Читать книгу Turings Vermächtnis - Arno Endler - Страница 9

2

Оглавление

Ein Experte für Raumbeduftung musste sich ausgetobt haben. C2-Lt führte Jeremiah zu einem Horizontallift. Die Videoinstallation auf den Innenwänden vermittelte den Eindruck, dass sie sich innerhalb eines Waldes bewegten. Harzgeruch, frischer Wald- und moosiger Bodenduft bedrängten Jeremiahs Nase. Es war beinahe zu viel. Als die Türen sich öffneten, gelangten sie in einen Flur, in dem es abwechselnd nach Orangen und Zitronenverbene roch.

Der schmucklose Gang endete in einem kreisrunden Saal mit einem Durchmesser von rund sechs Metern. In gleichmäßigen Abständen sah Jeremiah zehn Türen mit fortlaufenden Nummern in der Wand.

C2-Lt dirigierte ihn zur Tür mit der Nummer 7.

»Das ist Ihr Quartier für die Dauer Ihres Aufenthalts. Bitte treten Sie vor.«

Jeremiah folgte der Aufforderung. Das Display seiner Armbanduhr blinkte auf. Ein Signalton von Seiten der Tür ertönte und sie glitt in die Wand, gab so den Durchgang frei.

»Die weitere Einweisung wird die Haus-KI vornehmen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.« C2-Lt stakte davon.

Jeremiah sah ihm nicht nach, ahnte, dass er dem Roboter erneut begegnen würde. Ragg schien wirklich über einen seltsamen Sinn für Humor zu verfügen.

Das Quartier entpuppte sich als eine Suite. Hinter dem Eingang befand sich zunächst ein acht Schritte langer Schlauch, an den sich ein geräumiges Zimmer anschloss. Die Gegenwand, halbrund geformt, wirkte wie ein Fenster nach draußen. Jeremiah blickte auf das aufgepeitschte Meer. Die Sonne versank gerade am Horizont, Wolkenformationen an einem brennenden Himmel, die dem Esprit und Talent eines fantastischen Künstlers entsprungen waren, leuchteten zum Teil in Orange-Rot oder drohten mit tiefdunklen Ballungen.

Jeremiah trat näher, umrundete dabei die Sitzgruppe, eine Sofalandschaft, in der gut und gerne zehn Menschen Platz finden würden. Davor ein Couchtisch, auf dem eine Vase mit vermeintlich echten Blumen stand. Ein Sideboard mit einem Monitor darüber an der rechten Seitenwand komplettierte die Einrichtung.

Auf der linken Seite sah man zwei Türen. Wahrscheinlich das Bad und der Schlafraum.

Jeremiah stellte sich vor das Fake-Fenster. Ein Schwall salzigfrischer Luft traf ihn von oben. Er sah hoch. Ein Schlitz in der Decke belüftete den Raum.

Die Nordsee war jedoch nicht das Einzige, was zu sehen war. Jeremiah wurde der Abbruchkante gewahr und der mit Dünengras bewachsenen Sandlandschaft, die sich bis an die scharf konturierte Grenze erstreckte. Eine Dünenlandschaft, wie sie von den acht Jahrhundertstürmen nahezu ausgelöscht worden war, diente als Kulisse für die Videoinstallation. Dünne Grashalme bogen sich im abklingenden Wind, dazwischen wuchsen flache Bodendecker, an denen vereinzelt weiße und pinkfarbene Blütenköpfe hin- und herschwankten. Eine Mixtur aus aktuellen Daten und einer längst überlebten Vergangenheit. Nirgendwo war der allgegenwärtige Müll zu sehen, den die ewigen Westwinde mit sich schleppten und über der Landschaft abluden.

»Willkommen«, grüßte eine tenorlastige Männerstimme wie aus dem Nichts. Die Lautstärke war geradezu perfekt gewählt, um Jeremiah nicht zu erschrecken und eine angenehme Atmosphäre zu erzeugen.

Er drehte sich um. So begann offenbar die versprochene Einweisung durch die Hauseinheit. »Vielen Dank«, sagte er halblaut und wartete.

»Ich werde als Hausanlagenlenkung bezeichnet oder kurz HAL. Sie dürfen mich aber mit jedem Namen ansprechen, der Ihnen recht ist, Mr. Schnitzer.«

»HAL ist in Ordnung«, antwortete Jeremiah und verkniff sich ein Grinsen. Ragg musste ein Faible für antike Filme haben.

»Sehr wohl, Mr. Schnitzer. Ihre Armbandeinheit ist bereits mit dem hauseigenen Netz synchronisiert worden. Sie haben unbegrenzten Zugang zur vollen Bandbreite. Für die maximale Nutzung der technischen Einrichtungen empfehle ich Ihnen jedoch den Wechsel auf eine Armilla, die ich für Sie im Sideboard deponiert habe.«

»Eine Armilla?«, wiederholte Jeremiah erstaunt. Die Prototypen dieses neuartigen Armbands mit zahllosen Features, die kolportiert wurden, geisterten als Fake News durchs Netz. Offenbar leistete sich Ragg den Luxus, den kommenden Blockbuster einer seiner Firmen hier im Sanktuarium zu testen.

»Ja, Mr. Schnitzer. Die Armilla muss lediglich noch auf Sie geprägt werden.«

»Okay. Später vielleicht«, wiegelte Jeremiah ab, dem der Begriff der Prägung nichts sagte. Er vermutete jedoch, dass der hochtechnische Nachfolger seiner Smartwatch zu einer stärkeren Überwachung durch den Gast- und Auftraggeber führen konnte.

»Wie Sie wünschen.« HALs Tonfall veränderte sich nur in Nuancen. »Darf ich Ihnen das Bad und Ihr Schlafzimmer zeigen?«

Um die beiden Türen leuchtete ein grünes Lichtband auf. »In den Räumen selbst müssen Sie mich jedoch explizit zum Zugang berechtigen. Es gilt dort absolute Privacy.«

»Gut. Gibt es irgendetwas zu beachten?«

»Dem Prinzip nach nicht, Mr. Schnitzer. Die Dusche ist Standardausstattung. Die Schlafkabine beinhaltet reguläre Features, die Sie bereits kennen dürften.«

»Also möchtest du nur höflich sein«, bekräftigte Jeremiah.

»Das ist korrekt.«

»Danke, HAL. Ich weiß das zu schätzen. Sag mir bitte, von wann die Aufnahmen sind, die ich auf der Stirnwand sehen kann.«

HAL legte tatsächlich eine spürbare Kunstpause ein. Endlich antwortete er. »Dies ist ein Fenster, Mr. Schnitzer, keine Videowand. Sie sehen, was Sie sehen.«

Jeremiah wusste natürlich, dass Hauseinheiten autonomer Gebäude nicht auf Lügen programmiert waren. Warum sollten sie auch? Die Antwort stellte daher eine Überraschung dar.

Er wandte sich wieder der Aussicht zu. Der Sonnenball war hinter der Horizontlinie versunken. Noch leuchteten Himmel und Wolken in allen Farben von Rot bis Violett. »Wo ist der Müll, HAL?«

»Mr. Ragg legt außerordentlichen Wert auf die Reinigung und Pflege des Anwesens, Mr. Schnitzer. Ich verfüge über vielfältige technische Ressourcen, die ich für den Erhalt der Landschaft einsetzen kann.«

Jeremiah verschränkte die Arme vor der Brust, sah kurz hoch zu dem Lüftungsschlitz. »Aber die Luft, die du dem Zimmer zuführst …?«

»Mehrfach gefiltert und sanft bearbeitet, Mr. Schnitzer. Leider ist die Luftqualität nicht ganz so einfach zu beeinflussen wie die Sauberkeit des Ökosystems.«

»Gut. Danke, HAL. Lass mich bitte für einen Moment alleine. Ich melde mich, sobald ich dich brauche.«

»Wie Sie wünschen. Ich darf darauf hinweisen, dass in einer Stunde und 15 Minuten das Abendessen im großen Saal serviert wird.«

»Gib mir bitte zwanzig Minuten vorher Bescheid.«

»Natürlich.«

Jeremiah wartete eine Weile schweigend vor der Fensterscheibe und überlegte, während das Meer sich allmählich in Dunkelheit hüllte, was Nicolas Ragg wohl für ein Mensch sein würde. Bekannt durch den erworbenen Reichtum, die damit einhergehende Verschrobenheit und den sich verstetigenden Rückzug aus der Öffentlichkeit, verbanden viele Menschen mit seinem Namen nur die Plug-ins. Eine Entwicklung, die Ragg deswegen forciert hatte, weil er selbst an einer offenbar unheilbaren, fortschreitenden Erkrankung litt.

In der Landschaft verteilte solarbetriebene Kugellampen begannen ihre Arbeit. Somit entstand eine dezente Beleuchtung des Anwesens, obwohl alles jenseits der Lichtkegel im Dunkeln versank. Einige Senken und Mulden blieben gänzlich verborgen.

Jeremiah glaubte mehrfach, sich dort bewegende Gestalten zu erkennen, aber letztlich hielt er dies doch für Sinnestäuschungen.

Er riss sich vom Anblick los, tippte die Armbanduhr an und löste den Aktivierungsbefehl für seine Augenlinsen, die Opti-Lenses 100, aus.

Sofort erweiterte sich sein Sehvermögen. Die künstlichen Linsen erzeugten eine Art Monitor in seinem Blickfeld.

»Zugriff auf Hausfazilitäten. Anzeige Technik. Besucherzimmer 7«, arbeitete er sich durch die Untermenüs.

»Anzeige der Kameras.«

Erstaunt blickte er sich um. Als Augmented Reality blendeten die Linsen kleine Marker in seinem Sichtfeld ein, die die Positionen der Aufnahmeobjektive in dem Raum verrieten.

»27«, murmelte Jeremiah. »Das ist eine Menge.« Er verließ die Lounge und untersuchte in gleicher Art und Weise das Bad und das Schlafzimmer. Beide Bereiche schienen kamerafrei. Nur die üblichen Bewegungsmelder waren zu finden, die für Licht sorgten und, im Fall des Schlafraums, HAL signalisieren würden, dass der Bewohner wach war. Im Schlafzimmer fand Jeremiah einen Durchgang zu einem begehbaren Kleiderschrank. Neben seinem Koffer, den man irgendwie an ihm vorbeigeschmuggelt und dort deponiert hatte, gab es eine ganze Auswahl an Abend- und Freizeitkleidung, dazu Schuhe und in den Schubladen entdeckte er noch mehr. Sein Koffer war weiterhin originalversiegelt, was Jeremiah mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. Nach einer kurzen Überprüfung der von seinem Gastgeber zur Verfügung gestellten Kleidung wusste er, dass man sowohl seine Größe als auch seine Vorlieben, was Farben und Schnittmuster anging, kannte. Nichts blieb geheim, keine Informationen, die man vor dem Netz verbergen konnte. Es sei denn, man hieß Nicolas Ragg und nutzte Geld, Daten und Ressourcen, um das Netz von der eigenen Anwesenheit zu säubern.

Jeremiah kehrte zurück in den Hauptraum, versandte eine Testdatei an die Haussysteme, darin verborgen ein sehr gut versteckter Trojaner, der ihm eine Backdoor einbauen sollte. Doch die Annahme wurde wegen Sicherheitsbedenken verweigert.

»Mist!« Er setzte sich auf das Sofa und startete eine Netzsuche nach Delphine Dessert. Allerdings mit wenig Erfolg. Die junge Frau schien so etwas wie ein Netzgeist zu sein. Keine Social-Media-Kanäle, keine nachweisbare Nutzung von sozialen Netzwerken oder Messengerdiensten. Auch die Suche in der Mitarbeiterdatenbank von Ragg Time Enterprises, dem Mutterkonzern sämtlicher Ragg-Beteiligungen, ergab keinen Treffer.

Jeremiah lächelte. Ein Geheimnis. So etwas passte zu seiner Aufgabe, für die er einen exorbitanten Geldbetrag erhalten hatte.

Wie wahrscheinlich war es gewesen, dass sie ihm ganz zufällig bereits auf der Anreise über den Weg laufen würde, vor allem, wenn man bedachte, dass ihn erst das Unwetter zu einem Umweg gezwungen hatte.

»Oder ist das nur ein Teil eines ausgefuchsten Plans?«, murmelte Jeremiah und schalt sich dann selbst innerlich für diesen Gedanken. Nur nicht paranoid werden.

Er suchte konzentriert nach Daten zu der Armilla. Aber eine kurze Recherche ergab keine verwertbaren, belastbaren Informationen. Es gab wohl nur einen Prototyp und tausende Nerds, die sich davon den nächsten Quantensprung in der technischen Entwicklung erwarteten und dementsprechend losfabulierten, was die Features der Armilla anging.

Jeremiah beendete die Netzarbeit frustriert. Die Opti-Lenses schalteten auf neutral um. Sofort hellte sich der Raum wieder auf, ein unmerklicher Vorgang, der den meisten Nutzern gar nicht auffiel.

Jeremiah stemmte sich vom Sitz hoch und ging ins Bad. Er entledigte sich seiner Kleidung und stellte sich in die geräumige Duschkabine. Aus der Decke prasselte es in der Einstellung einer Regenwalddusche herunter. Als schließlich die Ventilatoren flüsterleise einen Trocknungssturm entfachten, war er endgültig begeistert.

Es war die beste Dusche seines Lebens gewesen.

Jeremiah wählte eine legere Abendgarderobe. Er wollte HAL nicht fragen, ob es eine Kleiderordnung fürs Dinner gab, und verließ sich darauf, dass die Hauseinheit ihn schon zurückhalten würde, wenn er gegen eine unausgesprochene Etikette verstoßen würde.

Auf dem Sideboard im Hauptraum blinkte eine winzige gelbe Leuchtdiode an der Armilla. Das Signal wiederholte sich, lockte Jeremiah an. Er trat näher und musterte das halbzentimeterbreite, metallisch schimmernde Armband, in dessen Mitte der übliche Minimonitor verbaut war. Im Gegensatz zu seiner eigenen Smartwatch wirkte das komplette Design futuristisch elegant.

Selbst die Halterung hatte etwas Unwirkliches, aus einem Sci-Fi-Film Stammendes.

Die Diode blinkte erneut.

Jeremiah wich zurück, gelangte zur Überzeugung, dass es sich um ein vergiftetes Geschenk handelte. Er spürte eine Präsenz, eine Bedrohung, als wolle ihm die Welt mitteilen, dass er besser ohne die Armilla dran wäre. Wie eine Welle überspülte ihn der Gedanke, dass, wenn das Ende der Welt sich räumlich und zeitlich auf einen Punkt fixieren lassen würde, die lockende Büchse der Pandora auf dem Sideboard und dieser 28. September 2081 im Sanktuarium des Nicolas Ragg exakt dieser Punkt sein könnten.

Er trat drei Schritte zurück und schrak zusammen, als HAL sich meldete.

»Das Dinner wird bald serviert, Mr. Schnitzer«, erklang die Stimme der Hauseinheit. »Allerdings hat sich eine Änderung der Örtlichkeit ergeben. Das Essen wird im kleinen Salon kredenzt.«

»Danke«, bestätigte Jeremiah, dessen Hals kratzte, so trocken war seine Kehle.

»Kann ich Ihnen mit der Armilla weiterhelfen?«, erkundigte sich HAL mit beflissenem, ja beinahe eifrig klingendem Tonfall.

»Kannst du mir die genauen Spezifikationen verraten?«

»Zu meinem Bedauern, nein. Aber Sie können ein Tutorial abrufen, sobald Sie die Armilla angelegt haben, Mr. Schnitzer.«

Jeremiah bildete sich ein, einen drängenden Unterton herauszuhören. »Später. Vielleicht. Oder morgen. Ich werde sehen.« Er breitete die Arme aus, registrierte die perfekte Passform des Anzugs. »Bin ich passend gekleidet?«

»Natürlich, Mr. Schnitzer. Ich markiere den Weg in den Salon für Sie.«

»Danke. Einen Moment noch.« Jeremiah atmete durch, aktivierte die Sprachaufzeichnung seiner Smartwatch. Eine grün blinkende Leuchtdiode bestätigte die Funktion. »Raven«, sagte er leise, »die Anreise hat sich leicht verzögert. Das E-Mobil musste einen Umweg machen. Aber inzwischen bin ich sicher angekommen. Das Sanktuarium ist hoch geschützt. Ragg besteht auf höchstmöglicher Privatsphäre. So ist mir nun klar, warum unsere Recherchen so wenig ergeben haben.« Jeremiah musste bei dem Gedanken an Ravens Stirnrunzeln lächeln. Sie mochte es nicht, wenn er seine Mitarbeiterin und Teilzeitgeliebte als niedlich oder süß bezeichnete. Sobald sie sich über ihr vermeintliches Versagen aufregte und die Stirn unter wellenförmigen Falten verschwand, konnte er nicht anders, als sie süß zu finden. Und er mochte es, wenn sie sich darüber ärgerte, wenn er es aussprach.

»Bei der Anreise stieg eine Delphine Dessert in mein Mobil«, ergänzte er seinen Bericht. »Könntest du bitte eine Tiefennetzsuche initiieren? Ich bräuchte Informationen. Sie muss irgendwie zu Ragg gehören. Ah, und noch eines …« Er schwieg kurz. »Ich vermisse dich. Aufzeichnung Ende. Datei verschlüsseln und an Raven Munin – RM 23 versenden«, beendete er die Sprachaufnahme und wartete kurz auf die Sendebestätigung. Dann wandte er sich um.

Die Ausgangstür umrahmten gelbe LEDs. Die Tür glitt zur Seite. Auf dem Boden wies ihm eine gleichfarbige Linie, die durch den runden Vorraum des Besuchertrakts schnurgerade zu einem Gang führte, den Weg.

»Bitte folgen Sie dem Wegweiser.«

»Zu Befehl, HAL.« Jeremiah trat aus seiner Suite und sah sich zu den anderen Zimmern um. Alle blieben verschlossen. »Sind hier noch weitere Gäste untergebracht, HAL?«

»Nein, Mr. Schnitzer. Dieser Bereich des Sanktuariums ist den Besuchern vorbehalten, die nicht dauerhaft hier wohnen. Die übrigen derzeit Anwesenden verfügen über private Areale innerhalb des Anwesens.«

»Oh, nun gut.« Jeremiah orientierte sich an der gelben Linie im Boden, deren Leuchtkraft nach dem Passieren langsam herunterdimmte, bis die Markierung gar nicht mehr zu sehen war.

Der Korridor, durch den ihn HAL führte, war relativ eng und niedrig angelegt. Er wirkte auf Jeremiah wie ein Verbindungsgang einer Raumstation. Schmucklos, nur ein Tunnel, um von A nach B zu kommen.

Nachdem er zweimal an Kreuzungen rechts abgebogen war, erreichte er einen deutlich geräumigeren Flurbereich, der in einer engen Linkskurve verlief. An der äußeren Wand hingen in regelmäßigen Abständen Ölgemälde hinter einer Schutzglasfront.

Ein van Gogh fiel Jeremiah besonders auf, weil er das Kunstwerk kannte. Auch einige weitere Klassiker waren darunter, die Jeremiah nicht zuordnen konnte, obwohl sie ihm vertraut vorkamen.

Er wollte schon seine Linse aktivieren, um Künstler und Titel zu erfragen, widerstand dann jedoch dem Impuls und schalt sich selbst einen Narren. Dafür war er nicht angereist, bis ans Ende der Welt, um sich Gemälde anzusehen. Er hatte einen Auftrag.

Die Linkskurve endete mit einem 90-Grad-Knick nach rechts.

Jeremiah bog ab und prallte beinahe in einen Mann, der den Kopf gesenkt hielt und mit hängenden Schultern mit dem Rücken an der Wand des nächsten Gangs lehnte.

»Hoh!«, entwich ein Schreckensruf Jeremiahs Kehle. »Verzeihung.«

Erst da bemerkte er die blicklosen Augen, die nur mechanisch blinzelten.

Jeremiah baute sich dicht vor dem Mann auf und musterte Körperhaltung und Gesicht ganz genau. »Ein Plug-in, siehe da«, murmelte er. »Guten Abend.«

Der Kopf bewegte sich ruckartig, der gesamte Oberkörper streckte sich, bis der Puppet aufrecht stand. »Guten Abend.«

Es war offensichtlich, dass der Besitzer des Plug-ins die Fäden gekappt hatte. Der künstliche Körper arbeitete im Automatikmodus.

»Dein Name?«

»Elias Troublemaker.«

»Troublemaker, Troublemaker«, wiederholte Jeremiah nachdenklich. Der Name ließ ein leises Glöckchen klingeln, doch ohne ins Netz zu gehen, würde er nicht herausfinden, wer der Besitzer war. »Warum wurdest du hier abgestellt?«

Die Schultern des Plug-ins zuckten. Eine unnatürliche, mechanische Bewegung. Obwohl die Puppets rein äußerlich nicht von Menschen zu unterscheiden waren, wirkten sie im Automatikmodus, also wenn sie nicht von ihrem Besitzer gesteuert wurden, eher wie ein Roboter oder Android aus einem antiken Film. So wie man sich künstliche Menschen vorgestellt hatte.

Erst mit voller Konnektion sprach der Plug-in und bewegte sich nach dem Willen seines Besitzers.

Die meisten verwendeten exakte Kopien eines jüngeren Ichs als Vorbild für die künstlichen Körper.

Das Gesicht von Elias Troublemakers Plug-in erinnerte Jeremiah vage an einen Gamer aus der Profiliga. Aber das konnte auch täuschen.

»Danke, Elias«, sagte Jeremiah. »Ich muss jetzt weiter.«

»Soll ich Sie begleiten?«, erkundigte sich die Automatiksteuerung des Plug-ins.

Jeremiah wusste um die zahlreichen Berichte von verwirrten Plug-in-Nutzern, deren Puppets während solcher inaktiven Phasen an einen anderen Ort versetzt worden waren. Es ähnelte wohl einem leichten Schwindel, einer Desorientierung, die sogar Übelkeit erzeugen konnte, sobald die Verbindung wiederhergestellt worden war.

Das wollte er dem echten Troublemaker nicht antun. »Nein. Bleib nur.«

Er wartete die Antwort nicht ab, sondern eilte der gelben Führungslinie nach. Wie von unsichtbarer Hand geleitet, reihte Jeremiah Schritt an Schritt, verlor für einen Moment das Gefühl für die verstrichene Zeit. Er betrat eine ganze Flucht von größeren Räumen, an deren Seiten jeweils mehrere Türen zu sehen waren, alle geschlossen, die Verheißung weiterer Geheimnisse.

Im vierten oder fünften Raum bildete eine Videoinstallation die Decke. Eine dreidimensionale Darstellung der aktuellen Sternenkonstellationen, vermutete Jeremiah, der seinen Blick kaum abzuwenden vermochte.

Am Durchgang zum nächsten Bereich lehnte eine junge Frau mit knielangen glatten schwarzen Haaren und asiatischem Gesicht an der Wand. Sie trug ein körperenges Kleid in Lila, das bei jeder Bewegung den Eindruck vermittelte, es fließe Wasser an ihr herab. Sie lächelte Jeremiah an, da erkannte er sie.

»Madame Nozomi?«, fragte er leise und deutete eine Verbeugung an.

»Oh, ein Fan?«, erkundigte sie sich.

»Eher nicht. Verzeihen Sie meine Offenheit«, bekannte Jeremiah. »Ich halte Sie allerdings für eine der letzten Hoffnungen der Marsianer.«

»Oh, vielen Dank«, antwortete Ivy North und sah ihn dabei mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an. Ihre Stimme war in der Realität noch angenehmer und auf eine gewisse Art und Weise auch erotisch, wie Jeremiah fand. North gehörte zum Team, das sich um das Seelenheil der auf dem Mars lebenden Siedler kümmerte. Als weltweit berühmtester Online-Life-Coach war ihr Bild beinahe jedem Menschen der westlichen Welt bekannt, der nicht gänzlich auf jegliche Mediennutzung verzichtete. Ihre Social-Media-Kanäle zählten Millionen von Abonnenten. Eine Einzelsitzung bei Madame Nozomi, wie sie sich nannte, zu buchen war mittlerweile nahezu unmöglich. Die Warteliste für freie Plätze war extrem lang. Bis zu acht Jahre konnte es dauern.

Jeremiah war überrascht, sie auf dem Anwesen Raggs anzutreffen. Natürlich hielt North ihren Aufenthaltsort geheim, doch alle Vermutungen und Recherchen von Netzreportern deuteten auf ein Farmensemble in der Nähe von Southerndown in Wales hin.

»Darf ich fragen, was Sie hier tun?«, erkundigte sich Jeremiah.

»Nici gewährt mir eine sichere Zuflucht, Mr. Schnitzer.«

Jeremiah registrierte, dass sie ihn beim Namen nannte. Entweder gehörte sie zu den gut informierten Menschen, die er mit seiner Botschaft erreichte, oder Ragg hatte ihr verraten, wer kam. Vielleicht hatte sie es auch über die erweiterte Realität ihrer Augenlinse erfahren. Jeremiah sah das blitzende Metall der Armilla an ihrem rechten Handgelenk. Sie schien keine Bedenken zu haben, was deren Gebrauch anging.

»Kommen Sie, Mr. Schnitzer. Ich habe Hunger und nur wenig Zeit. Meine Schicht beginnt in rund zwei Stunden.« Sie löste sich von der Wand. Jeremiah starrte das Kleid an. In dem Stoff waren wohl Videofilamente vernäht, die Ivy North nach Belieben steuern konnte. Sie änderte den Effekt von fließendem Wasser in violett schimmerndes Nordlicht. Beeindruckend, dachte er und folgte ihr.

Sie durchquerten den nächsten Raum. Ein Urwald mit Palmen und einem künstlichen Wasserfall befand sich im hinteren linken Bereich. Warme, feuchte Luft schlug Jeremiah entgegen, die stark nach Moder roch. Zur rechten Seite des markierten Wegs sah er einen Schreibtisch und einen Mann mit schütterem blondem Haar und einem ungewöhnlich dicken Bauch, der an eine Schwangere kurz vor der Geburt erinnerte. Dabei wirkte der Mann äußerst agil. Er tanzte mit gelenken Bewegungen um den Schreibtisch herum, auf dem ein Notebook aufgeschlagen stand. Der Tanz hätte einer Dokumentation über Ureinwohner tropischer Inseln entstammen können. Vollkommen in sich versunken ignorierte der Mann den Gruß von North, die allerdings nicht beleidigt aussah und einfach weiterging.

»Wer war das?«, fragte Jeremiah, als sie im nächsten, nun wieder vollklimatisierten Bereich ankamen. North hielt auf eine gewendelte Treppe zu, stoppte augenblicklich, als sie die Frage vernahm, und wandte sich zu Jeremiah um. »Sagt Ihnen der Name Obane Thamine etwas?«

»Der Schriftsteller?«

»Kein Schriftsteller. Der letzte Dramatiker, der noch Stücke für ein klassisches Real-Life-Theater schreibt, Mr. Schnitzer. Nicht mehr und nicht weniger. Er gehört zu einer aussterbenden Spezies und ohne die Unterstützung seines Freundes und Sponsors Nicolas Ragg wäre er längst verhungert. Vier Jahre benötigte er für sein letztes Drama. Aber es war gut, nein, eigentlich phantastisch. Ich saß in der ersten Reihe und fühlte mich in jeder Sekunde privilegiert.«

»Ich verspreche, meine Wissenslücke zu schließen«, sagte Jeremiah und ertrug die nächsten Blicke Norths, die er schwer einordnen konnte, bevor sie sich abwandte und wieder auf die Treppe zuging. »Der kleine Salon ist oben. Mit Rundumblick und bequemen Sitzgelegenheiten«, erklärte sie.

Jeremiah vermutete, dass es in dem gesamten Sanktuarium keine unbequemen Sitze geben würde, schwieg jedoch dazu. Ein Life-Coach, der Smalltalk betrieb? Ivy North überraschte ihn.

Eine gläserne Kuppel erwartete Jeremiah im oberen Bereich, der wie ein Ei geformt war. Zentral beherrschte den Raum ein ovaler Sockel, auf dem eine Platte installiert war. An der Tafel hätten gut und gerne ein Dutzend Gäste speisen können, doch Jeremiah sah lediglich drei Gedecke. Zwei auf der ihm zugewandten Seite und gegenüber …

»Namaste!«, schmetterte ein wahrer Hüne von einem Kerl ihnen entgegen. Er trug ein grobstoffiges schneeweißes Hemd, dessen Ausschnitt bis zum halben Bauch reichen musste. So konnte man seinen dunklen und grau melierten Brustpelz sehen. Der passte auch zu den langen, teils recht schütteren, lockigen grau-schwarzen Haaren, die sein Gesicht umrahmten. Seine Haut war leicht gebräunt und dennoch sah man ihr sein Alter an. Viele Fältchen rund um die Augen und den Mund verliehen ihm ein freundliches, sogar einnehmendes Aussehen.

Jeremiah kam in den Sinn, dass der Unbekannte sicherlich mehr als zwei Meter groß wäre, wenn seine Beine, von der Tischplatte verdeckt, nur annähernd den Proportionen des Oberkörpers entsprächen.

»Setzt euch doch! Die heiligen Speisen warten nur auf euch.«

Jeremiah versuchte Blickkontakt mit North herzustellen. Allerdings schien ihr das irritierende affektierte Verhalten des anderen Gastes nicht sonderlich beachtenswert. Sie setzte sich an einen der beiden freien Plätze, grüßte nicht und mied jeden Augenkontakt mit Jeremiah.

So blieb ihm nur übrig, sich ebenfalls zu setzen. »Wer sind Sie?«, fragte er über den Tisch hinweg. Der Hüne saß rund drei Meter entfernt, runzelte die Stirn, bevor wieder das seltsam entrückte Lächeln auf seinem Gesicht erschien. »Jobert Rickter, Mr. Schnitzer. Namaste. Wie ich bemerke, trägst du keine Armilla. Warum nicht? Sie ist ein wahres Gottesgeschenk.«

»Darüber kann man sicherlich streiten, Mr. Rickter.«

»Nenn mich Joseph. Bitte«, entgegnete Rickter und deutete eine Verbeugung an.

»Jeremiah oder Jerry, ganz wie du willst.«

Der Hüne wiederholte die leichte Verbeugung. »Die Armilla ist ein Wunderwerk, hilft in allen Lebenslagen, Jerry«, startete Rickter seinen Monolog. »Die Prägung gehört zum Aufregendsten, was mir je widerfahren ist. Mehr noch als meine vier Eheschließungen. Es ist, als würdest du eins werden. Mit dir, deinem Körper, deinen Gedanken und dem ganzen Universum. Ich liebe sie. Und Raggi dafür, dass er sie in Auftrag gegeben hat. Aber schließlich lieben wir alle unseren Gastgeber und Wohltäter, nicht wahr? Warum bist du hier, Jerry?«

Kurzzeitig von der physischen Präsenz des Hünen abgelenkt, erwachte Jeremiah wie aus einem Tagtraum. Er überlegte und kam zum Entschluss, dass es keinen Grund gab, seinen Auftrag zu verheimlichen.

»Mr. Ragg hat mich engagiert«, bekannte er also.

»Engagiert? Kein Gast?«, mischte sich North ein, deren Stimme plötzlich nervös klang.

Jeremiah sah sie an. »Ist das so außergewöhnlich?«

»Oh. Ja, schon, in der Tat«, erwiderte sie. »Wir sind eine kleine Gemeinschaft von ganz unterschiedlichen Talenten und alle auf Einladung von Nici hier.«

»Von wie vielen Gästen sprechen wir?«, erkundigte sich Jeremiah.

»Das weiß ich nicht, Mr. Schnitzer.« North wirkte empört. »Niemand weiß es. Wir sind hier privat. Sie wissen, was privat bedeutet?«

»Nur ruhig, Ivy«, mischte sich Rickter ein. »Essen wir doch. Jerry wird Hunger haben. Ich höre seinen Magen bis zu mir herüber knurren. Er wird uns sicher auch verraten, was sein Auftrag ist.«

Jeremiah wollte sofort antworten, wurde aber von einem quadratischen Kastenwagen abgelenkt, der neben ihm hielt. Auf der obersten Ablage standen eine kleine Schale mit dampfender Suppe und zwei Teller, die jeweils mit einem glockenförmigen Deckel abgedeckt waren.

Andere Gefährte stoppten neben North und Rickter, die beide zugriffen.

Jeremiah schnüffelte an der Suppe. Lauchcreme, vermutete er. Nicht gerade seine bevorzugte Vorspeise, doch als er löffelte und probierte, fand er sie ganz lecker. Ein unbekannter Beigeschmack, ein Gewürz oder ein Geschmacksverstärker war darin verarbeitet worden. Nicht unangenehm, aber deutlich bemerkbar.

Er sah nach oben zur gläsernen Kuppel, glaubte Sterne erkennen zu können. Als ein Wetterleuchten die dichte Wolkenfront erhellte, wurde ihm klar, dass es nur Lichtreflexe waren, die sich in den Tropfen fingen, die der Sturm über die Oberfläche trieb.

Er leerte die Suppe bis auf den letzten Rest, stellte die Schale zurück auf den Servierwagen und lugte unter die beiden Abdeckungen. Es gab Fisch in Weißweinsoße mit Gnocchi und ein Stück Braten mit kräftiger Soße und Klößen.

North und Rickter hatten jeweils nur einen Teller auf den Wagen stehen und griffen zu.

Jeremiah entschied sich für das Fleisch, das von sehr angenehmer Konsistenz war und beim Kauen im Mund förmlich zerfloss.

»Wenn du die Armilla tragen würdest, wüsste HAL sofort, was du bevorzugst, und würde nur das servieren, Jerry«, meinte Rickter, der Risotto löffelte.

»Er hat meinen Geschmack ziemlich gut getroffen«, widersprach Jeremiah.

»Auswertungen deiner Bestellungen im öffentlichen Raum, deiner Social-Media-Kanäle und deiner Einkaufslisten, Jerry.« Rickter grinste.

»Schöne neue Welt, wenn dein Gastgeber weiß, was du essen wirst. Fehlt aber ein wenig die Überraschung, nicht wahr?«, meckerte Jeremiah.

North, die ebenfalls Fleisch auf dem Teller vor sich hatte, allerdings ein deutlich kleineres Stück, legte das Besteck beiseite. »Sie wissen schon, dass wir hier im Sanktuarium absolut autark leben?« Sie wirkte aufgebracht, gar nicht so souverän wie noch zu Beginn der Bekanntschaft. »Es ist wichtig, mit den Ressourcen sorgfältig umzugehen. Alles wird recycelt, Mr. Schnitzer, nichts umsonst produziert.«

Jeremiah deutete auf sein Fleisch. »Breedmeat?«

»Ja, natürlich, Mr. Schnitzer«, entgegnete sie vorwurfsvoll. »Das Sanktuarium verfügt über eine eigene Zuchtfarm für Breedmeat und Fischerzeugnisse. Laborfleisch vom Feinsten, ohne dass ein Lebewesen dafür sterben muss.«

»Ehre das Leben!«, rief Rickter dazwischen.

»Eine Laborfarm für Multigetreide und eine Wasseraufbereitung gehören ebenfalls dazu«, sagte North und ignorierte Rickters Zwischenruf.

»Nun gut«, versuchte sich Jeremiah an einer Beschwichtigung. »Man hätte mich fragen können, was ich zum Abendessen wünsche. Hätte denselben Effekt.«

»Nicis Haus, Nicis Regeln. Nehmen Sie eine Armilla und HAL erledigt den Rest. Ist nicht nur eine Frage des ökologischen Verhaltens, sondern auch eine des Respekts vor unserem Gönner und Gastgeber.«

Jeremiah beendete die Mahlzeit. »Warum sind Sie wütend?«, fragte er North. »Weil ich kein Gast bin wie jeder andere hier? Oder weil Ihnen Mr. Ragg nicht verraten hat, warum ich eingeladen wurde? Was mein Job ist?«

Sie hatte sich gut im Griff. Nach einem angedeuteten Aufflackern des Zorns atmete sie beinahe normal weiter. Sie gab sich zumindest den Anschein und lächelte ihn an. »Was ist Ihr Job?«

»Ich bin hier, um eine Künstliche Intelligenz auffliegen zu lassen, die sich, wahrscheinlich unerkannt von allen übrigen Gästen, im Sanktuarium aufhält. Sie nutzt einen Plug-in, so wie viele von Ihnen auch. Nur dass sie kein echter Mensch ist.«

»Lächerlich«, entfuhr es der Online-Life-Coachess. Sie wandte sich ab.

Jeremiah spürte ein Zittern unter den Füßen, als würde der Boden wackeln. Er musterte seine Hände, für die er unvermittelt wieder jegliches Gefühl verloren hatte. Doch bevor er sich noch Gedanken machen konnte, war es vorbei. Er sah auf.

Rickter bewegte sich von seinem Sitzplatz weg. Es wirkte wie ein Gleiten, und als er um den Tisch herum war, erkannte Jeremiah auch, was diese Fortbewegung ermöglichte. Joseph Robert Rickter, der Hüne, war nur ein halber Mann. Ihm fehlte die komplette untere Körperhälfte, etwa ab dem Bauchnabel. Er steckte in einem modernen Rollstuhl, den er ohne erkennbaren Joystick steuerte.

Jeremiah vermutete, dass die Kontrolle via Armilla erfolgte.

Rickter stoppte seinen rollenden Unterleib dicht neben Jeremiah. »Ich, mein Lieber, bin es nicht. Alles an mir, wenigstens von der Hälfte an aufwärts, ist zutiefst menschlich.«

Jeremiah musterte ihn emotionslos. »Das würde eine KI, die sich vor mir und allen anderen verbirgt, genauso behaupten, Joseph. Ich bin hier, um einen Turing-Test unter realen Bedingungen durchzuführen.«

»Was ist mit HAL?«, erkundigte sich Rickter.

»Die Hausanlagenlenkung verschleiert nicht, was sie ist«, entgegnete Jeremiah. »Meine Aufgabe ist es, eine echte KI zu enttarnen. Eine, die sich unter die Menschen mischen kann, ohne dass sie auffällt, die sich also verstecken könnte. Eine Gefahr. Für mich, für uns, für alle. Denn die Rechenkapazität einer echten KI übertrifft unsere Möglichkeiten bei Weitem.«

»Wäre das so schlimm?«

»Wenn sie friedlich bleibt, sich nicht bedroht fühlt und keine Nachkommen produziert, nicht. Aber wollen wir das Risiko eingehen?«

North erhob sich, stellte sich neben den Rollstuhl. »Da ist er! Der wahre Jeremiah H. Schnitzer. Ein Prediger der Vernunft. Der letzte Mensch auf Erden, der uns vor allem Übel bewahren möchte! Wollen Sie uns als Anhänger Ihres obskuren Verschwörungskults gewinnen? Wenn ja, dann sind Sie bei mir an die Falsche geraten.«

Jeremiah hob wie zur Entschuldigung die Hände. »Ich bin nicht hier, um jemanden zu überzeugen. Nicolas Ragg lud mich ein. Ich soll herausfinden, wer von den Anwesenden eine KI ist. Ich habe drei Tage, vielleicht mehr, wenn nötig. Und ich beabsichtige, erfolgreich zu sein.«

»Ich wünsche dir viel Glück, Jerry.« Rickter nickte ihm zu. »Aber niemand von uns weiß, wie viele wir hier im Sanktuarium sind. Ich lebe seit Monaten hier und noch letzte Woche begegnete mir jemand im Tropenwald, den ich bislang nicht getroffen hatte. Das ist auch eine der Fragen, die die Armilla nicht beantwortet. Raggi lebt Privacy. Es ist sein Geschenk an jeden von uns hier. Somit wird nur öffentlich, was öffentlich werden soll.«

»Bist du dir da sicher, Joseph?«, hakte Jeremiah nach. Als der Hüne die Augenbrauen hob, setzte er zu einer Erklärung an. »HAL kennt jeden Armillaträger und alle, die keine tragen. Und mit ihm auch unser Gastgeber, oder nicht? Was ist da die sogenannte Privacy noch wert? Es gibt keinen Unterschied zwischen dem großen Bruder hier drinnen und dem dort draußen. Niemand entgeht dem Radar der allgemeinen Datensammelwut, niemand, der nicht in den Schatten leben möchte, ohne Zugang zu Bildung, Nahrung, Wohlstand und Sicherheit. In diesem Sanktuarium mag der Diktator weniger gefährlich erscheinen. Ihr sonnt euch im Glanz seiner vorgeblichen oder tatsächlichen Philanthropie. Doch er bleibt der Herr über eure Daten.«

Jeremiah musterte das nun nachdenklich wirkende Gesicht Rickters. Er fühlte sich leicht euphorisch, wie jedes Mal, wenn er zu dozieren begann. Das war der wahre Grund für seine Social-Media-Aktivitäten. Er liebte es, Menschen zum Denken zu zwingen, liebte sich selbst in jenen Momenten, in denen es ihm augenscheinlich gelang.

Schnelle Schritte erklangen, die alle drei Anwesenden dazu brachten, den Kopf zu wenden. Eine schlanke Gestalt hetzte die Treppe hoch in den Kuppelsaal. Es war Delphine Dessert, die zu ihnen hinaufeilte. Am Treppenabsatz blieb sie stehen, sah die drei Gäste an. »Noch jemand Interesse an einer Suchaktion?«, rief sie ihnen zu. »Simon ist draußen und hat – mal wieder – seine Armilla abgestreift. Jeder, der möchte, kann an der Suche teilnehmen.«

»Warum schickt ihr keine Drohnen?«, fragte Jeremiah.

Delphine Dessert betrachtete ihn beiläufig. »Man mag es hier nicht merken, doch draußen sinkt die verdammte Windgeschwindigkeit nicht unter 110 Stundenkilometer. Es ist ein massiver Herbststurm. Flugdrohneneinsatz unmöglich. Und die fahrbaren bodennahen Drohnen sind bereits unterwegs. Allerdings ist das Grundstück groß, Jerry. Ich frage auch nur, wer möchte. Ist absolut freiwillig.«

North nickte. »Ich kehre in meinen Bereich zurück.« Sie ging.

Rickter presste die Handflächen vor seiner Brust zu einer betenden Bewegung. »So leid es mir tut, ich muss pausieren. Raggi war da eindeutig.«

»Ich suche mit.« Jeremiah erhob sich. »Wohin muss ich?«

»Nein, du nicht, Jerry.« Delphine schüttelte energisch den Kopf. »Ich kann und ich werde«, widersprach Jeremiah und rannte ihr nach, als sie die Treppe hinuntereilte.

Massive metallene Tore, deren Gewicht von einer Gefahr kündete, die Jeremiah nicht einordnen konnte, öffneten sich mit einem Donnergrollen. Sofort packte ihn der Sturm, der in der Nacht tobte, mit aller Macht, presste und zerrte an ihm. Sand, Tropfen, Blattwerk und Dreck fegten durch die breiter werdende Öffnung herein. Wie bei einer Orgel, die ein gewissenloser Spieler malträtierte, änderte sich die Tonhöhe des pfeifenden Windes. Jeremiah prüfte den Sitz der Schutzmaske, die das komplette Gesicht verdeckte. Um ihn herum standen zwölf Gestalten unterschiedlicher Größe und Statur, darunter auch die grazile Delphine, die das Signal zum Aufbruch gab.

Außer ihm steuerten alle ihre Plug-ins von sicherer Stelle aus in ihren jeweiligen Privaträumen. Die Verbindung funktionierte offensichtlich dank der Armillas ohne Verzögerung.

Delphine hatte letztlich nachgegeben. Sie, beziehungsweise ihr Puppet, deutete auf einen kleinen Ball zu Jeremiahs Füßen. »Der Rollerboy bleibt bei dir und verstärkt die Signale deines Armbands, damit HAL jederzeit weiß, wo du bist. Dein Suchgebiet ist markiert. Nicht verlassen! Falls du Simon findest, lös Evakuierungsalarm aus. HAL schickt dann einen Androidentrupp. Und die Zeit im Freien beschränkst du bitte auf eine Stunde. Eine Warnung wird automatisch eingestellt. Halt dich dran, bitte. Es ist gefährlich.«

»Wegen des Windes?«, fragte Jeremiah nach, der seine eigenen Worte hörte, als wäre er in einem schalldichten Raum eingesperrt.

Delphines Stimme klang unverändert über die eingebauten Lautsprecher. »Unterschätz nicht die Kraft der Natur. Für einen Stadtmenschen wie dich, der bei Regen und Sturm einfach zu Hause bleibt, stellt so ein Unwetter eine Lebensbedrohung dar. Scheu dich nicht, um Hilfe zu bitten, wenn du in Not gerätst.«

»So schlimm wird es schon nicht werden, Delphine. Ich bin Schlimmeres gewohnt.«

Die Eins-zu-eins-Kopie Delphines zeigte ein zweifelndes Gesicht, das man selbst unter der Schutzmaske erkennen konnte. Dann gab sie das Zeichen zum Aufbruch.

Jeremiahs Begleiter stapften hinaus in die Dunkelheit, aktivierten die Scheinwerfer der Masken. Eng konturierte Lichtkegel erhellten partiell die Nacht.

Jeremiah tat es ihnen nach und verließ den Schutz des Hangars. Er strauchelte sofort, als eine Böe ihn von der Seite erwischte.

Tiefer geduckt arbeitete er sich bis zu dem kleinen markierten Fußweg vor, dem er bis zu seinem Sektor folgen sollte. Die Anweisungen des Navis in der Augmented Reality führten ihn sicher durch das Gelände. Der schmale Pfad verlief zwischen bodendeckenden Büschen, die der Macht des Windes trotzten. Er selbst musste mehrfach um sein Gleichgewicht kämpfen. Zum Glück blieb es nahezu trocken. Nur vereinzelt schleuderte es Tropfen aus den bedrohlich wirkenden Wolken, die sich wie leichte Peitschenhiebe anfühlten, wenn sie auf seinen Arm oder den Rücken klatschten.

Endlich erreichte er sein Suchareal, rund hundert mal dreihundert Meter in Richtung der Mauern, die das Sanktuarium umschlossen. Die Landschaft war hier deutlich urwüchsiger. Der Weg führte Jeremiah in tiefe Dünentäler, in denen er kaum etwas von dem Sturm mitbekam, außer dass es infernalisch über ihm heulte. Doch immer wieder musste er Kämme erklimmen, an deren Spitze der Wind mit ihm spielte. Mal hielt er ihn auf, mal schubste ihn eine Böe voran, sodass er zu Boden stürzte.

Bei all der Anstrengung, Jeremiah atmete inzwischen recht schwer, vergaß er beinahe, was seine Aufgabe war.

Der kleine Rollerboy, zehn Zentimeter hoch, folgte ihm auf Schritt und Tritt und übertrug die regelmäßigen Mir-geht-es-gut-Signale an HAL. Jeremiahs Armband war nutzlos, die Verbindung zum Haus längst abgebrochen.

Jeremiah kauerte sich für einen Moment an einen Dünenberg, schnappte nach Luft, um sich zu erholen. Die Infos, die ihm Delphine zu dem Objekt der Suche gegeben hatte, kamen ihm in den Sinn.

Der verschwundene Simon Vansang galt in der Prepper-Szene als eine Art Kultfigur. Klein und muskulös, als ehemaliger Einzelkämpfer des belgischen Geheimdienstes und Ausbilder der Spezialeinheiten der französischen Fremdenlegion hatte er sich vor sieben Jahren aus dem aktiven Dienst zurückgezogen und sein privates »Reich« gegründet. Exterritorial und abgelegen lebte er mit seinen Hunden auf den Resten einer an Land geschwemmten Ölplattform und bereitete sich auf den Weltuntergang vor. Seine Anhänger liebten – neben den üblichen Anleitungen zur Selbstversorgung und Lagerhaltung – die schrägen Videos, die Vansang ins Netz stellte, Schnipsel aus antiken Filmen, in die er seinen eigenen Körper projizierte, sodass es aussah, als würde er gegen längst verstorbene Menschen kämpfen.

Vansang war ein Typ unter lauter Individualisten und Spinnern, was viel heißen mochte. Und Jeremiah fragte sich, was ihn veranlasst hatte, hierherzureisen. Vielleicht war er ein Spezialist, den Ragg eingeladen hatte, um sein Sanktuarium für alle Eventualitäten zu rüsten.

Jeremiah spürte die Erschöpfung mit aller Macht zupacken. Delphines Worte bekamen jetzt eine neue Bedeutung. Für diese Art der Anstrengung war er nicht geeignet. Seine Beine wurden müder vom ewigen Auf- und Abstieg durch das hügelige Gelände. Der nachgebende Sand machte es noch ermüdender.

Im Licht der Schutzmaskenlampe fegten nun auch mehr Regentropfen an ihm vorbei. Er kletterte auf eine Dünenspitze, der ungleichmäßige Wind schüttelte ihn durch. Langsam leuchtete er die Umgebung ab, drehte den Kopf und damit die Lichtquelle im Uhrzeigersinn. Kein Mensch war zu sehen.

Etwas Hartes traf ihn seitlich an der Schläfe. Er zuckte zusammen und stapfte aufgeschreckt den Hang hinunter, wo sofort die Windwirkung nachließ. Hier reihten sich einige sanftere Dünenerhebungen aneinander, umringt von höheren, mit Dünengras bedeckten Sandbergen. In der relativen Windstille vollführte er einen weiteren Sichtschwenk.

Ein schwarzer Schatten in der Peripherie verschwand hinter einem Busch. Jeremiahs Herz schlug schneller. Er spähte intensiv in die Richtung, doch außer dem Schwanken der Büsche bewegte sich dort nichts. »Rollerboy«, sendete er per Funk an die Miniatur-Begleitdrohne, »rechts voraus. Ich markiere den Ort mit meiner Leuchte. Schau dich um!«

In seiner Linse las er Rollerboys Bestätigung Rollerboys. Die kleine Kugel rollte vor, die grüne Leuchtdiode auf der Oberseite signalisierte Bereitschaft. Mit angehaltenem Atem verfolgte Jeremiah den Weg der Drohne, bis sie in höherem Gras verschwand.

Schritt für Schritt schlich Jeremiah hinterher. Wenn es Vansang war, dann hatte er es mit einem militärisch ausgebildeten Kämpfer zu tun. Und er war sich nicht sicher, ob der Prepper friedlich gestimmt war.

Rollerboys Textnachrichten brachen ab. Jeremiah stoppte, sendete eine Anfrage. Keine Antwort.

Regen prasselte auf ihn herab. Kleinere Hagelkörner mischten sich dazwischen.

Er duckte sich tief, leuchtete aufmerksam den umgebenden Bereich neben dem Busch ab. Ein Schatten! Weit rechts! Jeremiah versuchte ihn in den Lichtstrahl zu bekommen, aber da war schon nichts mehr.

Im Augenwinkel sah er eine schnelle Bewegung. Jeremiah hetzte den nächsten Hügel hinauf. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er glitt aus, krachte mit dem Gesicht voran in den sandigen Boden. Er wälzte sich auf den Rücken, da wurde ihm bewusst, dass der Lichtstrahl, den er in den Himmel sandte, wie ein Leuchtturmsignal fungierte. Ohne weiter darüber nachzudenken, deckte er den Strahler mit der Hand zu. Dunkelheit umgab ihn. Er rappelte sich auf, hockte sich hin und starrte angestrengt dorthin, wo seine sinnlose Flucht begonnen hatte. In der Finsternis war absolut nichts zu entdecken. Aus den nachtschwarzen Wolken entlud sich eine volle Wasserfront, die das Lotuseffektgefertigte Schutzglas der Maske überforderte. Er sah gar nichts, nur Schwärze.

Eine weitere Anfrage an Rollerboy blieb unerwidert. Jeremiah rief sich die Karte auf die Linse. Sein Weg vom Haus bis hierher war nach wie vor markiert.

»Das war eine verdammt blöde Idee. Ich hätte auf Delphine hören sollen«, murmelte er. Allmählich wurde wegen der ungewohnten Haltung sein Arm lahm. Jeremiah überlegte, einen weiten Bogen zu schlagen, um wieder auf seinen Weg zu gelangen und diesem dann bis zum Haus zu folgen. Auf keinen Fall durfte er sofort zurückgehen, wartete doch vielleicht ein Einzelkämpfer auf ihn, der nicht gefunden werden wollte.

Er fasste einen Entschluss, nahm die Hand herunter. Im Lichtstrahl glotzten ihn zwei Augen an.

Er schrie, wich zurück, stolperte. Etwas griff nach seinem Bein und zerrte daran. Das Gleichgewicht verließ ihn endgültig. Er fiel ins Leere. Ein sanfter Aufprall im Rücken. Gepolstert, beinahe weich. Allerdings war der Sturz nicht vorbei. Sein eigener Schwung drehte ihn, im Licht leuchtete es grün auf, dann braun und grau und er landete hart. Es riss seinen Kopf in den Nacken. Ein Knacken ertönte. Das letzte Quäntchen Luft presste es ihm aus den Lungen. Er atmete ein, es schmerzte heftig im Hals und in der Brust.

Dann kam er zum Liegen, wälzte sich in Rücklage. Zwischen leisen Schmerzenslauten konnte er flach nach Luft schnappen. Den Schutzmaskenstrahler hatte es erwischt. Die Lampe war zerstört, zumindest leuchtete nichts mehr. Dies schürte zum einen seine Panik, sich in der Dunkelheit zu verirren, zum anderen schützte es ihn vor dem unbekannten Angreifer – Vansang? –, dessen Attacke er befürchtete.

Er tastete die Anzugtaschen ab. Wo war noch die verdammte Ersatztaschenlampe, die Delphine ihm zugesteckt hatte?

Endlich spürte er die Maglite Pro, fummelte sie aus der Reißverschlusstasche und suchte nach dem Schalter.

Die Schmerzen in der Brust ebbten ab. Er setzte sich auf, atmete durch.

Als hätte jemand einen Hebel umgelegt, endete der Regen. Die folgende Stille war nahezu ohrenbetäubend. Jeremiah hörte dem Rauschen und Pochen in seinen Ohren zu. Als er sich gefasst hatte, nahm er die Maglite hoch und schaltete sie an.

Er observierte die Umgebung, bis er plötzlich wieder in zwei Augen blickte.

Ein Tier. Ein Reh? Klein. Vielleicht einen Meter vom Boden bis zum Kopf. Es glotzte ihn an, als würde das Licht es hypnotisieren.

Jeremiah lachte sich innerlich selbst aus. Die Panik hatte jegliches Nachdenken ausgelöscht.

Das Wildtier erwachte aus seiner Erstarrung, sprang, wie von einer Feder angetrieben, aus dem Lichtkegel heraus und verschwand zwischen Büschen.

Jeremiah schaltete die Lampe ab, blieb sitzen und erholte sich von dem Schreck. Ihm war nicht klar, wie das Tier auf das Grundstück gelangt war. Züchtete Ragg etwa innerhalb der Mauern auch eine funktionierende Fauna?

Es wäre dem Sonderling zuzutrauen. Niemand wusste genau, was Ragg noch vorhatte.

In der Augmented-Ansicht tauchte plötzlich das Bereitschaftssignal des Rollerboys auf.

Jeremiah richtete sich auf und knipste wieder die Maglite an, um die rollende Drohne anzuvisieren. Der Strahl endete an einer grauen Wand dicht vor ihm.

Ihm blieb nicht einmal die Zeit, sich zu wundern. Da war ein Arm, an dessen Ende eine Faust, die ihn satt an der Schläfe traf.

Sein Kopf wurde herumgerissen. Er verlor die Lampe aus dem Griff. Ihm war schlagartig schlecht und er japste nach Luft.

Ein Tritt, heftig, mitten in den Magen, sandte Schmerzen bis hoch in sein Gehirn. Er sank nieder. Der nächste Hieb landete im Nacken. Dieser löschte gnädigerweise die Realität aus.

Turings Vermächtnis

Подняться наверх