ich plädieren, wenn

 bisexuelle Kontakte dich verunsichern,

 du dir sexuell unsicher bist,

 du ernste Selbstzweifel hast, was deine körperliche Attraktivität angeht,

 du dich für emotional leicht verwundbar hältst: Kommst du damit zurecht, wenn sich dein Partner neben dir mit enormer Lust auf einen dritten Menschen stürzt?

 du zwischen körperlicher und emotionaler Treue nicht unterscheiden kannst oder möchtest,

 du starke Verlustängste hast, was deinen Partner angeht,

 du nicht besonders gut darin bist, Konflikte auszutragen und heikle Gespräche zu führen (oder das speziell in deiner aktuellen Partnerschaft schwierig ist),

 du dich auf Sex zu dritt nur einlässt, weil dein Partner es dir mit Nachdruck vorgeschlagen hat und du seine Zuneigung nicht verlieren möchtest,

 eure Partnerschaft noch sehr jung und kaum erprobt ist (ihr solltet einander gut genug kennen, um abschätzen zu können, welche Gefühle der andere in bestimmten Situationen empfindet, außerdem solltet ihr dem anderen vertrauen können und Verantwortung dafür empfinden, dass es ihm gut geht),

 sich deine Partnerschaft in einer Krise befindet. Sex zu dritt ist genauso wenig eine vernünftige Möglichkeit, eine kriselnde Partnerschaft wieder zu kitten oder neuen Schwung hineinzubringen wie ein Baby. Im Gegenteil: Die Belastungsprobe wird nur noch größer, was in einem Fiasko enden kann. Wenn du schon Probleme damit hast, in eurer Zweierbeziehung so zu navigieren, dass sie gut funktioniert, wird es für dich fast sicher noch schwieriger, wenn du diese Partnerschaft zu einer komplexeren Beziehungsform erweiterst, die neu für dich ist und in der du dich überhaupt nicht auskennst. Diesen Schritt zu tun, wäre ein bisschen, wie wenn man in der Profiliga mitspielen möchte, weil man in der Amateurliga mit zu vielen Problemen zu kämpfen hat. Und selbst wenn der Sex zu dritt zu einem geilen Erlebnis für euch alle wird, stellst du danach vermutlich fest, dass er kein einziges Problem gelöst hat. Während die dritte Person längst verschwunden ist, sind die Probleme in eurer Partnerschaft immer noch vorhanden.

Kurz gesagt: Sex zu dritt sollte den Spaß im Bett, den man mit dem Partner hat, verstärken und nicht ersetzen.

Besonders problematisch ist es, wenn Sex mit anderen Menschen für einen von euch insgeheim eine Methode darstellt, herauszufinden, ob er auf dem Partnermarkt nicht jemanden finden könnte, der seinen Ansprüchen eher genügt. Wer sich so verhält, zeigt nur, dass er selbst zu unreif ist, sich seinem Partner gegenüber anständig zu verhalten. Möglicherweise wird diese Verschlagenheit auch von jenem Menschen bemerkt, den er beim Sex zu dritt näher kennenlernen wollte.

Auch wenn du eine größere Vertrautheit mit einem Menschen benötigst, um Intimität überhaupt erst zulassen zu können, dürfte Sex zu dritt eher problematisch sein. Oft wählt man als dritte Person im Bett ja jemanden, zu dem man noch keine so innige Beziehung hat. Das aber beißt sich mit dem Bedürfnis vieler Menschen, sich nur jenen Personen sexuell zu öffnen, zu denen man ein besonderes Vertrauen aufgebaut hat.

Zwei weitere Ansprüche des Sex zu dritt sollte man ebenfalls nicht übergehen:

 Es fällt nicht jedem leicht, sich im Bett überhaupt auf zwei Menschen gleichzeitig einzustellen und beiden die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn du jemand bist, der so introvertiert ist, dass er sich zum Beispiel schon nach einer Party emotional ausgelaugt fühlt, und dem es am besten geht, wenn er allein oder zu zweit unterwegs ist, dann dürfte Sex zu dritt eher nicht zu deiner Lieblingsvariante werden.

 Dasselbe gilt, wenn du eine gewisse Abneigung gegen Körperaussonderungen hast, die du als »schmutzig« empfindest. Beim Sex zu dritt erhältst du nun mal mindestens die doppelte Ladung davon. Es ist okay, wenn du damit zurechtkommst, einmal richtig eingesaut zu werden, weil du hinterher ja unter die Dusche springen kannst. Bist du in dieser Hinsicht aber empfindlich, könnte Sex zu dritt für dich unschön werden.

Der auf den ersten Blick so überzeugend klingende Gedanke, man solle nichts ablehnen, was man nicht einmal ausprobiert hat, kann also auch in die Irre führen. Mitunter erwecken viele Hinweise früh eine begründete Vorahnung, dass eine bestimmte Erfahrung in erster Linie unangenehm verlaufen dürfte. Und ich bin entschieden der Ansicht, dass man niemals Sex haben sollte, bei dem man sich unwohl fühlt.

Zuletzt sollte man zwei mögliche Folgen von Sex zu dritt ansprechen, die man weniger erwartet als Unsicherheit und Eifersucht:

 Vor allem wenn ihr öfter Sex zu dritt habt, geht dabei automatisch Zeit und Aufmerksamkeit verloren, die ihr andernfalls in die Vertiefung eurer Partnerschaft zu zweit gesteckt hättet. Zeit und Aufmerksamkeit sind nun mal begrenzte Güter und zusätzliche Personen ziehen sie unweigerlich ab. Es empfiehlt sich also, immer nur so viel Energie in diese neu entdeckte Form von Sex zu stecken, dass die primäre Partnerschaft nicht darunter leidet.

 Die tatsächliche Erfahrung von Sex zu dritt hält immer wieder Überraschungen bereit, auf die du dich in deinen Fantasien und deiner Planung nicht vorbereiten kannst. Vielleicht findest du oder dein Partner sexuellen Kontakt mit einem Menschen desselben Geschlechts viel anregender als erwartet, worauf ihr eure bisherige Sexualität unverhofft zu hinterfragen beginnt. Vielleicht freust du dich auf fröhliches Vögeln, aber dann bleiben bei dir vor lauter Nervosität sämtliche körperlichen Reaktionen aus, die dafür notwendig wären, und du hast den Eindruck, auch den anderen beiden den Spaß zu verderben – ohne daran etwas ändern zu können. Selbst ein Ratgeber wie dieser kann dich nicht auf sämtliche Eventualitäten vorbereiten. Wie bei jedem Vordringen in neuartige sexuelle Erfahrungen, musst du damit rechnen, dass unverhoffte Dinge passieren, woraufhin du kurzfristig improvisieren und langfristig emotional damit zurechtkommen musst. Du könntest dir aber zumindest überlegen, ob du in dieser Phase deines Lebens die emotionalen Kapazitäten dafür hast, oder ob es zum Beispiel schon anderweitig Dinge gibt, die dich verunsichern und stark beschäftigen.

Dreier & Swinging | Erotischer Ratgeber

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