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2.

Tuire Sitareh

14. Juni 2051

Inhaftiert.

Der Aulore saß auf dem kalten Boden einer Sitarakhzelle mit dem Rücken an der Wand und fragte sich, ob es in seinem Leben nur drei Daseinszustände gab: auf der Flucht, in Gefangenschaft oder auf der Suche nach Erinnerungen.

Ich sagte dir, dass wir die Roboter der Sitarakh überwinden könnten. Aber du wolltest natürlich das Risiko nicht eingehen.

Tuire schloss die Augen und atmete die leicht modrig riechende Luft des Sitarakhbeiboots ein. »Wenn ich gekämpft hätte, wären die Menschen in Gefahr gewesen. Sie sollten entkommen können. Es warten Aufgaben auf sie.«

Thaynar schwieg daraufhin.

Endlich Gelegenheit, um aufmerksam den Vibrationen des Raumfahrzeugs zu lauschen. Ein gleichmäßiges Summen erfüllte die gerade so atembare Atmosphäre. Wenn der Aulore seine Handflächen gegen die Wand presste, glaubte er, eine Art Energiefluss wahrzunehmen.

Nachdem ihn die Sitarakhroboter in Terrania umkreist hatten, hatte Tuire zugelassen, dass sie ihn auf das blumentopfförmige Beiboot geleiteten.

Sie mussten ihn nicht berühren. Die elastischen Plasmatentakel aus einer unbekannten Energieform waren Drohung genug. Tuire wollte nicht testen, wie sein Körper auf eine Entladung der Extremitäten reagieren würde.

Im Innern des Blumentopfboots hatte man ihn sofort zu der Zelle geführt. Ob sich Sitarakh an Bord befanden, wusste er nicht. Die Roboter hatten gewartet, bis er die Kammer betreten hatte. Danach war die Tür zugeglitten und in den Wänden verschwunden, als hätte sie nie existiert.

Der Aulore sah sich um. Ein schmuckloser, achteckiger Raum, ohne Mobiliar. Eindeutig ein Verlies. Ob es eine Überwachung gab, ließ sich nicht feststellen. Wahrscheinlich transportierte man ihn in eine Sitarakh-Einrichtung zum weiteren Verhör. Welchen Grund hätte es sonst gegeben, ihn nicht an Ort und Stelle zu inhaftieren?

Er dachte an die Mutanten, Oxley, Haggard und Leyle. Ob sie entkommen waren? Der verstorbene Olf Stagge wollte dem Auloren nicht aus dem Kopf gehen. Wie schnell ein Leben beendet sein konnte. Die Mutantenfähigkeiten hatten Stagge nicht davor geschützt, sich zu übernehmen.

Tuire wusste, dass er mit der Hilfe seines Pulsschwingers auch selbst gelegentlich bis an den Rand seiner Regenerationsfähigkeit gegangen war. Hätte ein solches Gerät Olf Stagge gerettet?

Du solltest dir mehr Sorgen darüber machen, warum die Sitarakhroboter dich mit in den Weltraum nehmen!

»Wir sind im All?«, fragte er leise.

Thaynar antwortete: Die atmosphärischen Turbulenzen sind vergangen. Es kann nur das All sein. Wenn du nicht so sehr mit deinen irdischen Freunden beschäftigt gewesen wärst, hättest du es bemerkt.

»Ich bin gefangen. Manchmal ist es gut, abzuwarten.«

Thaynar schwieg.

Mit einem lauten Summen öffnete sich die Ausgangstür. Tuire schaute auf.

Herein schwebte ein Sitarakhroboter in der typischen Zweiteilung. Unten der quadratische Schwebesockel, über dem vier der Plasmatentakel den Oberkörper stützten. Dieser Korpus ähnelte zwei an der Grundfläche zusammengefügten Pyramiden. Die freien vier Plasmatentakel der oberen Pyramide zielten auf den Auloren.

»Schon gut! Ich komme freiwillig mit.«

Doch diesmal war ein roter Lichtblitz aus einem der Tentakel die Antwort.

Tuire Sitareh war viel zu überrascht, um auszuweichen. Der Schmerz kam plötzlich und heftig. Ihm wurde schwarz vor Augen.

Der Kopfschmerz ließ nach, während der Pulsschwinger seine Arbeit verrichtete. Tuire spürte eine harte Unterlage, bewegte sich nicht und stellte sich so bewusstlos wie möglich.

Er horchte. Doch abgesehen von einer dumpfen Vibration gab es weder Geräusche, die er identifizieren konnte, noch meldete sich Thaynar mit sarkastischen Kommentaren.

Nach einigen Minuten öffnete der Aulore die Augen. »Zelle gewechselt, Daseinszustand weiterhin gefangen«, raunte er.

Das neue Verlies verfügte über eine Liegebank und eine Vorrichtung, die nach Ansicht der Sitarakh wahrscheinlich geeignet war, seine Notdurft zu verrichten. Die Tür war geschlossen, der Raum achteckig, nur größer als die vorherige Arrestzelle.

Tuire stand auf und suchte nach einer Möglichkeit, zu entkommen. Er tastete sich einmal komplett die Wände entlang. Sie boten keinen Ansatz für eine Flucht. Es gab weder Rillen noch Kanten oder Löcher. Die Tür, diesmal deutlich zu erkennen, ließ sich manuell nicht bewegen. Es schien auch keine Überwachungskameras zu geben. Die Sitarakh fürchteten sich wohl nicht vor einem Ausbruch.

Tuire setzte sich zurück auf die Liege. Wenigstens roch es angenehmer. Leicht süßlich mit einer fruchtigen Note. Tuire erinnerte sich an Erdbeeren, die er schon auf der Erde gegessen hatte.

Hunger. Er verspürte ein tiefes Verlangen.

»Hey!«, rief er in den Raum hinein. »Bringt mir was zu essen!«

Kurz wartete er auf eine Reaktion. Als die ausblieb, sagte er laut: »Wenn ich keine Nahrung zu mir nehme, werde ich sterben. Es dauert nicht lange, bis der Zerfallsprozess meiner Zellstruktur einsetzt. Beeilt euch!«

Wie zur Untermalung seiner Behauptung begab er sich auf die Liege, packte sich an den Bauch und atmete so flach, dass er sich praktisch nicht mehr bewegte.

Die Tür glitt zur Seite.

Eine Stimme, die ihm bekannt war, ertönte. »Ich halte das für übertrieben, Fremder. So schnell stirbt kein Humanoider. Du kannst mir glauben. Unsere Tests waren eindeutig. Humanoide mögen eine zerbrechliche, schwache Spezies sein, doch sie überleben eine lange Zeit, selbst wenn man zu extremen Mitteln greift.«

Tuire spielte nicht länger den toten Mann. Er sprang auf.

Im Türrahmen stand ein Sitarakh, aufgerichtet beinahe zwei Meter hoch. Der Mund war auf den Auloren gerichtet, der sich mal wieder klarmachen musste, dass es sich nicht um eine Waffe handelte. Dennoch blieb der Instinkt, der ihm vorgaukelte, in Gefahr zu sein.

Fliehen konnte Tuire sowieso nicht. In der Zelle, zur Bewachung des Sitarakh abgestellt, schwebten zwei der Roboter, die Tentakel sämtlich in Tuires Richtung zeigend. Hinter dem Sitarakh, im Gang jenseits des Verlieses, erkannte Tuire weitere Roboter.

»Ja, Flucht ist zwecklos«, reagierte der Sitarakh auf Tuires Blick. »Sieh es ein. Betrachte dich als meinen Gefangenen. Verhalte dich unterwürfig, und dir wird kein Schmerz zugefügt.«

»Die Betäubung in der ersten Zelle verursachte Schmerzen.«

»Eine akzeptable Notwendigkeit. Sie ist mit einem höheren Maß an Nervenreizungen auch als Strafe möglich. Du willst es nicht ausprobieren.«

Der Aulore nickte. »Du bist Koruman Ran-Tschak, nicht wahr? Du bist der Zweite Abriter. Deine Stimme ist unverwechselbar.«

Der Sitarakh blieb unbewegt stehen. »Dein Name ist?«

»Tuire Sitareh. Wenn du der Zweite Abriter bist, wer ist dann der Erste?«

Bei der Erwähnung seines Namens glaubte Tuire, eine körperliche Reaktion bei seinem Gegenüber festgestellt zu haben.

»Tuire. Sitareh.« Koruman Ran-Tschak, falls er es war, schien zu grübeln. Plötzlich sagte er: »Du bist nicht in der Position, Informationen zu verlangen. Beantworte meine Fragen! Ohne zu zögern. Im Falle der Nichtbeachtung erfolgt Bestrafung. So sei es verkündet im Namen des Retap!«

»Gut.« Tuire nickte, obwohl die Geste dem Sitarakh wahrscheinlich nicht geläufig war. »Was möchtest du von mir erfahren? Ich bin bereit.«

»Du bist kein Mensch, Tuire Sitareh.«

»Nein, auch wenn dies offensichtlich ist.«

»Aber du bist den Menschen ähnlich.«

»Ähnlich genug. Äußerlich, ja.«

»Du trägst einen Namen.«

»Tuire?«

»Nein. Einen Namen, der in der Sprache meines Volks eine Bedeutung hat.«

Der Aulore stutzte. Dieses Mal verzichtete er auf eine Antwort. Sitarakh, Sitareh? Kann es sein, dass dies nicht nur eine rein zufällige Lautähnlichkeit ist?, überlegte er.

»Dein Name Sitareh bedeutet Sternenschließer. Wer hat ihn dir gegeben?«

»Ich weiß es nicht.«

»Warum gab man dir den Namen?«

»Auch das weiß ich nicht. Ich verfüge nicht über alle Erinnerungen an mein früheres Leben.«

»Sternenschließer! An dir haftet eine Aura, die wir Sitarakh wahrnehmen können. Deine Bewegungen in diesem Sonnensystem erzeugen ein Wirrwarr an Spuren. Diesen bin ich gefolgt, seitdem der Kontrakt in Kraft gesetzt wurde. Die Spur war jedoch schwach. Zu schwach, um dich direkt aufzugreifen. Erst jetzt gelang es mir, dich zu finden und zu mir bringen zu lassen.«

Tuire bemühte sich, seine Gelassenheit zu bewahren. Der Sitarakh hatte gerade zugegeben, dass die Roboter gar nicht hinter den Mutanten her gewesen waren. Er stellte das Ziel dar.

»Eine Aura?«, fragte er, um den Sitarakh am Reden zu halten.

»Ja. Ich kann es nicht bestimmen oder einordnen. Es ist, als ob ein Teil von dir nicht hierhergehören würde.«

Tuire breitete die Arme aus. Ihm kam in den Sinn, dass Koruman Ran-Tschak Thaynar meinen könnte. »Ich kann dir nur versichern«, sagte er laut, »dass ich schon lange hier bin. Von einem Teil von mir, der nicht hierhergehört, ist mir nichts bekannt. Vielleicht fehlen mir die Sinnesorgane der Sitarakh, um deine Wahrnehmung zu verifizieren.«

»Du sprichst die Wahrheit.«

»Warum sollte ich lügen? Ich bin vor einigen Jahren in Kontakt mit den Menschen gekommen. Sie retteten mich, und so stehe ich in ihrer Schuld. Doch was vor dieser Rettung in meinem Leben geschah, liegt im vollständigen Dunkel. Ich habe viel versucht, um an meine Erinnerungen zu kommen. Aber wer auch immer mein Gedächtnis blockierte, hat ganze Arbeit geleistet, Koruman Ran-Tschak. Ich wäre dir sogar dankbar, wenn du Licht in die Finsternis bringen könntest. Dafür musst du mich nicht als Gefangenen behandeln.«

Der Sitarakh bewegte sich nicht. Nach einigen Sekunden sagte er: »Ich spüre die Aura, doch sie entzieht sich stets meinen Sinnen. Es ist wie die Reststrahlung einer sterbenden Sonne, die in die nächste Ebene hinübergleitet. Dennoch haftet dir erkennbar etwas an. Ich verstehe es einfach nicht. Du bist ein Rätsel, Sternenschließer. Es ist wie ... ein Licht, das keine Helligkeit spendet, sondern die Seele verdunkelt ...«

Tuire fühlte einen kühlen Hauch. Die Ehrfurcht und Nachdenklichkeit des Sitarakh trat deutlich zutage. Existierte eine Verbindung zwischen ihm, seinem Auftraggeber, wer immer das auch war, und den Sitarakh, die so fremdartig wirkten wie bislang nichts, auf das Tuire in der Galaxis gestoßen war?

»Komm mit! Ich will dir etwas zeigen, Sternenschließer.«

Die Roboter flankierten Tuire, der einige Schritte hinter dem schweigenden Sitarakh durch die Gänge des Raumschiffs folgte.

Sie erreichten die Zentrale, ein achteckiger, aber unsymmetrisch gebauter Raum von vielleicht zwanzig Metern an der längsten Stelle. Tuire zählte acht Arbeitsstationen, in denen Sitarakh auf körpergroßen Liegen ausgestreckt waren und mit ihren Extremitäten auf Instrumententafeln tippten und wischten. Die liegende Position schien der natürlichen Art der Bewegung der Sitarakh näher zu sein als der aufrechte Gang, den Koruman Ran-Tschak beibehielt.

In der Mitte des Raums schwebte ein riesiges Hologramm in Achteckform. Tuire sah Bilder einer verwüsteten Metropole. Es musste New York sein. Drei Türme des World Trade Centers waren eindeutig zu erkennen. Einer fehlte. Wassermassen füllten Manhattan und das Umland. Eine schreckliche Katastrophe war über die Stadt hereingebrochen. Ausradierte Stadtteile, rauchende und brennende Gebäude im Hinterland. Der Anblick verstörte Tuire. Er ahnte, dass Tausende, wenn nicht Millionen gestorben waren.

Er wies auf den Schirm. »Was ist geschehen?«

»Ein Akt der Sabotage hat eine unserer Anlagen zerstört. Dabei kam es zu einer Flutwelle, Sternenschließer.«

»Hättest du es nicht verhindern können? Millionen Menschen lebten dort.«

»Warum hätte ich das tun sollen?«, fragte Koruman Ran-Tschak.

»Es waren denkende, fühlende Lebewesen. Jetzt sind viele von ihnen tot! Verstehst du?«

»Ja. Aber es macht keinen Unterschied. Die Menschen werden sterben. Alle. Ohne Ausnahme. Die Toten dort unten können sich sogar zu den Glücklichen zählen. Denn ihre Leiden sind bereits vorbei.«

Tuire wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Innerlich schrie er nach Thaynar, verlangte Unterstützung, um den Sitarakh schnell und gnadenlos zu töten. Doch es antwortete nur Stille.

»Willkommen auf der TROOHMOR, Sternenschließer. Wir starten zu einer Reise, die du nie vergessen wirst und ich hoffentlich nicht bereue.«

»Wohin willst du mich bringen?«

»Du bist der Sternenschließer. Beantwortet das deine Frage?«

Auf dem Schirm schrumpfte die einstmals so schöne Skyline von New York zu einem winzigen Punkt unter Wolken. Das Sitarakhraumschiff verließ seine bisherige Position. Im Zentrum der Anzeige strahlte kurz darauf eine kleine, gelbe Kugel.

»Die Sonne? Ihr bringt mich zur Sonne?«

»Nein, Sternenschließer. Ich reise mit dir dorthin, wo alles beginnt und alles endet.«

Tuire Sitareh durfte den Flug der TROOHMOR in der Zentrale miterleben. Zwar blieben zwei der Sitarakhroboter in seiner Nähe, doch Koruman Ran-Tschak schien dem Auloren keine Attacke zuzutrauen.

Ein weiterer Sitarakh betrat auf allen achten die Zentrale.

Tuire wollte ihm Platz machen, weil er glaubte, im Weg zu stehen. Der krabbelnde Sitarakh hingegen erstarrte.

»Wesluweh Gim-Lot, was störst du mich?«, fragte Koruman Ran-Tschak.

»Verzeih. Eine dringende Nachricht von Herrn Ungleich.«

»Warum erhalte ich sie nicht über die üblichen Kanäle?«, wollte Koruman Ran-Tschak mit erhobener Stimme wissen.

Tuire verhielt sich still. Um nichts wollte er diesen Moment durch eine falsche Bewegung oder ein Geräusch unterbrechen.

»Die Botschaft ist nur für den Zweiten Abriter bestimmt. – Warum ist der Fremdling nicht in der Zelle?« Wesluweh Gim-Lot richtete sich auf und drängte sich an dem Auloren vorbei, um sich dicht an Koruman Ran-Tschak zu stellen.

»Ich stellte eine Hypothese auf, die ich zu testen gedenke«, erwiderte der Zweite Abriter. »Das Weitere ist für dich nicht von Belang. Gib mir die Nachricht!«

Tuire spitzte die Ohren. Allerdings fand die weitere Konversation zwischen den beiden Sitarakh offenbar nicht im hörbaren Bereich statt.

Nach einer Weile sagte Wesluweh Gim-Lot: »Ich empfehle dennoch gesteigerte Vorsicht mit dem Gefangenen.«

»Gehört und registriert.«

Damit war die Audienz beendet. Der Aulore sah zu, wie der untergebene Sitarakh die Zentrale verließ.

Tuire fragte mit einem Fingerzeig auf das Hauptholo: »Unser Ziel scheint doch die Sonne zu sein? Was möchtest du mir zeigen?«

»Nichts, Sternenschließer. Und du irrst, was unser Ziel angeht. Ich will sehen, was mit dir geschieht, sobald wir dort sind.« Auf ein Zeichen von Koruman Ran-Tschak hin beschleunigte die TROOHMOR mit ersichtlich irrsinnigen Werten. In völliger Ruhe beobachtete der Zweite Abriter die Annäherung an die Sonne.

Die Kugel im Holo wurde rasch größer. Tuire schätzte, dass der Sitarakhraumer innerhalb von kürzester Zeit gut zwei Drittel Lichtgeschwindigkeit erreichte. Welche Kraft dieses Schiff antrieb, konnte er nur raten. Doch eins war sicher. Die Technik der Sitarakh war jener der bekannten Völker weit überlegen. Der Aulore vermutete, dass der Abriter ihn beeindrucken wollte, was ihm gelang. Und dennoch versuchte Tuire, es sich nicht anmerken zu lassen.

»Die TROOHMOR ist mein Flaggschiff«, prahlte Koruman Ran-Tschak. »Das Prunkstück meiner Flotte. Nichts kann ihr widerstehen.«

Tuire hielt die Luft an, als die TROOHMOR durch die wimmelnde Flotte der Sitarakh hindurchflog, die im Sonnenbereich einer geheimnisvollen Tätigkeit nachging.

Die ersten Sonnenprotuberanzen wurden zu gewaltigen Armen, die in Tuires Einbildung nach dem Raumschiff griffen. An den vorderen Schutzschirmen entstand eine Art Elmsfeuer, das den Blick voraus leicht behinderte. Magnetlinien schienen plötzlich sichtbar zu werden, zeichneten Muster in die grelle Glut. Massive, wie Mini-Atomblitze anmutende Entladungen erhellten kurzzeitig die Zentrale, bevor die Automatik die Lichtstärke des Hologramms herunterregelte. Tuire Sitareh glaubte, Hitze zu spüren, was jedoch Unsinn sein musste.

Ein unvergesslicher Anblick, der sich ihm bot. Die Schutzschirme der TROOHMOR glühten in allen Farben des Spektrums, ein Schauspiel, das jedes Feuerwerk auf der Erde übertroffen hätte.

Und bei alldem gab es keinerlei Erschütterungen oder Energieabfälle, die Tuire aufgefallen wären. Nichts wies darauf hin, dass das Raumschiff durch eine Hölle aus Strahlung, Energie und Magnetismus raste. Die Sonne füllte mittlerweile das gesamte Holo aus. Trotzdem wurden sie nicht langsamer.

Koruman Ran-Tschak gab einige Handzeichen, mehr war nicht notwendig. Die TROOHMOR steuerte auf seinen Befehl hin mitten hinein in die Sonne.

Ein apokalyptisches Feuer umhüllte den Sitarakhraumer. Tuire hielt unwillkürlich die Luft an. Im Holo tauchte plötzlich ein schwarzer Punkt auf, dann streckte sich der Punkt zu einem Strich. Verdammt! Der Sonnenspalt!

Das Bild des Sonnenchasmas schwoll mit jeder Sekunde weiter an. Bald sah man beinahe nichts anderes mehr. Ein gezackter Riss aus Schwärze, wie sie lichtloser nicht hätte sein können. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch den Kontrast zur umgebenden Helligkeit der thermonuklearen Reaktion im Gestirn, die auf Hochtouren lief und Energie für Jahrmilliarden lieferte.

»Die Sonne ist aufgeplatzt«, flüsterte der Aulore. Es klang wie ein Gebet. Die Nacht dahinter war so dunkel. Was hatte der Zweite Abriter gesagt?: ...ein Licht, das keine Helligkeit spendet, sondern die Seele verdunkelt ...

Tuire sah in seine eigene Seele. »Thaynar!«, rief er in größter Verzweiflung. Die TROOHMOR würde nicht stoppen. Das Sonnenchasma würde sie verschlucken. Dort – auf der anderen Seite – wartete sein Schicksal.

Die Beleuchtung flackerte, ein Schatten senkte sich wie ein Vorhang über die Zentrale. Das Licht wurde nicht weniger, es verlor einfach seine Wirkung. Die Abwesenheit von Helle im Licht. Tuire Sitareh kippte um. Mit einem dumpfen Knall schlug er auf dem Boden auf.

»Sternenschließer, was hast du getan?«, flüsterte Koruman Ran-Tschak.

Perry Rhodan Neo 137: Schlacht um die Sonne

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