Читать книгу The Wrong/Right Man - Aurora Rose Reynolds - Страница 7

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Nachdem mich Braxton durch das Labyrinth geführt hat, einen architektonisch interessanten Bereich im Park mit Treppen, die in alle möglichen Richtungen gehen, sind wir wieder in seinen Benz gestiegen. Wir haben uns zu einer kleinen Bar in der Nähe meines Appartementgebäudes begeben, wo wir uns in einer Fensternische niedergelassen haben, abgeschieden von den anderen Besuchern.

»Dein Lieblingsessen?«, fragt er und beugt sich näher zu mir. Meine Knie sind zwischen seinen kräftigen Oberschenkeln gefangen, während er mich mit seinem Körper von den anderen Gästen abschirmt, sodass ich alles andere um uns herum gar nicht mehr wahrnehme.

Seit vierzig Minuten spielen wir dieses Spiel. Auch wenn die Fragen total harmlos sind, scheinen sie die unterschwellige sexuelle Spannung, die sich von Minute zu Minute mehr aufbaut, nur noch zu erhöhen.

»Tacos«, antworte ich und nippe an meinem Wein.

»Steak.«

»Rotes Fleisch – nicht überraschend.« Ich schmunzle, und seine Mundwinkel wandern nach oben.

»Lieblingssong?«, fährt er fort.

»Hello von Adele. Und deiner?«

»Runaway Train

»Wirklich?« Ich sehe ihn zweifelnd an, was ihm ein Grinsen entlockt.

»Wirklich. So, jetzt deine Lieblingsfarbe.«

»Lila.«

»Nicht Pink?«

»Nein.« Ich verziehe das Gesicht.

Er lacht, und ich fixiere seinen Mund, als er sagt: »Meine ist Schwarz.«

»Wieder nicht überraschend.«

»Nicht?« Braxton hebt sein Glas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin an den Mund.

»Nein, überhaupt nicht. Schwarz ist eine dominante Farbe, und das scheint dein Ding zu sein.«

Er zieht eine Braue nach oben. »Dominanz ist mein Ding?«

»Ist dem nicht so?«

»Keine Ahnung. Ich habe mir noch nie zuvor ein Label auferlegt und es hat auch noch niemand versucht, mich so genau zu analysieren.« Er lehnt sich zurück und mustert mein beinah leeres Glas. »Möchtest du noch Wein?«

»Ja, bitte.« Ich lächle, und er schiebt gekonnt meine Beine beiseite, um aufzustehen.

Ich halte den Atem an, als er sich ein wenig vorbeugt und mit der Nase meine Wange streift, ehe ich meine Lider schließe. »Bin gleich zurück«, flüstert er an meinem Ohr

»Ich warte hier«, sage ich atemlos und bemerke das winzige Schmunzeln, das seine Lippen umspielt, als er sich wieder aufrichtet. Mein Blick folgt ihm durch die Bar und ich verzeichne, dass ich nicht die einzige Frau bin, die ihn bewundernd anstarrt. Ich nehme mein Glas und wende mich zum Fenster, das auf die Straße hinausgeht. Lächelnd betrachte ich ein vorbeigehendes Paar, das zwischen sich einen kleinen Jungen an der Hand hält, der versucht, einen Backflip zu machen.

»Ist dieser Platz schon besetzt?« Ich sehe über meine Schulter und finde mich einem Mann gegenüber, der viel zu nah an mich herangetreten ist.

»Ähm.« Bevor ich etwas einwenden kann, zieht er Braxtons Stuhl zu sich heran, nimmt darauf Platz und stellt sein Bier auf den Tisch. »Entschuldigung«, sage ich und versuche, möglichst ruhig zu sprechen. »Ich bin mit jemandem hier.«

»Wirklich?« Er schaut sich suchend um. »Wo ist er denn?«

»An der Bar«, antworte ich, woraufhin er zum Tresen sieht. Ich folge seinem Blick, kann Braxton aber nirgends entdecken.

»Ich bin mir sicher, dass es deinen Freund nicht stören wird, wenn ich dir Gesellschaft leiste.« Ich spüre, wie sich Anspannung in meinem Nacken und meinen Schultern ausbreitet. »Also, was macht ein hübsches Mädchen wie du hier an einem Freitag?«

Hübsches Mädchen? Ernsthaft? Ich kämpfe gegen den Drang an, mit den Augen zu rollen. »Wie ich bereits sagte: ich bin mit jemandem hier. Er sollte jeden Moment wieder zurücksein.«

»Na klar.« Er grinst, als würde er meinen Worten keinen Glauben schenken, und greift nach seinem Bier. »Lebst du hier in der Gegend?«

»Warum möchtest du das wissen?«, frage ich und rücke von ihm weg, als er versucht, mich wie vorhin Braxton mit seinem Körper einzuschließen.

»Ich betreibe nur ein bisschen Smalltalk. Ich wohne in dem Gebäude auf der anderen Straßenseite.« Verdammt, bedeutet das, dass er im selben Gebäude lebt wie ich? »Und was läuft bei dir so?«

»Ich bin neu hier«, erwidere ich vage, während er an dem Etikett seines Biers zupft, das sich allmählich von der Flasche löst.

»Ich würde mich freuen, dir irgendwann mal die Gegend zu zeigen.«

Gott, steh mir bei. »Ich ...«

»Sorry, dass ich so lang gebraucht habe, Baby.« Braxton erscheint aus dem Nichts und unterbricht meinen Satz. Er stellt ein volles Weinglas neben mein leeres und umfasst meinen Nacken, ehe er sich dem Mann auf seinem Stuhl zuwendet. »Danke, dass du meinem Mädchen Gesellschaft geleistet hast.«

Die Augen von Mr Wie-auch-immer-er-heißt weiten sich, als hätte er soeben einen Geist gesehen. Er fällt beinahe vom Stuhl, so rasch erhebt er sich. »Scheiße, tut mir leid, wirklich«, stammelt er eilig und stolpert vom Tisch weg. Ich sehe ihm nach, als er wie ein Irrer durch den Raum hetzt. Dabei frage ich mich, warum er sich verhält, als wäre eben ein Todesurteil über ihn verhängt worden.

»Ist alles in Ordnung?«, vergewissert sich Braxton und zieht meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als er meine Wange umfasst. Unsere Blicke verschränken sich miteinander.

»Ja.«

Er mustert mich einen langen Moment prüfend, ehe er wieder seinen Platz einnimmt und mich wie zuvor mit seinem Körper einkesselt – und sogleich wird das Kribbeln, das in seiner Gegenwart über meine Haut läuft, wieder stärker. Ich nehme mein neues Weinglas und trinke einen kräftigen Schluck. Dabei frage ich mich, ob ich tun soll, worauf ich gerade sehr Lust hätte.

»Worüber denkst du nach?«

Dich zu fragen, ob du mit zu mir nach Hause kommst.

Bevor ich etwas äußern kann, wird es laut und mehrere Leute beginnen miteinander zu toben. An der Bar bricht gerade ein heftiger Streit los.

»Verdammt, lass uns von hier verschwinden«, meint Braxton, als ein Barhocker durch den Raum segelt. Ohne auf meine Reaktion zu achten, erhebt er sich und zieht mich mit sich fort.

Ehe ich mich versehe, befinden wir uns auch schon im Freien. Braxton legt sein Jackett ab und hilft mir hineinzuschlüpfen. Ohne meine Hand loszulassen, folgt er mir auf den Gehweg.

Und dann, wie es typisch für Seattle ist, öffnet plötzlich der Himmel seine Schleusen und es beginnt zu regnen. Nicht ein bisschen, sondern in Strömen. In diesem Moment werfe ich alle Bedenken über Bord und ziehe Braxton zu mir unter ein Vordach. »Ich wohne hier die Straße runter«, rufe ich über den prasselnden Regen hinweg und nicke in Richtung des Gebäudes, das alle anderen in der Straße überragt. »Wir könnten in mein Appartement gehen, um wieder trocken zu werden.«

Den Ausdruck, der daraufhin in seine Augen tritt, kann ich nicht deuten, aber ich stoße erleichtert den angehaltenen Atem aus, als er meine Finger drückt. »Zeig mir, wo es langgeht.«

Das werde ich wohl nicht tun, zumindest nicht im übertragenen Sinne. Ich bezweifle, dass diesem Mann schon jemals jemand gezeigt hat, wo es langgeht. Er geleitet mich über die Straße, als gerade kein Auto kommt. Bis wir am Eingang meines Appartementgebäudes ankommen, sind wir völlig durchnässt. Ich grüße den Portier mit einem kleinen Lächeln, und wir eilen auf die Fahrstühle zu.

Beim Anblick meiner triefendnassen Gestalt im Spiegel an der Wand muss ich lachen. Als Braxton miteinstimmt, sehe ich zu ihm hoch. Ich drücke den Knopf für den Fahrstuhl, und als sich dessen Türen öffnen, fallen wir, noch immer prustend, förmlich hinein. Nachdem ich meine Etage ausgewählt habe, setzt sich der Aufzug in Bewegung und ich beginne, in der kühlen Luft der Klimaanlage zu zittern.

»Komm her.« Er zieht mich an seine Brust und ich sauge die Wärme und den Geruch, die von ihm ausgehen, in mich auf, bis sich die Türen wieder öffnen. Hand in Hand verlassen wir den Fahrstuhl und gehen den Korridor hinunter. Bei meiner Wohnungstür angekommen, hole ich mein Handy aus meiner Handtasche und halte es gegen das Keypad an der Tür. Nachdem ich sie geöffnet habe, schalte ich das Licht ein und ziehe Braxtons Jackett aus, um es an die Garderobe zu hängen.

»Möchtest du Tee oder etwas anderes?«, frage ich, unterwegs in die Küche, was ihn seine Aufmerksamkeit auf mich richten lässt. »Vielleicht habe ich noch etwas Jack Daniels von dem Tag, an dem mir Jamie und seine Bandkollegen beim Umzug geholfen haben.«

»Wasser reicht mir.« Er folgt mir, und ich befülle einen Teekessel mit Wasser und stelle ihn auf die Herdplatte. Dann reiche ich ihm ein Glas Leitungswasser, ehe ich mich auf die Suche nach Handtüchern begebe. »Deine Wohnung ist wirklich schön.«

»Danke.« Ich sehe mich um. Ich habe ein paar lilafarbene Kissen gekauft, um der schwarzen Couch einen Farbtupfer zu verleihen, und einen silber-weiß gemusterten Überwurf, der zu meiner Bettwäsche passt. Das war im Wesentlichen schon mein Beitrag. »Sie war bereits möbliert, als ich eingezogen bin, also kann ich die Möbel nicht als meinen Verdienst ausgeben.«

»Hm.« Braxton tritt an die Fensterfront heran und lässt seinen Blick über die Stadt schweifen, während ich mich auf den Weg ins Badezimmer mache. Dort entledige ich mich meines Kleids und meiner Unterwäsche und ziehe eine Leggings sowie ein Tanktop an. Ich kehre mit zwei Handtüchern zurück und reiche Braxton eins davon. Das andere benutze ich, um meine Haare trocken zu rubbeln. »Ich habe keine Kleidung in deiner Größe, aber ich könnte dein Hemd in den Trockner werfen.«

»Das wäre gut.« Er löst seine Manschettenknöpfe und zieht sein Hemd aus dem Bund seiner Hose, ehe er sich an dessen Knöpfen zu schaffen macht. Ich möchte in nicht anstarren, verfolge jedoch wie gebannt, wie er mit seinen Fingern die Knopfreihe entlangwandert. Einen Moment später steht er mir mit entblößtem Oberkörper gegenüber. Mit zitternden Händen nehme ich sein Hemd entgegen. Ich sehe ihn nicht an, als ich den Raum durchquere, um es in den Trockner zu werfen. Als ich auf Start drücke, pfeift der Teekessel. Ich begebe mich in die Küche, hänge einen Pfefferminz-Teebeutel in die Tasse, fülle sie mit kochend heißem Wasser und nehme sie mit zur Couch. Sobald ich mich darauf niedergelassen habe, gesellt sich Braxton zu mir und ich reiche ihm den Überwurf.

»Denkst du, mir sei kalt, oder willst du, dass ich mich bedecke?«

»Beides«, gestehe ich, woraufhin er die Decke über seinen Schoß ausbreitet, was jedoch nichts daran ändert, dass ich freie Aussicht auf seine nackte Brust habe. Kopfschüttelnd werfe ich einen Blick über die Couch zu den Fenstern. »Es schüttet immer noch.«

»Ich schätze, dass es die gesamte Nacht regnen wird.« Er streichelt über meine Wange. Als ich mich zu ihm drehe, wickelt er sich gerade eine meiner Haarsträhnen um seine Finger. »Das ist eins der Dinge, die ich an der Stadt liebe.«

»Die meisten Leute hassen die Tatsache, dass es hier die ganze Zeit regnet.«

»Wie du schon bemerkt hast, bin ich nicht wie die meisten Leute.« Er streicht mit seinem Finger an der Außenseite meiner Ohrmuschel entlang. Dann gleitet seine Hand in mein Haar, sodass er meinen Hinterkopf umfassen und mich näher zu sich heranziehen kann. Nur das Geräusch seiner Atmung durchbricht die Stille im Raum. Ich schließe die Augen, als er seine Lippen auf meine presst. Sein Daumen an meinem Kinn ist eine stumme Aufforderung, meinen Mund für ihn zu öffnen. Ich gehorche und stöhne, als sich unsere Zungen berühren. Als er sich wieder zurückzieht, ist mir fast danach, ihn zu fragen, warum er aufgehört hat. Doch ich halte die Luft an, da er die Decke zur Seite wirft und mich rittlings auf seinen Schoss zieht. »So ist es besser.«

Er lächelt, ehe er meinen Mund erneut erobert. Ich muss ihm zustimmen; diese Position ist geradezu ideal. Ich lasse meine Hände zu seinen Schultern wandern, während seine über meine Oberschenkel streichen, mein Becken umschließen und mich noch enger an ihn pressen.

Ich verliere mich komplett in diesem Moment, seiner Berührung, seinem Kuss, seinem Geschmack, und es wäre mir gleichgültig, würde man mich nie mehr wiederfinden. Sein Mund zieht eine Spur von Küssen von meinem Hals hinunter zu meinen Brüsten.

»Heb deine Arme hoch.«

Ich zögere nicht, und er streift mir das Tanktop ab und wirft es auf den Boden. Meine Nippel werden unter seinem Blick steif und ich halte den Atem an, während er mich betrachtet.

»Perfekt. Absolut perfekt.« Er umfasst beide Brüste und senkt den Kopf, um an einer der harten Knospen zu saugen. Wimmernd fahre ich mit den Händen durch sein Haar, um frustriert aufzustöhnen, als er meine Handgelenke hinter meinen Rücken zieht. Nun bin ich ihm komplett ausgeliefert, während er verheerende Dinge mit seinem Mund anstellt.

Keuchend rufe ich seinen Namen, und er hält inne, um mich anzusehen. Seine Augen sind dunkel vor Verlangen, was mir offenbart, dass er sich genauso verzweifelt fühlt wie ich. Ich versuche, meine Hände aus seinem Griff zu befreien, aber er umfasst sie nur noch fester.

»Dakota ...«

»Braxton.« Mein Oberkörper hebt und senkt sich in raschen Zügen, während er aufsteht und mich durch den Raum trägt.

Sobald mein Rücken die Matratze berührt, stützt sich Braxton über mir ab und küsst mich tief und innig. Dann zieht er sich ein Stückchen zurück, um wieder meinen Blick zu suchen. »Behalt deine Hände über deinem Kopf.«

Meine inneren Muskeln ziehen sich bei seinem Befehl zusammen und ich bringe die Arme in die geforderte Position. Er erhebt sich, kickt sich die Schuhe von den Füßen und entledigt sich seines Gürtels und seiner Hose. Dann beugt er sich über mich und küsst meinen Bauch. Er umfasst meine Leggings auf Höhe meiner Taille und zieht sie von meinem Körper.

Im nächsten Moment überrascht er mich, indem er meine Beine spreizt und sein Gesicht dazwischen vergräbt. Es bringt mich fast um den Verstand, meine Hände dort zu lassen, wo sie sind, aber ich halte mich an seine Anordnung. Er belohnt mich für meine süßen Qualen, indem er zwei Finger in mich hineinschiebt und damit meinen G-Punkt stimuliert. Meine Oberschenkel zittern, als er an meiner Klit saugt, dann wird jeglicher Gedanke aus meinem Kopf gefegt, als ich über den Abgrund in blendend weißes Licht stürze, das jeden Zentimeter meiner Haut in Flammen setzt. Langsam finde ich wieder in meinen Körper zurück, während Braxton Küsse auf der Innenseite meines Oberschenkels, auf meinem Bauch und meiner Brust verteilt.

Als er meinen Mund erreicht, sehe ich, dass er lächelt. »Du hast auf mich gehört.«

»Das stimmt.« Ich schlinge meine Beine um seine Mitte und wandere mit meinen Händen hinauf zu seinem Bizeps, während er meine Seiten entlangstreicht und meine Haut zum Prickeln bringt. »Ich bin ein wirklich, wirklich gutes Mädchen.«

»Ich finde, ich sollte das überprüfen.« Er küsst mich, ehe er uns herumrollt, sodass ich rittlings auf ihm sitze und seine beeindruckende Erektion zwischen meinen Beinen spüre. Ich schlucke heftig. »Sag mir, dass du das hier willst, Dakota.«

Ich sehe ihm in die Augen und weiß ohne jeden Zweifel, dass ich das hier will. »Ich will dich.«

In dem Moment, als diese drei Worte meinen Mund verlassen, richtet er sich ein Stückchen auf, um mich erneut zu küssen. Anschließend verlieren wir uns den Rest der Nacht ineinander.


Der Geruch von Kaffee sickert in mein Unterbewusstsein und weckt mich. Langsam öffne ich meine Lider, um zu erkennen, dass das Bett neben mir leer ist. Zaghaft drehe ich mich auf die Seite und verbeiße mir ein Wimmern. Ich fühle mich von innen heraus gebrandmarkt und spüre jeden Muskel in meinem Körper.

Braxton.

Ich hebe den Kopf ein wenig an und scanne den offenen Raum meines Studioappartements, auf der Suche nach dem Mann, der für meinen aktuellen Zustand verantwortlich ist. Als ich ihn in meiner Küche entdecke, halte ich den Atem an. Ich möchte diesen Anblick noch etwas genießen, bevor er bemerkt, dass ich wach bin.

Lässig mit dem Rücken an der Theke lehnend, eine seiner Hände in die Seite gestemmt, die andere mit seinem Handy am Ohr, wirkt er, als gehöre ihm meine Wohnung. Ich kann seine Worte nicht hören, aber seine Lippen bewegen sich schnell. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, dürfte es sich um eine ernste Angelegenheit handeln. Er mag eine beeindruckende Erscheinung abgeben, doch Maggie hatte recht; er ist perfekt – und vielleicht sogar perfekt für mich.

Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in der ich mich in Gegenwart eines Mannes so wohlgefühlt habe. Selbst als Troy und ich uns kennenlernten, war ich ständig nervös und hatte Angst, etwas Falsches zu tun oder ihn mit einer Aussage zu verstimmen. Es bestand immer eine stillschweigende Erwartung an mich, wegen seines Jobs und der Position seines Vaters ein bestimmtes Benehmen an den Tag zu legen.

Letzte Nacht mit Braxton hatte ich das Gefühl, ich selbst sein zu können. Es war erfrischend und befreiend, und er hat mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein.

»Schönheit, wirst du mich weiterhin nur anstarren oder zu mir kommen, mir einen Kuss geben und dir eine Tasse Kaffee holen?«

Ich blinzle, woraufhin sich seine Mundwinkel zu einem schelmischen Grinsen verziehen. »Ähm ...« Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Ein bisschen Kaffee könnte ich wohl gebrauchen.«

»Worauf wartest du dann noch?« Er lockt mich mit seinem Finger zu sich. Diese Geste von ihm lässt meinen Körper sofort reagieren.

Ich werfe die Decke zurück und kühle Luft trifft auf jeden Zentimeter meiner Haut. Sofort erstarre ich. Schnell ziehe ich mir die Decke wieder bis zum Hals hoch, dabei könnte ich schwören, dass ich ihn lachen höre. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, sehe ich mich im Bett und auf dem Boden nach etwas um, mit dem ich meine Blöße bedecken kann. Da ich nicht fündig werde, beschließe ich, dass das Betttuch ausreichen muss. Mit einem Ächzen löse ich es von den Ecken der Matratze und wickle es mir um den Körper, bevor ich erneut die Decke zurückschlage.

Als ich aufgestanden bin, puste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaue zu ihm. Er lächelt mich an. »Ich bin gleich zurück.«

»Ich warte hier auf dich.« Zwinkernd prostet er mir mit seiner Tasse zu.

Ich bedenke ihn mit einem nervösen Lächeln und sehe dann auf mein Handy, als das Display aufgrund einer eingegangenen Nachricht aufleuchtet. Ich nehme es mit mir ins Badezimmer, wo ich rasch einen Bademantel anziehe und mir die Zähne putze. Dann widme ich mich wieder meinem Handy, um zu bemerken, dass ich ein paar Nachrichten und verpasste Anrufe habe – eine Tatsache, die nicht gerade üblich ist.

Die erste Nachricht stammt von Maggie. Sie fragt, warum ich Adam versetzt hätte. Die nächste ist von Jamie, der wissen möchte, ob es mir gut geht. Irritiert schüttle ich den Kopf und schreibe beiden zurück. Maggie lasse ich wissen, dass das nicht zutrifft, und Jamie versichere ich, dass ich zu Hause und wohlauf bin. Bevor ich auch nur die Chance habe, mein Handy beiseitezulegen, schickt mir Maggie eine Nachricht zurück, die nur in Großbuchstaben verfasst ist.


Ein schweres Gewicht breitet sich in meinem Magen aus. Wenn Adam die ganze Nacht im View war, wer zur Hölle ist dann der Kerl, der sich gerade in meiner Küche aufhält?

Mit zitternden Händen schreibe ich ihr, so schnell ich kann, zurück.


»Oh mein Gott«, flüstere ich, während mir übel wird.

Ich kann mich in dem Mann, dem ich mich letzte Nacht völlig hingegeben habe, nicht derart geirrt haben, oder? Was zum Teufel habe ich mir bloß dabei gedacht? Ich habe ihm kaum Fragen gestellt. Ich habe ihm die Führung überlassen, fasziniert von seinem guten Aussehen und seiner Dominanz. Mir schnürt sich die Kehle zu und in mir breitet sich Wut von meinen Zehenspitzen bis zu meinen Haarwurzeln aus.

Ohne nachzudenken, stürme ich aus dem Bad in Richtung Küche und zwinge meine Beine dazu, nicht unter mir nachzugeben, als ich auf den Mann in meiner Küche zusteuere.

»Da bist du ja wieder, meine Schöne.«

Meine Kehle wird noch ein wenig enger, als ich daran denke, wie es mich gestern Nacht angemacht hat, dass er mich so genannt hat.

»Wer bist du?«, frage ich und stoße ihm mit genug Kraft gegen die Schulter, dass das Getränk in seiner Hand überschwappt, über seine Hand läuft und auf den Fußboden tropft.

»Was?« Sein verwirrter Gesichtsausdruck stachelt meinen Zorn nur noch mehr an.

»Wer bist du? Ich weiß, dass du nicht der Mann bist, mit dem ich mich treffen sollte!«, rufe ich, um ihn erneut zu bemerken – den Ausdruck, den ich gestern schon nicht deuten konnte. Ein banger Gesichtsausdruck, vielleicht sogar die Angst, erwischt zu werden. Gott, wie dumm bin ich eigentlich?

»Dakota ...« Er macht einen Schritt auf mich zu, doch ich strecke abwehrend die Hand aus. Ich kann mir nicht vertrauen, wenn es um die Anziehungskraft geht, die von ihm ausgeht.

»Sag mir einfach die Wahrheit.« Ich balle die Hände zu Fäusten.

Er stellt seinen Kaffee ab, ehe er sich gegen die Anrichte lehnt, als mache er sich keinerlei Gedanken. »In dem Moment, als ich dich gesehen habe, wollte ich dich.«

Ich verenge die Augen. »In dem Moment, als du mich gesehen hast, wolltest du mich. Also hast du so getan, als wärst du jemand, der du nicht bist?«

»Ja.«

Ja? Einfach nur ein Ja?

»Ich kann das nicht glauben.« Ich reibe mir über mein Gesicht und kann nicht fassen, in welcher Situation ich mich befinde.

»Baby.«

»Nenn mich nicht so«, fauche ich und lasse die Hände sinken, um ihn aufgebracht anzufunkeln. »Ich kenne dich ja nicht einmal.«

»Doch, du kennst mich«, widerspricht er und wirft einen raschen Blick zum Bett hinüber, ehe er mich wieder ansieht. »Wir kennen einander.«

»Ich dachte, ich würde dich kennen.« Ich schüttle den Kopf, in dem Versuch, meine Enttäuschung nicht zu offenbaren. »Alles, was ich jetzt weiß, ist, dass du ein Lügner bist. Und ich bin eine Idiotin.«

»Du bist keine Idiotin.«

»Oh doch, das bin ich. Ich hätte ...« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und unterbreche mich, bevor mir herausrutscht, dass ich hätte wissen müssen, dass er zu gut war, um wahr zu sein. »Du musst gehen.«

»Wir sollten reden.« Er macht einen weiteren Schritt auf mich zu, und ich weiche zurück, ehe er mich berühren kann. Schmerz blitzt in seinen Augen auf. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet. »Dakota ...«

»Bitte.« Ich schließe die Lider. »Geh einfach.« Mir ist bewusst, dass ich verzweifelt klinge, aber ich will unbedingt, dass das hier ein Ende hat. Er muss verschwinden, damit ich die letzte Nacht vergessen kann. Das, was ich zu fühlen gemeint habe, und das, was wir vermeintlich miteinander geteilt haben.

»Ich werde jetzt gehen, aber ich will, dass du verstehst, dass das hier noch nicht vorbei ist.« Die Drohung, die in dieser Aussage mitschwingt, ist nicht zu überhören. Nach außen hin gibt er sich souverän, aber all seine Muskeln sind angespannt, so als würde er nur auf den richtigen Moment warten, um sich auf seine Beute zu stürzen. »Das mit uns hat eben erst begonnen.«

»Es gibt kein Uns. Ich weiß wie gesagt nicht einmal, wer du bist.«

»Das wirst du erfahren.«

Ich schlucke und trete noch einen Schritt zurück, als er an mir vorbei zu dem erhöhten Bereich geht, wo mein Bett steht.

Er schnappt sich seine Hose und schlüpft hinein, ehe er sich sein Hemd überstreift. Ich schlinge meine Arme um meinen Körper, während er sich hinsetzt, um seine Schuhe anzuziehen, und halte den Atem an, als er sich wieder erhebt. Während er auf mich zukommt, frage ich mich, ob ich einen Fehler mache, aber dann rufe ich mir in Erinnerung, dass er mich angelogen hat. Mehr als nur ein einziges Mal. Er hätte mir gestern Abend zu jedem Zeitpunkt die Wahrheit sagen können, doch das hat er nicht getan.

»Ich muss morgen für ein paar Tage verreisen«, sagt er, und mein Magen zieht sich bei dieser Neuigkeit zusammen. »Aber wenn ich zurück bin, werden wir reden.«

»Nein, das werden wir nicht.« Ich hasse es, dass meine Stimme so sehr zittert.

Braxton überbrückt die Distanz zwischen uns und streckt seinen Arm aus, um mich zu berühren. Ich drehe den Kopf zur Seite, ehe er meine Wange erreichen kann. Ein Muskel an seinem Kiefer beginnt zu zucken und er ballt die Hand zur Faust, als er sie wieder sinken lässt. »Wir sehen uns bald.«

Ich bleibe stumm, bringe kein Wort heraus. Er starrt mich für eine gefühlte Ewigkeit an, ehe er sich zum Gehen wendet. Erst als die Tür hinter ihm zufällt, kann ich wieder richtig atmen.

Ich stütze meine Ellenbogen auf der Küchenanrichte ab und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. Am liebsten würde ich weinen, nicht nur, weil ich traurig bin, sondern auch weil ich so sauer auf mich bin. Ich hätte ... Keine Ahnung, was ich hätte tun sollen, aber ich hätte wissen müssen, dass Braxton nicht derjenige ist, als der er sich ausgegeben hat. Ich hätte zwischen den Zeilen lesen und meinem Bauchgefühl vertrauen sollen.

In dem Moment, als ich dich gesehen habe, wollte ich dich.

Wer sagt so etwas? Was für ein Mann denkt überhaupt so, geschweige denn handelt danach? Wahrscheinlich dieselbe Art von Mann, die Anzüge wie eine zweite Haut trägt, einen Mercedes-Benz G-Klasse fährt und eine Dauerreservierung im Altura hat.

Das Klingeln meines Handys, das noch immer im Badezimmer liegt, reißt mich aus meinen Gedanken. Ich hole tief Luft, ehe ich mich von der Anrichte abstoße. Als ich es erreiche, klingelt es nicht länger, aber auf dem Display wird ein verpasster Anruf von Jamie angezeigt. Ich will ihn nicht zurückrufen. Bestimmt hat er inzwischen mit Maggie geredet und fragt sich, was zur Hölle mit mir los ist. Da mir bewusst ist, dass er sich Sorgen macht, wähle ich dennoch seine Nummer.

»Dakota, was zum Teufel?«, sind seine Begrüßungsworte, und ich kneife die Augen zu.

»Zum Teufel, was ist?«, frage ich und versuche, mein Gefühlschaos aus meiner Stimme fernzuhalten.

»Maggie hat erwähnt, dass du dein Date versetzt hättest, und ich konnte dich nicht erreichen. Ich war kurz davor, die Polizei einzuschalten, da mich die verfluchten Leute aus deinem Appartementgebäude nicht nach oben in deine Wohnung gelassen haben.«

Du lieber Himmel. Ich bin froh, dass ich ihm keinen Schlüssel gegeben habe. »Es gibt keinen Grund, nach mir zu sehen, mir geht es gut. Ich konnte nur ...« Gott, ich hasse es, ihn anzulügen. »Ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen, bei dieser Kuppelei mitzuspielen. Also habe ich den Typen versetzt und ...«

»Das musst du mir nicht erklären. Ich habe mir einfach nur Sorgen um dich gemacht«, gibt er sanft zurück. »Bist du zu Hause?«

»Ja.« Ich sehe mich in meinem Badezimmer um und bemerke meine auf dem Boden liegende Betttuch. Ich hebe sie auf und nehme sie mit zu meinem Nachtlager, wo ich das Spannbettlaken von der Matratze reiße. Dann trage ich sämtliche Teile zur Waschmaschine in den Bereich hinter der Küche.

»Möchtest du heute vor meinem Auftritt mit mir gemeinsam zu Abend essen? Ich könnte etwas vom Chinesen mitbringen.«

Seine Frage sorgt dafür, dass sich mir der Magen umdreht, während ich die Bettwäsche in die Waschmaschine stopfe. »Ich muss vor dem Wochenbeginn noch etwas Arbeit erledigen.« Das entspricht der Wahrheit.

Der Verkauf eines der Produkte, die wir am Montag auf Sendung anbieten werden, macht mich nervös. Es handelt sich um einen Artikel, der noch nicht lang auf dem Markt ist. Die Menge, die ich davon an den Mann bringen werde, könnte entscheidend dafür sein, ob ich bekanntere Marken zugeteilt bekomme. »Wie wäre es morgen mit Frühstück?«

»Mit Frühstück?«, fragt er, als habe er dieses Wort noch nie gehört, während ich Waschmittel in die Maschine gebe.

»Okay, dann eben mit einem Brunch – einem späten Brunch.«

»Also gut«, gibt er nach, und ich höre, wie er die Luft geräuschvoll ausstößt. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«

Ich schließe den Deckel der Waschmaschine und starte das Gerät. »Ja, das bin ich. Ruf mich morgen an, sobald du wach bist, und gib mir Bescheid, wo du mich treffen möchtest.«

»Alles klar, ich hab dich lieb.«

Seine Worte zaubern mir auf dem Weg in die Küche ein Lächeln ins Gesicht. Das jedoch erlischt, als ich die Tasse mit dem Kaffee entdecke. »Hab dich auch lieb.« Ich beende den Anruf und kippe das restliche Getränk in die Spüle, ehe ich mir einen Löffel aus der Schublade und meine Eiscreme aus der Tiefkühltruhe hole. Beides nehme ich mit zur Couch. Gedankenverloren blicke ich über die Lehne hinweg nach draußen über die Dächer der Stadt. Während ich einen Löffel nach dem anderen verschlinge und das Eis auf meiner Zunge schmelzen lasse, komme ich zum Schluss, dass es wohl an der Zeit ist, meine Vorstellungen von einem idyllischen Familienleben mit Mr Right aufzugeben.

The Wrong/Right Man

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