Читать книгу Ich will kein Krokodil sein - Asta C. Wellen - Страница 4
Meine Kindheit
ОглавлениеMeine schöne Kindheit in einem kleinen Dorf in Nordhessen habe ich auch der liebevollen Betreuung und dem funktionierenden Zusammenhalt in der Familie zu verdanken. Meine Großmutter Maria hat zusammen mit meinen Eltern die ersten Jahre meines Lebens mit geprägt. Mir wurde immer erzählt, dass in unserer Küche ein Laufstall für Kleinkinder aufgestellt war in den ich zusammen mit einer schrecklich quietschenden Spielzeugente gesetzt werde. Wenn die Bearbeitung meiner geliebten Ente in ruhigere Bahnen zu lenken war, hat sich meine Oma zu mir in den Laufstall gesetzt. Zusammen haben wir dann Haferflocken einzeln vom Boden aufgelesen und auf ein Kissen befördert. Meine Großmutter hat meine Gummiente für mich aufbewahrt, später hat mir dieses Kleinod meiner Kindheit meiner Mutter übergeben. Seit einem Januartag vor vielen Jahren zähle ich zu den Hominiden, ein gesundes Baby rosig und zufrieden. Zwei weitere Personen sind bei meiner Geburt dabei, der werdende Vater und die Hebamme Frau Dautei. Ich bin von Femininen Geschlecht, der ganzen Familie ist das recht. Der Steinbock ist unverkennbar mein Sternzeichen, dessen Merkmale meine Charakterzüge erreichen. Meine Paten sind der Hommershäuser Ernst und der Korbach Fritz, Blümers Emma und Dommes Heinrich haben in Vöhl ihren Wohnsitz. Von Pfarrer Fischer werden sie gefragt, ob sie gewillt sind, zu sorgen für eine christliche Erziehung für diesen Täufling. Das Korbacher Hilde hat mich auf ihren Armen zu der Zeremonie getragen, warum ich in meinem Geburtshaus getauft bin werde ich einmal Mama fragen. Meine Schwester ist vier Jahre später geboren, für sie ist das Sternzeichen Zwilling auserkoren. Meine wenige Monate alte Schwester schlief, irgendwie hing bei meinen Eltern der Haussegen schief. An jenem Abend im Herbst hat alles angefangen, ich habe mein Nachthemd genommen und bin gegangen. Ich habe mein Elternhaus verlassen ganz bewusst, dass ich in nächster Zeit nicht zurückkehre habe ich gewusst. Wenig bekleidet das Nachthemd unter dem Arm, es war schon dunkel und die Luft nicht mehr warm, bin ich -zwischer Hecken- nach Blümers Gote gegangen. An der Haustüre habe ich geklopft ich war nicht befangen. Tante Trine hat mir die Tür zu meinem neuen Zuhause aufgemacht, später habe ich an dieses Ereignis mit Liebe und Dankbarkeit gedacht. Es wirkte auf mich wie eine Offenbarung ein anderes Leben. Blümers Gote Emma hat mir viel Wissenswertes mit auf den Weg gegeben. Es waren nicht die materiellen Dinge die mich zur Patentante führten, nein es waren die inneren Werte dieses Menschen die mich berührten. Von ihr habe ich erhalten was ich bis dahin im Elternhaus vermisst habe, jemand der meine Schwäche erkennt und meine Stärke fördert das war ihre Gabe. Meine Eltern haben alles versucht ihr leibliches Kind zur Rückkehr zu bewegen, für Mama und Papa hat es aus meiner Sicht nie diese Möglichkeit gegeben. Ich habe als Vierjährige eine Entscheidung getroffen die ist fest, bei Blümers Gote ist mein Zuhause da hilft kein Protest. Mein Elternhaus steht geographisch gesehen im Oberdorf, mit anderen Worten umschrieben bedeutet diese eindeutige Zuordnung dass das Objekt höher am Berg gebaut ist. Die Dorfstraße führt mittig durch unseren Ort und markiert zweifelsfrei für alle mit den örtlichen Definitionen vertrauten Personen wer hier Ober- oder Unterdorfbewohner ist. Das Haus meiner Patentante Emma ist genau wie viele andere Gebäude in unserem Ort ein Fachwerkhaus, gebaut in etwa in 200 Metern gerader Luftlinie von meinem Geburtshaus entfernt. Für mich als Kind ist diese Distanz gut über eine fast gerade Straßenführung zwischen den beiden Häusern zu bewältigen, zu Mal die verwandten Familien im Dorf einen engen Zusammenhalt praktizieren. Es ist auch nicht unüblich, dass die Kinder die noch nicht das schulpflichtige Alter erreicht haben sich tagsüber irgendwo im Dorf aufhalten und von einer zufällig anwesenden Person solange beaufsichtig werden, bis jemand anderes diese Aufgabe übernimmt. Wir Kinder haben damals –Gummitwist- geliebt und damit oft unsere Erziehungsberechtigen zur Verzweiflung getrieben. Schönes warmes Wetter bedeutet sich treffen und draußen spielen. Schönes warmes Wetter heißt aber auch Erntezeit. Die Früchte oder das Gemüse werden zur Konservierung in Gläsern eingekocht. Dazu benötigt die Hausfrau Einweckgummiringe, die wiederum wir Kinder für unseren Gummitwist dringend benötigen. Für unser Spielzeug, den Twist werden mindestens dreißig Einkochringe bei unserer Mutter aus dem Vorratsraum ausgeliehen, aufgeschnitten und aneinander geknotet um ein Seil mit entsprechender Länge zu erhalten. Es dürfte sich erübrigen hier weitere Erklärungen zu liefern mit welchem Szenario zu rechnen ist, wenn die Früchte von der Hausfrau in den Einkochgläsern vorbereitet sind und sie dann feststellen muss, dass jemand ihre gestern noch vorhanden Gummiringe entwendet hat. Bei mir ging das relativ ruhig über die Bühne, meine Patentante Emma bei der ich nunmehr seit vier Jahren lebe, stellt mich zur Rede und bittet mich, ihr doch die Information zukommen zu lassen wenn ich die besagten Gummiringe benötige. Diese Situation vergesse ich in meinem ganzen Leben nicht mehr. Ich habe die Enttäuschung über mich in der Stimme meiner Gote Emma wahrgenommen, nicht mehr und nicht weniger. Sie ist von mir enttäuscht dass ich die Einkochringe ohne ihre Kenntnis an mich genommen habe und sie ist von mir enttäuscht, dass ich ihr nicht das Vertrauen geschenkt habe sie um die Gummiringe zu bitten. In der folgenden Zeit habe ich mich redlich bemüht wieder eine solide Vertrauensbasis zwischen Gote Emma und mir aufzubauen, jedoch war es mir nicht möglich auf die Schnelle erfolgreich zu sein. Ein langsamer, aber für meine persönliche Weiterentwicklung im Kindesalter sehr lehrreicher Prozess entfaltet seine Wirkung. Ich habe gelernt: Du kannst alles haben, aber bitte frage zuerst jemanden ob Du es auch haben kannst. Die Erziehungsmethode der Erkenntnis wird von meiner Patentante Emma grundsätzlich angewandt, ich habe bei meinen zukünftigen Fehlverhalten nie ein lautes Wort vernommen oder verbale Attacken über mich ergehen lassen müssen. Vor vielen Jahren habe ich eine Person gekannt, ihren Namen habe ich oft und mit Liebe genannt. Die gemeinsame Zeit mit ihr habe ich sehr genossen, leider sind die Jahre meiner Kindheit zu schnell verflossen. In tiefer Trauer Dankbarkeit und Liebe musste ich Abschied nehmen, meiner bitteren Tränen um Ihren Verlust brauche ich mich nicht zu schämen. Später habe ich erkannt es ist ein Mensch aus meinem Leben geschieden, viel wichtigere Dinge nämlich sein geistiges Gut ist bei mir geblieben. Dieses Erbe hat sie mir nicht nur in Form von Büchern übergeben, sondern wie man das Gute im Menschen findet ihr gelebtes Leben. Ihre Achtung vor dem Menschen und dem Leben, lassen sich aufgrund einiger Beispiele wiedergeben. Die Übersetzungen sollen Spiegelbild und zur Weichenstellung dienen, welches Laudatio habe ich mir bis heute und welches kann ich mir noch verdienen. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir, ist Dein Wohlstand nicht der Hausgott von Dir. Für ihn tust Du ein Gebot nicht beachten, denn Du sollst nicht nach Deinem Nächsten seiner Habe trachten. Zur Sicherung Deines Wohles ist Dir jedes Mittel recht, auch falsches Zeugnis wider Deinem nächsten ist für Dich nicht schlecht. Du sollst nicht ehebrechen so schreibt es ein Buch, diese Angelegenheit wird mit Schweigen belegt gleich einem Tuch. Du hast auch die Gefühle Deines Partners verletzt, und Deine Familie als Wagnis in diesem Spiel gesetzt. Deine Heuchelei kann auch töten ganz leise, gerade das sollst Du nicht lehrt das Buch ganz weise. Deine Eltern können von Dir keine Hilfe bekommen, außerdem hat die Pflegestation diese Arbeit übernommen. Ist das Deine Art Deinen Vater und Deine Mutter zu ehren, und ihnen zudem einen Besuch der geliebten Enkel zu verwehren. Der Form halber gehst Du sonntags das Halleluja singen, gebe ich einen oder zehn Cent Du musst noch mit Dir ringen. Auf der Heimfahrt tust Du einem gebrechlichen Passagier Deinen Sitzplatz verwehren, eigentlich sollst Du vor einem grauen Haupt aufstehen und die Alten ehren. Ein Tisch in voller Pracht vor Dir gedeckt steht, findest Du auch Worte für ein einfaches Dankgebet? So wie Du lebst wird man Dich eines Tages zur Ruhe betten. Vier Zeilen können auf Dich hinweisen zwischen all den Grabstätten: In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von dieser Person non grata, war es ein Familienmitglied die Mutter der Vater, wir wissen nicht genau wen wir der Erde zurückgeben, nur seine Hülle ist uns bekannt nicht aber sein Leben. In unserem Dorf mit den damals 365 Einwohnern war das tägliche Leben einfach, die neuesten Nachrichten aus der Umgebung werden Tag für Tag an der Milchbank in der Dorfmitte ausgetauscht. Hier treffen sich jeden Morgen die ortsansässigen Milchbauern, die ihre frisch gemolkene Kuhmilch in Kannen anliefern und auf der Bank abstellen. Der Zeitpunkt bis der Milchwagen von der Molkerei angefahren kommt um die Frischmilch aufzunehmen ist kein fester, dagegen ist die Milchbank eine feste Institution im Dorfleben. Der Fahrer des Milchlasters hat bei seinem Eintreffen in unserem Ort schon andere Stationen vorher angefahren und bringt so die aktuellsten Nachrichten der umliegenden Dörfer mit. Eine effektive Möglichkeit Nachrichten zu verbreiten, wenn man bedenkt, dass zu der Zeit in unserer kleinen Dorfgesellschaft neben dem amtierenden Bürgermeister noch fünf weitere Haushalte einen Telefonanschluss besitzen. Vöhl ist kein Ort oder Land sondern die Welt. Hier wird dem Nachbarn noch die Frage gestellt, hat das Gewitter auch Deinen Fernsehempfang gestört, und hast Du schon das Neueste aus dem Unterdorf gehört. Wusstest Du dass der Doktor ein Erkältung hat, und dass letzte Nacht die Straßen waren so glatt. Ich weiß auch der Gesangverein wollte heute Abend proben, weil der Dirigent in Urlaub ist wurde das Üben verschoben. Ja richtig die holen die Hochzeitsreise nach, weil es damals wegen der Heirat gegeben hat Krach. Wie ich gehört habe hat sich bei denen Nachwuchs eingestellt. Ach deshalb haben die schon ein größeres Auto bestellt. Ich möchte Sie auch einmal mit der Dorfsprache konfrontieren. Dommes Emma hot me düsse Sproche geleerd, hödde läjeded schonn Joore ünger der Ere. För de Kinger hot düsse Sproche wennich Werd, die gon alle in de Stadd in de Leere. Schade dass nur wenige Menschen einen Dialekt zu lernen ausprobieren. Eine Sehenswürdigkeit im Unterdorf ist ein großer Kastanienbaum, im Oberdorf nimmt diese Stellung ein ebenso großer Walnussbaum ein. Die im Herbst fallenden Walnüsse sind eine Delikatesse, haben aber den Nachteil dass man ihren Inhalt erst von einer bitter schmeckenden Haut befreien muss, um den sich nun präsentierenden weißen Kern zu genießen. In Dommes Garten wächst ein alter Walnussbaum, auf den Reporter wirkt er wie ein Traum. Seine Kamera immer bei der Hand, hat er diesen Baum auf Zelluloid gebannt. Das Bild in der Zeitung kann uns viel sagen, was ist aber wenn wir den Walnussbaum fragen. Wie viele Epochen und Generationen hast Du gesehen, welche Menschen sahst Du kommen und welche gehen. So Gott es will wirst Du noch viel erleben, nur Deine Weisheit kannst Du nicht an uns Menschen weitergeben. Du bist zu bedingungslosem ewigem Schweigen verpflichtet, einzig Dein mächtiger Wuchs ist als Denkmal zu uns gerichtet. Ein Zyklos ist für Dich ein Jahr, vom Frühling bis zum Winter immerdar. Die Geburt bis zum Tod ist des Menschen natürliche Runde, und aufgrund eines Sonnenjahres errechnen wir die Stunde. Deine dicken Wurzeln sind wie ein Anker in der Erde, der Mensch weiß nicht immer wohin er morgen ziehen werde. Wir sind nicht wie Du stark und standhaft, wir Menschen verlieren körperlich und geistig die Kraft. In Deinen Ästen praktizieren die Vögel Konversation, der Mensch findet selten den richtigen Umgangston. Deine Zweige reichen über die Straße bis in Nachbars Garten, für andere Kulturen Verständnis haben das willst Du uns raten. Als Baum lieferst Du uns jedes Jahr eine Ernte ohne Verdruss, die Früchte unseres Lebens sind manchmal eine hohle Nuss. Du brauchst Deine Krone nicht über Deiner Erscheinung heraus recken, sollten wir Menschen unsren Ego nicht auch öfter zurück stecken? Es gibt nicht nur Sehenswürdigkeiten die das Dorfleben verschönen. Meine Eltern können mit dem Kauf eines Autos einen Beitrag leisten, das Leben in ländlicher Gegend erfindungsreich und unkonventionell wahrzunehmen. Dieses Auto strapaziert von dem Tag des Kaufes an die Toleranz der ganzen Familie im Umgang mit den technischen Anforderungen, die dieser fahrbare Untersatz einfordert. Im Sommer 1982 wird das eigenwillige Fahrzeug, ein Vorführwagen, in einem fast neuen Zustand gekauft. Nachdem im folgenden Herbst sich die ersten kalten Nächte unter dem Gefrierpunkt einstellen startet der Mercedes 200 Diesel nicht mehr. Der Wagen wird auf Garantiebasis in der Fachwerkstatt untersucht, die Ursache für den Fehlstart bei kaltem Wetter kann nicht ermittelt werden. Sobald das Auto wieder bei uns auf dem Hof meiner Eltern steht muss am nächsten Morgen der Traktor den Wagen zum Starten anziehen. Nach weiteren Untersuchungen in der Kfz-Werkstatt sind Mama und Papa zu der Erkenntnis gekommen, dass das Anspringen des Dieselfahrzeuges in der kalten Jahreszeit nur dann gelingt, wenn der Motorblock vorgewärmt wird. Unser Papa musste morgens um fünf Uhr zur Arbeit fahren, also ist unsere Mutti um vier Uhr morgens mit einer Wärmflasche unter dem Arm auf den Hof gegangen um diese auf den Motorblock des Autos zu legen. Meine Eltern haben auch herausgefunden, dass das Fahrzeug nicht mehr als zehn Stunden still stehen darf, unterhalb von diesem Limit gibt es auch bei kalten Wetter keine technischen Probleme. Hier ist wohl die Erklärung dafür zu finden, warum unser Vater nach seiner Arbeit den Wagen immer starten konnte. Eine Attraktion der ganz besonderen Art, wird von Papa in der Garage aufbewahrt. Oskar ein Auto und neunzehn Jahre alt, leider mit Starallüren wenn es draußen ist kalt. Da hilft kein Beten und kein Fluchen, man kann nur mit einem Heizgerät versuchen, den Motor aufzuwärmen und dazu zwei Stunden warten, um dann einen neuen Versuch zu starten, und mit ein bisschen Glück, findet der betagte Diesel ins Leben zurück. An warmen Sommertagen kann man mit Oskar einen Ausflug wagen. Sanft gleitet er durch die Landschaft hin, und dem Beifahrer kommt nicht in den Sinn, dass dieses hinterhältige Gefährt ihm vorgaukle, er sitze auf einem Kamel das durch die Wüste schaukle. Die Fußbremse anzuziehen darf man nicht vergessen, sonst ist Oskar darauf wie versessen, sich selbständig zu machen, um in Nachbars Gartenmauer zu krachen. Papa, Oskar und ich fahren auf der Autobahn, wir wollen wissen was steckt noch in dem alten Kahn. Vor uns freie Fahrt und nichts wie los, unsere Augen werden riesengroß, hundertvierzig Kilometer pro Stunde auf dem Tacho, im Rückspiegel sehe ich ein anderes Auto mit Karacho, uns einholen und sich hinter Oskar hängen. Dem fremden Fahrer wird die Frage nun bedrängen, ob unser Auto mit Raketenantrieb ausgestattet ist, oder einer anderen technischen List. Der Mann kann einfach nicht begreifen, dass Oskar fährt solch einen heißen Reifen. Spaß muss sein du alte Gurke, manchmal bist Du ein gemeiner Schurke, lässt einfach deinen Motor ausgehen, bleibst mitten auf der Straße stehen. Was sollen wir zu solch einem Gehabe sagen, willst du dass wir dich auf Händen tragen? Mach nur so weiter dann kommst du auf den Schrott, du geliebter egoistischer alter Pott. Persönliche und berufliche Veränderungen führen dazu dass ich in eine andere Kleinstadt ziehe und dort mit meinem Ehepartner eine Basis für die Zukunft aufbaue. Meinem Heimatdorf bleibe verbunden, denn hier leben meine Patentante Emma, meine Eltern und die Schwester mit Ihrer Familie. Es ergibt sich das eine Immobilie zum Verkauf in meinem alten Heimatdorf angeboten wird deren Eigentümer entfernte Verwandte sind. Mein Ehemann und ich erwerben das Haus käuflich und bauen es für die wirtschaftliche Nutzung durch Vermietung um. Meine Erzählung ist die Veränderung einer Immobilie, im Zusammenhang mit dem Zerfall einer Familie. Auf vielfältige Weise wird Hissen-Haus einen Platz in der Dorfchronik finden. Dennoch das Anwesen ist nicht nur mit Kapital zu verbinden. Der Mensch liebt sein Haus die Familie auf seine Weise, jeder von uns unternimmt die eine oder andere Reise. Die letzte Reisestation für Daniel Zarges und Kammeraden ist Stalingrad, für uns ist dies Geschichte für die Kriegsplätze der Welt Gegenwart. Familien sind zerbrochen oder ohne Erben geblieben, die Menschen werden aus der Heimat und ihren Häusern vertrieben. In den Akten wird Daniel Zarges als vermisst geführt, vierzig Jahre später hat mich sein Schicksal noch berührt. Im Anteil habe ich sein Elternhaus käuflich erworben, die Nachkommen der Familie Zarges waren fast ausgestorben. Das Gebäude wurde von Grund auf renoviert, der Dachboden als neue Wohneinheit konzipiert. Hier waren zwei Zimmer mit Dachschräge ausgebaut, zwei Flüchtlingsfamilien haben hier gelebt ich habe es nicht geglaubt. Das Streichen der Dachbalken war eine anstrengende Arbeit. Ohne Gerüst und auf den Trägern sitzen das kostet viel Zeit. Meistens habe ich allein diese Tätigkeit verrichtet, und dabei immer wieder die Buchstaben D.Z. gesichtet. Wer hat hier oben sein Unwesen getrieben, und überall diese Zeichen hin geschrieben? Die Schriftzüge haben eine eigenwillige Form und sind nicht einzuordnen in eine Norm. Geschrieben mit Kreide Farbe oder eingeschlagene Metallstifte, gerade so als ob dieses System eine Botschaft richte, an denjenigen der dieses Gekritzel entdeckt: Hier war ich und hier ist meine Mitteilung versteckt. Ich habe es nicht gekonnt diese Schrift zu überstreichen, die Initialen werte ich auch heute noch als -D-eutliches -Z-eichen. Stalingrad Flüchtlingsdrama und Familienzerfall sind drei Etagen, hoch oben im Gebälk über allen sind die Initialen welche mich fragen: Kennst Du meine Gefühle und die meiner Kammeraden die uns bewogen, als wir in den Krieg und das Trommelfeuer von Stalingrad zogen. Wer hat uns gefragt ein General ein Minister? Du musstest gehen du bekommst ein Gewehr und einen Tornister. Ich habe doch meine Träume und kein feindliches Bild, ich bin ein Mensch und kein freilaufendes Wild. Ich will nach Hause und mein Leben gestalten, eine Familie gründen und mein Erbe verwalten. Daniel hat sein Erbe nie erhalten nur sein Testament ist geblieben, es steht auf den Dachbalken von Hissen-Haus geschrieben D.Z.