Von Casanova bis Churchill
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Barbara Piatti. Von Casanova bis Churchill
Inhalt
Einleitung
1760. Giacomo. Girolamo. Casanova
Während sie assen, nahm ich einen gepökelten Kapaun vor und zerlegte ihn kunstgerecht. «Dieser Kellner», sagte meine Schöne, «bedient sehr gut. Sind Sie schon lange in diesem Gasthof?»
Auszüge aus Casanovas «Geschichte meines Lebens», 1785–1798
1789. Jens. Immanuel. Baggesen
Wir stiegen ans Land. Meine Knie zitterten. Es war mir zu Muthe wie einem furchtsamen Liebhaber, der zum erstenmahl sich der Geliebten nähert […]. Ich stieg ans Land, oder eigentlich ich sank darauf hin; denn am ersten Stein kniete ich unwillkührlich, und küsste die Erde
Auszüge aus Jens Immanuel Baggesens «Rousseau’s Insel oder St. Peter im Bielersee», 1795
1802. Heinrich. von Kleist
Auf der Insel wohnt auch weiter niemand, als nur an der andern Spitze eine kleine Fischerfamilie, mit der ich schon einmal um Mitternacht auf den See gefahren bin, wenn sie Netze einzieht und auswirft
Heinrich von Kleists Brief an die Schwester Ulrike, 1802
1814. Mary. Godwin & Percy Bysshe. Shelley
Ein stürmischer «vent d’italie» (Südwind) durchpflügte den See, schuf riesige Wellen und sog das Wasser in einem Wirbelsturm hoch in die Luft, von wo es wie heftiger Regen in den See zurückfiel
Auszüge aus Mary Shelleys «Six Weeks’ Tour», 1817
1816. Lord Byron
Nahezu alle fünf Minuten hörten wir Lawinen hinunterstürzen – wie wenn Gott den Teufel vom Himmel herab mit Schneebällen bewerfen wollte
Auszüge aus Lord Byrons Tagebuch an Augusta, 1816
1824. Karl. Friedrich. Schinkel
In der Stadt sind wenig Häuser, die bewohnt aussehen; alles scheint auf Ruinen und alten Gewölben zusammengebaut, mehr der Aufenthalt von Ratten, Eulen und Fledermäusen als von Menschen zu sein
Auszüge aus Karl Friedrich Schinkels Reisetagebuch, 1824
1828. James. Fenimore. Cooper
Ich murmelte fast immer das Wort «unterweltlich» vor mich hin, und ich glaube, dies Beiwort bezeichnet diesen Ort am besten
Auszüge aus James Fenimore Coopers «Streifzügen durch die Schweiz», 1836
1831. Felix. Mendelssohn. Bartholdy
Die Spannörter sind unglaubliche Zacken u. der runde mit Schnee belastete Titlis, der den Fuss in den Wiesen hat, u. die Urner Felsen aus der Ferne sind auch nicht übel. Jetzt ist noch dazu Vollmond; das Thal ist geschmückt
Auszüge aus den Briefen von Felix Mendelssohn Bartholdy, 1831
1833. Hans. Christian. Andersen
Als ich in die frische Luft hinauskam, die so blau war, dass es mich frappierte, fühlte ich mich äusserst wohl
Auszug aus Hans Christian Andersens Tagebuch, 1833
1835. Franz Liszt & Marie d’Agoult
Kein einziger Brief gelangte zu uns auf unsern zauberhaften Wanderungen durch die Berge. Niemand kannte unsere Namen in den einsamen Hütten und Weilern, in denen wir uns mit Vorliebe aufhielten
Auszüge aus Marie d’Agoults Memoiren, 1927
1841. Friedrich Engels
Das Murmeln des beruhigten Flusses klang […] wie das Geplauder jener schönen Schwanenjungfrauen, die […] an einsamer, heimlicher Stelle die Schwanenhaut abstreifen, um unter den grünen Zweigen in der schneekalten Welle zu baden
Auszüge aus Friedrich Engels’ «Lombardischen Streifzügen», 1841
1845. John Ruskin
Diese günstige Gelegenheit benutzte Turner, um sich schnell mit ein paar Bleistiftstrichen auf einem dünnen Stückchen Papier ein «memorandum» des Ortes zu machen, das sich mit andern von derselben Art aufrollen und nachher in die Tasche stecken liess
Auszug aus John Ruskins Kapitel «Die Schönheit der Berge», 1856
1852. Richard Wagner
Der Eindruck, den Lugano wieder auf mich macht, hat entschieden, und ich bitte Dich nun herzlichst, zögre keinen Augenblick, packe Deine 5 Strümpfe u. 2 Hemden zusammen, nimm den Peps und setz’ Dich mit ihm in den Postwagen: es ist zu himmlisch hier
Auszüge aus Richard Wagners Briefen, 1852
1857. Leo Tolstoi
Ich warf einen Blick durchs Fenster. Schwarz, zerrissen und licht. Ich könnte auf der Stelle sterben. Grosser Gott! Grosser Gott! Wer bin ich? Wohin zieht es mich? Wo bin ich?
Auszüge aus Leo Tolstois Tagebuch, 1857
1863. Jemima Morrell
In einem Becken erkannten wir die Dame, die uns am Vortag am «table d’hôte» vis-à-vis gesessen hatte. Ihre nächste Mahlzeit nahm sie bis zu den Schultern im Wasser sitzend ein; auf einem Holzbrett stand eine winzige Kaffeekanne
Auszüge aus Jemima Morrells Reisetagebuch, 1863
1867. Fjodor M. Dostojewski & Anna G. Dostojewskaja
Wir traten in den Dom ein, und ich fand grossen Gefallen an ihm. Fedja zog mich auf und erklärte, hier sei nichts Besonderes zu sehen, was würde ich dann erst zum Mailänder Dom sagen! Das ist eine müssige Rede. Den Mailänder Dom werde ich vielleicht niemals sehen
Auszüge aus dem Tagebuch der Anna G. Dostojewskaja, 1867
1874. Gustave Flaubert
Und dann meine Gesellschaft […], diese Herren Ausländer, die im Hotel wohnen! alles Deutsche oder Engländer mit Stöcken und Ferngläsern. Gestern war ich versucht, drei Kälber zu umarmen […], aus Menschenfreundlichkeit und Mitteilungsbedürfnis
Brief von Gustave Flaubert an Ivan Turgenev, 1874
1875. Theodor Fontane
Beständig drängte sich mir die Erinnerung an das Böcklinsche Bild auf; alles war da; nur der Ichthyosaurus kuckte ‹nicht› aus seinem Felsenfenster heraus
Auszüge aus Theodor Fontanes Ehebriefen an Emilie, 1875
1883. Elizabeth Main
Wir liessen noch einige Kekse verschwinden. Hähnchen, Suppe, Champagner, eigentlich alles ausser dem Cognac war steinhart gefroren. Jedes Mal, wenn etwas ins Glas gegossen wurde, fror die Hälfte davon augenblicklich an seinen Wänden fest
Auszüge aus Elizabeth Mains Bergsteigerbuch «The High Alps in Winter», 1884
1884. August Strindberg
Diese Natur ist gross, so gross, dass die kleinen Menschen sie beim besten Willen nicht zu zerpflücken vermögen! Obwohl der Wille dazu vorhanden ist. Ausserdem ist es hier warm, und die Luft ist herrlich!
Ein Brief August Strindbergs, 1884
1893. John Muir
Welch grandioser Ausdruck von Gletschertätigkeit und von fliessendem, singendem Wasser. Welche Notenblätter sind diese Schotterschichten. Steinpredigten, ja, und Steinlieder
Auszüge aus John Muirs Reisetagebuch, 1893
1893. Richard Strauss
Ich war sehr langsam gestiegen, Herz und Lünglein haben sich famos benommen; mit dieser Quittung kann ich nun getrost in den deutschen Winter hinein
Richard Strauss’ Briefe an seine Eltern, 1893
1893. Arthur Conan Doyle
Wenn du das erste Mal das Umwenden versuchst, glauben deine Freunde, es sei einer deiner schlechten Witze
Arthur Conan Doyles Ski-Reportage, 1894
1898. Elizabeth. Robins. Pennell & Joseph. Pennell
Ich wurde versengt von der Sonne, erstickt vom Staub, durchnässt vom Regen
Auszüge aus Elizabeth Robins Pennells Reisebericht «Over the Alps on a Bicycle», 1898
1898. Elisabeth von Österreich & Irma Sztáray
In Caux angekommen, sahen wir die Sonne im Niedergehen. Sie stand wohl noch hoch am Himmel, verwundete sich aber im Sinken an einem gen Himmel ragenden Felsen und verblutete jählings
Auszüge aus Irma Sztárays Erinnerungsbuch «Aus den letzten Jahren einer Kaiserin», 1909
1902. Otto Julius. Bierbaum
Hier aber ereilte uns unser Geschick. Es hatte die Gestalt eines überlebensgrossen Polizisten, der sich wie ein Turm breitbeinig vor uns aufpflanzte, indem er abwechselnd äusserst laut und mächtig rief: Anhalte! Usschtiege!
Auszüge aus Otto Julius Bierbaums Reisebuch «Eine empfindsame Reise im Automobil», 1903
1911. J. R. R. Tolkien
Wir schliefen, wo es ging, die Männer oft in Scheunen oder Ställen, denn wir richteten uns nur nach der Karte, vermieden die Strassen und meldeten uns nirgends vorher an, und nach einem spärlichen Frühstück assen wir im Freien
Auszug aus J. R. R. Tolkiens Brief an seinen Sohn Christopher, 1967
1911. Walter Benjamin
Eine kurze, feige Versuchung, die breite Strasse längs des anderen Ufers einzuschlagen, unterdrücke ich. Immer hinein in die dunkelsten Strassen
Aus Walter Benjamins «Von der Sommerreise», 1911
1911. Franz Kafka & Max Brod
Statt Gassen Kellertreppen und Kellerkorridore – ein Junge wird geschlagen, dumpfer Klang geklopfter Betten – von Epheu überwachsenes, am Rand mit Epheu bespritztes Haus […] – wir stützen einander auf dem Weg vom Badeplatz nach Gandria, so müde sind wir
Aus Franz Kafkas Reisetagebuch, 1911
1915. Wladimir. Iljitsch Lenin & Nadeschda. Krupskaja
Für den Fall, dass wir gemeinsam grössere Ausflüge machen […], wäre es gut zu wissen, wie es um die «Hütten» (Cabanes) steht – das sind Häuschen in den Bergen mit Schlafgelegenheiten, eingerichtet vom Schweizer «Alpen»-Club
Auszüge aus den Briefen von Wladimir Iljitsch Lenin, 1915
1918. René Schickele
Der fünftägige Skikurs ist zu Ende. Die letzten Tage fuhren wir immer in den Sonnenpark von Chantarella unter den blauen Himmel. Dort purzelten wir herum wie tölpelige Engel
Auszüge aus René Schickeles Tagebuch, 1918
1922. Ernest Hemingway
Da sind Rotwildspuren im Schnee, und ein grosser Rabe schaukelt auf dem hohen Ast einer Kiefer und beobachtet Sie, wie Sie die Spuren untersuchen. […] Die Gegend ist wild wie die kanadischen Rockies
Ernest Hemingways Reportage «Die Hotels in der Schweiz», 1922
1929. Leni Riefenstahl
Ohren, Nase und Mund waren voller Schnee und Eisstücke. Ich schrie, man sollte mich hinablassen. Aber vergebens, man zog mich, entgegen Fancks Versprechen, über die ganze Eiswand hinauf
Auszug aus Leni Riefenstahls «Memoiren», 1987
1938. Anderl Heckmair
Anspruchsvoll in Biwakplätzen waren wir alle nicht, aber dieses Band war schon arg schmal! Es wollte mir absolut nicht gelingen, eine bequeme Lage zu erreichen. Von Liegen war natürlich keine Rede […]. Diesmal aber wollte nicht einmal das Sitzen gelingen!
Auszüge aus Anderl Heckmairs «Die drei letzten Probleme der Alpen», 1949
1946. Winston Churchill
Wie auch immer, die Villa ist sehr komfortabel
Auszüge aus Winston Churchills Briefen, 1946
Dank
Autorin
Auswahlbibliografie
Einleitung
Giacomo Girolamo Casanova
Jens Immanuel Baggesen
Heinrich von Kleist
Mary Godwin & Percy Bysshe Shelley
Lord Byron
Karl Friedrich Schinkel
James Fenimore Cooper
Felix Mendelssohn Bartholdy
Hans Christian Andersen
Franz Liszt & Marie d’Agoult
Friedrich Engels
John Ruskin
Richard Wagner
Leo Tolstoi
Jemima Morrell
Fjodor M. Dostojewski & Anna G. Dostojewskaja
Gustave Flaubert
Theodor Fontane
Elizabeth Main
August Strindberg
John Muir
Richard Strauss
Arthur Conan Doyle
Elizabeth Robins Pennell & Joseph Pennell
Elisabeth von Österreich & Irma Sztáray
Otto Julius Bierbaum
J. R. R. Tolkien
Walter Benjamin
Franz Kafka & Max Brod
Vladimir Iljitsch Lenin & Nadeschda Krupskaja
René Schickele
Ernest Hemingway
Leni Riefenstahl
Anderl Heckmair
Winston Churchill
Bildnachweis
Anmerkungen
Impressum
Отрывок из книги
Für Derek, Valentin und Fabian
Giacomo Girolamo Casanova, 1760
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Auszüge aus John Muirs Reisetagebuch, 1893
Richard Strauss, 1893
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