Читать книгу Diener zweier Herren - Barbara Kindermann - Страница 9
ОглавлениеSchon tauchte hinter ihr ein bunt gekleideter Bursche auf und betrat den Raum. Er verbeugte sich vor den Herren und begrüßte sie umständlich: »Habe die Ehre, zu sein Euer Hochedelgeboren dienstwilliger Diener und Freund.«
Pandolfo winkte ungeduldig ab und fragte kurz: »Was willst du?«
Doch der spaßige Diener hatte sich indessen der hübschen Blandina zugewandt und fragte neugierig: »Wer ist eigentlich dieses entzückende, artige, gutgenährte, rotbäckige, freundliche Kind?«
»Was geht dich das an!«, gab Pandolfo unwirsch zurück. »Sie ist die Dienerin meiner Tochter Rosaura. Doch zur Sache: Wer bist du und was willst du?«
»Ich bin Truffaldino aus Bergamo, der Diener meines Herrn.«
Mit diesen Worten wollte er sich wieder zu Blandina umdrehen, doch Pandolfo packte ihn ärgerlich an der Schulter: »Und wer zum Henker ist dein Herr?«
»Es ist der Herr Federico Rasponi aus Turin«, antwortete Truffaldino.
»Bist du von Sinnen?«, rief Pandolfo entgeistert, »wer soll dein Herr sein?«
»Herr Rasponi aus Turin. Er wartet unten und will Sie sprechen.«
Pandolfo schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt oder betrunken! Wir haben es eben erfahren: Herr Rasponi ist tot! Erstochen!«
»Tot?«, staunte Truffaldino ungläubig. »Mein Herr ist tot? Ich habe ihn doch eben quicklebendig unten zurückgelassen. Ich muss nachsehen, ob das stimmt.«
Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. Pandolfo fragte verwirrt: »Wofür soll man diesen Kerl halten? Für einen Spitzbuben oder einen Narren? Dottore, wenn es wahr wäre, dass Rasponi lebt, so wäre die Hochzeit unserer Kinder unmöglich! Rosaura müsste Rasponi heiraten, wie versprochen.«
Doch schon stürmte Truffaldino wieder ins Zimmer und wetterte empört: »Ich wundere mich über Sie, meine Herren! So muss man Fremde nicht zum Narren halten. Das vergebe ich Ihnen in acht Tagen nicht! Mir zu sagen, dass der Herr Rasponi tot sei. Er ist unten, gesund und munter, und kommt jetzt gleich her. Dann werden Sie sich schämen, dass Sie einem ehrlichen Mann aus Bergamo nicht geglaubt haben!«
Dottore Lombardi rief aufgeregt: »Dahinter steckt ein Betrug!«
Pandolfo aber murmelte beunruhigt: »Mir wird bange, denn ich habe nichts Schriftliches über den Todesfall vernommen. Ich weiß es nur vom Hörensagen. Und wenn es nun doch nicht wahr ist?«