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[7]Die Dirne und der Soldat
ОглавлениеSpätabends. An der Augartenbrücke.
SOLDAT
(kommt pfeifend, will nach Hause).
DIRNE.
Komm, mein schöner Engel.
SOLDAT
(wendet sich um und geht wieder weiter).
DIRNE.
Willst du nicht mit mir kommen?
SOLDAT.
Ah, ich bin der schöne Engel?
DIRNE.
Freilich, wer denn? Geh, komm zu mir.
Ich wohn gleich in der Näh.
SOLDAT.
Ich hab keine Zeit. Ich muss in die Kasern’!
DIRNE.
In die Kasern’ kommst immer noch zurecht.
Bei mir is besser.
SOLDAT
(ihr nahe). Das ist schon möglich.
DIRNE.
Pst. Jeden Moment kann ein Wachmann kommen.
SOLDAT.
Lächerlich! Wachmann! Ich hab auch mein Seiteng’wehr!
DIRNE.
Geh, komm mit.
SOLDAT.
Lass mich in Ruh. Geld hab ich eh keins.
DIRNE.
Ich brauch kein Geld.
SOLDAT
(bleibt stehen. Sie sind bei einer Laterne). Du brauchst kein Geld? Wer bist denn du nachher?
[8]DIRNE.
Zahlen tun mir die Zivilisten. So einer wie du, kann’s immer umsonst bei mir haben.
SOLDAT.
Du bist am End die, von der mir der Huber erzählt hat. –
DIRNE.
Ich kenn kein’ Huber nicht.
SOLDAT.
Du wirst schon die sein. Weißt – in dem Kaffeehaus in der Schiffgassen – von dort ist er mit dir z’ Haus gangen.
DIRNE.
Von dem Kaffeehaus bin ich schon mit gar vielen z’ Haus gangen … oh! oh! –
SOLDAT.
Also gehn wir, gehn wir.
DIRNE.
Was, jetzt hast’s eilig?
SOLDAT.
Na, worauf soll’n wir noch warten? Und um zehn muss ich in der Kasern’ sein.
DIRNE.
Wie lang dienst denn schon?
SOLDAT.
Was geht denn das dich an? Wohnst weit?
DIRNE.
Zehn Minuten zum Gehn.
SOLDAT.
Das ist mir zu weit. Gib mir ein Pussel.
DIRNE
(küsst ihn). Das ist mir eh das liebste, wenn ich einen gern hab!
SOLDAT.
Mir nicht. Nein, ich geh nicht mit dir, es ist mir zu weit.
DIRNE.
Weißt was, komm morgen am Nachmittag.
SOLDAT.
Gut is. Gib mir deine Adresse.
[9]DIRNE.
Aber du kommst am End nicht.
SOLDAT.
Wenn ich dir’s sag!
DIRNE.
Du, weißt was – wenn’s dir zu weit ist heut abend zu mir – da … da … (weist auf die Donau).
SOLDAT.
Was ist das?
DIRNE.
Da ist auch schön ruhig … jetzt kommt kein Mensch.
SOLDAT.
Ah, das ist nicht das Rechte.
DIRNE.
Bei mir is immer das Rechte. Geh, bleib jetzt bei mir. Wer weiß, ob wir morgen noch’s Leben haben.
SOLDAT.
So komm – aber g’schwind.
DIRNE.
Gib Obacht, da ist so dunkel. Wennst ausrutschst, liegst in der Donau.
SOLDAT.
Wär eh das Beste.
DIRNE.
Pst, so wart nur ein bissel. Gleich kommen wir zu einer Bank.
SOLDAT.
Kennst dich da gut aus.
DIRNE.
So einen wie dich möcht ich zum Geliebten.
SOLDAT.
Ich tät dir zu viel eifern.
DIRNE.
Das möcht ich dir schon abgewöhnen.
SOLDAT.
Ha –
[10]DIRNE.
Nicht so laut. Manchmal is doch, dass sich ein Wachter herverirrt. Sollt man glauben, dass wir da mitten in der Wienerstadt sind?
SOLDAT.
Daher komm, daher.
DIRNE.
Aber was fällt dir denn ein, wenn wir da ausrutschen, liegen wir im Wasser unten.
SOLDAT
(hat sie gepackt). Ah, du –
DIRNE.
Halt dich nur fest an.
SOLDAT.
Hab kein’ Angst …
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
DIRNE.
Auf der Bank wär’s schon besser gewesen.
SOLDAT.
Da oder da … Na, krall aufi.
DIRNE.
Was laufst denn so –
SOLDAT.
Ich muß in die Kasern’, ich komm eh schon zu spät.
DIRNE.
Geh, du, wie heißt denn?
SOLDAT.
Was interessiert dich denn das, wie ich heiß?
DIRNE.
Ich heiß Leocadia.
SOLDAT.
Ha! – So an’ Namen hab ich auch noch nie gehört.
DIRNE.
Du!
SOLDAT.
Na, was willst denn?
[11]DIRNE.
Geh, ein Sechserl für’n Hausmeister gib mir wenigstens! –
SOLDAT.
Ha! … Glaubst, ich bin deine Wurzen … Servus! Leocadia …
DIRNE.
Strizzi! Fallot! –
(Er ist verschwunden.)