Читать книгу Der grune Kakadu - Артур Шницлер, Arthur Schnitzler - Страница 2
Groteske in einem Akt
ОглавлениеWirthsstube »zum grünen Kakadu«.
Ein nicht großer Kellerraum, zu welchem rechts (ziemlich weit hinten) sieben Stufen führen, die nach oben durch eine Thür abgeschlossen sind. Eine zweite Thür, welche kaum sichtbar ist, befindet sich im Hintergrunde links. Eine Anzahl von einfachen hölzernen Tischen, um diese Sessel, füllen beinahe den ganzen Raum aus. Links in der Mitte der Schanktisch; hinter demselben eine Anzahl Fässer mit Pipen. Das Zimmer ist durch Oellämpchen beleuchtet, die von der Decke herabhängen.
Der Wirth Prospère; es treten ein die Bürger Lebrêt und Grasset.
Grassetnoch auf den Stufen. Hier herein. Lebrêt; die Quelle kenn' ich. Mein alter Freund und Direktor hat immer noch irgendwo ein Faß Wein versteckt, auch wenn ganz Paris verdurstet.
Wirth. Guten Abend, Grasset. Läßt Du Dich wieder einmal blicken? Aus mit der Philosophie? Hast Du Lust, wieder bei mir Engagement zu nehmen?
Grasset. Ja freilich! Wein sollst Du bringen. Ich bin der Gast – Du der Wirth.
Wirth. Wein? Woher soll ich Wein nehmen, Grasset? Heut Nacht haben sie ja alle Weinläden von Paris ausgeplündert. Und ich möchte wetten, daß Du mit dabei gewesen bist.
Grasset. Her mit dem Wein. Für das Pack, das in einer Stunde nach uns kommen wird … . . Lauschend. Hörst Du 'was, Lebrêt?
Lebrêt. Es ist wie ein leiser Donner.
Grasset. Brav – Bürger von Paris … . . zu Prospère. Für das Pack hast Du sicher noch einen in Vorrath. Also her damit. Mein Freund und Bewunderer, der Bürger Lebrêt, Schneider aus der Rue St. Honoré, zahlt alles.
Lebrêt. Gewiß, gewiß, ich zahle.
Prospèrezögert.
Grasset. Na, zeig ihm, daß Du Geld hast, Lebrêt.
Lebrêtzieht seinen Geldbeutel heraus.
Wirth. Nun, ich will sehen, ob ich … . Er macht den Hahn zu einem Faß auf und füllt zwei Gläser. Woher kommst Du, Grasset? Aus dem Palais Royal?
Grasset. Jawohl … . ich habe dort eine Rede gehalten. Ja, mein Lieber, jetzt bin ich an der Reihe. Weißt Du, nach wem ich gesprochen habe?
Wirth. Nun?
Grasset. Nach Camille Desmoulins! Jawohl, ich hab' es gewagt. Und sage mir, Lebrêt, wer hat größeren Beifall gehabt, Desmoulins oder ich?
Lebrêt. Du … . zweifellos.
Grasset. Und wie hab' ich mich ausgenommen?
Lebrêt. Prächtig.
Grasset. Hörst Du's, Prospère? Ich habe mich auf den Tisch gestellt … . ich habe ausgesehen wie ein Monument … . Jawohl – und alle die Tausend, Fünftausend, Zehntausend haben sich um mich versammelt – geradeso wie früher um Camille Desmoulins … . und haben mir zugejubelt.
Lebrêt. Es war ein stärkerer Jubel.
Grasset. Jawohl … .. nicht um vieles, aber er war stärker. Und nun ziehen sie alle hin zur Bastille … .. und ich darf sagen: sie sind meinem Ruf gefolgt. Ich schwöre Dir, vor abends haben wir sie.
Wirth. Ja, freilich, wenn die Mauern von Eueren Reden zusammenstürzten!
Grasset. Wieso … Reden! – Bist Du taub? … Jetzt wird geschossen. Unsere braven Soldaten sind dabei. Sie haben dieselbe höllische Wuth auf das verfluchte Gefängnis wie wir. Sie wissen, daß hinter diesen Mauern ihre Brüder und Väter gefangen sitzen … . . Aber sie würden nicht schießen, wenn wir nicht geredet hätten. Mein lieber Prospère, die Macht der Geister ist groß. Da – zu Lebrêt Wo hast Du die Schriften?
Lebrêt. Hier … . zieht Brochuren aus der Tasche.
Grasset. Hier sind die neuesten Brochuren, die eben im Palais Royal vertheilt wurden. Hier eine von meinem Freunde Cerutti, Denkschrift für das französische Volk, hier eine von Desmoulins, der allerdings besser spricht, als er schreibt … . . »Das freie Frankreich«.
Wirth. Wann wird denn endlich die Deine erscheinen, von der Du immer erzählst?
Grasset. Wir brauchen keine mehr. Die Zeit zu Thaten ist gekommen. Ein Schuft, der heute in seinen vier Wänden sitzt. Wer ein Mann ist, muß auf die Straße!
Lebrêt. Bravo, bravo!
Grasset. In Toulon haben sie den Bürgermeister umgebracht, in Brignolles haben Sie ein Dutzend Häuser geplündert … . nur wir in Paris sind noch immer die Langweiligen und lassen uns alles gefallen.
Prospère. Das kann man doch nicht mehr sagen.
Lebrêtder immer getrunken hat. Auf, Ihr Bürger, auf!
Grasset. Auf! … . . Sperre Deine Bude und komm jetzt mit uns!
Wirth. Ich komme schon, wenn's Zeit ist.
Grasset. Ja freilich, wenn's keine Gefahr mehr giebt.
Wirth. Mein Lieber, ich liebe die Freiheit wie Du – aber vor allem hab' ich meinen Beruf.
Grasset. Jetzt giebt es für die Bürger von Paris nur einen Beruf: ihre Brüder befreien.
Wirth. Ja für die, die nichts Anderes zu thun haben!
Lebrêt. Was sagt er da! … Er verhöhnt uns!
Wirth. Fällt mir garnicht ein. – Schaut jetzt lieber, daß Ihr herauskommt … meine Vorstellung fängt bald an. Da kann ich Euch nicht brauchen.
Lebrêt. Was für eine Vorstellung? … Ist hier ein Theater?
Wirth. Gewiß ist das ein Theater. Ihr Freund hat noch vor vierzehn Tagen hier mitgespielt.
Lebrêt. Hier hast Du gespielt, Grasset? … . . Warum läßt Du Dich von dem Kerl da ungestraft verhöhnen!
Grasset. Beruhige Dich … .. es ist wahr; ich habe hier spielt, denn es ist kein gewöhnliches Wirthshaus … es ist eine Verbrecherherberge … . komm … .
Wirth. Zuerst wird gezahlt.
Lebrêt. Wenn das hier eine Verbrecherherberge ist, so zahle ich keinen Sou.
Wirth. So erkläre doch Deinem Freunde, wo er ist.
Grasset. Es ist ein seltsamer Ort! Es kommen Leute her, die Verbrecher spielen – und andere, die es sind, ohne es zu ahnen.
Lebrêt. So –?
Grasset. Ich mache Dich aufmerksam, daß das, was ich eben sagte, sehr geistreich war; es könnte das Glück einer ganzen Rede machen.
Lebrêt. Ich verstehe nichts von allem, was Du sagst.
Grasset. Ich sagte Dir ja, daß Prospère mein Direktor war. Und er spielt mit seinen Leuten noch immer Komödie; nur in einer anderen Art als früher. Meine einstigen Kollegen und Kolleginnen sitzen hier herum und thun, als wenn sie Verbrecher wären. Verstehst Du? Sie erzählen haarsträubende Geschichten, die sie nie erlebt – sprechen von Unthaten, die sie nie begangen haben … . . und das Publikum, das hierher kommt, hat den angenehmen Kitzel, unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen – unter Gaunern, Einbrechern, Mördern – und –
Lebrêt. Was für ein Publikum?
Wirth. Die elegantesten Leute von Paris.
Grasset. Adelige … . .
Wirth. Herren vom Hof –
Lebrêt. Nieder mit ihnen!
Grasset. Das ist was für sie. Das rüttelt ihnen die erschlafften Sinne auf. Hier hab ich angefangen, Lebrêt, hier hab' ich meine erste Rede gehalten, als wenn es zum Spaß wäre … . . und hier hab' ich die Hunde zu hassen begonnen, die mit ihren schönen Kleidern, parfumirt, angefressen, unter uns saßen … . . und es ist mir ganz recht, mein guter Lebrêt, daß Du auch einmal die Stätte siehst, von wo Dein großer Freund ausgegangen ist. In anderem Ton Sag, Prospère, wenn die Sache schief ginge … . .
Wirth. Welche Sache?
Grasset. Nun, die Sache mit meiner politischen Carrière … . würdest Du mich wieder engagieren?
Wirth. Nicht um die Welt!
Grassetleicht. Warum? – Es könnte vielleicht noch Einer neben Deinem Henri aufkommen.
Wirth. Abgesehen davon … . . ich hätte Angst, daß Du Dich einmal vergessen könntest – und über einen meiner zahlenden Gäste im Ernst herfielst.
Grassetgeschmeichelt. Das wäre allerdings möglich. –
Wirth. Ich … . . ich hab mich doch in der Gewalt –
Grasset. Wahrhaftig, Prospère, ich muß sagen, daß ich Dich wegen Deiner Selbstbeherrschung bewundern würde, wenn ich nicht zufällig wüßte, daß Du ein Feigling bist.
Wirth. Ach, mein Lieber, mir genügt das, was ich in meinem Fach leisten kann. Es macht mir Vergnügen genug, den Kerlen meine Meinung in's Gesicht sagen zu können und sie zu beschimpfen nach Herzenslust – während sie es für Scherz halten. Es ist auch eine Art, seine Wuth los zu werden. – Zieht einen Dolch und läßt ihn funkeln.
Lebrêt. Bürger Prospère, was soll das bedeuten?
Grasset. Habe keine Angst. Ich wette, daß der Dolch nicht mal geschliffen ist.
Wirth. Da könntest Du doch irren, mein Freund; irgend einmal kommt ja doch der Tag, wo aus dem Spaß Ernst wird – und darauf bin ich für alle Falle vorbereitet.
Grasset. Der Tag ist nah. Wir leben in einer großen Zeit! Komm, Bürger Lebrêt, wir wollen zu den Unsern. Prospère, leb wohl, Du siehst mich als großen Mann wieder oder nie.
Lebrêttorkelig. Als großen Mann … . . oder … . . nie –
Sie gehen ab.
Wirthbleibt zurück, setzt sich auf einen Tisch, schlägt eine Brochure auf und liest vor sich hin. »Jetzt steckt das Vieh in der Schlinge, erdrosselt es!« – Er schreibt nicht übel, dieser kleine Desmoulins. »Noch nie hat sich Siegern eine reichere Beute dargeboten. Vierzigtausend Paläste und Schlösser, zwei Fünftel aller Güter in Frankreich werden der Lohn der Tapferkeit sein, – die sich für Eroberer halten, werden unterjocht, die Nation wird gereinigt werden.«
Der Commissär tritt ein.
Wirthmißt ihn. Na, das Gesindel rückt ja heute früh ein?
Commissär. Mein lieber Prospère, mit mir machen Sie keine Witze; ich bin der Commissär Ihres Bezirks.
Wirth. Und womit kann ich dienen?
Commissär. Ich bin beauftragt, dem heutigen Abend in Ihrem Lokal beizuwohnen.
Wirth. Es wird mir eine besondere Ehre sein.
Commissär. Es ist nicht darum, mein bester Prospère. Die Behörde will Klarheit haben, was bei Ihnen eigentlich vorgeht. Seit einigen Wochen –
Wirth. Es ist ein Vergnügungslokal, Herr Commissär, nichts weiter.
Commissär. Lassen Sie mich ausreden. Seit einigen Wochen soll dieses Lokal der Schauplatz wüster Orgien sein.
Wirth. Sie sind falsch berichtet, Herr Commissär. Man treibt hier Späße, nichts weiter.
Commissär. Damit fängt es an. Ich weiß. Aber es hört anders auf, sagt mein Bericht. Sie waren Schauspieler?
Wirth. Direktor, Herr Commissär, Direktor einer vorzüglichen Truppe, die zulegt in Denis spielte.
Commissär. Das ist gleichgiltig. Dann haben Sie eine kleine Erbschaft gemacht?
Wirth. Nicht der Rede werth, Herr Commissär.
Commissär. Ihre Truppe hat sich aufgelöst?
Wirth. Meine Erbschaft nicht minder.
Commissärlächelnd. Ganz gut. Beide lächeln. – Plötzlich ernst. Sie haben sich ein Wirthsgeschäft eingerichtet?
Wirth. Das miserabel gegangen ist.
Commissär. – Worauf Sie eine Idee gefaßt haben, der man eine gewisse Originalität nicht absprechen kann.
Wirth. Sie machen mich stolz, Herr Commissär.
Commissär. Sie haben Ihre Truppe wieder gesammelt und lassen sie hier eine sonderbare und nicht unbedenkliche Komödie spielen.
Wirth. Wäre sie bedenklich, Herr Commissär, so hätte ich nicht mein Publikum – ich kann sagen, das vornehmste Publikum von Paris. Der Vicomte von Nogeant ist mein täglicher Gast. Der Marquis von Lansac kommt öfters; und der Herzog von Cadignan, Herr Commissär, ist der eifrigste Bewunderer meines ersten Schauspielers, des berühmten Henri Baston.
Commissär. Wohl auch der Kunst oder der Künste Ihrer Künstlerinnen.
Wirth. Wenn Sie meine kleinen Künstlerinen kennen würden, Herr Commissär, würden Sie das niemandem auf der Welt übel nehmen.
Commissär. Genug. Es ist der Behörde berichtet worden, daß die Belustigungen, welche Ihre – wie soll ich sagen –
Wirth. Das Wort »Künstler« dürfte genügen.
Commissär. Ich werde mich zu dem Wort »Subjekte« entschließen – daß die Belustigungen, welche Ihre Subjekte bieten, in jedem Sinne über das Erlaubte hinausgehen. Es sollen hier von Ihren – wie soll ich sagen – von Ihren künstlichen Verbrechern Reden geführt werden, die – wie sagt nur mein Bericht? Er liest wie schon früher in einem Notizbuch nach – nicht nur unsittlich, was uns wenig geniren würde, sondern auch höchst aufrührerisch zu wirken geeignet sind – was in einer so erregten Epoche, wie die ist, in der wir leben, der Behörde durchaus nicht gleichgültig sein kann.
Wirth. Herr Commissär, ich kann auf diese Anschuldigung nur mit der höflichen Einladung erwidern, sich die Sache selbst einmal anzusehen. Sie werden bemerken, daß hier gar nichts Aufrührerisches vorgeht, schon aus dem Grunde, weil mein Publikum sich nicht aufrühren läßt. Es wird hier einfach Theater gespielt – das ist alles.
Commissär. Ihre Einladung nehme ich natürlich nicht an, doch werde ich kraft meines Amtes hierbleiben.
Wirth. Ich glaube, Ihnen die beste Unterhaltung versprechen zu können, Herr Commissär, doch würde ich mir den Rath erlauben, daß Sie Ihre Amtstracht ablegen und in Civilkleidern hier erscheinen. Wenn man nämlich einen Commissär in Uniform hier sähe, würde sowohl die Naivetät meiner Künstler als die Stimmung meines Publikums darunter leiden.
Commissär. Sie haben recht, Herr Prospère, ich werde mich entfernen und als junger eleganter Mann wiederkehren.
Wirth. Das wird Ihnen leicht sein, Herr Commissär, auch als Hallunke sind Sie mir willkommen – das würde nicht auffallen – nur nicht als Commissär.
Commissär. Adieu. Geht.
Wirthverbeugt sich. Wann wird der gesegnete Tag kommen, wo ich Dich und Deinesgleichen … … . .
Commissärtrifft in der Thür mit Grain zusammen, der äußerst zerlumpt ist und erschrickt, wie er den Commissär sieht. Dieser mißt ihn zuerst, lächelt dann, wendet sich verbindlich zu Prospère. Schon einer Ihrer Künstler? … . Ab.
Grainspricht weinerlich, pathetisch. Guten Abend.
Wirthnachdem er ihn lang angesehen. Wenn Du Einer von meiner Truppe bist, so will ich Dir meine Anerkennung nicht versagen, denn ich erkenne Dich nicht.
Grain. Wie meinen Sie?
Wirth. Also keinen Scherz, nimm die Perrücke ab, ich möchte doch wissen, wer Du bist. Er reißt ihn an den Haaren.
Grain. O weh!
Wirth. Das ist ja echt – Donnerwetter … . . wer sind Sie? … . . Sie scheinen ja ein wirklicher Strolch zu sein?
Grain. Jawohl.
Wirth. Was wollen Sie denn von mir?
Grain. Ich habe die Ehre mit dem Bürger Prospère? … . Wirth vom grünen Kakadu?
Wirth. Der bin ich.
Grain. Ich nenne mich Grain … . zuweilen Carniche … in manchen Fällen der schreiende Bimsstein – aber unter dem Namen Grain war ich eingesperrt, Bürger Prospère – und das ist das Wesentliche.
Wirth. Ah – ich verstehe. Sie wollen sich bei mir engagieren lassen und spielen mir gleich was vor. Auch gut. Weiter.
Grain. Bürger Prospère, halten Sie mich für keinen Schwindler. Ich bin ein Ehrenmann. Wenn ich sage, daß ich eingesperrt war, so ist es die volle Wahrheit.
Wirth sieht ihn mißtrauisch an.
Grainzieht aus dem Rock ein Papier. Hier, Bürger Prospère. Sie ersehen daraus, daß ich gestern nachmittags vier Uhr entlassen wurde.
Wirth. Nach einer zweijährigen Haft – Donnerwetter, das ist ja echt! –
Grain. Haben Sie noch immer gezweifelt, Bürger Prospère?
Wirth. Was haben Sie denn angestellt, daß man Sie auf zwei Jahre –
Grain. Man hätte mich gehängt; aber zu meinem Glück war ich noch ein halbes Kind, als ich meine arme Tante umbrachte.
Wirth. Ja, Mensch, wie kann man denn seine Tante umbringen?
Grain. Bürger Prospère, ich hätte es nicht gethan, wenn die Tante mich nicht mit meinem besten Freunde hintergangen hätte.
Wirth. Ihre Tante?
Grain. Jawohl – sie stand mir näher, als sonst Tanten ihren Neffen zu stehen pflegen. Es waren sonderbare Familienverhältnisse … . . ich war verbittert, höchst verbittert. Darf ich Ihnen davon erzählen?
Wirth. Erzählen Sie immerhin, wir werden vielleicht ein Geschäft miteinander machen können.
Grain. Meine Schwester war noch ein halbes Kind, als sie aus dem Hause lief – und was glauben Sie – mit wem? –
Wirth. Es ist schwer zu errathen.
Grain. Mit ihrem Onkel. Und der hat sie sitzen lassen mit einem Kinde.
Wirth. Mit einem ganzen will ich hoffen.
Grain. Es ist unzart von Ihnen, Bürger Prospère, über solche Dinge zu scherzen.
Wirth. Ich will Ihnen 'was sagen, Sie schreiender Bimsstein. Ihre Familiengeschichten langweilen mich. Glauben Sie, ich bin dazu da, mir von einem jeden hergelaufenen Lumpen erzählen zu lassen, wen er umgebracht hat? Was geht mich das alles an? Ich nehme an, Sie wollen irgend 'was von mir –
Grain. Jawohl, Bürger Prospère, ich komme, Sie um Arbeit bitten.
Wirthhöhnisch. Ich mache Sie aufmerksam, daß es bei mir keine Tanten zu ermorden giebt; es ist ein Vergnügungslokal.
Grain. Oh, ich hab' an dem einen Mal genug gehabt. Ich will ein anständiger Mensch werden – man hat mich an Sie gewiesen.