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Gebrauchsanweisung
für den Leser
ОглавлениеUnverfilmte Drehbücher sind wie ungegessene Kekse. Irgendwie. Trotzdem kann man mit den Drehbüchern etwas mehr anfangen, als beim Keksbeispiel. Denn was hier aufgeschrieben ist, entspricht in Form, Farbe und Geschmack genau dem, was als Vorlage für einen Film dient. Mit sowas müssen sich dann alle anderen Abteilungen von Regie, Kamera, über die Schauspieler bis hin zum Szenen-, Masken- und Kostümbild rumärgern. Und ihren Teil dazu beitragen. Am Ende – wenn dann alle ihr Bestes gegeben haben – ist es ein Film. Eine Serienfolge. Irgendwas auf einem Monitor.
Wie liest man jetzt ein Drehbuch? Wenn man nicht vom Fach ist?
Man liest Texte und Regieanweisungen und stellt sich die Bilder dazu vor. Wie könnte der Keks schmecken? Wie könnte er aussehen? Mit Schokolade oder ohne?
So wird das gemacht. So arbeiten im Vorfeld Produzenten, Redakteure und alle anderen armen Schweine, die überlegen, ob sie einem Drehbuch ein paar Scheine als Finanzierung anvertrauen. Sie versuchen, den Film beim Lesen zu sehen.
Das wäre dann auch schon die Bedienungsanleitung. Kopfkino.
Vielleicht noch ein paar Fachbegriffe, die helfen: Man fängt jede Szene mit einem sogenannten Bildkopf an. Da steht, ob man sich den Handlungsort INNEN oder AUSSEN vorzustellen hat, ob es gerade TAG oder NACHT ist und wo wir uns eigentlich gerade befinden. In diesem Fall (fast) immer AUSSEN / ASGARD / TAG. Welche Rolle dann spricht, ist mit dem jeweiligen Namen bezeichnet. In diesem Fall eben THOR oder LOKI. Danach folgt der Text. Manchmal mit einer Stimmung in Klammern. Also (aufgeregt) – (angepisst) - (erschrocken) … und so weiter. Das kann helfen, sich den Schauspieler vorzustellen, wie er das sagen wird.
Wenn ein Schauspieler von einer Regieanweisung unterbrochen wird, dann spricht er weiter mit einem (CONT’D) hinter seinem Namen. Also einem CONTINUED. Auf Deutsch könnte man WEITER schreiben. Aber wir sind ja fast in Hollywood.
Sollte der Sprecher gerade nicht zu sehen sein – weil die Kamera ihn nicht zeigt oder er sich hinter einem Baum versteckt hat, ist das mit (OFF) beschrieben. Eine Stimme aus dem Nichts. Passiert manchmal.
Das ist insgesamt keine Kernphysik (sowas können Filmeleute auch nicht – sonst wären sie keine Filmleute). Einfach nur eine Art, bestimmte Sachverhalte zu bezeichnen oder zu formatieren. Es hat sich eben bewährt. Aus ähnlichen Gründen sind in Autos immer die Schalthebel an ähnlichen Stellen. Man sucht nicht lange, steigt ein und fährt. Gewohnheit.
Also kann ich jetzt nur noch sagen: Einsteigen, den Keks schnappen und losfahren. Jeder macht sich im Kopf den kleinen Film aus den Szenen, den er oder sie will.
Und wer so gar nicht dabei mitgeht, dass die Götter Thor und Loki die perfekten, gegensätzlichen Charaktere für komische Streitgespräche und Missverständnisse sind … der sollte schnell ein anderes Buch kaufen. Oder dieses hier an jemanden weiterverschenken, den man nicht leiden kann – zumindest, solange der Umschlag noch nicht geknickt ist.