Читать книгу Frosch, König und Königin - Axel Adamitzki - Страница 5
Zum Geleit
ОглавлениеDie Annahme, Märchen aus alten Zeiten seien für unser heutiges Leben unerheblich, bedeutungslos und nichtssagend, ist weit verbreitet.
Was für ein Irrtum.
Im Märchen vom Froschkönig beispielsweise haben wir es mit einem Frosch, einer Prinzessin, einem König, einer Königin und weit im Hintergrund mit einer Hexe zu tun. Und all diese Wesensarten gibt es heute noch immer.
»Stimmt«, wird die eine oder andere Frau bestätigend einwerfen. »Ich wache jeden Morgen neben einem Frosch auf.« So ähnlich wird sich auch der eine oder andere Mann äußern, wenn er an seine Frau denkt. Vielleicht wird er sich fragen: »War sie damals schon eine Hexe, damals, als ich mich in sie verliebt hab?«
Sicherlich, diese Frösche und Hexen gibt es heute tatsächlich. Das ist indes nur die halbe Wahrheit.
Die ganze Wahrheit ist: Jede Frau ist Prinzessin, Königin und Hexe, jeder Mann ist Frosch, König und auch Teufel.
Und wie wird nun die Frau zur Königin, der Mann zum König?
Wer in den Spiegel blickt und das annimmt, was zu sehen ist, mit allen Vor- und Nachteilen, wer das Wunder des Lebens an sich begreift, wer sich also selbst liebt, wird nie etwas anderes sein als eine Königin oder ein König.
Jeder Frau ist zu wünschen, möge sie eine Königin sein, und ganz gewiss wird sie ihren König »sehen«, ebenso ist jedem Mann zu wünschen, möge er ein König sein, so wird er seine Königin »erblicken«.
Von all dem erzählt dieses Märchen, das sich jederzeit genau so an jedem beliebigen Ort zutragen könnte. Es ist das Märchen von einem Frosch und einer Prinzessin, von einem König, einer Königin und einer Hexe. Es wird geweint und gelacht, hintergangen und beteuert und gehasst und geliebt.
Und wie in den alten Märchen üblich, wird auch hier, ganz am Ende, belohnt und bestraft.
So sind Märchen nun einmal, auch heute noch.