Читать книгу Das Kollektiv: Erotische Novelle - B. J. Hermansson - Страница 4
Prolog
ОглавлениеIn einem Kollektiv am Rande Berlins leben sieben Menschen, die sich ursprünglich nicht kannten.
Es gibt keine Regeln in dem Kollektiv. Mehrere der Bewohner haben zuvor erlebt, dass andere über ihr Leben herrschten. Sie wollten, hofften und glaubten – aber sie bekamen nichts. Andere diktierten immer, wie sie sein sollten und wie sie ihr Leben zu führen hatten. Einige von ihnen durften ihre künstlerischen Visionen nicht zum Vorschein bringen, weil es nicht dem Rechtschaffenen, dem Gewöhnlichen entsprechen würde. Andere durften nicht bestimmen, wen sie küssen wollten. Und manche hatten noch nie jemanden geliebt, weil es Menschen gab, die ihnen sagten, es sei falsch.
Im Kollektiv gibt es keine derartigen Regeln. Hier gibt es keine Vorurteile. Niemand urteilt über den anderen. Niemand sagt einem, wie man zu sein hat, und niemand hat Erwartungen an den anderen. Im Kollektiv teilen alle miteinander. Mir gehört nichts und dir gehört auch nichts. Alles gehört allen. Du fragst dich, ob es zu Eifersucht kommt? Für die meisten ist es normal, dass man Dinge besitzt, die einem viel bedeuten und die man auf keinen Fall verlieren will, egal ob durch Zufall oder Absicht. Aber auch dies ist das Schöne am Kollektiv - denn solche Vorstellungen gibt es dort nicht.
Vielleicht ist das Seltsamste an diesem Ort, wie die Beziehungen hier funktionieren. Viele verstehen es nicht (oder wollen es nicht verstehen). Es ist genauso wie mit materiellem Besitz. Niemand gehört jemand anderem. Niemand hat exklusive Rechte. Alle profitieren. Obwohl einige sogar verheiratet sind, wird gerecht geteilt. Sie kann einen anderen küssen. Er kann mit einer anderen intim sein. Sie kann sich wiederum mit der anderen vergnügen. Er kann mit dem anderen das Gleiche tun.
Hier lieben alle sowohl die Regeln, die nicht existieren, als auch die Menschen, mit denen sie ihr Leben teilen.
Und sie lieben sichkreuz und quer.