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Оглавление1. Die objektivistische Ethik
Vortrag von Ayn Rand an der University of Wisconsin beim Symposium „Ethik in unserer Zeit“ in Madison, Wisconsin, am 9. Februar 1961
Da ich über die objektivistische Ethik sprechen soll, werde ich zu Anfang ihren besten Vertreter zitieren – John Galt aus „Der Streik“:
„Jahrhunderte der durch euren Moralkodex heraufbeschworenen Notzeiten und Katastrophen hindurch habt ihr gejammert, euer Kodex sei gebrochen worden und die Notzeiten seien die Strafe dafür, dass die Menschen zu schwach und zu eigennützig sind, das erforderliche Blut zu vergießen. Ihr habt den Menschen verflucht, ihr habt das Dasein verflucht, ihr habt diese Erde verflucht, doch nie habt ihr gewagt, euren Kodex in Frage zu stellen… während ihr weiter gejammert habt, dass euer Kodex gut, die menschliche Natur aber nicht gut genug sei, ihn zu befolgen. Und keiner stand auf und fragte: Gut? Gemessen woran?
Ihr wolltet wissen, wer John Galt ist. Ich bin der, der diese Frage gestellt hat.
Ja, dies ist eine Zeit moralischer Krise… Euer Moralkodex hat seinen Höhepunkt erreicht, die Sackgasse, in die er führt. Und wenn ihr weiterleben wollt, dann müsst ihr nicht zurückkehren zur Moral – ihr, die ihr nie eine gekannt habt –, sondern sie entdecken.“1
Was ist Moral oder Ethik? Ein Wertekodex, der die Handlungen und Entscheidungen des Menschen leiten soll – jene Handlungen und Entscheidungen, die den Zweck und den Lauf seines Lebens bestimmen. Ethik als Wissenschaft befasst sich mit der Entdeckung und der Definition eines solchen Kodexes.
Als Vorbedingung für die Definierung, die Bewertung und die Akzeptanz eines bestimmten ethischen Systems muss man zuerst die Frage stellen: Warum braucht der Mensch einen Wertekodex?
Lassen Sie mich das ausführen. Die erste Frage lautet nicht: Welchen bestimmten Wertekodex soll der Mensch annehmen? Die erste Frage lautet: Braucht der Mensch überhaupt Werte – und warum?
Ist der Begriff von Wert, von „gut oder böse“, eine willkürliche menschliche Erfindung, ohne Bezug auf, ohne Herleitung aus und nicht gestützt auf Tatsachen der Realität – oder basiert er auf einer metaphysischen Tatsache, auf einer unabänderlichen Bedingung des menschlichen Daseins? (Ich benutze das Wort „metaphysisch“ im Sinne von: In Bezug auf die Realität, auf das Wesen der Dinge, auf das Sein.) Verlangt eine willkürliche menschliche Konvention, eine bloße Gewohnheit, dass der Mensch seine Handlungen anhand von Prinzipien leiten muss – oder gibt es eine Tatsache der Realität, die ebendies verlangt? Ist Ethik das Reich von Launen, also von persönlichen Emotionen, gesellschaftlichen Geboten und mystischen Offenbarungen – oder das Reich der Vernunft? Ist Ethik ein subjektiver Luxus – oder eine objektive Notwendigkeit?
In der traurigen Geschichte der menschlichen Ethik haben die Moralphilosophen – mit wenigen und erfolglosen Ausnahmen – Ethik als das Reich von Launen, des Irrationalen, angesehen. Einige taten es ausdrücklich und absichtlich, andere implizit und durch Unterlassung. Eine „Laune“ ist ein Wunsch, dessen Ursache man nicht kennt und um dessen Herkunft man sich nicht schert.
Kein Philosoph hat bisher eine rationale, objektiv beweisbare, wissenschaftliche Antwort auf die Frage gegeben, warum der Mensch einen Wertekodex braucht. Solange diese Frage unbeantwortet blieb, konnte kein rationaler, wissenschaftlicher, objektiver Wertekodex entdeckt oder definiert werden. Der größte aller Philosophen, Aristoteles, hielt Ethik nicht für eine exakte Wissenschaft; er gründete sein ethisches System auf Beobachtungen der edlen und weisen Menschen seiner Zeit, ohne die Frage zu beantworten, warum sie sich so verhielten und warum er sie für edel und weise hielt.
Die meisten Philosophen hielten die Existenz der Ethik für selbstverständlich, für eine gegebene historische Tatsache, und beschäftigten sich nicht mit der Entdeckung ihrer metaphysischen Ursache oder ihrer objektiven Stichhaltigkeit. Viele von ihnen versuchten das traditionelle Monopol des Mystizismus im Bereich der Ethik zu brechen und eine angeblich rationale, wissenschaftliche, nichtreligiöse Moral zu definieren. Doch ihre Versuche bestanden darin, sie aus gesellschaftlichen Gründen zu rechtfertigen und Gott lediglich durch Gesellschaft zu ersetzen.
Die bekennenden Mystiker hielten den willkürlichen, unergründlichen „Willen Gottes“ für den Maßstab des Guten und den Beweis ihrer Ethik. Die Neomystiker ersetzten ihn durch „das Wohl der Gesellschaft“ und endeten daher mit einer Zirkelschlussdefinition wie „der Maßstab des Guten ist das, was gut für die Allgemeinheit ist.“ Dies bedeutet als logische Folge – und heute in weltweiter Praxis – dass „die Gesellschaft“ über allen ethischen Prinzipien steht, da sie die Quelle, der Maßstab und das Kriterium für Moral ist, da „das Gute“ das ist, was sie will und was immer sie als ihr Wohlergehen und Vergnügen ausgibt. Dies würde bedeuten, dass „die Gesellschaft“ tun dürfte, was sie wollte, da „das Gute“ das ist, was immer sie will, weil sie es will. Und da es eine solche Entität wie „Gesellschaft“ nicht gibt, da eine Gesellschaft nur aus einer Anzahl individueller Menschen besteht, würde dies bedeuten, dass einige Menschen (die Mehrheit oder eine Gang, die sich als deren Sprecher ausgibt) ethisch dazu berechtigt wären, irgendwelchen Launen (oder Gräueltaten) nachzugehen, während andere moralisch dazu verpflichtet wären, lebenslang den Wünschen dieser Gang zu dienen.
Dies kann man kaum rational nennen, und doch haben die meisten Philosophen erklärt, dass die Vernunft gescheitert sei, dass Ethik außerhalb der Macht der Vernunft stehe, dass man keine rationale Ethik definieren könne, und dass der Mensch im Bereich der Ethik – in der Wahl seiner Werte, seiner Handlungen, seines Strebens und seiner Lebensziele – von etwas anderem als Vernunft geleitet werden müsse. Wovon? Glaube, Instinkt, Intuition, Offenbarung, Gefühl, Geschmack, Trieb, Wunsch, Laune. Heute wie damals stimmen die meisten Philosophen darin überein, dass der ultimative Maßstab der Ethik die Laune sei (sie nennen es „willkürliches Postulat“ oder „subjektive Entscheidung“ oder „gefühlsmäßige Verpflichtung“) – und es geht nur um wessen Laune? Die eigene oder die der Gesellschaft oder die des Diktators oder die Gottes?“ Worüber auch sonst sie sich uneinig sein mögen, die heutigen Moralphilosophen sind sich einig, dass Ethik ein subjektives Thema ist und dass die drei daraus ausgeschlossenen Sachen Vernunft, Verstand und Realität sind.
Wenn Sie sich wundern, warum die Welt heute immer mehr zur Hölle wird, so ist dies der Grund.
Wenn Sie die Zivilisation retten wollen, dann müssen Sie diese Prämisse der modernen – aber eigentlich urzeitlichen – Ethik bekämpfen.
Um die Grundprämisse einer Disziplin zu bekämpfen, muss man am Anfang beginnen. In der Ethik muss man mit der Frage beginnen: Was sind Werte? Und warum braucht der Mensch Werte?
Ein „Wert“ ist das, was man erlangen und/oder bewahren will. Der Begriff „Wert“ ist kein Grundsatz; er setzt eine Antwort auf die Frage „von Wert für wen und wofür?“ voraus. Er setzt eine Entität voraus, die in der Lage ist, ein Ziel angesichts einer Alternative zu erlangen. Wo es keine Alternative gibt, sind keine Ziele und Werte möglich.
Ich zitiere aus Galts Rede:
„Es gibt nur eine fundamentale Alternative im Universum: Sein oder Nichtsein – und sie gilt nur für eine einzige Art von Entitäten: Für lebende Organismen. Die Existenz von unbelebter Materie ist unbedingt, die Existenz von Leben ist es nicht; es hängt ab von einer bestimmten Handlungsweise. Materie ist unzerstörbar – ihre Form ändert sich, doch sie kann nicht aufhören zu existieren. Nur ein lebendiger Organismus sieht sich einer ständigen Alternative gegenüber: Leben oder Tod. Leben ist ein Prozess selbsterhaltenden und selbsterzeugten Handelns. Wenn ein Organismus dabei versagt, stirbt er; seine chemischen Bestandteile bleiben, doch das Leben hört auf zu existieren. Erst der Begriff ‚Leben‘ macht den Begriff ‚Wert‘ möglich. Nur für ein Lebewesen kann etwas gut oder böse sein.“
Um diesen Punkt völlig klar zu machen, versuchen Sie sich einen unsterblichen, unzerstörbaren Roboter vorzustellen, eine Entität, die sich bewegt und handelt, aber durch nichts beeinflusst wird, durch nichts verändert, nicht beschädigt, verletzt oder zerstört werden kann. Solch eine Entität könnte keine Werte haben; sie hätte nichts zu gewinnen oder zu verlieren; sie könnte nichts als für sich oder gegen sich ansehen, um ihr Wohlergehen zu fördern oder zu bedrohen, um ihre Interessen zu erfüllen oder zu verfehlen. Sie könnte keine Interessen oder Ziele haben.
Nur eine lebende Entität kann Ziele haben oder sie hervorbringen. Und nur ein lebender Organismus hat die Fähigkeit zu selbsterzeugter, zielgerichteter Handlung. Auf der physischen Stufe werden die Funktionen aller lebenden Organismen, von der simpelsten bis zur komplexesten – von der Energieversorgung in der einzelnen Zelle einer Amöbe bis zur Blutzirkulation im Körper des Menschen – vom Organismus selbst erzeugt und richten sich auf ein einziges Ziel: Die Aufrechterhaltung des eigenen Lebens.2
Das Leben eines Organismus hängt von zwei Faktoren ab: Dem Material oder Brennstoff, den es von außen, aus seiner körperlichen Umgebung benötigt, und von der Handlung seines eigenen Körpers, diesen Brennstoff richtig zu nutzen. Welcher Maßstab bestimmt, was in diesem Zusammenhang richtig ist? Der Maßstab ist das Leben des Organismus oder: Das, was der Organismus zum Überleben braucht.
In diesem Bereich gibt es für einen Organismus keine Wahlmöglichkeit: Das, was der Organismus zum Überleben braucht, wird definiert durch seine Natur, durch die Art von Entität, die er ist. Viele Variationen, viele Formen der Anpassung an seine Umgebung sind einem Organismus möglich, einschließlich der Möglichkeit, für eine Weile in einem verkrüppelten, behinderten oder kranken Zustand zu existieren. Doch die grundsätzliche Alternative seiner Existenz bleibt dieselbe: Wenn ein Organismus in den von seiner Natur geforderten Grundfunktionen scheitert – wenn das Protoplasma einer Amöbe aufhört, Nahrung zu assimilieren oder das Herz eines Menschen aufhört zu schlagen – stirbt der Organismus. In einem fundamentalen Sinn ist Stillstand die Antithese des Lebens. Leben kann nur durch einen fortwährenden Prozess selbsterhaltender Handlung existieren. Das Ziel dieser Handlung, der ultimative Wert, der, um bewahrt zu werden, in jedem Moment erlangt werden muss, ist das Leben des Organismus.
Ein ultimativer Wert ist jenes endgültige Ziel oder jener endgültige Zweck, zu welchem alle anderen Ziele die Mittel sind – und er bestimmt den Maßstab, nach dem alle untergeordneten Ziele bewertet werden. Das Leben eines Organismus ist sein Wertmaßstab: Was sein Leben fördert, ist das Gute, was es bedroht, ist das Böse.
Ohne ultimatives Ziel oder ultimativen Zweck kann es keine untergeordneten Ziele oder Zwecke geben: Eine Abfolge von Mitteln, die in unendlicher Folge einem nichtexistenten Zweck entgegenstreben, ist eine metaphysische und erkenntnistheoretische Unmöglichkeit. Nur ein ultimatives Ziel, ein Selbstzweck, macht die Existenz von Werten möglich. Metaphysisch gesehen ist Leben das einzige Phänomen, das ein Selbstzweck ist: Ein durch ein konstantes Vorgehen erlangter und bewahrter Wert. Erkenntnistheoretisch gesehen ist der Begriff „Wert“ abhängig und abgeleitet vom vorhergehenden Begriff „Leben“. „Werte“ und „Leben“ unabhängig voneinander zu diskutieren, ist schlimmer als ein Widerspruch in sich. „Erst der Begriff ‚Leben‘ macht den Begriff ‚Wert‘ möglich.“
Den Philosophen, die behaupten, dass zwischen ultimativen Werten oder Zwecken und den Tatsachen der Realität keine Beziehung hergestellt werden könne, möchte ich antworten, dass die Tatsache, dass lebendige Entitäten existieren und funktionieren, die Existenz von Werten und eines ultimativen Wertes bedingt, welcher für jede lebendige Entität das eigene Leben ist. Auf diese Weise wird die Gültigkeit von Werturteilen durch Bezugnahme auf die Tatsachen der Realität erreicht. Die Tatsache, dass eine lebendige Entität ist, bestimmt, was sie tun sollte. So viel zur Beziehung zwischen dem „Sein“ und dem „Sollen“.
Auf welche Weise entdeckt nun ein Mensch den Begriff „Wert“? Durch welche Mittel wird er sich der Frage „gut oder böse“ in seiner simpelsten Form überhaupt erst bewusst? Mittels der körperlichen Empfindungen von Freude oder Leid. Genau wie Empfindungen der erste Entwicklungsschritt eines menschlichen Bewusstseins im Reich der Erkenntnis sind, so sind sie der erste Schritt im Reich der Bewertung.
Die Fähigkeit, Freude oder Leid zu empfinden, ist dem menschlichen Körper angeboren; sie ist Teil seiner Natur, Teil der Art von Entität, die er ist. Er kann darüber nicht entscheiden und er hat keine Wahl über den Maßstab, der bestimmt, was ihm Freude oder Leid verursacht. Was ist sein Maßstab? Sein Leben.
Der Freude-Leid-Mechanismus im menschlichen Körper – und in den Körpern aller lebenden Organismen, die ein Bewusstsein besitzen – dient als automatischer Wächter des Lebens. Das physische Gefühl der Freude ist ein Signal, das anzeigt, dass der Organismus die richtige Vorgehensweise anwendet. Die physische Empfindung des Leids ist ein Warnsignal, das anzeigt, dass der Organismus die falsche Vorgehensweise anwendet, dass etwas die ordentliche Funktion seines Körpers beeinträchtigt, und es einer Handlung bedarf, um dies zu korrigieren. Das beste Beispiel dafür sind die seltenen außergewöhnlichen Fälle, bei denen Kinder ohne die Fähigkeit geboren werden, physischen Schmerz zu empfinden; solche Kinder überleben nicht lange; sie können nicht erkennen, was ihnen Schaden zufügen kann, und haben keinerlei Warnsignale. Daher kann ein kleiner Schnitt sich zu einer tödlichen Infektion entwickeln, oder eine Krankheit kann unentdeckt bleiben, bis es zu spät ist, sie zu bekämpfen.
Für die lebenden Organismen, die über Bewusstsein verfügen, ist dieses ihre Überlebensgrundlage.
Einfachere Organismen wie Pflanzen können mittels ihrer automatischen körperlichen Funktionen überleben. Die höheren Organismen wie Tiere und Menschen können es nicht: Ihre Bedürfnisse sind komplexer und ihr Aktionsradius ist größer. Automatisch können die physischen Funktionen ihrer Körper nur die Verwertung des Brennstoffs ausführen – sie können diesen Brennstoff aber nicht erlangen. Um ihn zu erlangen, brauchen die höheren Organismen die Fähigkeit des Bewusstseins. Eine Pflanze kann ihre Nahrung aus der Erde ziehen, in der sie wächst. Ein Tier muss sie jagen. Der Mensch muss sie produzieren.
Eine Pflanze hat keine Handlungsfreiheit; die von ihr verfolgten Ziele sind automatisch und angeboren und durch ihre Natur bestimmt. Nahrung, Wasser und Sonnenlicht sind die Werte, die zu suchen sie die Natur anhält. Ihr Leben ist der Wertmaßstab, der ihre Handlungen bestimmt. Es gibt Alternativen in den Bedingungen, die sie in ihrer Umwelt antrifft – wie Hitze oder Kälte, Dürre oder Überschwemmung – und es gibt bestimmte Handlungen, die sie ausüben kann, um widrigen Bedingungen zu trotzen, etwa die Fähigkeit einiger Pflanzen, unter einem Stein hervorzuwachsen und zu kriechen, um das Sonnenlicht zu erreichen. Doch wie auch immer die Bedingungen aussehen mögen, es gibt keine Alternative in den Funktionen einer Pflanze: Sie handelt automatisch, um ihr Leben zu fördern. Sie kann nicht als ihr eigener Zerstörer handeln.
Der Aktionsradius, den die höheren Organismen zum Überleben brauchen, ist größer: Er ist proportional zur Spanne ihres Bewusstseins. Die niederen der bewussten Arten besitzen nur die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung, welche ausreicht, um ihre Handlungen zu leiten und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Eine Sinneswahrnehmung wird produziert durch die automatische Reaktion eines Sinnesorgans auf einen Reiz aus der Außenwelt; sie hält nur solange an, wie der Reiz dauert und nicht länger. Sinneswahrnehmungen sind eine automatische Reaktion, eine automatische Form des Wissens, die ein Bewusstsein nicht suchen und der es nicht ausweichen kann. Ein Organismus, der nur die Fähigkeit der Sinneswahrnehmung besitzt, wird geleitet durch den Freude-Leid-Mechanismus seines Körpers, d.h. durch automatisches Wissen und einen automatischen Wertekanon. Sein Leben ist der Wertmaßstab, der seine Handlungen bestimmt. Innerhalb seines Aktionsradius handelt er automatisch um sein Leben zu fördern und kann nicht als sein eigener Zerstörer handeln.
Die höheren Organismen besitzen eine leistungsfähigere Form des Bewusstseins: Sie besitzen die Fähigkeit, Sinnesdaten abzuspeichern, ein Wahrnehmungsvermögen. Eine „Wahrnehmung“ ist eine Gruppe von Sinnesdaten, die automatisch gespeichert und im Gehirn eines lebenden Organismus integriert wird, was ihm die Fähigkeit verleiht, nicht nur bestimmten Reizen, sondern Entitäten, Dingen, gewahr zu werden. Ein Tier wird nicht nur geleitet von direkten Sinneseindrücken, sondern von Wahrnehmungen. Seine Handlungen sind nicht einzelne, direkte Antworten auf einzelne, separate Reize, sondern werden geleitet von einem integrierten Erkennen der wahrnehmbaren Realität, die es konfrontiert. Es kann die unmittelbar anwesenden wahrnehmbaren Gegenstände begreifen und automatische Wahrnehmungsverknüpfungen bilden – doch kann es nicht darüber hinausgehen. Es kann bestimmte Fähigkeiten für spezifische Situationen lernen, etwa zu jagen oder sich zu verstecken, was die Eltern höherer Tiere ihren Jungen beibringen. Doch ein Tier hat keine Wahl in Bezug auf das Wissen und die Fähigkeiten, die es erwirbt; es kann sie nur Generation für Generation wiederholen. Außerdem hat ein Tier keine Wahl in Bezug auf den Wertmaßstab, der seine Handlungen leitet: Seine Sinne stellen ihm einen automatischen Wertekanon zur Verfügung, ein automatisches Wissen darüber, was gut oder böse ist, was seinem Leben nützt oder es gefährdet. Ein Tier hat nicht die Fähigkeit, sein Wissen zu erweitern oder ihm auszuweichen. In Situationen, in denen sein Wissen unzureichend ist, stirbt es – wie z.B. ein Tier, das wie gelähmt vor einem herannahenden Zug auf den Schienen stehen bleibt. Doch solange es lebt, handelt ein Tier nach seinem Wissen, mit automatischer Gewissheit und ohne Entscheidungsfreiheit: Es kann sein eigenes Bewusstsein nicht aussetzen, es kann sich nicht entscheiden, nicht wahrzunehmen, es kann seinen Wahrnehmungen nicht ausweichen, es kann sein eigenes Wohl nicht ignorieren, es kann sich nicht entscheiden, das Böse zu wählen und als sein eigener Zerstörer zu handeln.
Der Mensch hat keinen automatischen Überlebenskodex. Er hat keine automatische Handlungsanleitung, keinen automatischen Wertekanon. Seine Sinne sagen ihm nicht automatisch, was gut oder böse für ihn ist, was sein Leben fördert oder es gefährdet, welche Ziele er verfolgen soll und durch welche Mittel sie erreicht werden können, von welchen Werten sein Leben abhängt oder welches Vorgehen es benötigt. Sein eigenes Bewusstsein muss die Antworten auf all diese Fragen entdecken – doch sein Bewusstsein funktioniert nicht automatisch. Der Mensch, die am höchsten entwickelte lebende Spezies auf Erden – das Wesen, dessen Bewusstsein eine grenzenlose Kapazität für den Erwerb von Wissen hat – der Mensch ist die einzige lebende Entität, die ohne Garantie geboren wird, bewusst zu bleiben. Der besondere Unterschied zu allen anderen lebenden Spezies ist die Tatsache, dass sein Bewusstsein willentlich ist.
Genauso wie die automatischen Werte, die die Funktionen einer Pflanze leiten, ausreichend für ihr Überleben sind, jedoch nicht für das eines Tieres, genauso sind die automatischen Werte, die ein sinnlich-wahrnehmender Bewusstseinsmechanismus einem Tier gibt, ausreichend, um ein Tier zu leiten – aber nicht ausreichend, um den Menschen zu leiten. Die Handlungen des Menschen und sein Überleben brauchen die Leitung durch begriffliche Werte, abgeleitet von begrifflichem Wissen. Doch begriffliches Wissen erwirbt man nicht automatisch.
Ein „Begriff“ ist eine geistige Integration von zwei oder mehr wahrgenommenen Gegenständen, welche durch einen Prozess der Abstraktion isoliert und mittels einer spezifischen Definition vereint werden. Jedes Wort der menschlichen Sprache (mit der Ausnahme von Eigennamen) bezeichnet einen Begriff, eine Abstraktion, die für eine unbegrenzte Anzahl von Gegenständen einer spezifischen Art steht. Durch die Organisation seines wahrgenommenen Materials in Begriffe, und dieser Begriffe in weitere und weitere Begriffe ist der Mensch fähig, eine unbegrenzte Menge an Wissen zu begreifen, abzuspeichern, zu identifizieren und zu integrieren – ein Wissen, das über die unmittelbaren Wahrnehmungen eines bestimmten, unmittelbaren Momentes hinausreicht. Die Sinnesorgane des Menschen funktionieren automatisch; das Gehirn des Menschen integriert seine Sinnesdaten automatisch in Wahrnehmungen; doch der Prozess, seine Wahrnehmungen in Begriffe zu integrieren – der Prozess der Abstraktion und der Begriffsbildung – ist nicht automatisch.
Der Prozess der Begriffsbildung besteht nicht bloß aus dem Begreifen von wenigen simplen Abstraktionen, wie „Stuhl“, „Tisch“, „heiß“, „kalt“ und aus dem Erlernen von Sprache. Er besteht aus einer Methode, sein Bewusstsein zu benutzen, die man am besten mit dem Wort „Begriffsbildung“ ausdrücken kann. Dies ist nicht der passive Zustand des Registrierens zufälliger Eindrücke. Es ist ein aktiv unterstützter Prozess der begrifflichen Identifizierung der eigenen Eindrücke, des Integrierens aller Ereignisse und aller Beobachtungen in einen begrifflichen Kontext, des Begreifens von Zusammenhängen, Unterschieden und Gemeinsamkeiten im eigenen Sinnesmaterial und des Abstrahierens dieser in neue Begriffe, des Herleitens, des Beobachtens, des Schlussfolgerns, des Stellens neuer Fragen, des Entdeckens neuer Antworten und der Erweiterung des Wissens in eine ständig wachsende Summe. Die Fähigkeit, die diesen Prozess leitet, das Vermögen, das mittels Begriffen arbeitet, ist der Verstand. Der Prozess ist das Denken.
Die Vernunft ist das Vermögen, das das Sinnesmaterial identifiziert und integriert. Sie ist eine Fähigkeit, zu deren Ausübung sich der Mensch entscheiden muss. Denken ist keine automatische Funktion. In jeder Stunde und jedem Bereich seines Lebens kann der Mensch denken oder dieser Anstrengung ausweichen. Denken erfordert einen Zustand der voll fokussierten Aufmerksamkeit. Die Handlung, sein Bewusstsein zu fokussieren, ist willentlich. Der Mensch kann seinen Geist aktiv und zielgerichtet auf die Realität fokussieren – oder er kann diesen Fokus aussetzen, in einem halbbewussten Dämmerzustand treiben, bloß auf irgendeinen Reiz des unmittelbaren Moments reagieren und der Gnade seines ungerichteten sinnlich-wahrnehmenden Mechanismus und zufälliger Assoziationen ausgeliefert sein.
Wenn der Mensch den Fokus seines Verstandes ausschaltet, kann man ihn in einem nichtmenschlichen Sinn des Wortes bewusst nennen, da er ja Sinnesdaten und Wahrnehmungen erlebt. Doch im Sinn des Wortes, wie es auf Menschen anwendbar ist – im Sinne eines Bewusstseins, welches sich der Realität bewusst ist und mit ihr umzugehen weiß, eines Bewusstseins, das fähig ist, die Handlungen für das Überleben eines menschlichen Wesens zu leiten – ist ein unfokussierter Geist nicht bewusst.
Psychologisch gesehen ist die Entscheidung „denken oder nicht“ die Wahl zwischen „fokussieren oder nicht“. Existentiell gesehen ist die Entscheidung „fokussieren oder nicht“ die Wahl zwischen „bewusst sein oder nicht“. Metaphysisch gesehen ist die Entscheidung „bewusst sein oder nicht“ die Wahl zwischen Leben oder Tod.
Bewusstsein ist für die Organismen, die es besitzen, die Überlebensgrundlage. Für den Menschen ist die Überlebensgrundlage der Verstand. Der Mensch kann nicht wie ein Tier durch die Leitung bloßer Wahrnehmungen überleben. Das Gefühl von Hunger wird ihm sagen, dass er Nahrung benötigt (falls er gelernt hat, es als „Hunger“ zu identifizieren), doch es wird ihm nicht sagen, wie er seine Nahrung erlangen kann oder welche Nahrung gut oder giftig für ihn ist. Ohne einen Denkprozess kann er nicht einmal seine simpelsten physischen Bedürfnisse befriedigen. Er braucht einen Denkprozess, um zu entdecken, wie man pflanzt und sein Essen anbaut oder wie man Waffen für die Jagd herstellt. Seine Wahrnehmung führt ihn vielleicht zu einer Höhle, wenn es eine gibt – doch um den simpelsten Unterschlupf zu bauen, braucht er einen Denkprozess. Weder Wahrnehmungen noch „Instinkte“ werden ihm sagen wie man Feuer macht, Stoff webt, Werkzeuge schmiedet, ein Rad oder ein Flugzeug baut, eine Blinddarmoperation durchführt, eine elektrische Glühbirne, eine Elektronenröhre oder einen Teilchenbeschleuniger baut oder eine Schachtel Streichhölzer produziert. Und doch hängt sein Leben von solchem Wissen ab – und nur ein willentlicher Akt seines Bewusstseins, ein Denkprozess, kann das leisten.
Aber die Verantwortung des Menschen geht noch weiter: Ein Denkprozess ist weder automatisch, noch „instinktiv“, noch unwillkürlich – noch unfehlbar. Der Mensch muss ihn initiieren, ihn aufrechterhalten und die Verantwortung für seine Ergebnisse tragen. Er muss entdecken, wie man zwischen wahr oder falsch unterscheiden und die eigenen Fehler korrigieren kann; er muss entdecken, wie er die Stichhaltigkeit seiner Begriffe, seiner Feststellungen und seines Wissens erkennen kann; er muss die Regeln des Denkens, die Gesetze der Logik, entdecken um damit sein Denken zu leiten. Die Natur gibt ihm keine automatische Garantie für die Wirksamkeit seiner geistigen Anstrengung.
Nichts ist dem Menschen auf der Erde gegeben, außer einem Potential und dem Material um es zu realisieren. Das Potential besteht aus einer überragenden Maschine: Seinem Bewusstsein; doch es ist eine Maschine ohne Zündkerze, eine Maschine deren eigener Wille ihre Zündkerze, ihr Anlasser und Fahrer sein muss; der Mensch muss entdecken, wie man sie benutzt und er selbst muss sie in ständiger Aktion halten. Das Material ist das gesamte Universum, ohne Grenzen für das Wissen, das er erwerben und die Lebensfreude, die er empfinden kann. Doch alles was er braucht oder begehrt, muss von ihm erlernt, entdeckt und produziert werden – durch seine eigene Entscheidung, durch seine eigene Anstrengung, durch seinen eigenen Verstand.
Ein Organismus, der nicht automatisch weiß, was wahr oder unwahr ist, kann nicht automatisch wissen, was richtig oder falsch ist, was für ihn gut oder böse ist. Und doch braucht er dieses Wissen um zu leben. Er ist nicht von den Gesetzen der Realität ausgenommen, er ist ein spezifischer Organismus mit einer spezifischen Natur, die spezifische Handlungen erfordert, um sein eigenes Leben zu erhalten. Er kann sein Überleben weder durch willkürliche Mittel, noch durch zufällige Bewegungen, blinde Triebe, Glück oder Launen erreichen. Das, was er zum Überleben braucht, wird bestimmt durch seine Natur und unterliegt nicht seiner Entscheidung. Seiner Entscheidung unterliegt nur, ob er es entdeckt oder nicht, ob er die richtigen Ziele und Werte wählt oder nicht. Er ist frei, die falsche Wahl zu treffen – aber nicht frei, damit Erfolg zu haben. Er ist frei, der Realität auszuweichen, er ist frei, seinen geistigen Fokus auszuschalten und blind jeden beliebigen Weg entlang zu stolpern – doch er ist nicht frei, den Abgrund zu umgehen, den er sich zu sehen weigert. Wissen ist für jeden bewussten Organismus die Überlebensgrundlage; für ein lebendiges Bewusstsein, impliziert jedes „ist“ ein „sollte“. Dem Menschen ist es freigestellt, sich zu entscheiden, nicht bewusst zu sein – aber es ist ihm nicht freigestellt, der Strafe der Bewusstlosigkeit zu entkommen: Der Zerstörung. Der Mensch ist die einzige lebende Spezies, die die Macht hat, als ihr eigener Zerstörer zu handeln – und so hat der Mensch in seiner Geschichte meistens gehandelt.
Welches sind also die richtigen Ziele, die der Mensch verfolgen sollte? Welches sind die Werte, die er zum Überleben benötigt? Das ist die Frage, die durch die Wissenschaft der Ethik beantwortet werden muss. Und darum, meine Damen und Herren, braucht der Mensch einen Moralkodex.
Jetzt können Sie die Bedeutung von Lehren einschätzen, die Ihnen sagen, dass Ethik das Reich des Irrationalen sei, dass die Vernunft das Leben des Menschen nicht leiten könne, dass seine Ziele und Werte durch Abstimmung oder nach Laune bestimmt werden sollten – dass Ethik nichts mit der Realität, mit dem Dasein oder mit praktischen Handlungen und Angelegenheiten zu tun habe – oder dass das Ziel der Ethik jenseits des Grabes liege, dass die Toten Ethik bräuchten, nicht aber die Lebenden.
Ethik ist kein mystisches Hirngespinst und keine gesellschaftliche Konvention – und ebenso wenig ist sie ein entbehrlicher, subjektiver Luxus, den man abschalten oder in einem Notfall wegwerfen kann. Ethik ist eine objektive metaphysische Notwendigkeit des menschlichen Überlebens – nicht aufgrund des Übernatürlichen, Ihrer Nachbarn oder Ihrer Launen, sondern aufgrund der Realität und der Natur Ihres Lebens.
Ich zitiere aus Galts Rede:
„Man hat den Menschen ein vernünftiges Wesen genannt, doch Vernunft ist eine Sache der eigenen Entscheidung. Seine Natur stellt den Menschen vor die Alternative: Vernünftiges Wesen oder selbstmörderische Kreatur. Er muss entscheiden, ob er Mensch sein will; er muss entscheiden, ob er sein Leben für einen Wert halten will; er muss entscheiden, ob er lernen will, es zu erhalten; er muss entscheiden, ob er die Werte, die es erfordert, entdecken und seine Tugenden üben will.
Ein Wertekanon, für den man sich entscheidet, ist ein Moralkodex.“
Der Wertmaßstab der objektivistischen Ethik – der Maßstab, an dem man misst, was gut oder böse ist – ist das Leben des Menschen; oder: Das, was für das Überleben des Menschen als Mensch erforderlich ist.
Da die Vernunft die menschliche Überlebensgrundlage ist, ist das, was geeignet für das Leben eines rationalen Wesens ist, das Gute – das, was es negiert, behindert oder zerstört, das Böse.
Da alles, was der Mensch braucht, von seinem eigenen Verstand entdeckt und von seiner eigenen Anstrengung produziert werden muss, sind die beiden für ein rationales Wesen unentbehrlichen Voraussetzungen zum Überleben Denken und produktive Arbeit.
Falls einige Menschen sich entscheiden, nicht zu denken und stattdessen wie trainierte Tiere durch Imitieren und Wiederholen zu überleben, durch die Routine von Lauten und Bewegungen, die sie von anderen gelernt haben, aber nie die Anstrengung unternehmen, ihre eigene Arbeit zu verstehen, so bleibt es trotzdem wahr, dass ihr Überleben nur durch jene ermöglicht wird, die sich entschieden haben zu denken und die Bewegungen entdeckten, die diese wiederholen. Das Überleben solcher geistigen Schmarotzer hängt vom Zufall ab; ihr unfokussierter Geist ist unfähig zu wissen, wen man imitieren und wessen Bewegungen man folgen soll. Solche Menschen folgen jedem Zerstörer auf dem Weg in den Abgrund, wenn er ihnen verspricht, die Verantwortung zu übernehmen, der sie ausweichen: Der Verantwortung, bewusst zu sein.
Falls einige Menschen versuchen, mittels nackter Gewalt, Betrug, Raub, Täuschung oder Versklavung der produktiven Menschen zu überleben, so bleibt es trotzdem wahr, dass ihr Überleben nur durch ihre Opfer ermöglicht wird – nur durch die Menschen, die sich entschieden haben zu denken und die Güter zu produzieren, die die Räuber dann an sich reißen. Solche Räuber sind Schmarotzer, die unfähig sind zu überleben. Sie existieren durch die Zerstörung derer, die dazu fähig sind und einen Weg verfolgen, der für den Menschen angemessen ist.
Die Menschen, die versuchen, nicht durch den Verstand, sondern durch Gewalt zu überleben, versuchen durch die Lebensweise von Tieren zu überleben. Doch genauso wie Tiere nicht in der Lage wären, mit der Lebensweise von Pflanzen zu überleben, indem sie die Fortbewegung aufgeben und darauf warten, dass die Erde sie ernährt, genauso können Menschen nicht überleben mit dem Versuch, die Lebensweise von Tieren nachzuahmen, indem sie ihren Verstand aufgeben und auf produktive Menschen zählen, die ihnen als Beute dienen sollen. Solche Räuber mögen ihre Ziele für den Augenblick erreichen, zum Preis der Zerstörung: Der Zerstörung ihrer Opfer und ihrer eigenen. Als Beweis biete ich Ihnen jeden beliebigen Kriminellen oder jede beliebige Diktatur.
Der Mensch kann nicht wie ein Tier durch Handeln von Minute zu Minute überleben. Das Leben eines Tieres besteht aus einer Serie einzelner immer wiederkehrender Zyklen, wie dem Zyklus des Ausbrütens der Jungen oder dem Anlegen von Nahrungsvorräten für den Winter. Das Bewusstsein eines Tieres kann seine gesamte Lebensspanne nicht integrieren; sein Bewusstsein kann das Tier nur so und so weit führen, dann muss das Tier den Zyklus ohne Beziehung zur Vergangenheit von vorne beginnen. Das Leben des Menschen ist ein kontinuierliches Ganzes: Jeder Tag, jedes Jahr und jedes Jahrzehnt seines Lebens trägt die Summe aller vergangenen Tage in sich, im Guten wie im Schlechten. Er kann seine Entscheidungen ändern, er ist frei, die Richtung seines Weges zu ändern, er ist sogar in vielen Fällen frei, für die Konsequenzen seiner Vergangenheit Buße zu tun – doch er ist nicht frei, ihnen zu entkommen oder sein Leben ungestraft von Minute zu Minute zu leben, wie ein Tier, ein Playboy oder ein Gangster. Wenn er erfolgreich überleben will, wenn seine Handlungen nicht auf die eigene Zerstörung abzielen sollen, muss der Mensch seinen Weg, seine Ziele und seine Werte im Kontext eines ganzen Lebens wählen. Gefühle, Wahrnehmungen, Triebe oder „Instinkte“ können das nicht leisten; nur der Verstand kann das.
Dies ist die Bedeutung der Definition „was für das Überleben des Menschen qua Mensch erforderlich ist.“ Sie bedeutet nicht momentanes oder bloßes physisches Überleben. Sie bedeutet nicht das momentane physische Überleben eines hirnlosen Untiers, das darauf wartet, von einem anderen Untier den Schädel eingeschlagen zu bekommen. Sie bedeutet nicht das momentane oder das rein physische Überleben einer kriechenden Ansammlung von Muskeln, die willens ist, jede Bedingung zu akzeptieren, jedem Gangster zu gehorchen und alle Werte für das „Überleben um jeden Preis“ aufzugeben, was eine Woche oder ein Jahr dauern kann – oder auch nicht. „Das Überleben des Menschen qua Mensch“ meint die Bedingungen, Methoden, Umstände und Ziele, die ein rationales Wesen für sein gesamtes Leben braucht – in allen Aspekten, die seiner Entscheidung unterliegen.
Der Mensch kann nicht als etwas anderes als ein Mensch überleben. Er kann seine Überlebensgrundlage, seinen Verstand, aufgeben, er kann sich in eine unmenschliche Kreatur verwandeln und er kann sein Leben zu einer kurzen Periode der Agonie machen – genau wie sein Körper für eine Weile im Prozess der Auflösung durch Krankheit existieren kann. Aber er kann als ein unmenschliches Wesen nur darin erfolgreich sein, etwas Unmenschliches zu erreichen – wie es die vernunftfeindlichen Perioden der Geschichte mit all ihren Gräueln demonstrieren können. Der Mensch muss sich entscheiden, ein Mensch zu sein – und die Aufgabe der Ethik besteht darin, ihn zu lehren, wie man als Mensch lebt.
Die objektivistische Ethik betrachtet das Leben des Menschen als den Wertmaßstab – und das eigene Leben als den ethischen Zweck eines jeden individuellen Menschen.
Der Unterschied zwischen „Maßstab“ und „Zweck“ in diesem Kontext ist folgender: Ein „Maßstab“ ist ein abstraktes Prinzip, das als Eichstrich dient, um die Entscheidungen beim Erlangen eines spezifischen Zwecks zu leiten.
„Das, was für das Überleben des Menschen qua Mensch erforderlich ist“, ist ein abstraktes Prinzip, das für jeden individuellen Menschen gilt. Die Aufgabe, dieses Prinzip auf einen konkreten, spezifischen Zweck anzuwenden – den Zweck des für ein rationales Wesen angemessenen Lebens –, gilt für jeden individuellen Menschen, und das Leben, das er leben muss, ist sein eigenes.
Der Mensch muss seine Handlungen, Werte und Ziele nach einem Maßstab wählen, der auf den Menschen passt – um den ultimativen Wert, den Selbstzweck, zu erreichen, zu erlangen, zu erfüllen und zu genießen: das eigene Leben.
Ein Wert ist das, was man erlangen und/oder erhalten will – Tugend ist die Handlung, durch die man ihn erlangt und/oder erhält. Die drei Kardinalwerte der objektivistischen Ethik, die drei Werte, die zusammen die Verwirklichung des ultimativen Wertes – des eigenen Lebens – und die Mittel dazu sind, lauten: Vernunft, Zielstrebigkeit und Selbstachtung, mit ihren drei dazugehörigen Tugenden: Rationalität, Produktivität und Stolz.
Produktive Arbeit ist der zentrale Zweck im Leben eines rationalen Menschen, der zentrale Wert, der die Hierarchie aller seiner sonstigen Werte integriert und bestimmt. Vernunft ist die Quelle, die Voraussetzung seiner produktiven Arbeit – Stolz ist das Resultat.
Rationalität ist die Grundtugend des Menschen, die Quelle all seiner anderen Tugenden. Das Grundübel des Menschen, die Quelle all seiner Übel, ist der Akt, den Fokus seines Geistes auszuschalten – die Aussetzung seines Bewusstseins, was nicht Blindheit ist, sondern die Weigerung, etwas sehen zu wollen, nicht Unwissenheit, sondern die Weigerung, etwas wissen zu wollen. Irrationalität ist die Ablehnung des Mittels zum Überleben und ist daher der Weg zu blinder Zerstörung: Das, was verstandesfeindlich ist, ist lebensfeindlich.
Die Tugend der Rationalität bedeutet, dass man den Verstand als einzige Wissensquelle, als einzigen Richter über Werte und als einzige Handlungsanleitung akzeptiert. Rationalität bedeutet die Verpflichtung zu einem Zustand der vollen, bewussten Aufmerksamkeit, der Aufrechterhaltung des vollen geistigen Fokus in allen Bereichen, in allen Entscheidungen und zu jeder Zeit. Sie bedeutet eine Verpflichtung zur vollen Wahrnehmung der Realität im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und zur ständigen, aktiven Erweiterung der eigenen Wahrnehmung, d.h. des eigenen Wissens. Sie bedeutet eine Verpflichtung zur Realität der eigenen Existenz, d.h. zu dem Prinzip, dass alle Ziele, Werte und Handlungen in der Realität stattfinden und dass man daher nie einen Wert oder einen Gedanken über die eigene Wahrnehmung der Realität stellen darf. Sie bedeutet eine Verpflichtung zu dem Prinzip, dass alle Überzeugungen, Werte, Ziele, Wünsche und Handlungen auf einem Denkprozess basieren, von ihm abgeleitet, durch ihn gewählt und durch ihn belegt werden müssen – einem so präzisen und gewissenhaften Denkprozess, einer so unnachgiebigen Anwendung von Logik, wie die eigenen Fähigkeiten es erlauben. Rationalität bedeutet, dass man die Verantwortung für die Bildung eigener Urteile übernimmt und man durch die Arbeit des eigenen Verstandes lebt (was die Tugend der Unabhängigkeit ist). Sie bedeutet, dass man die eigenen Überzeugungen niemals den Meinungen oder Wünschen anderer opfern darf (was die Tugend der Integrität ist), dass man nie versuchen darf, die Wirklichkeit in irgendeiner Form zu verdrängen (was die Tugend der Ehrlichkeit ist), dass man nie das Unverdiente suchen oder gewähren darf, weder materiell noch geistig (was die Tugend der Gerechtigkeit ist). Sie bedeutet, dass man sich nie Wirkungen ohne Ursachen wünschen darf und dass man nie etwas verursachen darf, ohne die volle Verantwortung für die Folgen zu übernehmen, dass man nie wie ein Zombie, d.h. ohne Kenntnis der eigenen Ziele und Motive handeln darf, dass man nie außerhalb eines Kontextes Entscheidungen treffen, Überzeugungen bilden oder Werte suchen darf, d.h. außerhalb von oder im Widerspruch zur integrierten Gesamtsumme des eigenen Wissens, und dass man vor allem niemals versuchen darf, mit Widersprüchen durchzukommen. Rationalität bedeutet die Ablehnung aller Formen des Mystizismus, d.h. jeder Inanspruchnahme irgendeiner nichtsinnlichen, nichtrationalen, undefinierbaren übernatürlichen Wissensquelle. Sie bedeutet eine Verpflichtung zur Vernunft, nicht als sporadische Laune in Einzelfällen oder speziellen Notlagen, sondern als permanente Lebensweise.
Die Tugend der Produktivität ist die Anerkennung der Tatsache, dass produktive Arbeit der Prozess ist, durch den der Verstand das Leben des Menschen aufrechterhält, der Prozess, der den Menschen von der Notwendigkeit befreit, sich wie ein Tier an seine Umwelt anzupassen und ihm die Macht gibt, seine Umwelt an sich anzupassen. Produktive Arbeit ist der Weg zu unbegrenztem Erfolg und verlangt die höchsten Charaktereigenschaften des Menschen: Seinen Schöpfergeist, seinen Ehrgeiz, sein Durchsetzungsvermögen, seine Weigerung, Fehlschläge hinzunehmen und seine Entschlossenheit, die Erde nach dem Bild seiner Werte neu zu gestalten. „Produktive Arbeit“ bedeutet nicht die gedankenlose Ausführung irgendeines Berufs. Sie bedeutet das bewusst gewählte Streben nach einer produktiven Laufbahn in einer rationalen Unternehmung, groß oder bescheiden, auf jeder Stufe der Leistungsfähigkeit. Nicht der Grad der Fähigkeit oder der Umfang der Arbeit sind hier ethisch relevant, sondern die vollste und zweckmäßigste Ausübung des eigenen Verstandes.
Die Tugend des Stolzes ist die Anerkennung der Tatsache, dass „der Mensch die charakterlichen Werte, die sein Leben erhaltenswert machen, ebenso schaffen muss wie die physischen Werte, die er zum Erhalt seines Lebens benötigt; dass der Mensch seine Seele ebenso wie seinen Reichtum aus eigener Kraft erschaffen muss“ („Der Streik“). Die Tugend des Stolzes kann am besten mit dem Begriff „moralischer Ehrgeiz“ beschrieben werden. Sie bedeutet, dass man sich das Recht verdienen muss, sich selbst durch Erreichen der eigenen moralischen Vollkommenheit als höchsten Wert anzusehen – was man dadurch erreicht, dass man nie einen Kodex irrationaler Werte annimmt, der unmöglich zu praktizieren ist und man es niemals unterlassen darf, die Werte zu praktizieren, die man als rational erkannt hat; dass man niemals eine unverdiente Schuld annehmen oder eine verdienen sollte, oder, wenn man sie verdient hat, sie niemals unberichtigt lässt; dass man sich nie passiv seinen Charakterfehlern hingibt; dass man niemals eine Sache, einen Wunsch, eine Angst oder eine augenblickliche Laune über die Wirklichkeit der eigenen Selbstachtung stellt. Und vor allem bedeutet sie die Zurückweisung der Rolle eines Opfertieres, die Zurückweisung jeder Lehre, die Selbstopferung als moralische Tugend oder Pflicht predigt.
Das gesellschaftliche Grundprinzip der objektivistischen Ethik lautet, dass, so wie das Leben ein Selbstzweck ist, jeder lebende Mensch ein Selbstzweck und nicht das Mittel für die Zwecke oder das Wohlergehen anderer ist. Es bedeutet somit, dass der Mensch um seiner selbst willen leben muss und weder sich selbst für andere noch andere für sich opfert. Um seiner selbst willen leben bedeutet, dass das eigene Glück der höchste moralische Zweck des Menschen ist.
In psychologischer Hinsicht wird das Bewusstsein mit der Frage des Überlebens nicht in Form von „Leben oder Tod“ konfrontiert, sondern in Form von „Freude oder Leid“. Freude ist der Zustand erfolgreichen Lebens. Leid ist das Warnsignal des Scheiterns und des Todes. So wie der Freude-Schmerz-Mechanismus des Körpers ein automatischer Indikator des Wohles oder des Schmerzes ist, ein Barometer der grundlegenden Alternative von Leben oder Tod, so ist der emotionale Mechanismus des Bewusstseins darauf geeicht, dieselbe Funktion auszuführen – wie ein Barometer, das die gleiche Alternative mittels zweier Gefühle registriert: Freude oder Leid. Gefühle sind die automatischen Resultate der vom Unterbewusstsein integrierten Werturteile des Menschen; Gefühle sind Einschätzungen dessen, was die Werte des Menschen fördert oder bedroht, was für oder gegen ihn ist – Blitzrechner, die ihm die Summe seines Gewinns oder Verlustes ausgeben.
Doch während der auf dem physischen Freude-Schmerz-Mechanismus operierende Wertmaßstab des Menschen automatisch und angeboren und durch die Natur seines Körpers bestimmt ist, ist es der den emotionalen Mechanismus leitende Wertmaßstab nicht. Da der Mensch kein automatisches Wissen besitzt, kann er keine automatischen Werte haben; da er keine angeborenen Ideen hat, kann er keine angeborenen Werturteile haben.
Der Mensch wird sowohl mit einem emotionalen als auch mit einem kognitiven Mechanismus geboren; doch sind beide bei Geburt „Tabula rasa“. Das Erkenntnisvermögen des Menschen, sein Geist, bestimmt den Inhalt beider. Der emotionale Mechanismus des Menschen ist wie ein Computer, den der Verstand programmieren muss – und das Programm besteht aus den Werten, die sein Geist wählt.
Aber da die Arbeit des Geistes nicht automatisch ist, sind die Werte des Menschen – wie all seine Prämissen – entweder das Produkt seines Denkens oder seiner Unterlassung: Der Mensch wählt seine Werte durch einen bewussten Denkprozess – oder akzeptiert sie durch dessen Unterlassung, durch unterbewusste Assoziationen, durch Glaube, durch jemandes Autorität, durch eine Form gesellschaftlicher Osmose oder blinder Imitation. Die Gefühle eines Menschen werden durch seine Prämissen produziert, seien sie nun bewusst oder unterbewusst, explizit oder implizit.
Die Fähigkeit, zu fühlen, dass etwas gut oder böse für ihn ist, unterliegt nicht der Entscheidungsfreiheit des Menschen – doch was er für gut oder böse halten wird, was ihm Freude oder Schmerz geben wird, was er lieben oder hassen, begehren oder fürchten wird, hängt von seinem Wertmaßstab ab. Wenn er irrationale Werte wählt, verwandelt er seinen emotionalen Mechanismus von seinem Beschützer zu seinem Zerstörer. Das Irrationale ist das Unmögliche; es widerspricht den Tatsachen der Realität; Tatsachen können nicht durch einen Wunsch verändert werden, doch sie können den Wünschenden zerstören. Wenn ein Mensch Widersprüche wünscht und verfolgt – wenn er seinen Kuchen behalten und ihn gleichzeitig essen will – löst er sein Bewusstsein auf; er verwandelt sein Innenleben zu einem Bürgerkrieg blinder Mächte, die in dunklen, unzusammenhängenden, sinnlosen Konflikten verstrickt sind (was heute bezeichnenderweise der innere Zustand der meisten Menschen ist).
Glück ist der Bewusstseinszustand, der aus der Erlangung der eigenen Werte folgt. Wenn ein Mensch produktive Arbeit wertschätzt, ist sein Glück der Maßstab seines Erfolges im Dienste seines Lebens. Aber wenn ein Mensch Zerstörung wertschätzt, wie ein Sadist, oder Selbstzerstörung, wie ein Masochist, oder Leben jenseits des Grabes, wie ein Mystiker, oder sinnlose „Kicks“, wie der Fahrer eines Rennwagens, so ist sein angebliches Glück der Maßstab seines Erfolges im Dienste der eigenen Zerstörung. Ergänzend muss hier gesagt werden, dass man den emotionalen Zustand all dieser Irrationalisten nicht wirklich als Glück oder Freude ansehen kann: Es ist bloß ein Moment der Erleichterung von ihrem chronischen Angstzustand.
Weder Leben noch Glück können durch das Streben nach irrationalen Launen erlangt werden. Genau wie es dem Menschen freigestellt ist, durch zufällige Mittel überleben zu wollen, sei es als Schmarotzer, als Schnorrer oder als Räuber, es ihm aber nicht freigestellt ist, damit über die Dauer des Augenblickes Erfolg zu haben, genauso ist es ihm freigestellt, sein Glück in irrationalen Betrügereien, in Launen, Trugschlüssen oder hirnlosen Ausflüchten vor der Wirklichkeit zu suchen, aber nicht freigestellt, damit über die Dauer des Augenblickes hinaus Erfolg zu haben oder den Konsequenzen zu entkommen. Ich zitiere aus Galts Rede: „Glück ist widerspruchsfreie Freude; Freude ohne Schuld und Reue; Freude, die nicht unvereinbar ist mit euren Werten und die nicht eurer Zerstörung dient… Glück ist nur möglich für einen rationalen Menschen, einen Menschen, der nur rationale Ziele erstrebt, nur rationale Werte sucht und seine Freude nur in rationalem Handeln findet.“
Die Aufrechterhaltung des Lebens und das Streben nach Glück sind nicht zwei separate Bereiche. Das eigene Leben als höchsten Wert und das eigene Glück als höchsten Zweck anzusehen, sind zwei Aspekte der gleichen Leistung. Existenziell gesehen ist das Streben nach rationalen Zielen die Aufrechterhaltung des eigenen Lebens; psychologisch gesehen ist das Resultat, die Belohnung und seine Begleiterscheinung ein Zustand des Glücks. Durch das Empfinden von Glück lebt man sein Leben, in jeder Stunde, jedem Jahr, der gesamten Lebensspanne. Und wenn man den Zustand des reinen Glücks erfährt, der ein Selbstzweck ist – der Zustand, der einen denken lässt: „Dafür lohnt es sich zu leben“ – dann begrüßt und bejaht man emotional die metaphysische Tatsache, dass das Leben ein Selbstzweck ist.
Aber die Beziehung von Ursache und Wirkung kann nicht umgekehrt werden. Nur wenn man „menschliches Leben“ als Grundsatz vertritt und nach den rationalen Werten strebt, die dafür nötig sind, kann man Glück erreichen – nicht wenn man „Glück“ als undefinierten, unreduzierbaren Grundsatz vertritt und dann versucht, nach dessen Führung zu leben. Wenn du das erreichst, was nach einem rationalen Wertmaßstab gut ist, wird es dich zwangsläufig glücklich machen; aber das, was dich nach einem undefinierten emotionalen Maßstab glücklich macht, ist nicht zwangsläufig das Gute. Wenn man „das, was dich glücklich macht“ als Handlungsanleitung hat, bedeutet das, nur durch die eigenen emotionalen Launen geleitet zu werden. Gefühle sind keine Werkzeuge der Wahrnehmung; von Launen geleitet zu werden – von Wünschen, deren Ursprung, Wesen und Bedeutung man nicht kennt – bedeutet, sich zu einem blinden Roboter zu machen, der von unerkennbaren Dämonen (den eigenen Ausflüchten) betrieben wird – zu einem Roboter, der mit seinem Kopf durch die Wand will, die er sich zu sehen weigert.
Dies ist der Trugschluss im Hedonismus – in jeder Variante des ethischen Hedonismus, sei er persönlich oder gesellschaftlich, individuell oder kollektiv. „Glück“ kann nur der Zweck der Ethik sein, aber nicht der Maßstab. Die Aufgabe der Ethik besteht darin, den richtigen Wertekanon des Menschen zu definieren und ihm somit die Mittel in die Hand zu geben, Glück zu erreichen. Die Aussage der hedonistischen Ethik, „der richtige Wert ist das, was immer dir Freude bereitet“, ist identisch mit „der richtige Wert ist, was immer dir beliebt“ – was ein Akt intellektueller und philosophischer Abdankung ist, der bloß die Überflüssigkeit der Ethik proklamiert und alle Menschen einlädt, die Sau rauszulassen.
Die Philosophen, die versuchten, einen angeblich rationalen Moralkodex zu definieren, ließen dem Menschen nur eine Wahl zwischen Launen: Das „egoistische“ Streben nach den eigenen Launen (wie die Ethik Nietzsches) oder „selbstloser“ Dienst an den Launen anderer (wie die Ethik von Bentham, Mill, Comte und allen gesellschaftlichen Hedonisten, ob sie dem Menschen nun erlauben, seine eigenen Launen denen Millionen anderer anzuschließen oder ihm anrieten, sich in einen völlig selbstlosen „Shmoo“ zu verwandeln, der gerne von anderen gefressen werden möchte).3
Wenn man einen „Wunsch“ ungeachtet seiner Natur oder seiner Ursache als ethischen Grundsatz und die Befriedigung jedweder Wünsche als ethisches Ziel akzeptiert (wie etwa „das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl“), gibt es für Menschen keine andere Wahl als einander zu hassen, zu fürchten und zu bekämpfen, weil ihre Wünsche und Interessen zwangsläufig kollidieren. Wenn „Wunsch“ der ethische Maßstab ist, ist der Wunsch des einen, zu produzieren und der Wunsch eines anderen, ihn auszurauben, von gleicher ethischer Gültigkeit; dann ist der Wunsch des einen, frei zu sein und der Wunsch eines anderen, ihn zu versklaven, von gleicher ethischer Gültigkeit; ebenso der Wunsch des einen, für seine Tugenden geliebt und bewundert zu werden, und der Wunsch eines anderen nach unverdienter Liebe und unverdienter Bewunderung. Und falls die Nichterfüllung irgendeines Wunsches ein Opfer darstellt, dann wird ein Mann, der ein Auto besitzt und dessen beraubt wird, geopfert, genauso wie der Mann, der ein Auto will oder „erstrebt“, das der Eigentümer ihm nicht geben will – und diese beiden „Opfer“ haben dann den gleichen ethischen Status. Wenn dem so ist, dann hat der Mensch nur die Wahl, zu rauben oder beraubt zu werden, zu zerstören oder zerstört zu werden, andere seinen Wünschen zu opfern oder sich selbst den Wünschen anderer zu opfern; dann besteht die einzige Alternative für den Menschen darin, ein Sadist oder ein Masochist zu sein.
Der moralische Kannibalismus aller hedonistischen und altruistischen Lehren liegt in der Prämisse, dass das Glück des Einen das Leid des anderen bedingt.
Heute halten die meisten Menschen diese Prämisse für etwas Absolutes, das nicht hinterfragt werden darf. Und wenn man vom Recht des Menschen spricht, nur für sich selbst, für sein eigenes rationales Selbstinteresse zu leben, nehmen die meisten Leute automatisch an, dass dieser von seinem Recht spräche, andere zu opfern. Solch eine Annahme ist ein Bekenntnis ihres eigenen Glaubens, dass es im Eigeninteresse eines Menschen läge, andere zu verletzen, zu versklaven, auszurauben oder zu ermorden – weshalb man diesem Eigeninteresse selbstlos entsagen müsse. Auf die Idee, dass dem Selbstinteresse des Menschen nur durch eine Beziehung ohne Opfer gedient werden kann, sind diese humanitären Apostel der Uneigennützigkeit, die behaupten, die Brüderlichkeit aller Menschen sei ihre Absicht, nie gekommen. Und weder sie noch irgendjemand wird darauf kommen, solange wie der Begriff „rational“ aus dem Kontext von „Werten“, „Wünschen“, „Selbstinteresse“ und Ethik ausgelassen wird.
Die objektivistische Ethik vertritt stolz den rationalen Egoismus – was bedeutet: Die Werte, die für das menschliche Überleben als Mensch erforderlich sind – nicht die Werte, die von den Sehnsüchten, Gefühlen, Wünschen oder Bedürfnissen irrationaler Wilder produziert werden, die nie über die urzeitliche Praxis von Menschenopfern hinausgewachsen sind, nie eine Industriegesellschaft entdeckt haben und sich kein anderes Eigeninteresse vorstellen können, als sich alles zu greifen, was gerade nicht niet- und nagelfest ist.
Die objektivistische Ethik besagt, dass das menschliche Wohl keine Menschenopfer erfordert und nicht dadurch erreicht werden kann, dass irgendjemand geopfert wird. Sie besagt, dass die rationalen Interessen der Menschen nicht kollidieren – dass es keinen Interessenkonflikt zwischen Menschen gibt, die nicht das Unverdiente suchen, die weder Opfer bringen noch annehmen, die miteinander als Händler umgehen und Werte austauschen.
Das Prinzip des Handels ist das einzige rationale moralische Prinzip für alle menschlichen Beziehungen, ob nun persönlich oder gesellschaftlich, privat oder öffentlich, geistig oder materiell. Es ist das Prinzip der Gerechtigkeit.
Ein Händler ist ein Mensch, der verdient, was er bekommt und das Unverdiente weder gibt noch annimmt. Er behandelt Menschen nicht als Herren oder Sklaven, sondern als unabhängige ebenbürtige Entitäten. Er handelt mit Menschen durch freien, freiwilligen, ungezwungenen Austausch – ein Austausch, der beiden Parteien nach ihrem unabhängigen Urteil Nutzen bringt. Ein Händler erwartet nicht, für seine Fehler, sondern nur für seine Leistungen bezahlt zu werden. Er lädt anderen nicht die Last seiner Fehler auf und er verpfändet sein Leben nicht dadurch, dass er sich an die Fehler anderer bindet.
Im geistigen Bereich (mit „geistig“ meine ich: Das menschliche Bewusstsein betreffend) sieht das Medium oder die Währung anders aus, aber das Prinzip ist dasselbe. Liebe, Freundschaft, Respekt und Bewunderung sind die emotionalen Antworten eines Menschen auf die Tugenden eines anderen, die geistige Bezahlung im Austausch für die persönliche, eigennützige Freude, die ein Mensch aus den charakterlichen Tugenden eines anderen zieht. Nur ein Untier oder ein Altruist würden behaupten, dass die Wertschätzung der Tugenden einer Person ein Akt der Selbstlosigkeit ist, dass es in Bezug auf das eigene egoistische Interesse keinen Unterschied macht, ob man es mit einem Genie oder einem Idioten zu tun hat, ob man sich mit einem Vorbild oder einen Nichtsnutz abgibt, ob man eine ideale Frau oder eine Schlampe heiratet. Im geistigen Bereich ist ein Händler ein Mensch, der nicht danach strebt, für seine Schwächen oder seine Fehler geliebt zu werden, sondern nur für seine Tugenden, und der seine Liebe nicht den Schwächen oder Fehlern anderer zuteilwerden lässt, sondern nur ihren Tugenden.
Lieben heißt schätzen. Nur ein rational egoistischer Mensch, ein Mensch mit Selbstachtung, ist zu Liebe fähig – weil er der einzige Mensch ist, der feste, beständige, kompromisslose, unverfälschte Werte vertreten kann. Wer sich selbst nicht schätzt, kann nichts und niemanden schätzen.
Nur auf der Basis des rationalen Egoismus – auf der Basis der Gerechtigkeit – können Menschen in einer freien, friedlichen, wohlhabenden, wohlwollenden und rationalen Gesellschaft zusammenleben.
Kann der Mensch aus dem Leben in einer menschlichen Gesellschaft persönlichen Nutzen ziehen? Ja, falls es eine humane Gesellschaft ist. Die zwei großen Werte, die man aus dem Leben in einer Gesellschaft ziehen kann, sind Wissen und Handel. Der Mensch ist die einzige Spezies, die ihren Vorrat an Wissen von einer Generation zur nächsten übermitteln und erweitern kann; das Wissen, das dem Menschen potentiell zur Verfügung steht, ist größer als das Wissen, das ein Einzelner in seinem Leben je erwerben könnte; jeder Mensch zieht einen unermesslichen Nutzen aus dem Wissen, das andere entdeckt haben. Der zweite große Nutzen ist die Arbeitsteilung: Sie ermöglicht es dem Menschen, seine Anstrengungen einem bestimmten Arbeitsbereich zu widmen und mit anderen zu tauschen, die sich auf andere Bereiche spezialisieren. Diese Form der Kooperation erlaubt es den Menschen, die daran teilhaben, größeres Wissen, größere Fähigkeiten und einen größeren produktiven Ertrag aus ihren Anstrengungen zu bekommen, als wenn jeder von ihnen alles, was er braucht, selbst zu produzieren hätte, sei es auf einer einsamen Insel oder einer selbstversorgenden Farm.
Doch genau diese Vorteile zeigen, begrenzen und definieren, welche Menschen füreinander von Wert sind und in welcher Art von Gesellschaft: Nur rationale, produktive, unabhängige Menschen in einer rationalen, produktiven, freien Gesellschaft. Schmarotzer, Schnorrer, Räuber, Untiere und Gangster können für einen Menschen nicht von Vorteil sein – wie er auch keinen Nutzen aus dem Leben in einer Gesellschaft ziehen kann, die nach deren Bedürfnissen, deren Forderungen und zu deren Schutz aufgebaut ist, eine Gesellschaft, die ihn als Opfertier behandelt, ihn für seine Tugenden bestraft und sie für deren Laster belohnt, was bedeutet: Eine Gesellschaft basierend auf der Ethik des Altruismus. Keine Gesellschaft kann für das Leben des Menschen von Wert sein, wenn der Preis dafür die Aufgabe seines Rechts auf das eigene Leben ist.
Das politische Grundprinzip der objektivistischen Ethik lautet: Niemand darf die Anwendung körperlicher Gewalt gegen andere initiieren. Kein Mensch (und auch keine Gruppe, keine Gesellschaft und kein Staat) hat das Recht, die Rolle eines Kriminellen einzunehmen und die Anwendung körperlicher Gewalt gegen einen Menschen zu initiieren. Der Mensch hat das Recht, körperliche Gewalt nur als Vergeltung und nur gegen die anzuwenden, die ihre Anwendung initiieren. Das hierin enthaltene ethische Prinzip ist klar und deutlich: Es ist der Unterschied zwischen Mord und Selbstverteidigung. Ein Räuber will einen Wert (Reichtum) erlangen, indem er sein Opfer tötet; das Opfer wird nicht dadurch reicher, dass es einen Räuber tötet. Das Prinzip lautet: Niemand darf irgendeinen Wert von anderen erlangen, indem er zu körperlicher Gewalt greift.
Der einzig legitime, moralische Zweck einer Regierung besteht darin, die Rechte des Menschen zu schützen, d.h. ihn vor körperlicher Gewalt zu schützen – sein Recht auf sein Leben, auf seine Freiheit, auf sein Eigentum und auf sein Streben nach Glück zu schützen. Ohne Eigentumsrechte sind keine anderen Rechte möglich.
Ich werde nicht versuchen, in diesem kurzen Vortrag die politische Theorie des Objektivismus zu diskutieren. Wer daran interessiert ist, findet sie ausführlich in „Der Streik“ dargelegt. Ich möchte nur sagen, dass jedes politische System auf einer ethischen Theorie basiert und von ihr abgeleitet ist, und dass die objektivistische Ethik von dem politisch-ökonomischen System benötigt wird, welches heute auf der ganzen Welt zerstört wird, und zwar genau aus Mangel an einer moralischen, philosophischen Verteidigung und Gültigkeitserklärung: Das ursprüngliche amerikanische System, Kapitalismus. Wenn es zugrunde geht, wird es durch Unterlassung untergehen, und zwar unentdeckt und unidentifiziert: Kein anderes System ist je so verzerrt, verfälscht und verleumdet worden. Wenige Leute wissen heute, was Kapitalismus ist, wie er funktioniert und wie seine eigentliche Geschichte aussieht.
Wenn ich „Kapitalismus“ sage, meine ich vollen, reinen, unkontrollierten, unregulierten Laissez-faire-Kapitalismus – mit einer Trennung von Staat und Wirtschaft, in gleicher Weise und aus den gleichen Gründen wie die Trennung von Staat und Kirche. Ein reines kapitalistisches System hat bis jetzt noch nie existiert, nicht einmal in Amerika; verschiedene Abstufungen von staatlicher Kontrolle haben es von Anfang an untergraben und verzerrt. Kapitalismus ist nicht das System der Vergangenheit. Es ist das System der Zukunft – wenn die Menschheit eine Zukunft haben soll.
Wer sich für die Geschichte und die psychologischen Ursachen des Verrats der Philosophen am Kapitalismus interessiert, der findet sie im Titelessay meines Buches „Für die Neuen Intellektuellen“.
Dieser Vortrag beschränkt sich auf das Thema Ethik. Ich habe die nötigsten Grundsätze meines Systems präsentiert, doch sind sie ausreichend um anzudeuten, in welcher Weise die objektivistische Ethik die Moral des Lebens ist, im Gegensatz zu den drei ethischen Hauptrichtungen – der mystischen, der gesellschaftlichen und der subjektiven – welche die Welt in ihren gegenwärtigen Zustand gebracht haben und die die Moral des Todes repräsentieren.
Diese drei Schulen weichen nur in ihrem Ansatz, nicht aber in ihrem Inhalt voneinander ab. Inhaltlich sind sie bloß Varianten des Altruismus, der ethischen Theorie, die den Menschen als Opfertier ansieht und die behauptet, dass der Mensch kein Recht habe, nur um seiner selbst willen zu existieren, dass Dienst an anderen die einzige Rechtfertigung des eigenen Daseins sei und dass Selbstopferung die höchste moralische Pflicht, die höchste moralische Tugend und der höchste moralische Wert sei. Die Unterschiede liegen nur in der Frage, wer wem geopfert werden soll. Altruismus hat den Tod als höchstes Ziel und Wertmaßstab – und es ist logisch, dass Verzicht, Resignation, Selbstverleugnung und jede andere Form des Leides (einschließlich Selbstzerstörung) die Tugenden sind, die er vertritt. Und dies sind logischerweise die einzigen Dinge, die die Altruisten je erreicht haben und erreichen können.
Beachten Sie, dass diese drei ethischen Richtungen lebensfeindlich sind, nicht bloß inhaltlich, sondern auch in ihrem methodischen Ansatz.
Die mystische Theorie der Ethik basiert ausdrücklich auf der Annahme, dass der Wertmaßstab der Ethik jenseits des Grabes liegt, mit den Gesetzen oder Erfordernissen einer anderen, übernatürlichen Dimension, dass Ethik für den Menschen unmöglich zu praktizieren ist, dass sie für das Leben des Menschen auf der Erde nicht geeignet und abträglich ist, dass der Mensch daran selbst schuld ist und während seines gesamten Lebens leiden muss, um für die Schuld zu büßen, dass er das Unmögliche nicht praktiziert. Das Monument für diese Theorie der Ethik ist das finstere Mittelalter.
Die gesellschaftliche Theorie der Ethik ersetzt Gott durch „Gesellschaft“ – und obwohl sie behauptet, dass ihre Hauptsorge das Leben auf der Erde sei, ist es nicht das Leben des Menschen, nicht das Leben des Individuums, sondern das Leben einer körperlosen Entität, des Kollektivs, welches in Bezug auf jedes Individuum aus jedem außer ihm selbst besteht. Soweit es das Individuum betrifft, besteht seine ethische Pflicht darin, ein selbstloser, stimmloser, rechtloser Sklave für jedes Bedürfnis und jede Forderung zu sein, die von anderen gestellt wird. Das Motto „dog eat dog“ – das weder auf Kapitalismus, noch auf Hunde anwendbar ist – ist auf diese ethische Theorie sehr wohl anwendbar. Die Monumente für diese Theorie sind Nazi-Deutschland und Sowjetrussland.
Die subjektivistische Theorie der Ethik ist genau genommen keine Theorie, sondern eine Negation der Ethik. Und weiter: Sie ist eine Negation der Realität, nicht nur eine Negation des menschlichen Lebens, sondern allen Lebens. Nur wer ein fließendes, plastisches, unbestimmtes, heraklitäres Universum vertritt, kann sich erlauben zu denken oder zu predigen, dass der Mensch keine objektiven Handlungsprinzipien braucht, dass die Realität ihm einen Blankoscheck auf seine Werte ausstellt, dass alles, was er für gut oder böse hält, erlaubt ist, dass seine Launen ein gültiger moralischer Maßstab sind, und dass die einzige Frage lautet, wie man damit durchkommt. Das Monument dieser Theorie ist der gegenwärtige Zustand unserer Kultur.
Nicht die Unmoral ist für den Zusammenbruch verantwortlich, der jetzt die zivilisierte Welt zu zerstören droht, sondern die Art von Moral, die man dem Menschen beigebracht hat. Die Verantwortung dafür tragen die Philosophen des Altruismus. Sie haben keinen Grund, beim Anblick ihres Erfolges schockiert zu sein, und kein Recht, die menschliche Natur zu verdammen: Die Menschen haben ihnen gehorcht und ihre moralischen Ideale vollständig in die Realität umgesetzt.
Die Philosophie bestimmt die Ziele des Menschen und seinen Weg; und nur die Philosophen können ihn jetzt noch retten. Heute steht die Welt vor einer Entscheidung: Wenn die Zivilisation überleben soll, so müssen die Menschen die altruistische Moral ablehnen.
Ich werde schließen mit John Galts Worten, welche ich, so wie er, an alle Anhänger des Altruismus richte: „Ihr habt Furcht als Waffe gebraucht und dem Menschen den Tod als Strafe für die Ablehnung eurer Moral gebracht. Wir bieten ihm das Leben als Belohnung für die Annahme der unseren.“
1 Ayn Rand: Der Streik, München 2012, S. 1090.
2 Der Begriff „zielgerichtet“ ist in Bezug auf physische Phänomene und automatische Funktionen eines Organismus nicht als „zweckbestimmt“ aufzufassen (ein nur auf die Handlungen eines Bewusstseins anwendbarer Begriff) und soll nicht implizieren, dass in der gefühllosen Natur ein teleologisches Prinzip operiert. Ich benutze den Begriff „zielgerichtet“ in diesem Zusammenhang, um die Tatsache aufzuzeigen, dass die automatischen Funktionen eines lebenden Organismus Handlungen sind, deren Resultat die Aufrechterhaltung des eigenen Lebens ist.
3 Anm. d. Übers.: Ein „Shmoo“ ist eine Comicfigur des Zeichners Al Capp, die er 1948 für seinen täglichen Zeitungscomic „L’il Abner“ erfunden hatte. Es handelt sich um kleine, kugelähnliche Wesen, die köstlich schmecken und so wild darauf sind, gegessen zu werden, dass sie bereitwillig in die nächstbeste Pfanne springen.