Читать книгу Um uns herum die Dunkelheit - Barbara Eckhoff - Страница 5

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„Endlich geschafft und sogar schneller als ich dachte.“

Casey schaute auf Ihre Uhr es war jetzt zwanzig Minuten nach acht. Sie hatte sich entschlossen, eine Arbeit liegen zu lassen und sie gleich morgen Früh zu erledigen. Die anderen Sachen hatte sie schneller erledigt als gedacht und nun wollte Sie nur noch nachhause.

Sie packte ihre Sachen zusammen und knipste das Licht aus. Als sie unten in der Empfangshalle ankam, war Mr. Long gerade dabei sein Abendbrot auszupacken.

„Hallo Miss Flemming! So spät noch hier? Sie arbeiten zu viel!“ mit diesen Worten begrüßte Mr. Long, Casey.

„Ach Mr. Long. Ich hatte einfach noch zu tun, aber jetzt freue ich mich auf zuhause.“ Casey trug sich in der Anwesenheitsliste aus und wollte gerade gehen. Als sie von Mr. Long aufgehalten wurde.

„Miss Flemming sie sind jung, sie sollte sich ein bisschen amüsieren, als immerzu an ihre Arbeit zu denken. Es ist nicht gut, soviel zu arbeiten.“

Mr. Long schien ehrlich besorgt zu sein.

„Ich werde darüber nachdenken,“ entgegnete Casey mit einem Lächeln und verließ die Firma.

Es hatte angefangen zu regnen und Casey hatte keinen Regenschirm dabei. Sie lief schnellen Schrittes zu ihrem Fahrzeug hinüber. Kurz bevor sie bei Ihrem Wagen ankam, stieß sie an etwas Hartes. Sie blieb stehen und bückte sich. Da lag doch tatsächlich eine Brieftasche auf dem Boden. Sie hob sie auf und öffnete Sie. Vielleicht stand ein Name drin oder ein Führerschein war dabei? Sie hatte Glück. In der Brieftasche steckte der Führerschein von Mr. Pembroke. Sie musste lächeln. Hatte er es mal wieder geschafft. Wahrscheinlich war es ihm vor lauter Unbeholfenheit aus der Tasche gefallen. Sie merkte, wie sie Mr. Pembroke bemitleidete. Er war ein netter Kerl, wenn auch nicht gerade ein Adonis, aber er war oft zu unbeholfen. Eben ein richtiger Bücherwurm. Sie entschied sich, die Brieftasche mitzunehmen und sie ihm morgen in sein Büro zu bringen. Schnell stieg sie in Ihr Auto und fuhr los. Gerade als sie den Firmenhof verlassen hatte, kam ihr eine Idee. Warum sollte sie Mr. Pembroke die Brieftasche nicht nachhause bringen. Sie merkte, wie sie neugierig wurde. Es würde sie doch sehr interessieren, wie er so lebte. Vielleicht hatte sie durch die Brieftasche die Gelegenheit, ihn besser kennen zu lernen. Warum wollte Sie das eigentlich? Casey wunderte sich ein bisschen über sich selbst. Fuhr aber dennoch in seine Richtung.

Es war jetzt fünfzehn Minuten vor neun Uhr und Max hatte sich in der Küche Wasser für seine Spagettis aufgesetzt. Während er auf das Wasser warten würde, das es anfing zu kochen, wollte er sich im Bad frischmachen und etwas Bequemeres als den Anzug anziehen.

Er ging ins Badezimmer, ließ aber die Tür zur Küche auf, damit er ab und zu zum Wassertopf schauen konnte.

Casey schaute auf Ihre Uhr es war jetzt schon fünfzehn Minuten vor neun und sie überlegte, ob sie Mr. Pembroke zu dieser Zeit überhaupt noch stören konnte. Sie entschloss sich dafür und stieg aus ihrem Fahrzeug aus. Es war ein schönes Haus. Überhaupt schien es hier wunderschön zu sein. Sie war schon ganz begeistert von der Allee gewesen, die sie hierher geführt hatte. Nun war sie in einem kleinen Wohnviertel angekommen und fand die Häuser hier alle sehr malerisch. Es waren alles kleine Einfamilienhäuser mit sehr gepflegten Grundstücken. Hier konnte man es schon aushalten, dachte Sie bei sich und schlenderte den Weg zur Haustür hinauf Sie drückte auf den Klingelknopf. Es tat sich nichts. Vielleicht war die Klingel kaputt. Sie klopfte an die Tür und wartete. Doch es vergingen bestimmt einige Minuten, ohne dass sich die Tür öffnete. Er muss doch zuhause sein, sagte Sie zu sich selbst. Sein Wagen stand doch vor der Tür. Sie schaute ein bisschen zur Seite, doch alles war dunkel. War er doch nicht da, obwohl sein Auto vorm Haus stand? Warum machte er die Tür nicht auf. Wollte er vielleicht keinen Besuch mehr haben oder hatte er Sie vielleicht nicht gehört? Die Neugierde hatte sie gepackt. Sie ging an der Hausmauer um das Haus herum. Vielleicht konnte sie durch ein Fenster schauen und ihn sehen. Sie war fast ganz um das Haus herum, als sie neben der Hintertür ein kleines Fenster sah, aus dem Licht zu ihr heraus drang. Hier war zwar auch ein Vorhang vor dem Fenster, so wie bei all den anderen Fenstern, dennoch gab ein kleiner Spalt einen Blick auf das Zimmer dahinter frei.

Casey blickte hindurch und hätte beinahe einen Schrei losgelassen. Sie presste ihre Hand auf den Mund, damit man sie nicht hörte. Ihre Augen blickten starr auf die Gestalt in dem Zimmer. Der Mann, der dort stand, hatte sie Gott sei Dank nicht gehört. Doch war es wirklich ein Mann. Casey war sich nicht sicher. Sie riskierte noch einen Blick, war angewidert und dennoch konnte sie den Blick nicht abwenden. Sie konnte den Mann nur durch einen Spiegel im Zimmer sehen. Er stand mit dem Rücken zu Ihr, doch im Spiegel konnte sie erkennen, wie er gerade sich eine Augenbraue abzog. Sie starrte voller Entsetzen, weiter hin. Ja, sie sah richtig, er zog sich eine Augenbraue ab. Irgendwelche Fetzen hingen ihm von Gesicht herab. Seine Augen waren düster und auch am Hals hingen viele Hautfetzen. Casey bekam einen Würgereiz. Es war so widerlich, sie wollte gehen. Dies war kein Mensch, dies war ein Monster, ein Ungeheuer, und wenn es sie hier entdecken würde, wäre es wahrscheinlich um sie geschehen. Sie drehte sich um, sah aber nicht die Mülltonne und stieß dagegen. Sie konnte gerade noch verhindern, dass die Tonne gänzlich umfiel. Dennoch hatte es einen ziemlichen Krach gemacht. Schnell stellte sie die Tonne wieder hin und war froh, dass das Monster es scheinbar nicht gehört hatte. So schnell es die Dunkelheit zuließ, lief sie weg. Doch plötzlich hielt sie eine große Pranke an der Taille fest. Casey wollte schreien, doch eine weitere Pranke hielt ihr den Mund zu. Rückwärts zog sie das Monster zur Hintertür. Sie strampelte mit den Füßen. Sie versuchte, mit ihren Armen um sich zu schlagen. Ein paar Mal hatte sie sogar Glück. Sie konnte fühlen, dass sie das Monster mit ihren Armen und Füßen getroffen hatte. Hörte auch bei einer erneuten Attacke ihrer Füße, wie das Monster stöhnte. Sie hatte ihm gerade ordentlich ins Schienbein getreten. Doch alles wehren half nichts. Der Klammergriff war zu stark und so merkte sie, wie sie ins Haus geschleppt wurde und die Tür hinter ihr mit einem Fußtritt zugeschlagen wurde. Das Monster schleppte sie ins Wohnzimmer und setze sie hart auf einen Stuhl. Mit der einen Hand hielt man sie fest und mit der anderen Hand fesselte man sie an den Stuhl. Casey war zu überrascht, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass man ihren Mund ihr frei gegeben hatte. Sie hätte schreien können, aber sie tat es nicht. Nun als sie es bemerkte, holte sie gerade tief Luft, als ein Knebel ihr in den Mund geschoben wurde. Sie warf ihren Kopf nach links und rechts um dem Knebel zu entgehen, aber sie war nicht schnell genug. Das Monster war zu stark und zu flink. Sie bemerkte, wie sie anfing zu zittern. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, hierher zu kommen. Musste sie denn immer so neugierig sein. Nun saß sie wirklich in der Klemme und es wurde ihr immer mulmiger zu Mute. Was wollte das Monster von ihr. Sie vielleicht auffressen? Sie hatte schreckliche Angst.

Nun da sie gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl saß und sich nicht mehr bewegen konnte, sah sie wie das Monster auf sie zukam. Es nahm einen weiteren Stuhl zur Hand und stellte ihn ihr gegenüber hin. Das Monster schlug die Beine über die Sitzfläche und setzte sich verkehrt herum auf den Stuhl. Nun schaute es geradewegs in Ihre Augen und sie konnte es zum ersten Mal richtig sehen. Es sah wirklich widerwärtig aus, aber es war kein Monster, sondern....

Sie erschrak, konnte aber nichts sagen. Es war Mr. Pembroke oder zumindest hielt sie ihn dafür, denn er sah schrecklich aus. Er war nie eine Schönheit gewesen aber jetzt. Mein Gott wie grässlich. Scheinbar hatte er ihre Gedanken erraten denn er entgegnete erstaunt:

„Wen haben wir denn hier? Miss Flemming. Wenn sie mir versprechen, nicht zu schreien, dann nehme ich Ihnen den Knebel ab. Versprochen? Nicken sie, wenn sie einverstanden sind. Aber ich warne Sie, keine Tricks sonst sehe ich mich gezwungen andere Maßnahmen einzuführen.“

Casey nickte stumm. Sie war geschockt. Was wollte Pembroke von ihr? Und war er es wirklich? Seine Stimme klang so anders. So bestimmt und nicht mehr so lasch. Sie fühlte, wie der Knebel in ihrem Mund gelockert wurde.

„Bitte können sie mir nicht auch noch die Fesseln abnehmen, Sie tun mir weh.“

„Was machen Sie hier?“, wollte Pembroke wissen, ohne auf ihre Bitte einzugehen. Er hatte sich wieder auf den Stuhl gesetzt und stützte seinen Kopf auf den Armen ab, die auf der Rückenlehne lagen.

„Ich wollte ihnen ihre Brieftasche bringen. Wenn ich allerdings geahnt hätte, was mich hier erwartet, so wäre ich nicht gekommen.“

Casey starrte ihn an. Es war alles so beängstigend. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Doch als sie sich bewusstwurde, dass ihr Herzklopfen daher rührte, das er vor ihr mit nacktem Oberkörper saß, erschrak sie noch viel mehr. Lange Zeit zum Nachdenken bekam sie nicht. Pembroke riss sie wieder aus ihren Gedanken.

„Sie sind nur wegen der Brieftasche den ganzen Weg hergekommen?“ Pembroke war überrascht.

„Tja, ich dachte, es würde sie freuen.“

Der Sarkasmus in Ihrer Stimme war nicht zu überhören.

„Es tut mir leid, aber ich wusste ja nicht, dass sie es sind, die um mein Haus herum schleicht.“

„Was geht hier vor? Wer sind sie eigentlich? Den harmlosen Buchhalter nehme ich Ihnen jetzt nicht mehr ab und was haben Sie mit Ihrem Gesicht gemacht?

Es sieht grässlich aus!“

Casey verzog den Mund.

Pembroke fuhr sich mit der Hand an sein Gesicht und als könnte er es selbst nicht glauben, meinte er: „ Das habe ich ganz vergessen. Warten Sie hier, ich bin gleich wieder zurück. Und verhalten sie sich ruhig oder sie werden es bereuen.“

Casey war wütend.

„Warten sie hier“, hatte er gesagt.

Sehr witzig. Wollte er sich über sie lustig machen! Hatte er vergessen, dass sie gar nicht gehen konnte, selbst wenn sie es wollte. Seine Fesseln waren immer noch stramm um ihre Arme gewickelt. Sie konnte sich keinen Zentimeter bewegen. Somit blieb ihr nichts anderes übrig als auf ihn zu warten. Was war hier bloß los. Der so harmlose Mr. Pembroke hatte sich also als Schwein herausgestellt. Sie hätte auf ihre Mutter hören sollen. Sie hatte Casey immer vor harmlosen Männern gewarnt. Sie hatte immer gemeint, das würden auch nur Wölfe im Schafspelz sein. Wie recht sie doch gehabt hatte. Dies schien eine besondere Spezies von Wolf zu sein. Allerdings eine, mit einem geradezu verbotenem sexy Oberkörper. Da war kein Gramm Fett dran gewesen, alles gut trainierte Muskeln. Innerlich musste Casey sich schütteln, um wieder klar zu denken. Wie konnte sie in solch einer Situation nur auf diesen Gedanken kommen. Zur Ablenkung ließ sie ihre Blicke durch das Zimmer schweifen und suchte mit ihrem Augen alles ab um irgendeine Waffe zu finden, mit der sie sich wehren konnte, aber es fiel ihr nichts ins Auge. Es war ein absolut normales Wohnzimmer. Nichts hier deutete auf diesen Psychopathen hin. Was würde er tun? Würde er sie vergewaltigen und dann Vier teilen? Sie in seinem Keller verscharen? Wie viele unschuldige Frauen hatte er vielleicht dort schon begraben? Keiner würde ihm auf die Schliche kommen. Es wusste ja noch nicht einmal irgendwer, dass sie zu ihm hin gewollt hatte. Hätte sie doch wenigstens Mr. Long bescheid gegeben. Dann würde man vielleicht morgen nach ihr suchen. Doch für sie wäre es wahrscheinlich morgen schon zu spät. Sie könnte ja schreien, fiel ihr da ein. Doch was würde es ihr helfen. Selbst wenn einer der Nachbarn sie hörte und herüber kam, würde doch Pembroke sie längst getötet haben. Er hatte das schließlich ihr angedroht und sie glaubte daran.

Was sollte sie also tun? Ganz ruhig darauf warten, dass er wieder kam und sich an ihr verging? Die Lage schien aussichtslos. Vielleicht konnte sie mit ihm reden. Wenn er doch bloß wieder käme. Wo bleibt er denn so lange?

Casey wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein großer, atemraubend gut aussehender Mann ins Wohnzimmer trat und meinte:

„Entschuldigen sie, dass es ein wenig länger gedauert hat, aber ich wollte erst meine Spagettis ins Wasser bringen.“

„Ihre was?“

Casey glaubte sich verhört zu haben und schaute ungläubig zu ihm hinauf. Was wollte er jetzt von ihr. Sie hatte nicht geahnt, dass es zwei Männer hier im Haus gab. Angst beschlich sie wieder.

„Wo ist Mr. Pembroke?“, fragte sie zögernd.

Schmunzelnd entgegnete ihr der Mann.

“Ich bin es selbst!“

Casey war ganz durcheinander. Der Mann, der das zu ihr sagte, sah ganz anders aus. Auch seine Stimme war anders. Nur sein Haar war genauso schwarz wie das von Max Pembroke. Was ging hier vor?

„Bitte sagen sie mir, was hier los ist. Ich verstehe das nicht.“

Casey schaute ihn erwartungsvoll an.

„Ich glaube nicht, Miss Flemming, dass sie hier in der Position sind, um Fragen zu stellen. Also was machen sie hier und wer schickt sie?“

Seine Stimme war nun gar nicht mehr freundlich. Sie war hart und abweisend.

„Ich verstehe nicht. Ich sagte ihnen doch, dass ich ihre Brieftasche bringen wollte und sonst gar nichts.“ Casey wurde wütend.

„Warum haben sie sie nicht einfach beim Nachtwächter abgegeben?“

„Das wollte ich ja zuerst. Ich wollte sie mit nachhause nehmen und sie ihnen morgen zurückbringen, doch dann entschloss ich mich, sie ihnen direkt nachhause zu bringen.“

Sie schaute ihn forschend an. Was sollte dies alles. Sie kam sich vor wie beim Verhör. Pembroke beugte sich ein wenig vor, sodass sie sein Aftershave riechen konnte. Es roch gut. Was war bloß in sie gefahren. Sie war hier in Gefahr und alles was sie feststellen konnte war, dass er ein gut riechendes Aftershave benutzte. Sie musste verrückt geworden sein.

„Ich frage sie zum letzten Mal. Warum sind sie gekommen und wer schickt sie?“

Seine Stimme war scharf und eisig. Casey erschrak bei dem Ton und fühlte die Angst in ihr aufsteigen. Warum glaubte er ihr nicht?

Ganz leise und ängstlich antwortet sie:

„Ich habe ihnen doch gesagt, dass mich hier keiner hingeschickt hat. Ich war neugierig und wollte sehen, wie sie wohnen. Deshalb entschloss ich mich, hierher zu fahren. Ich sehe ein, dass es ein Fehler gewesen ist, es tut mir leid.“

Sie senkte ihren Kopf, um ihn nicht anzuschauen, doch sie merkte, wie seine Augen sie durchbohrten. Sie wusste, er glaubte ihr nicht. Warum auch immer? Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Max wandte sich vor ihr ab und ging zum Fenster hinüber. Sie beobachtete ihn genau und er registrierte, dass sich ihre Blicke in seinem Rücken brannten. Er war sich nicht sicher, ob er seiner Intuition folgen sollte und sie freisetzen sollte, denn eigentlich glaubte er nicht daran, dass sie irgendetwas mit der Sache zu tun hatte. Nun er würde es riskieren. Langsam drehte er sich zu ihr um und sah, wie sie wie ein kleines verschrecktes Reh auf dem Stuhl saß und Löcher in den Boden starrte. Beim Anblick dieser Szene überkam ihn sofort das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen. Etwas erstaunt über seine Reaktion, ging er zu ihr hinüber. Sie traute sich nicht ihn fortwährend weiter anzustarren und richtete ihre Blicke dem Boden zu. Dieser Mann war irgendwie trotz der Gefahr, die er ausstrahlte, auch irgendwie faszinierend. Sie musste tief Luft holen, um Ihren Kopf klar zu bekommen, und erschrak, als sie seine Stimme vor sich hörte. Doch diesmal war sie nicht mehr so eisig wie noch vor ein paar Minuten.

„Mögen Sie Spagettis mit Tomatensauce?“, fragte er sie und Casey schaute ihn ganz verblüfft an.

„Spagettis?“ was sollte dies nun wieder.

„Ja, sie haben doch bestimmt noch nicht zu Abend gegessen. Und ich auch nicht. Möchten sie also auch einen Teller mitessen?“

Er sagte dies, als sei nichts geschehen. Sie konnte nur stumm nicken. Ihr fehlten die Worte. Was sollte das? Warum lud er sie jetzt zum Essen ein? Sie wurde aus ihm nicht schlau. Pembroke ging in die Küche und kam ein paar Minuten später mit zwei Tellern, Besteck und den Nudeln wieder. Er stellte alles auf den Tisch hinter Laura und ging wieder in die Küche. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da kam er mit der Soße, einem Bier und einer Flasche Wein wieder.

Casey konnte nicht sehen, was er nun tat, dachte sich aber wohl er würde den Tisch decken. Gleich darauf bemerkte sie, wie ihre Fesseln sich lösten und auf den Boden fielen.

„Bitte kommen sie hier herüber.“

Pembroke deutete auf den Tisch. Casey stand zögerlich auf, rieb sich ihre schmerzenden Handgelenke und ging langsam zum Tisch hinüber. Pembroke stellte den Stuhl für sie hin und deutete ihr Platz zu nehmen.

Er nahm ihr gegenüber Platz und reichte Ihr die Schale mit den Nudeln.

„Es tut mir leid, dass es nichts anderes ist. Ich wusste ja nicht, dass sie heute Abend zum Essen kommen.“

Unschuldig blickte er sie an und schaute ihr zu, wie sie sich die Nudeln auf den Teller legte. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Nun tat er doch tatsächlich, als wäre sie nur eine Bekannte, die zufällig zum Essen vorbei gekommen wäre. Nichts deutete darauf hin, dass sie eben noch gefesselt in seinem Zimmer gesessen hatte. Eigentlich wollte sie aus Protest nichts essen, aber es duftet so gut und sie hatte seit heute Mittag nichts mehr gegessen gehabt. Er schien ihren Zwiespalt zu merken, denn er schaute sie an und entgegnete ihr:

„Bitte essen Sie ruhig Miss Flemming. Es tut mir leid, dass sie ein paar Unannehmlichkeiten hatten. Es wird nicht wieder vorkommen.“

Casey merkte, wie sie Ihre Fassung wieder errang und allmählich wütend wurde. Was bildete sich dieser Kerl ihr gegenüber ein. Sie war sprachlos. Hatte sie das gerade richtig verstanden. Ein paar Unannehmlichkeiten nannte er es, wenn er seine Besucher fesselte und knebelte und ihnen eine Heiden Angst einflößte? Mit erboster Stimme schrie sie ihn an.

„Was fällt ihnen eigentlich ein. Sie zerren mich in ihr Haus. Fesseln und knebeln mich. Entpuppen sich als eine Art Jekyll and Hyde und nun sitzen sie hier und meinen es sind nur ein paar Unannehmlichkeiten? Was glauben sie, wer sie sind? Ich könnte zur Polizei gehen und sie anzeigen? Und genau das werde ich jetzt tun!“ mit diesen Worten schubste sie ihren Stuhl nach hinten und sprang vom Tisch auf. Sie war schon fast an der Tür, als er sie von hinten packte. Wütend drehte er sie zu sich um. Seine Augen sprühten Feuer.

„Casey, ich glaubte, ich hätte ihnen klargemacht, was ich tun werde, wenn sie mir nicht gehorchen. Dies ist kein Spiel.“

„Was wollen Sie von mir? Erklären sie es mir. Ich dachte, sie sind ein netter Mensch, aber sie sind ein Schwein. Ein verabscheuungswürdiges Schwein. Ich hasse sie.“

Mit diesen Worten schlug sie ihm ihre Hand hart ins Gesicht. Das hätte sie nun vielleicht wirklich nicht tun sollen. Denn nun konnte sie es an ihrem eigenen Leib feststellen, wie wütend er war.

Er riss sie herum und hob sie hoch. Mit einem Schwung landete sie auf seinen Schultern und wurde in eines der hinteren Zimmer gebracht. Er ging zu einem Schrank hinüber und zog vier Krawatten heraus. Dann schleppte er sie zum Bett. Panik durchflutet Sie. Laura schlug mit ihrer Faust auf seinen Rücken ein, doch alles was sie damit erreichte, war, dass er den Griff nur verstärkte. Er ließ sie auf das Bett fallen und nahm einen Arm. Er zerrte ihn nach hinten und wollte ihn am Bettpfosten anbinden. Doch Casey gab ihm mit ihren Beinen so einen Stoß, das er von Bett flog. Sie sprang auf und rannte zur Tür. Doch sie war nicht schnell genug. Wieder packte er sie und warf sie aufs Bett. Doch diesmal setzte er sich mit seinem Körper auf sie drauf und hielt sie so gefangen. Er nahm wieder einen Arm und zerrte ihn über ihren Kopf. Mit der ersten Krawatte fesselte er den Arm an dem Bettpfosten. Dann nahm er den anderen Arm und zerrte ihn über ihren Kopf. Auch diesen bekam er fast mühelos zu packen. Casey wehrte sich, was sie konnte, aber sein Gewicht hielt sie eisern fest. Sie wusste, es war aussichtslos. Sie konnte ihn einfach nicht abschütteln. Das Schlimmste aber war, das ihr Körper sofort reagierte. Die festen Schenkel an Ihre Hüfte gepresst saß er auf Ihr und band ihr die Handgelenke ans Bett. Diese Situation hatte so viel Intimes, das sie merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss und ihre Gegenwehr allmählich abnahm. Er band ihren zweiten Arm ebenfalls an einem Bettpfosten fest. Als er prüfte, dass ihre Arme fest in den Fesseln waren, ging er von ihr herunter. Er hielt dabei immer ihr rechtes Bein fest. Nun als er vorm Bett stand, zog er das Bein an den dritten Bettpfosten und band es dort fest. Inzwischen wehrte sich Casey nicht mehr. Es schmerzte sie an den Gelenken. Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen.

Es war nicht schwer für ihn auch noch das andere Bein an den vierten Bettpfosten zu binden. Dann nahm er ein Stück Stoff und band es ihr um den Mund. Als er fertig war, betrachtete er seine Arbeit. Sie lag nun mit gespreizten Beinen und Armen gefesselt auf seinem Bett. Sein lüsterner Blick sprach Bände. Zufrieden mit sich selbst verzog er seinen Mund zu einem kleinen Grinsen.

Sie ahnte, was er jetzt dachte und erschauerte bei dem Gedanken.

Pembroke beugte sich ein wenig zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr:

„Wenn ich wollte, könnte ich jetzt diese Situation ausnutzen, Miss Flemming vergessen Sie das nie. Es war dumm von ihnen mir mit der Polizei zu drohen. Außerordentlich dumm. Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche Zeit.“

Zärtlich streichelte sein Finger ihr über die Wange und beide merkten sie erstaunt, dass sie das nicht kalt ließ. Daraufhin verließ er das Zimmer und schloss die Tür. Sie war nun allein. Tränen rannen ihr über die Wange und sie begann zu schluchzen.

Es dauerte eine Zeit lang, bis sie wieder die Beherrschung gefunden hatte. Sie musterte den Raum, in dem sie lag. Das Zimmer hatte zwei Fenster und es war ganz in einem warmen Gelb gehalten. Außer diesem Bett stand noch ein großer Schrank an der gegenüberliegenden Wand. Daneben war eine kleine Couch mit einem Tisch sowie ein dazugehörender Stuhl. Auf dem lag der Anzug, den Pembroke heute Morgen angehabt hatte. Eine Kommode stand zwischen den Fenstern. An der Bettseite war ein kleiner Nachtisch auf dem ein Buch, eine Lampe, die jetzt brannte und ein Wecker stand. Er zeigte an, dass es kurz nach halb zehn war. Casey versuchte sich zu beruhigen und dabei nachzudenken. Sie wollte eine Fluchtmöglichkeit finden. Doch es schien aussichtslos zu sein. Da sie an allen Seiten gefesselt war, konnte sie sich kein bisschen mehr bewegen. Was hatte er mit ihr vor? Vorhin war ihr angst und bange geworden, nachdem er sie so merkwürdig angeschaut hatte. Was hatte er ihr noch gleich gesagt?

„Ich könnte diese Situation ausnutzen.“

Ja wollte er das denn nicht so oder so? Casey wurde bald verrückt bei dem Gedanken, dass er ihr Gewalt antun würde. Was konnte sie tun, damit sie ihn davon abhielt? Sie überlegte angestrengt nach.

Die Zeit verrann, aber nichts passierte. Wo war er? Casey schaute wieder auf die Uhr. Es war jetzt fast Mitternacht. Doch sie hatte in der Zwischenzeit nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht schlief er schon längst. Doch diesen Gefallen tat er ihr nicht. In diesem Moment kam er zur Tür hinein und ging auf sie zu. Sofort befiel sie wieder diese Angst.

„So, Miss Flemming. Ich versuche es nun noch einmal im Guten und hoffe, Sie haben ihren Hitzkopf ein wenig abgekühlt. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.“ eröffnete er ihr in einem sachlichen Ton. Nichts deutete mehr auf die Wut in ihm, mit der er sie verlassen hatte.

Max nahm den Knebel von ihrem Mund. Sogleich versuchte sie ihren Kiefer zu bewegen. Alles fühlte sich taub an und sie verspürte einen großen Durst.

„Werden Sie mir wieder davon laufen, bevor ich mit Ihnen gesprochen habe? Oder wollen Sie endlich damit aufhören mir und Ihnen weitere lange Stunden zu rauben. Ich würde gerne diese Sache hier bald abgeschlossen haben.“

Max schien auf ein Zeichen von ihr zu warten, denn er sah sie die ganze Zeit an.

„Wo waren Sie?“

War die einzige Frage, die Casey im Moment über die Lippen kam. Es klang so dämlich. Sie hatte doch weiß Gott andere Probleme. Als wenn er Rechenschaft über sein Handeln ihr gegenüber abgeben müsste. Dennoch hörte sie, wie er mit ganz ruhiger Stimme erklärte:

“Ich war im Wohnzimmer habe gegessen und danach noch ein wenig gearbeitet. Ich wollte Ihnen Zeit geben, Ihre Wut verrauchen zu lassen. Ich weiß, wie ihnen zu Mute ist, aber mir blieb nichts anderes übrig als so zu handeln. Sie können sicher sein, ich werde Ihnen nicht wehtun.“

„Warum mussten Sie so handeln? Bitte erklären Sie es mir!“

Sie bekam keine Antwort. Stattdessen löste er ihre Fesseln. Erst an den Beinen und dann an den Armen. Er half ihr sich aufzusetzen und reichte ihr dann ein Glas Wasser. Doch Casey nahm dieses Glas nicht in die Hand um daraus zu trinken, sondern nahm Schwung und schüttete ihm das Wasser ins Gesicht.

„So, das war fällig!“, meinte Sie und drehte ihm den Rücken zu. Sie war gewappnet gegen den Wutausbruch, der gleichkommen musste. Doch Max wischte sich die Wassertropfen aus dem Gesicht und entgegnete ihr:

„Das habe ich wohl verdient.“

Ganz überrascht über den nach wie vor ruhigen Ton drehte Casey sich zu ihm um und sah ihn an. Es war keine Wut in seinen Augen zu sehen. Er schaute sie ganz ruhig an. Dennoch war sie auf der Hut. Irgendetwas führte er doch im Schilde. Max wandte sich ab von ihr und ging zu dem großen Schrank, öffnete die linke Schranktür und holte sich ein frisches T-Shirt heraus.

„Warum mussten sie so handeln?“ wiederholte Sie ihre Frage.

Doch auch diesmal bekam sie keine Antwort. Stattdessen konnte sie sehen, wie er sein nasses T-Shirt über den Kopf zog und seine muskulöse Brust frei gab. Die durchtrainierten Muskeln arbeiteten und sie musste hart schlucken dabei und sich eingestehen, dass dies ein wirklich verführerischer Anblick war. Was war nur um Himmelswillen mit ihr los? Wie ein verliebter Teenager benahm sie sich. Sie konnte sich selbst nicht verstehen. Wie kam sie nur dazu, in dieser Situation an solche Dinge zu denken?

„Wer sind Sie?“, hörte Sie sich fragen.

Max steckte sein neues T-Shirt in die enge Jeans und sah sie an.

„Kommen Sie. Ich werde es Ihnen erklären.“

Damit ging er aus dem Zimmer. Er ließ sie einfach stehen. Max wusste nur, dass er mit ihr in einen neutraleren Raum als dem Schlafzimmer reden musste, wenn seine Gedanken nicht immer zu ihr abdriften sollten. Sie war eine faszinierende Frau und er war überrascht, dass er heute Abend wirklich Mühe hatte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Casey war froh, dass er vorausgegangen war, so konnte sie ihre Gedanken wieder sammeln und scheinbar war er sich wohl sicher, dass sie keine weiteren Fluchtversuche unternehmen würde. Warum zum Teufel war er sich da so sicher. Arroganter Pinsel hörte sie sich in Gedanken schimpfen. Trotzdem folgte sie ihm und ging in das Wohnzimmer zurück. Doch es war leer. Wo war er?

„Nehmen Sie Platz!“ kam es von hinten.

Sie erschrak und drehte sich abrupt um. Max stand mit einem weißen Handtuch in der Hand da und trocknete sich seine nassen Haare ab. In der anderen Hand hielt er ein neues Glas Wasser ihr entgegen, welches sie diesmal dankbar entgegen nahm und fast in einem Zug leerte. Casey nahm sogleich auf der Couch platz und beobachtete ihn. Er ging gerade mit seinen Fingern durch die nassen Haare. Sie starrte ihn fasziniert von Kopf bis Fuß an. Er war wirklich groß. In der Firma war ihr dies nie so bewusst aufgefallen wie in diesem Moment. Sie versuchte sich wieder auf die jetzige Situation zu konzentrieren, aber es half nichts. Max strich sich mit seinen Fingern seine Haare aus dem Gesicht und Casey musste unweigerlich schlucken, als sie beobachten konnte, wie ein paar widerspenstige Locken ihm ins Gesicht fielen. Dieser Mann sah einfach zu verführerisch aus. Hör auf, schrie sie sich in Gedanken an. Das ist doch alles nicht dein Ernst. Du bist hier die Gefangene von Max Pembroke, oder wie auch immer er heißen mag. Inzwischen glaubte sie nicht mehr daran, dass es sein richtiger Name war. Dieser Name passte so gar nicht zu seinem Äußeren. Max legte das Handtuch zur Seite und nahm in einem Sessel ihr gegenüber platz.

Es dauerte eine Weile, bis er anfing zu reden. Scheinbar suchte er nach den richtigen Worten. Sie ließ ihn gewähren.

„Okay. Sie wollen wissen, was hier los ist. Ich werde es ihnen erklären, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ihnen gefallen wird. Zuerst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Ich wollte nicht so grob zu ihnen sein, aber sie haben sich so sehr gewehrt, da musste ich zu einigen außergewöhnlichen Mitteln greifen. Normalerweise ist das nicht meine Art, so Besuch zu empfangen. Sie haben mich nur heute in einer etwas prekären Lage angetroffen.“

Casey musste unweigerlich an den Anblick zurückdenken, der sich ihr geboten hatte, als sie durch das Fenster geschaut hatte. Es war grausig gewesen. Aber dies schien schon so lange zurückzuliegen. Sie ließ ihn fortfahren.

„Ich arbeite für das FBI (Federal Bureau of Investigation). Wir sind dabei die Kunstdiebstähle in Mexiko aufzuklären. Die Spur führt hier nach Paradise. Genauer gesagt führt sie zur Hooks Spedition. Ich bin vor gut einem halben Jahr dort als Buchhalter eingeschleust worden. Meine Aufgabe sollte sein, dass ich versuche herauszufinden, ob die Spedition etwas mit den Diebstählen zu tun hat. Es hat lange gedauert aber vor kurzer Zeit hatte ich endlich die ersten Beweise gefunden. Wir wissen nun, dass Mr. Hooks in die Sache verwickelt ist. Was wir noch nicht wissen ist, wer ihm dabei hilft und wie die Kunstgegenstände außer Landes gebracht werden. Verstehen Sie Miss Flemming, als sie hier durch mein Fenster geschaut haben, musste ich annehmen, dass sie für ihn spionieren sollten. Ich musste erst sicher sein, dass sie von der Sache nichts wissen.“

Max machte eine Pause und schaute sie prüfend an.

„Und was macht sie jetzt so sicher, dass ich nicht eine Diebin bin?“, wollte Casey wissen.

„Weil ich ihnen glaube.“

„Sie glauben mir?“

Sie war ganz verwirrt. Er glaubte ihr. Warum hielt er sie dann hier noch weiterhin fest?

„Ja, ich habe Sie schon vor geraumer Zeit überprüfen lassen und es liegt nichts gegen sie vor. Sie sind nicht vorbestraft und haben bisher nur zwei Tickets wegen zu schnellen Fahrens bekommen. Sie sind auch erst viel später zu der Firma gestoßen. Die Diebstähle haben aber schon vor über einem Jahr angefangen. Außerdem sind sie nicht der Typ, der solch ein Ding mitdrehen könnte. Sie haben einen zu sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Immer wenn mir irgendetwas schief gegangen ist und die Anderen über mich gelacht haben, haben Sie mich verteidigt. Solche Menschen können nicht derartig Illegales tun, weil es ganz gegen ihre Prinzipien verstößt, Miss Flemming. Deshalb glaube ich ihnen. Trotzdem war ich heute unsicher, ob ich mich nicht vielleicht doch in ihnen getäuscht hatte,“ erklärte Max ihr.

„Sie haben mich überprüfen lassen? Ich kann das alles schwerlich glauben, was sie mir da erzählen, Pembroke. Was war das eigentlich, was sie vorhin im Gesicht hatten?“ fragte Casey weiter.

„Es war meine Maske. Wir hatten uns damals ausgedacht, dass meine Tarnung gut sein müsste. So kamen wir auf eine Maske. Unser auserwählter Buchhalter sollte natürlich kein Aufhebens um seine Person machen. So haben wir ihn etwas verunstaltet und nicht ganz so liebenswürdig gemacht. Er sollte auch ein bisschen trottelig sein, damit wirklich keiner vermutete, dass Pembroke vielleicht doch kein Buchhalter ist. Ich denke, das ist uns gelungen.“

„Allerdings, Sie taten mir leid, weil ihnen immer solche unangenehmen Sachen passierten. Dass dies alles nur Theater sein sollte, kann man nur schwerlich glauben. War jedenfalls oscarreif.“ warf Casey dazwischen.

„Nun, ich habe mir redlich Mühe gegeben. Leider war dies für mich nicht immer einfach. Ich musste meine Stimme verstellen und dies den ganzen Tag über. Jeden Morgen musste ich eine Maske anlegen, damit ich aussah wie Pembroke. Es war ganz schön anstrengend. Jedenfalls haben Sie mich vorhin, bei meiner Demaskierung erwischt.“

Wieder machte Max eine kleine Pause. Casey sah sich Max Pembroke genau an. Er war groß. Sie schätzte, dass er etwas über 1,90 war. Seine Figur war schlank und athletisch. Er hatte breite Schultern und eine schmale Taille. Seine Haare glänzten wie schwarzer Samt und er hatte wunderschön geformte Finger. Das fiel ihr sofort auf. Sein Gesicht war atemberaubend schön, sofern man dies von einem Mann behaupten konnte. Er besaß ausgeprägte Wangenknochen und ein energisches Kinn. Seine leuchtend grünen Augen zogen einen in seinen Bann. Und er hatte schöne gezeichnete Augenbrauen. Nicht solche Dicken wie bei Pembroke. Alles in allem hätte man ihn wahrscheinlich eher als Modell eingestuft anstelle eines Beamten des FBIs.

„Wie heißen Sie? Ihr Name ist doch nicht wirklich Max Pembroke!“

„Nein, mein Name ist Jean-Luc MacKenzie.

„Jean-Luc ....MacKenzie? Welch ein ungewöhnlicher Name. Wahrscheinlich ist dies auch nicht der Richtige, oder?“

„Doch. Meine Mutter ist Französin und mein Vater ist schottischer Abstammung. Daher Jean-Luc MacKenzie. Meine Freunde nennen mich aber Luke. Nun wie ich eben sagte, bin ich hinter Hooks her. Er ist der Chef eines Schmugglerrings, der mexikanische Kunstgegenstände raubt und sie außer Landes bringt. Wir sind seit einem Jahr an ihm dran, konnten aber bis jetzt noch nicht seine Kontaktperson in Mexiko ausfindig machen. Deshalb muss ich Sie bitten, Miss Flemming, dass Sie absolutes Stillschweigen über diesen Abend halten. Außerdem empfehle ich Ihnen, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Wenn wir Hooks auf frischer Tat ertappen, dann wird von seiner Firma nicht mehr viel übrig sein.

Und noch etwas sollte irgendetwas von unserem Gespräch nach außen dringen, dann lasse ich sie einsperren. Und zwar solange, wie es dauern wird, Hooks dingfest zu machen. Es bleibt mir leider keine andere Wahl als Ihnen ihre Lage drastisch vor Augen zu führen. Meine Dienststelle hat im Moment noch keine Ahnung, das sie bescheid wissen aber glauben sie nicht, ich könnte Skrupel haben, sie einsperren zu lassen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“

Casey konnte nicht gleich antworten. Sie ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Es konnte doch nicht sein, dass er sie nun schon wieder bedrohte, nach allem was in dieser Nacht bisher geschehen war. Aber so wie es sich anhörte, wollte er sie wohl laufen lassen. Sie könnte dann immer noch zur Polizei gehen. Er hatte sie nicht gewarnt, zur Polizei zu gehen. Jean-Luc schien ihre Gedanken erraten zu haben, denn er meinte plötzlich:

„Casey, falls Sie daran denken sollten, zur Polizei zu gehen, dann vergessen Sie es ganz schnell wieder. Allen Anschein nach ist die hiesige Polizei in den Fall mit verstrickt. Sollten Sie der Polizei irgendetwas erzählen, so begeben Sie sich in größte Gefahr. Bedenken Sie Mr. Hooks, ist Bürgermeister und hat in diesem kleinen Ort somit auch die Polizeigewalt unter sich. Also wenn ich sie laufen lassen soll, dann müssen sie mir Ihr Wort geben, dass ich mich auf sie verlassen kann.“

Casey überlegte noch einen Augenblick und sagte dann,

„Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde nichts über Ihre Aktivitäten verlauten lassen. Das schwöre ich.“

Luke sah sie eindringlich an. Es war ein Risiko, sie laufen zu lassen. Aber ohne dass man etwas wagte, konnte man auch nicht gewinnen.

„Okay. Sie können gehen.“

Luke legte seine Hand auf den Rücken von Casey und schob sie leicht zur Haustür hinüber. Er öffnete die Tür und nahm die Hand von ihrem Rücken. Sie schaute ihn noch einmal an und ging dann ohne ein weiteres Wort aus der Tür hinaus. Schnell ging sie zu ihrem Wagen. Sie spürt seine Blicke in ihrem Rücken. Als sie hinter dem Steuer saß, den Motor anließ und das Auto wendete, konnte sie zum ersten Mal seit Stunden wieder tief durchatmen. Den ganzen Weg nachhause dachte sie über diese verrückte Situation nach. In was für einen Schlamassel hatte sie sich da hineinmanövriert. Kunstdiebe, FBI-Agenten, korrupte Polizisten es hörte sich alles nach einem Actionfilm aus Hollywood an und nicht nach dem einfachen Landleben hier in Paradise. Was sollte sie jetzt tun?

Sie hatte Jean-Luc versprochen, keinem etwas zu erzählen. Das würde sie auch nicht tun. Aber er hatte ihr nicht verboten, sich ein bisschen umzusehen. Genau dies würde sie ab morgen tun. Die Augen und Ohren offen halten und Jean–Luc im Auge behalten.

Luke schloss langsam die Tür. Er war sich nicht sicher, ob er nicht gerade den schwersten Fehler seines Lebens begangen hatte, indem er Casey hatte laufen lassen. Er hoffte nur, dass sie das Vertrauen, was er in sie setzte, auch wert war.

Wenig später lag er in seinem Bett und versuchte noch ein paar Stunden zu schlafen, bevor er wieder ins Büro musste. Er schaute auf seinen Wecker und seufzte. Es war schon halb zwei morgens, und wenn er noch ein paar Stunden Schlaf bekommen wollte, sollte er jetzt endlich einschlafen. Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Sofort stieg ihm der Duft ihres Parfums in die Nase. Erinnerungen an die Rangelei auf seinem Bett vor Stunden befielen ihn. Als er auf ihr gesessen hatte, um sie ans Bett zu fesseln und sie sich heftig unter ihm gewährt hatte. Es war ihm vorgekommen, als hätte er sich verbrannt. Er konnte es nicht leugnen. Aber Casey interessierte ihn mehr als es ihm im Moment lieb war.

„Verdammt alter Junge, eine Liebschaft würde dir jetzt noch fehlen. Schlag sie dir aus dem Kopf.“

Aufstöhnend drehte er sich auf die andere Seite und versuchte einzuschlafen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er endlich einschlief und auch dann hatte er keine ruhige Nacht. Er träumte von Kunstgegenständen, die immer wieder in den Händen einer brünetten, jungen Frau auftauchten, die wie Casey aussah. Sie stand auf einer Art Rollfeld und lachte ihn aus. Im Hintergrund sah er eine Maschine und bewaffnete Männer, die Kisten verluden. Er sah sich selbst, wie er von Gewehren in Schacht gehalten wurde. Das Flugzeug flog davon und Casey kam auf ihn zu. Sie lachte und schrie den Männern mit den Gewehren etwas zu. Sogleich wurde er in die Knie gezwungen und die Waffen drückten ihn ins Genick. Er wusste, was gleich passieren würde. Luke stöhnte, er wollte aufwachen, aber sein Traum war noch nicht zu Ende. Casey beugte sich zu ihm nieder und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Sie fühlte sich so gut an. Mit einem verführerischen Lächeln kam sie immer näher. Ihre Lippen legten sich auf seine und sofort explodierten die Gefühle. Sie schob ihre Zunge in seinen sich öffnenden Mund und stöhnte an seinen Lippen. Luke wollte seine Hände in ihrem Haar vergraben aber seine Arme waren ihm auf den Rücken gebunden. Plötzlich löste sich Casey von ihm und schaute ihn bemitleidend an.

„Du hättest mir nicht trauen dürfen. Armer kleiner naiver Luke.“

Schallend lachend drehte sie sich um und ging von dannen. Dann löste sich ein Schuss und es war Nacht. Luke fuhr entsetzt in seinem Bett auf. Er atmete dreimal tief durch. Sein Herz raste. Was für ein Albtraum. Es war alles so real. Vielleicht eine Vorahnung? Luke schaute auf seine Uhr. Es war fast halb sieben. Er setzte sich auf die Bettkante und fuhr sich mit den Händen über sein schweißnasses Gesicht. Schleppend ging er ins Badezimmer. Er putzte sich die Zähne und erschrak, als er sein Gesicht im Spiegel betrachtete. Er sah fürchterlich aus. Dunkle Ringe unter den Augen zeugten von Schlafmangel und seine Haut war auch ganz aschfahl. Zum ersten Mal war er froh darüber, dass er gleich die Maske vom Max Pembroke aufsetzen würde.

Er duschte länger als sonst. Zuerst ließ er sich das warme Wasser über den müden Körper prasseln. Er wusch sich die Haare und ließ den Schaum an seinem Körper hinuntergleiten. Dann drehte er den Kaltwasserhahn auf und ließ einen Schauer von eiskaltem Wasser über sich ergehen. Er prustete, doch das kalte Wasser weckte seine Lebensgeister. Schnell stieg er aus der Dusche und trocknete sich ab.

Eineinhalb Stunden später saß Mr. Pembroke in seinem Wagen und war auf den Weg zum Büro.

Um uns herum die Dunkelheit

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