Читать книгу Der Freischütz - August Apel - Страница 5
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ОглавлениеEin wackerer Bursch, der Wilhelm! – rief der Förster freudig, als die Jäger nach Haus kamen – wer hätt' in dem Federhelden solch einen Schützen gesucht? Nun, morgen sprech' ich selbst mit dem Amtmann, das wär doch Jammerschade, wenn der nicht bei der edlen Jägerei blieb! Aus dem wird ein andrer Kuno. Du weißt doch, wer der Kuno war?
Wilhelm verneinte.
Hab' ich dir das noch nicht erzählt – fuhr der Förster fort – Sieh, das war mein Urältervater, der diese Försterei zuerst besessen und erbaut hat. Erst war er armer Reitersbub' und diente bei dem Junker von Wippach, der konnte ihn wohl leiden, und nahm ihn überall mit sich in Fehden und zu Turnieren und Jagden. Einmal war dieser Junker von Wippach auch bei einer großen Jagd, die der Herzog hier hielt mit vielen Rittern und Edeln. Da jagten die Hunde einen Hirsch heran, auf dem saß ein Mensch, der kläglich die Hände rang und jämmerlich schrie, denn das war damals eine tyrannische Weise unter den Jagdherren, dass sie die armen Menschen, oft wegen geringer Jagdfrevel auf Hirsche schmiedeten, dass sie elendiglich zerstoßen und zerrissen wurden oder vor Hunger und Durst umkommen mussten.
Wie der Herzog das ansichtig wurde, ward er über die Maße zornig, stellte gleich das Jagen sein, und verhieß einen großen Lohn, wenn sich Jemand getraute den Hirsch zu treffen, dabei aber drohte er mit Ungnade und Bann, wenn der Schütze den Menschen verletzte, denn er wollte diesen lebendig haben, damit er wüsste, wer sich gegen sein Verbot solcher grausamen Tat erkühnt hatte. Da wollte sich nun niemand unter den Edeln finden, der den Schuss auf des Herrn Ungnade und Bann wagte. Endlich trat der Kuno vor, mein Urältervater, eben der, den du dort auf dem Bilde gemalt siehst, der sprach zum Herzog: Gnädigster Herr, wollt ihr mir's gestatten, so wag' ich's mit Gott, fehl' ich, so mögt ihr, wenn ihr wollt, mein Leben darum zur Buße nehmen, denn Reichtum und Güter hab' ich nicht, aber mich jammert des armen Menschen, würd' ich doch auch mein Leben dran setzen, wär' er unter Feinde oder Räuber gefallen.
Das gefiel dem Herzog; er hieß den Kuno sein Glück versuchen, wiederholte ihm auch die Verheißung, doch ohne der Drohung zu gedenken, dass er ihn nicht furchtsam machte. Da nahm Kuno seine Büchse, spannte sie in Gottes Namen, und befahl die Kugel den heiligen Engeln mit einem gläubigen frommen Gebet.
So schoss er wohlgemut ohne lang zu zielen in den Wald, und in dem Augenblicke floh der Hirsch heraus, stürzte und endete, aber der Mensch war unverletzt, ohne dass ihm Hände und Gesicht etwas vom Gesträuch zerkratzt waren. Der Herzog hielt Wort und gab dem Kuno zum Lohn diese Försterei für sich und seine Nachkommen erblich. Aber von Glück und Geschick ist der Neid niemals weit, das erfuhr auch Kuno. Da waren viele, die seine Försterei auch gern für sich oder einen Vetter von der linken Seite gehabt hätten, die beschwatzten den Herzog, der Schuss wär mit Zauberei und Teufelskünsten geschehen, weil Kuno gar nicht gezielt, sondern einen Freischuss, der allemal treffen muß, ins Blaue hinein getan hätte, da wurde denn beschlossen, dass von Kuno's Nachkommen jeder einen Probeschuss tun muss, eh' er die Försterei bekommt; den kann nun freilich der Landjägermeister, der die Probe abnimmt, schwer und leicht aufgeben. Ich musste damals einem hölzernen Vogel, der an der Stange geschaukelt wurde, den Ring aus dem Schnabel schießen. Nun, bis jetzt hat noch keiner im Meisterschuss gefehlt, und wer einmal als mein Eidam mein Nachfolger wird, muss erst ein braver Jäger sein.
Wilhelm hatte zu des Försters Freude mit sichtbarer Teilnahme der Erzählung zugehört. Jetzt fasste er lebhaft des Alten Hand, und versprach unter seiner Anleitung ein Jäger zu werden, dessen sich Urvater Kuno nicht schämen sollte.