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Königs Schlösser

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Schachen, Neuschwanstein, Linderhof, Herrenchiemsee

Hier feierte Ludwig II. (1845–1886), König von Bayern, also seine Geburtstage. Farbige Lichtflecken fallen durch die Buntglasfenster auf etwas, das aussieht wie ein orientalisches Spielzimmer. Drinnen verschnörkelte Wände und goldener Klimbim, draußen, vor den Fenstern, grüne Almwiesen und die Felsburgen des Wettersteingebirges. Das Königshaus am Schachen (1866 m) über Garmisch-Partenkirchen ist der verrückteste Bau des »Märchenkönigs« und der am wenigsten besuchte. Man kommt nur im Sommer hinauf und nur zu Fuß. Für Auf- und Abstieg muss man zusammen 6 bis 7 Stunden veranschlagen.

»Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen«, das schrieb der König zehn Jahre bevor er – abgesetzt und entmündigt – am Abend des 13. Juni 1886 zusammen mit seinem Nervenarzt im Starnberger See irgendwie zu Tode kam. Auch das ist ein Rätsel. Statt Hirsche totzuschießen und Trophäen zu sammeln wie seine Verwandten, tauchte er lieber in Kunstwelten ab. Vor den Amtsgeschäften in München floh er in die Berge. Am Ende hinterließ er ein beeindruckendes Erbe. Als glühender Verehrer und Mäzen des Komponisten Richard Wagner hatte er entscheidenden Anteil an der Uraufführung von »Tristan und Isolde« in München (1865). Auch den Bau des Festspielhauses in Bayreuth und die erste komplette Aufführung des »Ring des Nibelungen« (1876) unterstützte der König nach Kräften. Und dann sind da die »Märchenschlösser«: Neuschwanstein, dieses Fake einer mittelalterlichen Ritterburg im Ostallgäu nahe Füssen, kennt die ganze Welt von Postern und Kalenderbildern. Und viele wollen das Original sehen: 6000 Besucher an einem durchschnittlichen Sommertag, 1,5 Mio. Besucher im Jahr … 1868 war der Grundstein gelegt worden, und schon ein Jahr später begannen die Bauarbeiten auf dem Schachen. Von 1874 bis 1878 entstand im Graswangtal nahe Kloster Ettal Schloss Linderhof. Es ist das kleinste der drei »großen« Schlösser. Ludwig war es das liebste. Als einziges wurde es vollendet, als einziges auch länger bewohnt. Nach 1878 sollte Herrenchiemsee dann die bayerische Antwort auf Versailles werden. Der Spiegelsaal ist sogar noch 7 m länger als das französische Original. Im Speisezimmer hängt ein unfassbar schöner und unschätzbar wertvoller Lüster aus Meißner Porzellan. Ende der Führung: Aus den Privatgemächern im ersten Stock tritt man direkt ins unverputzte Treppenhaus. Bis 1884 stand der König mit 7,5 Millionen Gulden in der Kreide. Wie schon Neuschwanstein blieb Herrenchiemsee unvollendet. Dabei träumte er längst von neuen Schlössern. Heute, wo sich die Tausendschaften durch sein Schlafzimmer auf Herrenchiemsee schieben, ist er ferner und geheimnisvoller als je zuvor. Er hat in diesem Zimmer kein einziges Mal geschlafen.

Neuschwanstein und Hohenschwangau, Tel. 0 83 62/93 98 80; Herrenchiemsee, Tel. 0 80 51/6 88 70; Linderhof, Tel. 0 88 22/9 20 30; www.schloesser.bayern.de

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