Читать книгу MAFIAS DARLING! - Erzogen bei der Miss-Wahl | Dark-Romance - Aslan Eden - Страница 4
Kapitel 1 – Russlands wilde Schönheiten
ОглавлениеZufrieden seufzend klickt Artjom die Email weg und klappt den Laptop zu.
Endlich ist es soweit – er sitzt in der Jury, die über die Auswahl der nächsten »Miss Russland« entscheiden wird. Seit drei Jahren hat er versucht, einen Fuß in die Tür zu kriegen, aber immer waren andere schneller, oder auch besser positioniert.
Der Jury anzugehören hat Privilegien, um die Artjom genau weiß. Deshalb bemühen sich die angehenden Preisrichter, möglichst finanzstarke Sponsoren auf ihre Seite zu bringen, die wiederum etwas dafür springen lassen, einen Juror in der Tasche zu haben. Einen Juror, der weiß, welche Mädchen auszuwählen sind.
Schönheit ist das Kriterium, dass beim Wettstreit um den Titel der »Miss Russland« die geringste Rolle spielt. Artjom weiß das längst – nicht umsonst hat er zehn Jahre als Marketingdirektor eines bedeutenden Bademoden-Herstellers gearbeitet.
Die Wahl der Miss Rossija ist eine einzige gigantische Geschäftsmaschinerie, die vergleichbaren Veranstaltungen in den USA in nichts nachsteht.
Dabei sind Schönheitswettbewerbe etwas, was in der Sowjetunion erst dank der Perestroika wieder möglich war – zuvor, in den Jahren vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, waren derlei Veranstaltungen als westliche Dekadenz verpönt gewesen. Artjom grinst.
Völlig zu Recht! Hätte Gorbatschow gewusst, welche Freuden der Demokratie er auf den Weg bringen geholfen hatte, er hätte es vielleicht gelassen.
Aber Gott sei Dank, die Miss-Wahl steht an, und Artjom wird einer der fünf Preisrichter sein, die die Schönste von allen wählen werden.
Die gesamte Veranstaltung ist von Grund auf kommerziell – jeder, der daran beteiligt ist, kauft und verkauft etwas. Am meisten profitieren die Sponsoren.
Ihre Logos, ihre Produkte, ihre Werbebotschaften durchdringen die Veranstaltung auf allen Ebenen. Außerdem ist die Wahl der Miss Russland ein wunderbares Medienspektakel, und ein Wettbewerb der Nachwuchstalente.
Die Modeindustrie, aber auch andere Geschäftsbereiche, kommen hier alljährlich an neue, schöne Gesichter. Junge und makellose Körper. Junge Frauen, die auf den Laufstegen und vor den Kameras ihr Bestes geben wollen.
Viele der Mädchen kommen aus der Provinz, aus einem dieser öden Dörfer, von denen man denkt, Gott und der Kreml hätten sie vergessen.
Windschiefe, vernachlässigte Holzhäuser, hölzerne Strommasten mit einem schaukelnden Draht, vereinzelte Glühbirnen als Straßenbeleuchtung.
Keine Arbeit, zu viele alte Leute, und Alkohol als einziges Freizeitvergnügen. Selbstgebrannter in den meisten Fällen.
Die jungen Leute verlassen diese Dörfer, wenn sie nur irgend können. Diejenigen, die Glück haben, zeichnen sich in der Schule aus, bekommen ein Stipendium und landen an der Universität.
Wenn sie dann weiterhin Leistung erbringen, haben sie danach sogar einen Job.
Wer es akademisch nicht schafft, sitzt fest in der Provinz. Für die jungen Frauen heißt das nach wie vor: recht früh heiraten. Kinder. In oft beengten Häusern leben, manchmal mit der Familie des Mannes. Der einzige Ausweg aus der Ausweglosigkeit ist es, schön zu sein.
Und deshalb greifen die jungen Mädchen nach diesem Strohhalm. Dank Facebook, Instagram und Twitter schicken sie Botschaften aus, mit denen sie auf sich aufmerksam machen, in der Hoffnung, es bis nach ganz oben zu schaffen!
Denn ein Mädchen, das den »Miss Rossija« Wettbewerb gewinnt, hat es geschafft. Ihr winken Geldpreise, Schmuck, vielleicht ein Auto. Obendrein lukrative Werbeverträge mit Magazinen wie Stolnik und eine Karriere als Fotomodell.
Manche spielen sogar in Filmen oder Fernsehserien mit. Und so manch eine Miss Russland hat es fertiggebracht, gut zu heiraten, einen Politiker oder Oligarchen.
Die Mädchen wissen, welcher Lohn ihnen winkt. Und um jeden Preis, wirklich jeden, wollen sie erfolgreich sein.
Für Männer wie Artjom Kozlow bedeutet dies eine geschäftliche Chance auf der Schattenseite des Schönheitswettbewerbes. Die Schattenseite existiert überall da, wo schöne Frauen auf geschäftstüchtige Männer treffen, aber nirgendwo ist sie dunkler als bei den Wahlen zur Miss Russland.
Viele wissen davon – Sozialverbände, Politiker, Frauenrechtlerinnen. Auch Journalisten.
Die letzte investigative Journalistin, die die Skandale um die Wahlen aufdecken und die damit verbundenen schmutzigen Profite auflisten wollte, ist deshalb auch in allerletzter Minute spurlos verschwunden, mitsamt ihrem Laptop, und zur großen Erleichterung all derer, denen sie an den Kragen wollte.
Auch in diesem Jahr wird es bei der Miss Rossija Wahl so zugehen wie in all den Jahren zuvor.
Es gibt wieder einmal viele, zickige Stuten, dies es abzurichten gilt.
Doch das es dieses Jahr ganz anders laufen wird, damit hätte Artjom niemals gerechnet.