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Johannesevangelium 11:38-44

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Er sieht auf die Uhr. Er versteht gar nichts und hat keine Zeit, nachzudenken. Er muss einstempeln, um nichts Abweichendes zu tun. Er ist noch nie zu spät gekommen. Immer hat er getan, was von ihm erwartet wurde. Also macht er, was er immer macht – arbeiten. Tut, ohne zu denken. Denkt, ohne zu begreifen. Kommt sich vor wie in einer Art akzeptiertem Treibsand. Stapft voran, ohne von der Stelle zu kommen. Am Abend ist er genau so müde wie immer, mit der einzigen Abweichung, dass er meint, ein leichtes Kratzen im Hals zu spüren. Er bekommt Angst. Er hat noch nie einen Arbeitstag verpasst. Er darf nicht krank werden. Denn so funktioniert die Arbeit nicht, das weiß er. Man arbeitet, jeden Tag arbeitet man – denn so hat man es vereinbart. Und was man vereinbart hat, das bricht man nicht.

Er muss an das Elixier denken, das in seinem Spind stand. Was hat er damit nochmal gemacht? Er tastet in seiner Tasche nach. Richtig, er hat es mitgenommen. Er faltet die Kleider zusammen und legt sie ordentlich auf den Stuhl. Gerade Linien, schwer zuerst, leichter darauf, groß unten und klein ganz oben. Er legt sich hin und betrachtet die Flasche mit Augen, die noch nicht richtig bereit sind für den Schlaf. Der Hals, es ist wirklich irgendwas mit ihm, das spürt er. Nicht viel, aber genug, wenn man etwas zu riskieren hat. Ihm kommt die Idee, das Elixier zu probieren. Vielleicht ist es gefährlich, vielleicht nicht. Vielleicht hat es eine Wirkung auf ihn, vielleicht überhaupt keine. Ohne weder an die Risiken noch an die Möglichkeiten zu denken, nimmt er einen Schluck. Lässt die Materie seinen Rachen füllen und schluckt sie dann in einem Zug herunter. Rot, die Farbe ist wirklich wie Blut, gewaltsam und erhaben. Wonach es schmeckt? Kann er den Geschmack mit irgendetwas vergleichen?

Er schläft schnell ein, erschöpft nach einem weiteren Tag.

Lazarus: Erotische Novelle

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